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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070712014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907071201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907071201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-12
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Anzeigen-Preis sftr Inserate au» Leipzig und Umgebung dm 6 gespaltene Petitzeile 2b Ps , bnanzielle Anzeigen 30 Ps., Reklamen l M.: von auiwärt« 30 Ps., Reklamen I.A>M; vom Au«lank 50 Ps., finanz. Anzeigen 7b Ps , Reklamen l.50 M Inserate v. Behörden im amtlichen Teil M Ps. Beilagegebübr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Seschasrsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöh«. Rabatt nach Taris Feftcrteilte Austräge können nicht zuruck gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: UugustuSpla» 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen Expeditionen des In- und AnrlandeS. Haupt-Filiale Berlin: Earl Duncke., Herzog!. Bahr. Hosbuch- handlung, Lützowstrahe 10. (Telephon Vl, Rr. 4603). 101. Jahrgang. Das Wichtigste vorn Tage. * König Friedrich August empfing gestern mittag den neu ernannten britischen Ministerresidenten Mr. Mansfeld de Cardonnel Findlay zur Ueberreichung seines Beglaubi gungsschreibens in Gegenwart des Staatsministers Grasen Hohenthalin feierlicher Audienz. Nachmittags wurde der Minister resident auch von dem Prinzenpaar Johann Georg in feierlicher Audienz empfangen. * Die Jacht „Iduna" warf am Abend des 10. Juli bei Fand die Anker. Die Kaiserin, Prinz Joachim und Prinzessin Viktoria Luise statteten dem Schloß Kindsgaol einen Besuch ab. * Die Dienstordnung wurde auch vom Magnaten Hause angenommen, nachdem die Kroaten den Saal verlassen hatten. sS. Ausl.» * Der Sultan AbdulAziz will in Person gegen Roisnli zu Felde ziehen. sS. Ausl.j Die Revisionisten nnd die Wahlrechtsreform. AuS Dresden schreibt unser Rg-Korrespondent: Als erste von den sächsischen Parteien erscheinen die Konservativen auf dem Plane, um zu der Wahlrecktsvorlage der Regierung Stellung zu nehmen und ihre Schlachtordnung für den Wahlkampf der durch die Veröffentlichung der Regierungsvorlage geschaffenen Lage anzupassen. In einer vom Konservativen Verein zu Dresden einberufenen Versammlung im Palmengarten, demselben Lokal, in dem vor einiger Zeit durch die Programmrede des Oberbürgermeisters Beuller ter konservative Revisionismus ins Leben gerufen wurde, hielt, wie wir schon berichteten, der Landtagsabgeordnete Behrens am Mittwoch abend eine Neve, die, wie wir annehmen müssen, nicht nur seine eigene Stellungnahme, sondern auch die des Dresdner konservativen Vereins festlegen sollte. Trotzdem kann man keineswegs von einer Stellungnahme der sächsischen Konservativen zu der Hohenthalschen WablrechtSvorlage reden, denn sicher werden die Ausführungen des Herrn Behrens, der sich in scharfen Gegensatz zu den Ausführungen deSHerrn Dr.Oertel in der„Dtsch TageSztg." setzte, indem er t) die Aushebung deS Unterschiedes zwischen ländlichen und städti sche» Wahlkreisen als eine der bemerkenswertesten und unent behrlichsten Errungenschaften hinstellte, die der Regierungsentwurf dem Lande dringt; 2) die Gewährung der 2. (Plural-) Stimme an alle diejenigen, die zwar kein Einkommen von l KOO versteuern, aber zum Landes- kulturrat wahlberechtigt sind, nicht nur für höchst bedenklich er klärte, sondern auf das allerschärsste bekämpfen will, weil sie dazu beitrage» würde, den Einfluß der agrarischen Wähler in der II. Kammer ganz unverhältnismäßig zu erhöhen; und 3) Bedenken gegen die hohe Zahl der von den Kommunalverbänden zu wählenden Abgeordneten äußerte, in konservativen Kreisen auch starken Widerspruch finden. Nach den von unS bereits wiedergegebenen Aeußerungen der „Deutschen Tageszeitung", die immer noch großen Einfluß auf den agrarischen Flügel der sächsischen konservativen Partei besitzt, und nach den Aeußerungen sächsischer konservativer Blätter, deS „Chemnitzer Tageblatts", des „Vogt ländischen Anzeigers", kann man nicht annehmen, daß Herr Behrens für die ganze Partei gesprochen hat. Einen sicheren Schluß auf die Stellungnahme der Konservativen wird man erst ziehen lönnen, wenn die Herren gesprochen haben, die bisher iu der sächsischen konservativen Partei das große Wort geführt haben. Die Herren Mehnert und Opitz haben jetzt das Wort! ES liegt eine Kriegserklärung vor, die der Antwort harrt, eine Kriegserklärung, die nicht nur von dem Abgeordneten Behrens und den ihm nahestehenden Politikern unterschrieben ist, sondern hinter der auch die politischen Freunde deS Herrn LegationsratS von Nostitz stehen, — Freunde, die in den höchsten Kreisen der Regierung zu suchen sind. Herr vou Nostitz hat es gewagt, dem ungekrönten König von Sachsen da- bittere Wort vou der Nebenregierung ins Gesicht zu schleudern, die „unter den Besten deS Volkes Bitterkeit und Groll erzeugt, die da- Dertrauen in den konservativen Gedanken erschüttert, die viele von der Partei entfremdet hat und noch immer von ihr fernhält." Gewiß, das Vertrauen de- Volke- in den konservativen Gedanken ist schwer erschüttert. Konnte da- aber ander» kommen, wenn — wir zitieren wieder die Worte des Herrn von Nostitz — „Einflüsse auf den Gang der StaatSmaschiuerie sich geltend machen, die von keinem Rechtstitel gestützt werden, und deren Träger kein Amt hatten, das sie zu diesem Einfluß berechtigt hätte." Was wird Herr Mehnert zu dieser herzerfrischenden Offenheit sagen? Wird er sich auch fernerhin in rätselhaftes Schweigen hüllen, in der Hoffnung, dadurch die Spaltung der Partei zu verhindern, die wir schon seit Monaten komme» sahen, während andere Blätter sich durch Frieden-schalmeiea von Leuten eioschläfern ließen, die sonst das Gras wachsen hören, die bei anderen Parteien kleine Meinungsverschieden heiten über nebensächliche Einzelfrage» al« „tiefgehende Spaltungen", „andauernde Zerrüttung" uud dergl. zu bezeichnen pflegen. Es muß tatsächlich Befremde» erregen, wen» die Wortführer der Rechtskonser vativen, die im Landtag selbst eine so beredte Sprache finden, die die Gesetzgebungsmaschine kraft der durch das Wahluorecht von 1896 ihnen zugefallenen Majorität so geschickt und dabei so brutal zu ihreu Gunsten angeweudet haben, seit Monaten schweigen, während alle anderen Parteien offen und ehrlich zu de« großen Tagesfragen Stellung nehmen, — nicht zuletzt ihre ehemaligen Parteigenossen, die konservativen Revisionisten. Der Kur« der sächsischen Regierung aber — das muß man dankbar anerkennen — tritt immer klarer zutage. In der Versammlung im Palmengarteu, in der Oberbürgermeister Beutler mit seinen Vorschlägen zur Revision de- konservativen Parteiprogramm- hervortrat, hielt Herr v. Nostitz die berühmte Ansprache, in der er zum starren Er staunen seiner Zuhörer erklärte, mit dem Autoritätsprinzip allein lasse sich da- moderne Staat-Wesen nicht zusammeahalten — bei der Enthüllung der Grundzüge seiner Wahlrechtsreform kündigte Graf Hohenthal an, er sei entschlossen, den Kampf aufzunehmen und vertraue auf die Hilfe seines königlichen Herrn, der ihn auf diesen Posten be rufen —, und jetzt wirb der konservativen Nebenregierung ganz offen der Krieg erklärt. Da bleibt nur zu hoffen, daß die Regierung, wenn sie sieht, daß die Konservativen oder ein Teil der Partei für ihre Er- Mahnungen nur taube Ohren haben, auch den Mut zu entschlossenem Handeln findet. Ob das der Fall ist, werden die Verhandlungen über den Entwurf zur Wahlrechtsreform zeigen. Die Vereinigten Staaten von Sn-afrika. lVon unserem Londoner ^-Korrespondenten.) Parlament und Presse Englands sind noch einigermaßen auf den Mund geschlagen und wagen leine ernste Kritik an Lord Selbornes Memorandum über die südafrikanische Föderalionssrage. Es hat nicht einmal eine Interpellation stattgefunden. Nur Balfours „Daily Tele- graph" gibt zu, daß das schöne Projekt viele und gefährliche Klippen vor stch hat. Jetzt mehr, denn je. Welcher Art diese Klippen sind, deutet das vorsichtige Organ des vorsichtigen Torypolitikers aber nicht an. Neber die eigentliche Schwierigkeit, die hinter allen südafrikanischen Problemen trotz aller Ergüsse über die Versöhnung von Bur mit Briten immer wieder auftaucht, über den Rassengegensatz stellt man sich ge flissentlich, wo flucht blind, so doch stumm. Und doch spricht die Vor geschichte des Selborneschen Memorandums laut genug für sich selbst. Jamejon, der Held des „Raid" nach Dornkoop, gab die unmittelbare Veranlassung zu der Abfassung. Jamcson war zu den Londoner Äoloniatkonserenzen mit der bestimmten Hoffnung ge kommen, den Föderationsgedantcn eine praktische Form annehmen zu ichen. Natal war ganz entgegenkommend. Aber lange Beratungen mit Botha ergaben die Aussichtslosigkeit, durch direkte Verhandlungen zwischen den Kolonien zu einer Verständigung zu kommen. Botha ver trat mit brutaler Offenheit den bornierten alten Burenslandpunkl, daß alle übrigen südafrikanischen Kolonien nur als Einnahmequellen für die den Transvaal beherrschende Clique, Holländer und ihre Ver trauten, zu behandeln leien; sind sie unter dieser Voraussetzung bereit, so hat der Transvaal sin seinem holländischen Teil! nichts gegen die Föderation einzuwenden. Das war, wie wir genau wissen, der von Botha ^n den Privalkonserenzen vertretene Standpunkt. Offen wurde dieser Standpunkt auf der Konferenz bei der Besprechung über die Ge währung von Vorzugsbehandlung an das Mutterland von seilen der südafrikanischen Zollunion bekannt. Botha protestierte gegen jede Prä judizierung der Handelspolitik de« Transvaals, der doch die süd afrikanischen Zollkonventionen unterzeichnet hat, wollte der Kolonie sogar die Möglichkeit Vorbehalten wissen, eventuell Zollpolitik gegen das Mutterland zu machen: kurz er bewegte sich ganz in dem alten Buren, geleise, das, soweit handelspolitische Fragen zur Tagesordnung stehen, eigentlich stets ein portugiesisch-burisches war, nämlich von der Ver wertung der Delagoa-Baybahn zur Ausbeulung alles südafrikanischen Handels, beherrscht. Unter Krügers Verwaltung schwollen allein die ausschließ lich an Buren und Burengcnosjen vergebenen Gehälter der Staatsbeamten auf 42 Pfund Sterling per Kops der Be völkerung an! Die Farmerbevöllcrung bedarf der Bahn wenig. Die Lurische Benutzung beschränkte sich darauf, die Bahnraten so hoch zu l-alten, daß die Einfuhr fremder Waren, namentlich Lebensmittel, nur zu Teuerungspreisen stattfinden konnte; also man trieb mittels der Delagoabahu Schutzzoll- und Steuerentlastungspolitik. Bei Produkten, die den Buren nicht interessierten, wurde eine Tarispolitik verfolgt, welche den Bahnen der anderen Kolonien den Atem wegnahm und speziell die natürliche Entwickelung der Einfuhrhäfen in Natal und Eape Eolony unterband. Nach dem Burenkriegc haben sich die übrigen Kolonien zu wehren begonnen: die englische Transvaalverwaltung suchte den Eisenbahnsrieden herzustellen, mußte aber, um ihr Budget in Ord nung zu halten, tariflich eü wesentlich beim alten lassen, wenn zu Mil- ners Großtaten auch die betriebliche Reorganisation der Bahnen in Transvaal und der Oranjeflußkolonie gehört. Das Eisenbahnchaos ist baute schlimmer denn je. Natal hat das Beispiel des Transvaal nachgcahmt. Die Cape Eolony ist bei diesem Kampf der Hauptleidtragende. Drückte schon in den neunziger Jahren die Eisenbahnwirtschaft des Holländerelements uner- träglich auf Handel und Lebenshaltung der Europäer und verschärfte besonders das Arbeiterproblem der Industrien, so Hot diese engherzige Auffassung der Staatsfinauzen. die typisch holländisch ist, die Dauer und zunehmende Verschärfung der südafrikanischen Wirtschaftskrise nach dem Burenkrieg veranlaßt. Die progressistische Kapregiewung hat schon im Vorjahre mit dem Abbruch der Eisenbahnbeziehunaen zu Natal uud dem Transvaal gedroht; jetzt sind die Dinge wieder auf demselben Punkt an gelangt. Es ist eine eilige Konferenz zur Abwendung des Aeußersten berufen worden; aber niemand glaubt an eine brauchbare Lösung auf dem Wege der Verhandlung vor« Kolonie zu Kolonie. Daß die Zoll- Union dabei rein auf dem Papier steht, liegt auf der Hand. Lord Mil- ner sah diese Krise voraus: er suchte besänftigend zu wirken, bis die all gemeine Situation für eine Lösung in größerem Rahmen angängig sein werde. Sein Nachfolger Lord Selborne hat sich erst allmählich zu Mil- ners Ansicht durchgerungen. Das Ergebnis seiner neuen Ueberzeugun- gen ist Selbornes Memorandum, das die Lösung aller großen lüd- afrikanischen Fragen nur auf dem Wege der Föderation, durch die Be ratungen eines gemeinsamen Parlamentes aller Kolonien für möglich und die Schaffung dieser Instanz für das dringendste Erfordernis der Stunde erklärt: ohne die Föderation aber eine schwere politische Krise in Aussicht stellt. Selbornes Memorandum hat das Verdienst, in einem kritischen Augenblicke alle die Argumente, die für die Union sprechen, in klassischer Weise zusammengestellt zu haben. Ob es aber einen eigentlichen Fort schritt für die Verwirklichung der Föderation bedeutet, erscheint doch lehr zweifelhaft. Die Optimisten legen großes Gewicht daraus, daß Mynheer Molan, ein Bondsübrer im Kapparlament und der Eigen tümer des mächtigen Holländerblatt-s ^Ons Land", sich dem Ersuchen Jamesons um die Abfassung des Memorandums angeschlossen hat. Etwaige vage Hoffnungen, die man daran knüpfen maH, müssen völlig hinter der Erklärung zurücktreten, die in zwölfter Stunde von der Transvaalregieruna zum Memorandum abgegeben worden ist, „daß nämlich die Vorteile der südafrikanischen Kooperation auf Mocambique ausgedehnt werden müssen". Der Transvaal hält an seiner burisch- prrtuglesischen Wirtschaftspolitik fest und wird also auf dem Verhand lungswege nur dann für die Föderation zu haben sein, wenn Südafrikas Geschicke unter seine Hegemonie gestellt werden. Was aber hätte die Hegemonie des Holländertums in ganz Südafrika zu bedeuten, Mk deren Vereitelung Jamcson, der Urheber des Memorandums, seinen Raid unternommen und England seit den sechziger Jahren Blut und Geld bis zur nationalen Erschöpfung des ilNutterlandes ausgewendet hat. Die britischen Afrikander wollen die Föderation, um englische Verwaltungs- Prinzipien und Kultur in ganz Südafrika zur Anwendung zu bringen. Die Afrikander wollen die Föderation, um ein von England nur noch nominell abhängiges, holländisches Unionsgcbilde zu schaffen. Dieselben Holländer, die jetzt dos Memorandum Selbornes mitveranlaßt haben, näherten-sich Alfred Beit 1896. nach dem Raid, um ihm die Vereinigung Südafrikas ohne Krieg anzubieten, aber England sollte nur «ine Jiottenstation in Simonstowu und eine militärische Position in Natal behalten. Beit aber lehnte ab, denn er wußte, was ein holländisch ve-e waltetes Südasrika^zu bedeuten haben würde. Unser Landsmann Earl Borkenhagen der Siedler von Bloemfontein, bot Rhodes die Führer schaft der Afrikander und die Vereinigten Staaten von Südafrika an, unter einer Bedingung: „Südafrika muß unabhängig sein von aller Welt." Rhodes, dessen höchster Traum die Union war, lehnte ab. Der erste, energische Versuch Englands, die Föderation lnrbei- Husühren, von den Tories unter Lord Carnarvon und seinem Gesandten Froudc unternommen, hatte die Absetzung des Präsidenten Burgers, die Annexion der südafrikanischen Republik und den Zulukrieg zur Folge. Der zweite halbherzige Versuch, von Gladstone Halbherzig und Sir Bärtle Fröre mit zuviel Kühnheit unternommen, endete bei Majuba Hill. Der dritte Versuch verursachte den Burenkrieg und blieb durch die Wiedererhebung des englischen Liberalismus zur Leitung der Reichs- gcschäste auf halbem Wege stecken. Der Unionsgedanke steht wieder da. wo er^ vor dem Schutzvcrtrag von Potschesstroom zwischen Transvaal und Oranjefreistaat 1884 stand. Das Selbornesche Memorandum ist die letzte große alle anderen zusammenfassende Frage, ob die Union der beiden Rassen in allen Kolonien Südafrikas überhaupt in der Gegen war! auf friedlichem Wege möglich ist. Deutsches Reich. Leipzig» 12! Juli. * Kaiser Wilhelm als dänischer Admiral. Es hat in Kopenhagen einiges Aufsehen erregt, daß der „Verein dänischer Marineoffiziere" Kaster Wilhelm zum Ehrenpräsidenten ernannt hat. Damit hat es nach einem Telegramm der „Franks. Ztg." folgende Bewandtnis: Während des Besuches des Kaisers am dänischen Hose im Jahre 1908 wurde er vom alten König Christian zum wirklichen Admiral in der dänischen Flotte ernannt, während sonst ausländische Fürstlichkeiten nach alther- kömmlichem Gebrauch nur militäri'che Ehrentitel erhalten, so wie z. B. König Eduard Ebrcnoberst der «königl. dänischen Gardehusaren ist. Da nun Kaiser Wilhelm wirklicher dänischer Admiral geworden ist, war es selbstverständlich die angenehme Pflicht des Marineossiziersvereins, ihm die Möglichkeit zu geben, den Verein zu besuchen, und daher wurde ihm das Ehrenpräsidium übertragen. * Zur Wiener Reise des Reichskanzlers wird der „T R." von unterrichteter Seite geschrieben: Die Angabe, daß Fürst Bülow Ende September dem Minister des Aeußeren Freiherrn von Aehrenthal in Wien seinen Gegenbesuch abstatten werde ist in bezug aus den angesübr- ten Zeitpunkt unzutreffend. Der Reichskanzler wird in diesem Herbst voraussichtlich noch nicht in der Lage sein, die geplante Wiener Reise zu unternehmen. * Hausindustrie und «rankcnversichcrungSpflichl. Die „Sonne- berger Zeitung" erfährt, wie uns ein Privattelegramm aus Sonnebcrg meldet, daß der Gesetzentwurf über die Krankenversicherungspflicht in der Hausindustrie nach seiner Feriigstellung, bevor er dem Reichstag zugehl, mit Vertretern der Hausindustrie und der Handelskammern durchberaien werden soll. * Der deutsche Lehrerverein hat an die zuständige Behörde eine Eingabe gerichtet, worin darum nachgesucht wird, im Interesse des An sehens der Volksschule und des Lehrerstandes die Bestimmung des § 34 des deutschen Gerichtsversassuugsgesetzcs vom Jahre 1879 zu beseitigen, wonach V o l k s j ch u l l e h r c r von dem Ehrenamte eines Schöffen und Geschworenen ausgeschlossen sind. Durch die jetzige Aus- nahmastellung der Volksschullehrer würden diese in der Achtung deS vielfach nach Aeußerlichkeiten urteilenden Publikums herabgesetzt. Neben dieser ideellen Seite der Frage komme noch eine praktische in Betracht: die Heranziehung der Lehrer zum Laienrichtertum würde eins der Mittel sein, dem Mangel an Schöffen und Geschworenen, der sich immer mehr geltend macht, abzuhelfen. * Ter „katholische Geheimbun-". Es ist hochinteressant und — amüsant ru sehen, wie das Borgeben des Vatikans gegen den angeb lich so kirchenfcindlichen „katholischen Geheimbund" auf die — Zentrums presse in Deutschland wirkt. Die „Germania" wehklagt darüber, daß selbst die Namen von Zentrumsabgeordneten, die mit dem Geheim bund in Verbindung gebracht wurden, nicht davor geschützt haben, in ihm etwas Kirchenfeindliches zu sehen. Was übrigens nickt wunder nehmen sollte» wenn nicht einmal die Namen von Bischöfen vor diesem Argwohn bewahrt haben! Die „Kölnische Volks leitung" aber, deren Chefredakteur mit unter die „unzuverlässigen Katholiken" geraten ist, sucht abzuwiegeln» indem sie beteuert, gegen den Plan einer katholischen Laienorganisation sei inzwischen schon Wider spruch rege geworden. Eisrig aber versichern alle klerikalen Blatter, daß es sich nickt um etwas Abgeschlossenes, sondern nur um eine in der Vorbereitung befindliche Sache gehandelt habe; und daß vor allem die Görres-Geselllckaft und deren Vorsitzender Freiherr v. Hertling an der Sache gänzlich unbeteiligt seien. — Vermerkt sei da;u, daß die Vor bereitungen doch schon etwas weit gegangen waren. Mehrere Akten stücke zeugen davon. DaS erste» welches die schon mitgeteilte Petition gegen die Jndexkongregation enthält, das zweite, ebenfalls erwähnte, welches die Geheimhaltung als Ehrenpflicht auferlegt, das dritte Dokument führt, wie die „M. N. N." mitteilen, die „Basis der Organisation" vor. Ihre Ziele lauten wie folgt: u. Die Organisation einer Bittschrift über den Index der verbotenen Reihe Werke, die an Se. Heiligkeit Papst PiuS X. und an den Episkopat der Länder deutscher und englischer Zunge gerichtet wird; d. die Schaffung einer Organisation auf Grund der Unterschriften zu permanenter Ausnützung des durch die Bittschrift vollbrachten Werkes und der in den Unterschriften auSgedrückteu Gemein schaft. Betont wird auch, daß die Liga sich auf der Basis der GörreS- Gesellschaft gründen will, die aber, wie oben bemerkt, samt ihrem Prä sidenten nicht beteiligt ist. * Liberaler veamtenausschust. Infolge eines Beschlusses des 2. DelegiertentageS des Wahlvereins der Liberalen hat sich kürzlich ein liberaler Beamtenausschuß in Berlin gebildet, dem außer den Vertretern der verschiedensten Beamtenklassen eine größere Anzahl Parlamentarier angeboren. Der Ausschuß hat es sich zur Aufgabe gestellt, sich über die Wünsche und die Lage der Beamten und Privatangestellken eingehend zu unterrichten, ein möglichst reichhaltige- Material zusammenzubringen und für eine wirksame Vertretung in den Parlamenten und Gemeinden zu sorgen. Es bestebt die Absicht, diese Einrichtung in der Weise aus zubauen, daß in allen Orten, iu denen sich liberale Vereine befinden, zur Unterstützung deS HauptauSschusseS besondere Unterausschüsse ge bildet werden. * Kaiser Wilhelm II. und König Eduard VII. So lautet der Titel einer soeben im Verlqg von Dr. Wedekind L Co. in Berlin er- sckienenen Sckrift 2.—, geb. 3.—), deren Verfasser Regierungsrat Rudolf Martin ist. In dieser Schrift wird die zielbewußte Politik Englands namentlich unter Eduard VII., den er den beimlicken Kaiser Englands nennt, der ziellosen deutschen Politik gegenübergestellt. Die Folge der englischen Politik ist die Einkesselung Deutschlands, die nicht zu einem Krieg zu führen braucht, aber Deutschlands Demütigung bezweckt. Der Verfasser fordert starke Rüstung Deutschlands
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