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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070704020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907070402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907070402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
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- Monat1907-07
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Bezugs-Preis M0«I«N« Uvl Nr. 183 w,lt») innerh-lb Deulschi-nd« X txurlqen Kolonien vtirtrtfLhrlich ü,! «nnatltch l,7S M. au«!chl. Poftbrst, Lr O-ürrrrtch » L 6S l>, ün»m Brlistrützekn. Di» «b»«ln« N«»« kostet 10 Pf^ Nrdektte» «tb ExpedMm»» J»dan»i«-ak» 8. «chtzo» M. 140S2, Mr. I1SS3, Mr. 14»- verliner Nrdakttnn« - vxr««»: Veelln IViV. 7, Prinz Loutt grrdin<uid< Straß« I. Lelrphim I, «r. 8275. Abend-Ausgabe 8. MiDMrTllgMM Handelszeitung. Ämtsvlatt des Rates und -es Volizeiamles -er Lta-l Leipzig. Donnerstag 4. Juli 1907. Anzeige«.Preis fkr Inl-r-t« «n L««pUa n»d U»«d»»a di, 6 -«svaU«»« v«tü»«u« 2L Vf *nan»t«l5 v« -ntwirt» » «., «eva»t«> l.»«..- »omUutlandSo^f., fin^«nzet,«,7SPs . Zastrate v. vch»rd«« tm amtlich«, L«0 4V P« Bellagi-kbiwr S «. -. Lausend «xN. Post -ebühr. «efchLfitanzetgen an bevorzugte. Still« tm Preise erhöht. Siabat« nach Lari« FesterteUt« Aufträge Unnen nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmte» Lagen und Plätzen wird keine Baranti« übernommen. A-qeig«-.«-nähme: Dlgufturplatz «, tzet sämtlichen Filiale« u. allen Naooncen- Expeditionen de« In- und «nülande«. Haupt-Filiale werkt»: T»rl Doncker, Herzog!. Bayr. Hofbuch- handliutg, Lützowftraße lv. rr«l«phon VI. Str. 4SM). 101. Jahrgang. Das wichtigste vorn Tage. Der belgische Gesandte ist in Belgrad auf offener Straße mißhandelt. (S. Ausl.) * Kriegssekretär Taft, -er voraussichtliche Präsident schaftskandidat, beabsichtigt eine Weltreise über die Philippinen und Sibirien nach Europa zu machen. (S. Ausl.) * Der Mörder Petkows wurde in Sofia zum Tode verurteilt. Seine 3 Mitschuldigen erzielten lebenslängliches bezw. Ibjähriges Zuchthaus und Freispruch. Die Trinkspvrrche von Fredensborg. Wie wir schon gemeldet haben, fand gestern abend im Fredensborger Schlosse eine Galatafel zu Ehren des kaiserlichen Besuches stakt. Die Trinktprüche, die zwischen den beiden Monarchen gewechselt wurden, trugen das Gepräge großer persönlicher Herzlichkeit. Der Trinkspruch des Königs Friedrich lautete: „Eure Majestät heiße ich aus tiefster Seele wärmstens will kommen, ein inniges Willkommen, das in gleichem Maße der Kaiserin und Königin gilt, die heute unseren heißesten Wunsch erfüllt, zum ersten Male in unserer Mitte zu erscheinen. Gerührten Herzens treten mir hierbei unsere früheren Besuche vor Augen, welche meinem unvergeßlichen Vater galten und die Hoffnung wecken, daß es Eurer Majestät auch unter den veränderten Verhältnissen bei uns uno unter «ns Wohlgefallen möge. Ich fühle mich gedrungen, hier meinen und der Königin herzlichsten und innigsten Dank nochmals auszusprechcn für die unvergeßlichen Tage, die wir im vergangenen Herbst in Berlin zubringen durften, und für den herzlichen Empfang, den Eure Majestät uns dort bereitet haben, und daran meinen und der Meinen wärmsten Dank für Eurer beiden Majestäten uns alle so hoch beglückenden Be- such knüpfend, erhebe ich mein Glas auf das Wohl meiner erhabenen Gäste, Eurer Majestät des deutschen Kaisers, der Kaiserin, sowie dasjenige des ganzen kaiserlichen und königlichen Hauses." Auf diesen Trinkspruch erwiderte der deutsche Kaiser: „Wollen Eure Majestät gestatten, daß ich im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und meinem unseren tief empfundenen herz lichsten Dank ausspreche für den warmen und herzlichen Empfang, den wir heute hier gefunden haben. Es ist Ihrer Majestät der Kaiserin eine besondere Freude gewesen, dem Wunsch Eurer Majestät nach- kommen zu können und hier in den trauten Kreis von Eurer Majestät erlauchter Familie eintreten zu dürfen. Unvergeßlich sind und werden mir bleiben die Tage, da ich als Gast an der Seite Eurer Majestät ehrwürdigen und liebenswürdigen Vaters weilen durfte, unter dem Zauber seiner ritterlichen Persönlichkeit, zu der ich in tiefster Ehrfurcht stets emporblicken werde. Eure Majestät haben in Gnaden der Tage gedacht, da Sie in Berlin geweilt haben, und ich kann es von ganzem Herzen versichern, daß es mir und meinem treuen Volk eine besondere Freude gewesen ist, Euren beiden Majestäten innigsten Willkommen entgegenzubringen. Voll herzlichen Dankes für die freundliche und gnädige Begrüßung wage ich es, daraus die Hoffnungen zu schöpfen, daß sie zu gleicher Zeit der Ausdruck herzlicher Freundschaft ist zwischen den beiden Häusern. Ich erlaube mir, das Glas zu erheben und auf daS Wohl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Königin und des ge samten königlichen Hauses und ans das Wohl Eurer Majestät schönen Landes zu trinken." AuS jedem Satze spricht ein sehr herzliches persönliches Verhältnis der beide« Fürsten. Aber mit keinem Worte ist einer c n g e r e n Freund Feuilleton. Das übrigblelbende Gute im Schlechten ist der Tuiiit. an dem die Strafe sich festhäkelt. » Hebbel. Giuseppe Garibaldi. Geboren am 4. Juli 1807. Von Paul Seliger (Leipzig!. In Italien trat zu der staatsmännischen und diplomatischen Tätig keit Cavour- und der militärischen Vittorio Emanueles ergänzend tue demokratisch-republikanische Bewegung, die ihren Mittelpunkt in Gari baldi fand und deren Bedeutung für die Entfachung der nationalen Be geisterung daS dankbare Vaterland dadurch anerkannt hat, daß es zur Feier dep hundertsten Geburtstages seines Nationalhelden den 4. Juli Amn Nationalfeiertage erhoben hat. Der Druck deS Metternichschen Systems, das wie überall, so auch in Italien ied« Besprechung der öffentlichen Mißstände in Presse oder Versammlungen unmöglich machte, führte bei dem dem Geheimbund- wesen von fHer zugeneigten italienischen Volkscharakter von selbst zu anSoedebnten Verschwörungen, deren Seele Giuseppe Mazzini war. Mehrmals versuchte Mazzini seine utvpistischen Ziele durch revolu- tionär« Erhebungen zu erreichen. Nach dem verunglückten Putsche von 1832 flüchtete er mit seinen Anhängern nach der Schweiz, und unternahm 1834 von hier auS einen Einfall in Savoven, der aber ebenfalls scheiterte. An diesem Unternehmen hatte sich auch der damals 27jährige Garibaldi beteiligt und floh nach dessen unglücklichem Ausgange nach Frankreich. In seiner Heimat (er war in Nizza als Sohn eines <2chiffslapitäns geboren und früh zur See gegangen) zum Tode verurteilt, führte er elnc Reihe Von Jahren ein unstetes Leben, stand eine Zeitlang im Dienste des Bcis von Tunis, dann in dem der südamerikanischen Republiken Rio Grande do Sul und Montevideo, zuletzt als Oberbefehlshaber der Marine von Montevideo und Anführer einer italienischen Legion, die sich aus poli tischen Flüchtlingen gebildet hatte. Bei einem der unaufhörlichen Streifzuge, die Garibaldi in dieser Eigenschaft unternahm, lernte er die iung« Frau eine- Brasilianers kennen, nut der ihn bald eine wechsel seitige leidenschaftliche Zuneigung verband und die ihm in der Folge zwei Söhne, Menott, lgeb. 1845, gest. 1903 in Roms und Ricciotti sgev. 1847), sowie eine Tochter, Teresina, schenkte. Unterdessen hatten sich in der Heimat die folgenschwersten Um wälzungen vollzogen. Papst PiuS IX. hatte das Papsttum wieder -um politischen Mittelpunkte deS Landes gemacht und. Vorbereitungen zur Gründung eine- italienischen Staatenbundes getroffen. Ein Aufstand in Palermo (im Januar 1848s nötigte den König von Neapel, seinem Reiche eine Verfassung zu geben, was jedoch nicht hinderte, daß sich Sizilien im April von Neapel lo-riß und einen gewaltigen Kampf gegen seine Be schaft der beiden Völker gedacht. Man wird danach gut tun, die politische Bedeutung des Besuches nicht zu überschätzen. Der König von Dänemark hat den Prinzen Adalbert von Preußen zum Ritter des Elesanten-Ordens ernannt. Ferner hat der König dem Generaladjutanten v. Messen das Großkreuz des Danebrog-Ordens in Diamanten und dem Chef des Marinekabinetts Konteradmiral Müller, sowie dem Gesandten Freiherrn v. Jenisch und dem Vizeobexzeremonicn. meister von dem Knesebeck das Grobkreuz des Danebrog-Ordens ver- liehen. Di« Gestaltung der Fleischpreise in« laufenden Jahre. In den Zeiten der Schweinefleischteuerung wurde oft und deutlich darauf hingewiesen, welch eine exorbitante Höhe die Preise für Schweinefleisch im Vergleich zu früheren Jahren erreicht hatten. Nun mehr fei auch uichl ignoriert, daß die Preise wieder einen relativ niedrigen Stand aufweiseu. Lassen wir die Maikipreise in verschiedenen deutschen Großstädten als maßgebend für den Durchichnitl gelten, so ergibt sich aus einem Vergleich zwilchen den Preisen dieses und des Jahres 1898, raß die diesjährigen Marktpreise jür Schweinefleisch in dcn wichtigsten de tsche» Großstädten unter den damaligen stehen. Die niedrigsten Jahresdurchschnitt-Preise für Schweinefleisch hat feit 1898 das Jahr 1904 gebracht. Stellen wir die Schweinefleischpreise im Juni 1904 denen des Junr 1907 gegenüber, so sehen wir, daß sie in einigen Städten ebenso hoch wie damals, in einigen allerdings über den da maligen stehen. 1 Kilogramm Schweinefleisch billigster Sorte kostete nämlich Mitte Juni Maik in 1898 1904 1907 Berlin .... . 1,20 1,00 1,00 Danzig (1899) . . . 1,10 1,10 ' 1,20 Dresden (1899) . . 1,00 1,20 1,40 Chemnitz (1899) . . 1,28 1,20 1,20 Leip.ii, (18V8) . . 1,2V 1,10 1,1V Stuttgart lI890) . . 1,40 1,10 1,30 München (1893) . . 1,48 1,00 1,36 Im Vergleich zu 1898 resp. 99 zeigen nur Danzig und Dresden noch eine Zunahme des Schweinefleilchpreifes, in den übrigen Städten dagegen steht er in diesem Jahre niedriger. Mit 1905 und 1906 ver glichen ergibt sich durchweg eine erhebliche Verbilligung des Schweine- peilcheS. Ganz entgegengesetzt zu der Bewegung der Preise für Schweine fleisch ist die Bewegung der Rindvieh» und Hammelfleischpreise in rieseln Jahre. Nirgends ist gegenüber früheren Jahren eine deutliche Verbilligung zu bemerken; durchweg hat sich vielmehr daö Niveau der Fleischpreise bedeutend gehoben. 1 kg Rindfleisch billigster Sorte kostete nämlich in Mark Mitte Juni in 1899 1906 1997 Berlin. . . . 1,00 1,30 1,30 Danzig. . . . 1,10 1,20 1,20 Dresden . . . 1,10 1,30 1,20 Cdemuitz . . . 1,12 1,22 1,32 Leipzig . . . 1VV 1,2V 1,3« Stuitgart. . . 1,20 1,10 1,00 München . . . 1,00 1,44 1,42 Die einzige Stadt ist demnach Stuttgart, in der der Rind viehfleischpreis gegenwärtig niedriger steht als 1906 und 1899, aller dings ist auch der diesjährige Preis in Stuttgart im Vergleich zu anderen Orlen ausfallend niedrig. Der Berliner Preis ist zwar gegen über 1906 nicht mehr in die Höhe gegangen, er weist aber wie der Leipziger und Münchener Pieis im Vergleich zu 1899 eine ganz bedeutende Steigerung auf. Noch weit schärfer als bei Rindfleisch ist die Spannung zwilchen dem diesjährigen Preis und dem früherer Jahre bei Hammelfleijch. Ist doch z. B. in Chemnitz der Hammelfleisch preis gegenüber 1899 um nicht weniger als 32 Pfg. oder 26 Prozent gestiegen. 1 Kilogramm Hammelfleisch billigster Sorte kostete in Mar* Mitte Juni in 1899 1906 1907 Berlin „ . ' . . 1.20 1,60 1,40 Danzig . .... 1,20 1,40 1,50 Dresden . .... 1,00 1,40 1,40 Cdemnis. . ... 128 160 1,60 Leipzig . .... 1.VV 1,3« 1,4V Stuttgart .... 1,20 1,20 München .... 1,00 . 1.20 1^6 Nur Berlin weist im Vergleich rn 1906 eine Verbilligung deS Hammelfleisches aus; in den anderen Orten ist der Preis teils gegen über l906, teils gegen 1899 gestiegen. Jertungsstiinmen. DaS Leitthema der deutschen Preßerörteruugen ist noch immer der Peters-Prozeß. Die Sozialdemokratie gefällt sich fortgesetzt in einer rüden Anpöbelung aller derjenigen, welche die nationalen Verdienste deS Dr. Peters nicht aus der Kritik seiner afrikanischen Gebarung auS- scheiden mögen. So heißt es im „Vorwärts" über den Münchener PeterS-KommerS: Wie einit iu Pestzelten Haufeu geistig Verwirrter, die Flagellanten (Geißel brüder) hordenweise Las Land durchzogen, um sich in wollüstiger Ekstase den Leib zu zerflei chen, so begeben jetzt im Zeichen der Kolonialpest die PeterS- Flagellanlen wahre Orgien moralischer Selbsiauspeitjchung. Aber auch im nationalen Lager findet PeterS nicht durchweg eine gute Presse. So schreibt die „Magdeburger Zeitung": Was den im Miltelounkte diese- leidenschaftlichen Kampfe» stehenden Manu anlangt, so bat ihn das Münchener Gericht in einem Hauptslreitpuolte gereinigt. DaS ist freilich nicht viel. Vorsichtig drückt sich auch der „Hannov. Courier* an-r Was erreicht worden ist, ist eine Erschütterung der früheren Urteile, ist die Feststellung, daß daS damalige Belastungsmaterial zu hoch, da- Entlastungs material zu niedrig bewertet worden ist und zwar wesentlich au» unzureichender Kenntnis der besonderen zeitlichen und örtlichen Umstände, unter denen diePeter» zur Last gelegten Talen begangen wurden. Einen ernsten Willen zur Objektivität treffen wir besonder- auch in dem Peters-Artikel deS „H amburger Korrespondenten" au: Peters bat von jeher viele Feind« gehabt. Ihm fehlt die Jovialität mit der Wissmann alt und jung, Kameraven und Untergebene an sich fesselte. Er ist schroff, eckig, scharf. Persönliche Feind« haben da» erste Material gegen ihn geliefert. Nach feiner Verurteilung mag er manchem aus die Nerve» gefallen sein mit der Zumutung, ihm, dem in England lebenden Ver urteilten, mehr z« glauben, al» einem Disziplinär - Gerichthofe, der von Geheimräten wimmelte. In später Nachtstunde riß itnr wohl auch der Rausch zu unvorsichtigen Aeußerungeo, Renommistereien und höchst gewagten Hypothesen hin. Davon erfuhren dann seine Feinde. Der in Kolonialkreisen florierende Klatsch trug die neueste „Unglaub lichkeit" deS Tr. Karl Peters zu allen Basen und Tanten. So wurde das Bild des Mannes, dem wir Ostafrika verdanke«, immer wieder geschwärzt, bi» eS jetzt in München wieder llar geworden ist. Ob für alle Zeiten? Wir wagen es nicht zu hoffen. Dieser Prozeß hat den Streit noch niat zu Ende gebracht. Schaudernd sehen wir die Wahrlcheinlichkeit einer ganzen Reihe neuer Prozesse vor uns. Wer weiß, wie lange wir noch daran zu schleppen baden werden, daß im Jahre 1896 der Neger Mabruk und die Negerin Jagodja auf Anordnung der Bebel, Lieber usw. ihre Rächer gefunden haben I Auf eine weniger gewürdigte Quelle der PeterS feindliche« Agitation macht die „Münchener Allgem. Ztg." aufmerksam: Was PeterS seinerzeit den Hals gebrochen oder ihn wenigsten» für länger als ein Jahrzehnt zu Boden geworfen hat, da» waren nicht seine Taten am Kilimandscharo, mit denen er noch Landeshauptmann am Tanganstka hätte werden lönnen — er wäre es auch geworden, wenn er nicht Gouverner von Ostasrika hätte werden wollen — daS war vielmehr die allerhöchste Ungnade des Zentrums, die er sich als heimlicher Politiker zugezogen hat. Daß er einen führenden Zentrumsabgcordneten au» einer kolonialpolitische« Ehrenstellung ver- drücker begann, der über ein Jahr dauerte, ohne daß jedoch die unglück liche Insel imstande gewesen wäre, ihre Unabhängigkeit zu behaupten. Der König von Neapel brachte mit Hilfe gedungener Schweizertruppen die Sizilianer zur Unterwerfung und hob dann in Neapel die in der Not gewährte Verfassung wieder auf. — In Rom wurde die Aufregung bald so mächtig, daß Pius IX. sie nicht mehr zu bewältigen vermochte. Voll Schrecken entfloh der Papst verkleidet nach Gaeta, was zur Folge hatte, daß in Rom die Republik ausgerufen wurde. Mit höchster Span nung jedoch hefteten sich aller Augen auf Sardinien. Die Scheu vor den verhaßten Demokraten ließ zwar den König Karl Albert die ersten Hilferufe der Lombarden überhören: aber sein Entschluß war schon nicht mehr frei: ließ er die Lombarden im Stich, so stand zu befürchten, daß die revolutionäre Bewegung auch nach seinem Land Übergriffe. Am 23. März überschritt er mit 30 000 Mann den Ticino und entriß durch mehrere siegreiche Kämpfe den Oesterreichern im Laufe des April das Land bis zur Etsch. Auf die Kunde von diesen Ereignissen schiffte sich Garibaldi im April 1848 nach Italien ein, nachdem er Anita mit dcn Kindern schon vorher nach Nizza vorausacschickt hatte. Als er aber in seiner Vaterstadt landete, war die erste glückliche Periode des italienischen Feldzuges schon vorüber. Ter alte Radetzky ging Ende Mai zur Offensive über und schlug den Feind bei Curtatone <29. Mail, Vicenza 10. Juni) und Custozza (25. Julis, welch letzterer Sieg die Wiedereroberun^ Mailands und der ganzen Lombardei zur Folge hatte. Der König von Sardinien floh nächt licherweile in seine Staaten zurück und schloß am 9. August mit dem Sieger eine Waffenruhe, dcrznfolge die Piemontesen alle jenseits der Grenze besetzten Orte räumten. Garibaldi, der, von Karl Albert ab gewiesen, von den Mazzinisten in Mailand zum Generalissimus deS VolkZheeres ausgerufen worden war, hielt sich zwar noch einige Zeit in den Alventälern zwischen dem Lago Maggiore und dem Comersec, mußte sich aber endlich vor der Ucbermacht ver Oesterreichcr über den Ticino auf schweizerisches Gebiet zurückziehen. Im Dezember 1848 trat Garibaldi in den Dienst der provisorischen Regierung Roms und nahm sein Hauptquartier erst zu Macerata, so dann zu Ricti. Im römischen Parlament stellte er am 8. Februar 1849 den Antrag auf Proklamierung der Republik, kehrte aber sodann zu seiner Legion zurück. Ten Franzosen brachte er bei ihrem ersten Vor rücken gegen Rom eine Niederlage bei und nötigte durch seine Ver teidigung der Stellung am Tore ^an Pancrazio den Marschall Oudinot zu einer förmlichen Belagerung der Stadt. Ebenso zeichnete er sich bei dcn erfolgreichen Angriffen auf die Neapolitaner bei Palestrina und Velletri (9. und 19. Mai) aus. Als die französische Uebermacht sich am 3. Juli Roms bemächtigte, trat Garibald, mit dem Reste seiner Truppen auf toskanisches Gebiet über und gelangte nach vielen Gefahren nach Piemont, dock, ohne Anita, die ihn aus der abenteuerlichen Flucht begleitet und dabei ihren Tod gesunden hatte. Später sollte Garibaldi die Ungunst der politischen Verhältnisse er fahren: die sardinische Regierung verwies ihn des Landes; er lebte eine Zeitlang in Tanger und ging im Sommer 1850 nach New ?)ork; vvn liier begab er sich nach Südamerika, wo er eine Anstellung als SchifsS- kapitän fand. Im Mar 1854 kehrte er nach Piemont zurück und bezog nach einjährigem Aufenthalt in Nizza die von ihm zum Teil angekaufte Felseninsel Caprera, unweit der Nordostküste Sardiniens, wo er sich der Landwirtschaft widmete. Ta Cavours Politik immer entschiedener auf eine Einigung Italiens hinarbeitete, trat Garibaldi im Juli 1856 dem italienischen Nationalverein bei. Beim Ausbxuch des Krieges von 1859 wurde er zum sardinischen General ernannt und überschritt am 23. Mai mit seinen „Alpenjägern" dcn Ticino, richtete aber nichts Bedeutendes aus, obgleich er einige Erfolge über den österreichischen General Urban davontrug. Im Frühjahr 1860 wurden Toskana, Parma, Modena und die päpstlichen Legationen unter Garibaldis Mitwirkung mit der Mon archie Viktor Emanuels vereinigt, wogegen dieser Nizza und Savoyen an Frankreich abtreten mußte. Gegen diese Abtretung protestierte Garibaldi 1860 im Parlament zu Turin und legte hierauf am 23. Mai sein Mandat nieder. Bald darauf stellte er sich an die Spitze der Expedition, die von Genua aus, von Cavour im geheimen begünstigt, der Insurrektion auf Sizilien zu Hilfe eilte. Am 11. Mai 1860 landete er unter grenzenlosem Jubel der Bevölkerung mit etwas über 1000 Mann („Marsch der Tausend") bei Marsala und übernahm im Namen Viktor Emanuels die Diktatur über Sizilien. Nach einem Siege über General Landi bei Catalafimi (15. Maij wandte er sich gegen Palermo, schritt am 27. Mai zum Angriff und zwang am 6. Juni die weit überlegenen königlichen Truppen zur Kapitulation. Nach der vollständigen Eroberung der Insel landete Garibaldi am 19. August an der Südspitze Kalabriens, nahm am 20. August Reggio und zog am 7. September in Neapel ein. Mittlerweile war auch Viktor Emanuel mit einem Heere in das neapolitanische Gebiet eingerückt, nach dem er den Kirchenstaat mit Ausnahme des Patrimonium Petri an- nektiert hatte, und wurde am 26. Oktober bei Teano von Garibaldi als König von Italien begrüßt. Nachdem Garibaldi an Viktor Emanuels Seite am 7. November in Neapel eingezoaen war, legte er die bisher von ihm geübte Gewalt nieder und schiffte sich am 9. nach Caprera ein, jede Auszeichnung, insbesondere dcn Annunciatenorden, standhaft ablehnend. Am 17. März 1861 nahm Viktor Emanuel den Titel eines Königs von Italien an, und nun war mit Ausnahme von Venetien und Rom die ganze Halbinsel unter seinem Zepter vereinigt. Doch der Besitz Roms war der Gegenstand brennendster Sehnsucht in den Herzen aller italienischen Patrioten, und namentlich Garibaldi war unaufhörlich mit dem Plane seines Angriff- auf die ewige Stadt be schäftigt. Ende Juni 1862 begab er sich nach Palermo und forderte zum Zuge gegen Rom aus. Bald batten sich 3000—40W Freiwillige um ihn geschart, und mit diesen landete er am 24. August in Kalabrien. Am 29 August kam eS bei Aspromvnte zum Kampfe, in dem Garibaldi verwundet und gefangen genommen wurde. Am 5. Oktober wurde er samt seinen Genossen begnadigt, unk nach Heilung seiner Wunde kehrte er am 20. Dezember nach Caprera zurück. Beim Ausbruch des Krieges 1866 stellte sich Garibaldi dem König Viktor Emanuel zur Verfügung und übernahm im Juni da- Kommando über ein starkes Freiwilligenkorps, richtete aber nicht- Bedeutende- aus. Im nächsten Jahre unternabm er abermals eine Aktion gegen Rom; da sein Plan nicht verborgen blieb, ließ ihn die Regierung am 24 September in Astnalunga verkosten und nach Caprera zurückbringen. Später
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