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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070622014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-22
- Monat1907-06
- Jahr1907
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Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Prelse erhöht Rabatt nach Dari' FefirrtelUe Aufträge können nicht zurück- gezogen werden. Für da- Erichrinen au betlimmtrn Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Nr. 171 Sonnabend 22. Juni 1907. Anzeigen - Annahme: AugurtuSPlatz k, dei sämtlichen Filialen n. allen Annoncen- LxprdUioarn des In- uud Auslandes. 101. Jahrgang Haupt-Filiale Berlin: C arlD u n cke r.Herzgl-Bayr.Hosbuchhandlg. Lützowfirafir 10 lTel. VI, >3. Briefträger» Di« eintelne Nummer tostet 1V Psg. Nedatttou «a» Erpedtliour ZohanoiSgasse Leleph. Nr. 14692. Nr. l-693. Nr. 14694. Berliner Nedaktions-Burrau: Berlin WV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße 1. Telephon l. Nr. 9275. Handelszeitung. Äml-er»« d-s Naics «ad dcs Ser Lla«Lc>pzq Var Aicbtigm vom rage. * König Friedrich August traf gestern abend 9 Uhr 11 Min. oon Detmold hier auf dem Magdeburger Bahnhof ein, begab sich zu Fuß nach dem Dresdner Bahnhof und fuhr mit einem Sonderzug 9 Uhr 25 Min. zurück nach Dresden. * Am heutigen Tage tritt in Heidelberg der von München aus zur Fördern:, g der Einigung und Kräftigung des Liberalismus gegründete Na tiv n>a l v e r e i n zu seiner ersten ordentlichen Tagung zusammen. * Am gestrigen Nachmittag brach über Halle ein schwerer orkanartiger Sturm mit Gewitter los, der schweren Schaden, namentlich auf dem Fe st platz des Mitteldeutschen Bundesschießen und dem auf dem Roßplatz stattfindenden Jahrmarkt anrichtete. (S. Bericht unter Sachs. Umg.) * Dei der gestrigen Wettfahrt des Kaiserlichen Jachtklubs auf der. Kieler Föhrde errang die Kaiser jacht „Meteor" den Krupp-Erinnerungspreis. lS.Letzte Sportnachr.j ver mirrverrkanaene krrberger. Was ist Wahrheit? fragte der römische Landpsleger. Herr Erzberger dürfte ähnliche Zweifel über den Begriff Ehre haben. In dem am Donnerstag verhandelten Prozeß des Gouverneurs a. D. Rudolf v. Bennigsen gegen Erzberger vor dem Berliner Schöffengericht ist das zutage getreten. Der Journalist Erzberger behauptet, er habe Herrn v. Bennigsen nicht beleidigen wollen, habe ihn auch nicht be leidigt. Es müsse ein Mißverständnis vorliegen. Schon dieses Operieren mit einem Mißverständnis stellt dem Jour nalisten Erzberger ein böses Zeugnis aus. Wer in so kitz- lichen Angelegenheiten, bei denen anderen Leuten Gaunerei großen Stils vorgeworfen wird, Mißverständnisse nicht ver meiden kann, der täte eigentlich besser, die Hand von der Feder zu lassen. Aber das nur nebenbei. Die Hauptfrage ist, ob denn wirklich der Passus der von Herrn Erzberger herausgegebeneu Zentrnmsbroschüre über Herrn v. Bennigsen mißverständlich war. Und da müssen wir mit dem Gericht annehmen, daß Herr Erzberger sich als Journalist schlechter macht, als er ist. Wir sind vielmehr der festen Ueberzeugunq, daß Herr v. Bennigsen in ganz unzweideutiger und ganz gröblicher Weise beleidigt worden ist, daß von einem Miß verständnis überhaupt keine Rede sein kann. Woraus zum anderen mit zwingender Notwendigkeit folgt, daß Herr Erz berger vor Gericht sich nicht zu seinen Worten und Taten bekannt hat, daß er Ausflüchte gemacht und mit Mißver ständnissen geflunkert hat. Das ist hart für einen Volks vertreter, aber es muß konstatiert werden, denn Herr Erz berger hat schon viel Unheil angerichtet, das meiste aller dings in seiner eigenen Fraktion. Was hatte Herr Erzberger behauptet? Unsere Leser kennen den inkriminierten Text der Broschüre. Des besseren Verständnisses wegen seien aber doch die paar Hauptsätze hier wiederholt: „Man machte eine Eingabe an die Kolonial abteilung, bat um Ländereien und weitgehende Rechte und übernahm sehr wenig Pflichten. Das ging alles sehr glatt, da im Kolonialrat, der die Sache zu begutachten hatte, manchmal die Gesnchsteller selber saßen. Wer aber steckt hinter diesen Gesellschaften? Lauter große Kolonial schwärmer. Es sind ganz bekannte konservative und national liberale Männer, die sich solche Riesengeschenke machen ließen, so der konservative Abg. Fürst zu Hohenlohc- Ochringen, der konservative Führer Frhr. v. Manteuffel, der frühere nationaliberale Abg. und Minister a. D. Möller, der frühere nationalliberale Abg. Woermann, Kolonialrats mitglied Rechtsanwalt Dr. Scharlach-Hamburg, der Sohn des nationalliberalen Abg. Gouverneur a. D. v. Bennigsen usw." Und angesichts dieser absolut klaren Beschuldigung fand es Herr Erzberger für geboten, von falscher Interpretation zu sprechen und zu behaupten, was er von den namentlich anf- geführten Männer gesagt habe oder habe sagen wollen, sei nur, sie steckten hinter den Kolonialgesellschaften und seien am Gedeihen der Gesellschaften interessiert. Wer kann sich dabei das Lachen verbeißen! Es tut uns leid, aber wir glauben Herrn Erzberger diese Harmlosigkeit nicht und finden zudem seine Rolle vor Gericht sehr wenig würdig. Hätte er sich mutig zu seinen Worten bekannt, sein Bedauern über den ihm unterlaufenen Irrtum und über die einem Ehrenmanns angetane Beleidigung ausgedrückt, so hätte der Prozeß vielleicht einen anderen Ausgang genommen sder Vertreter des Klägers betonte ausdrücklich und mit Recht, er könne in der Auslegung Erzbergers keine Revokation er blickens, jedenfalls aber hätte Herr Erzberger weit besser ab geschnitten. Man hätte denken können, er habe in Unbe sonnenheit gesündigt und ehrlich widerrufen. Diese Ausflüchte aber müssen den allerschlechtesten Eindruck machen. Die Krone aber hat Herr Erzberger seiner eigenen Hand lungsweise und zugleich seiner Ungeschicklichkeit dadurch auf gesetzt, daß er zwar für sich wegen der groben Beleidigung Bennigsens Straffreiheit beantragte, gleichwohl aber den Kläger wegen angeblicher Beleidigung bestraft wissen wollte. Die Kühnheit dieses Verlangens ist tatsächlich grandios. Man denke: Herr Erzberger will straffrei bleiben, obwohl er Herrn v. Bennigsen und anderen Leuten vorgeworfen hat, sie hätten sich in schwindelhafter Weise bereichert. Herr v. Bennigsen aber soll bestraft werden, weil er in einem Zeitungsartikel von Herrn Erzberger gesagt hat: Er sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schufst". An Herrn Erzberger sei die fabelhafte Kühnheit zu be wundern, mit der er alte Politiker der eigenen Partei ab- kanzele. Er lasse sich nicht zurückpfeifen, leide an Sclbst- überhebuug und sei daS encknnt torriblo seiner Partei. In diesen Ausdrücken konnte der Gerichtshof Beleidigungen nicht erblicken. Und man sollte meinen, auch Herrn Erz berger hätte dei Gegenüberstellung dieser gegnerischen ab fälligen Aeußerungen und seiner eigenen grobkörnigen Be schimpfung doch ein Gefühl der Lächerlichkeit seines Antrages kommen müssen. Scheint aber doch nicht so, was dem Bilde des Verurteilten einen weiteren unsympathischen Zug hin- zukügt. Herr Erzberger hat diesmal entschieden Pech gehabt, er ist an den Unrechten gekommen. Nicht nur konnte Herr von Bennigsen nachweisen, daß er nie Mitglied des Kolonialrats gewesen ist, er konnte auch glaubhaft machen, daß er zwar dem Vorstande der Kolonialgesellschaft angehört Hot, aber ausgetreten ist, weil er den Standpunkt vertreten hat, die Kolonialgesellschaft habe neben ihren eigenen Interessen auch die der Kolonie wahrzunehmen. Er hat auch nie Rieien- gewinne oder Geschenke in die Tasche gesteckt. Das alles war großes Pech für Herrn Erzberger. Das größere Pech aber war, daß Herr v. Bennigsen sich auf keinen Vergleich ein lassen wollte, sondern auf Austragung des Prozesses bestand. Er war der Ansicht, es wäre nicht statthaft, daß jemand in einer Wahlbroschüre beliebig Beleidigungen ausstohe und dann straflos ausgehe, wenn er sage, er habe das nicht so gemeint. Man muß diese persönliche Ansicht gelten lassen, ohne sich selbst damit festzulegen. Herr v. Bennigsen wäre auch nicht schlechter weggekommen, wenn er nicht auf Bestrafung des Beleidigers bestanden hätte. Es ihm aber zu verübeln, daß er nicht so gedacht hat, liegt kein Anlaß vor. Die Strafe von acht Tagen Gefängnis ist hart. Wenn man aber bedenkt, daß Herr Erzberger sozusagen im Ramsch beleidigt hat, daß er die gleichen Beleidigungen schon gegen Herrn v. Möller erhoben bat und kläglich hat zurücknebmen müssen, so wird man die Auffassung des Gerichts verstehen. Und wir haben zudem noch den sicheren Eindruck sder uns übrigens noch von anderer Seite bestätigt wird), daß gerade das ausflüchtereiche Verhalten des Angeklagten vor Gericht und sein kecker, aber mißlungener Versuch, den Spieß umzu drehen, die Höhe der Strafe provoziert hat. Möge Herr Erzberger den Rat guter Freunde beherzigen und sich ge raume Zeit von dem undankbaren politischen Geschäft zurück ziehen, um an Alter und Weisheit in Ruhe zuzunchmen. Viel leicht, daß aus dem Most doch noch ein guter Wein wird. Lbma unrl ger?arlaNe«tari5«nr. Äm 1. November v. I. erschien oas vom chinesischen Volke sehnsüchtig erwartete kaiserliche Edikt, das die chinesische Re gierung verpflichtet, der Nation nach Ablauf einer gewissen Frist eine Verfassung zu geben. Man konnie wohl an- nehmen, cs habe sich dabei nur um eine Komödie gehandelt, weil die Kaiserin-Witwe sich hütete, das Jahr, geschweige denn Tag und Stunde festzusetzen, wann die neue Ordnung der Dinge ihren Kreislauf der Gegebenheiten eröffnen soll. Dem widerspricht indessen, daß das Volk, das sonst amtlichen Kundgebungen kein übermäßiges Vertrauen zu schenken pflegt, die Botschaft überall mit Jubel begrüßte. Auch ist es bemerkenswert, daß die japanische Presse das Edikt völlig ernst nahm und sich höchst erstaunt darüber zeigte, daß ein- zelne in Schanghai erscheinende europäische Blätter Zweifel in die Aufrichtigkeit des Inhaltes setzten. Und wenn solche Zweifel begründet wären: schließlich vermöchte , die chinesische Regierung die Geister, die sie rief, doch nicht zu bannen. Tie Volksbewegung zugunsten einer Verfassung wächst lawinen artig an. Der Tag, an dem die chinesische Negierung dem Volte eine Verfassung förmlich versprach, wurde überall im weiten Reiche durch Volkssestlichkeiten gefeiert, an denen hoch und gering teilnahm. Die frohe Botschaft weckte das Vor gefühl einer nationalen Wiedergeburt. Davon zeugte das Gepräge der festlichen Veranstaltungen. In geordneten Zügen sah man Schüler und Schülerinnen confucianischen Tempeln zuwallen, um dem Kaiser und der Konstitution ihre Ehrerbietung zu bezeigen. Häuser und Straßen prangten im Schmuck bunter Papierschnitzel und anderer Zieraten und waren des Abends durch Laternen und Lampions er leuchtet. Manche Laternen trugen Inschriften, wie: „Möge die konstitutionelle Negierung zehntausend Jahre dauern." Unter Vorantritt von Musikkapellen, die europäische Märsche spielten, machten die feiernden Volksscharen Umzüge durch die Straßen usw. Bezeichnend ist hierbei, daß solche Vergnügungen fast überall von der Kaufmannschaft vorbereitet und geleitet wurden. Warum aber übernahm sie und nicht das Literatentum die Führung? Weil die Kaufmannschaft und nicht das Literatentum die führende Kraft der neuen Bewegung bedeutet. Die Kaufleute fühlen, daß ein Par lament, und sei es noch so unvollkommen, ihnen Einfluß auf die Verwaltung verschaffen und dadurch ermöglichen würde, sich von dem Joche der Gelebrtenkraft frei zu machen. Ein scharfer Gegensatz zwischen Kaufmannschaft und B-amten- tum hatte sich, begünstigt durch den Verkehr mit den freier sich bewegenden Europäern, an den Küstenplätzen längst herausgebildet; am stärksten in Cc-nton. Dort hat die Han delswelt jetzt einen japanischen Lebrer für Stoatswissenschaf- ten angestellt, bei dem sich jeder B-lehrung über die Bedeu tung einer „Konstitution" erholen kann. Eine ausgesprochen mandarinenfeindliche Stimmung herrscht im ganzen Süden. Das Volk rst der Bevormundung durch das Literatentum müde und verlangt nach Männern aus dem praktischen Leben zu Führern auf der Bahn des Fortschrittes. Eine Verfassung würde den Weg zu einer völlig neuen Gesellschaftsordnung bahnen. Der gewaltige Einfluß, den das Mandarinentum in China ausübt, findet seine einfache Erklärung in der Tatsache, daß der Literat im Gegensätze zum gewöhnlichen Volke eine In dividualität sein darf. Die staatlichen Prüfungen durch brechen das der chinesischen Gentilorganisation eigene Auto ritätsprinzip, indem sie den Rangunterschiedeu nach Alter und Stellungen der Familie eine dieser übergeordnete Rang ordnung nach dem Grade des Wissens entgegensetzen. Wer eine Prüfung besteht, kehrt oie ein Sieger in sein Heimat dorf zurück, wo ihn alt und jung ehrt, und jeder, der nicht einen höheren Nana bekleidet, willig seinem Rate folgt. Die größere Bewegungsfreiheit schafft den Literaten einen gewal tigen Vorsprung vor den gewöhnlichen Bürgern, die die Fesseln der Geichlechtsverbände das ganze Leben nicht zu unabhängigen Meirichen werden lassen. Die Literaten ver danken aber ihr Monopol auf die politische Macht einem Moralprediger, der sie vor 2V- Jahrtausenden lehrte, ihr Deutsches Deich. * <»- .. Leipzig, 22. Juul. «lärm-Artikel ..«Slntschen Leitung". Die vielfach offiziös bedicnie .Kölnische Zeitung", die "och vor wenigen Tagen die massenhafte BünbniS-Macherei der west- sichen und östlichen Mäch.e mit Zurückhaltung behändeste, """ der eine bemerkenswerte ES beiß, über den en Ui.ch-ipani'ch. unÄn^ .Der Inhalt der Verträge ,st noch unbekannt. Einige fränkische Blätter behaupten, sie sahen Dick«-» u-d r--«-» dn u»üb-^ lichcn Weisheit der Alten zu richte pes Patriarcha- ernstlich versucht, 'br Volk aus bcM^Bann^^^^ ^inde lismus zu befreien, sie wäre Tas wird auch nach- jeder freien Regung im 7.0 - ^„gehoben, Hw der ent- ^"^'^-''NoRämWe^^ner^ parlamentarischen Negierung schiedenste Vorkämpfer ei e v Throne einreichte. V-r,°iI° b-°?»»° h-r DL L-r^! l;; Thron vor Argumenten, die purer Eigennutz vllnerr. r.eo- hast erinnern diese Bemerkungen an lene Denkschrift nut der >wei Jahrhunderte vor unserer Zeit dem Schöpfer des ckineÄen Einheitsstaates und Erbauer der großen Mauer, dem Kaiser Sckr Hoaug ti, von einem seiner Minuter ge rann wurde, mit Ausnahme der Bücher die von Handels- wissenscbast, Ackerbau und Weissagung handeln, und derer, die die Denkwürdigkeiten der Tsin-^ynastre auszeichnen, Wen ganzen Plur.der unnützer Geister, mit dem "^rschwemmt sind" zu verbrennen, „besonders aber die Werke, in denen di- Sitten, Taten und Gewohnheiten der Alten ausführlich dargllegt sind". ..Die Literaten", ueißt es >n der gerade für d.e neuesten Vorgänge in Ehina lehrreichen Bearun^ „bilden im Reich eine besondere Klasse fu. sich. Eingenom men von sich selbst und eingebildet wegen ihrer vermnn - lichen Verdienste, halten sie nur das ihren Kovfen Ent springende für gut. Das Erstrebenswerte sehen sie nur in den veralteten Gebräuchen, in den alten Zeremonien, die sich nickt mehr für unsere Zeit eignen. Wahrhaft nutzbringend rndcn sie nur diese bohle Wissenschaft, die sse so sehr m ihren eigenen Augen erhebt, und die sie doch m Wirklichkeit un brauchbar für die ganze übrige Menschheit macht. Entreißen wir ihnen die Bücher: nur wenn wir sie für immer der Nahrung berauben, die ihren Hochmut nährt, können wir hoffen, die unversiegbare Ouelle ihrer Unbeugsamkelt endlich zu verstopfen." Swi Hoangti konnte den Kampf gegen das Literatentum nicht zu Ende kämpfen. Es erwies sich als zu zählebig, erstarkte bald nach seinem Tode wieder, ward mächtiger denn je, und erst heute, unter dem Drucke der west ländischen Zivilisation, wird wieder ein ersolgvcrheißender Versuch unternommen, seine Macht zu brechen. . Herzog Tiai Tien bebt in seiner Denkschrift brr, Vor züge* -ner konsiiiutionellen Regierung besonders hervor, deren Wahl wohl daraus berechnet ist, die Neuerung dem Throne in günstigem Lickte .rscneinen zu lassen. Sie festige, meint er, die Tvnastie. indem sie die Verantwortlichkeit für die Regierung Ministern übertrage, die entfernt werden können, wenn sie das Vertrauen des Volkes verlieren, wäh rend die Krone außerhalb des Bereiches der Kritik bleibt, ohne von ihrer wacklickcn Macht etwas einzubüßen. Sie beseitige den Vorwurf der Halbkultur, der absoluten Mon archien von modernen Nationen ost gemacht werde, und wirke darauf bin, die Angriffslust fremder Mächte zu verringern. Indem sie drittens die innere Verwaltung des Landes festige, beuge sie Unruhen vor. Neben Tsai Tsin vertreten die mächtigen Generalgouver- nenre Nüan Schikai und Tuan Fang mit Entschiedenheit den Gedanken einer Konstitution. Sie ließen kürzlich eine An zahl Berichte der Stndienkommission über konstitutionelle Negierungen in Amerika und Europa zusammenstellen und als Broschüre drucken, in einer Auslage von nicht weniger als einer Million. Die Schrift wurde an alle Gcneralgouver- neure und Gouverneure der zwanzig chinesischen Provinzen zur Verteilung unter der Bevölkerung, sowie an die Heraus geber einheimischer Zeitungen mit der Aufforderung, sie ab- zudrncken, versandt, damit die Kenntnis von der Bedeutung und dem Werte einer Konstitution in die breitesten Massen dringe. Nach alledem unterliegt es keinem Zweifel, daß es sich hier um eine Bewegung bandelt, die nicht zur Ruhe kommen wird, bis ihr Ziel erreicht ist. Möglich erscheint es aller dings, daß noch eine Reibe von Jahren hingehen wird, bis ein chinesisches Parlament ins Leben tritt, und daß dieser Umwälzung erst unruhige und stürmische Zeiten vorausgehen müssen. Die Resormbestrebunge.i haben auch antidynastische, revolutionäre Kräfte entfesselt, deren Wirken sich in allen großen Verkebrsmittelpunkten, vornehmlich am Danatse und in den Küstenvrovinzen, im ganze Süden und in Petschili immer unangenehmer bemerkbar macht. Die Regierung ver anstaltet eine wahre Hetzjagd ans die Rädelsführer. In Tientsin wurde kürzlich ein Revolutionär hingerichtet, der vor seinen Richtern bekannte, in der Umgegend 2Ms) in ge heimen Gesellschaften organisierte Genossen zu haben. Der „Sin wen Par" zufolge wurden neulich ein Engländer und zwei Chinesen verhaftet, die Sprengstoffe mit sich führten und angeblich beabsichtigten, den obersten Eunuchen zu töten, weil er einen verderblichen Einfluß ans die Kaiserin-Witwe ausübe. Einer der Hauptsübrer der antidynastischen Be- wegung, Tscheng Wang, wurde vor einiger Zeit aus Be treiben der chinesischen Regierung aus Javan ausgewiesen. Man beschuldigt ihn, den Studenten in Tokio die Köpfe verwirrt und einen großen Teil von ihnen zu Feinden der Dynastie gemacht zu haben. Richtig ist allerdings, daß unter der chinesischen studierenden Jugend die antidvnastische Pro paganda immer weitere Kreise zieht. Alles Zeichen, die auf Sturm deuten. Das Verlangen nach einer Konstitution zu dem sich das erwachte chinesische Nationalgefnbl verdicktet hat, der ,m Volke tief eingewurzelte Haß gegen Mandarinen- tum und Dvnasfte, die man für die Demütigungen verant- wörtlich macht welche Cbina seit Jahrzehnten widerfahren sind, das sind die Zeitstromnngen, die ein kommender Dik tator rn Cbina sich zunutze macken muß. um die Macht an sich zu reißen und auf e,n starkes modernes Heer gestützt, ^nem fortschrittlichen Zeitalter im Lande des ZopfeS die Bahn zu brechen. " ein regelrechtes, für alle Fälle gültiges Bündnis vor, andere wollen als Zweck und Ziel der Abmackun cu die völlige Ausschließung Deutschlands aus Maro! e erblicken, und noch ankere stellen sogar in Aussicht, die Entente werbe sich so steigern, daß Spanien den le- sreuiideten Mächten ein BesetzungSrechl seiner Häsen e>u- räumeu würde. Wieviel davon richtig ist, wissen wir nicht. Jedenfalls sind solche Aeußerungen geeignet, Miß trauen zu erregen; sie enttprechen daher durchaus nickt dcm FliedenSbedürsniS, das die Regierungen der vertragschließenden Staaten als B wcggrund ihres Handelns angeben. Zweifel los zutreffend ist von all den Angaben, die uns zu Gesicht gekommen sind, nur die Behauptung einer französischen Zeitung, die mit eigenartiger Betonung hervorhebt, auch diese neuen Freundschalten »eien ohne Deunckland abgelchlossen worden. Und daS ist vorläufig der Kernpunkt der Lage. Rübe ist nicht nur die erste Bürgerpflicht, sondern auch das erste Erfordernis dcs Staatsmannes. Sie ist noiw ndig, wenn sich jene französilchen Angaben über den Inhalt des Bündnisvertrags bestätigen sollten, sic tut aber nickt minder not, wenn er sich, wie wir glauben, in seiner Form weit harmloser darstellen sollte. Auch dann bleibt die Frage unbeantwortet, weshalb auch dieser Vertrag ol ne Deutschland weshalb er überhaupt geschlossen wurde, weshalb zuccur noch Frarilreich mit Japan rn einem Vertrage ohne Deutichla d eben p tzi wieder Glundlätze bekräftigt, die es schon vor sieben Jabren einmal, ebenso wie Japan, in Gemeinschaft mrt Deutschland vertragsmäßig nrebergelegt bat. Man könnte sagen: Doppelt genäht rerßk nickt, und wird damit recht haben, so lange die jetzigen Machtgruppierungen fick nicht anders äußern als in dem gemeinsamen Zweck, der Welt den Frieden zu wahren. Ein anderes Gesicht gewönne aber die Lage, Wenn dem Deutschen Reich und mit ihm Oesterreich>Ungara und Italien jene andere Machtgruppe grundsätzlich hemmend in den Weg träte, aus dem wir unsere Interessen zu vertreten entschlossen sind, wenn sie einen Druck auszuüben versuchte, der, wie Fürst Bülow sagt, Gegendruck erzeugen muß. Geschähe drs, 0 würde offenbar werden, daß daS Friedensbeeürf n:- jener zu einseitig an ihren Egoismus gebunden ist, um r och auf unsere Zustimmung rechnen zu können; der Gegendruck würde naturgemäß einsetzen, und eS würde sich erweisen, daß diese neuen Bündnisse den Frieden mehr gefährdet aiö gesichert hätten. Auch dieser Möglichkeit müssen und können wir in aller Ruhe entgegeuiehen. Es ist zwar Mode geworden — und nickt nur draußen in der W.lr —, die Erwähnung dcs alten Dreibundes mit einem Verständnis- vollen Achselzucken zu begleiten; wer aber auf seinen Ursprung und seine Geschichte zurückblickt, wird erkennen, daß ihre eigenen Interessen beute die drer Mächte so sest wie je aneinanderkctteu. Em mächtiges Deutsches Reich «stund bleibt für Oesterreick-Ungarn wie für Italien dre sicherste Gewähr des eigenen unbehinderten Bestandes und (hedeckens; käme eS zum Aeußerlteu, so würden ihre Jntercssen sie an die Seite Deutschlands zwingen, auch wenn sie sich durch die Ver träge nicht mehr gebunden fühlen sollten. Wer es ohne Deutichland versuchen möchte, dem werden die Tatsachen zu beweilen haben, daß wir noch da sind, und wer eS unternehmen sollte, diesen Versuch olme Deutichland, cer uns vorläufig nicht anfickt, zu einem Vorgehen gegen Deutschland zu verdichten, wirt, so vertrauen wir, mit dem Deutsch.» Reiche dieselben Erfah rungen mach.n, die die Welt seinerzeit mit dem Ilcinen, nur auf seine eigene Kraft angew eseneu Preußen erleben mußte." * Ein Prkgclkontobuch. Unter dieser Spitzmarke hatte gestern die „Nat.-Ztg." geschrieben: „Das ist daS neueste Gclchcnk, mit dcm ver Kultusminister die armen L.brer beichenkt hat. Hierin müssen sie den Namen res Schülers, den Grund, weshalb er bcttrast ist, seine Vorstrajen, die Zahl der H"be und ähnliches aufnotieren. Aber auch diese Neueinrichtung ist nicht eiwa eine Erfindung des Herrn von Siuvt: raS „Prügellontobuch" Hal nicht nur in der Idee, sondern in der Wirklichkeit schon vor über hundert Jahren bestanden, und ein Magister, dessen pädagogischer Apparat vornehmlich im Bakel bestand, war der erste Prügelkontobuchhalter." Dazu erklärt in seltener Eile dre oifiziöse „Norvv. Allg. Zrg ": ,,Es genügt, darauf hirzu- wci en, daß die Führung von Strafverzerchnisscn zu den ältesten, im Interesse der Schüler und Lebrer bewährten Einrichtungen der preußischen UnterrichlSverwaltung gehört. Schon eine Verfügung der Regie,ung von KönigSbeig vom 2. Juli 1905 bestimmt: »Dre Eiteilunz jeder körperlichen Strate hat der Lehrer in daS Klassenbuch einzuiiazen." Aebnliche Vorschriften haben fast alle Regierungsbezirke ge troffen; so Kassel am 10. De-ember 1887, Liegnitz am 9. August 1879, Trier am 12. August 1891, Magdeburg am lk. Dercmbcr 1896, welche fordern, daß die Giünre, daS Maß und da« Werkzeug ver Züchtigung in daS Klassenbuch einzulragen sind. Diese Ausführungen kennzeichnen die Sach kunde, mit der die erwähnten Angriffe gegen die Unierrichlc- ocrwaltung gerichtet worden sind." — Diese Berichtigung ist natürlich recht wertlos, denn selbst wenn die Einrichtung des Piügelkoniobuchs schon älteren Dalums ist, >o wird die an ihm geübte Kritik dadurch nicht weniger berechtigt. * Die konfessionelle Einigung. Gelegentlich de Feier von Kaisers Geburtstag hat, wie erinnerlich, Adolf Harnack bei aller Anerkennung der vorhandenen Schwierigkeiten, der Annäherung »wischen den Konfessionen, zwischen Protestan- tismus und Katholizismus, das Wort geredet. Was jetzt Bischof Kardinal Kopp bei Einweihung der Bonikaziuskirche ausgeführt, klingt wie eine Antwort auf Harnacks Ausfüh- rungen. Er gedachte des hohen D-rtes der bürgerlichen Einheit und bezeichnete als ihre unerläßliche Voraus setzung aufrichtige Achtung vor fremder Ueberzeugung, gegenseitige Duldung, Liebe und Eintracht in allen gesell schaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen. Die Gefahr für die bürgerliche Einigung liegt also darin, daß man diese Voraussetzungen verkennen und stören will, daß man Un frieden statt Frieden, Unterdrückung statt gegenseitiger Ach- tung predigt und so den Riß erweitert. Darum findet jeder Ruf zur Einigung in unseren Herzen freudigen Wider- hall. Wir glauben, daß es die .oclsten Seelen sind, die ihn ergehen lassen, und um so aufmerksamer lauschen wir auf diesen Ruf, wenn er von der Hochwarte der Wissenschaft kommt und von lauterer Vaterlandsliebe und aufrichtiger Versöhnlichkeit getragen wird. Aber über dieses freudige Empfinden des Herzens dürfen wir dem Verstände sein Reckt nicht nehmen. Wir müssen inhaltlich diesen Ruf prüfen, ov
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