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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070621012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907062101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907062101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-21
- Monat1907-06
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BeznaS.PreiS Anzeiqen-PreiS ftirLekvr'a uar> Äorottt dur-y <ea'er« Träae« und Lv»dik«t.r» n» ,rdeocht. Äa4» „ad» L nur morgen stenrliadrlich i M„ monat..u» - Ut. a«»ad» 1 morge.,1 and ab'nd»> itette.iadrlich 4 50 llt.. monallih l 50 M T»rch dl, Poft bezogen !> mal tlgich inneidald Leui chland« and der deuti.liell riowaen vieiieliäsriich 3 M.. monatlich I M auSIchl. Poiidestellgeld, für Oenerreick-Ungar» vreiteliäbrlrw 5 l! 45 b. Abonaemeni-Annadm« Aogustu«vlay8. bet unseren Träger». ^Ürale». Spediteore« und Annahweüellen. towi« Aostämrera and Briefträger». Di« einzeln« Kumme» wir«« IV Pse» AeLattton und Eroetztttou: -Wda»»i«ga>ft < Lelevd. Nr. >4692 Nr. I46S3 Nr. 146S4. Berliner Aedatttons-Bnrraa: Berlin 7. Prinz ^ooi« Ferdinand« Ltraiie 1. Televdon I sitr. S27L. Morgen-Ausgabe v. KMger.TagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. fitr Inserat« an» Leipzig u. Umgebung die -gespaltene PetUzelle 25 Bi, ftuanriell« Sn- teigen 30 Pf„ Reklamen 7üPs.; non autwLrl« SO Bs.. Reklamen l M.; vonl Au»laub 50 Bi., Kaan» Anzeigen 75 Pf, Reklamen l.50 M. Inlerate v.vetzvrLen im amtlichenTell 40Ps. Beilagrgebüdr 5 M. p. Tausend e;kl. Post- aebüür. GeschästSanzeigrn aa bevorzugter Stelle im Preis» erdSht. Rabatt nach Tarik. Aeüerteilte A»sträge tvauea nicht zurück- grzvgen werben. Kür da« Lricheinen aa deUwuutea Tagen «ad Plätze» wird kriae Garantie übernommen. Anzeigen-Anaabme: AvtzttttuSplatz 8, dei sämtlichen Filiale» ». alle, Annonce»- Llpeüittonen de» In- und Auslandes. Haupt-FMale Verlt«: LarlDn n cker,tzerzgl.Bayr.Hofbuchbandlg^ Lützowstraßr 10 (Tel. Vl, 4603'. Nr. 170. Freitag 2 t. Zuni 1L107. 101. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lage. * Der Reichskanzler ist gestern in Kiel an- gekommen. * Botschafter Speck von Sternburg kehrt nach Washington auf seinen Posten zurück. * Die Lage in Narbonne spitzt sich mehr und mehr zu. Gestern abend kam cs zu eimer förmlichen Straßensch lacht, bei der 20 Personen ver wundet wurden. (S. Ausl.) * In Warschau entdeckte die Geheimpolizei das Zentralbureau des sozialdemokratischen Zcutralkomrtees für Polen und Litauen und verhaftete 20 Mit glieder. * Bei einer großen Ueberschwemmung in Trikala in Griechenland sind etwa 100 Personen er trunken. * In dem DeleidigungSprozeß dcS Gouver neurs a. D. von Bennigsen gegen den Reichstags- abgcordneten Erzberger vor dem Schöffengericht in Berlin wurde Erzbcrger zu einer Woche Gefäng nis verurteilt. (S. GerichtSsaal.) * Im Gold Cup zuAscot kam „Eide r" als erster durchs Ziel wurde aber disqualifiziert. „The White Knight" und „Beppo" endeten in totem Ren nen auf dem zweiten Platz. (S. Sport.) knglsnä« llertt-uspoMik. Daß System irr der englischen Vertragspolitik liegt, und zwar ei» große- System, kann gar nicht geleugnet werden. Bon der «pleuckick i»o»ntion, die Lord Salisbury rühmre, ist England zu dem absoluten Gegenteil üb-rgcgangen, zu einer Bündnispolitik, wie sie noch kaum je dageweien ist. Man müßte denn schon an die großen Koalitionen von Oesterreich, England, Holland, Brandenburg und kleineren Mächte gegen Ludwig XIV. oder an das große Gefolge von Kli-ntel. staoten denken, mit dem Napoleon gegen Rußland zog. um ähnliches zu entdecken. Und doch waren die damaligen Ver hältnisse so von Grund auS anders, daß sie kaum heronge- zogen werden können. Englands Vereinsamung in den neunziger Jahren war nickt gerade daS Ergebnis seiner sehnsüchtigen Gebete. Die Politik von Downing Street hat sich genug um Heranziehung anderer Mächte bemüht. Nur mit Italien gelang ihr das teilweise. Italien, das einerseits durch len Treibuno ge deckt war, fand anderseits einen Rückhalt an England, dessen Mittelmeerpolitik eines Genossen gegen die drohende fran zösisch-russische Allianz bedurfte. Lord Salisbury hatte kur, zuvor gesagt, die Nachricht vom Abschluß des Dreibundes sei ein Evangelium, » mossn-ra ok xre-st se>^. Mit allen übrigen Mächten stand England kühl, ko m:t Deutschland Oesterreich-Ungarn, den Vereinigten Staaten, oder un freundlich, so mit Rußland und Frankreich. Salisbury be- mühte sich zu Bismarcks Kanzlerzeit und später ernstlich um Deutschland. Er selbst hat unserem Kaiser bei ernem seiner englischen Besuche in einer Unterredung zu zweien in einer Fensternische stark zugesetzt und ihn zu gewinnen ge- sucht. Deutschland hat derartige Zumutungen stets obge lehnt, weil es wegen der englischen parlamentarischen Per- sassung der Bnndesbilfe nie sicher gewesen wäre, und weil es sich in einen heftigen Gegensatz zu Rußland gebracht hätte, um — den Engländern Indien zu verteidigen. Diese Konstellation dauerte bis Faschoda, tiS zum Tode der alten Königin, bis zum japanisch-russischen Kriege. Nein, biS kurz vor dem letzteren, denn am 30. Januar 1902 wurde daS Bündnis mit Japan abgeschlossen, durch das Frankreich gezwungen wurde, Rußland den Kampf allein führen zu lassen. 1870 befreite Deutschland die Engländer von ernem alten, vielhundertjährigen Feinde. 1904 leistete Japan ihnen denselben Dienst. Die niemals rastende Sorge um Indien sand durch die Niederlage Rußlands ihr Ende. Salisbury war gestorben, am 22. Januar 1901 auch die Königin Viktoria. König Eduard nahm sogleich einen weit stärkeren Einfluß aus die auswärtige Politik: Mr. Solfour räumte ihn ihm willig ein. Man kann daS ruhig zugeben, ohne die Uebertreibungen mitzumachen, die namentlich in Deutsch land über feine Geschäftigkeit ausgesprochen sind. Schon unmittelbar nachdem Rußland- Stern zu er bleichen begonnen hatte, im Frühjahr 1904, schloß England den zweiten seiner Verträge ab, den mit Frankreich über Marokko. Madagaskar. Siam. Neufundland und Aegypten. DaS Opfer in Marokko war schwer; England brachte es. um den uralten Gegensatz gegen Frankreich zu begraben, und eS sand dieses bereit dazu, weil die Hoffnung auf Rußland mindestens aus unabsehbare Zeit vertagt werden mußte. Beide Vertragschließende redeten sich dabei ein, daß Deutsch land von der Sucht bcieclt sein müsse, durch allerlei In. triguen die Entente zn stören. Erst spät bat man gelernt, daß Deutschland sehr ruhig dabei geblieben war. Italien hat stets in guter Freundschaft zu England ge standen. Als England und Frankreich keine Gegner mehr waren, lag eS für Italien nabe, sich be den noch enger an- zutchließen al- zuvor Da- ist nicht etwa durch den dies- lährigen Besuch in Gaeta zustande gebracht, es ist in viel» löchrigem Wachstum gewesen und rasch entschieden worden, al- im Mittelmeer keine russisch.sranzösischen Flotten mehr 'n Aussicht standen, vor denen sich England zu fürchten ge- braucht hätte. Nun ist Spanien hinzugekommen. Anfänglich wurde die Nachricht, daß England den Spaniern mit Geld und Schiffs- bauhilfe unter die Arme greifen wolle, skeptisch ausgenom- men, und gerade dieser Teil der Nachricht ist auch heute noch nicht sicher. Dagegen ist offiziell mitgeteilt, daß Spanien, Frankreich und England Noten des Einverständnisses aus getauscht haben, in denen sie sich ihre Mittelwcerbesitzungen garantieren. Tie „Agence Havas" sagt zwar, das sei keine Allianz, keine militärische Konvention sei den Noten beige fügt. Aus diesen Unterschied ist kein Gewicht za legen, denn wenn das Einverständnis bleibt, so ist im kritischen Augen blick die militärische Konvention leicht geschlossen. Fehlt jenes, so macht diese den Mangel nicht gut. Es muß noch hinzugebalten werden, daß England nach und nach seinen Gegensatz gegen die Vereinigten Staaten auch abgeschüttelt hat. und zwar durch Zugeständnisse sowohl in der Frage deS Panomakanals wie der Alaskagrenze und der Neufundlandfischerei. Mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn hat England keine Bündnisse, keine Ententen. Mit Rußland ist allem Anschein nach der Abschluß nur noch nicht erreicht, aber er ist in vollem Werden. Rußland sieht die Unmöglichkeit ein. seine asiatische Expansionspolitik zurzeit Weiler zu verfolgen, und strebt durch Verträge die Gewißheit einer friedlichen Rückendeckung in Ost- und Mittelasien an, die natürlich weit größer ist. wenn England dabei ist, als wenn mit Japan allein kontrahiert wird. Eben dies, die möglichst allseitige Rückendeckung ist der Leitfaden der jetzigen englischen Politik. Was auch die Intriganten, die journalistischen Urheber von Sensa tionsnachrichten sagen und treiben mögen, der englische Fabrikant, der Kaufmann, Bankier und Reeder, der englische Arbeiter, sie folgen ihnen nicht. Sie wissen, oaß der eng. lische Welthandel, die englische Industrie mit ihrem fast 7 Milliarden Mark betragenden Ausfuhrwert, ein Gebilde des Friedens ist. Mag der Engländer auch ab und zu Kriege in fernen Weltteilen führen; vor solchen auf dem europäischen Festiande, in seinem besten Absatzgebiet, hat er einen Horror. Er denkt an die napoleonnche Zeit, und selbst den verhältnismäßig kleinen und siegreich ausgehenden Vurenkrieg hat er als ein großes Unglück 'rkennen lernen. Abc» er sehnt sich nach Sicherheit für «ein Weltreich Wer will es ihm verargen? Tun wir nicht das gleiche? Seine eigenen Machtmittel erscheinen dem Engländer unzu- länglich. Er kann sich nicht ganz von der Furcht vor einer Invasion befreien, die törichterweise noch von kontinentaler Seite genährt ist. Daher sucht er alle Gegensätze, die s ' durch Verträge aus der Welt schaffen lassen, auszutilgen und sich die Freundschaft möglichst vieler Mächte zu sickern. Tarin geht er wohl weiter, als uns Unbeteiligten begründet zu sein scheint. Tenn hat nicht England auch ohne Spanien eine entscheidende Ucbermacht zur See? Sind seine Miltel- meer-Jnteressen von irgend einer Seite bedroht? Aber oll das darf nur nicht veranlassen, daS leitende Motiv des eng lischen Volke- zu verkennen. Nach Angriffen, nach Kriegen sehnt sich das englische Volk nicht. Davor hat es viel zu große Sorgen. 6rszz Lerli». Es wäre unrecht, nur der preußischen Verwaltung eine Abneigung gegen die Großstädte nackzusagen. Auch manche andere bundesstaatliche Regierungen teilen diese Empfin dung. Und es wäre ferner unrecht, diese Empfindungen samt und sonders als böswillig oder kleinlich zu bezeichnen. Gewiß mögen auch solche mit unterlaufen. Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, daß ein gut Teil Eifersucht auf die Machlfülle der Stadtregimenter den Blick der Staatsver waltungen trübt. Und sicher ist, daß politische Zweckmäßig- keitserwägungen, Bedenken wegen der sortichreuenden De mokratisierung, die Haltung der Negierungen beeinflussen. Trotzdem würde man sich über solche Haupt- oder Neben motive hinwegsetzen dürfen, wenn es den Slaatslenkern mit ihren Mitteln gelingen könnte, wenn sie auch nur ernst- bafr darauf ausgingen, das Problem der modernen Grotz- stadtentwicklung zu lösen, dr« ungesunden GroßstadtverhäU- nisse zu sanieren. Denn es ist sesizuhalten und soll in dem Streit der Meinungen doch nicht vergessen werden: Unser« Großstädte, und Berlin an der Spitze, sind in ihrem heutigen Zustande ungesunde und unnatürliche Gebilde. Es ist nicht gesund und nicht natürlich daß Hunderttausende Berliner Kinder kaum je ein Kornseld zu sehen bekommen, und daß ihr Leben sich auf Gasse und Hof abi'pielt, wenn es nicht in den dürftigen Raum der vier Wände einge schlossen ist. Wenn also die Regierungen, erfüllt von der hygienischen, von der nationalen Bedeutung des Problems, danach trachteten, eine gesündere Verteilung der Menschen massen herbrizusühren, wenn sie mit allen Mitteln den Verkehr erleichterten, um die Wohnstätten möglichst weil hinauslegen zu können, wenn sie die sanitären Existenz- bedinaungen durch sorgsame Wahrung des Waldbestandes zu bessern suchten, so gebührte ihnen der Dank aller Wohl meinenden. Aber leider ist davon nicht die Rede. Nie- malS hat man davon gehört, daß die Aufsichtsbehörden an das Problem als solches sich herangetraut hätten. Sie haben an den Erscheinungen bemmgedoktcrt, haben regle mentiert und die Selbstverwaltung nach Kräften be schnitten, haben über di« Entvölkerung des platten Landes und die Leutenot geklagt, aber um d.e Sanierung der un- gesunden Verhältnisse von Grund aus haben sie sich nie ge- kümmert. Und die schwächlichen Versuche, diese Dutzende von Städten und Städtchen und Gutsbezirken und Dorf gemeinden, die Groß-Berlin ausmachen, zusammenzufassen und einheitlich, wenn auch in dezentralisierter Weise, zu verwalten, wurden von der preußischen Negierung nicht ge- billigt. Für einen eingefleischten Bureaukraten muß es freilich auch köstlich sein, täglich diesen Wust von Verwal tungsschwierigkeiten. Streitigkeiten, Kompetenzkonslikten der einzelnen Kommunen untereinander sich mehren zu sehen. Den Steuerzahlern ist freilich nickt so Wohl dabei. Aber die sind ia auch nur Objekte. Uebrigens ist auch den Kommunen selbst der Vorwurf nicht immer zu ersparen, daß sie in Verkennungen der Notwendigkeiten häufig über kleinlichen Sondervorteilen ihre großen gemeinsamen Aus- aabe» vergessen oder dock hintan geletzt haben. Erst in jüngster Zeit scheint ihnen daS Gewissen ein wenig zu schlagen. Man spricht von Zweckverbänden zwischen ein- -einen an bestimmten Fragen interessierten Gemeinden. So von einem gemeinsamen Ankauf deS GrunewaldeS. Aber das sind natürlich alles ebenso schwierig zu verwirk lichende wie nordürflige Behelfe, die nur in Ermangelung von etwas Besserem empfohlen werden können. Jedenfalls verbürgen sie die überaus wichtige Einheitlichkeit des Vor gehens nicht. Tas Traaikomliche ist: In fast jeder dieser Einzelkommunen bilden sich allmählich dieselben unle.d- lichen Erscheinungen heraus dieselben Berliner Kalami täten t-n nnniaturo. Da gibt es auch schon die üblichen Verkehrsüberlastungen einzelner Straßen und Plätze, alles wie in Berlin. Es ist ein Jammer, der aber weder die Negierung noch die Kommunen bisher londerlich gerührt hat. Da aber haben sich die Berliner Architekten der Sache angenommen. Die Vereinigung Berliner Architekten und der Architekten- verein zu Berlin haben gemeinsam sim Verlag von E. Wasmuth, Aktiengesellschaft, Berlin', ^Anregungen zur Er langung eines Grundplanes für die städtebauliche Entwick lung von Groß-Berlin" hcrausgegebcn und damit endlich im großen Zug die heutige Misere aufgedeckt und den Weg zur Abhilfe gezeigt. Als ideales Ziel (ideal, weil «S er strebt, aber nicht ganz erreicht werden kann) wird hinge stellt: aus dem ungeordneten Agglomerat von Häusern, Straßen und Plätzen, von S'ädten und Dörfern, das Groß- Berlin zu werden droht, eine großzügig geplante, künst lerisch gestaltete Großstadt zu schaffen, und dann wird in Einzelaus'ätzen an der Hand von überaus instruktiven Plänen einer ganzen Reihe von Großstädten^ von New Dork, Wien, Paris, London Eolumbia auSeinanhergesetzt, nach welchen Grundsätzen ein Gen-ralbebauungsplan für Groß-Berlin aufzustellen wäre. Einige dieser Grundsätze seien hier wiedergegeben: Der Inhalt des zu entwerfenden Grundplan«s soll sein: s. die grundsätzliche Regelung der Ansiedelung aus d m vom Anbau noch nicht erreichten Gelände von Groß-Berlin in der beschriebenen Ausdehnung, b. die möglichen Verbesserungen i» den bereits be bauten Teilen Berlins und seiner Vororte. Beide Teile der Aufgabe sind unter Beachtung der fort geschrittenen technischen, gesundheitlichen und wirtschaft lichen Ansprüche des neuzeitlichen Ltädtebaues in künst lerischer Weise zu lösen. Nach den individuellen Eigen schaften der einzelnen Gebietsteile sind di« Bedingungen eines auch im sozialen Sinne befriedigenden Wohnungs baues für- die verschiedenen Devölkerungsschichten, sowie der zweckmäßigen und erleichterten Ansiedelung von Groß- und Kleingewerben vollauf -u berücksichtigen. Im wesent- lichen handelt es sich um ein großzügiges Netz von Haupt verkehrsstraßen, von Schnellbahnen und Wastcrwegen, um die Freihaltung ausgedehnter Wals- und Wiesenflächen, die Durchdringung der Baumassen mit Parkstraßen und Pro menaden, Sport, und Spielplätzen, und um die tunlichste Vorherbestimmung von Plätzen für öffentliche Bauten. Die wohldurckdachte, von künstlerischem Geist getragene Regelung dieser Grundlinien der Stadtentwicklung soll in enger Anlehnung an die wasserreiche Schönheit der märki schen Landschaft die technische und ästhetische Einheit einer mächtigen Großstadt des 20 Jahrhunderts vorbereiten. Der so beschaffene Grundvlan soll die Ausgangspunkte liefern und das Gerippe bilden für die von den Gemeinden nach den gesetzlichen Vorschriften zu entwerfenden unb sest- zustellenden Bebauungspläne. Und schließlich wird noch eine Programmskizze für den Wettbewerb zur Erlangung eines Grundplancs für Groß- Berlin gegeben. Tie Arckitekren haben ihre Schuldigkeit getan, und zweifellos wird der Wettbewerb wertvolle Pläne zutage fördern. Das Wichtigst« aber ist, daß überhaupt auf die^e dringlichen Fraaen die allgemeine Aufmerksam keit gelenkt worden ist. Werden aber nun auch die Kom munen sich der Größe der Aufgabe gewachsen zeigen? Und wird nicht etwa di« staatliche Aufsichtsbehörde «>ne Gefahr für den Staat in solchen Plänen erblicken? Sintemalen Berlin ein Wasserkovs ist, und es viel besser wäre, die Leute liefen nickt in die Städte, sondern blieben auf dem Lande, von wegen ihrer Gesundheit an Leib und Seele und neben bei der Billigkeit der Arbeitskräfte. Vie Airlriingen Oer neuen psrrsgierguttsrikr, insbesondere ans die Gescttäft.relsenden mit rNusterkoffern von über 200 rtiiogramm. Der hessische Handelskammertag hatte kürzlich in einer Eingabe an den Minister der öffentlichen Arbeiten die Be fürchtung ausgesprochen, daß die Perionentarisreform und insbesondere die Neugestaltung des Gepäcktarns, wonach bei einer Aufgabe von mehr als 200 Kilogramm Reisegepäck auf eine Fahrkarte das 200 Kilogramm übersteigende Ge wicht doppelt in Ansatz zu bnnaen ist, dem geschäftlichen Verkehre höhere Unkosten als bisher aufbürden werde. In Anbetracht der großen Bedeutung, die die Angelegen heit für Industrie und Handel besitze, ersuchte, wie der -De- taillist" meldet, der hessstche HandelSkammertag die deutschen Handelskammern, die Anträge zu unierstützen: II «in« allgemeine Ermäßigung Frachtsätze für Musterkoffer der Geschäftsreisenden herbelzuführen: Z) jedenfalls aber den doppelten Zuschlag für Gepäck stücke über 200 Kilogramm, sei es allgemein, 'ei es wenigstens für Musterkosser der Geschäftsreisenden, in Wegfall zu bringen. In Verfolg der Angelegenheit hatte auch die Handels kammer zu Ehemnitz an die Königliche Generaldireltion der Sächsischen Staatsbahnen ein Schreiben gerichtet, daß sie der von dem hessischen Handelskammertag vertretenen An sicht beipslichtr, daß die obige Bestimmung in erster Linie den Geschäftsreisenden, und zwar mit voller Schärfe, tresien werde, da dieser gezwungen sei, je nach seinem Geschäfts- zweig, mehr oder minder schweres Gepäck in Form von Musrerkossern, die nicht selten bis zu 400 Kilogramm wögen, mit sich zu führen. Während nun der nicht in Ge schalten reisende Private der Wirkung der geplanten Maß nahme dadurch entgehen könne, daß er, wenn er in Gesell schaft reise — was bei Vergnuaungsrelienden in der Regel der Fall sei —, das Gepäck auf mehrere Penonen verteile, so sei dem Geschäftsreisenden nicht die Möglichkeit gegeben, den doppelten Satz des Tarifs aus andere Schultern gbzn- wälzen. Mithin bedeute der von 200 Kilogramm auswärts verdoppelte Tarif eine schwere Unbilligkeit für Handel und Industrie, die um so größer erscheine, als der Geschäfts- reisende es sei, der die Verteilung der Güter in die Wehe leite, und dessen Spuren die Waren nachsolgten. die die reicken Erträge den Verkehrsanstalten lieferten. Die Kammer er'uche daher di« Könialick« General- direktion der Sächsischen Staatsbahnen, dahin zu wirken, daß der doppelte Zuschlag für Gepäckstücke über 200 Kilo- aramm, sei eS allgemein, sei es wenigstens für Muster koffer, in Wegfall komme. Der Handelskammer Chemnitz ging daraufhin der Be- scheid zu, daß durch den neuen Gepäcktarif für den sächsischen Bereich, entgegen der allgemeinen Annahme, erhebliche Ver billigungen eingetreten seien. Ter Einheitssatz für je 10 Kilogramm Gepäck aus 1 Kilometer habe b>s zum Inkrafttreten des neuen Tari's am 1. Mai dieses Jahres in Sachsen 0^33 Psg., in Preußen 0,5 Psg. betragen; der neue Gepäcktarif gelte einheitlich für alle deutschen Staatsbahnen und dieienlgen Privatbabnen, welche sich dem Vorgehen der Staatsbahnen angeschlossen haben. Die Fracht für 200 Kilogramm Gepäck, daS auf eine Fahrkarte aufpegeben wird, stellt sich nun nach der nach stehenden, höchst anschaulichen Statistik wie folgt: auf km t. nack dem neuen deutschen Tarif Mk. 2. nach dem alten sSchnschen Toris mit 2Ü üz Freigepäck Mk. 8. noch dem alten sächsische» Tarif odne Freigepäck (auf zus. Fahrscheinhefte) M'. 100 4.— S.75 1080 3co 12 — 28.80 32.— 394' 16.— 38.— 42L0 *) Größte Eofernnng km sächsischen Bereich. Für schwereres Gepäck ergeben sich — bei Verdoppelung deS Gewicht- von mehr als 200 Kilogramm — gegenüber dem alten Tarif mit 25 Kilogramm Freigepäck beispfels- weis« folgende Unterschiede: auf km 300 kx 4(0 660 kg 800 Ke früher setzt Mk. <wk. früher jetzt Mk. M'. früher jetzt Mk. Ml früher jetzt Mk Mk. IVO 1L1S 8 — 20.5Ü 1L- 31.35 20.— 42.15 28.— 200 30— 16.- 40.70 24.— 62.10 40.— 83.50 56.— 894 59.10 32.- 80.20 48.— 122.40 80.- 164.60 N2 — Tie Verbilligungen sind hiernach trotz der Verdoppelung deS Gcwickts über 200 Kilogramm noch, ganz erhebliche, und zwar bis zu 45 Prozent!! Von dieser Verdoppelrur» aber konnte die sächsische StaatSbabnverwaltung wegen der sonst eintretenden Unterbietung der Essgutsrachten nicht al» leben, und sie war unter diesen Umstanden auch wicht in der Lage, auf Ausnahmebestimmungen zugunsten der Ge schäftsreisenden hinzuwirken. > v Deutsches Keich. Leipzig, 2l Juni. * Ter Reichskanzler in Kiel. Der Reichskanzler Fürst Bülow traf gestern nachmittag öst'z Uhr in Kiel ein; er wurve vom Gesandten Dr. Frljr. v. Ienisch empfangen, der ihn auf dem Wasserwege nach der „Hohenzollcrn* geleitete. * Bundesrat. In der gestrigen Sitzung deS Bundes rates wurde dem Ausschußberichte über den Entwurf eines G setzeS über die Erleichterung des Wechselprotestes zuze- stimmt. * Personalien. Staatssekretär Kraetle und Minister- Präsident von Weizsäcker wurden vom König von Württem berg in dem Schlosse Brbenhausen in Audienz empfangen. — Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen-Darm stadt sind zu eurem vierzebntägigeo Besuche am englischen Hose von Schloß Wolfsgarten nach England abzereist. — Der Reichskanzler erhielt den Beinch veS englischen Bot schafter- und empfing später den aus England zurück gelehrten Generalfelrmarschall von Habnke. — Der „Staats- anzeiger* meldet: Dem ordentlichen Professor der ideolo gischen Fakultät der Universität Berlin Wirkt. Ober- louttstorialrat Bernhard Weiß ist der Cbarakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädilaie Exzellenz verliehen. — Der „Staai-anzeiger" veröffentlicht die ErhebungdeS Bankiers und großbritannischen Generalkonsuls Paul Schwabach in den erblichen Adelstand. * Dcr Lortzmahar und seine Begleiter trafen auf Station Wann'ee ein und besichtigte« die Bi-marckdöbe, wo der erste Bürgermeister Voßberg von Potsdam die Gäste be grüßte. Sodann fand eine Dampferfahrt über die Pfanen- insel, die Matroienslation und Babelsberg nach Potsdam statt, wo in königliche« Equipagen eine Rundfahrt unter nommen wurve. * Graf Galen H. Als ZeutrumSkandidat für den dritten oldenburgifchen ReichStagSwablkreis wurde Graf Friedrich von Galen, der Sohn de- irübereu Abgeordneten, ausgestellt. Seine Wahl am 4. Juli ist sicher. * Versammlungs-Recht. Gegen die Praxis der Polizei- Verwaltungsorgane, nichiöffeniliche Versammlungen zu ver biete». weil der in Aussicht genommene Raum zu klein sei, weneet sich eine in der „Juristischen Wochenichr,st"ve,öffentlichte Entscheidung des ObcrvcrwaltungSgerichtS. Die Polizei darf zwar eine nichioffentlicke Vcrcinöversammlung von einem Raum fernbalten, vem der Einsturz droht, oder die äußerste Zahl von Teilnehmern, die in dem Raum zuiammentreten dürfen, frsNetzen und den „Zutritt von mebr Personen verhindern. «Äc darf aber nickt die für den Raum ange- meldete Versammlung deshalb gänzlich verbieten, weil er zu klein oder sonst ungeeignet ericheivt, obschon seine Benutzung zum Aufenibalt von Menschen sonst gestattet wird. Da« gänzl'cke Verbot der Versammlung ist nicht ra- nötige Mittel, um Gefahren, die auS einer Ueberjüllung entstehen können, vor;ubeugen. Zulässig wäre nur eine polizeiliche Beschränkung der Teilnebmeizabl oder Vie Anordnung, gewisse Aeuvrrungen deS baulichen Zustandes vorzunebmen. st. Anarchistische Agitation und bie internationalen Be ziehungen. Wenn auch von anarchistischen Agitationen zur zeit wenig in die Lef'entlickkeit gelangt, so bat erstere von ihrer Lebhaftigkeit nichts verloren, im Gegenteil, sie ist inten siver wie je zuvor. Der anarchistische Brosckürenvcrtrieb bat eine große Höhe erreicht. Die anarchistisches Broschüre«,
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