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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070621027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907062102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907062102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-21
- Monat1907-06
- Jahr1907
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Nr. iri). LO1. Jaqrg. Leipziger Tageblatt. Freitag. 21. Juni 1W7. * Die Wahl iu Wien. Wir baden Wittels Wahl im Rat hausviertel schon mitgeteilt. Er erhielt 1214 Stimmen, Weber 743. Lueger n>ar bei der Hauptwahl mit 1368 Stimmen gewählt. Tie Wahlbeteiligung war schwächer ge worden. * Die italienischen Heereskredite. In der NachmunrgS- ixung wird die Beratung der Vortage über die außerordent- lchen Heeresausgaben wieder ausgenommen. Vizzi Republikaners sprickr zugunsten der von Treves gestellten Vorfrage, daß zunächst die Ergebnisse der Untersuchung über die Krieasverwallung abaenmrtot werden müßten. Mi- nisterpräüdent Giolitti bekämpft die Vorfrage. Die ^Re gierung habe die Herabminderung der Ausgaben von 200 auf 60 Millionen angenommen aus Rücksicht aus die Kom mission, welche zur Untersuchung der Kriegsverwaltung ein gesetzt sei. Die Regierung lmbe den Abstrich der Aus gaben auf das absolut notwendige angenommen, weil sonst das Heer der Ohnmacht überantwortet wäre, und in drei Monaten alle Arsenale und Wafsensabriken Italiens, und zwar auf lange Zeit, hätten geschlossen werden müssen. Giolitti schließt: In Europa herrscht Friede, aber bewaffneter Friede. Unsere Politik ist auf die Stcheung des Weltfriedens gerichtet, aber wir dürfen gegenüber dem Vaicrlande und denjenigen, die noch uns kommen werden, nicht die Verantwortung dafür übernehmen, Italien unter Verhältnissen zu lassen, die bei einer Eventualität, welche — jedermann wünscht cs -- nie mals eintreten möge, den Untergang des Vaterlandes herbci- sühren könnten. (Lebhafter Beifall.) In namentlicher Ab stimmung wird hierauf mit R2 gegen 37 Stimmen die von Treves gestellte Vorfrage abgelehnt und das .Haus tritt in die Beratung der Vorlage ein. * Stolypins dritte Duma! Wie die „Börsenzeitung" meldet, beabsichtigt die Petersburger Regierung, der dritten Reichsduma, falls deren Zusammensetzung zweckentsprechend sein sollte, ein endgül tiges Wahlgesetz zur Beratung vorzulegen. — Falls! Ob aber die russischen Liberalen das Wahlgesetz einer reaktionären Duma als ein endgültiges betrauten weiden? * Ein Tynamitattentat. Während der letzten Abend sitzung der griechischen Deputiertenkammer warf eine an scheinend geistesgestörte Perlon eine Dhnomitpatrvne, die aber nicht erplodierte, da der Zünder losgerissen war. Tie Sitzung wurde fortgesetzt; der Täter ist verhaftet. * Ausstandsnachrichten. Die Streikunruhen in Neapel dauern fort- Ueber 200 Frauen, mit ihren Säuglingen im Arm, besetzten das Trambahngleis, um die Ausfahrt der Wagen zu verhindern. Die Kavallerie zögerte, in sie knn- einzureiten. Tie Streikenden stürzten Karren auf den Gleisen um, und als die Karren von den Truppen beseitigt wurden, erschwerten sie unter unausgesetztem Steinhagel die Weiterfahrt. Nach und nach eilten Matrosen und Feuerwehrleute herbei zur Unterstützung der Truppen. Zur Vermeidung weiterer Unruhen sind die Behörden bemüht, eine Verständigung herbeizusühren. Leitttttgtttimmen. Die nachgerade berüchtigt gewordene Meldung dcS „L.-A." von angeblichen Vereinbarungen der ausschlaggebenden Parteien über «ttlSts Nachfolger und der Hinweis der „Frkt. Ltg." auf die hierzu angedeuteten Schwierigkeiten in der Stellung des Reichskanzlers Fürsten Bülow werden noch lebhaft erörtert. Zunächst schrieb die .Germania": ES kann begreiflich, vielleicht sogar notwendig erscheinen, daß führende konservative Politiker mit Ministern, von deren gleich mäßiger politischer Ueberzeugung sie überzeugt sind, rechtzeitig Fühlung genommen und eine vertrauliche Besprechung herbei geführt haben, deren Ergebnis in der bekannten Mitteilung des „Lokal-Anzeigers" wiecerqegeben ist. Da Fürst Bulow nicht zu den konservativen Politikern gehört, sondern neuerdings immer offener dem Liberalismus sich zugewendet hat, so lag auch kein Anlaß vor, gerade ihn zu solchen vertraulichen Besprechungen bcranznziehen, wenn solche, wie wir einschränkend bemerken müssen, überhaupt stattgesunden haben. Und wenn da; der Fall sein sollte, so hat der Berliner Korrespondent (ter „Frankfurter Zeitg.") daraus allerdings die richtigen Konsequenzen gezogen, wenn er von einer „Bankerott-Erklärung" des Fürsten Bülow und der Blockpolitik spricht und in der Veröffentlichung der Meldung des „Lokal-An zeigers" eine „Ankündigung des bevorstehenden Rücktritts des Reichskanzlers und Ministerpräsidenten" erblickt. Oder haben wir es in diesen bülow-oifiziösen Bemerkungen nur mit einem „avis su lectenr", der nach einer höheren Stelle gerichtet ist, zu tun? Hierzu bemerkt die „Nativ nallib. Korresp." in einem von der „National-Zeitung" an erster Stelle unter der Überschrift „Vor der Entscheidung" «-gedruckten Artikel: Hier wird also, allerdings in verschleierter hypothetischer Form, zugegeben, daß Verhandlungen zwischen ..führenden konservativen Politikern" mit Ministern von „gleichmäßiger politischer Ueber- zeugung" stattgeiundrn haben. Zum wenigsten findet die . Ger mania" das ganz natürlich und sogar notwendig I I» diesem Bekenntnis äußert sich der heiße Wunsch des Zentrums: Fort mit Bülow! Daß solchen Quertreibereien zur Durchkreuzung der Politik des wirklich leitenden und verantwortlichen Ministers ein Ende bereitet werden muß. liegt au» der Hand. Hierüber brin-t vielleicht der heutige Kieler Tag die Entscheidung. Und vor Abdruck des Zitats aus der „Germania" schreibt dieselbe Korrespondenz: Wer aber könnte die schreiendsten Dissonanzen auf dem Gebiete der inneren Politik leugnen ? Im Reichstag und im preußischen Landtag traten dir inneren CKgensütze der vom Reichskanzler be folgten Politik im Reiche und der Gang der von diesem oder jenem preußischen Ministerium befolgten Taktik ost genug scharf zutage. Das fast zu Tode gehetzte Schlagwort von der „konservativ liberalen Paarung" erschien dadurch in einer bizarren Beleuchtung Fürst Bülow bat das von ihm geprägte Wort in feiner Rede vom 25. Februar zwar in zeitlich einschränkendem Sinne in aller Kürze mit dem Satze kommentiert: „Die frucht barsten Epochen in unserer Entwickelung sind auf die richtige Mischung von konservativem und liberalem Geiste zurück- zusuhren." Tiefe „richtige Mischung" zu erzielen, hat manche Tat und manches Wort vom Ministertische des preußischen Abgeordnetenhauses aus wenig Neigung oder Befähigung gezeigt. Wir geben zu: eine derartige gegenseitige Durch dringung konservativer und liberaler Elemente bedarf der politischen Erziehung durch die Zeit und die Not der politischen Verhältnisse. Was aber in diesen Tagen der inneren Politik den Stempel der Beunruhigung anfvrückte, das war das Hervortreten persönlicher Fragen oter auch der anscheinende Mangel der festen Entschließung der leitenden Persönlichkeit. Mit letzterer Andeutung soll kein Vorwurf gegen den Reichskanzler erhoben werden. Gegen unter- irdische politische Wühlereien ist auch der anscheinend sicherst stehende Niann nicht gefeit. Zu der Vcrgiftungsmethode des „Lokalanzeigers" hat sich auch die „Post" geäußert: Selbstverständlich ist in sreikonservativen Kreisen ebensowenig etwas von den angeblichen Verhandlungen nvffchen Vertretern maßgebender Parteien und der leitenden Kreiie über die anderweitige Besetzung des Kultusministeriums und dessen Politik bekannt, wie in uationalliberalen Kreisen. Im übrigen ist nicht zu verkennen, daß die betreffende Zeitungsnotiz mit bemerkenswertem Raffinement abgefaßt ist. Würde die Meldung Glauben gesunden haben, so wäre sie nur geeignet gewesen sowohl sämtliche Minister wie alle politischen Parteien gegen Len Reichskanzler zu verhetzen. Lokales uns vermischles. etterberecHt -es kgl. säcLtf. ineteor. Institut» zu Dresden. Voraussage für vcn 22. Juni. Nach vorübergehenden Regensälleu kracken, bei abnehmender Be wölkung windig, etwas kühler. * Von der Universität. Geheimrat Professor Dr. Till manns ist zum Zwecke einer Studienreise in die Lepra hospitäler auf Island und in Norwegen vom Königlichen Kultusministerium für die Zeit vom 4. Juli bis 5. August beurlaubt worden. * Ter Stand des Fernsprechwesens im Oöcr-Postdirek- tionsbezirk Leipzig. Welche gewaltige Ausdehnung das Fernsprechwesen auch im Ober-Postdirektionsbezirk Leipzig gefunden hat, ergibt die vor kurzem erschienene neue Aus gabe des Teilnehmerverzeichnisses. Das vorliegende, vom 1. April ab gültige Verzeichnis weist 50 Ortsfernsprechein richtungen und 5 Umschaltesrellcn auf. Es sind angeschlosseu an die Ortssernsprecheinrichtung in: Leipzig rund 15 200, Altenburg 446, Borna 124, Borsdorf 35, Brandts 51, Burg städt 172, Colditz 52, Dahlen (Sa.) 40, Döbeln 273, Eisen berg 132, Frohburg 31, Gaschwitz 70, Geithain 30, Gerings walde 48, Gößnitz 56, Grimma 161, Groitzsch 45, Groß bothen 13, Großbraunshain 7, Hainichen 147, Hartha 45, Hermsdorf 48, Hummelshain 7, Kahla 63, Kieritzsch 11 Lausigk 58, Leisnig 110, Liebertwolkwitz 16, Lucka 21, Lunzenau 17, Markranstädt 85, Meuselwitz 78, Mittweida 310, Mügeln 77, Mutzschen 25, Narsdorf 6, Naunhof 64, Nerchau 42, Oschatz 124, Ostrau 60, Pegau 54, Penig 55. Negis 16, Rochlitz 85, Roda 61, Ronneburg 82, Roßwein 02, Rötha 45, Schmölln 112, Stauchitz 31, Strehla 23, Taucha 22, Trebsen 19, Uhlstädt 13, Waldheim 130, Wechselburg 8, Wermsdorf 27, Wurzen 221 und Zwenkau 44 Teilnehmer, d. h. Haupt- und Nebenanschlüsse. An die 5 Umschaltcstellcn sind insgesamt 19 Teilnehmer angeschlossen. Außerdem be stehen bei Postämtern, Postagentnrcn, Hilfsstellen etwa 481 öffentliche Fernsprechstellen, die dazu bestimmt sind, auch Nichtteilnehmern die Möglichkeit zu geben, oaß sie mit den Teilnehmern an der Fernsprccheinrichtung desselben Ortes, sowie mit Teilnehmern der an diese etwa angeschlosscnen Fernsprechnetze mittels Fernsprechers in Verbindung treten können. Tie öffentlichen Fernsprechstellen werden im Laufe des Jahres eine große Vermehrung erfahren, da viele neue zur Einrichtung gelangen werden. * Am Iohannissest. Tie Abendandacht am Johannisfeste auf dem neuen Reudnitzer Friedhöfe am Stötte- ritzer Weg findet auch dieses Jahr abends 8 Uhr statt. Sie besteht in Gesang vom Kirchenchor der Trinitatis-Parochie L.-Anger-Crottendorf und Ansprache des Pastor Nau- mann und Schlußgesang. Bei schönem Wetter findet die Feier im Freien, bei Regenwettcr in der Kapelle statt. " Dem Neuen Leipziger Tierschutzverein gehen fort laufend anonyme Anzeigen zu. Dieser macht deshalb darauf aufmerksam, daß es unbedingt erforderlich ist, daß diese mit genauer Namensnennung und Adresse des Einsenders ver sehen sein müssen, wovon wir nur in dringenden Fällen Ge brauch machen; auch genaue Angaben über Ott und Zeit, und wenn irgend möglich, weitere Zeugen über den ge meldeten Fall sind sehr notwendig. Bei Geschirren achte man genau auf das an der linken Seite des Wagens ange brachte Namensschild und Wagennummer. Alle für den Neuen Leipziger Tierschubverein bestimmte Zuschriften sind zu richten: Leipzig-Eutritzsch, Tauchaer Weg 41. * „Aus dem Bnschlcben Neuseelands" wird am Sonntag abend 8 Uhr im Jünglingsvercin (Verein junger Männer) zu L.-Neudnitz, Täubchcnweg 14, Kaufmann Sch neidt er- zählen und seine eigenen interessanten Lebenserfahrungen als Farmer zum Vortrag bringen. Ter Eintritt ist frei. Z Tarisbewegung der Jriseurgchilscn Leipzigs. Ti« dem Zeniralverbende angchörenden Gehilfen beschlossen, den nn Vorjahre durch die hiesige Innung abgelehnten Tarif, in dem eine zweistaffclige Lohnskala (19 .<( ohne Kost und 13 F bei halber Kost), Reduzierung der Lehrlingszahl usw. ge- fördert wird, mit den einzelnen Meistern zu verein baren, und in den Geschäften, wo dieser Vertrag abge schlossen ist, ein darauf hinweisendes Plakat auszuhängen. Auch sollen die Meister, welche diesen Vertrag eingchen, ver öffentlicht werden. * Ein Hagelwetter ging heute mittag nach 1 Uhr über s unserer Stadt nieder. Die Körner waren bei dem zweiten hier auftreffendcn Hagelschauer von ziemlicher Größe. Hoffentlich ist in den Gärten kein erheblicher Schaden an gerichtet worden. Tas begleitende Gewitter trat nicht besonders stark auf. * Flüchtig geworden ist nach Veruntreuung von 1500 .K am 18. d. M. der in einem hiesigen Bureau beschäftigt ge wesene Schreiber Bruno Winter, geboren den 23. Ok tober 1885 in Leipzig. Er ist von kleiner Gestalt, hat hell blondes Haar, schmales Gesicht und ist dunkel gekleidet. Auf die Wiedererlangung des Geldes hat der Verlustträger eine Belohnung von 100 .<( ausgesetzt. * Vom Radeln. Von einem Radfahrer wurde gestern in der Bergstraße in Volkmarsdorf ein dortiger Rohpro duktenhändler umgerissen und nicht unerheblich an der Stirn verletzt. — Ein anderer Radfahrer fuhr in oer Breiten Straße in Anger-Erottendors mit einem Motorwagen zusammen, kam zu Falle und verletzte sich mehrfach im Ge sichte und an den Händen, während das Rad demoliert wurde. Ten Wagenführer trifft keine Schuld. j-s Ein bckigacnKwerter Unglsickssall ereignete sich gestern mittag im Hofe eines Nestaurationsgrundstückes an der Tauchaer Straße. Ta'elbst stürzte das 27 Jahre alte Büfsetfräulcin Lina Reim schussel beim Oefsncn eines Fensterflügels vom Fenstersims herab, wobei es ein Glas dach durchschlug und auf den Erdboden fiel. Das bedauerns werte Mädchen erlitt hierbei außer zahlreichen Schnitt wunden am ganzen Körper einen Bruch des Armes, sowie anscheinend auch einen Beckenbruch. Es mußte sofort noch dem Stadtkrankenhause gebracht werden. * Von einer Droschke überfahren wurde gestern auf dem Augustusplatze ein 66jäbriger Buchhändler; er erlitt einen Bruch des linken Oberschenkels. * (Großer Diebstahl iu Ser Kronprinzstrasie. Während der Abwesenheit der Bewohner wurde in eine herrschaftliche Wohnung in der Krvnprinzstraße eingebrochen, wobei die Diebe reiche Beute macksten. Sie erlangten außer einem Geldbeträge von 125 ./X, worunter fick: verschiedene Erinnerungsmünzen, auch ein Bremer Zweimarkstück mit einem Prägfehlcr befanden, eine Anzahl italienische, französische uns österreichische Silber- und Kupfermünzen, einen altertümlichen goldenen Herrensieqelring, graviert 6. 11. und 0. II. I>. oder 0. II, eine» glatten goldenen sogen. Couleurring, mit blau-weiß-rotem Stein, einen goldenen Heriensiegelring mit schwarz grünem roipnnktiertem Stein, in den ein Monogramm IQ II. ein- gejchnitlcn ist, mehrere goldene Tamenringe, vier goldene Broschen, i Etui mit 12 großen Gabeln und 12 Messern mit silbernen Griffe», 12 silberne kleine Messer, l2 silberne Svejsclössel, 18 silberne Mokkalojfel 4 goldene Koinpvitlvffel, in den Löffelblättern je eine weibliche Figur in erhabener Arbeit auSgesübrt, ein rot- und weiß- geslreistes fast neues seidenes Kleid, eine Taille von mattweißer Seide u. v. a., im Gesamtwerte von etwa 1000 Tie Spitz buben haben zum Transvort der gestohlenen Sachen einen Reise- korb mitgenommen. Ein gleicher Diebstahl wurde kürzlich in einer herrschaftlichen Wohnung in der Auensiiaße verübt, wo aber die Diebe gestört worden ,'u sein scheinen, da sie einen Reisekorb, in den sie Siibersachen im Weile von etwa 800 ./ü verpackt hatten, zurückgelassen haben.) * Neuer Trick eines FahrraSdiebeS. Ein Fabrraddieb be- dient sich eines neuen Tricks um gestohlene Räder an den Mann zu bringen und sich dabei möglichst etwaiger Gejahr der Festnahme auszusetzeu. Sobald er ein Fahrrad entwendet, bietet er es durch Fernsprecher einem Händler zum Kauf an. Dabei legt er sich einen falschen Rainen bei und gibt irgend einen Grund an, daß er notwendig Geld brauche. Durch einen Boten, Tienstmann oder Knaben, sendet er dann das Rad zu dem Händler und de» Boten lauert der Spitzbube in der Nähe ab und nimmt den Kaufpreis entgegen. In dem letzten Falle wurde als Bote benutzt ein etwa 12 Jahre alter Knabe, der grauen Anzug und blaue Schüler mütze trug. ES wäre erwünscht, weun der Knabe sich bet der Kriminalpolizei meldete. * Gestohlen wurden aus einer Bodenkammer in der Härtel- straße 14 Schals Gardinen und 12 Schals gelblich« Bitragen; aus Wohnungen in der Kaiser Wilhelm-Straße 160 -sk und in der Gerberstraße 60 ^t; in der Nordstraße ein Zweirad, Macke „Neckarsulmer Pfeil 53"; in der Markgrafenstraße ein Halbrenner: am Roßplay ein Fahrrad, Marke „Patria", und am Ostplatz ein Zweirad, Nummer 135 092; von einem Umbau in der Gerneindestraße ein Portemonnaie, enthaltend einen Geld betrag und eine Radfabrerkarte, ausgestellt für Hermann Koch; vom Zentralbahnhofsbau 270 m alteS Zinkblech — Abfall- rnbre und Dachrinnen. * Unglück ans hoher See. Aus Hamburg wird uns mit- geteilt: Der nach Hüll bestimmte, der Bremer Gesellschaft „Argo" gehörende Dampfer „Reiher" stieß gestern mit einem Wrack in der Nordsee zusammen und sank iu drei viertel Stunden. Die Passagiere und Mannschaften retteten sich in Boote und wurden vom Dampfer „Sundavall" aus genommen und in Hamburg gelandet. Unschnlvig verurteilt? Aus Schleswig erhalten wir folgendes cä.-Privattelegramm: In Sache« des wegen Kindesmordes unschuldig Hingerichteten Martin Depp ist das Wiederaufnahmeverfahren «unmehr vom Justiz minister angeordnet worden. Selbstmord eines Verbrechers. Aus Landau erhalten wir folgendes Privattelegramm unseres v-Korrespon- denten: Bei Münchweiler verübte der Haudwerksbursche Klippelbauer ein Sittlichkeitsverbrechen an der zehnjähri gen Tochter des Bahnwarts Ehrhardt. Der Verbrecher wurde verfolgt und fcstgenommen. Er erhängte sich später im Gefängnis. Zwei Menschen verschüttet. Aus Fraukfurt a. M. wird gemeldet: In einer Sandgrube bei Hatthoven sind ein 17 jähriger Bauerssohn und ein 20jähriger Knecht von Sanbmassen verschüttet worden. Beide sind tot. Diebischer Gelehrter. Gegea den Wiener Gelehrten Dr. Eisler, der in der städtischen Bibliothek von Udine, der Hauptstadt der gleichnamigen italienischen Provinz, einen ihm zwecks Studiums ausgehänbigten Kodex entwendete, wurde nach zweitägiger Verhandlung vom Wiener Gericht wegen einfachen Diebstahls auf 1 Mouat und 20 Tage Arrest erkannt. Ein Torf in Flammen. Aus Graz meldet uns ein Privattelegramm unseres L.-Korrespoudenten: Die Ort schaft Micheldorf (Untersteiermark) steht seit gestern in Flammen. 36 Gebäude sind bereits abgebrannt. Automobilunglück. Der „Messaggero" meldet, aus Neapel: Das gestern bei Cajanello verunglückte Auto mobil hatte die Nr. 40 204; es soll dem Marchese Luigi Zavalos, dem Prinzen von Pescara, gehören. Der Prinz und seine Gemablin haben Neapel verlassen; man weiß nicht, ob sie die Opfer des Unfalls sind oder ob sie ihr Automobil Fremden überlassen hatten. Das Geheimnis des Sträflings. Eine amüsante Ge schichte von dem gelungenen Trick eines Sträflings wird dem „Gaulois" aus Guadeloupe berichtet. Ein Einwohner der Insel war wegen Diebstahls zu mehreren Monaten Ge fängnis verurteilt und büßte seine Strafe im Gefängnis von La Pointe-ü-Pitrc ab. Der Mann kannte die Gepflogen heiten der Gefängnisbeamten und wußte, daß die Briefe der Sträflinge durch die .Hände des Gefängnisdircktors gehen mußten und von diesem genau durchgesehen wurden. Ta kam ihm die Idee, seiner Mutier in einem Briefe zu schreiben, er lege ihr feierlichst ans Herz, niemals zu ver- raten, wo das von ihm gestohlene Geld verborgen läge. Er brauchte nicht lange auf den Erfolg seines Briefes zu warten. Wie durch ein Wunder schien seine Lage vom Tage nach der Absendung des Briefes nn völlig verändert. Das Gefängnis war durch einen Zauberstad in einen Palast verwandelt, und der Gefängnisdirektor, M. Octave Blanche, wurde der liebenswürdigste und zuvorkommendste Wirt. Er dispen sierte seinen Gast von jeder Zwangsarbeit; er konnte ihm freilich den Pfortenschlüssel nicht aushändigen, aber er suchte ihm doch wenigstens den Aufenthalt hinter den Kerkcrmauern so angenehm wie möglich zu machen, er lud ihn sogar häufig zur Mablzeit ein. Eines Tages fand sich rein zufällig bei Tisch auch der mit dem Direktor eng befreundete Abgeordnete Lägitimns, ein Mulatte, ein und unterhielt sich in herz lichem Tone mit dem Sträfling. Die drei kamen dann noch oft zu fröhlichem Oielage im Zimmer des Gefängnis direktors zusammen. Als eines Abends der Champagner floß, klopften die beiden dem Sträfling vertraulich auf die Kniec. Man wäre doch ein großer Geheimniskrämer. Man hätte da zwei Freunde, zwei gute, liebe Freunde, und man hielte ihnen ein großes Geheimnis ängstlich verborgen. Wäre das wohl recht und der Sache wert? Was wäre es denn mit diesem kleinen Schatz? O, man wäre sehr gut unterrichtet in Guadeloupe. Ein bischen Vertrauen könnte man doch beweisen! Wo wäre also dieser hübsche kleine Schatz? Etwa noch eine Flasche Champagner? Aber dann müßte man doch unter guten Kameraden die Sache er zählen. . . . Der Sträfling antwortete zunächst ausweichend. ist eine solche tiefgründige Seclenkennerin ihrer Volks- aenossen: So ward sie zur Banerndichterin unserer Tage. — Wohl bin ich davon überzeugt, daß die Dichter.u nicht in der Enge der Heimat stecken bleiben wird, iyr letzter Roman kündigt schon ihre künftigen Wege an, die durch die Heimat i n das Wcllganze führen werden. Hoffen wir. daß sie niemals die unsichtbare uralte Verbin dung mit der nährenden, kraktspendenden Heimaterde ver lieren möge, von der sie silbst sagt, „daß der Mensch mit aller Kultur- und Geistessreihcit ihr doch niemals entwächst, daß sie ihn an diesem einfachsten Bande kesthälk. bis sie ihn selbst wiedernimnit." * * Vom Mufitalienmarkt. Auch der wunderschöne Monat Mai zeigte uns die musikali'che Produktion als noch immer in eer Zunahme begriffen: 826 neue Werke sind zu verzeichnen, — also um 28 mehr gegen den Vormonat April. Am auffälligsten ist diese Zunahme auf dem Gebiete der Orchestermusik, auf welchem nament lich die moderne Operette den Markt beherrscht. Das ist auch leicht erklärlich. Denn das Publikum der Garrenkonzerte will nun einmal die Schlager ans Len neuesten, so rasch zu Berühmtheit gelangten Operetten immer wieder bören und diesem oft sehr kategorisch geäußerten Bedürfnis müssen eben die Verleger samt ihren Komponisten und Bearbeitern und natürlich auch die Kapellmeister Rechnung tragen. Und neben der Operette dürjrn auch die Walzer eines Job. Strauß Cohn u. a. nicht fehlen. Diesen Tatsachen gegenüber — die Bemerkung mag hier nebenbei eingeslochien werden — ist cs nicht recht verständlich, wie sich der 34. deutsche Gastwirtstag (Eisenach) ein „Konzertprogramm aus nur tantiöme- sreien Komvositionen" vorstellt. Er wird auf die Tauer damit ebensowenig durchkommen wie vor einigen Jahren die österreichischen Gastwirte, welche ja auch alle steuerpslichtige Musik verbannt wißen wollten Weiter ist in der neueren Orchestermusik eine gewisse Vorliebe für exotische Borwürfe auffällig; so treffen wir gerade im Mai auf Intermezzi, Charakterstücke rc., die die Titel „A-sa-ma", „Nu-vaho", „Soko", „Eine Amerikareise", „Unter dem Bambnsbanm", „Anona", „Karama", „Fliegender Pfeil", „El Cahira", „Alvaneda", „Lwöla" rc. tragen. Japaner. Eskimos und Indianer werden nun auch in der Musik Mode! Andererseits werden aber immer noch Symphonien, symphonische Dichtungen und andere große Orcheslerwerke ge schrieben und verlegte Reinhold Becker, H«rm. Bischoff, Paul Ertel. H. Hadley (Tondichtung „Salome" nach O. Wilde , W. Loraine („Salome", römisches Intermezzo), W. Metzl («Die versunkene Glocke", dramatische Tondichtung), I. Wagenaar (Ouvertüre Cyrano de Bergerac) usw. beweisen dies. — Die Produktion im Mai verteilte sich auf di« einzelnen Musikgattungen wie folgt: Werke für Orchester 59, Salonorchester 40, Streichorchester 1. Har- monie^Militär-jMufik 33, Blechmusik 23; Werke für Streichinstru mente 27, Blasinstrumente 13, Schlaginstrumente 1 (Potpourri aus der „Lustigen Witwe" für Cymbal), Mandoline 18, Harfe 7, Zither 1ü und Ktnderinstrumente 1; Werke für Pianofort« mit Begleitung 66, für zwei Klaviere 7, für Klavier zu vier Händen 17, zu zwei Händen 175, Werke für «ine Hand 1 und Lehrbücher für Pianoforte 1; Musik für Orgel 8, für Har monium 6; geistliche Gesänge 29, mehrstimmige Gesänge mit Orchester 4, solche mit und ohne Pianosorte 107 (zumeist n oappellu-Männerchöre), einstimmige Cdöre 1, theatralische Musik 32, Chorwerke mit verbindender Deklamation I; Lieder sür eine Singstimme mit Orchester 2, Ge änge mit Pianoforte und einem anderen Instrument 4, Gesänge sür eine Singstinime mit Piano sorte t24, Lieder mit Mandoline 1; Lehrbücher und Hebungen sür Gesang 2. Von diesen insgesamt 826 Werken entfallen 5l9 auf die Instrumental- u. 307 auf die Vokalmusik. Außerdem erschienen noch: Bücher und Schriften über Musik 20, musikalische Zeitschriften 2, Text bücher 5, und Abbildungen 1. Musiker und Musilfreunde, die sich näher über die musikalische Produktion informieren wollen, seien auf den „Musikalisch - literarischen Monatsbericht über neue Musikalicn, musikalische Schriften und Abbildungen", Jahrg. 19>»7, Nr. 5 (Leipzig, Friedrich Hofmeister) verwiesen. — Im Mai sind von folgenden in Leipzig lebenden Tonkünstlern neue Werke erschienen: Friedrich Hermann, Richard Hofmann, Alois Reckendorf, Max Reger, Carl Reinecke, H. Ernst Richter, Hugo Riemann, Adolf Ruthardt, Arthur Smolian und Heinrich Wahls. 6.-0. * Tächfische Volkswörter. Eine Reihe von Bezeichnungen sür ein unansehnliches, schwächliches, dürftiges, dürres Menschen kind verwendet den i-Laut: biefrig, fiebch, spillrich, spillig, spiebrich, splittlich, niesrlig, finzlich izig. Am zärtlichsten kann unter ihnen biefrig gemeint sein; wird eS doch besonders auf zarte und im Wachstum zurückgebliebene Kinder angewandt, wie das Zeitwort sich biefern aus das Anschmiegen der Küchlein an die alte Henne, die ihre Brut hiefert --- zärtlich hütet und wärmt oder hirfelt. unter ihre Flügel nimmt (wobei auch an häufeln gedacht werden mag); auch Erwachsene hiefern sich, indem sie an den warmen Ösen rücken; suchen sie die Wärme im Bett, so hiebern sie sich hinein (vergl. sich huschen, davon die Husch«, das Huschelchen und ähnliche Kosenamen für ein kleines weibliches Weieu): vor hundert Jahren noch bedeutete bibbern vor Kälte beben, hibberig frostig; im Althochdeutschen beißt kiukon Nagen, jammern, das Grundwort biuks, mittelhochdeutsch dieko bezeichnet den Dornstrauch, wie noch heute im Bayrischen Hirsen oder Liefeln die Hagebutten. Den Begriff deS Durstigen und Dürren hebt fiebig besonders hervor ohne den Ausdruck deS Bedauern-; e siebches Kerlchen sieht besonders in einem (engen) Anzug recht fieblich aus, auch der Spottname Fip» wird hierher gehören; di« Fiepe ist eigentlich eine kleine Flöte aus Weidrnrinde; von dem dünnen Ton«, den man auf ihr erzeugt, ist die Vorstellung des Fieblichen auf den menschlichen Körper übertragen; wenn jemand ufa letzten Loche siebt, geht eS mit ihm zu Ende; auch die Redensart: hier gibtS kee Gefiepe --- kein Erbarmen, geht von den wehleidigen dünnen Tönen aus, die ein kläglich Winselnder hervorbrtngt. Spiebrig oder kpibbrig dagegen dürste auf speien, mittelhochdeutsch «picveu, spidsn zurückzusübren, ein Spieberling also eigentlich einem Speiliug entsprechen. Spillig erklärt sich durch den Vergleich dürr wie eine Spille, d. i. Spindel, wie man ja auch allgemein von spindel dürren Menschen spricht: insbesondere bezieht man die Spindeln auf dürre Beine. Im Erzgebirge ist neben spinnlderr auch schinnl- Lerr üblich --- dürr wie eine Schindel. Auch spillrich könnte von der Spille abgeleitet sein, doch versteht man unter Spillrichen auch die Früchte des Schlehenbaumes, der wegen seiner Dornen, alt- hobdenffcb spooila — Törnchen, Spille oder Spilling heißt (vergl. bayrisch Hieseln --- Hagebutten). Daß ein splittlicher Körper den Eindruck eines Splitters macht, liegt nahe genug. Für nie.elig wird das jetzt kaum noch gebräuchliche Stoß oder Nuß --- Tier, das bei der sorgfältigsten Pflege nicht gedeihen will, weiterhin — Knirps den Ursvrung bilden; ehemals war die Zahl der Näßer, d. h. der Stücke Vieh, die ein Fleischer wöchent lich schlachten durste, vorgeschrieben. Nur im Erzgebirge scheint finzlich in der Bedeutung körperlich dürftig, mager, winzig klein, gebräuchlich zu sein, während es in der allgemeineren klein, fein, dünn, schwer zu erkennen weiter verbreitet und mit ihr zur Funzel und ihrem unzureichenden Lichte in Beziehung zu setzen ist. Auf dem Umlaute von u beruht auch izig, das unter allen sächsischen Volkswörtern wohl die reichste Begriffssärbung ausweist. * Ter Tod des Afrikaforschers Dr. W. Volz. Aus zuver- lässiger afrikanischer Quelle erhalt der Berner „Bund" über die näheren Umstände des Todes des Afrikaforschers Dr. W. Volz eine neue und einigermaßen überraschende Darstellung, die dem Berichte des englischen Konsuls in Monrowia in ihren wesentlichen Punkten widerspricht: Dr. Volz befand sich, nach den bis zum 3l. März ge wissenhaft geführten Aufzeichnungen seines Tagebuches, allerdings in Gefangenschaft der Eingeborenen; allein er wurde nicht schlecht behandelt und genoß sogar eine gewiße Freiheit, d. h. er wurde vom Häuptling der Tomas und seinen Leuten respektiert und konnte in aller Ruhe seinen Arbeiten nachgehen. Nur war es ihm verboten, eine gewisse Zone zu überschreiten; innerhalb eines bestimmten Ge bietes konnte er seinen wissenschaftlichen Forschungen obliegen, ohne im geringsten belästigt zu werden. Am 2. April befand er sich in dem Dorfe Bouseydvn, al- dieses von den französischen Kolonial truppen, d. h. den als sehr ungestüm bekannten senegalijchen Tirail- leurs, die unter dem Befehle europäischer Offiziere stehen, angegriffen und nach heftiger Beschießung genommen wurde! — Bei der Durch suchung der Ortschaft entdeckte man die Leiche des armen Dr. Bolz in einer N^grrhütte, nicht halb verkohlt, wie von englischer Seite ge meldet wurde, sondern von fünf oder sechs französischen Kugtln durch- bobrt. Die Bestürzung der französischen Offiziere war furchtbar bei dem Anblick dieses Opfer-, von dessen Anwesenheit im Dorfe sie natürlich keine Ahnung gehabt batten. Merkwürdig ist, daß Bolz den anrückenden französischen Truppen nicht durch irgend ein Zeichen, z. B. durch eine weiße Flaggt oder ein Taschentuch, sich bemerkbar machen konnte. Wenn die sraozösischen Offiziere di« Anwesenheit eines Weißen auch nur geahnt bätten, so wäre Bolz höchstwcchrscheinlich gerettet worden. Die Tagebücher und das ganze Gepäck des unglücklichen Forschers befinden sich in Conakry und werden ohne Zweifel seinen Angehörigen bald zugejandt werden. So dieser Bericht, der das Rätsel dieses bedauernswerten Falles von einer neuen Äite auszuhellen sucht. Man muß nun noch die vom schweizerische« Bundesrat nachgrsuchte amtliche Dar stellung von französischer Seite abwarten, um sich ein zutreffendes Urteil über die traurige Angelegenbeit bilden zu können. klk. Das Rätsel -es Jupitertrabauten. Im vergangenen November ist von dem spanischen Astronomen JosS Comas Goia die wichtige und interessante Beobachtung gemacht worden, daß sich auf dem 3. Trabanten des Jupiter merkwürdige weiße Flecken zeigten. Man war sich in astronomischen Kreisen lange uneins darüber, was diese Flecken zu bedeuten hatten. Allmählich drang aber die Ansicht durch, Laß man eS mit einer ungeheuren Masse Polareis zu tun habe. Der amerikanische Astronom Professor Bernard weist aber jetzt nach, daß der weiße Fleck nicht auf Polareis zurückgeführt werden kann, La er sich nur in bestimmten Stellungen des Trabanten in seinem Kreislauf zeigt. Es ist anzunehmen, daß dieses Phänomen durch eine ungeheure Masse bcrvorgerusen wird, die von blendend weißer Farbe ist, etwa wie ein Marmorgebirge oder ein ungeheurer Krifiallfelsen. Daß der weiße Flecken stets" sichtbar bleibt, bestätigt die Theorie, daß der Satellit dem Jupiter immer die gleiche Sette zuwendrt, dessen Bahn er folgt, und daß er sich zum Jupiter verhält wie der Mond zur Erde. Es sei noch hinzugefügt, daß das Volumen des dritten Jupitcrtrabanten dreimal so groß ist wie das des Mondes und daß seine mittlere Entfernung vom Jupiter die des Mondes von der Erde um das 14/,fache überragt und daß seine Umlaufszeit '/< der Mondumlaufszeit beträgt. * Kleine Chronik. Eine Reihe unveröffentlichter Kompo sitionen Franz Liszts befindet sich in den Händen eines Magde burger Musikfreundes. Diese zum Teil sehr wertvollen Stücke werden in der von Werner Sombart, Richard Strauß, Georg Brandes, Richard Muther und Hugo von Hofmannsthal herausgegebenen Wochenschrift „Morgen" veröffentlicht. — DaS Symphonie-Orchester des Wiener Konzertvereins wird in der kommenden Saison unter der Leitung seines Dirigenten Direktor Ferdinand Löwe eine Tournee durch die be deutendsten Musikstädte des deutschen Reiche- unternehmen. — Aus Hamburg wird uns geschrieben: Unter der Firma „Bereinigte Hamburger Theater" übernimmt ab 1. September Herr Direktor Wilhelm Bend in er die Direktion des hiesigen Neuen Operetten.Theaters, sowie des Carl Schultze-Theatrrs. Herr Bendiner wird im Sinne seines Vorgänger-, des Herrn Max Mouti, im Neuen Operetten-Theater nur ausschließlich Operetten und im Carl Schultze-Theater nur solche Stücke zur Ausführung bringen, dir weder im Stadttbeatrr, noch im Thaliatdeaier und im Schauspielhaus gegeben werden. In Betracht kommen Gesangs- und Ausstattung-.Vaudevilles und französische Schwänke. Die Spielzeit soll am 1. September im Neuen Opereiteu-Tdeater mit Johann Strauß' „1001 Nacht" und im Carl Schultze-Theoter mit Viktor Holländers „Durchlaucht Radieschen" eröffnet werden. — Wie der „L.-A." von kompetenter Seite erfährt, erhob die Ver- waltung der königlichen Museen in Berlin sür eine ernste Beschädigung, dieBöcklins „Gefilde derSeligen" beim Rücktransport von der Londoner Ausstellung, zu der eS mit Genehmigung Les Ministeriums entliehen war. erlitten hat, ent sprechende Schadenersatzansprüche in London.
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