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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070627027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907062702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907062702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-27
- Monat1907-06
- Jahr1907
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Sir. 178. 181. Jahr«. * 3>» Lttmtze »er aMSgerichtltchen Pro;etz-Nrfsrm. Bekanntlich bat daS Re^chSjustizamt vor der endgültigen Aus- stclluug crneS Entwurfes zur amtSgenchilichcu Prozeßreform die Anwaltskammer» über die einzelnen Refornisragen gut achtlich gehört. Man darf das Ergebnis der Umfrage wohl kurz dahin znfnmmcnfassen, daß die Rechtsanwaltschaft ziem lich einstimmig eine Reform des amtSqerichtlichen Prozessc- ablehnt. Die Anwälte wollen keine Erweiterung der Zu ständigkeit der Amtsgerichte, sie wollen auch nicht, daß die Leitung des Prozesses, statt in der Hand der Parteien zu bleiben, wieder au den Richter zurückgegeben w:re>. Sie be fehden damit die Ausgangspunkte, von denen die Bundes» reaierungeu in Ueberelnstimmung mit dem Reichsjustizamt, vor allem auch der preußischen Justizverwaltung, ausgegangcn sind. Daß dagegen die Wege, welche die Regierung nach den bisherigen Mitteilungen einzuschlagen gedenkt, von Einzel heiten abgesehen, auch im ReichSlage die Zustimmung der meiste« Parteien finden werden, unterliegt nach dem Inhalt der früheren parlamentarischen Auseinandersetzungen über diese Frage kaum einem Zweifel. — Wir hoffen, daß das Reichsjustrzaml baldigst den Entwurf der öffentlichen Kritik unterbreiten wird, weil nnr auf diesem Wege alle an der Berbesienrag der Ziviiprozesse- beteiligten Kreise der Be völkerung zur Aussprache über die Sache veranlaßt werden tonnen. * * Die österreichische Fortschrittspartei. Die neue deutsch- fortschrittliche Bereinigung hat sich heute konstituiert und zu ihrem Senior Dr. Funke erwählt, Dr. Groß fungiert al- Schriftführer. * Ans der luxemburgischen Kammer. Die Kammer setzte die Beratung über die Thronfolge im Großherzogtum fvrr. Während Welter für den Grafen Merenberg ein trat, erkannte Brinconr die Richtigkeit des Gutachtens Labands an, in welchem Sinne er sich bereits in einer Broschüre ausgesprochen hat. Die Abstimmung ist vor Ende der Woche nicht zu erwarten. * Dotation für Lord Cromer. Staatssekretär Grey teilte als Antwort auf ein« an ihn ergangene Anfrage dem llnterhaufe auf schriftlichem W^e mit, daß Lord Cromer eine Gelddotation erhalten werde. * Die französischen Autimilitaristen. Die freigesprocheneu Antimilitaristen erschienen gestern abend in einer Versamm lung iu der Arbeitsoörse. Lelo» hielt eine Rede, in der er bemerkte, daß keiner der 12 einen Freispruch erwartet hätte. DaS Urteil de- Gerichts bedeute für da- Kabinett Clemen- ceau einen Schlag in- Gesicht. * Portugiesisches. Ein Redakteur deS Blattes „Mundo* ist verhaftet, weil er versucht hatte, auf einen Polizeibeamten, der ihn überwachte, z» schießen. * Argentinisches Budget. Im argentinischen Kongreß brachte der Finan-minister das Budget für 1908 ein. Die Ausgaben sind in dem Budget niedriger als in dem für 1907. Der Minister beabsichtigt, auf das Recht der Aus gabe von 46 Millionen Titres zu verzichten. Er erklärte, er werde darauf hinarbeitcn, daß sich das ausländische Kapital in Argentinien mehr betätige. Leittmgtttimmrn. Die erste TagL«s p«s RattoaaldereinS fiel zeitlich mit dem Ministerwechsel zusammen und wurde deshalb zunächst nur durch Wiedergabe von Berichten über den Verlauf der Tagung aemrldet. Jetzt werden nachträglich auch Urteile gefällt. Nach wie vor ablehnend verhält sich die „Natio- üalliberale Korrespondeuz*. Sie schreibt: Der , Nation alverri» für da- liberal« Deutschland", wie fetzt der Natlonalverrin auf seiner Tagung (zu Heidelbergs seinen Nameu erweitert dat, vermag uns von unserer zu Anfang bet Gründung des Vereins gehegten Meinung selbst nach seinen Heidelberger Be ratungen und Beschlüssen nicht zurückzubrtngen. Wir glauben auch kaum, daß die leitenden Persönlichkeiten und Kreise der national liberalen Partei sich für den ueugegründeten Verein zu erwärmen vermögen. Dagegen ist die Haltung der „Nationalzcitung*, die die Gründung deS Vereins ursprünglich als na'ionalsosiale Machenschaft charakterisierte, günstiger geworden. Wenigstens gewährt sie einem freundlich gehaltenen Artikel Aufnahme, m dem es zusammeafafsend heißt: Die Tagung hat eine Menge berechtigt scheinender Bedenken beseitigt und mehr Klarheit über die Ziele und oen Weg de» Ver eins geschaffen; eS sind mit unS viel«, die zweifelnd kamen, als überzeugte Anhänger heimgesahreu. Möge diese Ueberzeuguug sich in immer weiteren Kreisen Eingang verschaffen. Tie .Deutsche Tageszeitung* glaubt dagegen gerade entdeckt zu haben, raß sich die Bestrebungen des Nationaloer- einS mit denen der Natümalsozialen decken, während sich in Leipziger Tageblatt. der sozialdemokratischen Piesse das Uiteil findet, der Natioualverein stehe ganz im Banne des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie! So ur teilen die Vertreter der extremen Standpunkte, und bezeugen damit dem Natioualverein , daß er Abwehr gegen die Sozial demokratie und Verständnis für die Arbeiierbcw'gung zu vereinigen weiß. Vielfach werden in den Besprechungen Vergleiche zwischen dem alten und dem neuen Nationalverein gezogen. So kommt hierbei der .Schwäbische Merkur* zu folgendem Urtest: Vor allem batte der alte Nalionaluerciu ein ganz bestimmtes, klar fassbares, dem einsachsle» Kops verständliches, alles beherrschen des Programm — das hat der neue Natioualverein nicht und kann er nicht haben; denn er will ja gerade die durch Sonterparieipro- gramme getrennten Glieder des Liberalismus sammeln, will die praktisch formulierten Programme ablöjen durch eine allgemeine Stimmung, eine GriiteSrichlung, eine Weltanschaniingssorm. Allen Respekt vor dem neu auflebeaden Glauben an die Zukunst des Liberalismus — aber eine Zuakrast wie der Gedanke der deutschen Einigkeit hat er nicht. ES kehlen dem neuen Nativnalverein nicht so sehr die Männer wie Bennigsen und Scbulze-Delivich, nein, es kehlt ihm die sinnfällige, einfach-schlichte Größe der Losung. Und dann hat der alte Natioualverein sich keine Schranken nnserleaen müssen in der Organisation, wie es der heutige iu seiner so unge wöhnlich komplizierten Lage tnn mnf;. Ec konnte zugreisen, wo sich Gesinnungsgenossen sanden; ein Eiertanz zwilchen den verschiedenen Teilgliedern mar ihm erspart. Er halte nichts neben sich, das war wie er und ihm Konkurrenz machte, wie heute die bestehenden libe ralen Parteiorganisationen dem neuen Natioualverein. Tas alles soll nicht gesagt sein z» Unehren des neuen I Im Gegenteil, wenn r§ ihm gelänge, so viele widrige Umstände zu überwinden, man müßte ihn fast noch mehr bewundern als den alten. Aber man muß auf alle diese Dinge den Finger legen, um nicht Hoffnungen täuschend groß zu züchten, die dann nachher vor der strengen Macht der realen Tatsachen nicht standhalteu. Zu den Blättern, die sich in ibren Urteilen gewandelt haben, gehört das „Bert. Tagebl.*. Es batte vor der Tagung des Vereins einem Artikel mit vielen Bedenken gegen den Verein Aufnahme gewährt, während es jetzt immerhin urteilt: Im letzten Grunde gebt der Kampf im politischen Leben nicht um allerlei Kniffe und Püffe einer mehr oder weniger schlauen Taktik, sondern um den Willen zur realen Macht Nicht um Per sonen darf es sich handeln, sondern nm die Sache. Der neue Nationalverein kann nichts Besseres tun. al« Lir en Machtmittel, den liberalen Parteien aufs neue einzuflößen. Solange er in dieser Richtung arbeitet, wird seine Tätigkeit nicht verloreu sein. Dagegen bat die «Frkft. Ztg.* mancherlei Ausstände. Sie urteilt: Der Eindruck, den wir bisher sckon hatten und dem wir in unserer neulichen Betrachtung Ausdruck gaben, ist durch die Heidel berger Tagung noch verstärkt worden; für Süddeutschland kommt der Nationalverein zu spät, weil dort unter dem Druck der Ver- dältniffe die taktische Einigung der verschiedenen liberalen Gruppen sich bereit« vollzogen hat, und in Norddeutjchland wird er vorerst nichlS wesentliche« auSrichten können, weil dort für eine organi satorische Zusammenfassung des Gefamtliberalismus noch viel zu viel Schwierigkeiten inuerer Art zu überwinden sind. Ablehnend verhält sich natürlich die ausgesprochene konser vative Presse und jene Art von Zeitungen, die im Grunde durchaus konservativ sind, aber aus GeschaftSgründen hier und da liberal zu schillern versuchen. Wie gegen alle Versuche, die Einigung des Liberalismus zn stärken, so haben sie auch gegen diesen Abneigung und verhüllen das unter mehr oder weniger spöttischen Glossen und billigen Witzeleien. Lokales unck vermischtes. ^vetterdericht kgl. fächs. meteor. Institut« zn Dresden. Voraussage für öen 28. Auni. Trocken bei wechselnder Bewölkung, mäßige südwestliche Wind, etwas wärmer. ' * Aus dem Stedtverordnetettkollcaiom. Endlich liegt sie hinter uns, die Kanaldebatte — diese Empfindung hatte wohl gestern jeder nach dem Schluffe der öffentlichen Sitzung. Und dabei ist es zu einer richtigen „Kanar'debatte gar nicht gekommen, denn da auf allen Seiten im Kvllogium Einigkeit darüber herrschte, die vom Rate beantragte Zinsgarantie von 800 OVO zu bewilligen, bedurfte man einer solchen Debatte nicht mehr. Einer der Stadtverordneten tanzte daher ge wissermaßen „aus der Reihe", als er.in längerer Rede die Rentabilität des Kanals stark anzwcifelte. Gestern sollte rurr gezeigt werden, daß Rat und Stadtverordnete einmütig darin sind, einer sich etwa bildenden Kanalbaugejellschaft das größte Entgegenkommen zu zeigen. Und in der Tat: 300 000 Mark Zinsgarantie auf unbeschränkte Zeit ist kein Pappen- stiel! Was das vom Vorsitzenden des Finanzausschusses, Stadtv. Seifert, erstattete Referat anbctrifst, so zeichnete es sich durch Sachlichkeit und Objektivität aus. Was in der Sache zu sagen war, das hatte der Referent durch eingehende I Schilderung der Ausschußberatungen den Debattcrednern k vorweg genommen. Am Schlüsse sand übrigens das Refe rat durch ein Bravo im Kollegium die gebührende Anerken nung. Auf einzelne Punkte des Referates brauchen wir uns nachträglich nicht näher einzulassen. Ucber diese viel besprochene und vielveschriebene Sache läßt sich nichts neues sagen. Nachdem aber nnn die Entscheidung der Stadtver ordneten gefallcy ist, und zwar in einem dem Unternehmen so günstigen Sinne, da muß betont werden, daß, wenn cs nun zu keinem greifbaren Ergebnis kommen sollte, der Kanalbau überhaupt als abgetan anzusehen sein wird. Zu nächst wird cs sich nm zwei Dinge handeln, nämlich 1s die Einwilligung der Westendbaugesellschaft zur un entgeltlichen Ueberlassnng der jetzt fertigen Kanalstrecke, so wie 2> die Erlangung einer Zinsgarantie vom Staate. Ersteres kann ja sehr bald, letzteres in der nächsten Landtags session entschieden werden. An dritter Stelle stände dann die A u fb r i n g u ng d e s Kapitals. Auch diese ist bei Opferwilligkeit der Interessenten zu erwarten. Alles an dere sind Nebensächlichkeiten — vorausgesetzt, daß ma«z. an eine einigermaßen ausreichende Prosperität des Kvnals glaubt. Also es gilt nun frisch ans Werk zu gehen. Bis letzt hat man nur Forderungen an die Stadt gestellt; nun zeige man, daß man auch selbst zu entschlossenem Vorgehen bereit ist. Hoffentlich hören wir bald von den Herren, die die Sache in die Hand genommen haben, in erster Linie von dem Kanalverein, der wieder frisch erstanden ist und nun, wie nie zuvor, ein weites Feld für seine Tätigkeit findet. * Die Fcucrbcstattungssragc für Leipzig gelüst! Diese Nach richt wird mit großer Freude in weiten Kreisen unserer Stadt vernommen werden. Es handelt sich hierbei nicht im beson deren um die Anhänger dieser Bestattungsform, sondern viel mehr darum, daß die Feuerbestattung der Erdbestattung grundsätzlich gleichgestellt und auch hier, wenn wir uns so ausdrücken sollen, betätigt werden kann. Damit ist in der ganzen Frage ein großer Schritt vorwärts getan. lieber den bisherigen Stand der Angelegenheit haben wir unsere Leser schon früher eingehend unterrichtet. Der Rat hatte in Aus sicht genommen, die westliche Seitcnkapellc der großen Haupt- kapeÜe des Südsriedhoses als Verbrennungsanlage auszu bauen und städtischen Betrieb für die Lcichenbestattung ein- zuführen. Hiermit hatte sich bekanntlich der „Verein für Feuerbestattung" nicht einverstanden erklärt, sondern er wvllte eine den Wünschen der Vereinsmitglieder entsprechende Anlage erbauen, eventuell außerhalb des Südfricdhoses. Vom Nate wurde nun bei der Königl. Staatsregierung an gefragt, wie diese sich zur Verbindung der Verbren nungsanlage Mit der Hauptkapelle stelle. Der nach 7Vr Monaten am 23. April dieses Jahres eingegangene Bescheid lautete dahin, daß mindestens eine flur- und g r u n d b ü ch e r l i ch e T r e n n u n g der Fläche, auf der die Verbrennnngsanlage erbaut würde, zu erfolgen habe. Ob auch in der Natur eine Trennung der Hochbauten erforderlich sei, würde lediglich vom bausichcrheits- und gc- sundheitspolizcilichen Standpunkte ans zn beurteilen sein. Vom Vorsitzenden des „Vereins für Feuerbestattung" wurde hierzu erklärt, daß die von der Stadt geplante Kapellen anlage, auch wenn die Hanvtkapelle mit zur Verfügung ge stellt werden würde, den Anforderungen der Freunde der Feuerbestattung durchaus nicht genügen würde. Es werde deshalb der Verein mit allen Mitteln danach strebe», eine eigene Anlage zu schaffen, um diese der Stadt zum Betriebe zu überlassen. Ein derartiges Geschenk würde wohl kaum von der Stadt zurückgewiesen werden können. Die Mittel werde man durch Entfaltung regster Werbetätigkeit aufbringcn. Obschon man mit dieser bisher sehr zurückgebalten habe, seien doch bereits gegen 50 000 F znsammengekommen. Unter diesen Umständen bat der Rat geglaubt, daß es im Interesse der Stadt liegen würde, auf das Angebot des „Vereins für Feuerbestat- tung" einzuaehen, und zwar um so mehr, da der Kapel- lenausbau mit den Arkaden 206000 und die Verbren nungsofen mit Versenkungsvorrichtung, Schornstein und Ranchkanal weitere 90 400 .kl gekostet hätten, im ganzen allo ein Aufwand von säst 300 000 .kl entstanden wäre. Der Rat hat deshalb beschlossen: dem „Verein für Feuerbestattung" innerhalb des Südfried hofes einen Platz zur Errichtung einer Leichenvcrbren- nungsanlage nebst den gesetzlich dazu gehörenden Räumlichkeiten unter dem Vorbehalt zu überlassen, daß mit dem Verein des weiteren hinsichtlich seines Vor habens eine Vereinbarung zustande kommt. Zur Bedingung soll gemacht werden, daß der Verein eine vollständige Leichenverbrennungsanlage auf eigene Kosten hcrstellt und nach Fertigstellung der Stadt unentgeltlich zum Betrieb überläßt. Die Pläne würden vorher vom Nate zu genehmigen sein. Der Rat hat die Stadtverordneten ersucht, seinem Entschlüsse bcizutrcten. * Ratsbeschlüsse. In der gestrigen Plenarsitzung nahm der Rat Kenntnis von Dankschreiben des Vereins „Sport platz", des Militärvereins „Kaiserliche Marine" in Leipzig, des Vereins „Leipziger Presse" und des Herrn August Busch Donners»««, 27. Joni 1987. hier. Sodann beschloß der Rat auf ein Gesuch deS Leip ziger Kun st Vereins hin, zur Vermehrung der Samm lungen deö städtischen Museums vom nächsten Jahre ab den städtischen Beitrag von 15 000 auf 30 000 .L zu erhöhen, nnd gegen den Beschluß der Stadtverordneten, die Leipziger Außenbahn Leutzsch-Gundors nicht aus dem Fleischerplatze, sondern auf dem Blücherplatze enden zu lassen, vorstellig zu werden. Genehmigt wurde der Erwerb und die Befestigung von Vorgartenland in der Kohl- gartenstraßc zu Leipzig-Reudnitz, der Entwurf eines 6. Nach- tiags zum Ortsgesctz über die Bebauung von Leipzig-Gohlis— Nord lVerbreiterung des Viertclswegs und der Craushaarstraßei und der Abbruch des Lager- Hofes. Antragsgemäß vergeben wurden die .Kohlen- lieserung für das JobannislAspital und für die städtischen Schulen auf die Heizperiode 1907/08, für die Kläranlage auf die Zeit vom 1. Juli 1907 bis 30. Juni 1908, die Eisensulfat- lieferung für die Kläranlage auf die Zeit vom 1. September bis 31. Dezember 1907, die Lieferung von Futtermitteln für den Viel,- nnd Schlachthvf auf die Zeit vom 1. Juli 1907 bis 30. Juni 1908 und die Abputzarbeiten an der Petrischule. —nl>. Der Konsumverein Lcipzig-Plagwitz nud Umgegend seingetr. Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht) hatte für Mittwoch abend eine außerordentliche General versammlung nach dem Etablissement „Felsenkeller" in L.-Plagwih einbernfen, welche sich mit der Uebernahme der Geschäftsstellen Liebertwolkwitz, Probstheida nnd Zuckelhausen des Konsumvereins Stötteritz zu beschäf tigen hatte. Bereits in der Generalversammlung vom 25. März war diese Frage erörtert worden. Doch hatte sich der Plagwiher Konsumverein damals ablehnend verhalten. In der gestrigen Versammlung legte der Geschäftsführer Arnold des Längeren dar, daß er cs für besser halte, wenn die drei genannten Geschäftsstellen dem Konsumverein Dölitz über wiesen würden. Er erachte es nicht für vorteilhaft, daß der Plagwitzer Konsumverein sich mit der Uebernahme befasse und bitte daher, den Antrag abzulehnen. Der Vorsitzende des Stötteritzer Konsumvereins, Hüttner, war gegenteiliger Ansicht und trat für Annahme des Antrags ein. Nach längerer Debatte lehnte die Versammlung die Uebernahme der drei Geschäftsstellen durch den Plagwitzer Konsumverein mit großer Majorität ab. * Vermehrung der Kraftdroschken. Die Vereinigung der Troschkenbesitzer Leipzigs, die bereits zwei Kraftdroschken im Betrieb hat, hat die Erlaubnis erhalten, bis zum 1. Septem ber drei weitere Kraftdroschken in Betrieb zu stellen. Die Genehmigung ist unter der Bedingung erteilt worden, daß die allgemeinen und örtlichen Bestimmungen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen Anwendung finden und daß der Betrieb nach Maßgabe der örtlichen Polizei vorschriften gehandhabt wird. Das Gesuch des Leipziger Verkehrsvereins, die Zahl der Kraftdroschken am hiesigen Orte auf 50 zu erhöhen, ist dagegen abgelehnt worden, da die Oberbehörden zunächst prüfen wollen, ob nicht schon mit den 24 eingestellten Kraftdroschken das Bedürfnis gedeckt ist. — Miß Claire Heliot, die berühmte Dompteuse, die gegenwärtig im Zirkus zu Kopenhagen ihre Löwendressurcn vorführt, ist neuerdings, wie schon kurz berichtet wurde, von einem ernstlichen Unfall betroffen worden. Hatte sie schon bei ihrem jüngsten Auftreten in Leipzig einen kräftigen Löwenbiß durch den Arm und dadurch eine tiefe Wunde empfangen, so ist sic diesmal noch weit gefährlicher verletzt worden. Einer ihrer Lieblingslöwen, „Luchs", schlug der kühnen Bändigerin, während sie die aus dem Tronsportkäfig in die Arena gelassenen, miteinander in Streit geratenen alten Löwen „August" nnd ^Sascha" zu trennen suchte, von rückwärts ein paar fingerticse Risse in den Nacken. Zum Glück verlor sie ihre Geistesgegenwart nicht und beherrschte, trotz der heftig blutenden Wunde, die Situation. War cs doch nicht ausgeschlossen, daß im anderen Falle sämtliche Löwen über sie herfielen.. Mit Hilfe ihrer Assistenten wurden dann die Löwen, die in der jüngsten Zeit sich sebr erregt gezeigt, in ihre Käsige zurück getrieben, während Miß Heliot sich in die Behandlung eines schnell herbeigermenen Arztes beaab. Dies alles spielte sich in wenigen Minuten ab. Große Schmerzen und Fieberanfälle stellten sich bei Miß Heliot sväter ein. doch schritt ibre Besserung so weit vorwärts, daß sie hofft, am 27. Juni ihre Vorstellungen wieder ausnehmen zu lönncn. * Plötzlicher Tod. In der Astorstraße wurde beute Vor mittag der 57jährige Kaufmann Walther Kormann, wohnhaft Nordplatz 1, vom Herzschlage getroffen und inS Krankenhaus gebracht, wo er bald darauf verschied. * Einbruchsdiebstahl. Eingebrocbcn wurde während der Abwesenheit der Bewohner in eine herrschaftliche Wohnung in der Menckestraße zu Gohlis. Gestohlen wurden eine größere Anzahl alte römische und belgische Münzen, rheinische Gulden, sächsische Achtgroschenstücke, sächsische Speziestaler und verschiedenes andere. — Auf gleiche Weise wurden ge stohlen aus einem Bodenräume in der Delitzscher Straße ein Reisekorb mit 16 Schals Weißen und cr«-mc- farbigen Gardinen, 16 Schals ebensolche Vitragen, Weiße „Und Bock muß ebenfalls seinen Lohn kriegen", schloß er, „denn der hat die Verse gemacht." „Na, sie waren auch danach!" meinte Selma Heidemann. Lenz aber ging zu Knallmann, der die Wagen zur Heim fahrt rüstete, und redete ein heimliches Wort mit ihm. „Wenn du das fein machst, so bekommst du von mir noch fünf Mil dazu!" schloß er. Da schaute der Fuhrmann nach dem regengrauen Himmel und meinte zuversichtlich: «Das wird sich jchon machen." Der Gesandte besuchte am Vormittage die Schulen und Kirchen, sah auch mit zufricdeuem Blick die großen Speicher der Kaufleute, in denen die Tabakballen in hohen Stapeln lagen, brannte iu Wildes Ziaarrenfabrik eine „Havanna" an, deren Kraut in der Hinrelschneiz gewachsen war, gab aus dem Schcibenstand einen Schuß aus Karl Genehrs Büchse ab und schoß vorbei, worauf Hannadam Wächter die Zwölf heraussteckte, denn er wußte, was sich geziemte, der alte Reichel aus Ferraz wollte dem Gesandten ein beson deres Anliegen Vorträgen. Er bekäme da noch dreißig Taler aus einer Erbschaft in Regenwolke, vielleicht schriebe der hohe Mann einmal danach. Und Reichel konnte nicht ver stehen, daß man ihn nicht mit solchen Anliegen vorlasse. 'Dos Kloster der Franziskanerinnen und das JesuitenkoÜeg wurde noch besucht, dann rollten die Wogen heran, und Ex zellenz sagte mit herzlichem Dank Lebewohl. Kaum war der Zug abgedampst, als der Regen heftiger einsetzte. Der Steinbach war aus der Rückfahrt kaum noch zu passieren, mit Mühe arbeiteten sich die Wagen über den schlüpfrigen und lehmigen Boden, im letzten Fuhrwerk, das Knallmann selbst lenkte, hatte er Kunz und Bock verstaut, die auf Drängen des Doktors auch dem Gast das Geleite gegeben. Die beiden lieben Seelen waren sehr zufrieden mit dem Erfolge ihres Planes, der Advokat deutete sogar an, man könne nicht wissen, es sei nicht ausgeschlossen — „Nun was denn? — Ja, der rot« Adler sei zwar etwas viel, aber der Kronenorden sei auch sehr schön. Bock leide wohl am Größenkoabn. Unter solchem Disput ging es langsam weiter. Der Regen goß unaufhörlich, die Pferde dampften, endlich bog der Wagen in die feste Straße der Stadt ein und Knall mann fuhr seine beiden Gäste über die Varzea, den großen Weideplatz hinter der Kammer, in dessen Mitte das Wasser bereits fußhoch stand. Bock hörte das Rauschen des Wassers in den Radspeiche». Warum nur dieser Kerl, dieser Knall mann sich nicht am Rande hielt? „Fahren Sie links!" brüllte Kunz. Der Fuhrmann hörte offenbar im Rauschen des Masters nicht, er hieb auf die Mähren: ,,Ora! Huh! Ora!" und immer tiefer gingen di« Räder im Wasser. „Dieser Baname ist offenbar bezecht!" erklärte Bock, „he Knallmann", er klopfte an das Wagenfenster, „sind Sie ganz des Teufels?" „Hüüü — ooh!" rief der und zog die Zügel an. Tann trat er aus die Deichsel und nestelte am Pferdegeschirr, die Stränge hatten sich offenbar verwickelt. Aber mit einem Ruck schwang sich Knallmann aus den Braunen, nahm das andere Pferd am Halfterriemen und ritt davon — patsch! patsch! stampften die Gäule durch das Waster. „Meirich! Knallmann! Heinrich!" brüllte Bock und riß den Wagenverschlag auf, „was machen Sie nur? So hören Sie doch!" erst neuerdings den Nachweis zu führen unternommen, daß diese Worte nicht gesprochen worden sind; jedenfalls hat Eambronne, dem sie in den Mund gelegt wurden, stets in Abrede gestellt, daß er sie gebraucht habe. In einem inter essanten Artikel, den Victor Goedorp in suis wui" veröffentlicht, werden sic nun dem Obersten Martenot, Baron von Cordoux, zugeschriebcn, und zwar soll nach dieser Darstellung der Hergang folgender gewesen sein: Die Schlacht von Waterloo neigte sich dem Ende zu, und die französische Armee war in völliger Auflösung. Auf einem erhöhten Plateau stand die Reserve, die sich aus der jungen Garde zusammensctzte, und dem zweiten Grenadierregiment unter dem Befehl des Obersten Martenot de Cordoux, in dessen Reihen sich auch die Trümmer der aufgeriebenen Bataillone und mit ihnen die Generäle Cambronne und Michel geflüchtet hatten. Vergebens griff hier die eng lische Kavallerie, die Wellington selbst dirigierte, verschie dene Male an: Die Garde wich keinen Schritt zurück. Der Führer der Engländer rief unaufhörlich hinüber: „Ergebt euch, ergebt euch!" Cambronne antwortete mit einem kräf tigen Svldatenwort. Trotzdem schickte Wellington einen seiner Adjudanten an den Baron de Cordoux mit der Auf forderung zur Uebergabe: Es wäre bester, die Waffen nie derzulegen, als so viele Menschen einem unnützen Widerstande zu opfern. Da riß Cordoux eine Seite aus seinem Notiz buch und schrieb eiligst die Worte nieder: „Die Garde stirbt nnd ergibt sich nicht". „Hier meine Antwort!" sagte er zu dem Abgesandten, dann drehte er sich zu seinen Leuten und rief: „Soldaten, die Garde stirbt und ergibt sich nicht!" Und bei diesen Worten brachen Offiziere und Soldaten laut in den Ruf aus: „Die Garde stirbt und ergibt sich nicht!" Diese Darstellung stützt sich auf eine Broschüre, die ein Landsmann Martenots, Albert Albri er, im Jahre 1867 herausgegeben hat, und sie wird bestätigt durch den Bericht einer Kommission, die im Jahre 1843 nach dem Tode Cam- bronncs zusammentrat nnd einen Streit zwischen den Nach kommen Cambronnes und Michels über den Urheber dieser Worte in einem Gutachten an den Kriegsminister dahin ent schied, daß „nach der einstimmigen Meinung der Offiziere des 2. Regiments der jungen Garde der Oberst Martenot de Cordoux allein an Wellington geschrieben und gerufen habe: „Die Garde stirbt und ergibt sich nicht!" ^V. Friedrich Theodor Vischers hundertster Geburtstag. In VischerS Heimatland Schwaben finden anläßlich der dundrrtslen Wiederkehr seine- Geburtstages (SO. Juni) verschiedene Gedächtnis feiern statt. Ja seiner GrburtSstadt Ludwigsburg veranstaltet der Historisch« Verein eine Feier mit Reden Deklamation und Gesäntsen. an der sich sämtlich« Angehörige der Familie des großen AesthetikerS lsein Sohn Prof. Dr. Robert Vischer aus Göttingen, seine Enkelin Frau Prof. Meißner aus Königsberg usw.) be teiligen. In Stuttgart feiert die Technische Hochschule den Gedenktag durch einen akademischen Festakt, bei welchem Vischers Nactstolger Pros. Dr. Harnack die Gedächtnisrede hält. Der Lite- rarischc Klub Stuttgart läßt später eine Feier folgen, mit Festrede von Geheimrat Prof. Güntter. Auch die Universität Tübingen ehrt das Andenken Vischers durch einen Festakt. Besonders hervor- rnbeben ist die Vischer-AuSstellung, die das Schillerrnnsrum in Marbach mit Unterstützung von Verwandten und Freunden Vischers veranstaltet hat. Diese von jetzt bis Ende September gr- Aber der Fuhrmann verschwand schon hinter einem hohen Busch in der Dunkelheit, durch welche die Lichter der nächsten Straße trübe schienen. Zwei-, ia dreihundert Schritte waren es gut. So saßen die beiden Freunde wie Noah über den Mastern, und Kunz meinte ergrimmt: „Wäre ich daheim geblieben und hätte mich nicht von Ihnen verführen lasten." Da fauchte Bock ihn an: „Was? Verführen? Juckte es Sie nicht in allen vier Beinen, bis Sie in den Wagen kletterten?" „Was — vier Deinen? Sie unverschämter Patron!" Und im Zorn schlug Kunz auf des Advokaten neuen Seiden hut, daß dieser aussah, wie eine Ziehharmonika. „Das soll Ihnen teuer zu stehen kommen, Sie brutaler Mensch! Paragraph 167: Sachbeschädigung, Paragraph 218: Beleidigung, Paragraph —" Aber Bock kam nicht weiter; in aufwallender Wut «ab ihm Kunz einen Puff, daß der Sachwalter samt seinen Para graphen »ns Master ilog. „Versuchter Mord!" gurgelte er und rieb sich das Waster aus den Äugen. Da flog ihm auch der Seidcnhut nach. Eilig rauschte er durch das Wasser davon. Dieser Kunz war ja schlimmer als ein Mörder! Kunz aber sah trübselig auf die Wafserwüste, seufzte und fluchte noch einmal, dann zog er Stiefel und Strümpfe her unter und watete los. Bei jedem Stein und Kampdorn aber, auf den er trat, tat er einen lästerlichen Spruch aus Lenz und Knallmann, denn es begann in ihm zu tagen. O dieser verwünschte Strauß! Als er aber just Lenz mit Hint ansetzung aller christliäien Nächstenliebe zehn Millionen Klaf ter tief in die Erde verwünschte, da strafte ihn die waltende Gerechtigkeit, denn er geriet in einen Graben, daß ihm das Waster in den Westentaschen stand. Treulos hüpfte der Seidenhut davon. Im Klub erstattete Knallmann indes Bericht und sein Lob erscholl ihm aus aller Munde. Er ließ sich ein Glas Grog geben, Lenz bezahlte fünf Milreis und der Doktor legte mit Tränen der Freude noch fünf hinzu. Am anderen Tage reichte Bock die Klage ein und Kunz hütete das Bett, um sich von dem Gang durch die Waster und einer stattlichen Rede seiner Gattin zu erholen. Sein schöner Seidenhut ist mit den ablausenden Wellen des Grabens davongeschwommen und in der Dornenhecke an Daniel Wahrendorss Pserdekoppel hängen geblieben. Da hat ihn eine Kolonie der geselligen Anuvögel zum gemein samen Nest erhoben. Da sitzen die geschwätzigen Vögel oft beieinander und er zählen von den schönen Tagen, wo die Raketen knatterten und di« Böller krachten, wo der fette Ochs, der sonst hier graste, sein junges Leben lasten mußte und Bock und Kunz ihren Gang durchs Waster machten und ihren Prozeß be kamen, der heute noch spielt. Und dann lachen sie und wippen mit den langen Schwänzen und freuen sich von ganzem Her-, zen über die klugen Menschen. * * „Die Garde stirbt und ergibt sich nicht!* Auch diese berühmten historischen Worte, die in der Schlacht von Water- loo gefallen sein sollen, hat die neuere Geschichtsforschung, wie so viele andere, anzuzweifeln versucht. Namentlich hat der französische Geschichtsschreiber von 1815, Henry Houssaye, öffnete Ausstellung enthält Bildnisse Vischers aus allen Lebens- altern, Zeichnungen von seiner Hand, Manuskripte seiner wissen- schriftlichen und poetischen Werte, Briese von und an Bischer. Tie über 200 Stücke umsassende Sammlung gibt ein anschauliches und fesselndes Bild seines Leben? und Schaffens. * Kleine Chronik. Zu der Frage über Trust von Leydens Nachfolger inrldet ein Münchener Telegramm: Professor Friedrich Müller, an den, wie berichtet, der Ruf ergangen war, Ernst v. Leydens Lehrstuhl in Berlin einzunehmen, hat diesen Ruf abgelednt. ES komme» jetzt noch die von der Ber- linrc Fakultät vorgeschlagene» Professoren Krehl und HiS für LeydenS Stellung in Betracht. — Dem ersten Assistenten der unter Leitung des Geheimrats Professor Senator stehenden medizinischen Poliklinik der Universität Berlin, Dr. Max Moss«, ist Las Prädikat „Professor" beigeleat worden. — Aus Prag meldet ein Telegramm des „Berl. Tagebl.": Znm Rektor der hiesigen deutschen Universität wurde Professor August Sauer, der bekannte Literarhistoriker, gewählt. — Wie verlautet, wird Agnes Sorma ibre Tätigkeit an der Bühn« deS Herra BarnowSky mit der Darstellung der weiblichen Hauptrolle in Andrö Gides Schauspiel „Der König KanvauleS" beginnen. — Wilhelm Diegelmaun, der Heldenvater des Frankfurter Schauspielhauses, der im vergangenen Jahre unter großen Ehrunaen sein 25 jähriges Jubiläum der Zugehörigkeit zum Frankfurter En semble feierte, wurde von Direktor Rerohardt zum Herbste auf mehrere Jahre für daS Deutsche Theater in Berlin verpflichtet. — Mathilde Veneta, die einst virlgefeiert« Schauspielerin, ist in Ballenstedt im Harz nach längerer Krankheit gestorben. Ihre Leiche wurde in aller Stille in Steglitz beigrsetzt, wo die Künst lerin jahrelang mit ihrem ihr im Tode voraüfgegangenen Gatien. Baumeister Meske, lebte. Veneta lihr eigentlicher Name war Kuttner) ist am 27. Februar 1838 in Buckau geboren. Sie ging ohne weitere künstlerische Ausbildung zum Theater und brachte cS nach allerlei Wanderfahrten bis zu einer Stellung am Wiener Burgtheater. Von dort au- kam sie nach Amerika, wo sie Bühnen iritrria wurde und auch Marie Seebach als Gast gewann. 1873 übernahm sie daS zwei Jabre vorher gegründete Berliner Stadttheater in der Liudenstraße, das sie drei Jahre lang mit großem Geschick und vornehm künstlerisch leitete. Trotz dem blieb der pekuniäre Erfolg aus, und Mathilde Veneta opferte ihrer DirektionSführung einen großen Teil ihres Vermögens. Später nahm sie nochmals rin Engagement am Residenz-Theater bei Anno an, wo sie in SardouS „Theodora" neben Charlotte Frobn ia der Rolle der Wahrsagerin sehr gefiel. Auch auf schriftstellerischem Gebiete leistete sie in kleinen Skizzen und Novelle» Anerkennens wertes. — Wie über die Kapellmeisterfrage am Hostbrater in Karlsruhe verlautet, findet eine direkte Besetzung der ersten Kapellmeifterstelle vorläufig nicht statt, «S ist vielmehr neben Hotkavrllmeister Lorenz, der nach Erkrankung deS ersten Hof kapellmeisters Balling mit viel Umsicht die Oper allein leitete, Dr. Georg Göhler, erster Kapellmeister am Hosiheater zu Altenburg, berufen worden. — Die Stadt New Uork wird von der Saison 1908/09 ab wahrscheinlich vier Opernhäuser haben. Hammrrstein, der in seiner Manbatian-Oper schon jetzt der Metrovolitan-Oper ConriedS energisch Konkurrenz macht, hat sich mit Nellie Melba assoziiert, um den Bau einer „National- Oper" zu betreiben. Außerdem tat aber ein ehemaliger Kapell- meiner der Metropolitan-Oper, Natt an Franko, die nöligen Fonts zusammengebracht, um cine „VolkS-Oper" iu begründen. Man glaubt, daß bci der großen Vorliebe der New Dorker für die Oper sich alle vier Institute recht aut werder halten könne».
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