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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070604029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-04
- Monat1907-06
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Moltke gegen Maximilian Harden hat die Staatsanwaltschaft die Erhebung der öffentlichen Klage abgelehnt, da es nicht in: öffentlichen Interesse läge, den Sinn der Hardenschen Artikel vor der großen Oeffentlichkeit zu erörtern, zumal die Hardenschen Ausführungen sich zugleich gegen eine Reihe weiterer Personen richten. Graf Moltke hat gegen diesen Bescheid Beschwerde bei der Oberstaatsanwaltschaft er hoben. Wie der „Berl. Lok.-Anz." weiter erfährt, hat nunmehr anch der diensttuende General L la srüts Generalleutnant Wilhelm v. Hohenau, ein Stiefbruder des verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen, sein Abschiedsgesuch ein- gereicht. Generalleutnant v. Hohenau weilt zurzeit in Eng land. In der Beleidigungsaffäre zwischen Moltke und Horden sollen, wie berichtet, gewisse Briefe eine Nolle spielen, die die geschiedene Gräfin Athaly (Lily) Moltke Harden gegeben hat, um sie gegen ihren ehemaligen Gatten auszuspielen. Ueber den Lebensgang der Gräfin teilt die „Berl. Morgenpost" folgendes mit: Geboren 1867 in Bützow bei Anklam als Tochter des Herrn Anton v. Heyden, der mit einer Schwester der nunmehr verstorbenen Gräfin Hahn-Basedow wie des Grafen Alex Wartensleben vermählt war, heiratete sie in erster Ehe den — nicht in der Ehe geborenen — Sohn des Erbherrn auf Neetzow in Pommern, v. Kruse. Dieser Sohn, der zuerst den Namen August Witt führte, erhielt, da er laut Testament des Vaters in oen Besitz von Neetzow kam, seinerzeit von Kaiser Wilhelm I. auch den Namen des Vaters v. Kruse-Neetzow. Er starb nach kurzer Ehe, und seine Witwe, die mit einem kleinen Sohu zurückgeblieben war, wurde 1896 Frau Gräfin Moltke. Dieser Vermählung, die mit ziemlichem Pomp in Berlin gefeiert wurde, wohnte der Kaiser als Gast bei. Die Ehe gestaltete sich nicht glück lich und wurde getrennt. Gräfin Moltke heiratete dann in dritter Ehe einen ihrer Vettern, Herrn v. Elbe, dessen Mutter gleichfalls eine geborene Gräfin WartenSleben ist. Die beiden letzten Ehen blieben kinderlos. Der Sohn erster Ehe ist Besitzer des Schlosses Neetzow. Wie man endlich dem „B. T." mitteilt, hat der in Lieben berg weilende Fürst Eulenburg seine Entlassung aus dem diplomatischen Dienste nachgesucht. Der Fürst war seit dem Jahre 1902, seit seinem Rücktritt vom Wiener Botscbasterposten, zur Disposition gestellt. Sein Entlastungsgesnch würde beweisen, daß er wenig Hoffnung hat, in absehbarer Zeit den verlorenen Einfluß zurück zuerlangen. Einen Augenblick lang schien es, als ob Fürst Eulenburg — der dem Kaiser einen schriftlichen Rechtferti gungsversuch unterbreitet hatte — nur mit einer vorüber gehenden Entfernung zu rechnen brauchte. Pfarrer und Bischof. Der Landtaasabgeordnete Pfarrer Graudingcr hat jetzt den Evzbischof Abert brieflich nn einen Stellvertreter wäh rend der Dauer der Landtaassessivn, und um die oberkirch- lichc Erlaubnis nachgesucht, der liberalen Partei als Hospi tant beitreten zu dürfen. n. Die englifchen Journalisten in Frankfurt a. M. ! Um 7^ Uhr trafen die englischen Journalisten mittels Sonderzuges auf dem Hauptbahnhofe ein. Zur Begrüßung waren anwesend der englische Generalkonsul Oppen heimer mit Herren des Konsulates und die Mitglieder des Empfangsausschusses des Lokalkommitecs. Beim Ver- lassen des Bahnhofes spielte die Kapelle des 81. Regiments die englische Nationalhymne. Die. englischen Gäste fuhren dann in Automobilen, die mit englischen und deutschen Far ben geschmückt waren, nach dem Hotel. Die englischen Journalisten nahmen dann unter Führung von Herren des Ortsausschusses eine Rundfahrt durch die Stadt und sodann einen Spaziergang durch die Altstadt vor, bei dem die Sehenswürdigkeiten und Baulichkeiten der Alt stadt, darunter auch der Dom, besichtigt wurden. Die österreichischen Wahlen- Endlich sind auch die Wahlen in Galizien beendet. Ihr Schlußrejnltat ist: 13 Konservative, darunter einer doppelt gewählt, 12 Nationaldemokraten, 9 Demokraten, 4 fort schrittliche Demokraten, 13 polnisches Zentrum. Bei zwei Wahlen ist die genaue Klassifikation noch unentschieden. Es wurden somit 53 Mitglieder des Polenklubs gewählt; ferner 16 von der polnischen Volkspariei, 16 Jungruthenen (Ukrainische Parteis, 5 Altruthenen, 3 radikale Ruthenen, davon einer doppelt gewählt, 4 polnische Sozialdemokraten, 2 ruthenifche Sozialdemokraten, 1 unabhängiger Sozialist, 3 Zionisten und 1 nnaUängiger Israelit. Hiermit sind die Wahlen sämtlicher Kronländer vollzogen. — Diese Musterkorte mit ihrer Zerfaserung in lauter Zwerg fraktionen, die bei den anderen Nationalitäten ihr Gegen bild findet, erinnert lebhaft an die Zusammensetzung der Duma. Wie aber dort sich größere Verbände aus dein Wirrwarr hcrvuskristallisiert naben, so wird es mit der Zeit auch im Reichsrat geschehen. Die Schaffung natio naler Vereinigungen über den getrennt verbleibenden Frak tionen, mit der letzt die Deutschen in einer den Augen blicksbedürfnissen entprechend richtigen Einsicht vorange gangen sind, darf nicht das höchste Ziel bleiben. .Dieses wird sein: die Wiederherstellung verfassungsrecht licher Parteien, der Zusammenschluß der Gleichgesinnten aus allen nationalen Lagern. Ist das erst gelungen, dann hat die Wahlreform ihre Aufgabe erfüllt. Der Ausstand der sranzöfischeu Seeleste. Ueber den Empfang der Abordnung durch den Marine minister wird ausführlicher gemeldet: Der Vorsitzende setzte die Forderungen der Seeleute dem Minister auseinander. Die seemännisch« Bevölkerung fordere Verbesserungen an dem Gesetzentwürfe über die Stellung auf halben Sold und Unterlassung von Maßnahmen gegen die ausständigen Seeleute. Der Präsident der Marinekommission wieder holte der Abordnung gegenüber die Ausführungen, die in der Kommission gegenüber einer Abordnung der einge schriebenen L-eeleute gemacht worden waren. Der Marine minister w-ies auf alle Fürsorgemaßnahmen hin, die in letz ter Zeit mit Rücksicht auf die eingeschriebenen Seeleute er griffen worden sind, und legte dar, daß diese für die Be teiligten eine erhebliche Befriedigung ihrer Wünsche ent hielten. Die Marinekommission werde erwägen, was noch darüber hinaus getan werden könne, es müsse jedoch jede Agitation Unterlasten werden, die eine Verständigung ver hindere; es sei die Pflicht der Regierung, die Sechandels beziehungen und den Seeverkehr sicher zu stellen, besten Auf hören Frankreichs Handel und Industrie der Gnade der auswärtigen Konkurrenten ausliefere. Die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit könne die Lösung des Kon- 1 flistes erleichtern. Infolgedessen rate er (der Ministers zur Beruhigung und zu friedlichem Einvernehmen. Wenn der Ausstand sofort beendet würde, werde keine Maßnahme gegen die Ausständigen ergriffen werden; der Minister werde die Reedereigesellschaften bitten, gegenüber den Mannschaften Nachsicht zu üben. Das Verteidigungskomitee der Seeleute hat daraufhin dem Marineminister mitgeteilt, es habe nach allen Häfen telegraphiert, um die Ausständigen zur Wiederaufnahme der Arbeit aufzusordern. Die See leute weigern sich aber der Aufforderung des Komitees nachzukommen. Sie erklären, daß sie im Ausstande ver harren würden, bis die Forderungen sämtlich erfüllt seien. — Aus Marseille wird telegraphiert: Infolge der Ent lastung der Schiffsofsiziere durch die Schiffahrtsgesellschaften bat sich die Lage noch verschlimmert. In der Arbeiterbörse fand gestern abend eine von über 5000 Seeleuten besuchte Versammlung statt, in der eine Resolution angenommen wurde, durch die der Deputierte Cyprille getadelt wird, weil er einen Gesetzentwurf eingebrachi habe, den in der Kammer zu vertreten er jetzt nicht mehr den Mut besitze. Die See leute erklärten sich mit den Offizieren solidarisch: sie wur den nicht dulden, daß einer der Offiziere ein Opfer des Ausstandes würde. Unterdrückung des chinesischen Aufstandes. Der Generalgouverneur von Canton meldete der Reaie^ rung in Peking, daß die Unruhen in Lientschou und Pakhoi unterdrückt seien, und daß die Missionare sich in Sicherheit befinden. — Die andauernde Ueberfüllung des Marktes von Shanghai mit amerikanischen Baumwollgütern hat zum Zwecke der Gesundung des Marktes Rückverschiffungen ge- »eitigt. Japan und Amerika. Die Erregung in Japan scheint zu wachsen. „Evening Sun" veröffentlicht ein Telegramm aus Tokio, daß nach Meldungen der Oppositionspartei der frühere Ministerpräsi den Graf Oluma dafür eintrete, daß die nationalen Bestrebungen der Japaner auf Regelung der San Fran cisco-Frage gerichtet werden. Die Japaner werden eine Entschuldigung vom Bürgermeister von San Francisco verlangen und gleiche Behandlung der Japaner fordern. — Der Korrespondent der „Associated Preß" in Tokio meldet, politische und nichtpolitische Führer seien scheinbar besorgt wegen der zukünftigen Gestaltung des Verhältnisses Japans zu den Vereinigten Staaten. Man denke nicht an offene Feindseligkeit, doch sei man in politischen Kreisen besorgt, wegen des eigentümlichen Verhaltens Amerikas autonomen Staaten gegenüber und wegen der trotzigen Haltung der Arbeiter gegen die Japaner. politisches^ - - Vom Baakbeamtestag. Wie wir schon in einem ausführlichen Telegramm be richteten, wurde am Sonntag in Kassel die 8. Hauptversamm lung des Deutschen Bankbeamtenvereins abgehalten. Nach Mitteilung des Vorsitzenden des Gesamtvereins Fürstenberg- Berlin har sich die Mitgliederzahl während der abgelaufenen zweijährigen Geschäftsperiode um 5619 auf annähernd 12 000 erhöht, die Zahl der Zweigvereine von 49 auf 60. Es besteht eine Teilorganisation des Vereins in London. Reichstags abgeordneter Justizrat Dr. In nck-Leipzig hielt einen Vor trag über die Privatbeamten in der deutschen Volkswirtschaft, Er betonte, Sozialpolitik treiben sei die Aufgabe unserer Zeit. Jetzt erst dränge sich die Erkenntnis durch, daß wir auch den Stand sozialpolitisch schützen müssen, der im wesentlichen den Kampf gegen die Sozialdemokratie führt, den Mittelstand. Er steht zwijchen der kapitalistischen Konzentration und den Ar beitern. lind der Staat ist verloren, der keiues Mittelstand mehr hat. Notwendigerweise muß aber diese Sozialpolitik auch eine solche zugunjten der Privatbeamten sein. Die wirt schaftliche Abhängigkeit ist an sich das Kriterium dieses „neuen" Mittelstandes. Rinn darf aber diese Abhängigkeit nicht so tragisch nehmen. NLan darf nicht überschätzen die Vorteile der sogenannten Selbständigkeit und die Nachteile der Unselbständigkeit. Vielfach ist auch die Grenze -wischen Privatoeamten und Arbeitern unklar. Den Unterjchled muß man suchen in der Vorbildung und Bildung. Redner argu mentiert, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse der Privat- beamten darauf Hinweisen, sich zusammenzuschließen und die Berücksichtigung in Gesetzgebung und Verwaltung zu er zwingen, die der Arbeiterstand durch seine großartige Orga nisation sich bereits erzwungen hat. Ein organisierter Privatbeamter wird dem Arbeitgeber anders gegenüber stehen. Die Koalition hebt den ganzen Stand gesellichaftlich, sozial und auch wirtschaftlich. In dem Zusammenschlüsse allzuoieler Elemente liegt aber auch eine gewisse Gefahr, nämlich daun, wenn Elemente zusammengeschweißt werden, deren Interessen sich unter sich nicht decken. Deshalb be grüßt Redner die kraftvolle Organisation der Bankbeamten. Gut ist es aber, daß sich solche Einzelorganisationen nicht verschließen, wenn es einmal gilt, Interessen des gesamten Standes wahrzunehmen. Ein solches sei die staatliche Ver sicherung. Er sei nicht für Zwangsocrsicherung. sondern nur für Versicherungszwang in dem Sinn«, daß dem Versiche rungszwang auch durch die Zugehörigkeit bei einer Kaste, wie etwa die der Bankbeamten, genügt werde. Durch das Bestehen einer Versicherung wird der Beamte der eigenen Verantwortung aber nicht enthoben. Es soll dadurch nur die Sicherung eines gewissen Existenzminimums geschaffen werden, das derjenige haben muß, der mit sittlichem Ernst bei seiner Arbeit bleiben soll. Mit der Aufforderung, daß auch die Bankbeamten fest und treu mit an der Erreichung dieses Zieles arbeiten, schließt Dr. Junck unter großem Verfall der Versammlung seine Rede. Ter Vorsitzende, Herr Fürstenberg, spricht daraus ein- gehend über „Die Pensionsfrage der Bankbeamten". Redner schildert die Vorzüge d«r allgemeinen Pensionskaste vor den Hauskasten und empfiehlt zum Schluß die Annahme folgender Resolution: „Die 8. ordentliche Hanptversammlung des Deutschen Bankbeamtenvereins begrüßt lebhaft die Hortschritte der Bewegung, deren Ziel die Pensionsversicherung aller Privatangestellten ist. Da die Hauptversammlung aber nach wie vor der Meinung ist, daß die Lösung der Pensions frage für das Bankgcwcrbe allein in der Gründung einer allgemeinen neutralen Bankbeamten-Pensionskaste ge funden werden kann, die dem Bankbeamten völlige Frei- -ügigkeit, ein Recht auf Pension und Hinterbliebenenvcr- soraung gewährt, so spricht sie dem Vorstand des Zent-mH.. Verbandes des deutschen Bankiergewcrbes aufrichtigen Dank für die bisher geleistete Arbeit ans. Sie vertraut, daß die Bankleitnngen Deutschlands einmütig dazu bei tragen werden, daß das aroße soziale Werk, das den Kollegen ein sorgenfreies Alter sichert, bald seiner Voll- endung entgegcngeführt werde." Ueber die andern Resoluttonen, die aus dem Bankbeamten tag gefaßt werden, haben wir schon berichtet. * * Reichsmarineamt. Bei dem Ausbau unserer Flotte auf Grund des bestehenden Gesetzes vergrößern sich auch mehr und mehr die obersten Marinebeborden. Erst vor kürzerer Zeit sind bei dem Mmiralstabe der Marine in Berlin mehrere Abteilungen neu gebildet worden; ebenso Feuilleton. Je mehr sich ein Weib dem Manne hingab, desto enger hängt sich ihr Herz an ihn. während oft umgekehrt das des Mannes sich desto mehr ablöst. M a d a ch. Der Mann macht sich dos Bild des Weibes, und dos Weib bildet sich nach diesem Bilde. Friedrich Nietzsche. La Bruysre. Ein Weib das nichts spricht, ist In der Regel dumm; beim Manne ist dec Fall ost umgekehrt. Karl Julius Weber. Einmal seht ihr im Weibe nur das Werk zeug eurer Begierde, ein andermal stellt ihr es als Gottheit auf den Altar. Line Militarstatien in, Innern Afrikas. Von Dr. A. Funke (Berlin). I. * Ein ehemaliger Stabsarzt unserer osiofrikanifchen Schutz truppe, Dr. med. Hildebrandt (Goslar), hat sich das Ver dienst erworben, durch kleine, aber sehr anschauliche Dar stellungen uiwscrem Volke ein Bild von dem täglichen Leben und Treiben auf einer Militärstotion unserer Schutzgebiete zu geben. Das Büchlein ist eines der wenigen Erzeugnisse unserer Kolonialliteratur, di« nicht mit dem Bombast der Politik und aller Prinzipienfrugcn den Leser ermüden und sehr viel Kenntnis und Interesse voraussetzen, sondern die ihm das bieren, was die politischen Schriften meistens nicht geben, nämlich alle die kleinen Einzelheiten des täglichen Lobens, so daß wir ohne Mühe erfahren, wie unsere schwarzen Schutzgenosten und ihre europäischen Vorgesetzten ihr Tage werk vollbringen im Stationsdienst und der Kulturarbeit, wie sie fern von den Hilfsmitteln Europas sich das Leben sv angenehm wie möglich zu machen suchen, wie unsere Be amten als Richter und Offiziere ihr Pflichten erfüllen, und endlich welchen reichen und wertvollen Besitz wir am Victoria N ya n za haben. Die Station, die Dr. Hildebrandt beschreibt, ist Muanza am Victorias«. Der See liegt dicht vor der Station, man hat stets «inen prächtigen Btick aus die weite Wasserfläche. Die Türen der Wohn räume sind in roher Weise aus Brettern zusammenge fügt, Die Fenster sind von Nogerhänden zusammengenagelte Rahmen aus schlecht bearbeiteten Latten; statt der Fenster scheiben ist weißer Baumwollstoff darauf ausgespannt, die Wände sind geweißt, die Decke ist aus Knüppelholz hergestellt und wiederum mit weißem Baumwollstoff überspannt. Der Fußboden ist mit Matten belegt. Als Tisch wird meist der leichte Expcditionsti'ch auch im Zimmer ausgestellt. Einen Wiener Stuhl oder Holzjtuhl bekommt jeder, vielleicht auch beides. Ter Waschtisch ist aus roden Brettern gefügt und mit Wachstuch überzogen. Einen Spiegel oder gar einen zer legbarer Schrams haben nur der Stationschef und der Arzt. Die Messe ist groß und hoch, mehr bunte als schöne Bilder des Kaiserpaares. Flaggen, Speere, Schilde, Gehörne, Wandkarte und eine Leine Bibliothek nehmen den Wänden ein gut Teil ihrer Kahlheit. Ein halbes Dutzend Siühle bilden das Mobiliar. Im der Messe hält man sich während der Freizeit viel ans. Man ißt so gut wie man will. Jeder hält einen Koch. Die Zutaten zum Essen sind äußerst billig und die Marktpreise folgende: 1 Pfund Rindfleisch 4 Pela --- 8 Pfg, 1 Hammel 1 Rupie --- 1,40 s(, 1 Kalb 3 Rupien — 4,10 s(, 1 Schaflamm i/2 Rupie — 0,70 F, 1 Huhn s/g bis Rupie — 16 bis 35 Pfg, 1 Ei 1 Pesa --- 2 Pfg, Bananen, Erdnüsse und andere Früchte kosten wenige Kupferstücke. Um gute Küche zu haben, muß man den Garten pflegen. Zu jeder Jahreszeit kann man Bohnen, Erbsen, Schoten, Karotten, Mrtoffeln, Schnittlauch, Rettig,^Radies, Gurken, Kürbis, Petersilie, Zwiebeln, Tomaten, Sellerie, Rotkohl, Wirsingkohl, Kopfsalat, Endiviensalat, Spargel, Weiße Rüben, rote Rüben, Kohlrabi frisch im Garten zishen. Außerdem gibt es Kapstachelbeeren, die roh oder geschmorc ganz ähnlich wie Stachelbeeren schmecken. Während des größten Teiles des Jahres gibt es Bananen, Papayen, Zitronen, Orangen und im Sommer Ananas und Mango früchte. Eine viel wichtigere Rolle spielen aber die Ausgaben für Import der Getränke. Die Preise sind schon an der Kaste recht hoch, obgleich der Transport von Hamburg nach Dar es Salam nicht allzu teuer ist (40 .<( Pro Kubikmeter) und der Zoll nur 11 Prozent des Einkaufspreises beträgt (für Spiri tuosen 20 Prozent). Viel höher sind die Trägerkosten für den Transport von Dar es Salam nach Muanza, man muß sie mit 1 .il pro Pfund veranschlagen. 1 Flasche Moselwein kostet in Muanza 7 sl, 1 Flasche Sekt 8 ^(, 1 Flasche Bier 4,20 .<( (früher sogar 7 1 Flasche Sauerbrunnen 3 s(, 1 Flasche Kognak 9 F und mehr, je nach der Güte. Da man begreiflicherweise gern Gäste bei sich sieht ue.d umgekehrt gern zu Gaste geht, so braucht man nur bei Tische einige Wein sorten und Sen aufzustellen, und nachher eine Last Bier von 21 Flaschen zu geben, was für 5 Personen bei einer feierlichen Gelegenheit nicht zu viel rst, und man hat an einem Abend 100 .f flir Repräsentation ausgegeben. Das gebräuchlichste Getränk in Afrika ist Sodawasser I mit einem Schuß Kognak An der Küste gibt es Sodawasser- I fabriken, im Innern aber trinken die Europäer abgekochtcs l Wasser mit Kognak, «in schaler, geschmackloser Trunk. schristen der Infanterie. Wenn die beiden Wachthabenden Muanza noch keinem gelungen, die Woche übergeben und übernehmen, hört man ) Die Weg« im Bezirk habe Gegessen wird sehr stark und sehr gut. Des Morgens zwischen 6 und 7 Uhr schon ißt man als erstes Frühstück eine starke Mahlzeit mit kaltem Aufschnitt, Eierspeisen, Käse, auch wohl Kotelett, Nieren oder Leber, dazu Bouillon, Kakao, Schokolade, Kaffee, Tee. Frische Butter und Milch gab es natürlich leben Tag. Das Brot war immer frisch gebacken, mit den Bratarien wird abgewechselt. Einmal wird das Brot ganz weiß aus Weizenmehl, einmal aus Roggen mehl schwarz, oder halb und halb gebacken, auch Franz- brötchen und Grahambrot gibt es. Die erste Hauptmahlzeit wird mn 12 Uhr mittags gehalten. Wenn die Arbeitszeit um ist, abends 146 Uhr, vertauscht inan den Tropenhelm mit der Mütze und trifft sich zu einem Spaziergang mit an schließendem Vesper; choppen beim Inder. Um 7 Uhr findet die zweite Hauptmahlzeit statt, die sich von der ersten kaum unterscheidet. Geändertes wird des Abends nicht, auch nicht gelesen, man erzählt sich etwas, der Gesprächsstoff ist immer reichlich. Es wird auch nie gespielt. Den Skatspielern wird das unbegreiflich erscheinen. Drei Leute auf einer afri kanischen Jiinenstation, alle drei können Skat spielen uno tun es nicht, weil sie sich bei Gesprächen besser unterhalten. Zu Weihnachten findet sich alles, was von Landsleuten im Bezirk ioeilt, auf der Station ein. An patriotischen Fest tagen finden Paraden und Volksbelustigungen statt. Kleinere Feste an Geburtstagen usw. werden nicht umgefciert gelassen. Schließlich gibt es ia auch sonst Gelegenheit zur Geselligkeit. Der lustige Leutnant S. sah in einem Spanferkelesten Grund genug, um auf der Einladung als Anzug vorzuschreiben: „Bitte im Stehkragen" — ein Zwang, den man sich sonst selbst in den weihevollsten Momenten nicht auferlegt, und der infolgedessen ebenso allgemeines wie berechtigtes Entsetzen erregte, aber strikte inneaehalten werden mutzte; denn der Gastgeber stolzierte im blendend weißen Anzug mit Steh kragen vor den Wohnungen umher. In der Gegend der rechtan Rücken lasche ragte ein weithin sichtbarer Wulst vor, der von einer beträchtlichen Kleiderbürste herrührte. Damit bemühte sich der Inhaber vor jedem Spiegel ernstlich, aber vergeblich, sein winziges Schnurrbärtchen zu sträuben. Den angenehmen Seiten des afrikanischen Lebens steht eine sehr ernste Seite gegenüber: die Krankheiten. Noch immer ist in Ostafrika ieder zehnte Mann geblieben und in Muanza erkrankte durchschnittlich jeder Europäer einmal im Monat. Der Tag beginnt in Deutsch-Ostafrika um 6 Uhr. Der Neger rechnet so, daß mit der untergeyenden Sonne der Tag zu Ende goht und der n«ue Tag beginnt. Die Zeit des Morgens um 6 Uhr wird als 12 Uhr, die Mittagszeit als 6 Uhr bezeichnet. In Dar es Salam wird die Mittagszeit durch einen Kanonenschlag angekündigt. „Mz-inga umelija — die Kanone hat gebrüllt", sagt der Boy. Im Innern hat der Wachthabende die Ausgabe, di« Wachtuhr zu stellen und di« Signale vom Spielmonn entsprechend den Tagesbefehlen ab geben zu losten. Der Trompeter der neu ausgehenden Wache tritt im Askaridors aus seinem Hause und bläst das Signal. Dom-n erfolgt die Ablösung der Wache genau nach den Vor jedesmal als Einleitung des Gesprächs die vop den Arabern entlehnte Höflichkcitsvhrase: „Was für Nachricht?" „Gute Nachricht." Dann folgen die weiterzugsbenden Befehle mit peinlicher Genauigkeit, so z. B.: „Die Kettengesangenon haben morgens zuerst die schmutzigen Arbeiten auszuführcn, Wege säubern, Strand reinigen. Leute, die ein Anliegen haben, müssen aus der Wache angehalten und zum Europäer geführt werden Lurch einen Askari, der ihren Dialekt versteht." Die Kommandos werden in deutscher Sprache abgegeben, um 9 Uhr ist Zapfenstreich, dann muß Ruhe im Dorfe sein, und tatsächlich verstummt der Lärm, den die tanzenden Neger noch eben vollführt haben, auf einen Schlag, wenn der Trompeter den ersten Ton geblasen hat. In der Morgenfrühe um Uhr ertönt das erste Signal zum Wecken der Schläfer; noch ist wenig Leben zu bemerk'«, che die Sonne aufgeht, sind die Neger nicht leicht zu haben. Mit dem Signal zum Antreten um 6 Uhr entsteht im ganzen Dorfe lauter Lärm. Schreiend strömen die Arbeiter aus den Hütten die Straße hinunter zum Alarmplatz , die Askari treten an, die Steuerarbeiter stellen sich in langen Reihen auf, ihre eigenen Aufseher, sowie die dazu mit verwendeten dienstfreien Gerichtsboten, Bootsleute, Postboten stehen da- vor. Der diensttuende Europäer tritt vor dir Kompagnie und verliest die Namen der Askari, er teilt sie in Sektionen unter Chargen ein, die Sektionen werden zum Einzel exerzieren auseinandergezogen. Dann teilt der Europäer die Arbeiten ein. Da heißt es: Die Leute mit Hacken treten vor, sie werden unter einem Gerichtsboten zum Wegbau ge- sckstckt. Die Leute mit Beilen treten vor, sie müssen ^im Walde Bauholz schlagen. Die Leute mit Mestern holen Stroh zum Häuserdccken. Die Tschensi, die >.-rur Schultern, Arme und Beine in den Dienst zu stellen haben, müssen Wege stampfen, Steine, Erde und Sand tragen usw. Tie ein- -elnen Gruppen strömen singend und tanzend zu ihren Arbeitsplätzen Die Kompagnie exerziert zwei Stunden lang. Um 149 Uhr tönt wieder ein Signal: Die Askari treten zum Arbeitsdienst an. Es werden möglichst viel« als Handwerker ausgebildet. Ein Anzahl Askari macht Flickereien an Schurn und Klei- dungsstücken, andere mauern, einer beaufsichtigt die Garten, arbeiten, einer wird als Lazarettgchilfe ausgebildet, zwei sind Polizisten, die Gescbützaskari reinigen das Maximgeschütz, andere haben die Trioutarbeiter mit zu beaufsichtigen, die Kranken werden vom Lazarett-Askari in die Revierstube geführt. Zweimal in der Woche wird Gerichtstag ausgeübt. Am Letzten jeden Monats ist Löhnunqstag. zweimal monatlich Sweckeinzablungstag, zweimal monatlich Posteingang, zwei mal Postausgang. Gebaut wird eigentlich immer, einmal eine Bastion, einmal «in Magazin, ein Arbeitsschuppen, «in Europäerhaus; die Bauart ist noch sehr unvollkommen. Die Europäerhäuser werben ans getrockneten Luftziegeln gebaut, der Dachstuhl aus rokbchaucncn Stämmen darauf gesetzt und > mit Stroh gedeckt. Ein zweistöckiges Hans zu bauen, ist in Bezirk Ab«« immer viel Arbeit gemacht.
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