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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070605018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-05
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Die an dem Wettbewerb teilnehmenden Auto mobile treffen in der Zeit zwischen 12 und 3 Uhr in Leipzig ein und fahren nach den: Palmen garten, wo sich die Erfrischungs- und Benzinstation befindet. (S. bes. Art. u. Startliste unter Sport, sowie Letzte Dep.) * Staatssekretär Wernburg wird am Donners tag in Hamburg weilen, um mit den dortigen leiten den Kreisen wegen der geplanten Kolonialakade- m i e Fühlung zu nehmen. (S. Letzte Dep.) * Im Braunschweiger Landtag gab es gestern eine kurze Welfendebatte. (S. Dtschs. R.) * Die englischen Journalisten hielten sich gestern in Frankfurt a.M. auf unb machten von dort einen Ausflug auf die Saalburg und nach Honiburg. (S. d. bes. Art. 3. Seite d. Hauptbl.) * Die Landessynode imGroßhcrzogtum Sachsen-Weimar lehnte mit großer Mehrheit die Petition des Deutsch-evangelischen Frauen bundes ab, die die Erteilung des aktiven und des passiven Wahlrechts bei kirchlichen Wahlen wünschte. * Vor dein Reichsgericht kommt heute ein Spion ageprozetz gegen den ehemaligen Stu denten Johann Parczensky aus Warschau zur Ver handlung. (S. Dtschs. R.) * Der Zusammenschluß der deutschen Par teien inOesterreich ist noch nicht erreicht. Ein Achtmännerausschuß ist mit der Ausarbeitung einer Verbandsverfassung betraut. (S. Ausl.) * Der österreichische Reichs rat ist auf den 17. Juni ein berufen. * In Wien fand heute im Beifein Les Kaisers Franz Josef und vieler Mitglieder des kaiserlichen Hauses die Enthüllung eines Denkmals für die Kais erin Elisabeth statt. (S. Letzte Dep.) vrr Nutttsna m Ser ttanrö-ircbenlianaelrmsnne. Ein eigenartiger Streik ist in Frankreich ausgebrochen: er richtet sich gegen den französischen Staat, in Wirklichkeit aber gegen die französische Handelsmarine, die augenblicklich durch den Generalausstand chrer Seeleute bis zu den Kapi tänen hinauf lahmgelegt worden ist. Freilich liegt der „Kern" der Sache in dem militärischen Verhältnis, das diesen Angestellten auch dann anhaftet, solange sie sich auf inländischen Kauffahrteischiffen befinden. Der größte Teil der Mannschaften bat bei der Kriegs flotte gedient. Gehen sie zur Hankelsmarine über, so wer den sie trotzdem noch als Angehörige der Kriegsflotte ange sehen, sie sind hier „Beurlaubte". Dafür steht ihnen aber, wie jedem aktiven Militär, der volle Pensionsanspruch zu und noch obendrein ein Anrecht auf das Fischereirecht an den französischen Küsten. Der Grund des Ausstandes liegt in den Pcnsionsansprüchcn. Die Seeleute bezogen unter dem bisherigen Regime eine Pension von 204 Frcs., und die Kapitäne für große Fahrt 780 Frcs. in der geringsten Stufe. Nun haben sie aber schon seit Jahren um eine erhöhte Pen sion petitioniert, und der Marineminister Thomson hat denn auch eine Vorlage eingebracht, die jene Wünsche befriedigt. Etwas Positives ist aber bisher über die Angelegenheit nicht zu erfahren gewesen, doch wollten einige Zeitungen wissen, daß für die Seeleute 360 Frcs. und für die Kapitäne 1000 Francs im Minimum vorgesehen wurden, daß ferner zur Durchführung des Planes ein Kredit von 11 Millionen Francs erforderlich sei, der durch Abzüge an den Seeleuten gedeckt werden soll. Kaum war das Gerücht durch die Sen sationspresse ausgcsprengt, da proklamierten die Kapitäne und Offiziere, sowie die Maschinisten in Marseille den Gene ralausstand, dem sich inzwochen alle Angehörigen der Han delsmarine mit Ausnahme der von Brest angeschlossen haben. Die unheilvollen Folgen dieses Streiks haben sich bereits bemerkbar gemacht. Auswanderer liegen im Hafenguartier fest und muffen auf Kosten der Behörden unterhalten wer den, Waren können nicht an Land kommen: nur der Post dienst nach Algerien erscheint durch die Maßnahmen des Marineministers gesichert. Die „Insorits ^uritiurv»", die bisher in den Zeitungen so viel Reklame für ihre Pensionscrhöhung machten, hätten wirklich bester getan, erst mal den Gesetzentwurf des Herrn Thomson kennen zu lernen, tatt cinfach auf Revolverartikel der Sensationspreffe hin einen allgemeinen Ausstand vom Zaune zu brechen. Wir sind der Ansicht, daß sie in ihren Forderungen etwas zu übermütig geworden sind. Das „staat liche Joch" wollen sie sich vom Halse schütteln, aber dabei auch mit keinem Jota auf ihre Privilegien verzichten; sie stellen im Gegenteil, wie schon kurz angedeutet, „höhere" Forderungen, obgleich sie ein Vorrecht genießen, das wir sonst bei keiner anderen Arbeiterkategorie antreffen. Aber immerhin: Bewahrheitet sich das Gerücht von der erheblichen Belastung der Seeleute, nun, so ist doch immer noch in der Kammer di« Möglichkeit vorhanden, etwaig« Wünsch« durcy Abgeordnete durchzudrücken. Jedenfalls hätten die Strei kenden auf dem Wege der gütlichen Verständigung viel schneller ihr Ziel erreicht, als durch einen kostspieligen Streik, an dem ohnehin nur die französischen Schiffsreeder der leidtragende Teil sein werden. Die französischen Reeder sind wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Im internationalen Verkehr können sie mit den deutschen und englischen die Konkurrenz nicht aushalten, und selbst der Weltverkehr aus Marseille, der Schisfahrtsmetro, pole Frankreichs, ruht in deutschen Händen. Insbesondere hat der Norddeutsche Lloyd den Verkehr von Marseille über Neapel nach Aegypten, der in der Hauptreisezeit sehr bedeu tend ist, an sich gezogen: auch die Hamburg-Amerika-Linie hat es an dem nötigen Unternehmungsgeist nicht fehlen lassen; ihre Fahrten zwischen der französischen und italieni schen Riviera sind immer von gutem Erfolg begleitet. Nur im Verkehr zwischen Marseille und Algerien kann sich die französische Reederei, da hier für sie staatliches Monopol vorhanden ist, aufrecht erhalten und das auch nur mit starker staatlicher Unterstützung. Die letzte, in diesem Frühjahr ein gebrachte und angenommene Subventionsvorlage läßt so recht die Schwäche der dortigen Handelsschisfahrt erkennen. Aus ihrer Statistik ersehen wir, daß nicht weniger als 80 Prozent der französischen Aüterbcwegung den rascher und billiger arbeitenden Auslandsreedereien zufallen. Aber den noch: Das Land ist immer bereit, seiner Seeschiffahrt die größten Opfer zu bringen, um sich wenigstens auf dem fünften Rang zu behaupten, nachdem es den zweiten längst eingebüßt bat. Kein Volk der Erde, selbst die Amerikaner nicht, hat so viel kostspielige und vielseitige Versuche gemacht, sich eine starke, wenn auch künstliche, Handelsschiffahrt zu erhalten, als die französische Nation. Regierung und Volksvertretung batten bisher nur immer den einen Gedanken: ihrem Nach barstaat England im Seekriege gewachsen zu sein, damit die lange Kette der maritimen und diplomatischen Niederlagen endlich geschlossen werde. Alle Anstrengungen, die zu diesem Zwecke gemacht wurden, erhielten ihre höchste Tatkraft aber erst dann, als die deursche Handelsschissahrt sich anschickte, in scharen Wettoewerb mit der britischen zu treten. Seitdem bat der französische Staat ungeheure Summen zur Hebung seiner Handelsichiffabrt gezahlt, sie betragen insgesamt 1 Milliarde 126,06 Millionen Francs oder 45 Millionen Francs pro Jahr: während Deutschland generell überhaupt keine Subsidien an Reedereien erteilt, nur einige Gesell schaften, die dem Reiche durch Post- und Truppenbesörderun- gen Gegendienste leisten, erhalten dafür eine bestimmte Summe, die sich aber den obigen französischen Zahlen gegen über ungemein geringfügig ausnimmt. Der Gedanke, die „insarits rnLritiuass" an die Kriegs flotte dauernd zu fesseln, entstammt bereits Eolbert, der von dem Wunsche beseelt war, seinem Vaterlande eine starke Flotte zu verschaffen. Den Seeleuten sollten die Segnungen des Militarismus dann auch zuteil werden. Sein System der Fürsorge ist aber heute nicht mehr ausreichend, da die Handelsmarine ihre Angestellten schlecht bezahlt und auch nicht besser bezahlen kann. Auf den Ausfall des Kampfes sind wir sehr gespannt. Jedenfalls wird die von sozialen Neformideen beherrschte Regierung es nicht zum Aeußersten kommen lassen und lieber oie Belastung des Etats auf sich nehmen. Denn ein langer Streik dürfte den vollständigen Ruin der französischen Handelsmarine herbeiführen, und die ausländischen Schiffahrtsgesellschaften könnten hierbei nur die lachenden Erben sein. * In der Ministerratssitzung berichtete der Marineminister Thomson, daß der Ausstand der eingeschriebenen Seeleute, den Nachrichten, die er empfangen habe, zufolge, im Ab nehmen begriffen sei. Der Justizminister Guyot Dessaigne erklärt sich bereit, die Interpellation der Depu tierten Denys, Cochin und Castelnau über die Unregelmäßig keiten bei der gerichtlichen Untersuchung der Montagnini- papiere und über den Bericht der parlamentarischen Unter suchungskommission zu beantworten. In der Ministerrats sitzung vom nächsten Donnerstag werden die Instruktionen für die Vertreter Frankreichs auf der Haager Konferenz formuliert werden. älitten sterirsmrftroniiunenr. Zwei große sportliche Veranstaltungen geben dem Jahre 1907 ein besonderes automobilistisches Gepräge, einmal die Herkomersahrt, die gegenwärtig zum dritten und letzten Male ausgefahren wird, um) bei der sich entscheidet, wer in den endgültigen Besitz der von Professor Hubert v. Herkomer gestifteten Trophäe gelaugt, dann das Kaiser- preisrennen auf der klassischen TaunuSrennstrecke. In solchem Sinn« steht Deutschland erneut im Zeichen zweier bedeutsamer Konkurrenz», von denen di« eine, die erste, zum Teil auf dem Boden deS sächsischen Lande- aus getragen wird, und zwar nicht als eine zwecklose Sport betätigung, sondern als eine ernste Prüfungsarbeit der Leistungsfähigkeit von Fahrer und Wagen. So wird denn während der Herkomerwoche, vom b. bi» -um 13. Juni, an den herrlichsten Punkten unseres Vaterlandes da» Ge knatter der di« Herkomerkonkurreuz bestreitenden Auto» zu vernehmen sein. Im erste» Jahre der Herkomersahrt, 1908, war die Strecke 931 Kilometer lang. In wohlgelungcnem Verlauf wurde diese Strecke in drei Tagen von München nach Baden-Baden über Nürnberg nach München durch- meffen. Eine weit größer« Reise bedingte die Fahrt schon im Jahre 190b, wo ein Weg von rund 1600 Kilometer von Frankfurt a. M. nach München, Lin». Wien. Klagenfurt über Innsbruck nach München zu nehmen war. Weit aus gedehnter erweist sich endlich die diesmal »nm AuSfahre» de» Herkomerpreise» ausgewühlt« Etr«ck«, di«, 1300 Kilo meter lang, auch durch unser Leipzig führt. Sie verspricht, im Anschluß an die beiden vorhergegangenen Herkomcr- konkurrenzen, die vorzugsweise in Süd- und Südwestdeutsch land, sowie in den malerischen Aipenländern Oesterreichs, Salzburg, Kärnten, Tirol und Oberbayern ausgetragen wurden, «ine würdige Nachfolgerin ihrer erfolgreichen Vor gängerinnen zu werden. Wie die Herkomerfahrten, die ihrem ganzen Charakter nach Tourensahrten und keine Nennen waren, einerseits einer wertvollen Propaganda des Automobilismus vienten, um diesem für den Verkehr und unsere Wehrkraft so außerordentlich wichtigen Verkehrs mittel zu einer immer größeren Verbreitung zu verhelfen, so übten sie andererseits einen bedeutsamen Einfluß auf die gesamte Entwickelung der Automobilindustrie aus, hierbei schätzenswerte Anregungen zu neuen Fortschritten im Auto- mobilbau gebend. In der Sportgeschichte des internatio nalen und besonders des deutschen Audomobilismus sind jene Herkomertage ein ragender Markstein geworden, von dem an zugleich auch ein bedeutsamer Aufschwung unserer einheimischen Automobilindustrie und des Automobiltouris mus, der wundervollsten Art zu reisen, datiert. Die deutsche A u t o m o b i l i n d u st r i e ist im Jahre 1899 zum ersten Male in einer Ausstellung an die Oeffentlichkeft getreten. Nur sehr wenige glaubten damals an die Zukunft des Automobils, während der größte Teil des Publikums den zur Schau gestellten primitiven Fahr zeugen skeptisch, ja vielfach direkt absprechend gegenüber stand. Heute, nach wenig mehr als 7 Jahren, ist vas Auto mobil als öffentliches Verkehrsmittel allgemein anerkannt. Unsere mächtig wachsende Automvbilindustrie mit ihren vielen bedeutenden Hilfszweigen ist schon fetzt als Er nährerin vieler Tausender Familien von Arbeitern, tech nischen und kaufmännischen Beamten, ein erheblicher Fak tor unseres Wirtschaftslebens geworden. Die staunen erregend schnelle Vervollkommnung verdankt das Automobil im wesentlichen den großen internationalen Schnelligkeits konkurrenzen, die der Industrie die Ausgabe stellten, mit möglichst geringem Gewicht di« größte Leistung zu erzielen. Als letztes Glied in der Kette der Herkomerfahrten fügt sich nun die dritte, durch den nördlichen und mittleren T«il Deutschlands geleitete Herkomerkonkurreuz ein. Zu ihrem Ausgangspunkt wurde Dresden gewählt. Was tag nabe' als die Fahrt von Drcst.'.r aus über die im besten Rufe stehenden sächsischen Straßen über die Aus läufer des Erzgebirges, und durch die Heimat des Sieger? der vorjährigen Herkomerkonkurreuz, Dr. Stöß, und des siegreichen Horchwagens, über Zwickau zu leiten. Werden auf dieser Strecke doch auch die großen Jndustrieze.-nren Sachsens, Freiberg und Chemnitz, berührt. Und ebenso natürlich war die Wetterführung der Herkomerstrecke nach Leipzig, das auch seit langem die Herkomerfahrer in seinen Mauern zu sehen gewünscht hatte. Von Leipzig legte man die diesjährige Fahrstrecke hinüber ins poetische, romantische Saaletal und weiter nach dem klassischen Weimar und dann über Erfurt, Gotha nach dem lieblichen Eisenach, dem Ziel der ersten Etappe. Ueder die unvergleichlichen Höhen des Thüringer Waldes, an dessen Abhängen entlang senkt sich die Ronte dann am zweiten Tage ins liebliche Maintal nach der alten poetischen Frankenstadt Würzburg. Von hier aus zog man mit Recht die beiden das Mittelalter inmitten der Gegenwart verkörpernden reizenden Städtchen Wertheim und Miltenberg in dre Route hinein Nnd wie romrnlisch ist die Weitersahrt über den sagenumwobenen Odenwald hinab ins malerisch-liebliche Neckartal mit seiner Perle Heidelberg. Mannheim war der natürliche Endpunkt der zweiten Etappe der diesjährigen Fahrt. Das freund liche Karlsruhe ist die erste größere Stadt auf der Dritten Etappe, Wie die erste Herkomersahrt von 1905, berührt die Fahrt auch in diesem Jahre wieder die schönsten Partien des Schwarzwaldes, dessen Kniebispaß nicht geringe An forderungen an Wagen und Lenker stellt. Durch prächtige württembergische Landstriche fahren die Teilnehmer der Konkurrenz dann südostwärts dem gewaltigen Soeveckni des Bodensees zu, von dessen Südufer ihnen die Alpenwände ihren Gruß winken. Lindau, ein landschaftliches Juwel in der Krone Bayerns, ist das Ziel der dritten Etappe. Die vierte Etappe Lindau — München fübrj die Herkomer- sahrer durch den köstlichen Allgäu mit seinen Bergriesen, seinem Alpensee und seinen saftia-grünen Matten. Neber Füssen am Starnberger See vorüber, gebt es dann, nach der Schnelligkeitsprüfunq im Forstenrieder Park, hinein in München? gastliche Tore, wo einen Tag gerastet wird. Auch die fünfte Et rppe M ü n ch e n—A u a s b u r g bat im ersten Teil einen ausgesprochen alpinen Charakter. Das Bergrennen auf der klassischen Keffelbergstrecke ist der sportliche Mittelpunkt dieses Tages. Durch Herkomers Heimatstadt, Landsberg a. Lech, erreicht die Wagenkaval kade der Herkomerfahrer an diesem fünften Tage der Fahrt ihr Ziel im altehrwürdigen Augsburg. Der letzte Tag der ganzen Fahrt, die Etappe Augsburg —Frank- furt a. M., führt die Teilnehmer zunächst hinab ins Donautal und dann nach lleberschreitung der Donau nord wärts durch die gesegneten Gaue des westlichen bayerischen Mittelfranken über Nördlingen nach dem patriarchalischen mittelalterlichen Rothenburg ob der Tauber und von dort nach Würzburg, von wo sich die Fahrt, wie 1906, nur um gekehrt, über die spiegelglatten Serpentinen des Spessart nach Frankfurt a. M., ihrem Endziel, wendet. Diese letzte Herkomersahrt ist, wie schon envähnt, länger und anstrengender, als die vorjährige. Sie bildet eine etwas strengere Prüfung der Fahrkunst und Maschinenzuverlässig keit, als die vorangegangenen Herkomerfahrten. Besonders die ersten vier Etappen legen sich auf Nerv und Getriebe und stellen starke Anforderungen an die Sportenergi« des PreiS- b«werbers und an di« Leistungsfähigkeit seine» Wagens; wer diese gut übersteht, wird auch die letzte» zwei, denen ein Rasttag vorangeht, nicht zu scheuen haben. Bekanntlich hat unsere Stadt einen Ehrenpreis für den Wettbewerb gestiftet, «inen silbernen Tafel aufsatz, über dem sich auf einer durchbrochenen Bekrönung die mit dem Tierkreis geziert« Weltkugel mit den sitzenden Figuren deS Götterbolen Merkur und der Jdealgestalt tx» Verkehr» erhebt. Er ist für di« SchonheitSkonkurrenz be- stimmt worden. I» Sachsen selbst werden die weißen und blauen Flaggen von Dresden bi» Fr«ib«rg, Chemnitz, Zwickau. Altenburg, L«ipztg auf einer Strecke von 190,3 Kilometer wehen und den Weg markieren, den di« Konkurrenten, wohl 200 an Zahl, auf schönen Straßen, schwierigen Steigungen, scharfen Kurven in kurzen Inter vallen in dem vorgeschriebenen Tempo im Wechsel von Ge raden, Gefällen und gefährlichen Serpentinen zu nehmen haben. Wenn die Wagen Altenburg passiert, kommen sie nach Zschaschelwitz, Treben, durchfahren das wohlhabende Alten burger Land, dann Serbitz, Tkräna, gelangen nach Borna, Kesselshain, Gestewitz, Espenhain, Gruua, Göhren, durch die weiten Schlachtfelder bei Leipzig, bei Wachau, Probst heida, an dem Riesenbau des Völkerschlachidenkmals vor über nach Leipzig, wo ihnen ein lautes „Fahr Herl" ent- gegentönen wird. Deutsches Keich. Leipzig, 5. Juni. * Prinz Ludwig von Bayern über die SchiffahrtS- abgaben. In Lindau a. B. begann, wie schon kurz gemeldet, am Sonnabend die 17. Generalversammlung des Vereins für Hebung der Fluß- und Kanalschisfahrt in Bayern unter großer Beteiligung aus ganz Deutschland, Schweiz, Oester reich und Ungarn. Von den süddeutschen Bundesstaaten waren Württemberg und Baden stark vertreten. Beim Fest diner hielt der Protektor des Vereins, Prinz Ludwig von Bayern, eine Rede, in der er u. a. ausführte: nun komme bald der kanalisierte Main, die Verträge ieien unterzeichnet und die Grundstücke für einen Hasen in Aschaffenburg vom Staate erworben. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn keine Abgaben erhoben würden; wenn es aber nicht anders mög lich sei, so sei es ihm lieber, Bayern bekomme Wasserstraßen mit mäßigen Abgaben, als überhaupt keine. Er wünsche, daß der Württemberger Wünsche nach Kanalisierungen ebenso in Erfüllung gehen wie die Bayerns. Damit hat sich Prinz Ludwig auf den offiziellen bayerischen Standpunkt gestellt. Der große Handelsmann im Norden hat viel Glück gehabt mit dem Köder der Mainregulierung, den er dem kleineren Bruder im Süden vorwarf. Er hat aber auch durchblicken lassen, daß Bayern nicht ganz freiwillig auf die Vorjchlöge Preußens eingegangen ist, sondern nur von zwei Uebeln das kleinere gewählt hat. * Braunschweiger Landtag. In der gestrigen Sitzung des Landtages führte K r ü g e r-Wolfcnbüttel aus, die Erklärung des Ministers v. Otto, in der er am 29. Mai im Anschluß an das der Regierung erteilte Vertrauensvoll»» einzelnen Beamten Verletzung ihrer Pflicht vorgeworfen habe, habe in den Kreisen der Beamten peinlich berührt. Die Beamten wüßten wohl, daß sie die Politik des Staates zu befolgen haben, dem sie dienen; sie feien aber keine Heloten, denen die freie Meinungsäußerung verwehrt sei. Auch er, Redner, habe die vom Minister gemeinte Petition an den Herzog von Cumberland unterschrieben, in der dieser gebeten wurde, im .Interesse der Wiederher stellung des Friedens in Braunschweig formell auf Han nover zu verzichten. Die Handlungsweise der Beamten, die ihnen als Pflichtverletzung vorgeworfen würde sei mit Rücksicht auf die seit der Erledigung des Thrones ge pflogenen Verhandlungen wohl vereinbar mit den Pflichten der Staatsbeamten. Der Minister möge, um keinen Miß ton in die Feststimmung bineiukommen zu lassen, einige be ruhigende Worte sprechen. Minister v. Otto erwiderte, er könne von dem Gesagten nichts zurücknebmen. Es sei allein Sache der Regierung, in den Gang der politischen Dinge einzugreisen, wenn sie es für nötig balte. Bezeich nend sei es, daß man den Wortlaut der Eingabe an den Herzog von Cumberland der Negierung nicht zur Kenntnis gebracht habe. Der Vorredner möge erwägen, was Wohl in einem Nachbarstaat« geschehen würde, wenn die Beamten ebenso ihren politischen Gefühlen freien Lauf ließen. Sie würden sich dann sagen müssen, daß die braunschweigischen Beamten sehr gnädig abgekommen seien. Hierauf wurde der Landtag bis Donnerstag vertagt. * Die Moltke-Hardeii-Asfäre. Das „B. T." schreibt zu dem von uns jAvn erwähnten Rücktritt des Grafen von Hohenau: ,,Da der Nam: des Generalleutnants jetzt von anderer Seite in Verbindung mit dieser Affäre ge nannt wird, fo wollen wir mitteilcn, daß Graf Hohenau bereits am 3. Mai ausgehört hat, beim Kaiser Dienst »« tun. und daß er sofort durch den Obersten Freiherr« v. Marschall ersetzt wurde. Am Tage vorher hatte der Kronprinz dem Kaiser die Nummern der „Zukunft" über geben, die «r selber-von ehemaligen Negimentskamerade» erhalten hatte. Die Serie der Entlastungen hatte übrigens schon vor einiger Zeit mit der schlichten Verabschiedung eines Grasen L., der einem als besonders vornehm gelten den Regimente angebörte, begonnen. Man nimmt an, daß auch in den hohen Kommandostellen ein Wechsel bevorsteht, da gewisse Persönlichkeiten beschuldigt werden, das Offizier korps einzelner Regimenter nicht genügend beau'sichtigt z« haben." * Vom Reichsgericht. Die nenernannten Reichsgericht?- räte Burlage und Dr. Mansfeld haben am 1. Juni ihr Amt angetreten und nachdem ihre Vereidigung vom Prä sidenten des ersten Zivilsenates erfolgt, nahmen sie beide ihren Sitz in diesem Senat des Reichsgerichts ein. — Der zum Neichsgerichtsrat ernannte Oberlandesgerichtsrat Un gewitter aus Kassel wird demnächst seinen Sitz im siebenten Zivilsenat einnehmen. Dem vierten Strafsenat wird der zum Reichsgerichtsrat ernannte Landgerichtsdirek tor Dr. Oppermann aus Berlin angeboren, und der neueruannte Reichsgerichtsrat OberlandesgerichtSrat Cor nelius aus Breslau wird seinen Sitz im ftinft n Straf senat einnehmen. Die Vereidigung dieser Herren geschah durch den Präsidenten des Reichsgerichts Freiherrn von Seckendorfs, Wirkt. Geh. Rat Exzellenz, vor dem vierten Zivilsenat. § Wegen Spionage verhandelte heute der vereinigte zweite und dritte Strafsenat des Reichsgerichts gegen den 21jährigen ehemaligen Studenten und ictzigen Schuhmacher Johann Parczewsky aus Warschau, der aus der russischen Armee desertiert ist. Sein verräterisches Tun wird von den maßgebenden Stellen für besonders ernst angesehen, denn die Verhandlung findet unter vollständigem Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Karten zum Eintritt wurden nicht aus gegeben. Die Beschuldigungen gegen Parczewskv gehen da- hin, daß er Schriften, Zeichnungen und andere Gegenstände, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung liegt, vorsätzlich in seinen Besitz und zu seiner Kenntnis ge bracht bat in der Absicht, davon zu einer die Sicherheit des Deutschen Reichs gefährdenden Mitteilung an andere Ge brauch zu machen, außerdem soll er sich auch noch der Be drohung schuldig gemacht haben.
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