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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070611010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907061101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907061101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-11
- Monat1907-06
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Umgebung die Sgespaltene Petttzetle 25 Pf„ finanzielle An- zeigen :1O Ps„ tlteklainen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen l M.; vom Au-land 50 Pf., sinanz Anzeigen 75Pf., Reklamen 1.50 M. Inlerate v.Behörden un amtlichen Teil 40Ps. Beilagegebüdr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Äejchästsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Fetterteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an beilimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AugustuSVlatz 8, Lei sämtlichen Filialen n. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Hanpt-Filiale Berlin: C arlD u n cke r.Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg., Lüyowitraße 10 (Tel. VI. 4603. Nr. 160 -OieuStaft 11. Juni 1907. Var AicdtigKe vom Lage. * Der Kaiser ordnete eine Prüfung darüber an, ob und inwieweit Aenderungen in den formellen Bestimmungen über die Ehrengerichte der Offiziere sich als notwendig erwiesen haben. Die Anordnung wird mit dem Fall Gaedke in Ver bindung gebracht. " Der dritte Allgemeine Deutsche Bankier tag, auf dessen Tagesordnung in erster Linie dieBörsen- gesetzresorm steht, findet am 5., 6. und 7. Septem ber d. I. in Hambrrr g statt. * Der japanisch-französische Vertrag ist gestern in Paris durch Pichon und Kurino unter zeichnet worden. «DiejapanischeFortschrittspartei greift die Nachgiebigkeit der Negierung gegen Amerika aufS heftigste an. sS. Ausl.) * An den Schweizer Universitäten soll die Auf nahme russischer Studeuten erschwert worden. lS. Ausl.) * In der französischen Kammer begann die Be ratung eines Wein gesetzt^. lS. Ausl.) * Generalmusikdirektor Mottl hat, trotz der Mehnung durch den Prinzregenten, erneutseinEntlassungs- gesuch eingereicht. De; Zcbulstteilrr knäe. Als im September vorigen Jahres der polnische Schul- streik ausbrach, stand die Welt vor einem Novum. Eine kämpfende Nation erteilte den unritterlichen Befehl: „Die Kinder in die Front!" Das war ein Zeichen tiefster Kampses- degeneration. Tie Gründe, die für das Vorschicken der Un- mündigen angeführt wurden, waren Lügengründe, von der Verzweiflung auf die eigene männliche Kraft gezeugt. Es hieß, die religiöse Ausbildung der polnischen Kinder sei in Gefahr, wenn sie die Religion nicht in der Muttersprache gelehrt bekämen. DaS wird niemand bestreiten, wenn es sich um polnische Kinder handelt, die die deutsche Sprache nicht beherrschen. Für solche Kinder aber wurde nach wie vor der Religionsunterricht in der Schule in polnischer Sprache er teilt. Noch heute wird in den Unterklassen der größten Zahl der Volksschulen in der Provinz Posen der Religionsunter richt polnisch erteilt. Von einer religiösen Verwahrlosung der polnischen Kinder konnte also niemals die Rede sein. Akkurat im September vorigen Jahres entdeckten aber auf einmal allerorten polnische Eltern, daß das Seelenheil ihrer Kinder in Gefahr sei, falls der Religionsunterricht in deutscher Sprache abgehalten werde. Auch da, wo dieser Unterricht schon seit Jahrzehnten in deutscher Sprache ab- gehalten wird! Die polnischen Geistlichen hatten diese Ent deckung laut höherer Order genau im Herbst vorigen Jahres vorbereitet, die polnische Presse nahm die Entdeckung be gierig auf, hielt erbauliche Predigten über das gefährdete Seelenheil der Kinder und die polnischen Massen begannen auf einmal um dieses selbe Seelenheil zu zittern. Die Kinder hatten die Konsequenzen dieser plötzlichen Entdeckung zu tragen. Ein widerlicher Kampf entspann sich, auf den jeder human Denkende mit Abscheu blicken mußte. Und ge rade darauf hatten jene spekuliert, die die Kinder in die Kampfesfront stellten. Sie kalkulierten: Die Regierung wird nicht wissen, wie sie diesen so recht unedel von uns inszenierten Kampf aufnehmen soll. Sie wird nervös wer den! Zweierlei kann dann eintreten. Entweder die Re gierung greift zu brutalen Mitteln gegen unsere Kinder, dann haben wir eiu herrliches Propagandamittel für das In- und das Ausland; oder sie weicht zurück, dann haben wir einen Sieg errungen, den wir wacker zur weiteren Auf hetzung der Massen ausnutzen werden. Diese Kalkulationen erwiesen sich als falsch. Die Re- gierung blieb sehr ruhig und ging sehr energisch vor. Sie traf über die Köpfe der Kinder weg die Eltern und die Ge meinden und sogar die eigentlichen Anstifter. Da schlug der Mut der Polenführer recht schnell um. Schon seit langem erkennen sie, daß sie die Besiegten sind und suchten nach einer Gelegenheit zum Waffenstrecken. Jetzt hat sich ihnen die Gelegenheit geboten und wie auf Kommando bläst heute die polnische Presse zum definitiven Rückzug im Schulstrcik. Sie bläst sogar mit vereinten Kräften, auch nicht eine Preß stimme ist zu finden, die den Schulstreik nicht als in den allerletzten Zügen liegend bezeichnet. Die Gelegenheit zum Waffenstrecken aber glaubten die Polen in folgendem Umstand zu finden. Die Gemeinden Gogojewko, Chojno und Sworowo im Kreise Rawitsch hatten in einem offenen Briefe in der „Germania" erklärt, daß sie ihren Kindern fürderhin gebieten würden, im Religions- unterricht deutsch zu antworten, da sie außer Stande seien, den Behörden weiteren Widerstand zu leisten. Sie würden zwar an ihrem Grundsätze, aus dem heraus sie bisher den Kindern die deutsche Antwort verboten hätten, festhalten, ihn aber nicht mehr nach außen hin durchzusetzen versuchen. Dieses vollständige Nachgeben de« Behörden gegenüber nach außen hin, mit der selbstbefriedigenden Reservatio» nach inne» hi», gefällt der polnische« Presse mit einem Mole un geheuer. Im ganzen polnischen Blätterwalde wird eifrigst zur Nachahmung ausgefordert. E» ist natürlich selbstverständlich, daß diese plötzliche Ueiereiistim»»- der polnische» Press« genau von derselben Stelle aus vorgeschrieben worden ist, von der der Befehl zum Schulstreik ausging. Das Mittel des Kinderkampfes wird von den Polen fallen gelassen, nachdem es sich als nicht zum Ziele führend erwiesen hat. Es wäre töricht, von den Unterlegenen zu verlangen, daß sie die Verwerflichkeit ihrer Kampfesweise einsehen. Vielleicht besitzen viele von ihnen nicht einmal das Maß der Selbsterkenntnis, um sich zu sagen, daß sie durch ihre unedle Fechtart sich die Svmpathie aller derer haben verscherzen müssen, die bisher die Polen für eine ritterliche Nation hielten. Die Polen sind csawvesen, die die Brunnen vergifteten, aus denen ihre eigenenHmnder sich Lebenskraft holen sollten, sie selbst haben sich als die ärgsten Feinde ihres eigenen Nach wuchses gezeigt. Die zielbewußte energische Haltung der Deutschen hat die Kinder der Polen vor schlimmstem Schaden bewahrt. Vielleicht kommt doch noch die Zeit, in der selbst die Polen diesen neuen Dienst «insehen, den ihnen die deutsche Kultur geleistet hat. Und so wird jeder Deutsche das Ende des Schulstreiks gerade im Interesse der Polen mit Freuden begrüßen. Tie Polen aber mögen aus dieser ihrer Niederlage erkennen, daß die Deutschen zusammcnstehen gegen jeden frivolen Ueber- griff der Polen. Sie mögen erkennen, daß die Zeiten vorbei sind, in der die Polen durch häßliche Manöver die deutsche Ostmarkenpolitik auf falsche Bahnen zu lenken vermochten. Die Politik im deutschen Osten geht ihren geraden Weg. der zum Frieden in der deutschen Ostmark führen soll — der den Polen auch nicht eines ihrer Rechte verkümmern will, auf dem aber auch erreicht werden muß, daß die Polen sich als gute deutsche Staatsbürger zu gerieren lernen. Var englircbr kcbo. lDon unserem Londoner U.-Korrespondenten.) Unter dem Eindruck des Kölner Abschiedsfestss haben nunmehr die „Gesandten der britischen Presse" mit der Ent- rollung ihrer Stimmungsbilder begonnen. Als erste haben der „Evening Standard", die „Westminster" und die „Pall Mall Gazette" die .Freundschastsliteratur" crönnet. Tic Morgenpressc, vor allem „Expreß" und „Daily Mail", lassen eS hingegen bei den kurzen telegraphischen Blitzlichtern be wenden, die sie von Zeit zu Zeit auf die speziellen Rede leistungen ihrer Bankettkorrespondenten warfen, und finden weder den unbedeutenden Episoden, bei denen diese Herren eine dem Blatte schmeichelhafte Rolle spielten, noch dem sehr schlechten „Reuter"-Bericht etwas hinzuzufügen, obwohl dieser mehr geeignet war, den Tatbestand des Empfanges in Deutschland, speziell aber in Dresden und München, zu ver dunkeln, als ins rechte Licht zu setzen. Diesen Empfang in seiner vollen Bedeutung anznerkennen, das ist das Hauptver dienst der bisherigen Artikel der erwähnten drei Blätter. Tie „Pall Mall" erklärt z. B„ der Empfang sei „königlich in feder Hinsicht" gewesen. Die Journalisten seien geehrt wor- den, „wie die Gesandten einer befreundeten Macht in irgend einem Lande". Ter Empfang sei „nicht nur einzig, sondern erstaunlich". Etwas in dem ironischen Stile, in dem von der „Pall Mall" deutsche Verhältnisse immer beurteilt werden, beißt es dann: „Die bescheidene Aufnahme, die den deutschen Redakteuren bei ihrem vorjährigen Besuche in England ge währt wurde, muß in Deutschland einen viel tieferen Ein druck gemacht haben, als wir wissen konnten." Mit der un austilgbaren britischen Herablassung wird ferner an das Zusammentreffen der englischen Journalisten mit dem Kaiser die wohlwollende Bemerkung geknüpft: „Deutsche Gast freundschaft ist nichts Neues: aber der Journalist ist in Deutschland eher geduldet als anerkannt worden. Jetzt aber nach diesem Akt kaiserlicher Herablassung, so sehr es das Gemüt der Offiziösen bedrücken und verdutzen mag, was unzweifelhaft der Fall war, mögen sich die Verhältnisse geändert haben, sogar für deutsche Journalisten." Nach dieser Patronage wird der Kaiser gar stoch gegen die deutsche Presse, welche der englischen Ein kreisungspolitik nicht mit blödem Optimismus gegenüber steht, ausgespielt. Sogar im „v e rf l o s s e n e n Jahre" habe in der deutschen Presse noch viel Gehässiges gegen „Great Britain" gestanden. „Diese bösartige Literatur ist, wie ich glaube, von den Schriftstellern in der Meinung nieder geschrieben worden, daß solche Veröffentlichungen den herr schenden Klassen gefielen. Durch sein gnädiges und gütiges Benehmen gegen die akkreditierten journalistischen Gesandten der britischen Presse hat der Kaiser die sykophantischen Schmierer in seinem eigenen Lande Lügen gestraft, die sich einbildeten, sie gefielen ihm in der Schmähung unserer Presse." Ein hübsches Kompliment für die nationale Jour- nalistik, mit der man noch am selben Tage Salz und Brot geteilt. Ein Beitrag zu dem Werte der in Deutschland er- haltenen Aufklärung. Ein paar Worte über die Parade, ein starker Hinweis auf Deutschlands wachsende Handelsrivali tät und eine nicht sehr willige Anerkennung, daß das deutsche Volk den Eindruck zu erwecken wünsche, daß es keinen Streit mit uns will, vervollständigen den Inhalt des Artikels. Der „Standard" läßt seinen Feuilletonisten „Sidney Low" einen kurzen Artikel schreiben, der recht enthusiastisch ausgefallen ist, wie Mr. Low leicht bestimmbar und für seine übergetönten Farben bekannt ist, weshalb er auch nicht sehr ernst genommen wird, zumal der geringe politische Ein fluß dieses Plauderers auf sein Blatt schon oft zu erheblichen Diskrepanzen zwischen seinen Anschauungen und den Schlußfolgerungen geführt bat, welche die verantwortlichen Leiter aus seinen Berichten zogen. Etwas von dem Bewußt- sein dicker Situation, mehr aber noch von dem Groll des höher denkenden Journalisten gegen das auch in England grassierende Lokalanzeigerunwesen, spricht aus der Aeuße- rung Lows, daß trotz allem diesem Enthusiasmus daS deutsche Publikum nicht zu viel von der Dauerhaftigkeit der Ver- brüderungsstimmung halten soll, weil der englische Journa list eben seinem Publikum den Rock zuschneiden müsse, wie es ihn haben wolle. Damit berührt Mr. Low eigentlich den Kardinalirrtum der ganzen Veranstaltung der Preßbesuche. Die deutsche Freundschaftskundgebung a» die englisch« Presse kann das Ohr des englischen Volkes vielleicht vorübergehend berühren, in dem Gehirn des englischen Volkes sich aber nicht dauernd einnisten. Im demokratischen England führt die Presse daS Volk nicht, sondern dient ihm als Sprachrohr; während in Deutschland die Presse Sprachrohr zum großen Teile nur für das Ofsiziösentum, Führer des Volkes aber nur in ganz seltenen Fällen ist. Ein solcher Ausnahmefall ist in England die „West minster Gazette", die mit dem „Manchester Guardian" großen Teilen des bürgerlichen Liberalismus die Wege zeigt, auf denen dieser aber traditionsgemäß ohnehin schon wandelt. Mr. Spender, der beste englische Tages schriftsteller, hat denn auch in seiner klugen und feinsinnigen Weile das Treffendste geschrieben, was ein wohlwollender Engländer aus Anlaß der Sache sagen konnte, ein Eng länder wohlgemerkt, der sich hoch über den Durchschnitts publizisten erhebt. Besonders beim auf der Parlaments tribüne ausgewachsenen und vom Nimbus des englischen Parlaments ganz durchtränkten Liberalen in Spender hat der parlamentarische Bierabend eine starke Wirkung ge macht. „Es gibt keine Parallele zu dieser besonderen Form unschuldiger Festlichkeit im englischen Leben, aber der bloße Gedanke, daß irgend etwas Derartiges zu irgendwessen Ehren in den geheiligten Schranken von Westminster veranstaltet werden könnte, reicht aus, um das Haar unserer steifen alt väterischen Politiker zu bleichen." Der Sinn Spender? fürs Komische ist eine der Hauvtanziehungen seines Blattes. Spender betont wiederholt den ernsten Wunsch der maß gebenden Staatsdiener und Verufsklassen in Deutschland, die obwaltende Spannung mit England zu verringern. Es ist aber doch wohl die von einem in beschränktem Kreise ge wonnenen Augcnblickseindruck ausgehende Uebcrtreibung, wenn er von einer geschlossenen Erhebung der denkenden und verantwortlichen Männer gegen einen Streit, an dem sie keinen Teil haben, spricht. Er erzählt auch mit ehrlichem Erstaunen eine recht lehrreiche Episode. Er wird bei einem hohen Beamten eingeführt und als der Redakteur eines deutschfreundlichen Blattes bezeichnet. Die Exzellenz bemerkt aber sofort „verhältnismäßig deutsch freundlich" und weiß zur großen Verlegenheit des Gastes unter genauem Zitat Spenderscher Artikel seine Korrektive zu rechtfertigen. Spender ist anerkannt der gewissenhafteste und überlegteste Journalist der britischen Presse, und sein Kummer über das „gute Gedächtnis der deutschen Diplo matie" ist von einer etwas hoffnungslosen Aufrichtigkeit. Er denkt offenbar an die unverbesserliche Skrupellosigkeit, die mit dem Auischwunge der Halspennr,Presse en der englischen Tagesliteratiir eingerissen sst. Auch Spcsider drückt seine reservierte Meinung über die künftige Nachwirkung des Pressebesuches deutlich aus, wenn er sich dabei auch der saloppen Derbheit eines Sidney Low enthält, vielmehr sich in der Sprachform des wohlerzogenen Mannes bewegt. Er erinnert an die Berliner Erklärung eincS englischen Kollegen, daß in jedem ernstlichen Disscrenzpunktc die Presse beider Länder die Partei des eigenen Landes nehmen werde, und bezeichnet dies als die oonckitio kino qua non der ganzen Unterhaltung. Für einen liberalen Prcßmann, der täglich sein Eintreten nur für internationale Gerechtigkeit proklamieren muß, immerhin eine charakteristische Aeuße- rung. Spender ist der einzige unter den englischen Preß gästen, der den Versuch zu einigen Parallelen unternimmt zwischen den brennenden sozialen Problemen Englands und der vorbildlichen Lösung, welche diese in Deutschland ge sunden haben. Er begnügt sich einstweilen mit einigen hinge worfenen Andeutungen, denn er ist auch der einzige, der seine deutschen Eindrücke in einer Reihe von Aufsätzen zu besprechen beginnt, von denen man noch manchen Aufschluß darüber erwarten darf, inwieweit das publizistische Ver ständnis für Deutschland gefördert worden ist, von dem selbst der regelmäßig deutsche Dinge studierende Spender nunmehr überrascht als von einem „kair nouveau" spricht. Es ist eine bloße Aeußerlichkeit. aber bei der echt eng lischen Etikettenstrenge, mit der sie in der ganzen Presse durchgeführt wird, ein Symptom, daß alle diese Rückblicke auf die Journalistenreise nicht in den Raum für politische, sondern für feuilletonistischc Artikel placiert sind. Die poli tischen Redaktionen nehmen auch weiterhin keine Notiz von dem Ereignis. Dazu stimmt es, daß wir in keinem dieser Rückblicksfeuilletons auch nur ein einziges offenes Wort finden können, das wir als eine ehrliche und beherzte Annahme der treuherzig dargebotenen deutschen Hand deuten könnten. Es ist eben das Volk, das die Presse führt, und im Volk werden durch jede Anerkennung deutscher Leistungen die von jeher starken Rivalitätsinstinkte des englischen Volkes nur schärfer angestachelt. Deutsches Keich. Leipzig, 11. Juni. * BuntzeSrat. Zn der gestrigen Sitzung des Bundes rate- wurde über die Berechnung der dem Hinterbliebenen- BersicberungS-Fonds gemäß tz 15 des ZollgcsetzeS vom 25. Dezember 1902 zu überweisenden Zollbelräze Beschluß gefaßt. * Oberstleutnant Onadc und Generalmajor Deimling Wie wir erfahren, wiid der Ebes deS Oberlommandos der Schutztruppen Oberstleutnant Qu ade >» nickt >u langer Zeit zum Obersten befördert werben, da cö zweckmäßig ei scheint, baß der Chef des Oberkommandos mindestens die gleiche Rangstufe belleidet wie die ihm dienstl'ch untergeordneten Kommandeure der Sckmtztruppeu, von denen zur Zeit aller dings nur der Kommandeur in Kamerun den Oberstenrang belleidet, während die Kommandeure in Ost» und Ciicwest- akrika den Rang eines Oberstleutnants innebaben, aber auch sie bekleiden den Ranz eines Regimentskommandeur- als Kommandeure der Schutztruppe einer Kolonie. Generalmajor von Deimling, der zur Zeit noch zur Verfügung des General- stabeS sieht, dürfte bald ioS Heer zunickireten und eine Brigade erhalten. * Dernturg »1» Ankläger. Lu der Mitteilung, daß Staatssekretär Deruburg Wege« Verleumdung und Beleidigung IÜI. Jahrgang. im Herzogtum Gotba acht Anklagen erhoben habe, erklärte Herr Dernburg einem Vertreter des „B. T." auf Anfrage folgendes: „Die Nachricht ist vollkommen richtig. Es find das die Anklagen, deren Erhebung ich bereits im Reicksia > mitgeteilt habe. Die Anklagen richten sich gegen Redatteur-, welche die Beschuldigungen, daß unsere Soldaten in Siidwest- anika unmenschliche Graufamkeiten begangen hätten — eine Beschuldigung, die der Abgeordnete Bebel noch hypothetisch und unter dem Schutze der Immunität un Reichstage vorgetraaen batte — a>S feststehende Tatsachen öffentlich bebaupiel bab»n. Ich habe bis jetzt alle Anträge von Staatsanwälten auf Er hebung von Anllagen wegen Beleidigungen, die gegen m-ck persönlich gerichtet waren, ab'chlägig beickieden. Ich stehe in der OcffenNickleit. Den angegriffenen Beamten aber und Soldaten kann ich den gerichtlichen Schutz gegen Verleum dungen nicht versagen. Ich werde mich auch künftig an den von mir im Reichstage angekündigten Grundsatz halten, der dort von niemand bestritten wurde, alle Verfehlungen rücks icktSloö zu un tersucheu und zur Strafe zu bringe», aber auch alle Verleumder zur gerichtlichen Rechen schaft zu riehen." * Die Erforschung der Manl- und Klauenseuche, welche im vorigen Jahre aus Anlaß der Uebertragung der Seuche aus dem Versuchsgehöft des Professors Löffler bei Grcns- waco aufgegeben wurde, wird, wie die „Verl. Neuest. Nachr." hören, im nächsten Jahre rcu ausgenommen werden, sobald ausreichende Sicherheiten gegen eine Ausbreitung der Seuche aus dem Institut gefunden sind. Es ist angeregt, ein neues Vcrsuchsgehöft auf der Insel Koos bei Greifswald anzulegen, um so eine völlige Isolierung gegen die Umgegend zu er zielen; jedoch steht noch nicht fest, ob diese Anlage eine hin reichende Garantie gegen ^euchenübertragung bieten wird. Für die Bekämpfung und Erforschung der Seuche dürste im nächsten Etat des Landwirtschaftlichen Ministeriums ein Be trag von 110 000 ./l enthalten sein. <xl. Schulnot in der Ostmark. Au? Bromberg meldet uns ein Privattelegramm:- Der Kultusminister beauftragte die Provinzialschulbehördc in Posen mit der beschleunigten Feststellung und Untersuchung der im Land tag letzthin erörterten Schulmißstände des Oftens. Be sonders kraß sind die Schulverbältnisse im Kreise Polen. So können in der Schulgemeinde Bythin bei Samter im Kreise Posen die Kinder zurzeit nur zweimal in der Woche die Schule be'uchen, denn nur ein Lehrer muß in fünf Klassen 340 Kinder unterrichten. Die Wiederanstellung anderer Lehrer ist deshalb nicht möglich, weil ein Klassen zimmer vom Kreisarzt gesperrt worden, in einem anderen die Decke eingestürzt ist und weitere Woh nungen nicht vorbanden find. Gleiche Zustände werden ans den Bezirken Ostrowo und Griesen gemeldet. * T-c iicne Lck ctzvorsckrift für Vie Fclvarlilleric, die schon vor Wocken die Genehmigung des Kaisers erkalten kät, w'rd, nack der „Mil.-pol. Korrespondenz", frühestens gegen Ende Juni in vie Hänve der Truppen gelangen. Diese Verzögerung der Ausgabe e'ner so wichtigen, für das ganze Schießversabren einer Haupttvaffe die Grundlage bilden den Vorschrift muß um so mebr bedauert w.-rden, als mit Ende Juni schon über die Hälfte der Feldartillcrie- Regimenter ihre Schießübungen ganz oder dock zum größten Teile abgeickl ssen haben werden. Die neuen Weisungen löunen allo praktisch in dieser wichtigsten artille- risti'chcn Äusbildnngsper'ode nickt mehr nutzbar gemacht werden. Das Bedauern hierüber ist um so größer, Werl die sranzösiiche Feldartillerie, die schon längere Zeit das Schnell- seuergesckütz und die entsprechenden Vorschriften besitzt, der deutschen Felda,tillerie in der Gewöhnung an die Ausnutzung dieses Gesckützes weit voraus ist, und es bei uns darauf an- kommn mußte, mit Hockdrnck den Vorsprung einznholen. * GraiiöingtrS Stellvertretung Wir ließen neulich die Frage offen, ob auch Zenkrumsrfarrer ebenso wie Grandinger genötrgr sind, während der Ausübung ihres parlamentarischen Mancats ihren Stellvertreter felbst zu be vrgcn. Wir er fahren jetzt, daß es so ist. Es entspricht der bisherigen Hebung. Die Geistlichen, die ein Mandat annebmcn, müssen für ibre Stellvertretung selbst sorgen. Weder der Staat noch die Kirch: haben eine Verpflichtung, einen Stellvertreter für den als Abgeoidneren ge wählten Pfarrer zu besorgen oder gar zu bezahlen. Der „Bayerische Courier" stellt fest, daß zum Bei spiel sämtliche bayeriickcn Geistlichen in der Diözeie Würz burg, die Mandate sür den Landtag oder den Reichstag innebaben, eine Vertretung ans ihre eigenen Kosten stellen müssen. Damit erledigt sich natürlich auch diele Streitfrage, vorausgesetzt, daß diese Best mmung nicht nur für die Geist lichen in der Diözese Würchurg, sondern sür den gesamten bayerischen Epittopat bindeuve Kraft bat. 8r. ll. 17. BrrbanvStag der vrutschen Vcamtcnvcrcine. Ja Köln fand am 8. Juni der VerbancStag der deutschen Beamrenvereine statt, denen Beamte der staatlichen, pro vinzialen und kommunalen B.hörccn angebölen und der außerordentlich gut aus allen Teilen des Reiches besucht war. D>e Veibaiidlungcn wurden vom Vorsitzenden, UnterstaalS- ickreiär Wermuth, geleitet, ter in warmen anerkennenden Worten deS verstorbenen Ehrenvorsitzenden, SlaaisministerS v. Bötticher, gedachte. Es folgten dann Begrüßungsreden des Regierungspräsidenten Dr. Steinmeister im Namen der Rigierung uud des Bürgermeisters L a u e im Namen der Stadt Köln. — Sodann erstattete Sekretär Schultze den Jahresbericht. Nach diesem ist die Mitglieder:«!»! von 160 640 im Jalrre 1905 auf 180000 gestiegen. Der UnterstützuirgSfondö für die Witwen und Wauen der Mit glieder verfügt zurzeit über 85 000 Kapital; im Jahre 1906 wurden 3000 im laufenden Jahre bereits >9«>0 Unterstützung gewährt. MagistratSielretar T e ß in c r 'Berlin) erstattete den Haupiheiickt, RcchmingSiat Köreler (Berlin) den über Reise- und Euikaufsvergünstigun- gen, Geb. Ober-ReaierungSrat Dr. Beckmann über die Entwickelung der Hinterbliebenen- und PensionSverfiche- rungSanstalt deS Verbandes. Der VersicheruugSbestand erhöbt« sich um 2098 Policen. Der GefamiversicherungS- bestanv beziffert sich auf ca. 1l 396 200 -4t — RecdnunaSrat Jürgens erstattete den Bericht über die Spar- unk» Dar- lebnSkasse. — Daraus referierte Geb. Oberbaurat Blum über die Entwickelung des RevisiouSvelbanveS der Beamten- Baugenossenscka'ten des Verbandes. Die dem Verbände angebörenken Genossen'chaften sind seit der Gründung von 8 auf 17 gestiegen mit 4690 Mitgliedern. — Postvirektor v. Roy (HaLeujee) gab den Beucht über die Feuer- nud
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