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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190706303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-30
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Ehr. Wöstmann G. m.b. y. (Lelle (Hannover) Buch- und Steindruckfcrrben-Fcrbriken Schwcrrzfcrrben-, Arnis- und Rußfabrik in Lelle. Buntfarben und Chemische Fabrik in Alein-Hehlen b. Lelle. Im Jahre 1817 begann der Kaufmann I. H. Holste in Celle mit der fabrikmäßigen Herstellung der Druckerschwärze. Cr wurde durch den Ccller Buchdruckereibesitzer Pick hierzu veranlaßi, und zwar aus dem Gründe, weil bis dahin die Buckdrucker sick selbst die Farbe und den hierzu erforder lichen Firnis unter sehr primitiven Verhältnissen und großem Aufwand an Zeit und Geld Herstellen mußten. Anfangs hatte Holste mit Schwierigkeiten wegen Ein führung seines Fabrikates zu kämpfen, weil die Buchdrucker viele Vorurteile gegen die fabrikmäßig hergestellte Farbe batten. Sie konnten sich fcdoch diesem bedeutenden Fort- ichritt nicht lange verschließen, um so weniger, als -Holste 'eine Farbe nur aus bestem Firnis und gutem Nuß hcrstclltc und auf diese Weise ein vorzügliches, dem selbstbcrcitctcn überlegenes Fabrikat lieferte, welches sich dann auch bald in vielen Druckereien Eingang verschaffte. Bald erkannte Holste die Notwendigkeit, sich die Roh- maicrialien selbst berzustellen, um Gewißheit über ihre Güte und Reinheit und Garantie für ein schönes und gleich mäßiges Fabrikat zu haben. Er erbaute größere Ruß brennereien und Ruß-Kalzinicranstalten; ebenso errichtete er eine Lampenrußfabrik zur Erzeugung allerfcinstcr Ruße, welche zur Herstellung von Jllustrationsfarbc dienten. Hierdurch war cs ihm möglich, eine Farbe zum Druck von feinsten Illustrationen in den Handel zu bringen, welche 'ich nickt nur im Jnlande, sondern auch im Auslände, z. B. in Paris bei den Firmen Firmin Didot Freres, Magasin Pittoresque, Lahure k Co., Kugclmann, I. Clancs K Comp., Charavay, Eingang verschaffte. Um die Fabrikation im großen betreiben zu können, assoziierte sich Holste im Jahre 1831 mit den Gebrüdern Carl L Chr. Hostmann in Celle, und diese übernahmen den kaufmännischen Vertrieb der Fabrikate. Nach dem, im Jahre 1852 erfolgten Tode von I. H. Holste blieben seine Erben neben den Gebrüdern Carl L Chr. Host mann an der Fabrik beteiligt. Im Jahre 1857 übernahm der Sohn von Chr. Hvstmann, Georg Hostmann, die Farben fabrik und deren Leitung. Nachdem im Jahre 1872 der Namensträger der Firma, Chr. Hostmann, gestorben war, trat im Jahre 1876 der Großenkel des Begründers der Fabrik, Heinrich Holste, als Teilhaber in das Unternehmen ein. Das Geschäft nahm nun eine immer größere Ausdehnung an. Der Fabrikbetrieb wurde durch Aufstellung moderner Dampfmaschinen, neuester Farbreibmaschinen, den Bau einer Gasanstalt usw., der kaufmännische Betrieb durch Errichtung von Agenturen in Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hamburg, so wie im Auslande in Petersburg, Kopenhagen, Cliristiania, Brüssel, Zürich, Budapest bedeutend erweitert. Um den Anforderungen des modernen Geschmacks in der graphischen Branche, welcher dem Buntdruck mehr Ver breitung verschaffte, entsprechen zu können, wurde im Jahre 1895 die Fabrikation von bunten Farben ausge nommen, und auf einem Areal von zirka 15 Morgen in dem idyllisch gelegenen Klein-Hehlen, einem Vororte von Celle, eine Chemische und Buntfarbenfabrik zur Herstellung aller bunten Buch- und Steindruckfarben errichtet. Im Jahre 1897 trat der Sohn von Georg Hostmann, Dr. Georg Hostmann, als Chemiker und Teilhaber in das Geschäft und übernahm speziell die Leitung der Buntfarben fabrik. Derselbe widmete sich vor allem dem Ausbau und der Verbesserung der Fabrikationsmethoden der bunten Farben, die sich durch ihre hervorragende Qualität in kurzer Zeit Eingang bei den Buch- und Steindruckereien ver schafften. Im Jahre 1900 wurde die offene Handelsgesellschaft Chr. Hostmann aus Familienrücksichten in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Dr. Georg Host mann, sowie Heinrich Holste wurden Geschäftsführer der neuen Firma. Im Jahre 1902 setzten sich Georg Hostmann sen. und Heinrich Holste zur Ruhe,' und dieser übertrug alle seine Rechte und Vermögcnsanteilc an den beiden Fabriketablisse- mcnts: Schwarzfarbenfabrik, Firnis- und Rußfabrik in Celle, Buntfarben- und Chemische Fabrik in Klein-Hehlen, an den Fabrikbesitzer Heinrich Steinberg in Berlin, dessen Sohn, Ernst Steinberg, im Jahre 1904 als dritter Gesell schafter und Geschäftsführer in die Firma eintrat. Der Gesellschafter Heinrich Steinberg hat im Jahre 1870 unter eigenem Namen in Berlin ein Fachgeschäft gegründet, dasselbe bis zum Jahre 1904 innegehabt und es zu einer großen Ausdehnung und hohem Ansehen gebracht: auch die ' bedeutende Firma S. Weiler, Handlung mit Lithographie- steinen, war 23 Jahre lang sein Eigentum. In den letzten Jahren seines Berliner Aufenthaltes be trieb er mit seinem Sohne Ernst neben den erwähnten Geschäften in seinem Fabrikhause eine Buch- und Steinbruck farbenfabrik, die mit der Firma Ehr. Hostmau» verschmölze» wurde. Heinrich Steinberg und Ernst Steinberg traten mit reichen Erfahrungen und vielen Kenntnissen in die Firma Chr. Hostmann, G. m. b. H., in Celle ein und gaben gemein sam mit Dr. Georg Hostmann, der inzwischen Schwiegersohn von Heinrich Steinberg geworden war, dem ganzen gewerb lichen und kaufmännischen Betriebe einen neuen Impuls. Durch die Erweiterung der beiden Etablissements, der Schwarzfarbenfabrik in Celle, durch Ausdehnung der Ruß- und Firnisfabrikation, der Harzdestillation, der Rotations- farbenfabrikation msw., der Buntfarbenfabrik in Klein- Hehlen, durch Vergrößerung aller Zweige der Chemischen Abteilung und Buntfarbenfabrikation usw., wurde die Leistungsfähigkeit der beiden Werke auf eine hohe Stufe ge bracht. Der Vertrieb der Fabrikate wurde durch Etablie rung neuer Niederlagen und Agenturen in den Städten München, Köln, Dresden, sowie Amsterdam, Moskau, Hclsingfors, Stockholm, Malmö, Gothenburg, Prag, Wien, London erweitert. So steht die alte Firma in jeder Be ziehung als eine der modernsten und leistungsfähigsten des Kontinents da. Ihre Fabrikate gehören zu den besten Er zeugnissen dieser Branche und werden überall, wo sie sich Eingang verschafft haben, mit bestem Erfolg verwandt. Sie rechnet es sich zur Ehre an, ihrerseits auch an der bedeuten den Hebung der deutschen graphischen Industrie mit Vei- getragen zu haben. E. Sachße K Co., Leipzig Fabrik ätherischer Gele gegr. ^859. Hervorgegangen aus Brückner, Lampe 6c Go., Drogenhandlung engros Leipzig, Berlin, Hamburg gegr. 1750. Am 7. Februar 1750 errichtete David Heinrich Brückner aus Merseburg in der Kakharinenstraße, Leipzig, eine Trogcnhandlung, die sich aus kleinen Anfängen schon zu ihren Zeiten zu einer ersten Stellung in der Branche erhob. Unter seinem Enkel Johann Caspar Lampe entwickelte sich das Geschäft derart, daß es in der Lage war, die von den verbündeten Negierungen nach der Schlacht bei Leipzig er richteten Lazarette zu versorgen. Was dies bedeutet, mag die Tatsache beweisen, daß die Forderung der Firma im Mai 1814 700 000 Taler betrug. Es ist hier nicht der Ort, näher aus die Entwicklung von Brückner, Lampe <L Co. einzugehcn, da sich das Hauptgeschäft nicht in Leipzig, sondern in Berlin befindet. Es erübrigt nur zu sagen, daß nach Johann Lampe, der frühzeitig an den Folgen von Lazarett-Fieber 1817 starb, sein Sohn, der spätere Geh. Kammerrat Dr. Carl Lampe, Ehrenbürger der Stadt Leipzig, die Leitung der Geschäfte übernahm und bis zu seinem Tode 18«9 behielt. Schon seit 1810 hatten Brückner, Lampe L Co. nebenbei die Fabrikation von ätherischen Oelen, insonderheit von Angelica-Oel, Anis-Oel, Coriandcr-Oel, Fenchel-Oel, Kümmel-Oel, Psesferminz-Oel usw. betrieben, das heißt von solchen Kräutern, Samen und Wurzeln, die in Sachsen und Thüringen so günstig gedeihen. 1859 wandte sich ein in dieser Branche besonders be wanderter Herr Emil Sachße an die Firma und mit ihm zusammen wurde, getrennt von Brückner, Lampe L Co., eine neue, ausgedehntere Fabrikation unter der Firma E. Sachße L Co. gegründet. Beide Geschäfte befinden sich noch im Besitze von Enkeln deS vorerwähnten Geheimrats Lampe. In den ersten Jahren der Gründung wurde in ver größertem Maßstabe, aber in der Hauptsache im alten Geleise weitergearbeitct. Neu wurde dann hinzugenommen die Fabrikation von Essenzen zur Likör-Bereitung, von Fruchläthern und Fruchtcssenzcn, zum Aromatisieren von Zuckerwaren, ein Zweig, der sich von Jahr zu Jahr ver größert und den Fortschritten der Zeit entsprechend jo ver feinert hat, daß die gelieferten Produkte zu den besten ihrer Art zählen. Während der letzten 20 Jahre wurde in rascher Folge neu ausgenommen die Destillation ausländischer Gewürze, Hölzer, Kräuter, Samen und Wurzeln, wie z. B. Gewürz nelken, Muskatnüsse, Patchoulhkraut, Sandelholz, Veilchen wurzeln, Zimt und dergleichen mehr, auch von frischen, heimischen Früchten, von denen als wichtigste die Himbeere genannt werden mag, deren Destillation in enormen Quan titäten zur Berei-tung alkoholfreier Getränke Verwendung findet. Der Wunsch, die ätherischen Oele in einer möglichst kon zentrierten und für den Konsumenten brauchbaren Form in den Handel zu bringen, veranlaßte die Abscheidung der gcruch- und geschmacklosen Bestandteile fder Terpene und Sesquiterpene usw.s und somit die Fabrikation sämtlicher terpensreien ätherischen Oele und von Anethol, Borneol, Carvol, Citral, Eucalyptol, Eugenol, Geraniol, Menthol, Santalol, Thymol usw., die alle von einschneidender Be deutung für den Geschäftszweig geworden sind. Der wirtschaftliche Aufschwung in der Welt und die da mit verbundene Gewöhnung an einen gewissen Luxus hat dazu beigetragen, die Parfüm- und Seifen-Jndustrie in Deutschland und allen Ländern zu einer blühenden Ent wicklung zu bringen. Die Arbeiten der Wissenschaft haben den modernen Ansprüchen durch die Erfindung künstlicher Riechstoffe, die dazu beitragen, dem natürlichen Parfüm? einen haftenden, volleren Geruch zu geben, Vorschub ge leistet. Wir denken vorzugsweise am die vielen Blnten-Oele lHeliotrop, Flieder, Gartenn^ke, Jasmin, Maiglöckchen, Narzisse, Syringablüten usw.s a» künstliches Neroli- lOvangen-Blüten-j, Rosen-, Vlang-IIang-Oel, an Benzyl acetat, Benzylbenzoat, Tresol, Aavo-Aara usw., deren Fabrikation von E. Sachße L Co. ausgenommen wurde und die unentbehrlich für den modernen Parfumour geworden sind. Das neueste von E. Sachße L Co. dargestellte Wissenschaft- liche Präparat ist Hirudin, Jacobi >D. R. P.s, ein aus Blut egeln hergestelltes Produkt zur Flüssigerhaltung von Blut, für Mediziner und Physiologen von eminentem Interesse. Es finden bei E. Sachße L Co. Beschäftigung: 3 Proku. risten, 3 Chemiker, 5 Reisende, 28 Bureaubscmntc und 34 Arbeiter. An allen Hauptplätzen der Welt vermittel» Agenten die Geschäfte. In Liesing bei Wien wird eine Filial-Fabrik seit 1896 unterhalten. Wäschefabriken von Gebrüder Simon, Aue i. Erzgebirge. Hauptfabrik in Aue. — Verkaufshaus in Berlin. Zweigfabriken in Zschorlau, Grünstädtel, Bockau, Stützengrün. — Faktoreien in Lauter, Hartenstein und Wildenfels. In den letzten Jahrzehnten hat das Deutsche Reich, und damit auch Sachsen, einen wirtschaftlichen Aufschwung von gewaltigen Dimensionen genommen; überall hat sich eine ftctig steigende Entwicklung vollzogen. Eine einheitliche Technik, eine wirtschaftliche, in sich geschlossene Großindustrie liehen den in immer größerem Stile hervortretenden Unter- nehmungen eine kraftvolle Basis und halfen dem kaufmänni schen Geiste in seinem Zuge nach Großem einen weiten Spielraum gewinnen. Wenngleich auch die Geschichte Sachsens manches Beispiel von raschem Aufblühen industrieller Unternehmungen in diesem Zeitraum zu verzeichnen hat, so dürfte wohl unter den Firmen, welche sich in so gewaltigem Maße empor gearbeitet haben, an erster Stelle mit die oben genannte Firma Gebrüder Simon in Aue zu nennen fein, die in den 30 Jahren ihres Bestehens tatsächlich in ihrer Branche einen von keiner Seite, auch nicht annähernd, erreichten Aufschwung genommen hat. — Die Herstellung von Wäsche im Großbetrieb ist ver hältnismäßig noch jungen Datums. In den sechziger Jahren, wo sie zum erstenmal im Vogtland und im Erz gebirge, speziell in Oberpsannenstiel bei Au«, auftrat, fanden wir sie nur als Hausindustrie. Die Erzeugnisse waren allerdings damals in der allcrprlmitlvstcn Weite gearbeitet und verdienten kaum den Namen Wäsche. Es bedurfte erst eines unternehmungslustigen Anstoßes, um mit dem Alt- hergebrachten in der Wösckkbronche zu brechen und neue Bahnen einzuschlagen Tiefes Verdienst gebührt nun dem Bcgrunder und Mit inhaber der unter der Girina Gebrüder Simon in Auc be stehenden Wäschcfabriken, Herrn Kommerzienrat Coßler. Derselbe kam Mitte der 70er Jahre als Angestellter eines »roften Kölner Hauses nach Aue. Er erkannte frühzeitig die Zukunft des Artikels, sah aber auch bald ein, daß unter den obwaltenden Produktionsverhältnissen au eine erfolg reiche Hebung der Herstellung von feiner Wäsche nicht ge dacht werden konnte. Er strebte vor allen Dingen eine Ver vollkommnung der Ware und Schaffung besserer Qualitäten an und richtete sein ganzes Augenmerk darauf, die Erzeug nisse der Ware durch mögliche Einführung von Maschinen arbeit großzügiger und vorteilhafter und für die in der Branche beschäftigten Arbeiter leichter und nutzbringender zu gestalten. Obwohl selbst nicht technisch gebildet, hat er nun aus der Praxis heraus nach und nach eine ganze Anzahl von Spezialmaschinen für die Wäschefabrikation erdacht und konstruiert, welche in der Hauptsache in der eigenen Maschi- nenbananftalt bergestellt wurde». Durch diese Erfindungen ist cr bahnbrechend geworden für die gesamte Wäsche-In dustrie und sind heute nicht allein seine Maschinen in einem großen Teil der Wäschefabriken Sachsens, sondern auch in denen non ganz Europa zu finden. Diesem Umstande, nämlich der Umgestaltung der Hand arbeit in Maschinenarbeit, ist cs in der Hauptsache zu ver danken, daß der Artikel Wäsche, welcher früher nur von den begüterten Klaffen getragen werden konnte, so wohlfeil wurde, daß er sich zu einem tatsächlichen Konsumartikcl herausgebildet hat und jetzt als solcher in die breiten Schichten des Volkes cingedrungen ist. Am 7. Mai 1877 errichtete nun Herr Caßler unter den denkbar bescheidenen Verhältnissen eine eigene kleine Arbeits stätte in gemieteten Räumen Troy vieler Hindernisse und ! fast unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten, die sich ihm beim Anfang seines Unternehmens in den Weg stellten, ist er, dank seiner eisernen Energie und unermüdlichen Tat. kraft, unaufhaltsam auf dem betretenen Wege vorwärts ge schritten und hat Stein auf Stein gefügt zu dem Werk, welches sich heute als das größte Fabrik-Etablissement seiner Branche in Europa darstellt und in bezug auf maschinelle Einrichtungen unbestritten die erste Stelle auf dem Konti nent einnimmt, ebenso wie eü auch, was seine Leistungs fähigkeit anbclangt, jede Konkurrenz überflügelt hat und an erster Stelle rangiert. Es würde zu weit führen, auf die Einzelheiten der Ent wicklungsgeschichte der Firma einzugehen. Es sei nur ge- sagt, daß die in Aue errichtete Fabrik, trotz der fast alljähr- lich vorgenommenen Erweiterungen, bald nicht mehr den Anforderungen genügte und, da Mangel an Arbeitskräften infolge der vielseitigen Industrie Hierselbst eintrat, zur Er richtung von Filialfabriken in benachbarten Orten im Ge birge geschritten werden mußte und so entstanden nach und »ach die Zweigfabriken: Zschorlau, Grünstädtel, Bockau und Stützengrün, während in Lauter und Hartenstein Faktoreien errichtet wurden. So ist denn aus den kleinen gemieteten Räumen zu Be ginn des Unternehmens ein großer Betrieb geworden, welcher gegenwärtig 5 Fabriken und mehrere Filialen um faßt, die durch ca. 700 Pferdestärken betragende Damps- und Wasserkraft angelrieben werden. Dis Arbeiterzahl, welche bei Errichtung der Fabrikation 8 Personen betrug, zählt heute innerhalb und außerhalb der Fabrik ca. :j000 Leute. Die Firma hat außerdem ein eigenes Verkausshaus in Berlin, beschäftigt als Nebenbetrieb eine Kartonnagen- Fadrik und besitzt ferner eigene Maschinenbaucrci, Tischlerei, Buck, und Steindrnckerci usw. Oie Erzeugnisse der Firma sind nicht nur in Deutsch land an ollen Orten zu finden, sondern überschreiten bei weitem die Grenzen unseres Vaterlandes und haben sich durch ihre gut« und exakte Ausführung, sowie gediegene Qualitäten den Weltmarkt erobert, so daß dieselben in ollen Erdteilen zu finden sind. — In volkswirtschaftlicher Beziehung hat der Aushau des Werkes eine ganz eminente Bedeutung erlangt. Die Firma ist im Laufe der Jahre nicht nur der Ernährer und Arbeit- geber zahlreicher Familien der Weißwarenbranchc des Auei tales und vieler benachbarter Gemeinden in weitem Um kreise vom oberen Erzgebirge bis hinunter in die Zwickauer Gegend und des Vogtlandes geworden, sondern auch eine große Menge Handels- und Gewerbetreibende hoben durch sic eine lohnende Existenz erhalten. — Wenn die Stadt Aue in den 30 Jahren ein« ungeahnte Entwicklungsperiode, von einem kleinen Landstädtchcn zu einem blühenden Jndustrieortc, durchmachte, so kann Wohl die Firma für sich das Recht in Anspruch nehmen, daß sie zu dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt einen großen Teil mit beigetragen hat. In Anerkennung seiner Verdienste um die Hebung der vaterländischen Industrie erhielt Herr Caßler im Jahre 1902 den Rang und Titel eines König!. Sächs. Kommerziell- rates, welche hohe Auszeichnung nicht bloß von seinen Ar- beitern und Angestellten mit großer Freude begrüßt, sonder» ihm auch aus weiten Kreisen der Bevölkerung lebhaft ge gönnt wurde; hat doch sein menschenfreundlicher Sinn, mit dem er in Not und Sorge Geratenen nicht bloß ein treuer Berater, sondern auch ein tatkräftiger Helfer und Unter- stützer gewesen ist, ihm einen großen Kreis dankbarer Freunde und Anhänger geschafft und ist doch sein Bestreben zur Hebung des Wohles der arbeitenden Bevölkerung, so wie fein wohltätiges und tatkräftiges Wirken im öffentliche» Leben allzu bekannt. Seit einer Reihe von Jahren geboit Herr Kommerzienrat Caßler als Stadtrat dem Rats kollegium an, und Hal er als solcher im besten Sinne -um Wohle und Segen unserer Stadt -ewirkt.
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