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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070618017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-18
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Bericht.! * Tie durch die Ernennung des bisherigen Abgeordneten Berlage zum Reichsgerichtsrat notwendig gewordene Reichstagsersatzwahl im 3. oldenburgischen Wahlkreise ist auf den 4. Juli anberauml worden. * Ter österreichische Neichsrat ist gestern er öffnet. sS. Ausl.) - Das französisch - japanische Abkommen wird im Wortlaut mitgeteilt. lS. Ausl.) » Tas dänische Königspaar ist gestern aus Baris wieder abgereist. * Die französische Kammer hat die erhöhte Stener für den Zuckerzusatz bei der Wein-Be reitung mit 304 : 255 Stimmen abgelehnt. Die Kom mission hatte auf Antrag d-r Regierung die Zuschlagsteuer auf Zucker, der zur Weinbereitung bestimmt ist, auf 40 Francs festgesetzt. Diese Ziffer wurde im späteren Verlauf der Sitzung nun mit L41 : 214 Stimmen ange- nommen. lS. Ausl.) * Der schweizerische Nationalrat beschloß übereinstimmend mit dem Ständerat den Beitritt der Schweiz zur Haager Konvention über die Ge setze und Gebräuche des Landkrieges. * Tie Japaner haben auf Formosa einen ent scheidenden Sieg errungen. lS. Ausl.) 8er Westliche vreibuna. Die Zuverlässigkeit amtlicher und nichtamtlicher „De- nrerniö" bi währt sich in unseren Wcchcn auf das glänzendste. AlS nach dem Tage von Cartagena die ersten Nachrichten über englisch-(französi'ch-)spanische Abmachungen verlautbart waren, da beeilten sich geschäftige F^rn, alle Meldungen sür unwahr ru erllär>n. Nun sind sie doch wahr geworden Es hatte bloß ncch der Punkt auf dem „i" gefehlt, und den hat man in den letzten Tagen hinzugc^ügt. Der Wortlaut des Vertrages ist heute noch nicht ver öffentlicht. Trotzdem sind wir wobl berechtigt, mit gutem Ge- wiffen alles aufrecht zu halten, was wir zur Zeil der Car tagena-Begegnung gejagt haben: Wir brauchen uns nicht sonderlich aufzuregcn! Daß ein neuer Herzog Alba vor Berlin rücken wird mit spanischen Soldaten, ist herzlich un wahrscheinlich. Daß man die Spaniolen an einem Distanz marsch Par s — Berlin teilnehmen lassen will, wie der Löwe das Grautier einer Einladung zur Jagd gewürdigt hat, ist recht gut möglich. Wenn sie dann bei Pont-L-Mousson schlapp werden, wie die 1870er L Lettin-Schreier bei Wörth, können sie gemeinsam die Fahrt mit der Eiseubahu fort- setzen: in Gesellschaft reist eS sich gemütlicher. Der Zweck des Vertrages soll die gegenseitige Garantie der Imerrssen im mittelländischen und im atlantischen Meere sein. Die „Kölnische Zeitung" bat bereits die Frage auf geworfen, von wem diese Interessen eigentlich bedroht seieu. Gewiß von Portugal, daS ja vorläufig nicht in den „Garantie- Vertrag" ausgenommen ist. Es gab eine Zeit, in welcher dieser Vertrag von Bedeu tung gewesen wäre, von sehr großer sogar. DaS war die Zeit vor dem spanisch-amerikanischen Kriege. Heute, nach dem alles verlor n ist, sein herunlergekcmmeneS Land in die Händel der Großen veistiicken zu wollen, verrät nichts als den politischen Jugend-Stil eiueS ungewöhnlich unbegabten Monarchen. Während man in Madrid gewiß nach Kinderart sich vor Jubel nicht zu lassen weiß über daS scböne Hochzeitsgeschenk von Onkel Eruard: eine neue Floite, mit der die Kinderstube Cavite und Santiago de Cuba jpielen laan, tut der ernste Staatsmann an der Seine, was ein guter Staatsmann in solchen Fällen tun muß: er wiegelt ab und sichert seinen kleinen Erfolg dadurch vor der Gegenmine, daß er ihn noch unbedeutender erscheinen läßt, als er in Wirklichkeit ist. Minister Pichon äußerte sich folgendermaßen über den Ursprung und die Tragweite des Abkommens: Verhandlungen wurden seit mehreren Monaten geführt. Spanien ergriff die Initiative zur Verständigung auf derselben Grundlage mit England. Tie auswärtigen Vertreter Frankreichs sind beauf tragt worden, den fremden Regierungen mitzuteilen, daß die große Ausdehnung der französischen und spanischen Küsten am Mittel meere und am Atlaitt.stsirn Ozcan, wclche Europa und Afrika be spülen, Frankreich und Spanien Lazu geführt hat, die Nützlichkeit einer Versündigung ins Auge zu fassen über die gemeinsamen Interessen, die sich aus dieser Lage ergeben und infolgedessen «in Abkommen zu Ireffen, daß darauf hinausgeht, nicht nur den Status gao ter in Anbetracht der Nahe der Besitzungen nicht ohne Ver letzung der wesenllichen Interessen der beiden Mächte abgeändert werden könnte, aufrecht zu erhalten, sondern besonder» die Sicher- heit ter Verbindungen mit den afrikanischen Besitzungen am Miitel- merr und am Atlantischen Ozean zu gewährleisten. Pichon fügte Hinz». der Text des Abkommen» werde demnächst veröffentlicht. Pichon hat dann seinen Befrager auf die von ihm vorher sorgfältig instruierte spanische Botschaft geschickt- Der «DLenötaA Id. Juni 1907. lOl. IablMNsi. spanische Botschafter Leon Castillo schloß sich den Er klärungen Picbons an und fügte hinzu, Spanien habe durch den Abschluß eines Abkommens mit England, das dem mit Frankreich abgeschlossenen ähnlich sei, glücklicherweise seine Stellung gegenüber den besten befreundeten Nationen gekennzeichnet. Der Botschafter sagte weiter, Köniz Alfons folge mit Festigkeit der Linie, die er sich vorgezeichnet babe. Die durck Zustimmung des Volkes bestätigten Freundschaften mit Frankreich und England seien von jetzt an durch präzise Abkommen, die sich selbst genügten, und deren demnächstigeVeröffentlichung zur frieceubrmgenden Aufrichtigkeit führen Werve, ausgezeichnet worden. * Wir lassen nun einige französische Prßstimmen über das Ab'ommen folg n, dessen genaue Wortlaut ja noch nicht bekannt ist. Die französische Presse gibt einmütig ihrer Befriedigung über die von Franlreick und Eng'and mit Spanien getroffenen Uebere «kommen Ausdruck. Die Blätter stellen est, daß duich die Akte, deren einziges Ziel sei, ter Wttt neue Friecensbürgjchofteir >u gelen, keinerlei Empfindlichkeit eriegt werten könne. „Gil Blas" lonliatiert mit großer itesrieLizung, daß Spanien, das sich lange Zeit von Deutschland habe cnzi-yen lass-n «unmehr mit einem Male wieder seine historisch« Roüe einer lateinischen Großmacht zurückfinde. — Der „Motin" erllärt, die liolftit Kuroval vo Eiehe sich nicht gegen Deutlchtand, allerdings aber ob ne Deut sch land. Frankreich babe v u such', sich wegen stiner veilorencn Provinzen mit den gewonnenen Reichen zu trösten, und es tonne sich beute das Lob zollen, tie Haltung des passiven Miß trauens ausgeg den zu haben und in eine Aera f,redlicher Be tätigung ringetrelen zu lein. Der „Matin veröffentl ch. fern r eine Unterredung niit dem Minister des Auswärtigen Pichon, r der die er über das franzöüsch-svoniiche Ueberrinkommeu sich dabi auedrüctt, daß dieses nichts an der Stellung FranlreichS in Menofio ändere. Frankreich sei in Marokko durch international« Abtommen gebunden. Tie Enienie mir Spanien garantiere Frankreichs Besizmnoen im mittelländischen Meer, we im Atlantfichen Ozean. Der „Malin" faßt die durch das sranzöfiich-spanische und doS englisch - spanische Ueberrinkommeu geschaffene Situation dahin zuiammen. baß Frankreich und England Span en die Integrität seiner Küsten und der seinen Küsten benachbarten Besitzungen ge- wäbileisten, wäbrend Spanien England sür Gibraltar und lur den Weg nach Indien und Fcanlreich sür die Freiheit der Beriebnncpn mit Alger und Senegal und für die Möglichkeit gar-'ntiere, ^ß in Küeg-ze teu sich las mittelländische Mit dem atinntochen Ge- schwa:er in Verbindung sehen kann. Weun Lies doppelte lieber- kiiiloiiiineu nicht turch ein Uebereinkomuien zwischen Frankreich und England vervolluäi digt worden ist, so geschieht es carum nicht, weil das herstiche Einvernehmen zwischen diesen beiden Staaten ausreicht. Der atlcrwichligsie P inkt des Vertrages ist offensichtlich der letzterwähnte: Ta G braltar ohne Algeciras, Cadiz und Ceuta, ebenso aber diese fpanttcben Plätze ohne die Felienburg Tanks unvermögend sind, die Straße von Calje zu beherrschen, so will mau lein: Slreltmiitel im Kriegsfall unter eine einkenl ch: Leitung stellen, um eben dreien Zweck mit Sicherheit zu erreich.-n. Man hofft, nunwchr bas Er'cheinen eines nordischen Hecres an den alten Küsten der Vancalen unbedingt unmöglich gemacht zu haben. Tas wäre also die Antwort auf die Frage der „Kölnischen Z ilunz". Die Konstellalion har sich seit den Tagen von Algeciras um lein Haarbreit geändert. Spanien saß schon damals aus den Bänken von Deutschlands Gegnern. Sie ist nur schärfer akzentuiert. ElU hübsches Präludium zur F riebenS-Konferenz! Vie klgebnirze arr bavemcbrn canSlsgrlvadlen. (Von unserem Münchener Korrespondenten.) Mittlerweile hat auch die offiziöse „Korrcsp. Hoffmann" die vollständigen Wahlresultate und eine Berechnung der- öffentlicht, die vermutlich ebenfalls noch der Korrektur be darf. Danach haben von 1106 881 Wahlberechtigten im ganzen Königreiche 806 659 ihr Wahlrecht ausgeübt, hiervon 3486 in ungültiger Weise. Es erhielten Stimmen: Zen trum 485 069, Liberale 256 480, Sozialdemokraten 177 210, Freie Vereinigung sBauernbund, Bund der Landwirte, Kon servative) 143 931, Christlichsoziale sAntiscmiten) 1950. Zunächst ist zu bemerken, daß auch diese Berechnung einen wesentlichen Unterschied von der bereits antgeteilten der „Münchener Neuest. Nachr.", bei welcher noch mehrere Wahl kreise fehlten, nicht ergibt. Auch sie erweist die Minderheit der Zentrumswähler im Lande um rund 100 000 gegenüber den anderen Parteien. Nach dem Prozentsätze der Stimmen zahl würden dem Zentrum statt seiner 98 Mandate von 163 höchstens 74, den übrigen Parteien 89, darunter den Libe ralen 40, zufallcn. Jedem mit dem bäuerischen Wahlgesetze, bzw. der Wahl kreiseinteilung nicht völlig Vertrauten wird es ganz un- erklärlich erscheinen, wie es denn möglich ist, daß nahezu 260 000 Stimmen mehr abgegeben wurden, als Staatsbürger überhaupt gewählt haben. Tas beruht auf einer „berech tigten bayerischen Eigentümlichkeit". Es sind nämlich auch in der neuen „gesetzlichen" Wahlkreiseinlrilung 30 sogenannte zweimännige Wahlkreise geschaffen worden, m denen jeder Wähler das Recht hat, zwei Stimmen abzugeben und zwei Abgeordnete zu erküren. Unglaublich, aber wahr. Und der Grund ist so ungemein einfach. Also hat es das Zentrum gewollt, und es hatte hier alle agrarischen Elemente auf seiner Seite. Es handelt sich dabei nur um ländliche Wahlkreise, oder wenigstens um solche, wo das Land den AuSschlag gibt. M. a. W.. die Ein richtung bedeutet eine ebenso ungerechte, wie starke Bevor zugung des flachen Londes vor den Städten. So kommt es, daß Wahlkreise mit kaum 10000 Berechtigten zwei Abgeord nete entsenden, während andere mit 18 000 und mehr Be rechtigten auf einen beschränkt sind. Man nennt das aus gleichende Gerechtigkeit. Sie erweist sich oadurch, daß dem Zentrum von diesen 30 Wahlkreisen 19 zugesallen sind. Dem Zentrum kommen natürlich die trockenen Ziffern der Statistik sehr unbequem, weshalb eS sie mit allerlei Mätzchen zu verschleiern sucht. Da sind in len ultramon- tanen Domänen plötzlich viele, viele Tausende sonst braver Zentrumsmänner von der Wahlurne weggeblieben, weil der Sieg doch gewiß war, ein ganz absurder Einwand, der sich, wenn man ihn ernst nehmen wollte, auch durch einen Blick auf die Wahlbeteiligung erledigt: sie beweist fast durch gebend die gleiche Wahlflauheit. Ta wird ferner das bünd- lerisch-liberale Kompromiß herangezogen, um behaupten zu können, daß ein — natürlich — außerordentlich großer Teil der liberalen Stimmen von den Bündler berührt. In Wirk- lichkeit war aber das Bündnis den agrarischen Gruppen so günstig, daß ihnen sicher erheblich mehr liberale Stimmen zugefallen sind, als umgekehrt. Im stillen Kämmerlein aber werden sich die Duckmäuser ins Fäustchen lachen. Bei einer Stimmeruninderheit besitzen sie im Landtage die erdrückende Mehrheit, und diese auf Grund einer verfassungsmäßig festgesetzten Institution, die nur durch eine Zweidrittel-Mehrheit wieder beseitigt wer den kann. ... erungen: allem Bezug auf das praktische -»er Abklatsch der Gelehrtenschulen, Zchulrvnssen uEollttrchuftelskm. Pädagogen nnd Politiker, Männer der Praxis und ein sichtsvolle Eltern begegnen sich in der Forderung nach einer Reform des Bolksschulwesens. Seit Jahren steht der vor geschrittenere Teil der Lehrerschaft im Kampfe gegen die Lernschule und für die Bildungsschule, gegen Wortwisseu und lü. Lebenswisscn, gegen den geisttötenden Stoff und für den lebenerweckenden Geist. Wir begegnen im Schulwesen einem verhängnisvollen Stillstände. In den Jahren 1866 und 1870 zeigte sich die Schule der bcdciuendstcn Ausgabe der deutschen Nation, die Einigung des Vaterlandes herbeiführen zuhelfen, gewachsen. Kein Geringerer , als Bi marck hat es anerkannt, daß zu den Siegen aus dem Sch lack ffelde das, was auf der Schulbank und dem Pulte e-al beiter worden war, mit beigetragen hat. Heute stehen wir in einer neuen Epoche der Entwicklung, i» der Industrialisierung Deutschlands und vor dem der Weltwirtschaft. a e- cs früher die von uns militärisch Besiegten, v c i-c ch i ud Frankreich, die nach der Niederlage eifrigst icMMl t ?ren, den Deutschen im Schulwesen gleich- oder ' ^'! -vkommen. so finden wir diesen Wtttk?mpf nm i. - yt bei unseren Konkurrenten auf dem Welt- - arkti. bei > r Engländern, Nordamerikanern, Japanern Und Man verschließt sich in Deutschland nirgends mehr der Einsicht, daß eine gesteigerte Volksbildung die notwendige Vorbedingung der wirtschaftlichen Entwicklung und der nationalen Wehrhaftigkeit ist. Diese Neberzeugung bat sich selbst in Kreisen Bohn gebrochen, die früher eine gesteigerte Bildungstür die alleinige Ursache der soziale Unzufriedenheit und die O Elle des politischen Radikalismus ansahen. Eine l. unter keine dabei, wenn stellt und im r neuen Stoff der Schule zuweisen möchte, zu wenig mit,er geistigen Unreife der Kinder. Hier darf die Reform keineswegs einsetzen. Ihr Ziel muß vielmehr die Ueberwindnnq der derzeitigen Lernschule, des einseitigen Gedächtniskultes und die Ausbildung aller Kräfte und Fähig keiten sein. Die Einseitigkeit der heutigen Schulbildung muß einer vielseitigeren Platz machen. Am eklatantesten zeigt sich bitte Einseitigkeit in dem Umstande, daß so viele, die in der Schule nichts leifi'-n und wenig versprachen, eine un geahnte Entwicklur: nähme- nnd daß manche andere, die zu den schönsten Hoffr gen bei htigten, im Leben nicht recht vorwärts kamen. D Weisheit der Schule ist zu viel Buch» Weisheit, das Wissen niel Buchwissen. Darum einigen sich die Reformer in der npffache^in folgenden Forderungen: Die Schule nehme Leben. Sie sei «ich die ganz andere m ) eir tige Ziele verfolgen und verfolgen müssen. Sie stelle das n->der Leben nach allen seinen Be ziehungen in den V'itielp. lt ihrer Betätigung, viel mehr als bisher. Cie baue auf iem wc er, was das Kind aus seiner Umgebung mit zur schule b Uedergang vom vors 'oflic! n Alter zur Schularbeit her durch einen nicht m unterricht, durch ein -re Vermehrung des Stoffes darf allerdings lmständen gefordert werden. Man rechnet in immer neue Forderungen an die Schule gt und stelle vor allem einen u L im aufaebauten Elementar- Borc c.iungskursus, der die m:t- gebrachtcn Ersahrunc und ..enntmsse des Kindes in den Mittelpunkt der Bele<^ng stellt. Tiefe Forderungen werden wohl fast allseitiger Zu stimmung begegnen. Aber ihrer Verwirklichung stellen sich mancherlei .Hindernisse in den W-'g: das zurzeit geltende Schulgesetz, die Lehrpläne und der Bureaukratismus. Es ist menschlich erklärlich, daß die Instanzen, die die Ausführung der bestehenden Vorschriften zu überwachen haben, den For- derungen nach Reformen mehr oder weniger deftigen Wider- stand entgegensetzen. Ihr Augenmerk ist darauf gerichtet, die bestehenden Vorschriften bis ins Detail auszuarbeiten. In Deutschland gibt es aber solcher Instanzen recht viele: Unterrichtsmlnisler, Bezirksschulinsyssktor. Lokalschnlinspek- tor, Inspektoren für Religion, Turnen, Zeichnen. An Auf- sicht fehlt es also nicht. Aker an Anreoungen aus dem Kreise der Fachleute, an Anregungen zu Reformen. Die Anstöße dazu sind meist von außen gekommen. Man denke an die Jugenspielbcwegung, die Handfertigkeitsvcwegung, die Kunst- erzicbungsbeweguno u. a. In den Kreisen der Volksschullehrer ist man Reformfragen zugänglich, manche behaupten, -n leicht. In Vereinen, in Fachzeitungen begegnet man beachtlichen Vorschlägen. Sie finden kaum oder gar keine Beachtung, wöil st, nur kp. r an die entscheidenden Instanzen beranzubringtn s n Es l 'Üt an einer Institution, die die Aufgabe hat, gestcstttnd i 4 innere Leben und Getriebe der Schule einzugreif n, nit c«m m Worte: eine Schuffnnode. Frankreich hat diese Institution seit etwa 30 Jahr n. Jen- seil» der Vogesen ist das Schulwesen noch straf c. > i'i- fiert als diesieits. Ede diese Zentralisation aber? 'm - udrt wurde, schuf die Regierung durch daS Dekret vom «, ember 1877 als heilsames Gegengewicht einen obersten U' ' .ictsts» rat mit Sektionen für das höyere. das Sekundir r daS Primäischulwcsen. Ihnen gehören auch VolkSschul. r an. Der Nnterrichtsminister präsidiert ihnen, und -lle n,.-n Angelegqnbeiten des Schulwesens unterliegen ihrer B g. Seine Beschlüsse nnd Entscheidungen sind ober uatüttich mn die Zustimmung der staatlichen Instanzen gebundeu. * Um eine Uniformierung zu vermeiden, müßte ein solcher Unterrichtsrat — der Name Synode sagt dem Deutschen klarer, wie er gemeint ist — dem subjektiven Charakter der Schulen Rechnung tragen. Es müßte also eine solche Synode bestehen für eine große Stadt, für einen BeErk mir an- nähernd gleichen schulischen und außerschulischen Verhältnissen, endlich für das ganze Land. In allen möglichen anderen Berufen und Ständen Hot man den oben skizzierten Gedanken Rechnung getragen. Es gibt Kammern für Handel und Oiewerbe, Acrzle und Land wirte, Synoden für die Kirche, Ausschüsse sür Beamte uuo Arbeiter. Da liegt doch der Gedanke, die Lehrer in ähn licher Weise zu organisieren, an der Oberfläche der Ueber- legungen. Solche Organisationen garantieren die größte Kraftentsaltung und bergen in sich die Bürgschaft für das Aufblühen der von ihnen vertretenen Institutionen. Tas moderne Gestaltungsprinzip von Gemeinde und Staat weist auf die Einrichtung einer solchen Schul'ynode hin, und daß der Stand der Volksschulledrer für solche Selbstverwaltung reis ist, beweist ein Blick in die freie Vereinstätigkeit und in die fruchtbare literarische Betätigung. Die Hauptsache ist, daß man dieser Frage überhaupt näher tritt und Versuche macht. Es würde dann nicht mehr auf reibender Kämpfe bedürfen, um die Ergebnisse theoretischer Arbeiten und wissenschaftlicher Forschung in die Tat umzu setzen. Daß das Streben nach Reformen nicht in Ueber- dastuna ausartet nnd der Schularbeit dadurch die ! otven- dige Ruhe verloren ginge, dafür bürgen die übrigen staat lichen Instanzen, tfie das konservative Element bilden wür» den neben dem fortschrittlichen der Schulsynode. Deutsches Keich. Leipzig, 18 Juni. " Ein Dementi. Die MontagSausgabe des „Berliner Lokal-Anzeigers" meldet, es hätten Besprechungen zwischen den Vertretern der maßgebenden Parteien und den leitenden Kreisen stattgefunden. die das Ergebnis gehabt hätten, daß bei dem in absehbarer Zeit bevorstehenden Rücktritt des Kultusministers Dr. v. Studt nur ein Nachfolger in Frage komme, der derselben politischen Richtung angehöre wie Dr. v. Studt. — Tas Wolffsche Telegraphen-Dureau ist er» wöchtipt, diese Nachricht für Erfindung zu «rklären. Drr „Lokal-Anzeiger" bemerkt zu diesem Dementi: Wenn das Wolffsche Bureau behaupten will, dernr-igk Besprechungen hätten nicht stattgefunden, so ist es schlecht unterrichtet. Will das Telegrapyenbureau nur bestreiten, daß eine Uebereinstimmuna der Ansichten erzielt Worten sei, so ist das eben Ansichtssache, und über Ansichten soll man bekanntlich nicht streiten. Wer recht hat, wird die Zukunst lehren. Wir meinen, dazu bedarf es der Zukunft nicht. Auch die Gegenwart weiß, daß zum mindesten die National liberalen, die denn doch zu den „maßgebenden Parteien" gehören, unmöglich einer solchen an sich auch höchst un wahrscheinlichen Besprechung nicht zugestimmt haben können. Daß aber die Deutsch-Kvniervativen und das Zentrum solche Wünsche haben, dazu bedarf es keiner be sonderen Aufklärung durch den „Lokal-Anzeiger". * Maximilian Harde» richtet an die „B. Z. am Mittag" eine Zuickrift, der wir folgende Angaben tatiäcklicher Natur kntnebmen: Die Herren Fürst Eulenburg und Grat Moltke wissen mindestens seit dem Dezember 1906, warum ich sic dekämpjeu zu muffen glaube. W-fsen es aus dem Mund eine- Mannes, der von ihnen loder: von einem der beiden) als Fiiedenrstiiter zu mir geschickt worcen war, nachdem d e Artikel „krseluäium" und „Vies irns" (16. und 23. No vember) in der „Zukunft" er schienen waren. Fünf Monate danach, zwei Wochen nach der Intervention des Kronprinzen, bat einer der beiden Herren, der dreiunddrcißig Tage vorher (seitdem nickt m.hr) in der „Zukunft" erwähnt worden war, mich wegen der über ihn veröffentlichten kritischen Bemerkungen zum Zweilamps herauSgesorvert. Das von mir erbetene Gutachten eines Generals, eines hob» Zivildeamiea, eines jüngeren Ossisiers lautete einstimmig: Auch wenn die bewnderen Umstände des Falles nickt die Annahme der Herausforderung verböten, wäre sie abzulebnen, weil sie viel ,u ipät und offenbar erst unter dem Druck äußerer Verhältnisse erfolgt ist. Ich babe die Herausforderung abgelchnt. Die Tat'ackc der Herausforderung ist nicht von mir in die Oeffenttichkelt gebracht worden. * Die Äöhlbrandfrage, welche jetzt in Zusammenhang mit der Anwesenheit des Kaisers in Hamburg gebracht wird, ist eine Angelegenheit, die zugleich wichtige Interessen dieser großen See- und Handelsstadt, wie der preußischen Ha'en- stadt Harburg berührt. Ter Köhlbrand ist die schiffbare Mündung der Süderelbe, welche den Zugang zu dem neuer- dings erheblich verbreiterten und verbesserten Harburger Hafen vermittelt, wäbrend Hamburg und Altona mit ihren Hafen an der Norderelbe liegen. Im Interesse der Wasser führung der Norderelbe ist vertragsmäßig die Tiefe des Köhlbrandes in einer Weise festgesetzt, welche dem zu- nehmenden Tiefgange der großen Seeschiffe Nicht mehr ent- spricht und deren Verkehr noch Harburg entweder der- hindert, oder doch sehr beträchtlich erschwert. Im Interesse dieser Hafenstadt liegt es daher, daß iene vertragsmäßige Bestimmung beseitigt und der Köhlbrand io Veit verlieft wird, daß auch große Seeschiffe, ohne zu leichtern, den Har burger Hafen erreichen können. Hamburg seinerseits hat ein dringendes Interesse daran, eine Eisenbahnverbindung mit der durch den Köhlbrand und preußisches Staatsgebiet von der Stadt und dem Hafen getrennten Insel Finkenwärder hcrzustellen, um dieses Gebiet der industriellen Bebauung zu erschließen und so seinen Hasenanlagen neuen Verkehr zuzuführen. Die Schwierigkeit der Ausführung dieses Planes liegt in der Notwendigkeit, die Eisenbahn über oder unter dem Köhlbrand so durchzuführen, daß der Schiffs verkehr aus dieser Wasserstraße nicht behindert wird. Durch freundnachbarliches Entgegenkommen der preußischen und der hamburgischen Behörden ist im Wcge 'orgsältiger Ver- Handlungen nunmehr eine Lösung der Köhlbrandfrage vor bereitet worden, in der sowohl die Hamburger wie die Har burger Interessen voll zu ihrem Rechte gelangen. Um diese Lösung der Frage dürfte es sich bei der eingangs erwähnten Nachricht bandeln. * Die Londoner Stadtdäter in Berlin. Ter Loidmayor und die Mitglieder der Londoner Stadtverwaltung dcsick- tiglen gestern vormittag eine städtische Gemcmdeschule, ein Realgymnasium und eine Badeanstalt. Auf die Begrüßunas-
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