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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070614020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907061402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907061402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-14
- Monat1907-06
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Umgebung die bgespalteae Petitzeile 2ü Pf, iinanzielle An zeige» 30 Pf- Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.z vom Ausland 50 Pi., finanz. Anzeigen75 Pf, Reklamen 1.50 M. Inserate ».Behörden ün amtlichen Teil 40Ps Beilagegebühr 5 M. p.-TauseiU) exkl. Pon- gedühr. Geschäfts«!»zeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn. Festerteitte Anftrüge können nicht zurück- gezogen werden. Für das Erscheinen au begimntten Tagen nnd Plätzen wird keiue Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: AuguftuSplatz 8, bei säuttlicheu Filialeu u. alle» Annoncen- tzrpedittoueu des In- und Ans lau des. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker,Herzgl.Bayr.tzofüuchhandlg., Lützowstrahe 10 (Tri. Vl, 4603). Nr. 163. Freitag 14. Juni 1907. M. Jahrgang. Var Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingrgangenen Depeschen stehen ans der 3. Sette des HauptblatteS^ Ter Kumberlänper und -er neue Regent Der neue Regent von Braunschweig steht seit Jahren in sreundschastlichen Beziehungen zum Herzog von Cumberland. Nicht nur zur Hochzeit seines Neffen, des Großherzoqs von Mecklenburg-Schwerin, sondern auch später ist Herzog Johann Albrecht wiederholt Gast in Gmunden gelvesen. Unter diesen Umständen erscheint folgende, dem „Hann. Kur." aus Braun schweig zugehende Mitteilung nicht unglaubhaft: Herzog Johann Albrecht hat sich, ehe er die braun schweigische Regentschaft übernahm, in einem langen Schreiben an den Herzog von Cumberland gewandt. Er legte darin offen die Beweggründe dar, die ihn leiteten, dem Rufe aus Braunschweig Folge zu leisten, zugleich aber auch, wie fern es ihm liege, die anerkannten Rechte des Gmuudener Gastfreuudes kränken zu wollen. Es wird nun behauptet, die Antwort sei so durchaus kübl abweisend gewesen, daß Herzog Johann Albrecht darüber tief verstimmt gewesen sei. Nichtsdesto weniger aber wollte er seine Loyalität auch dadurch offen erweijen, daß er vorschlug, es möge künftig die Fürbitte für den Herzog von Cumberland als Landesherrn in das sonntägliche Kirchengebet ausgenommen werden. Dabei stieß er aber auf den entschiedenen Widerstand des Ministeriums, das nach wie vor auf dem Stand punkte beS im Jahre 1902 ausgearbeiteten Gutachtens stehl, daß der Herzog von Cumberland zwar »erbberech tigter Thronfolger", keineswegs aber „verhinderter Landes herr" sei, weskalb Herzog Johann Albrecht auf seinen gutgemeinten Vorschlag verzichtete. So wird in gut unterrichteten Kreisen erzählt, und eine Gewähr der Glaubwürdigkeit liegt in dem Charakter der beteiligten Personen. Für die Glaubwürdigkeit dieser Mitteilung spricht wohl auch die Aeußerung, die Herzog Johann Albrecht bei seinem Einzug in Braunschweig getan hat, nämlich, daß er diesen Weg nicht leichten Herzens angetreten habe. Die Konferenz. Morgen wird die zweite FriedeuSkonserenz im Haag eröffnet. — „Petit Parisieu" meldet aus dem Haag: Die russischen Delegierten werden angesichts der Tatsache, baß ein russischer Vertreter zum Vorsitzenden der Friedens konferenz gewählt ist, keinen Initiativantrag einbringen hin sichtlich der Einschränkung der Rüstungen und über den Schutz von Privateigentum im Seekrieg, dagegen werden sie Anträge eindriugen, durch welche das jchiedSgerichtliche Ver fahren unter gewissen Bedingungen obligatorisch gemacht wird, sowie Vorschläge zur Einsetzung eines Untersuchungs ausschusses, der etwaige internationale Konflikte prüfen soll. Zur Wtuzcr-Bcwcguug. Ministerpräsident Clemeneeau hat an die Bürgermeister ber Gemeinden, die ihre Entlassung gegeben haben, ein Schreiben gerichtet, in dem er es ablehnt, ihre Entlassungs gesuche anzunehmen, um eine Desorganisation in der Ver waltung des Landes zu verhindern. Clemeneeau nimmt in dem Schreiben auf die Maßnahmen der Regierung bezug I uud sagt weiter, die Entlassungsgesuche seien nicht durch eine Nachlässigkeit der Regierung bei der Bekämpfung von Fälschungen oder dadurch gerechtfertigt, daß eS die Re gierung unterlasse, Maßregeln zur Besserung der Lage in den Weinbau treibenden Provinzen zu treffen, sondern sie seien gegen das parlamentarische Regime gerichtet. Clemeneeau führt dann aus, welche unheilvollen Folgen die Demissionen haben würden, und appelliert an das Pflicktbewußtsein und den Patriotismus der Bürgermeister. Um sie zu veranlassen, von ihren! Entschlüsse abzustehen, bittet er die Bürgermeister, nicht der Reaktion oder der Anarchie in die Hände zu arbeiten. Er sagt, die Regierung sei, möge kommen was wolle, entschlossen, die Macht nicht aus den Händen zu geben. Tic Krisis in Portugal. König Carlos empfing im Beisein des Ministerpräsidenten Franco verschiedene Abordnungen von Munizipalräten des Königreichs, die gekommen sind, um gegen die Auflösung der Deputiertenkammer zu protestieren. Die Mitglieder der Ab ordnungen gebören der Progrcssiftcn- und der konservativen Partei an. Der König versprach den Abordnungen, ihre Beschwerden seiner Regierung zu übermitteln. Amerika uud Japan. Staatssekretär Root und der japanische Botschafter Vicomte Aoki hatten eine Konferenz. Die österreichische Thronrede. Der Kaiser wird die Thronrede zur Eröffnung deS ReichSrats erst Mittwoch, den 19. d. Mts., halten. Die Thronrede wird auch über die auswärtige Lage und den ungarischen Ausgleich handeln. Die Rajal, unter sich. Aus Makedonien wird gemeldet: Bei Vitalista (bez. Tikvcrsch) hat ein großer Kampf zwischen einer 70 Mann zählenden Bulgarenbandc und einer 100 Mann starken griechischen stattgesunden. Bei Herannahen von Truppen flohen beide Teile, die Bulgaren unter Zurücklassung von 15 Toten. In Drenovo (bez. Koprülül wurden ll Häuser von einer Serbenbande eiugeäschert. — Liebliche Aussichten für den Fall, daß die Balkanlande ihren Wunsch erreichen, und der Türke von den Großmächten aus dem Lande ge trieben werden sollte, die einzige Macht, vor der die ganze traurige Gesellschaft sich noch fürchtet! Lieger im Kaiserpreis-Renuen Im Kaiserpreis-Rennen wurde Nazarro auf Fiat-Italien Erster und Hautvasl auf Pipe-Belgien Zweiter, Jörn auf Opel-Deutschland Dritter. Der belgische Metallurgique Wagen 37 ist ans der Bahn ge sprungen und der Fahrer Hugo Wilhelm aus dem Wagen geschleudert worden. Er Hai auf der Stelle den Tod gefunden. psMiscbes. Statistik der Rcichstagswahlen Von der auf Grund der Berichte der Wahlkommniarc im Kaiserlichen Statistischen Amt bearbeiteten „Statistik der Rcichstagswahlen von 1907" ist der I. Teil „Vergleichende Seeweg durch den Suezkanal wählen. Anfang August werden beide Herren in Dar-es-Lalaam Zusammentreffen und von hier aus die gemeinsame Erforschung der deutschen Kolonien beginnen. Die Abreise Dernburgs erfolgt am 15. Juli. ltz Zur Landtagswahl. Gemeindcoorstand Klein- Hempel - Wilkau, der natlonallibcralc Kandidat des 41. ländlichen Wahlkreises, entwickelte gestern in einer stark besuchten Volksversammlung in Obcrschlema sein Pro gramm und erntete reichen Beifall. — Als fozialdemolra- tischer Kandidat des 20. städtischen Landtagswahlkrcises ist Parteisekretär Iungnickel - Annaberg ausgestellt worden. — Der konstitutionelle Wahlverein zu Neustädiel l>at sich kür die konservative Kandidatur des Bürgermeisters Tr. K r e tz s ch m a r - Aue entschieden. Die nationallibcralc Kandidatur des Stadtrats Bauer in Aue wird von kon servativer Seite heftig bekämpft und als eine Aufstellung der Freisinnigen Volkspartei bezeichnet, obgleich Bauer bei Annahme der Kandidatur erklärte, im Falle seiner Wahl der nationalliberalen Fraktion sich anschließen zu wollen. eck. Russisch-deutsche Ansiedelungen. Aus Posen wird nnS in einem Privattelegramm gemeldet: Die A u f s ch l ie ß u n g s ko m m i s s i on beschloß, 90 aus Ruß land ausgewiesene deutsche Arbeiterfamilien auf neu erworbenem Grund und Boden der Gesellschaft anzu fiedeln. Jede Familie erhält ein Wohnhaus mir erforder lichen Nebengebäuden und etwa 1^- Morgen Ackerland. Falls der Versuch sich als gut erweist, sollen 300 weitere russisch-deutsche Arbeiterfamilien in der Ostmark angesiedelt werden. sic- Zur Zwickauer Bergarbeiterbewcaung. Tic letzten Arbeiterabwanderungen bei den Brückcnbcrg-Werken sollen, wie mitgeteilt wird, bei weitem nicht die von verschiedenen Seiten gemeldete hohe Zahl von 500 bis 600 B-rgleuren erreichen. Ein großer Teil der Arbeiter Hal am Monlag wohl die Arbeitsbücher verlangt, die Arbeit auf dem Brückenberg aber dann überhaupt nicht eingestellt. Abge wandert sollen hauptsächlich nur jüngere Förderleute sein. Die Arbeiter der Vereinsglückschächte haben ihrer Verwest- tung eine Resolution übermittelt, in der darüber Klage ge- führt wird, daß statt der schon 1889 laut Arbeitsordnung festgesetzten zehnstündigen Schichtzeit noch immer an der zwölfstundigen Förderung festaehalten werde. Die Beleg- ichaft des Steinkohlenwcrks C. G. Falk verlangt :n einer Resolution von ihrer Verwaltung die Wiedcreinsrcllnng eines gemaßregelten Arbeiters. sic. Bon der Weimarer Laudessyuode. An den beiden letzten Sitzungstagen der Weimarischcn L.andcs'.ynove kamen einige auch die brettere Ocssentlichkeit interessierende Punkte zur Behandlung. In der Sitzung am Dienstag wurde bei einer Besprechung über den Zustand der Fr^d- Höfe das immer mehr umsichgreifendc Mfstcllen unschöner, unkünstlerischer Grabdenkmäler gerügt, die direkt von Sinn- und Interesselosigkeit zeugten. Man beschloß, das Großherzogliche Kirchenregimcnt zu bitten, eine Samm lung würdiger heimatlicher Formen von Grabdenkmälern alter und neuer Zeit zu veranlassen und diese dann in ge eigneter Weise zu verbreiten. In der gestrigen Sitzung stand der Antrag über Untersagung der Annahme vcn Geldgeschenken für Amtshandlungen der Geistlichen zur zweiten Lesung. Er wurde in der Fassung angenommen, daß den Ktrchengemeindevorfiändcn empfohlen werden 'olle, durch Ortsstatut scstzusetzcn, daß 1s die Gebühren tür kirch liche Amtshandlungen nicht bei den Geistlichen persönlich, s ' > den Kirchenkassen gegen Ouittung entrichte!, Uebersicht der Rcichstagswahlen von 1903 und 1907" soeben als Ergänzungshest zum I. Bierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs 1907 erschienen. In der Uebersicht sind die Ergebnisse der Wahlen von 1903 und 1907, und zivar sowohl die der ersten ordentlichen Wahlen wie die der engeren Wahlen, für jeden der 397 Reichstagswahlkreisc untereinander gestellt. Durchweg ist die Wahlbeteiligung im Jahre 1907 eine regere gewesen als im Jahre 1903. Für den Gesamtumsang des Reichs ist sie von 76,1 v. H. der Wahlberechtigten auf 84,7 v. H. gestiegen. Die stärkste Wahlbeteiligung mit 95,1 v. H. der Wahlberech tigten fand in Reuß ältere Linie statt, die geringste mit 67L v. H. in Niederbayern. Im Jahre 1903 dagegen war die stärkste Wahlbeteiligung mit 922 v. H. in Bremen, die ge ringste mit 47P v. H. in Lippe. Von den 397 Wahlkreifen zeigte der Wahlkreis Deggendorf (Niederbayerns sowohl 1903 wie 1907 die geringste Wahlbeteiligung mit 47,2 bzw. 55,2 vom Hundert, der Wahlkreis Wirsitz-Schubin (Regierungs bezirk Brombergs dagegen die stärkste Wahlbeteiligung mit 92,9 bzw. 95,2 v. H. — In zwei Wahlkreisen war sowohl bei der ersten ordentlichen, als auch bei der engeren Wahl, die Wahlbeteiligung 1907 verhältnismäßig geringer als im Jahre 1903, und zwar in Essen, wo im Jahre 1903 bei der Hauptwahl 90,0 v. H. und bei der Stichwahl 80,6 v. H. der Wahlberechtigten wählten, während im Jahre 1907 bei der Hauptwahl nur 89,9 v. H. und bei der ^Stichwahl nur 77,2 vom Hundert ihr Wahlrecht ausübten, und im Stadtkreis Straßburg, wo 1903 hei der Hauptwahl 79,7 v. H. und bei der Stichwahl 81,1 v. H. wählten, während 1907 bei der Hauptwahl nur 78,9 v. H. und bei der Stichwahl nur 78.6 v. H. wählten. In zwei weiteren Wahlkreisen, Hall- Oehringen und Hamburg-Ost, in dencr in beiden Jahren nur eine Hauptwahl stattfand, war die Wahlbeteiligung im Jahre 1907 gleichfalls geringer als im Jahre 1903, für ersteren Kreis 732 v. H. gegen 73,7 v. H., für Hamburg-Ost 84.6 v. H. gegen 84,8 v. H. Endlich war noch im Wahlkreise Beuthen-Tarnowitz, wo nur 1903 eine engere Wahl erforder lich war, die Wahlbeteiligung bei der Hauptwahl im Jahre 1907 geringer als im Jahre 1903, 71,1 v. H. gegen 73,1 v. H. der Wahlberechtigten. In allen übrigen 392 Wahlkreisen war im Jahre 1907 die Wahlbeteiligung bei der Hauptwahl stärker als im Jahre 1903. Auch bei den erforderlich ge wordenen Stichwahlen sand 1907 eine regere Wahlbeteili gung statt als 1903. Nur in 13, außer den beiden schon oben erwähnten Wahlkreisen, wcr bei den Stichwahlen 1907 die Wahlbeteiligung geringer als 1903, und zwar in Frank furt-Lebus (83,8 v. H. gegen 842 v. H.s, Kottbus-Spremberg (88,2 v. H. gegen 89,6 v. H.s, Sagan-Sprottau (83,2 v. H. gegen 83P v. H.s, Lüben-Bunzlan (82,1 v. H. gegen 82,4 v. Hu, Dortmund (81,3 v. H. gegen 82,7 v. H.s, Lands reis Wies- baden-Obertaunns (73,6 v. H. gegen 76,7 v. H.s, Landau (56,6 v. H. gegen 81,3 v. H.s, Würzburg (71,8 v. H. gegen 76,8 v. H.I, Böblingen-Leonberg (69,4 o. H. gegen 792 v. H.s, Nagold-Neuenbürg (79,5 v. H. oegen ^3,5 v. H.s, Gerabronn- Künzelsau (70,8 v. H. gegen 74,2 v. H.s, Offenbach-Dieburg (82,3 v. H. gegen 88,3 v. H.s nnd im Landkreise Straßburg (92,0 v. H. gegen 92,8 v. H.s. * Zu TcrnburgS Reise. Herr Geheimer Regierungsrat Steglich im sächsischen Ministerium des Innern, der mit dem Staatssekretär Dernburg nach Deutsch- Ostasrika geht, wird Dresden am 2l. Juni verlassen, um am 23. cr. ab Antwerpen auf dem Dampfer „Prinzessin" die Reise anzutreten. Während Geheimrat Steglich um «uns» das Kap fährt, wird Dernburg ab Neapel den direkten > sondern bei Feuilleton Dec denkende Künstler ist noch eins so viel Man muß seiner Zeit angchören und machen, was man sieht. Manet. Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft. Goetkc. net gearbeitet. Sehr interessiert ein Vorhos. der die heuie seltene Fähigkeit zeigt, prächtige Materialien mit Geschmack zu verwenden. Es <oll nicht gesagt sein, daß nicht etwas Schwungvolleres gedacht werden könnte; auch der Möbelstil, wie ibn Pauls Zimmer zeigen, darf nicht als ein endgültig moderner Stil bezeichnet werden; aber das Wichtige bei der Sache bleibt doch, daß man in Deutschland jetzt wieder selbständige, vornehme und durch und durch ehr liche und tüchtige Räume und Zimmcransstattungen liefert. Eine eigene Abteilung gilt dann wieder der Bankunst, und das Interessanteste daraus ist die Sammelausstellung, die von dem preußischen Ministerium der öffentlichen Ar beiten berrührt. Man kann aus der Betrachtung dieser zahlreichen Blätter den Schluß ziehen, daß die Herren in diesem Ministerium allen Stilen gleicherweise gewachsen sind. Sie bauen gotisch oder Renaissance oder Barock, wie -es gebraucht wird, immer sauber, immer tüchtig. Es gibt sogar Bauten dazwischen, die zlveisellos sehr gut gelungen sind; das sind vor allem die Amtsgerichtsgebäude in kleine ren Städten, wie Gostyn, Neusalz a. O.. Wirsitz, die unter der Leitung des Geheimen Oberbaurats Saal bcrgestellt sind. Tas ist ein einfacher Stil, dessen Wert und Schönheit in vernünftigen Verhältnissen liegt; in bescheidener und würdiger Weise ist der öffentliche Charakter dieser Gebäude hervorgebobe«. Je bedeutender aber die Ausgabe wird, um so ärger spukt der Stilteusel; und je weiter sic von den Vor- aussckungen entfernt ist. die Bauausgaben in alter Zeit ge- stellt waren um so unselbständiger werden die Leistungen. Beispiel: die gci. zen Babnhossneubauten in Hamburg, die ein ziemlich trauriges Kapitel bilden. Der eigentliche geistige Mittelpunkt der üu-stellung ist ein großer Bildnissaal, bei dem man Gedanken aus geführt hat, einige Werke älterer Meister mit den Leistungen der Neueren zu vereinigen. Es ist nicht put, daß die modernen Herrschaften unter sich bleiben; es muß ein Niveau hergcstellt, ein Vergleich ermöglicht werden. L"ider hat man insofern halbe Arbeit gemacht, als die hier ausgestellten Proben älterer Kunst großenteils schwach sind. Das nützt allerdings wenig, die Leistungen der Gegenwart mit den schwachen Leistungen der Vergangenheit zu vergleichen; von Wert ist, daß Künstler und Publikum an tüchtigen Werken der Alten erkennen, worin die Neueren der Vergangenheit überlegen sind, worin sie noch von ihr zu lernen haben. Die besten der älteren Arbeiten sind ein vorzügliches Selbst bildnis von Hogarth und ein feines, aber etwas glattes Damenporträt von van Ceulen. Freilich, was hier von Cosway oder Owen oder Reynolds ausgestellt ist, — es ist schwach, aber cs ist doch immer so, daß es die ganze Größe der Kunst ahnen läßt, der diese Werke entsprungen sind. Einige neuere Bildnisse halten sich ehrenvoll neben den alten: ein sehr zartes und feines Knabcnbildnis von Schulderer, bas auf einen lyrischen Ton und auf blonde Farben gestimmt ist; dann das sehr schöne Jugendbildnis Steinhaufens von Hans Tboma, eine Arbeit von weichem vollen Ton, er füllt mit der Poesie gemeinsam erlebter schöner Jugendtagc. Die Gröhe Berliner U«nst«,u»stellung. Von Dr. Albert Dresdner. In der Großen Berliner Ausstellung findet man dies mal erheblich mehr gute und erfreuliche Leistungen, als irüher; und ivgar die, die den Wert einer Ausstellung nach xtravagonten Modernitäten zu beurteilen geneigt sind, tommen doch ganz gut aus ihre Rechnung. Natürlich, der Fehler der Massenhaftigkeit hastet ihr immer an; aber so gut eine Massenausstellung sein kann, so gut ist es diese. Und jedenfalls steht sic äußerlich, wie auch an innerem Werte hoch über den Pariser Salons, wie sic so gewöhnlich zu sein pflegen. Ausstelluugstcchnifch hat die Große Ausstellung viel von ihrer jüngeren Schwester gelernt- man hat die Räume geschmackvoll und mannigfaltig ausgestattet, die Bil der gut gehängt und überall in geschickter Weise für Ab wechselung gesorgt. Seit ber großen Jubiläumsausstellung im Anfänge der achtziger Jahre, die damals eine Art Heer schau über die ganze lebende Kunst bildete, erinnere ich mich nicht, daß eine Ausstellung am Lehrter Bahnhof so hübsch gewesen wäre. Im Grunde jetzt sich die Ausstellung aus einer ganzen Anzahl einzelner Ausstellungen zusammen. Da ist eine nett an-geordnete Schwarz-Weiß-Aussteltung, in der sich viel Gutes findet. Sodann ist die kunstgewerbliche Ab teilung diesmal ausgedehnter und weit besser ansacbnut, als früher. Die Hauptanziehung liegt natürlich in den viel besprochenen Räumen von Bruno Paul, dem neuen Direktor am Kunstgewerbemuseum Man kann von diesen Zachen nur sagen, daß es wirklich gute Leistungen sind. Sie verblüffen nicht durch Ketzereien oder durch heraus- »ordernde Originalität Man loill ja nicht unter Kunst revolutionen, sondern in der Gesellschaft ansprechenden nnd. nützlichen Hausrats wohnen; und das, was Bruno Paul! Thomas Bildnis des Malers Burnitz ist zwar in der zeigt, das ist natürlich erfunden, geschmackvoll angeordnct, I Charakteristik anziehend, aber in der Malerei eigentümlich wohl «ff d«i praktischen Gebrauch berechnet und ansgezcich- > ungeklärt. Dann fällt das Selbstbildnis Haiders aus; cs ist ganz wie seine Landschaften: treu und schwer, innig und schnörkelhaft; ein echter Poet, der eine schwere Zunge hat. Das Gegenstück zn diesem Räume bildet ein Inter nationaler Saal. Auch wieder ein ganz glücklicher Gedanke, hier eine Auslese von Werken aus allen Nationen zu vereinigen. Der Humor bei der Sache ist der, daß zahl reiche der Gäste dieses Saales Stammgäste der Sezession sind, oder doch wenigstens nach der Art ihrer Kunst sein könnten. Da findet man Raffaclli und andere modernste Franzosen, wie La Touche und Le Sidancr, dann den kühnen schwedischen Tiermaler Liljefors, den lüngst verstorbenen Norweger T h a u l o w, von dem einige seiner besten und tonschönsten Landschaften hier vereinigt sind. Daneben ein repräsentativer B ö ck l i n, ein großes Bild von Dcttmcinn, und sogar Konrad Kiesel. Ferner seien genannt: Mönards Alpenlandschaft in einer heroisieren den Stimmung, eine seine holländische Landschaft von Gorlcr nnd endlich die Landschaft des Münchener Richard Kaiser. Eine Gruppe für sich bilden der dänische, der schwedische und der Hamburger Saal: also eine Art nordischer Ausstellung. Davon ist der Saal der Dänen am reichsten und interessantesten. Besonders ziehen die Bildnisse der dänischen Künstler die Aufmerksamkeit aus sich. Die Dänen haben sich das Moderne in der Malerei früher und vielleicht vollständiger ungeeignet, als unsere deutschen Maler, aber wenn sic sic je mitgemach! haben, so sind sie über die Torheit schon wieder hinaus, das menschliche Ge sicht als einen bloßen Komplex von Farbatvmen zu be trachten. WaS ihren Bildnissen Reiz und' Wert gibt, das ist ein entschiedenes und tiefes Gefühl für das Leben und das Wesen der dargestellten Menschen. Die Frauengruppe von Anchcr ist mit der Nüchternheit einer Sonntagsschule auf gebaut und vorgetragen, aber der seelische Gehalt, das Leben dieser Menschen spricht dennoch auch aus dieser Nüchternheit heraus. Sigurd Wandel erinnert ein wenig an unseren Steinhaufen in seiner Treuherzigkeit, Innigkeit, vielleicht auch Schwerfälligkeit. Auch in den Landschaften der Dänen schwingt der Empfindungston stark mit und gibt ihnen eine einfache Wahrheit, die den Exzentrizitäten vieler deutscher Sezess'.onisten abgeht. Genannt seien statt vieler nur oie kleinen Bilder von Rohde, die den Eindruck der ver lassenen kleinen dänischen Landstädtchen mit einer über raschenden Wahrheit wicdcrgcbcn. Endlich ist es noch ein Gebiet, aus dem die Dänen stark sind: das Jnnenbild. Von Hammershöi selbst, dem Meister dieser Gattung, ist nur wenig und wenig Bedeutendes ausgestellt. Aber er ist nicht der einzige unter den Dänen, der auf diesem Gebiete etn»os leistet. Die Dänen wissen, worin der künstlerische Sinn nnd Reiz des Jnnenbildes liegt: darin, daß alles im Raume dnrch ein gemeinsames Lcocnsgefübl verbunden wird. Das Licht im Raume und der Tiegel über dem Herde und die Fliesen, die den Boden bedecken, und die Leuchter aus dem Spinctie: das alles muß gemeinsam ein Leden, ein nnd das- ielbr Leh«, baden. Und das ist w nicht bloß Künstler phantasie, sondern ein jeder wem. daß in einem echten Heim ein Lebensfluidum steckt, das allen Bestandteilen öicies Heims sich mitteilt. Tas ist der Reiz von Stillcbcn. wie sie beispielsweise Alstedt schafft. Die Hamburger könnten hiervon lernen, sic lieben es auch, Stilleben darzuftellen, aber gerade das zarte Fluidum der dänischen Interieurs fehlt ihnen. Schon das unglückselige große Format, dessen sie sich gewöhnlich bedienen, tötet alle Intimität. Ueoer- baupt hat die Entwicklung -der Hamburgischen Künst ler, die vor einem Jahrzehnte ja recht frisch begannen, doch enttäuscht. Im gcruzen und großen Hastei dem Saale der Hamburger eine ziemliche Nüchternheit an Größere Ver buche, wie der -Ticbclists. sich uud seine Schüler in einem Gruppenbilbc darzuftellen, sind geradezu mißlungen Jllies ragt durch eine starke jeldständigc und poen-che Naturcmpfinoung nach wie vor hervor, aber es gelinit ihm dvch nicht rechc die Formen für sein Empfinden zu finden, nnd so bleibt seinen Arbeiten eine gewisse unsichere Ver schwommenheit. Merkwürdig selten ist die Darstellung eigentlich Hamburgischer Stimmungen; em Bildchen vcn Pieper gibt eine solche recht gut wieder. In Schild! scheint etwas von dem Geiste des alten Gurlitt aufzuleben: seine, treue, etwas nüchterne Darstellung norddeutscher Natur. Die Schweden wieder sind ganz anderen Schlages Eine leichte Rasse, glücklich' begabt, geschmackvoll, aber ohne Tiefe. In Schnecbildern sind sic Spezialisten geworden und verstehen besonders das Phantastische und Barocke einer Saincelandichaft glücklich zu schildern. Die Bildnisse, besonders Oestcrmanns, ,ind flott und interessant, ohne weiter durch Originalität zu beunruhigen. Unter den Plastiken fallen die Svckelsiguren auf, die Lederer für das Hamburger Bismarckdenkmal ge schaffen bat: unzweifelhaft kräftig und von einem nachdrück lichen Formgefüyl, aber vielleicht bis zur Manier stilisiert. Eine Schillerbüste von Ja ran macht sich dadurch bemerk- bar, daß sie den Zug der Vergeistigung mit dem der Liebens würdigkeit zu vereinigen weiß, schiller gehörte zu den liebenswürdigsten Menschen, von denen berichtet wird, und gerade diesen Zug lassen sich die Bildhauer regelmäßig ent gehen. Sonst findet sich unter der Plastik noch manchcs bessere Werk, aber auch sehr viel süßliche Geurcplastik. Frauengestalt-en in allen Bewegungen und Situationen, natürlich im Evakostüm; dutzendweise nebeneinander wirk' das sehr bald langweilig. * 48. Tnnknnftlerfeft TreSde« ISO7. Den Mitgliedern des Allgemeinen Denticden Musikverein-?, wie auch ollen denen, die da» 43. Tonknnstlerfest nach Dresden führt, ist Gelegenheit geboten, im Verlaine der diesmaligen Tagung den alten berühmten Dresdner Kreuckirckenchor kennen zu lernen. Am ersten Tage des Tonkünstlerseües, Sonnabend, den 29. Juni, veranstaltet diesrr — wie regelmäßig Sonnabend» — in der Dresdner Kreuffircke eine musialische Vesper, bei d«r folgende« Programm zur Ausführung kommt: 1. Cäsar Franck: Piäce Symphonign« für Orgel: 2. Felir Draeseke: Ter 93. Psalm für sechs- nnd acktüimmigen Chor, ap. 46; 3? Richard -trauß: Andante ans der Cello-Sonate, c»p. 6, 41 Felir ! Draeseke: Zwei geistliche Lieder für Sopran: ». „Treue", op. 24, I Nr. 16, b „Mitternacht", op. 24, Nr. 6; 5> Felix Draejcke: Das > „Pater unser" nir Chor und. Baßsolo au»: ^THrfftuS. St»
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