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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070528018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-28
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Art.) * Der Braunschweiger Landtag nahm gestern den Antrag an, nach welchem zu der Rente für die neue Regent schaft ei» jährlicher Zuschuß von 300000 geleistet wird. Heute vormittag 11 Udr wird die formelle Wahl de» Herzogs Johann Albrecht zum Regenten er folgen. (S. DtschS. R.) * Da» Kgl. Ministerium hat da- OrtSgesetz betreffend die Uebernahme der Straßenreinigung durch die Stadt Leipzig genehmigt und die Beschwerde der HauS- besitzervereiue wegen Erhebung einer Straßen- reinigung-abgabe ablehnend beschiedeu. (S. Lpzg. Ang.) * Die zum Besuch in Deutschland eingeladenen eng lischen Journalisten sind gestern in Bremen eingetroffen und herzlich begrüßt worden. (S. Letzte Dep.) * Der »ationalliberale Dertrelertag wird in diesem Jahre in Wiesbaden stattfinden. (S. DtschS. R.) * In dem Zivilprozeß der BahnwärterSfrau Meyer gegen den Grafen und die Gräfin Kwilecki auf Wroblewo wegen Herausgabe deS kleinen Grafen Kwilecki ist nun mehr in Posen auf den 7. Juni Verhandlungstermin auberaumt. * In Eisenacb fand in Zusammenhang mit dem S. Bachsest die feierliche Eröffnung des Bachhauses al- Bachmusenm statt. (S. Fenill.) vrrnborg Wer klar neue ftolomalamt. Die Ernennungen, die mit der Bildung de- neuen KolouialamteS erfolgt find, habe» bekanntlich eine eingehende Kritik i» der Presse erfahren. Und sie war nicht besonders günstig für die verantwortlichen Stelle». Namentlich das, was über die Ernennung SchuckmaunS zum Gouverneur in Süd westafrika gesagt wurde. Hier hielt man sich zumeist, nament lich auf liberaler Seite, an da» letzte öffentliche Auftreten SchuckmaunS auf politischem Gebiet, an seine Rede über die Unsittlichkeit in Berlin, die er im Abgeordnetenhaus gehalten hat. Und eS lag nahe, daß mau über dieser programmatischen Publikation SchuckmaunS in den Hinter grand treten ließ, was er einst als Generalkonsul in Afrika geleistet. Die Offiziösen aud die Schuckmaua parteipolitisch nahestehende Presse sind ja inzwischen bestrebt geweseu, seine koloniale» Keuvtuiffe in volle« Licht zu stellen uud ihn so Lorbeeren auf Vorschuß ernte» zu lasse». Als aufrichtige Kolonialsreuude werde» auch wir suS darüber freuen, wenn Schuckmann da« hält, was seine Freunde jetzt versprechen. Die Kritik au de» kolomalamtlichea Ernennungen hat aber auch noch ein andere- Nachspiel gehabt. Dernburg hat sich selbst zu ihueu geäußert. Da man ihn mit verantwort lich gemacht hatte für die Ernennungen, so lag dies für ihn auch nahe. Denn er ist eben nicht einer vou der Geheim- raisklaffe, die vou der Trefflichkeit ihrer Leistungen so über zeugt sind, daß jede Kritik an ihre» Haadlnogeu für sie so wenig beachtenswert erscheint, daß sie auf sie nicht reagieren, außer wen» sie im Parlament direkt gestellt werden. Em Mann wie Dernburg, ohne bureaukratische Vergangenheit, denkt hier freier. Er weiß auch als Mann der Praxis, welches Gewicht die in der Preffe zum Ausdruck gebrachte Meinung besitzt. Er schweigt darum nicht, wenn er kritisiert wird. Und so hat er in diesem Fall einem Vertreter der »Wiener Neue» Freie» Presse" willig Gehör ge geben und sich über seine Absichten uud Pläne bei der Neu organisation deS ReickSkolouialamteS ausgesprochen, worüber das Blatt unter der Aufschrift: „Die neue Verwaltung der deutschen Kolonien" eine« laugen Aufsatz veröffentlicht. AuS ihm geben wir folgendes wieder: „Die Wahl deS Herr» Gouverneur» v. Liudequist zum Unter- slaattsekretär d«S NeichSkolonialamt» ist, so äußerte sich Staats- selretär Dernburg» nicht in allen Kreisen Deutschlands einer gleichen Zustimmung begegnet. Ma» bedauert daß er durch seine neue Aufgabe dem südafrikanischen Schutzgebiet entzogen wird, wo seine Tätigkeit in alle» Kreisen große Anerkennung gefunden hat. Für mich aber waren zwei Gesichtspunkte im wesentliche» maßgebend. Bis eine größere Selbständigkeit der Schutzgebiete uud eine gewiße Selbstverwaltung eiugefthrt werde« kann, liegt der Schwerpunkt der Verwaltung iu Berlin auf staatsrechtlichen wie auf budgetären Gebieten. Mir Ii«gt di« Ausstellung und die Vertretung des HauS- balteS der Schutzgebiete vor dem BuudeSrat »rod Reichstag ob. Daran» ergibt sich ein« überaus schwere Aufgabe^ uud da- Reichs- kolonialamt muß deshalb, wenn uicht an die erste, so doch min destens an die zweite Stelle eine Persönlichkeit ziehen, die durch lokale Sachkenntnis und auf Erfahrung gegründete- Urteil einen gerechten Ausgleich vorzunedmeu imstande ist und gleichzeitig vor dem Parlament und vor dem Schutzgebiet jene Autorität genießt, ohue welche eine Bereinigung der verschiedenen Gesichtspunkte nicht denkbar ist. Daß hierzu nur ei« in» Dienste der Schutzgebiete heran gewachsener Beamter vrrwendet werden kann, uud daß sein« Wirksamkeit eine »m so bessere sei» wird, je größer die Erfahrung und je höher die bisher eingenommene Stellung ist, liegt a»f der Hand, Da- sind i« wesentliche» die Gesichtspunkte, welch« gerade auf Herrn von Liudequist die Wahl geteuft haben. Aber auch da» südwestafrikauisch« Schutzgebiet ist gerade bei dies« Wahl berücksichtigt worden. Sa» diesem Schutzgebiet fehlt, ist, daß die Kenntnis sein« Eigenart in der Heimat von einer mit stark« Ankaritßt ausgastatteten Persönlichkeit dauernd verbreitet wird, und daß diejenigen Kapitalien, ohne die gerade Südwest- afrika nicht befruchtet werdeu kann, gefunden werden. Diese Kapitalien muffen aus nationaleu Gründen vorzugsweise in der Heimat gesucht werdeu. Nur hier können die Verhältnisse mit den Landgesellschaste» geregelt werden, nur hier können die Anregungen zu wissenschaftlichen Expeditionen, zum Bau von Slaudämmen größeren Umfange», zu Farm-und Virhzuchtunternehmungen, Eijen- bahnbauteu, Klein- und Großbesiedelungen erfolgen. Deswegen ist gerade die Berufung deS Gouverneurs v. LinLequist nach Berlin, der in seiner neuen Stellung sein warmes Interesse für seine bis herigen Schutzbefohlene» bewahren wird, erfolgt. Ich will nun aus die Person des Nachfolgers des Herrn V.Linde- quist eiugeben. In der deutschen Presse ist von mehreren Seiten die Vermutung ausgesprochen worden, daß nicht sachliche Erwägung, sondern Druck von gewissen, nicht näher bezeichneten Stellen zu dem Vorschlag, Herrn v. Schuckmann zum Gouverneur zu ernennen, geführt hätte. Da- ist durchaus unrichlig. Herr v. Schuckmann ist einer meiner ältesten Bekannten. Meine Bekanntschaft mit ihm datiert aus dem Jahre 1888, wo wir beide in den Bereinigten Staaten tätig gewesen sind. Durch unsere langjährige Bekanntschaft ebenso wie durch die zwischen Herrn v. Lindequist und Herrn v. Schuckmann seit langem bestehende Freundschaft ist ein einheit licher, kräftiger Aufbau, die Entwicklung gesunder, deutscher Insti tutionen uud die Pflege deutscher Gesinnung im Schutzgebiete gesichert. Gerade die Tendenzen, die Herr v. Schuckmann während sein« Tätigkeit als deutscher Generalkonsul in Kapstadt entfaltet hat, sind mitbestimmend für den dem Kaiser gemachten Vorschlag geweseu. Sie erinnern mich, so schloß Herr Dernburg, an die Ent- täuschung, die der Umstand verursacht haben soll, daß unter fämt- lichen Elneunllngen im Kolonialamt sich kein Kaufmann befunden hat, was man nach der Vorbildung des neuen Leiters mehr oder weniger erwartete. Was Deutschland von seinen Kolonien erwarten muß, ist eine ordentliche Verwaltung, eine der Heimat gleiche Rechts sicherheit, eine vorausschauende und verständige Eingeborenenpolitik, ei» geordnetes Beamtenwesen und diejenigen hygienischen und sani tären Einrichtungen, welche in den meisten tropischen Kolonien allein ein längeres Verweilen des Europäers gestatten. In all diesen Dingen ist für eine rein kaufmännische Betätigung, das heißt für eine» Erwerb sür Rechnung des Fiskus, gar kein Platz." So weit Dernburg. Man wird zwar zugestehen muffen, daß er sich geschickt dagegen wehrt, er habe bei den Er nennungen nur einem Druck von anderer Seite nack-gegeben. Die Bedenken gegen Schuckmann werde» trotzdem nur durch dessen Tat« wctzerte-t werden löunen. Ebeu>o bleibt die Frage doch noch offen, ob eS nicht neben einer „rein kauf männischen Betätigung für einen Erwerb zugunsten deS FiSkuS" im Kolonialwesen und ebenso auch irr der Kolonialverwaltuug sür Männer mit vor- wiegend kaufmännischer Vorbildung gute Verwendung gäbe, haben doch gerade die vergangenen Jahre gezeigt, daß mehr kaufmännischer Geist sehr vorteilhaft in der Kolonialverwal- tuug gewesen wäre. Wir meinen darum nach wie vor, daß, wenu wir selbstverständlich auch der juristisch und verwal tungstechnisch geschulten Beamten im Kolonialamt nicht ent behren können, doch neben ihnen auch Mäuner der kauft mäuuischeu Praxis ihren Platz finden sollten. Das gäbe eine gute „Paarung", die der Richtung der konseroativ- liberaleu Paarung in der Politik entsprechen und weit natür licher als diese selbst sein würde. SS»5i5»e Zchulnöte. Not auch in Sachsens Landschulen, das ist der Eindruck, den einem das vor kurzem erschienene „Handbuch der Schul statistik für das Königreich Sachsen" mit seinen Erhebungen nach dem Stande vom 15. Mai 1906 vermittelt. Wie ander- lvärts in deutschen Landen, so krankt auch die Landschule in Sachsen vor allem an der eines Kulturstaates unwürdigen Ueberfüllung der Klassen. Das sächsische Volksschulgesetz vom Jahre 1873 setzt als Höchstzahl der auf eine Klasse zu rechnenden Kinder die Zahl 60, als Höchstzahl der einem Lehrer auf die Dauer zuzuiweifenden Schüler die Zahl 120 fest. Es weiß jedoch recht wohl, daß sich solche Zahlen mit dem Ziele einer guten oder auch nur ausreichenden unter richtlichen Versorgung der Jugend nicht recht vertragen, und so bemerken die Erläuterungen zum Gesetz, daß es Sache der Aufsichtsbehörden sei, „mit allem Ernste auf Teilung der Klaffen und Erleichterung der Lehrer nach dieser Seite hin zu dringen". Dem Schulwesen vieler, namentlich größerer Gemeinden scheint dieses Drängen denn auch etwas auf geholfen zu haben: in 28 Schulaufsichtsbezirken — die Be zirke der drei größten Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz ausgenommen — kamen etwa 66 Schulkinder aus 1 Lehrer. Für die Landschulen aber, und zwar besonders für die Schulen mit einem oder mit zwei Lehrern, scheint die ge- setzliche Höchstzahl vielerorts noch als Normalzahl angesehen zu werdeu, das Drängen der Aufsichtsbehörden auf Herab setzung der Klaffenstärke nichts gefruchtet zu haben. Unter 824 Schulen mit 1 Lehrer waren 415, unter 534 Schulen mit 2 Lehrern oder 310, in denen auf 1 Lehrer 80 und mehr als 80 Schüler kamen: mehr als der fünfte Teil aller Schüler der einfachen Volksschule wurde in diesen Schulen unterrichtet: 104 000 von insgesamt 500 000 Schülern der einfachen Volksschule. Noch unerfreulicher wird dies Er gebnis der letzten Erhebung, wenn man noch einige Ein zelheiten in Betracht zieht. Zunächst die Schulen mir einem Lehrer. Die erwähnten 41^ Landschulen wurden von 43000 Schülern besucht. 17 300 Kinder besuchten Schulen mit 80 bis 99 Schulkindern, Schulen, in denen auf 1 Lehrer durch schnittlich 90 Kinder kamen, uud noch mehr Kinder, nämlich 25 700, sahen in Schulen mit 100 und mehr als 100 Schul- kiudern, die Lehrer dieser Schulen hatten durchschnittlich 115 Kinder zu unterrichten. Tie Lehrer von 65 solcher Schulen waren aber noch schlimmer daran; ihnen wareu 8500, im Durchschmtt also je 131 Schulkinder zugcwiesen. Nicht viel besser war eS in den 310 Schulen mit 2 Lchrern; sie wurden von 61 000 Schülern besucht. In 191 Schulen mit 34 000 Schülern kamen auf 1 Lehrer im Durchschnitt 90 Kinder, in 119 Schulen mit 27 000 Schulkindern aber 112 Kinder. In 19 dieser Schulen mit nahezu 5000 Schul kindern hatte «in Lehrer sogar 126 Schüler zu unterrichten. Ist schon an sich die Landschule, d-e doch immer mehrere Jahrgänge von Kindern in einer Klaffe vereinigen muß, weniger leistungsfähig, so muß die unterrichtliche Versorgung der Jugend in einer anormal besetzten Landschule unbedingt unter das Maß herabsinken, das man als Minimum von Schulbildung zu bezeichnen gewohnt ist. Darum also geben diese Zahlen und ähnliche vom Landschulwesen anderer deut scher Staaten soviel zu denken, und sie sollten vor ollem die zu Taten antreiben, die von dem unausgesetzten Be mühen um die Beseitigung von Uebelständen im Schulwesen, von dem hohen Werte einer Durchbildung der Masse des Volkes jo schön zu reden wissen. Mitteleuropäischer Wrlrcbaltr- verein. s. Dresden, 27. Mai. Die Generalversammlung des Mitteleuropäischen Wirt schaftsvereins, die heule im Belvedere stattsand, vereinigte in den historischen Räumen eine glänzende Gesellschaft. Den Vorsitz führte der Präsident Les Vereins, Herzvg Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, und als Ehrengast war König Friedrich, August er schienen. Unter den Teilnehmern, der Versammlung be merkte man die Herren Staatsminister Graf von Höhen thal und Bergen, v. Metzsch, v. Rüger, v. S ch li eb en, ferner den Königl. Sächs. Gesandten in Berlin Grafen Vitzthum v. Ectstädt, den Bayrischen Gesandten Grafen v. Montgelas, den österreichilchen Geiandten v. Braun, den Präsidenten der Zweiten Kam- mer Geh. Hosrat Mehnert, und viele Mitglieder der Kammer viele höhere Beamte der Ministerien, die Ober bürgermeister mehrerer größerer Städte deS Königreichs und die hervorragendsten Vertreter von Handel uno In dustrie nicht nur aus Sachsen und anderen deutschen Bun desstaaten, sondern auch aus dem Auslände, besonders Ocslerreich-Ungaru. Der Präsident des Vereins, Her zog Günther von Schleswig-Holstein, stattete dem König den Dank für die Ueber nahme des Proiekorats und für das Er ¬ scheinen in der Versammlung ab, verwies dann in einer kurzen, großzügigen Rede aus die immer stärker werdende V-rschtingung der Völker cn geistiger und wirtschaftlicher Beziehung und skizzierte kurz die Aufgaben der Mittel europäischen Wlrtichaftsvereine, di« dieser Enrwickelung durch die Pflege der persönlichen Beziehungen von Politikern und Volkswirten Vorschub leisteten. Auf das eben ge schlossene Abkommen mit den Vereinigten Staaten, das ja an und für sich noch zu wünschen übrig lasse, könne der Verein mit Genugtuung blicken. In Sachten fei Len großen Bestrebungen des Vereins stets große Sympathie entgegen, gebracht worden, deshalb habe man Dresden als Ort der diesjährigen Hauptversammlung gewählt. Der Herzog dankte dem Grafen Hohenthal, den Vertretern der Stadt Dresden, dem österreichischen und dem ungarischen Bruder verein und anderen Ehrengästen für ihr Erscheinen und schloß mit einem Hoch aus König Friedrich August. Begrüßung. Im Namen der sächsischen Regierung dankte Staats minister Graf von Hohenthal und Bergen sür den Besuch des Mitteleuropäischen Wirtschaftsoereins in der Landeshauptstadt, für die an die Behörden ergangene Einladung und versicherte den Verein des besonderen Wohl wollens der sächsischen Regierung. Exzellenz Dr. Heinrich Ritter v. Witte!-Wien oegrüßte die Versammlung im Namen der österreichischen und ungarischen Vereine und Kammerherr Dr. v. Frege-Weltzien im Namen der ältesten gleichgesinnten Organisation, der Oekononuschen Sozietät. Ferner wurde folgendes Begrüßungstelegramm des Präsidenten des Mitteleuropäischen Wirtschasrsvcreins in Ungarn, Wekerle, verlesen: „Anläßlich der heutigen ersten ordentlickwn General versammlung des vcrehrlichen Brudervereins in Deutsch land bitte ich, den achtungsvollen Gruß des ungarischen Vereins entgegennchmen zu wollen. Wir wünschen ouf- richtitzst, Laß der große Gedanke, dem die mittel- europäischen Wirtschastsvcrcine ihre Tätigkeit widmen, durch fortschreitendes Erkennen des Ausgleichs gegen- seitiger Interessen mehr erstarke und zur ersprießlichen Förderung gemeinsamer Ziele führe." Rechenschaftsbericht. Den Rechenschaftsbericht erstattete der geschäftssührende Vizepräsident Professor Julius W o l s - Breslau. Er griff au) die ersten Anfänge der Bestrebungen des Vereins zurück, rühmte die Opferwilligkeit großer wirtschaftlicher Organi sationen, besonders der oberichlestschen Industrie, und lam dann auf die Fortschritte zu sprechen, die der Verein im Königreich Sachsen gemacht habe, wo ihm dank der ver ständnisvollen Förderung, die ihm nach dem Beispiele des Königs von staatlichen und städtischen Behörden ent- gegengebracht werde, schon bedeutende Erfolge beschiedeu gewesen sind, da sowohl Handelskammern als auch ander« wirtschaftlichen Zwecken dienende Organisationen sich als körperschaftliche Mitglieder angemeldet haben. So konnte es kommen, daß der Verein, der zurzeit über 60 korporative Mitglieder zählt, west über die Grenzen hinausgewachsen ist, die man ihm bei seiner Gründung vor drei Jahren setzte. Die Arbeiten des Vereins hätten, da zur Zeit, wo er ins Leben trat, die europäischen Handelsverträge i>u Ab schluß begriffen waren, hauptsächlich der Mithilfe bei Vor bereitung der überseeischen Handelsverträge mit den Ver einigten Staaten, Argentinien, Kanada gegolten. Ter nordamerikanlsche Vertrag zeigt nun auch tatsächlich viel fach Spuren der Mitarbeit des Vereins. In dem Verhält nis zu Argentinien ^erstrebt der Verein einen Tarifvcr- trag, in dem Berhältüis zu Kanada zunächst Beilegung des Zollkrieges. Ferner betreibt er in neuester Zeit den Abschluß eines Vertrages mit Portugal, wozu ein besonde rer Anlaß vorlieat, weil man annehmen mutz, daß dadurch Spanien veranlaßt werden dürste, sich dem Abschluß eines Vertrages mit Deutschland geneigter ^u zeigen, wie bisher. Als die politischen Verhältnisse in Oesterreich-Ungarn cs einigermaßen zuließen, hat der Verein sofort die gemei n- same Arbeit ausgenommen. Im November vorigen Jahres hat in Wien die erste mitteleuropäische Wirtlchafrskonse- renz stattgefunden, die, da die Erörterung von ersten Fach männern der drei Reich« geführt wurde, reichen Ergeo- niffen praktischer Natur den Weg ebnete. Besonders gilt daS für die Einrichtung von amtlichen Zollauskunft sstellen m Oesterreich, die Ausgestaltung des Telephonverkchrs. Die «Schaffung eines Zahluugsumschreibeverkehrs zwischen Deutschland und Oesterreich werde allerdings erst möglich werden, wenn es geling«, das Widerstreben der leitenden M. Jahrgang. Notenbanken zu überwinden. Alles in allem zeigte auch der Rechenschaftsbericht, daß der Verein, getreu seinem Programm, eine reiche, fruchtbare Tätigkeit auf wirtschaft- lichem Gebiete entfaltet hat. Eine Weltreise. Hierauf ergriff Kommerzienrat LeoBossen - Aache.i des Wort zu einer längeren Rede über „Eindrücke und Aus- blicke von einer Weltreise". Redner schilderte in großen Zügen, hier und da eine kleine erheiternde Anekdote cinftießen lassend, seine Erlebnisse und die daraus sich ergebenden Ausblicke in die Zukunft, die sich am Schluß zu der Prophezeiung verdichteten, daß in ferner Zukunft sich einmal drei große wirtschaftliche Interessengruppen gegenübersteben wurden: eine panamerikanische, eine panost asiatische und eine westeuropäische, zu der auch England gehören würde. — Den zweiten Vortrag hielt Geh. Justizrat Prof. Dr. Rießer-Berftn über „Scheckwesen und Scheckgesetz". Er zeigte zunächst, wie der Handel überall und jederzeit in erster Ltnie gesucht habe, im Interesse gesteigerter Um- satz- und Gewinnmöglichkeit Raum, Zeit, Arbeit und Spesen zu ersparen, und dies sei auch die besondere Aus gabe des Scheckverkehrs. Hand in Hand mit der Zunahme des Scheckverkehrs sei überall eine Abnahme der anderen Zahlungssurrogate, namentlich der Banknoten, zu beobach ten und mit dieser Zunahme «ine Vermehrung des zur Deckung der Banknoten bestimmten Teils des Goldvorrais der Reichsbank. Dieser werde damit für den Krediwerkehr frei, was die Goldnachfrage und damit den Preis des Geldes, den Zinsfuß, vermindere. Aber noch in anderer Weise diene der Scheck dem öffent lichen Interesse. Da die Einlage in gleicher Zeit mehr fache wirtschaftliche Zwecke erfülle und damit auch ihrer seits die allgemeine Aufgabe des Handels übernehme, größt- mögliche Umsätze mit kleinstem Aufwand von Zeit, Raum, Arbeit und Spesen zu bewirken. Tas Vrivatinteress« aber werde durch den Scheck insbe- sondere dadurch gewahrt, daß er zum Verzicht auf di namentlich in Deut'chland eingewurzelte Gewohnheit zwinge, bares Geld bis zu dessen Ausgabe' in Kaffen- schranken, Pulten und Strümpfen zinslos aufzubewryren, statt es verzinslich und in der allgemeinen Wirtschaft mit arbeitend anzulegen; ferner dadurch, daß er dem Einleger die Kaffen- und Buchführung erleichtere, die bezüglich der Einlage der Bankier übernehme, und daß «r den Einleger auch der Mühe und Gefahr der Aufbewahrung und eventuell der Versendung größerer Barbetrage errtheve. Ungeachtet aller dieser Vorteile sei aber die Entwickelung des Scheckverkehrs in Deutschland noch überaus kläglich und die Art und Weise unseres Zahlungsverkehrs fast-»«».- Redner zeigt, wie sich die Ein- und Auszahlungen im deut- schen Postanweisungsverkehr, in welchem täglich 20 dis 30 Millionen Mark von Geldbriefträaern in ihren Mapp«» herumgetrageu werden, wie sich ferner die Auszahlungen in den Sparkassen, die Zahlungen von Steuern. Zöllen, Stem peln, Gerichtskosten, weiter die Entrichtung von Gehältern an private und öffentliche Beamte, endlich die Auszahlungen von Invaliden-, Kranken- uud Altersrenten. Hypotheken zinsen, Versicherungskapstalien und Prämien, Pensionen ufw. in ungeheuren Beträgen überwiegend in barem Gelbe voll ziehen. und welche Ausfälle an Zinsen, sowie welche Schä digungen der allgemeinen Wirtschaft durch ein solches pri mitives Verfahren erwüchsen. Diesen Zuständen stellt er die Entwickelung aegenüber, welche sich in Oesterreich seit Einführung des Postscheckoerkehrs der Postsparkasse voll zogen habe, welch letztere 1906 rund 100 000 Scheckkonten mit Umsätzen von rund 19 Milliarden Kronen gehabt habe und die durch ihre Verbindung mit dem Giroverkchr der österreichisch-ungarischen Bank in glänzender Weise dem eigentlichen Zweck des Scheckverkehrs, Bargeldumlaus zu er sparen. gerecht geworden sei- Dieser Postscheckverkehr habe zwar volkswirtschaftlich auch erhebliche Bedenken, so daß man, bevor man sich entschließe, ihn auch bei uns einzuführen, sehr sorgfältig Vorteile und Nachteile, was hier nicht im ein zelnen geschehen könne, gegeneinander abwägen muffe. Er habe aber sichettich den großen Vorzug, daß seine bank mäßigen Einrichtungen jedermann, also auch dem Mittel- und Kleingewerbe, zugänglich seien und daß er diesem so mit die ihm meist fehlende Bankverbindung ersetze. Schließe sich an ihn, wie dies zweifellos geschehen werde und müsse, der Giro- und Abrechnungsverkchr an, so sei er unleugbar zugleich ein ausgezeichnetes Mittel, um den Giroverkehr in einer viel rascheren Weise zu demokratisieren, als dies im allgemeinen sonst möglich sei, heute sei jedenfalls der Giro verkehr der Reichsbank stark plutokratisch. Aber nicht nur die Erweiterung des Giro- und Abrechnungsverkehrs, son dern nicht minder auch ein gutes, klares und populäres Scheckgesetz sei geeignet und notwendig zur Förderung des Scheckverkehrs. Populär und annehmbar sei aber nur ein solches Scheckgesetz, welches von jeder Antastung der jetzt bestehenden Stempelfreihest und von allen Strafandrohun gen absehe. Gewiß könne ein Gesetz den Scheckverkehr nicht schaffen, es könne aber Hindernisse beseitigen. Ueberdies aber könne das Vertrauen zu dem Scheck nur durch ein klares Gesetz, nicht aber durch eine schwankende und wechselnde Vertvagsautonomie gestärkt werden. End lich müsse das Schcckgesetz, wenn anders der Hauptzweck des Scheckverkehrs, die Ersvarung des Bargeldumlauss. erreicht werden solle, die klare Bestimmung enthalten, daß der Scheck nur auf Banken, Bankiers oder Geldinstitute gezogen wer- den könne, da diese allein die Sicherheit gewährten, daß der Scheck durch Verrechnung und nicht durch Zahlung erledigt werde. Durch eine allmähliche Verbesserung unserer Zah- lungsgewohnheiten, welche langsam auf dem Wege des Bei spiels und der Belehrung zu erreichen sei, ferner durch Er weiterung des Giro- und Abrechnungsverkehrs, nicht am wenigsten aber durch ein großzügiges und populäres Scheck- gesctz, werde der Scheck, dem Leute „die Schwingen fehlen", auch i» Deutschland endlich flügge werden und sich aus- ^wachsen können zu einer starken Stütze unserer Gesamt- wirtschaft, deren Blühen, Wachsen und Gedeihen uns allen am Herzen liege. Borstnndswahle». Nach einer geringfügigen Aenderuno der GeschäftSosid- nung wurden die Vorstands- und Ausschußwahlen erledigt, die folgendes Ergebnis hatten. Die bisherigen Mitglieder des Direktoriums wurden wiedergewählt Neuaewählt wurden folgende Herren: Conrad v. Schubert, Generalleutnant z. D-, Mitglied des Reichstages und des preußischen Abgeord netenhauses, in Berlin. Dr. Jakob Rietzer, Geh. Justizrat, Professor der Rechte, Vorsitzenver des Zentralverbandes de» deutschen Bank- und Bankieryewerbcs, in Berlin. H. Sem- linger, Kommerzienrat, Vorsitzender des Vereins süddeut scher Baumwollindustrieller, in Bamberg. — Zur Wahl neu vorgeschlagcnc stellvertretende Mftalieder sveral. 8 11 der Statuten). Dr. W- v. Dlrksen, Kaiser!. a. o. Äffandter und
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