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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.07.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070709019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907070901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907070901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-09
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Bezog--Hkek» ftr L«ip,ta u»d Vorort» d«ch *»s«r» >«01« u«d Spidltiur« di» Ha«» -«bracht! Lab gab« b (nur morgen») otrrtrltthrtich 3 Li-, monatltch l M.; Lusgab« I ^morgen» und abend») vierteljährlich 4.S0 vt., monatlich I SO «. Lurch dt« Post b«»oaeu (2 »al täglich) innerhalb Deutschland» u der deutschen Kolonien vterteliilhrlich S.2S M., monatlich l,7S vt. aulschl. Postbefteügeld, sbr Oeftrrrrich 9 > 68 U, Ungarn 8 L vterteljLhrlich. Lbonnement-Lnuabme: Auguftubplatz 8, bet unseren Drägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie V»ftäaU»rn und Briefträgern. Die ringeln« Rümmer lostet 1V Redaktion und Expedtttour Jobannilgaste 8. Telephon «r. 14SVS, Nr. I4SS3, Nr. !«««- Morgen-Ausgabe v. KiWM.TagMM Haudelszeitung. Ämlskkäü fies Males lind des Vslizeiamles der Sladl Leipzig. Nr. 188. Dienstag 9. Juli 1907. »«zeigen Preis D» Inserate au« Leipzig und Umgebung bi» 6-ispalt»»» Wetttgetk 2S Pi., ftnant»..: >«-»>-«a SO Ps., ReNamen l M.; »Ml ,u»»«rt» 30 Ps., Reklamen l.2i M.: »om »«»land SO Vs., stnan». Anzeigen 75 Ps., Reklamen I.Sv M. Inserat, ». vehärdea im amtlichen Deil «0 Ps. vetlag»g«bi>br S M. p. Lausend erkl. Post gebühr. »eschästtan^igen an bevorzugter Stelle im Preise erhSht. Rabatt nach Daris. Festerteilte Aufträge künnen nicht zurück- gezogen werden. Für das Erscheinen an vrsiimmten Lagen und Plätzen wird kein, L-ranti« übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustutplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» In- und Auslände». Haupt - Filiale Berlin r Carl Duncke.-, Herzogl. vayr. Hosbuch- handlung, Lützowstraße 10. (Lelephon VI. Nr. «03). 101. Jahrgang. Das wichtigste r>»in Tage. * Gouverneur a. D. R u d o l f v. B e n n i g s e n hat sich als Ver fasser des gegen Dr. Peters in der „Köln. Ztg." gerichteten Artikels bekannt, um dessentwillen PeterS Klage erhob. sS. Dtschs. R.j * Ein Schillerdenkmal ist gestern in St. Paul enthüllt worden. Dr. Theodor Barth hielt die Festrede. sS. Neues a. a. W.j * Staatsminister Dernburg beabsichtigt, wie uns auS Hamburg gemeldet wird, zukünftig den Gouverneuren der größeren deutschen Kolonien kaufmännische Attaches beizu ordnen. Hierfür sollen in erster Linie jüngere SöhneHamburger Kaufleute in Aussicht genommen sein. * Die Ermordung eines chinesischen Gouverneurs hat zu einer Truppensendung Veranlassung gegeben. (S. A'M.) * Die französische Regierung hat ein Gelk^«, ck- stbor Makedonien ausgegeben. iS. Ausl.) Di- neue sächsische Wahlperiode. Wahrend wir an anderer Stene (s. 2. Beilage) heute mit dem zester« ^-ouneuen Abdruck der von der Regierung dem Wahlgesetz- entwarf beigegebenen Begründung, und zwar bei dem Abschnitt Pluralsh st em sortfahren, sei hier mit der Besprechung der geplanten einzelnen Neuerungen begonnen, die wir in zwangloser Weise fort setzen werden. Wir fangen mit einer kniil der Veränderung an, die die Wahl periode erfahren soll. Sie umfaßte bisher bekanntlich sechs Jahre, aber dadurch, daß eine Drittelung stattfand, wurde alle zwei Jahre ein Drittel des Landtage» erneuert. Die Wahlgesitzuovelle sagt nun in H 3: Die Abgeordnete» werde» ans e Jahr« gewühlt. Nach Ablauf der 6 Jahre wird die Kammer »r» gewühlt. Scheidet rin Abgeordneter vor dem Ablauf der sechsjährigen Wahlperiode a«S der Kammer aus, so gilt die Eriatzwaül nur für den Rest der Wadiperiode. Dazu gibt die spezielle Begründung folgende Ausführungen: Nach Z 71 Absatz 1 der verfassungSnrkuud» in der Fassung von Ziffer HI de» Gesetzes vom S. Dezember 1868 beziehentlich dos Gesetze« vom 20. April 1892 batte bisher alle zwei Jahr« vor Beginn einer ordentlichen Landtags der dritte Teil der Abgeordneten der zweiten Kammer anSzuscheiden. DIeie Vorschrift könnte an sich sowohl für di« Abgeordneten, welche di« Kommnnalverbände wähle», al» auch für di« Abgeordneke», welche durch die Verhältniswahlen gewählt werde«, beibehalten werde«. Für dir letzteren ad«r würde sie deren Vorteile in et»em Grad« abschwächen, welcher den Minoritäten im Lande keinen genügende» Schutz wehr biete» würde. Es ist recht wohl denkbar, daß eine Parteirichtuug oder «ine Bereinigung von BernfSgenoffen im ganzen König reiche soviel Stimme» ansbriugeu kam», al« nötig ist, um einem der Ihrigen zu einem Mandate zu verhelfen, daß sie dazu aber nicht mehr imstande ist, wenn sie stets nur die Stimmen au» dem brüten Teile deS Lande» sammeln kann. Die Regierung gibt aber auch sonst einer Gesamterueuerung den Vorzug vor einer Drütelerueuerung. Denn di« Ansicht, daß durch die letztere die Wahl aufregung im Volke vermindert werde, ist irrig. An dem AoSgauge einer Wahl, durch welche eiu Drittel der Abgeordneten gewählt wird, hat nicht bloß die Bevölkerung .der Wahlkreise welch« z« wählen haben, sondern da- ganze Volk ei» Jutereff«, und der Umstand, daß bei nur teilweiser Erneuernng alle »wei Jahr« Landtag-Wahlen stavstnden müßte», hat umgekehrt gerade dazu geführt, daß da» Volk öfter dnrch Wahlen beunruhigt wird, al- wünschenswert ist. Ebenso unrichtig ist die Annahme, daß die Drütelerueuerung eine größere Stetigkeit gewährleist«. Die Abgeordneten, welche sich al» tüchtig erwiesen und da» Vertrauen ihr« Wähl« behalten haben, werden auch bet einer Total- erneuer»og wird« gewählt; daran ab«, daß Abgeordnete in der Kamm« bleiben, obschon st« da» Brrtrane« d« Wäbl« nicht mehr in genügendem Maß« genießen, hat weder da» Volk »och die Regierung ein Interesse. Da» stetige Element der ständischen Vertretung wird durch die «st« Kammer gewahrt. Die zweite Kamm« muß di« jeweilig« Stimmung de» Volke» zum Ausdruck bringe» und dazu ist «iu« Lotaleruruerung geeignetrr al» di« bisherige Drütelerueuerung. Wir könne» uu» diesem Teil der Begründung, weshalb an die Stelle der Drittelernruerung di« Gesamterneuerung treten soll, im ganzen auschließe». Ander» aber liegt e» mit der Frage, für welchen Zeit raum uu» die Gesamterveueruag erfolgen soll. Die Regierung bleibt hier bei sech» Jahre» stehen und begründet die» mit folgenden Ausführungen: Wa» di« Dau« d« Wahlperiode betrifft, so liegt kein Grund vor, die sechsjährige Wahlperiode zu ändern. Unterem« kürzeren Wahlperiode würden die Wahlagitationen nie ganz oafhöre» und anch di« Landtagsverhandlungen ungünstig beeinflußt werden und die sachlich» »ud rrhige Durchberatung mancher Gesetzesvorlagen würde empfindlich leiden. In Preußen, welche» früher eine dreijährige Wahlperiode batte; ist, al» di« Wahlperiode de» deutsche» Rrich-tag» durch da» RetchSgesetz vom 1. März 1888 von drei auf fünf Jahre ausgedehnt wurde, durch da» Gesetz vom 27. Mat 1888 ebenfalls dt« fünfjährige Dau« angenommen worden. Wir müsse» dem widerspreche». Es liege» gewichtige Gründe vor, die sechsjährige Wahlperiode z» Lodern. Die regiervugSseitige Begründung hat vorher treffend gesagt: Die Zweite Kammer muß die jeweilige Stimmung de» Volke» zum A«»dr»ck bringe«. Gerade dämm aber ist nun unsere» Er achten» der Schluß richtig, daß man nicht auf lauge sechs Jahre hinaus die Zweite Kamm« wählen, vielmehr eine kürzere Periode in» Ange fasse« soll. Ja »usner schnelllebige» Zeit mit ihren wachseaden und wechselnde» wirtschaftliche», politischen und soziale» Frage» trete« viel zu leicht wichtige Probleme in de» Vordergrund des In teresses, al» daß man »icht wüuscheu möchte, daß unser Volk Gelegenheit habe, öfter al» i» sechs Jahren durch die Wahl seine» Wille» z» bekunde» «ud die Tätigkeit der Abgeordnete« mit dem Stimmzettel zu beurteile». Die Tatsache, daß die Verlängerung der Reich-tagSwahlperiodea von drei a»f fünf Jahre sich eigentlich nicht bewährt hat, zeigt schon der Umstand, daß seit dieser Neueraug ebenso oft früher aufgelöst wurde, als die Wahlperiode ungestört zu Eude ging. Und ganz zweifellos hat der Beschluß de» Kartell-Reichstags vo» 1887 d>» 1890, di« Wahlperiode zu verlängern, mit zu dem Ausfall der Wohle« vou 1890 beigetragen. Ma« empfaud diese Ber- läogeruag al» eine Schmälerung de» Bolk»rechteK und rechnete gerade au» diese« Grund« (uebeu ander« Gründest) im Jahre 1890 so scharf mit der ReichStagSmehrbeit von 1887 ab. Nun wird man zwar in Sachsen nicht von einer solchen Schmälerung deS VolkSrechtS reden können, weil die Gefamtperiode auch bisher sechs Jahre betrug. Aber die sonst an sich, auch nach unserer Meinung, unglückliche Drittelerueuerung gab doch wenigstens die Möglichkeit, daß alle zwei Jahre in einem Drittel der Wahlkreise die Probe gemacht werden konnte, ob sich die politischen Anschauungen deS Volkes wesentlich oder wie weit sie sich geändert hatten. Wir würden es sür sehr bedenklich hallen, wollte man diese Probe sortan wirklich nur alle 6 Jahre macken. Die Wahl ist eine Art Thermometer, oder — wenn man lieber will — Barometer sür das politische Milieu eines Landes. Grade eine vorsichtige Regierung sollte diesen Meßapxarat nickt zu selten anwenden, um sich über die NolkSstimmung zu orientieren, sie kann sonst böse Ueberraschungen er leben. Die BolkSinteressen sprechen aber in gleicher Weise sür öftere Wahlen. Dw bange Fürsorge, cö könnte durch öftere Wahlen zu viel politische Unruhe ins Volk kommen, gehört sür uns in Las Kapitel der Einschläferung der politischen Interessen, das die Leute geschrieben haben, die auf dem vormärzlichen Standpunkt stehen „Ruhe ist die erste Bürgerspflicht". Die politische Friedhofsruhe hat bisher niemandem mehr geschadet als den bürgerlichen, den nationalen Par teien. Die Sozialdemokratie würde auch bei einer sechsjährigen Wahl periode nicht einschlasen — sondern gerade in ihr ihre Maulwurfsarbeit unverdrossen sortsetzen. Wohl aber befürchten wir, daß das Bürgertum in einer solchen langen Ruhepause die politischen Schlasmützen über die Ohren zieht. Das sagen wir gerade heraus, niag es Anstoß erregen oder nickt. Wir bedürfen nicht weniger politisches Leben sondern mehr politisches Leben. Wir muffen in ständiger Fühlung mit dem Parlament sein und bleiben, so wie es bei den Wahlen am unmittelbarsten geschieht. Waö ist das für eine Mitarbeit des Volkes bei der Regierung deS Landes, die sich nur alle 6 Jahre korrigierend und erneuernd betätigen kann? DaS ist eine so Homöopa thischeDosiS von KonstitutionaliSmus, daß sie uns im 2V. Jahrhundert nach der Geschichte der Volksbewegung im 19. Jahrhundert Wit eine Farce des KonstitutionalismuS ericheinr. Darum stelle» wir dcr Forderung der 6jährigen Wahlperiode die 3jährige gegenüber und hofff», daß in dieser Richtung eine Verständigung mög lich sein wird. / Sprechen hiergegen Rücksicht«» auf da» zweijährige Budget recht in Sachsen und läßt fick —, was übrigen» sebr gut wäre! — daS Budgetrecht nicht einjährig gestalte», so wäre eine vierjährige Wahl periode immer noch bei weitem der sechsjährigen vorzuzieben. Der letzte Abschnitt deS H 3 des Wahlgesetzes handelt von dem Ersatz für während ihrer Amtsperiode ausscheidende Abgeordnete. Ent sprechend dem Charakter der Verhält» iSwahl wird hier bestimmt: Scheidet ein Abgeordneter vor dem Ablauf der sechsjährigen Wahlperiode aus d« Kamm« avS, so gilt die Ersatzwahl nur für den Rest der Wahlperiode. Die Begründung sagt hierzu: Der zweite Absatz von 8 3 war bisher schon Rechtens. Denn auch bisher mußte ein Abgeordneter, welcher „au die Stelle eines durch den Tod od« sonst außerordeutlicherweiie Ausgejchiedenen erwählt worden" war, „zu dem Zeitpunkte aoStrrten, zu welchem letzterer auSzutretrn gehabt hätte" — Berfassungsurkunde § 71 Absatz 2 —. Die Bestimmung des zweiten Absatzes gilt für beide Arten von Abgeordneten, also sowohl für die Abgeordneten, welche die Kommunal verbände wähleo, al» auch für die Abgeordneten, welche durch allgemeine Verhältniswahl gewählt werden. ES empfiehlt sich dah«, diese Bestimmungen hi« unter die Vorschriften auszunebmen, welche sür beide Arten von Abgeord neten gellen und nicht erst in 8 4b, wo «ur vou den Ersatzmännern deS BerhältniSwahIoerfahrenS die Rede ist. Dem wird man zustimmen müssen. Jndeß — gerade diese Art der Erneuerung eines Mandats, durch seine Uebertragung an den Ersatz mann des ausgeschiedenen Abgeordneten spricht nochmals für die Ver kürzung der Wahlperioden, um es zu verhindern, daß nicht etwa die Ersatzleute allzulang Mandate inne haben, die sie bei der Hauptwahl eben nicht hatten für sich gewinnen könne». Zunr 9. Arrlr. Ein Mahnwort zur Erinnerung an den Tilsiter Frieden, seit dessen Abschluß am 9. Juli 100 Jahre verflossen sind, veröffentlicht General Jrhr. v. d. Goltz im neuesten Heft der „Deutschen Rund schau". Er zeigt, wie selbst der unglücklichste Krieg, den Preußen je er lebt hatte, Augenblicke herbeiführte, in denen der kühne Griff einer festen Hand dem Steuer des bedrängten Staatsschiffes eine günstigere Richtung zu geben vermocht hätte. Blücher konnte durch einen Erfolg am 31. Oktober 1806 die Hoffnung im Volke und den Mut zum Wider- stände beleben, eine umsichtige und entschlossene Verteidigung den FeU>; zug an der Weichsel auf lange zum Stehen bringen. Damit wäre die Zeit für eine weitgehende Volksbewaffnung gewonnen worden. Bei Eylau, ja, selbst »och nach der Schlacht, solange sich Danzig hielt, konnte ein ernster Umschwung de» Waffenglück«» eintreten, wenn da» lebende Ge schlecht sich damal» schon energisch aufgerafft haben würde. Aber gleich nach den Schlachten von Jena und Auerstädt fraß der allgemeine Glaube um sich, das Lieb sei aus, der ganze Feldzug unrett bar verloren, jeder Gedanke an weiteren Widerstand ein Frevel oder eine lächerliche Selbstüberschätzung. Da» «glwrvend« Schlagwort „um- sonst" fand umsomehr Widerhall, je höhe, hinaus man in der staatlichen Hierarchie emporstieg. Es herrschte am meisten in der Umgebung des König» Friedrich Wilhelm, wo fast allein die Königin Luise den Ge danken an tapfere Gegenwehr festhielt. „Nur um Gotte-Willen keinen schändlichen Frieden", schrieb sie in jenen Tagen dem tiefgebeugten Ge- mahl. Auch im Hohenloheschen Hauptquartier zu Quedlinburg, wo die Generale auf dem unheilvollen Rückzüge nach Magdeburg in der Mitter- nacht»stunde zum 19. Oktober sich versammelten, gab es darüber nur eine Stimme, daß der Kampf fortgesetzt werden muffe. Doch die elende Furcht vor einem neuen Zusammentreffen mit dem Feinde, die Unlust -um Kampfe, der kleinmütige Verzicht auf jede Siegeshoffnung taten hietz ebenfalls ihr verheerendes Werk. Sie führten zu der Verwirrung in Magdeburg, dem übereilten Abmarsch, dem dreimaligen unnützen Ab weichen von der wohlgewählten RückzngSlinie zur Ober, durch da» der Rest de» Heere» zsgruude gerichtet und in die Kapitulation von Prenzlau verwickelt wurde^ Derselbe Kleinmut verschuldete auch die anderen Waffeustreckungen im freien Felde, die Fxstungskapitulationen und alle die übrigen Akte von Erbärmlichkeit, die bamal» Preußens Ruhm ver- dunkelten. «» sei doch alle» verloren, war der unglückselig« Gedanke, der die Gemüter beherrschte. Der Glaube an die Möglichkeit einer Wendung des Kriegsglückes galt für kindischen Eigensinn oder für den Ausdruck der krassesten Urteilslosigkeit, und die Idee eines heroischen Unterganges für unvernünftig und exaltiert, da der Friede doch in wenigen Tagen geschlossen werden müsse. Wenn die gewaltigen Eindrücke des Augenblicks, der Unbegreifliches hatte Ereignis werden lassen, bis zu einem gewissen Grade als Er- klärung für diese Erscheinungen dienen können, so ist es doch nicht ver ständlich, daß die gleiche Auffassung auch auf spätere Geschlechter über- gegangen ist. Vielfach herrscht sogar heute noch die Vorstellung, daß nach dem Tage von Jena dcr Gedanke an die Fortsetzung des Kampfes wohl ehrenvoll, aber praktisch aussichtslos gewesen und der Tilsiter Frieden schon am 14. Oktober eine geschichtliche Notwendigkeit geworden sei. Solche Anschauungen zu bekämpfen, erheischt das vaterländische Interesse; denn anfängliche schwere Niederlagen können auch einem tüchtigen Heere begegnen. Sie sind weder den Spartanern und Römern, noch den Preußen Friedrichs des Großen erspart geblieben, und sie können uns in Zukunft bevorstehen. Wie leicht die Täuschung in der Wertschätzung neuer Feinde möglich ist, lehrt der russisch-japanische Krieg. Derartigen Ueberraschungen als einer gegebenen Möglichkeit mit Ruhe entgegenzusehen, ist eine militärische Klugheit und eines starken Volkes würdig. Das deutsche Gemüt, schließt von der Goltz, neigt mehr zum Zweifel am Erfolge, als zum kühnen Hoffen. Darum sollte ihm die Lehre aus trüber Zeit nahe gelegt werden. Sie beweist, daß ein mutiges und ent schlossenes Volk bei beharrlichem Widerstande selbst in den schlimmsten Lagen Wege zur Rettung, ja zum endlichen Siege finden kann. Ter Gott dcr Kriege pflegt sie dem zu zeigen, der sie mit Vertrauen sucht. Ar-Mackern -er Arischen Bewegung. Jetzt hat sich in der englischen Politik die -weite Schwierigkeit für die auswärtigen Angelegenheiten, entspringend aus den inneren, ein gefunden. Die erste hat sich ziemlich rasch wieder beschwichtigt, wenig stens äußerlich. Wir meinen die indische. Aber englische Sach kenner warnen ihre eigenen Landsleute, den ernsten Charakter der Stim mungen in Bengalen und im Pendschab -u verkennen. Wie wenig die Engländer am Ganges der Ruhe trauen, ergibt sich daraus, daß kürz lich in einer größeren Stadt aus das Gerücht von einem Hindu^Aufruhr alle Engländer mit Frauen und Kindern mit Revolvern bewaffnet nach dem Klub eilten. Sie verrieten damit den Eingeborenen ihre Besorg nisse. Was würden sie erst zu fürchten baben, wenn England in einen großen europäischen Krieg verwickelt würde! Die zweite Mahnung kommt aus Irland. Schon vor beinahe einem Jahrhundert sagte man, daß in jedem Kriege die Macht Irlands derjenigen der größeren Nachbarinsel nicht hinzugezogen werden dürfe, sondern im Gegenteil abzuziebcn sei, da England immer eine Armee nötig habe, um einen irischen Aufstand zu verhindern. Dies war einer der Beweggründe für die Bemühungen beider großen englischen Par teien, mit den Irländern zum Frieden zu kommen. Daß an der kleineren Schwesterinsel unerhörtes Unrecht verübt ist, leugnet seit lange kein Engländer mehr. Sie ist nicht nur, was sich manches Land hat gefallen lassen müssen, unterworfen, sondern ihren Bewohnern ist auch das ganze Privateigentum an Grund und Boden genommen worden; es ist den fremden Eindringlingen gegeben. Das ist nicht nur im Mittelalter geschehen, wie in England auch snach 1066, dnrch die normannische Er- oberungs, sondern noch bis zu den Tudors und zu Cromwell. In Eng land wurde diese Tat schließlich vergessen, da sich Briten, Angelsachsen, Dänen und Normannen zu einer einzigen Nation verschmolzen. In Ir land blieb der nationale Gegensatz unüberbrückt, er wurde durch die Re formation vertieft. Die Iren blieben bis heute treuergedene Anhänger der römischen Kirche, obgleich sie ihr ganzes Kirchenaut an die protestan tische Hochkirche verloren; die Engländer waren Protestanten. Als Katholiken besaßen die Iren bis 1829 keinerlei politische Rechte. Erst so spät hoben König und Parlament die politischen Folgen konfessio neller Unterschiede auf. Die Iren blieben unversöhnt. Erst Jahrzehnte später wurde die anglikanische Staatskirche in England aufgehoben, die nur sehr wenig Gemeindemitglieder hatte, und deren Pfründeneinkünfte von beschäftigungslosen Geistlichen in England verzehrt wurden; die Verteilung des Kircyengutes an die Konfessionen nach Maßgabe ihrer Kopfzahl versöhnte die Iren nicht. Sie antworteten mit den fenischen Aufständen; fenische Gewalttat veranlaßte eine Explosion im Gesang- nis zu Birkenhead; der Tower in London und selbst das Leben der Königin wurden bedroht. Man kam den Iren noch in manchen Einzelheiten weiter entgegen. England bemühte sich, die Wohlfahrt der Insel zu heben. Aber niemals gelang es ihm, das Maß der irischen Wünsche zu erreichen. In der Tat, das ist unmöglich. Denn die Iren wollen die Aufhebung der Ver bindung mit England sropsnlj, sie wollen allenfalls eine Perwnalunion und ein festes Vertragsverhältnis, wie es Ungarn verlangt. Und weiter verlangen sie die Auslieferung aller in Irland wohnenden Engländer mit ihrem gesamten immobilen Vermögen an das Jrentum, ohne irgend welche Entschädigung. Sie wollen das Land weder kaufen noch pachten» auch nicht zu einem Spottpreise. Sie wollen es umsonst haben. „X o rout", keinen Pacht, keinen Kaufsckillina, so ist ihr Feldgeschrei. Tas verlangte früher die Landliga und jetzt ihre Nachfolgerin, die Jrish- National-League. Wenn diese sich noch wenigstens Halbwegs inner- halb der gesetzlichen Schranken zu halten versuchten, so trieben die „Mondschein-Banden" einfach Einscyiichterungsverbrechen. Sie er mordeten die Grundbesitzer und hatten kaum Entdeckung zu fürchten, denn das ganze Jrentum stand zusammen, um jede Spur des Verbrechens zu verwischen. Angesichts des Regierungsschlosses ermordeten sie den llnterstaatssekretär Lord Frederick Cavendish. So stark war der Druck der irischen Wirren auf die englischen Ver hältnisse und die Macht der „irischen Brigade" im Parlament zu West minster, daß Gladstone am Ende seiner ruhmreichen Laufbahn den Ver such machte, den gordischen Knoten durchzuhauen, indem er den Iren das verlangte „Homerule" gewähren wollte. Aber auf diese Amputation wollte sich das englische Volk nicht einlassen. Gladstone und mit ihm die liberale Partei wurde in der Parlamentswahl völlig besiegt, das zehnjährige unionistische Regiment mit Salisbury, Balfour, Chamber lain und dem Burenkrieg war die Folge davon. Die Liberalen hatten den Iren ein Gesetz überlassen, das die Ge richte ermächtigte, Pachtpreise nach eigenem Ermessen zu ermäßigen. Es nützte nichts. Die Konservativen schufen ein anderes, das für Staats rechnung jährlich 5 Millionen Pfund Sterling anwieS, um Land anzu kaufen und dieses irischen Käufern spottbillig bei kleiner Anzahlung zu uberkffen. Es hat nur kurze Zeit einige Ruhe bewirkt. Jetzt ist wieder „der Teufel loS". DaS Jrentum hat sein« Spitze in der Jrish-National League, deren Haupt der bekannte Parlamentarier John Redmond ist. Die Liga bat den Liberctten geholfen, die Parlamentswahl vom Januar 1906 zu ge winnen. Nun verlangt sie ihren Lohn. Sie will nichts anderes als NO rmt, mit anderen Worten, Auslieferung des Grundeigentums ohne Azadlung. Das kann keine englische Regierung gewähren, auch die Iweralste nicht. Schon im vorigen Jahre kam das Ministerium mit «»«« Gesetzentwurf; er w»rde mit Hohn -urückgewieseu. Nicht besser
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