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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070527015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907052701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907052701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-27
- Monat1907-05
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BeHuqs«PreiS für Leiv»>a und Bororte durch unser« Träge« und Spediteure m» -aus irdracht: Aus» gäbe nur morgen») otrrtrtjährlich t M, monatlich t M.. Ausgabe lt imorgrn» und abend«) oierteliährltch 4 50 M, monatlich 1.50 M. Durch die Poft bezogen (I mal täglich) innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolouien vierteljährlich 3 monatlich l M. auSschl. Poslbestellgeld, für Oesierreich-Ungara vierteljährlich bL 45 tu Abonnement-Annahme: AugustuSplatz 8, bet unseren Trägern. Filialen. Spediteuren und Aanahwestellen. sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer tostet 1V Pf«. Nedattion und Nrpedittou: Zodanni-gasse 8. Teleph. Nr. 146S2. Nr. 14693. Nr. 14694. verltner Redattion»-Bureau: Berlin XV. 7, Prinz Loui» Ferdinand- Stratz» 1. Telephon I. Nr. 9275. Morgen-Ausgabe 8. MpMcr.TaMaü Handelszeitirng. Ämtsölatt des Rates und des Rotizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS fitr Inserate au- Leipzig u. 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Mai in Eisenach tagen. * Im Leipziger FrühjahrSpreiS (15 000 *4) ging Herrn L. KornS F.-H. „Granat" als erster durchs Ziel. — Den Prix de Diane (50 000 FrcS.), der gestern in Chan tilly gelaufen wurde, gewann Duc de GramontS „Saint Astra".— Im österreichischen Stutenpreis zu Wien (35000 Kronen) siegte Herrn A. Drehers „Va banque" in einem Felde von acht Pferden. — Da» Goldene Rad in Köln gewann Gnigaard. (S. Sport.) prnsionrverticbellttig Wr Oie privstangestellken. Das lebhafte Interesse der Privatangcstellien konzentriert sich nach wie vor autf die Denkschrift, die das Reichsamt des Innern über die wirtschaftliche Lage der Prioatangestelllen (die Pensions- und Hinterbliebenenversicherung) dem Reichs- log übermittelt hat, und es vergeht tatsächlich kein Tag, am dem nicht in mehreren Städten über dieses Thema ge sprochen wird. Man darf nicht außer acht lassen, daß dieses Interesse an der Denkschrift im höchsten Grade genährt wor. den ist durch eine lebhafte Agitation aller Angestellten verbände, der sogenannten sozialen Kommissionen und Pen- sionÄvereinigungen, so daß wohl tatsächlich die Hälfte aller in Betracht kommenden Personen, etwa eine Million, sich «Mgehend mit der Sache besaßt hat. Es ist schon mehrfach ausgMhrt worden, und es ist deshalb durchaus nicht ver wunderlich, wenn in den Kreisen der Privatangestellten die Diskussion nicht nachlaßt, sondern eher verschärft wird, denn daß di« Denkschrift ihnen so wenig Hoffnung auf Erfüllung ihrer lebhaften Wünsche macht, hat sie tatsächlich stark be troffen. Die Agitation für diese Pensionsvcrsicherung wird von einem Hauptausschuß, der seit dem 1. Dezember 1901 be steht und dem wohl so ziemlich sämtliche Vereine für Privat angestellt« aller Arten angchören, geleitet. Es sprachen werden, daß dieser Hanptausfchuß die Stellung der Regierung in dieser Frage sehr zurückhaltend hält und daß man sich in seinen Kreisen bemüht, durch verschieden: Vorschläge die Bedenken der Regierung hinfällig zu machen. Was all« Privatangestelltem.' wollen, das ist eine bessere Rentengewährung, als wie sie im Jnvalidengcsetz vorgesehen ist. Und wenn di« Statistik auch ergibt, daß etwa drciviertel und mehr der Prlvatangestellten schon heute invaliden- versicherungspslichtig sind, so wollen doch alle ohne Ausnahme gern höhere Beiträge zahlen, um höhere Renten zu genießen. Es ist «nun die Meinung aufgstaucht, daß es wünschenswert sei, und daß Negierung und Parlament den Wunsch «her erfüllen würden, wenn diese erweiterte Angestelltenversiche rung in das jetzige Invalidengesetz einbezogen würde. Ein dahingehender Vorschlag wuvde auch von selten des Werk- meistervcrbandes, beziehentlich dessen Syndikus Herrn Dr. Potthoff, in der Hamptausschußsitzung am 5. Mai gemacht. Man kann gewiß auf dem Standpunkt stehen, daß dieser Weg an und für sich praktisch sei, allein wenn besondere Klaffen mit höheren Beiträgen und höheren Renten inner halb des Gesetzes eingerichtet werden sollen, so ist es doch besser, eine neue Versicherung ins Leben zu rufen, als im bsstdhenden Gesetz fernerhin die einzeln»» Versicherten je nach der Stellung verschieden zu behandeln. Auch muß be merkt werdan-, daß den Privatangestellten eine Rente in frühe- reu Jahren, als in dem 70. Lebensjahre, also etwa mit dem 65, -Ugestanden werden muß, und daß aber vor allen Dingen nicht die allgemein« Invalidität, sondern die Berufs invalidität angenommen werden muß. Das letztere ist ge- w:fferwaßen schon im bestehenden Gesetz vorgeschrieben, allein allgemein wird geklagt, daß man nicht danach handele. Das würde -u einem Teil die jetzt allerdings sehr niedrigen Bei- träge zur Invalidenversicherung mit begründet. Man ist da her auch durchaus auf dem Standpunkt stehen geblieben, den seither di« Agitation in den Privatangestellten- krersen eingenommen hatte, und hat sich mit Ein helligkeit, abgesehen von der vorhin erwähnten Ausnahme, für eine besondere Pensionsvcrsicherungsanstalt der Privat angestellten erklärt, ebenso für die Altersgrenze von 05 Jahren und für die Berufsinvalidität. Das bedeutet allerdings noch keimen Schritt vorwärts, denn die nackten Zahlen der reichsamtlichen Denkschrift werden nicht ganz umgestoßen werden können. Doch finden sich einige Fehler quellen darin, die unter geschickter Benutzung und bei Ein schränkung der Forderung, die sich bekanntlich auf dieselbe Pensions- umd Hinterbliobenenversicherung, wie für den Reichsbeamten erstreckt, als zur teilweisen Korrektur der amtlichen Zahlen geeignet erscheinen. Bei dem Umfang u-nd der großen Tragweite der Ärche ist es erklärlich, daß, mit Ausnahme der angomommenen Hauptsätze: Altersgrenze 65. Jahr, Berufsinvalidität, eigene Angestelltenversicherungs anstalt, Beiträge der Unternehmer und des Reichs, eine be stimmte Stellung noch nicht genommen und ein bestimmter Vorschlag -noch nicht gemacht werden konnte. DaS soll nun Sache einrr engeren Kommission sein, die hoffentlich den Schlüssel zur Lösung findet. Des Wohlwollens des Reichs- t<Ues sind die Bestrebungen der Privatangestellten ohne Zweifel sicher, denn die in jener Versammlung des Haupt ausschusses anwesmden Herren NeichStagsabgeordneten Führ. H«yl zu Herrnsheim, Nacken, Dr. Potthoff und Dr. Stvesemann erklärten wiederholt ihre Sympathie für die Wünsch«. Jedenfalls dürfte eine gegen früher noch vermehrte Agitation dafür einsetzen, die sich aus die Denkschrift stützen würde, welche die eingesetzte Kommission als eine Art Kritik der amtlichen Derckschrift bis Anfang Oktizher ausarbeiten soll. pslitftcher Mstgenrot im äeutzchen Orten. So nannte es die „K. V.-Ztg." kurz vor den Wahlen, als dort die Zentrumspartei, anstatt die deutschen Kandidaten zu unterstützen, wie es ihr die nationale Pflicht geboten hätte, teils durch Aufstellung eigener Kandidaten den Deut schen die Situation erschwerte, teils offen für die polnischen Kandidaten eintrat, um dem Wahlkreise einen katholischen Vertreter zu sichern. Und kürzlich schrieb sic freudig: „Es mehren sich die Zeichen, daß das politische Morgenrot im deutschen Osten die in den östlichen Provinzen wohnenden Katholiken aus den Federn getrieben hat und sie nun frohen Mutes die mühevolle Tagesarbeit in Angriff nehmen, die geleistet werben muß." Diese Tagesarbeit besteht in der Gründung von ZentrumSorganisalionen und Einführung deS Volksvereins für das katholische Deutschland in unfern öst lichen Provinzen. Den ersteren können die deutschgesinnten Katholiken nur mit dem ärgsten Mißtrauen enlgegensehen. Denn wie eS um die nationale Gesinnung deS Zentrums bestellt ist, daS hat ter Dezember 1906 und das Verhalten des Zentrums bei den Wahlen, insbesondere die damaligen Ver suche der Zentrumspresse, auf die Haltung der Katholiken im Osten in antideutschem Sinne einzuwirken, deutlich genug bewiesen. Die „Vereine deutscher Katholiken" dagegen, welche unter voller Wahrung ihres katholischen Standpunktes es als ihre vornehmste politische Pflicht ansehen, im Osten die deutschen Interessen hochzuhallen, wurden zentrumsteitig als hakaristisch und nur lau katholisch verdächtigt, genau wie im Westen die politische Unabhängigkeit und treu katholische Ge sinnung der „Nationalkatholiken" in Zweifel gezogen wurde. Auch die Einführung des Volküvereins für das katholische Deutschland birgt — so löblich die Bestrebungen dieses Vereins sonst auch sein mögen — dieselben Gefahren der Ausbreitung eines nicht ausgesprochen deutschen Stand punktes unter den Katholiken der Ostmarken in sich. Denn dieser Volksverein ist eben auch nur eine Zentrums-Organi sation und bleibt stets durch die Zenlrumöbcstrebungen beeinflußt. Vom nationalen Gesichtspunkt aus — und das ist doch derjenige, welcher für uoS in berPolitik die maßgebendsten Richt linien anzugeben hat — kann man daher nur wüns-ben, daß di« geg-n die „Vereine deutscher Katholiken" erhobenen Verdäch tigung.,, mit denen man auf die schwachen Ge.. c . .i^ken sucht, ihren. Zureck verfehlen, und daß die Versuche. Zen- trumSorganisationen in den Ostmarken zu gründen uno den Volksverein für daS katholische Deutschland dort cinzusühren, nicht die von der „K. V.-Ztg." erhofften Erfolge haben. Mögen diese Versuche im Gegenteil für die deutsch gesinnten Katholiken Veranlassung werden, auch ihrerseits sich straffer zu organisieren und auch ihrerseits eine weit gehende auftlärenve Tätigkeit in daS katholische Volk zu tragen, eine Tätigkeit, die in erster Linie dahin geht, die Freude am Deutschtum zu heben und auch dem ein fachsten Manne zum Bewußtsein zu bringen, welche nationalen Pflichten er als Deutscher inmitten der polnischen Bevölkerung zu erfüllen hat, Pflichten, die absolut unabhängig vom konfessionellen Bekennt nis sind. ES muß überall zur Losung werden: Wir Deutsche halten unter allen Umständen zusammen. Die Verschieden heit unseres konfessionellen Standpunktes darf hier, wo eS sich um einen Kampf zur Verteidigung nationaler Interessen handelt, unS nicht entzweien. Am allerwenigsten aber sollte eS möglich sein, daß vermeintliche GlaubenSintereffcn bei Katholiken Veranlassung würden, inS polnische Lager über- zugehen oder auch nur den polonisierenden Bestrebungen Vor schub zu leisten. DaS Erstarken der Einigkeit aller Deutschen, das wäre das wahre politische Morgen rot im deutschen Osten. Os« vemzin über Sie Zchlachttrlckrr Ser Mantrchtirei. LI. Bei einer Beurteilung der russischen Stellung ist man genötigt, das Gelände, in dem sich die Verteidigung abge spielt hat, als einen, wenn auch niedrigen Gebirgszug an zusprechen, der im Gegensatz zu unseren Bergen in der Hei mat dadurch etwas übersichtlicher wird, daß die Bewachsung gänzlich fortfällt. Hieraus ergeben sich die Vorteile und Nachteile der Stellung. Der erste Eindruck, den man hat, wenn man, vom Signalberg kommend, über die Höhen von Sinlitun reitet, ist derart, daß man sich zu dem Worte „un- angreisbar" bewogen fühlt. Je weiter man nach dem rus sischen linken Flügel lLudiafan-Sykwantuns gelangt, desto mehr schwindet dieser Eindrtlck, weil hier mehr und mehr der bergige Boden dem Angreifer Vorteile gewährt, die sich ihm auf dem rechten russischen Flügel beim Ansturm gegen die aus der blauen Ebene aufragenden Höhen nicht bieten. Diese ungeheuere Stärke in der Front und auf dem rech ten an die Ebene angelehnten russischen Flügel haben zu nächst für den, der eine Defensivstellung sucht, etwas Ver lockendes. Dieser Vorteil bleibt aber nur solange bestehen, als per Gegner dem Verteidiger den Gefallen tun will, gegen srn« solche offensichtlich starke Stellung anzurennen, um sich an ihr nutzlos den Kopf einzuschlagen. Rein theoretisch wird sich eine Verteidigungsstellung „ihrem Ideal um so mehr nähern, ie versteckter ihre Starke" ist. Sie „soll nichts als ein Schlachtfeld mit gesteigerten Vorteilen sein. Damit sie aber ein Schlachtfeld werde, dürfen die Vorteile nicht über spannt werden" (Clausewitz, „Vom Kriege"). Denn andern falls wird der Gegner geradezu zur Umgehung herausqesor- dert, und damit ist die ganze schöne Stärke in der Front zweck los geworden. Aber da die Japaner aus unbekannten, viel leicht politischen Gründen (Geburtstag des Mikado am 31. August) den Ansturm gegen diese Stellung unternommen haben, so hat sie, da ja der Erfolg maßgebend ist, wohl die Anforderung, die die Ruffen an sie stellten, erfüllt. Trotzdem mußte aber, da der Angriff gerade auf diesem Teil der Stellung nicht sicher vorauszusehen war, mit einer Umgehung gerechnet werden. Daß eine solche aber eine ernste Gefahr nicht auf dem rechten, sondern nur auf dem linken russischen Flügel bringen konnte, lag klar zutage. Ein mal war letzterer, wie oben erwähnt, an bergiges Gelände angelehnt, da- eine Umgehung unterstützt. Dann war ader auch aus der Anmarschrichtung der drei japanischen Armeen ein Druck gegen den linken russischen Flügel vorauszuseben, hinter dem die schräge Rückzugslime nach Mukden lag. „Eine schiefe Rückzugslinie erleichtert aber dem Angrerien- den das taktische Umgehen und lähmt die eigenen taktischen Bewegungen während der Schlacht." „Clausewitz, „Vom Kriege".) Um so mehr ist es zu oerwunüern, daß gerade auf diesem gefährdeten Flügel die russische Aufklärung vollkom men versagte. , Tie eigene taktische Beweglichkeit der Russen war aber nicht nur durch die schräge Rückzugslinie, sondern auch noch durch die Eigenart des gebirgigen Geländes an sich er schwert; denn wenn auch die Berge unbewaldet waren und keinen besonders zerrissenen Charakter zeigten, so erschwerte doch jede Anhöhe und jedes Tal die erwünscht« Uebersicht und die Verbindung der Truppen untereinander. Und schließlich kam als drittes erschwerendes Hindernis für die Beweglichkeit noch der Taitzeho hinzu, der sich im Rücken der'südlich Liaoyang gelegenen Stellung hinzieht. Nun suchte Kuropattin bei Liaoyang augenscheinlich «inen Umschwung der Lage, einen entscheidenden Sieg her- bcizuführen. — ..Wo aber dieser gesucht wird, darf der offen sive Teil der Verteidigungsjchlacht niemals ganz fehlen." (Clausewitz, „Vom Krieg«".) Wo hätte hier aber Kuropatffn die Offensive ergreifen können? Auf dem rechten Flügel? Hier wäre ihm eine Ueberraschung des Gegners weder in der übersichtlichen Ebene, noch von den Höhen herab geglückt. Außerdem ftanden ihm hier die Hauptkräfte der Japaner gegenüber. In der Mitte der Stellung? Dort ft'.eg vor ihm das Gebirge auf, in dem sich der Gegner sofort fest gesetzt hätte, und die Rollen wären hier nur vertauscht ge wesen. In den Stellungen östlich Liaoyang und am linien Flügel lag aber für den Uebergang zur Offensive der Taitzeho als erschwerendes Hindernis vor der Front und jenseits desselben erhob sich ebenfalls das Gebirge. So sehen wir, daß die auf den ersten Anblick hin so ge waltig erscheinende Stellung um Liaoyang ihre bedenklichen Mängel zeigte, und daß sie ohne taktische Fehler des Geg ners nicht Gelegenheit bot, die Fesseln der „erstarrenden Passivität zu lösen". Auf solche eventuelle Fehler darf aber der Feldherr bei Auswahl seiner Stellung nicht rechnen. Das russische Heer hatte sich somit „mit einem tüchtigen Bodenabschnitt gewissermaßen kopuliert und beide machten dann gemeinsame Sache. Das Bataillon verteidigte den Berg und der Berg das Bataillon." Man „verlor die Frei heit der Bewegung noch mehr, von der man ohnehin keinen sonderlichen Gebrauch zu machen wußte". (Clausewitz, „Aom Kriege".) Fragt man sich nun. was die Veranlassung zur Wohl dieser Stellung gewesen sein könnte, jo muß der Gedanke austauchcn, daß Kuropatkin in dieser Stellung «inen Schild vor Liaoyang halten wollte. Gleichsam wie eine Henne, die sich nicht ihr Ei nehmen lassen will, so hat sich dis rus sische Armee mit breiten Flügeln vvr Liaoyang aufgebaut. Es ist aber eine alte taktische Wahrheit, daß die „Ver nichtung der feindlichen Streitkraft an Wichtigkeit dem Be sitz des Landes vorangoht, also vom Feldiherrn zunächst er strebt werden soll". (Clausewitz.) Mit einem Sieg über das japanische Heer wäre für die Russen der Besitz Liao- yanas so wie so entschieden gewesen. Es scheint nun, als ob die Sorge um Liaoyang und der Gebirgsboden die Russen in die entschiedenste Passivität hineingezogen haben. Denn als der Gegner die Vorteile zur Offensive gewährte, als Kuroki vor der russischen Front nur schwache Kräfte stehen ließ und abmarschierte, um den russischen linken Flügel zu umgehen, da konnte sich die rus sische Heeresleitung nicht mehr zur Offensive autraffen. Sie unternahm nichts gegen die stehengebliebene dünne ja panische Linie, und ihr scheinbarer Offensivgedanke in der linken Flanke am 2. September war auch nur eine Parade gegen den tödlichen Hieb, der hier von dem Gegner drohte. — Vielleicht bat aber auch Kuropatkin bei Wahl der Stellung sich „von vornherein nicht imstande geglaubt, seinem Siege eine große Folge zu geben und hat sich mit der bloßen Zu rückweisung der Gefahr und der geretteten Waffenehre be gnügen wollen". Clausewitz.) So keben wir die russische Armee von ihrer Stellung maainetisch angezogen, um Haaresbreite einer entschiedenen Niederlage entgehen. Die wahren militärischen Absichten der russischen Heeresleitung bei Liaovana, und die sonstigen Motive, die zur Schlacht in dieser Stellung genihrt haben, werden wohl erst später ihre Aufklärung erfahren. Bis dahin müssen wir uns mit theoretischen Erörterungen begnügen. Deutsches Keich. Leipzig, 27. Mai. -e- Eine Acußerung des Staatsministers Grafen von Hohenthal über die Rcichstagswaiflcn nnd die Landtags- „Wahlreform". Bei dem am Geburtstag des Königs von den städtischen Bebördcn zu Dresden im Ausstellungspalast gegebenen Festmahl streifte der Staatsminister Graf von Hohenthal auch politische-Fragen und führte aus: „Tas ver- slossene Jahr war von Erfolgen für den König gekrönt. Denn es unterliegt für mich gar keinem Zeisel, daß die glänzenden Siege, die von den Ordnungsparteien bei den Reichstagswahlen gerade in unserem Sachsen erfochten wor den sind, zum großen Teile auf die persönliche Stellung zu- rückznführen sind, die unser Königlicher Herr seinem Volke gegenüber einnimmt. Meine Herren! Ich bin mir der großen Schwierigkeiten voll bewußt, die bei der nächsten Londtagssession zu überwinden sein werden. Ich brauche nur das Wort „Wahlreform" auszusprechcn, um Sie ohne weiteres von dLr Richtigkeit dieser meiner Meinung zu überzeugen. So fest entschlossen ich aber bin, den ehrlichen Versuch zu machen, für die Zweite Kammer ein neues, auf etwas breiteren Grundlagen ruhendes Wahlgesetz durchzu setzen, so fest vertraue ich hierbei auf die Hilfe meines Königs und Herrn, der mich für den erwähnten Zweck hier her berufen hat." * Militärisches. Die Reibe der Veränderungen in den höchsten Stellen der Armee ist allem Anschein nach noch immer nicht abgeschlossen. Nach einer Karlsruher Meldung der „Franks. Ztg." wird Generaloberst v. Lindeguist nun doch schon in allernächster Zeit die 3. Armeeinspektion niedcrlegeo. An seiner Stelle soll, wie schon lange vermutet wurde, der Kommandierende deS 14. Armeekorps' in Karlsruhe, General v. Bock und Polach, zum Armeeinspektcur ernannt werden. DaS l4. ArmeekoipS soll der jetzige Cbef dcö Militär- kabinelts, der eben erst zum General der Infanterie beförderte Graf Hülsen-Häsrler, erkalten, und an die Spitze deS Militär- kabineitS soll General Mackensen-Danzig, der frühere Flügel», jetzige Generaladjutant des Kaisers und Kommandierende der Leidhusarenbrigade, treten. * Freiherr von Roggenbach Seit fast 20 Jahre.« ist der Name deS früheren badischen Ministers Franz Freiherr von Roggenbach kaum noch genannt worden, bis er jetzt wieder, wo sein Tod bekannt wird, iu daS Gedächtnis zurückkehrt. Wir meldeten schon in der Sonntagsausgabe RoggenbachS Ableben. Seine Verdienste um die deutschen Einheitsbestrebuugen, die in die Zeit der 40er und 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts fallen, als er iu einflußreicher Beamtenstellung, längere Zeil als Minister des Auswärtigen tätig war, sollen unvergessen bleiben. Er hat sich auch in freiheitlichem Sinn ver dient gemacht, als er in Baden den Juden die staatsbürgerliche Gleichberechtigung erwirkte. Mit der preußischen Politik sympalhiesierte er in der schleswig- holsteinische Frage, trat dann aber von seinem Amt zurück, als er mit dem Vorgehen gegen den Augustenburger nicht einverstanden war. Er wurde vom späteren Kaiser Friedrich sehr bevorzugt. Er differierte aber so stark von Bismarck, daß er in keinem politischen ReichSamt Verwendung fand, nur bei der Organisation der Straßburger Universität war er mit beteiligt. Schließlich wurde er in den Geffcken- prozeß wegen Veröffentlichung des Tagebuchs des Kaisers Friedrich verwickelt. Man hielt in seinem Schloß Haus suchung, ohne etwas zu finden Ob er die zwanzig letzten Jahre seines Lebens benützt hat, um Aufzeichnungen zu machen, die für die politische Geichichte bemerkenswert sind, ist noch unbekannt. Als Vorkämpfer ter deutschen Einheit und charakterfester Mann verdient er, daß ihm ein ehrendes Ge dächtnis bewahrt bleibt. Roggenbach war am 23. März 1825 zu Mannheim geboren. * Freiherr v. S Pforten r. Der langjährige bayerische Gesandte in Stuttgart, Frhr. v. d. Pforten, ein Sohn des bekannten ehemaligen bayerischen StaatsministerS ist, wie schon kurz gemeldet wurde, am 25. Mai gestorben. Kurt Frhr. v. d. Pforten war am 1. Juni 1847 in Leipzig geboren. Er wurde 1883 bayerischer Geschäftsträger in DreSoen, 1884 Legationsral bei der bayerischen Gesandtschaft in Wien und 1887 Geheimer LegationSral und Minister resident bei der Eidgenossenschaft m Bern. Am 17. Sep tember 1895 erfolgte seine Beglaubiaung als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Stuttgart, wo er bis jetzt die bayerischen Interessen vertreten hat. * Graf Moltkc und Horden. Die Nachricht, daß der Kommandant von Berli», Generalleutnant und General k la suite Graf von Moltkc, in Genehmigung feines Ab schiedsgesuches mit Pension zur Disposition gestellt worden sei, wird jetzt, wie die „Berl. Morgenpost" meldet, mit. «urcr Version verknüpft, die einen Sensationsprozeß ungewöhnlicher Art in Aussicht stellt. Leser der „Zukunft" werden sich erinnern, daß in den letzten Monaten Maximilian Harden in einer Reihe von Artikel» sein Interesse der „engeren Tafelrunde" des Kaisers zuwandte und dabei deren wirkliche oder vermeintliche Mitglieder, darunter auch den Grafen von Moltke, erst in versteckter, schließlich aber in nicht mißzuverstehender Weise angriff. Wie jetzt verlautet, hat Graf Moltke Harden stellen lassen, und, als dieser den geforderten Austrag ablehnte, ohne seinerseits eine Zurück nahme seiner Beschuldigungen anzubieten, seinen Rechrsber» stand, den Iustizrat vr. v. Gordon, beauftragt, gegen Herrn Harden Strafantrag zu stellen. * Ter Papst uns «ie Polen. Im Dezember v. I. fand in Posen eine große Protestversammlung gegen den deutschen Religionsunterricht in den polnischen Schulen statt. Es wurde dabei eine Adresse an den Papst gerichtet. Auf diese ist nunmehr vom Papste ein in italienffcher Sprache abgesaßtes AntwortStelegramm eingegangen, in dem eS heißt: ES gereicht mir zur Ehre, im Auftrage Sr. Heilig keit des Papstes mitzuteilen, daß der heilige Vater die ihm von dem Vertreter des Komitees der katholischen Versammlung während der demselben erteilten Audienz zu Füßen gelegten Adresse der polnischen Katholiken mit besonderem Wohlwollen zv empfangen geruhte. Die in derselben zum Ausdruck gebrachten Gefühle von Ergebenheit gegenüber dem heiligen Stuhl und hochwürdizen Person reS ^Statthalters Christi sind dem väterlichen Herzen Seiner Heiligkeit unermeßlich lieb. Indem er auch Lob auöspricht der unverbrüchlichen Treue des pol nischen Volkes zur Kirche, vergißt er nicht in der heutigen schweren Zeit der Not des so großen Teiles seiner Herde. Indem der heilige Vater allen den jenigen Ruhe und Ueberlegung empfiehlt, diezurLösung schwierigster und verworrenster Angelegenheiten beitragen, erteilt er mit besonderer Liebe sowohl Ew. Hochwohlgeboren, alö auch denjenigen, die daS Huldigungstelegramm unter zeichnet Haden und allen die Ihnen teuer sind, seinen aposto lischen Segen als Unterpfand himmlischen Trostes. Ja der glücklichen Lage, solch ehrenvollen Auftrag auSführen zu dürfen, nehme ich die Gelegenheit wahr, auch Ew. Hochwohl- geboren die Gefühle meiner Hochachtung auSzudrücken. Fürst Adam Sapieha, Wirklicher Geheimer Kammerer Seiner Heiligkeit. * Freisinnige Presse und Blattpolitik. Die „Nat.-Iib. Korresp." schreibt: Einige innerhalb der freisinnigen Grup pen aufgetretene Unstimmigkeiten lucht der Reichstagsab- geordnetc Dr. Müller-Meiningen nach Möglichkeit zu ent- schuldigen. Wir haben derartige Entgleisungen von vorn herein nicht tragisch genommen. Immerhin verdienen die Ausführungen des Wg. Dr. Müller Beachtung, ins besondere was er twn der freisinnigen Presse sagt: Es darf nicht verschiviegen werden, führt er aus, daß ein Teil der Presse es nicht schien ließ, Grund zu Mißhelligkeiten zu geben. Der Mangel einer engeren Fühlungnahme zwischen einem gewissen Teile der liberalen Presse und den ver einigten linkslibcralen 'Parteien muß den warmen Freund der geschehenen Entwickelung stets mit einer gewissen Be sorgnis erfüllen. Hier tut eine Aenderung der Verhältnisse bitter not, wenn nicht in bewegteren Zeiten, wie sie im nächsten Winter droben, schwere „Unstimmigkeiten" ein treten sollen. Die Parteien sind nicht bloß auf die Presse, sondern man sollte meinen, daß auf die Dauer auch ge- wisse Preßorganc, die jetzt mit Vorliebe immer „die andere Politik" zu machen bestrebt sind, auch aus die Paneicn an gewiesen sind, wenn anders ihre politische Bedeutung nicht auf die Tauer darunter leiden soll. Auch die Leiter dieser Preßorgane sollten erkennen, daß es Dinge gibt, die man nicht fortgesetzt in Prcßartikeln auszukramen vermag. Bei kleinen Meinungsverschiedenheiten gehässige, spitzige Kritik
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