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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070601018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-01
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Morgen-Ausgabe 8. VeguaS-Prei- NMM.TagMM Handelszeitung Amtsblatt -es Nates und -es Nolizeianttes -er Lta-t Leipzig Beriio MV. 7, Prinz LouiS Ferdinand« Strahe 1. Tele-Ha« I. Nr. 9875. «, einzeln, «nmm« kotzw IS Vf» Aebattton an- EzDaSttta»: Tele-H. Nr. äÄÄÄs«. Nr. 1LSSL flkuSttv^mw varmw wwch «ftmLEgw und Spedsteu« m» vbracht: AuS- aade L nur «argen») oietteljahrltch 14L. «anatlich l M., ««»-ab, l» Marge«» «ad abend») viertel,äbtttch 4.50 monatlich l.50 V. Lmsch di» Paft vezogr, kl »al täglich) innerhalb Deutschlands und der deutsch« Sol aale« vierteljäbrlicd S Nl, monatlich l M. auSschl. Poslbestellgeld. für Oesterreich-Unga« vterteljtdrlich 5 L 45 d. Abonnement-AnnahMe: Angnftnsptatz 8. bet unsere, Trägern. ALiaten, E-edNrarrn und Lnnahnnil-ll«, ta»te PoftänNrrn nnd Anzeigen-PreiS Pir Inserate an» Leipzig «- U«g«bnng di» 8 gespaltene PetttzttleLSPf, iinanztell« An zeig« SO K. Reklam« 75Pf.; NM auSwLrtS SO Pf. Reklamen 1 M.; vom An»land 50 Pi., sinanz Anzeigen 75 Pf. 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Das haben die Kalifornier den japanischen und amerikanischen Diplomaten, die ihren alten Hader gerade mit dem Mantel der Liebe zudecken wollten, damit Onkel Sam der großen von König Eduard geschaffenen deutschfeindlichen Koalition beitreten könne, aufs neue zum Bewußtsein gebracht. Der japanische Bot schafter in Paris hatte es ja offen ausgesprochen, daß Ja pan auf keinen Fall mit Deutschland, wohl aber mit den Bereinigten Staaten ein dem japanisch-französischen ähn liches Abkommen abschließen könne, d. h. möchte; andere japanische Staatsmänner hatten Aehnliches angedeutet, und der Aufenthalt des Generals Kuroki in Washington be wies, daß tatsächlich Kräfte am Werke waren, um eine An näherung -wischen Japan und Amerika zustande zu bringe«. Dieser Besuch war ja der Anlaß, daß sich in Washington ein Verein „Japan" bildete, dessen Aufgabe es sein soll, die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu pflegen. Von diesem Verein wurde auch ge meldet, er werde den Prinzen Fuschimi auffordern, nach New Vork zu kommen. Aber da kam auch schon ans Kali fornien eine Nachricht, die den ersten Mißklang in vie Ver- brüderungsstimmung brachte. In San Francisco wurden an Bord d«S Dampfer» „Oamfa" sechs junge Japaner ent deckt, die in großen Kisten versteckt waren, in denen sie in da» Land eingeschmuggelt werden sollten. Die Landung wurde ihnen natürlich verweigert. Das ist aber nur eine Lappalie im Vergleich zu dem, was sich jetzt wieder in San Francisco -«getragen hat. Am 21. Mai unternahm «in VolkShaufe, angeblich darüber erbittert, daß -Wei Weiß« aus einem japanischen Wirtshaus auSgewiescn worden waren, einen Angriff auf japanische Schankwirte und zerstörte in der Folge zwei Japanern gehörende Gebäude, ein Restaurant und ein Bad. Niemand, der irgendwelche Verbindung mit auswärtigen Zeitungen unterhielt, erachtete einen de» Leuten in San Francisco so harmlos erscheinenden Vor gang für wert, der Außenwelt telegraphisch mitgeteilt zu werden. Die erste Nachricht von dem Geschehnis kam nach Washington auf dem Wege über Tokio, gleichzeitig mit den Vorstellungen der japanischen R«gi«rvug, die die nationale Ehre zum »weitenmal durch einen kalifornischen Zwischen fall erheblich verletzt fand. An und für sich ist ja die Begebenheit zu unbedeutend, mn für die internationale Politik ernsthafte Folgen nach sich ziehen zu können; sie ist aber sehr beachtenswert als «iu An»eicheu, wie wenig der in der Schulfrage zum ersten Male offensichtlich gewordene japanisch-amerikanische Inter essengegensatz in Kalifornien als beseitigt gelten darf. Man muß den Charakter San Franciscos verstehen, um die Sachlage richtig -u erkennen. In San Francisco ist die Arbeiterschaft di« herrschende Klasse. Ihre Gewerkschaft« sind so mächtig, daß kein Politiker eS wagt, ihnen entgegen- -«wirken. Ob sich einer Republikaner oder Demokrat schimpft, danach kräht kein Hahn; wenn er politisch ein« Rolle spiele» will, so maß er sich als „kriaock «k I^donr" -eigen und bewähren. San Francisco war immer «ine extravagante, vergnügungssüchtige Stadt. Dazu «ne Statt Var Wichtigste vsm Läge. * Der Kaiser hielt gestern die FrühjahrS- parade über die Potsdamer Garnison ich und begrüßte später in der Orangerie die englische» Iournaliste «, di« der Parade beigewohnt hatten. <S. d, des. Art.) ohne Tradition, es sei denn die leicht zu gewinnenden nnd noch leichter zerrinnenden Goldes. In ihren ersten Zeiten strömten hier Abenteurer ans aller Herren Länder zusam men, die das Gold lockte. Es gab keine Gesellschaft, kein« Klassenunterschiede. Wer die Stadt zerlumpt, als Bettler erreichte, konnte in einigen Monaten ein Bouanzakönig sein. Das alles trug zum Gepräge des sich bildenden Ge- meinwesens bei. Von der älteren Zivilisation abgeschuitten, vor sich den unendlichen Ozean, um die Einbildungskraft zu beschäftigen, wuchs und gedieh San Francisco -« einer Stadt, wie es keine zweite gibt, einer Stadt mit einer Be völkerung, die nach Charakter und Moral anders geartet ist, als die irgend einer anderen. Don Anfang au litt San Francisco an einem Arbeitermangel. Der EinwanderungS- sttom ergoß sich in die Häfen der atlantischen Küste und wurde dort absorbiert. Die Abwanderung nach Westen, die später einsetzte, kam doch immer weit von der entgegengesetz ten Küste zum Stillstand. In ledem neuen Lande sind die Löhne hoch; sie waren abnorm hoch in Kalifornien, schon deS Arbeitsproduktes, des Goldes wegen. Muskelkraft galt mehr als Intelligenz. Die großen Vermögen der Bonanza- könige wurden gewonnen von Männern aus eigener Kraft, die wenig von Büchern wußten, aber viel von Menschen und Dingen, und die schlau genug wareu, die sich bietende» Gelegenheiten -um Gelderwerb zu erkennen und zu be nutzen. Als die großen transkontinentalen Eisenbahnen ge baut wurden, war Mangel an Arbeitern daS Haupthinder nis. Hier lockten nicht die Reize eines abenteuernden Lebens in undurchbrochener Wildnis, hier galt eS, hart zu arbeiten, zehn bis zwölf Stunden täglich, für niedrigen Lohn. Was Weiße verschmähten, danach griffen begierig Angehörige der gelben Rasse. Es kam die Einwanderung chinesischer Kulis, die nun in wachsender Zahl beim Bau der Bahnen und Straßen, von Häusern und städtischen Anlagen und zu den verschiedensten niederen Verrichtungen im wirtschaftlichen Leben nützlichste Verwendung sanden. Der rasche Aufschwung San Franciscos und Kaliforniens wurde dadurch erst möglich gemacht. Aber di« Bahnen be hoben mit der Zeit innerhalb gewisser Grenze» auch den ':V ' - int b»- ^»ter^sen- gcgeu.atz zwischen der weiten and der ge.Leu Rasse bei einem Nebeneinanderwirken unter gleiche» BsdiuWWvt.«.-um erstenmal in die Erscheinung. Hier liegt der Ursprung der chinesenfeindlichen Bewegung, die vermöge der straffen Organisation der gesamten weißen Arbeiterschaft m den Vereinigten Staaten zu den ChinesenanSschließungsgesetzeu führt«, unter deren Wirkung die Zahl der Chinesen in Amerika rasch zurückging, und die noch heut« ihrer Ein wanderung einen genügend starken Damm entgegensetzt. Ob eS auf di« Dauer möglich sein wird, sich eines stärkere» Zuzuges von Chinesen zu erwehren, das hat bereits die chinesische gegen Amerika gerichtete Boykottbewegung ernst lich in Frage gestellt. Die japanerseindliche Bewegung, die neueren Datums ist, hat eine gleiche Ursache, wie die gegen die Chinesen gerichtete. Ihre Entstehung und bisherige Entwickelung ist im übrigen durch den Streit um japanische Schulkinder in San Francisco hinlänglich bekannt. Dis auf weiteres, bis zum Abschluß eines neuen Vertrages, hat sich Japan mit einer Art von Ausschließung japanischer Auswanderer von dem festländischen Territorium der Ver einigten Staaten einverstanden erklärt, unter der Voraus setzung, daß seine schon in Amerika weilenden Untertanen auf dem gleichen Fuße mit Angehörigen anderer fremden Staaten behandelt werden. War es schon von vornherein zweifelhaft, ob die Regierung in Tokio, die nur vorüber gehend ein Interesse daran hat, ihren Auswandererstrom von den Vereinigten Staaten ab nach dea Kolonialgebicten in Korea und der Mantschurei zu lenken, damit einver standen sein könnte, daß jenes Provisorium zu einem De- finitivum würde, verliert diese Möglichkeit jetzt dadurch jeden Rest von Wahrscheinlichkeit, daß sich inzwischen ge zeigt hat, wie wenig die kalifornische Bevölkerung gesonnen ist, ihrem geweckten Rassenhaß Zügel anzulegen. Nun hat zwar die amerikanische Zentralregierung den ehrlichen Willen, den Japanern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und die Kalifornier zu nötigen, ihre lokalen Interesse» denen der gesamten Nation unterzuordnen; aber daS ver fassungsmäßige Verhältnis zwischen Einzelstaaten nnd Ein heitsstaat in Amerika bindet den Organen der Bundes regierung die Hände und gestattet den Aaliforniern, iu der vorliegenden Frage ziemlich willkürlich zu verfahren. Zu einer Revision der Verfassung kann aber nicht von heute auf morgen geschritten werden. Zu Beginn deS Scharl- streiteS verfocht Präsident Roosevelt die Ansicht, daß Kali fornien Vertragsrechte verletzt habe, und deshalb durch die amerikanischen Gerichte den japanischen Forderungen Gel tung verschafft werden könne. Man hat allen Grnud, zu glauben, daß er bei näherer Erwägung zu der entgegen gesetzten Erkenntnis gelangte, sich überzeugte, daß di« Kali fornier ihre verfassungsmäßigen Rechte in keiner Weise überschritten. Sonst wäre eS nicht recht verständlich, warum daS einmal anhängig gemachte Verfahren gegen di« kali fornischen Behörde» wieder eingestellt wurde, wo eS sich doch um eine so wichtige, grundsätzliche Entscheidung han delte. Wie soll nun eine Besserung der amerikanisch, japanischen Beziehungen möglich sein, wenn die Kalifornier fortfahreu, mit dem Ehrgefühl der japanischen Nation zu spielen, wie Kinder mit Feuer spielen? Die große Frage d«S Tages ist daher in den Vereinigten Staaten, ob e- gelingen wird, da- Problem einer vollständigen Umgestal tung der Verfassung -u einer wesentlichen Stärkung der Souveränität de» Bundesstaate- gegenüber den Einzel staaten zu löse«, bevor der blinde Japanerhaß auf feiten der Kalifornier die kriegerischen Söhne deS Soiincnaus- gangslandeS zu dem Versuch« anrei-t, diesen gordischen Knoten mit dem Schwerte zu durchhauen. * Der König von Sachse» hat dem Fürste» von Lippe-Detmold telegraphisch seins» Besuch ongesagt. * Am gestrigen Tage fanden in Bayern die Land tag-wählen statt sS. Letzte D«P.) * Die Leipziger Bäckerinnung beschloß rn einer gestern nachmittag abgehaltenen Versammlung, vom 8. Juni ab eine Erhöh»«« der Brotpreise eintreten -u lassen sS. Lpzg. Aug.j * Botschafter Cambon hat den Hauptinhalt des französisch - japauisch«« Vertrage- der deutschem Regierung mitgeteilt. sS. AuSI.) * Die Stellung de» ungarischen JunernmiuisterS Grafen Andrassy wird als erschüttert bezeichnet. *JnDal»i ist «in chinesische- Seezollamt errichtet. * In den französischen Häfen ist «in umfang reicher AuSstasd der Seeleute auSgebrochen. iS. AuSl.) * Im Mordprozeß Liberia nnd Genossen wurden die beiden Angeklagten Liberka und Kioltyka je z w e i - malzumTode und Frau Liberka zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. lS. GerichtSsaal.) land und unsere Regierung im Bewußtsein unserer Starke und unserer Friedensliebe ihnen die Hand zum freundlichen Willkomm reich« und sie herzlich einlad«, un» kenn« zu lernen, wie wir find, nicht, wie man uns schildert. Diese Eindrücke sollen sie als Gastgeschenke aus ihrem Aufenthalt iu Deutschland mit iu die Heimat nehmen. Bremen und Hamburg haben ihu« Deutschlands Welt- handel repräsentiert. In Berlin und Potsdam haben sie den historischen Boden betteten, von dem aus Deutschland nach Jahren der Eruiedrigung zu Macht und Einfluß in der Welt gelaugt ist, und die höchsten Repräsentant« dieser Macht haben sie dort al- ihre Gäste willkommen geheißen. In Sachsen betreten sie heute ein Land, daS dm Ruf der deutschen Industrie iu aller Welt mit begründet hat, deren Blüte mit der Erhaltung deS Fried«» aufs engste verknüpft ist. Dresden aber grüßt sie inmitten diese« reich ge segnet« Lande- al» die Stadt, die, wie manche andere in Deutschland, aber unter ihnen in erster Reihe, eine Statte geworden ist, die durch ihre Naturschönheiten, ihre Kunst pflege und nicht zuletzt durch ihre Gastlichkeit den Aus ländern und hier wieder gerade in erster Linie England- Söhn« und Töchtern, ein trauliche» Heim bietet. Hier tritt ihn« iu der großen englischen Kolonie ein Stück Heimat entgegen, das eben nur entstehen konnte, weil die Anschauung von der unbedingten Euglaadfeiudschast der Deutsch« keine reale Unterlage hat. Und so werde« sie gerade von Dresden au» die ErkenutniS mit fortnehmen können, daß wie dort Engländer und Deutsch« im friedliche» Verein mit einander lebe», so auch für beide Völker Platz genug ist iu der Weltt wen» nur beide vor einander die Achtung haben, die die Größe ihrer Staat« und dürfen. Mögen diese Eindrücke, Frankfurt am Main und ergänzen wird, Genüsse» deutscher Gastfreuuoschaft ein feste» Eigentum unserer Gästeo werd«, dann wird diese Reise »ach Deutsch land für sie und uuS, für England und Deutschland rächt fruchtlos bleib«. . . / bei ihrer Ankunft auf sächsischem Boden herzlich willkommen l v« «glirche« ZvmmslirMk Am heutig« Tage treffen die «gäsche« Journaus.« zu kurzem Besuch in DreSde» eia »ad werd« damit Gäste unsere« enger« sächsisch« Heimatlandes. Kein Geringerer al» Köaig Friedrich Angnst wird sie wahrend ihre» Aufent halte» al» Gastgeber bewirte« und iu dieser Auszeichnung spricht sich deutlich au», welche Achtung er ihrem Staude uud de« Laude, dessen Söhne sie find, entgegeubriagt. Maa hat in dm Tag«, in deueu die englischen Jour- nalistea iu Bremen, Hamburg uud Berli« weilt«, viel davon hören uud lese« könueu, welche Hoffnungen auf dies« Gegenbesuch der deutsch« Jouroalist« iu Euglaud gesetzt werd« uud welche Wünsche auf politischem Gebiet mau mit diesem Be such verbindet. Ebenso wenig hat e» au d«r» gefehlt, die in billigem Spott über FreuodschaftSredea a« üppiger Tafel Wasser in da» Feuer der Begeisterung zu schütt« suchten. Wollten sie damit dem Optimismus entgegen treten, als hinge Krieg und Frieden vou den wechselnden Stimmung« unter de» Journalisten ab, so bedurfte e» dazu keine» große» Auf wande» an Geist. Mau kann die Macht der Presse noch so hoch etnschätzeu, ab« daß sie imstande wäre, zu einem Krieg treibend«, tiefgehende, wirtschaftliche uud politische Gegensätze zwischen zwei Nation« um persönlicher freundschaft licher Beziehung« will« aufzuheb«, ist ebenso ausgeschlossen, wie daß die» verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen den regiermd« Fürstlichkeit« noch vermöchte». Wohl macht die Presse Li» zu eurem gewiss« Grade die öffrutliche Meinung — darau ist kein Aoeifel. Sie ist aber auch vou ihr ab hängig, zum mindeste» so weit diese Meinung au» den LebenSiuttrrffeu einer Natioa herau-geboreu wird. Uud be ding« diese LeLenSiatereff« nur Kampfstellung gegeu eine andere Nation, dao» haben all- ander« Gefühle zu schweig«. Alle noch so freundschaftlich« Beteuerungen zwischen unser« englischen Gästen uud un» würden darum völlig wertlos sein, erforderte da» LebeuSinteresse beider Nationen einen blutigen Eatscheiduag-kampf. Daß die» aber sicht der Fall ist, hab« nicht nur unsere offiziell« amtlichen Vertreter wiederholt hervor- gehoben. Auch die überwiegende Mehrheit de» deutsch« Volke» hält trotz der Verstimmung« der letzten Jahre hieran fest. Mög« hüb« und drüb« »och so scharfe Worte ge fall« sei« — vor die Frage gestellt, ob Krieg oder Fried« da» Losungswort sein müsse, hat sich die Wage immer wieder zuguust« de» Fried«» gestellt, und die Entwickelung hat gezeigt, daß vou de« Federstrich, der so herausfordernd klang, *bi» zu dem Schwertstreich, der jeder Diskussion eia Ende bereitet, noch die Besonnenheit zur Herrschaft kam. Sie zu stärke», dazu soll uud kau» der Besuch der «glischea Journalist« in Deutschland beitragen. Unsere Gäste können seh«, welch ein große», mächtige» und seiner Kraft sich bewußte- Volk da» deutsch« ist uud raß seine Friedensbeteuerungen darum nicht einem Gefühl der Schwäch« entspring«, sondern der Urberzeuguag, daß Deutschland iu seine« Handel, seiner Industrie, seiner Kunst und Wissenschaft Werk« de« Fried«» genug besitzt, um durch sie ohne neu« Waffeuruh« seine Stellung i» der Welt zu behaupten. Sie können und sollen erkennen, wie falsch da» Bild ist, da» oftmals j«s«it» de» Kanal» von Deutschland» Kampfeslust entworfen wird, und wie wir bei aller Wahrung unsere» Rechte» in der Welt der Pflicht un» bewußt find, die wirtschaftliche und geistige, die kulturelle Blüte Deulschlaud» »icht frevelhaft «uf da» Spiel zu setzen, indem wir ei»« Daff«ga»g mit ander« Kulturvölker, herauSforder». Ja gerade die Aufnahme, die d« englische» Journalist« i» Deutschland z»1ell wird, kau» ihüe» zeig«, daß wir trotz aller Lagriffe -eg« unser Vater- 1VI. Jahrgang. Deutsches Reich. Leipzig, 1. Juni. * Die Wirkung der neu« Steuer«. Offiziös wird mit ¬ geteilt: DaS laufende Finanzjahr wird das erste Bolljahr der Geltung der neu« Steuer« fein. Man wird seinen Er gebnissen deshalb em erhöhtes Interesse entzegenbringeo. Wie stellt sich nun die Aprileiunahm« zu d« im Reichs- hauShaltSetat für 1907 enthaltenen Jahre-auschläg«? Die Zigarettensteuer ist mit einer Einnahme von 1l,2 Million« Mark zum Ansatz gelangt. Sie hat im April nahezu 1 Million Mark an Einnahme erbracht. Auf Grund d«S AprilergebniffeS wird man also auuehmeu können, vaß sie d« EtatSausatz schließlich erreichen wird. Ob eia gleiches Ergebnis bei dem Frachturkundeustempel zu erwart« sei» wird, ist schon weniger zweifellos. Er ist im Etat mit 13,7 Millionen Mark angesetzt. Die Aprileiunabme belief sich aber nur auf etwas über 800 000 -4 Da jedoch für die Ertragnisse diese« EiauahmezweiaeS der Umfang de» Güter verkehrs maßgebend ist, so wird sich die Herbst- »ad Winter einnahme höher als die de» Frühjahr» uud Sommer» ge stalten. Deshalb ist immer noch auf eia Erreichen de» Etats ansatzes zu rechnen. Recht trübe sind dagegen die Aussicht« betreff» der Fahrkart«steuer. Bekanntlich ist im Reichstage bereit- der von den verbundenen Regierung« in d« Etat eingesetzte JahreSeinuahmeansatz dieser Steuer von 45,1 Millionen aus 30,4 Millionen Mark heruutergebracht. Ob aber auch nur diese Erwartung erfüllt werd« wird, ist bei einer Aprileinnahme vou »och mcht 800000 Mark mehr al- zweifelhaft. Bon den Erlaubai-karten für Kraftfahr zeuge erwartet der Etat des ganz« Jahre- 2,9 Millioo« Mark, der April hat noch »icht 100 000 Mark er bracht. Also auch hier siud die Au»sicht« »icht günstig. Daß der EtatSausatz für die Steuer vou Vergütungen au Aus- sichtSrarSmitglieder iu Höhe von 9,8 Million« Mark schließlich » erreicht werden wird, ist, nachdem im April nahezu 1 Million Mark erzielt ist, uicht unwahrscheinlich. Ueber die Aussichten der Erbschaftssteuer wird mau allerdings auch nach der April- eiuuabme noch »icht urteile» können. Hier müssen erst die endgültig« Verhältnisse Platz greif«. Jedenfalls steht dem JahreSttatSausatze von 36 Mrllwueu Mk. eure Aprileiuuahme von 1,2 Million« Mk. gegenüber. Alle» in alle«: Einzelne nene Steuer» or> vrecheo, sie im Etat auf sie gesetzt« Er mattungen zu erfüüeu, ob aber da» Gesamtergebnis aller neuen Steuern dem GesamtetatSausatze entsprech« wird, ist zweifelhaft. * Au der Informationsreise »er Marttw mich Ktet werd« teiloehmea vom Bundesrat Freiherr vou Branden stein, Ritter von Burkhardt, Dr. vou Eucken -Addenbaus«, Dr. Klügmarm, Dr. Paulß«, Twele und solaeude Reichs- taaSabgeorduete: Arendt, Bassermau», Eickhoff, Erzberger, Fischbeck, Freiherr v. Gamp, Haaemauu, Leoahart, Lieber- man» von Sonnenberg, v. Liebert, Mommsen, Müller» Meiuingea, Graf Oriola, Paasche, Frhr. v. Richtboft», Dr. Semmler, Sittatt, Dr. Spahn, Speck, v. Staudy, Storz, Frhr. v. Thünefeld, Bogt-Hall, Winckler. * Der Evangelische Kirche»«-schuß, der, wie schon ge meldet, in Eisenach zu einer zweitägigen Beratung zu- sammenttat, konstatierte, nach einem uns zugehenden Privattelegrarnm, ein „erfreuliche- Wachstum" seines Fonds zur Fürsorge deutscher Evangelischer im AuSlande und in den deutsch« Schutzgebieten. So wurde vor allem mit Befriedigung hingewieseu auf neue Kirchenbauten in Windhuk, Lome und Tsingtau. * Sur sächsisch« Landtag««»!. Wie wir schon kurz meldeten, hat im 20. städtischen Wahlkreis Aue, Johann- georgeustadt, Schwarzenberg em Wechsel iu der Person de» liberalen Kandidaten stattgefuudea. Der zuerst m Aussicht genommeue Kandidat hat die Kandidatur au» Gesundheits rücksichten ablehn« urüss«. Eine Verttauen-mLnnerver- k sammluug hat darauf am 23. Mai Herru Stadttat und Fabrikbesitzer Alwin Bauer au» Aue al» Kandidat« der liberalen Pattei« aufgestellt uud Herr Stadt rat Baser hat die Kandidatur aogenomm«. * Mannheimer Festtage. Bei dem gestrigen Festakt an läßlich des 300. Geburtstages der Stadt im Nibelungen saal des Rosengartens, dem der Großherzog, die Groß herzogin, der E'-bgroßhcrzog, die Erbgrohherz-gin. Prinz und Prinzessin Max von Baden und Vertreter der badischen Regierung und verschiedener Städte und Universitäten bei wohnten, gab »ach der Festrede Profess« Walters als Dekan der philosophischen Fakultät der Haidelb-rger Uni versität die Ernennung deS Mannheimer Oberbürger meisters Beck zum Ehrendoktor dieser Fakultät bekannt. Der Großherzog brachte alsdann ei» Hoch auf de» »cven Doktor ans. Wie schon kurz erwähnt, hat die Stadt Mann- - heim außer dem frühere» badisch« Minister Eisenlohr, dem Geh. Kommerzienrat Carl Ledenberg und dem Ma»or z. D. Max Seubert auch Leipzigs Philosoph«, Herrn Professor Dr. Wilhelm Äundt, zum Ehrenbürger ernannt. Er ist im Jahre 1832 in dem nahe Mannheim gelegen« Orte Neckarau geboren, wo sein Vater Pfarrer war. Professor Mundt hat später in Heidelberg studiert, sich dort auch al- Privatdozent der Physiologie habilitiert, war in Heidelbng außerordentlicher Professor und vertrat die Universität in der badischen Kammer. Profess« Wundt ist auch Leipzig« Ehrenbürger. Lb. Da- Mtutftertm» Dusch-v«dmn» tu Vaden. Ma» schreibt un« aus Bad«: Seit de« Rücktritt de» Minister» Dr. Schenkel will in »nserm Laude die Auffassung nicht weichen, daß eine latente Ministerkrise »och fortbesteht. Man meint, Herr Staatsminister v. Dusch uad wohl auch Herr Eisenbahnminister v. Marschall würden in uicht allzuferner Zeit amtsmüde werd«, auch wird iu manchen Kreisen behauptet, Herr Dr. Bittmaun babe» wie einst Geheimer Rat Knie» im Oberschulrat, in der Fabrikiaspektion eine Art Nebenregiernng geschaffen, die früher oder später z» neuen Konflikten führ« müsse. Soweit sich diese Mut maßungen ans Herrn v. Dusch beziehen, werd« sie in der klerikalen Presse eifrig genäbrt, denn da» Zentrum bat »in Interesse daran, die Autorität de» derzeitigen Ministerium« . möglichst zu schwäch«, und e« glaubt im Stichwahl-Ab kommen von 1905 dm archimedischen Punkt gesunden z« baden, von dem au« man in Baden nicht bloß Minister, sondern die ganze Macht de» Liberalismus aa» d« Äugel»
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