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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070715011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907071501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907071501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-15
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Dinge von seinen Ministern untcrricktet wird, und will, daß er durch die Vorträge der Minister so ausreichend auf dem Laufenden erhalten wird, daß er eine weitere Information in den meisten Fallen enlbehren kann. Trotzdem liest der Kaiser fast täglich Heilungen. Aus ihnen will er das erfahren, waS Ministervorträge eben nicht ent- ballen können: Belehrung über die lausenden Vorgänge auf allen Gebieten der Kultur. Der Kaiser liest also Zeitungen gewisser maßen nur als Privatmann, und deshalb ist es für die All- aemeiuheit uninteressant, welche Zeitungen der Kaiser liest. Wie die Presse über RegierungSmaßnahmen denkt, soll aus den Vorträgen der Minister hervorgehen, außerdem aber noch aus den Ausschnittblättern, die dem Kaiser täglich vorgelegt werden. Ein Beamter hat aber Zei tungen zu lesen und das Wichtigste kurz im Telegrammstil auszuziehen, teilweise auch einiges auszuschneiden und auszukleben. Diese Arbeit ist sehr schwierig, nichts Wichtiges darf fehlen, Unerhebliches darf nicht enthalten sein. Diese Blätter sind gewissermaßen eine Kontrolle für den Kaiser über seine Minister. Der Kaiser wünscht, daß nicht einseitig mit diesem Auszug verfahren wird; damit alle Parteien zu Wort kommen, wird zu diesem Zweck Quellenangabe gewünscht. Oft kommt es auch vor, daß der Kaiser sicb unauSgeschnittene Zeitungen kommen läßt, wenn er sich über einen Punkt ausführlicher informieren will. Im Hoslager sind alle wichtigen Zeitungen vertreten. Findet der Kaiser in den Zeitungen etwas, das interessant war, um in den bewußten Auszug aus genommen zu werden, und daß letzteres unterblieben war, so w»rv dies moniert. Ei» einziges unauSgeschnitteneS Blatt, das der Kaiser liest, gibt cS nicht, kommt eS doch vor, daß bei Zeitmangel nicht einmal die Ausschnitte gelesen werden. Man kann aber sagen, daß der Kaiser die Presse sehr ausmerksam ver folgt, natürlich ist nicht zu verlangen, daß er die Zeitungen genau studiert, weil meistens die Zeit drängt, doch werden markante Stellen in vollständig verlangten Zeitungen vorher besonders kenntlich gemacht. Bei wichtigen ParlamentSverbandlungen greift der Kaiser ost zur Zeitung und liest die Urteile der Presse sehr genau, hält auch mit der Gegenkritik nicht zurück. Ueber die ParlamentSverhand- lnngen selbst geht ihm ein eigener Bericht zu. Ob der Kaiser sich von Zeitungsstimmen beeinflussen läßt, ist fraglich, doch benutzt er,sie zur Belehrung und Information, und der Kaiser hat manches durch Zeitungen erfahren, was er vielleicht sonst nicht erfahren hätte. Seit der Eulen burg-Affäre aber werden Zeitungen bei Hofe fleißiger gelesen. * Professor EurtiuS. Konsistorialpräsident Dr. CurtiuS erklärt nach einem Telegramm der „Franks. Ztg." auS Straßburg i. Els. gegen über allen Sensationsmeldungen der letzten Zeit aufs bestimmteste, daß er nicht demissioniere, und daß ihm daö Verhalten der Behörden absolut keinen Anlaß zur Demission gegeben habe. * Tr. PeterS. Daß Dr. Peters für eine Professur für Kolonial politik in Berlin bestimmt sei, behauptete der frühere Redakteur des '„Vorwärts", Kurt EiSner, in einer sozialdemokratischen Versammlung in Berlin, die am Freitag stattfand und in der er über seine persönlichen Erlebnisse bei dem Münchener PeterSprozeß sprach. Na — na! * Giesebrecht und Tenhar-t. Den „Deutschen Nachrichten" wird oon einem, früheren Reichstazöabgeordneten geschrieben: „Man muß jetzt an nehmen, daß eS wirklich einen gefälschten Tuckerbrief gegeben hat. Von einem solchen bat im Jahre 1896, als die Sache im Reichstage zur Sprache kam, noch nichts verlautet. Herr Giesebrecht machte damals über der Inhalt des angeblichen Briefes nur mündliche Mitteilungen. Im Münchener Prozeß aber hat Herr Bebel die Wendung gebraucht: „Die Leute, die mir den Brief brachten." Herr Giesebrecht bat nunmehr, wenn das Kabeltelegramm der „Franks. Ztg." seine Aeußerung genau wideryibt, eingeräumt, dem Abg. Bebel Material übergeben zu haben, „daS dieser irrtümlich für den Tuckerbrief gehalten hat". Diese Aussage ist ziemlich konfus, läßt aber doch die Schuld GiesebrechtS deutlich durchscheinen. Anderer seits muß man sich über Herrn Bebel wundern, den doch das nachträgliche plötzliche Austauchen des TuckerbriesS in Berlin in das äußerste Erstaunen versetzen mußte. Herr Giesebrecht reist jetzt, wie es heißt, auf Kosten des Dr. PeierS von Amerika nach England. Welche Ironie der Welt geschichte! Jetzt begreift man auch ungefähr die neueste Kabelmeldung: Herr Giesebrecht behauptet in einem Briefe an einen New Horkek Journa listen, der Verfasser des „TuckerbriesS" sei Clemens Denharvt. Giesebrecht will sich allem Anscheine nach bei PeterS reinwaschen. Seioe-mueste Bc- bauptung ist völlig unglaubhaft. Ich babe 1896 viel mit Denhardt verkehrt und mich auch mehrmals mit Giesebrecht in Berlin unterhalten. Giesebrecht hat mit einer angeblich originalen Kenntnis des Briefinhalt paradiert, Denhardt aber bat in meinem Beisein nie ein direktes Wissen über den damals vielbesprochenrn Brief behauptet. Die Erklärung Gustav Denhardts, daß er und sein Bruder nichts mit dem Tuckerbriefe zu tun hätten, ist vollkommen glaubwürdig." * v. Hcrtling. Neichsrat Professor Dr. v. Hertling, der gerade in letzter Zeit wieder viel genannte Zentrumsführer, hat sich jungst der Loroperation zu einer Staaroperation unterziehe» muffen, die im Oktober erfolgen soll. Nach dem „Bahr. Kur." ist die Erkrankung ohne jede Komplikation und darum Genesung zu erwarten. * NegterungS-Prafidtu« Arnsberg. Die Ernennung des Ober- Präsidialrats v. Schwerin in Münster zum Regierungspräsidenten in ArnSberg ist nunmehr erfolgt. Regierungspräsident v. Schwerin ist 1863 zu Kattowitz geboren und trat 1885 als GerichtSrefereudar in den Staatsdienst. Im März 1899 wurde er L8ndrat des KreiseS Taruowitz und im Mär» 1905 unter Ernennung zum Oberpräsidialrat dem Oberpräsidium in Münster überwiesen. Der würltcmbergtfche Landtag kann erst Mitte August in die Ferien gehen. Er hat noch verschiedene Abschnitte deS Etats und Etats- Nachträge ru erledigen; außerdem stehen noch zur Beratung die Vorlage zur Aufbesserung der Beamten und Lebrer, das Kreditgesetz für neue Eisenbahnbauten, die Neuregelung der TageSgelver für die Mitglieder beider Kammern und der Entwurf einer neuen Bauordnung. Die Ab geordnetenkammer hat die Etatsdebatte für einige Tage unterbrochen und am Sonnabend die allgemeine Beratung der als Bedürfnis an erkannten Gehaltsaufbesserung der Beamten und Lehrer begonnen. In parlamentarischen Kreisen rechnet man bestimmt damit, den noch vor liegenden dringenden Arbeitsstoff binnen vier Wochen zu bewältigen. * Der Fall Pfeiffer. Der unter der Anklage der Begünstigung stehende Reichstags-Abgeordnete für Kronach erläßt folgende Erklärung: „Der Angeklagte Montag hatte behauptet, ich hätte ihm den Rat, in die Schweiz zu fliehen, gegeben und das Gelb dazu geschickt. Aus diescm Grunde wurde-ich auf Antrag des Staatsanwalts wegen Ver dachts der Begünstigung unbeeidigt vernommen. Ich habe vor Gericht bereits erklärt und wiederhole bier öffentlich: Es war mir völlig un bekannt, daß der Angeklagte in die Schweiz flüchtig gehen wollte, ebenso wie die Verwendung eines von mir an seine Mutter gegebenen Dar- lehns zum Zwecke dieser Reise mir unbekannt war dis zum Tage der Verhandlung. Ich habe vielmehr, sobald ich von der strafrechtlichen Verfolgung erfuhr, der Polizei alles mir bezüglich des Aufenthaltes Montags Bekannte mitgeteilt. Montag hat dann auch seine erste Angabe, als er mir gegenüberstand widerrufen." Deutsche Ttstsnien. * Matz und Gewicht in den Kolonien. Auf die Uebermittelung des Beschlusses der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschast auf Einführung des deutschen Maß- und Gewicht ssystems in unseren Schutzgebieten hat der Staatssekretär des ReichrkolonialamteS erwidert, daß diese Anregung ihm Veranlassung gegeben habe, in erneute Er wägungen darüber einzutreten, ob es sich empfiehlt, in den Schutzgebieten, in denen das deutsche Maß- und Gewichlsjystem infolge der wirtschaft lichen Verhältnisse bisher nicht eingejührt werden konnte, der fraglichen Maßnahme nunmehr näherzutretcn. Ausland. Oesterreich - Ungarn. * Minister Prade über das Deutschtum. Der deutsche Schulverein 'hat vor kurzem in Mährisch-Schönberg unter zahlreicher Beteiligung seine 27. JahreS- bauptoersainmlung abgehalten. An dieser bat auch der deutsche Landsmann- Minister Prade teilgenommen, der bei dieser Gelegenheit folgende bemerkens- werien Worte sprach: „ES geht vielfach ein gewisser Pessimismus durch unser Volk bei jenen, die zu unserem Volle sprechen; er kam auch gestern beim Be- grüßungSabend zum Ausdruck. Ich teile diesen Pessimismus nicht. Wir sind die Söhn« des größten Volkes in Europa, wir müssen es einmal ausgeben, alles nur von oben, vom Staate oder von weiß Golt wo, zu verlangen, und vielmehr aus der Krast schöpfen, die die mächtigste und stärkste ist, aus unserer eigenen Bolkskraft. Wir sollen uns das stolzeste germanische Volk, die Eng- länder, zum Muster nehmen, die aus eigener Kraft ihre Organisationen schaffen und aus den Staat übertragen. Wir wollen immer den umgekehrten Weg gehen. DaS muß aufgehoben werden. Alle Söhne des Volkes zu einer gemeinsamen nationalen Arbeit zu vereinigen, das ist bisher dem Deutschen Schuloerein in vorzüglicher Weise gelungen. In unserem Vereine gibt er keine Parteien, keine Verschiedenheit dec politischen Meinung. Die politischen Kämpfe, der Parteienzwist sollen draußen bleiben, sie reichen nicht heran an jene vornehme Atmosphäre, in der der deutsche Schulverein gearbeitet hat und immer weiter gedeihen wird. Es ist unser Wunsch, daß der deutsche Schulvereln frei von aller politischen Leidenschaft, losgelöst von dem Gezästke ots Politischen Leben-, da- höchste Gut unseres Volkes, unsere Kinder, wahre und fördere." Die Wort« deS deutschen Ministers, der seit der Gründung des deutschen Schulvereins Mitarbeiter an dessen Bestrebungen gewesen ist, dürfen überall in deutschen Kreisen lebhaftester Zustimmung gewiß sein. * Ein polnischer Sokol-Kongretz. In der Hauptstadt Galiziens hielten dieser Tage die polnischen Sokolvereine einen allgemeinen Turntag ab, an dem neben polnischen Turnern aus Galizien auch solche au- Rußland und Deutsch land teilnahmen. Die polnischen Sokol- aus Deutschland beteiligten sich nur als Gäste an den Verhandlungen, weil im Hinblick auf den Beuthener Sokol- Prozeß der Posener Sokolverband die offizielle Beteiligung untersagt hatte. Trotzdem waren au- Berlin etwa 100 Sokols erschienen. Auch die poseuschen Städte waren durch Delegierte vertreten. Die öffentlichen Gebäude hatten die polnische weiß-rote Fahne gehißt. Transparente mit dem polnischen weißen Feuilleton. Neue Lyrik. Von Tr. Erich Michael sLeipzig). In der Beilage ..Biichertisch" der Nr. 172 dieser Zeitung bat Rudolf von Gollschull in einem Artikel über neuere „Lyrische Sammlungen" auch den Gedichtband „In der Liebe Land" von Diedrich Metelmann lobend erwähnt und besonders die echte Inspiration dieses jungen Poeten betont, dem alle Trivialitäten und Künsteleien fern- liegen. Wie es die Natur einer solchen zusammensassenden Besprechung mir sich bringt, konnten dieser neuen literarischen Erscheinung jedoch nur wenige Zeilen gewidmet werden, und diese hätten auch vollauf genügt, wenn wir in der Gabe Metclmanns nichts mehr und nichts weniger härten als einen iener Gedichtbände, wie sie jährlich zu Hunderten die Trnckcrpreffe verlassen. Da aber aus der neuen Gedichtiammlung ein großes Talent spricht, und sic zudem die erste ist, die der junge, nord deutsche, seit mehreren Jahren inLeipzig lebende Dichter der Oeffent- lichkeit übergibt, so halten wir es für gerechtfertigt, wenn wir ihm und seinem Werke einen besonderen Artikel widmen. Ter gediegenen, echt künstlerischen Ausstattung des Buches* *,, dessen Schmuck von der Hand des Leipziger Malers Erich Gruner her- rührt, entspricht der bedeutende Inhalt; mit anderen Worten: in einem prächtigen Gefäß wird uns diesmal wirklich edler Wein gereicht. Paul kunad nennt den Tichtcr in einer kurzen Besprechung des Werkes in der „Deutschen Romanzcitung" einen „modernen Anakreon mit gelegent lichem mclancholisch-romanti'chem Anhauch". Diesem Gesamlurtcil muß ich entschieden widersprechen. Ten gelegentlichen elegisch- stricht melan» cholischi romantischen Anhauch gebe ich ohne weiteres zu, aber ein Ver gleich mit Anakreon wird weder dem Wesen des großen griechischen Lyrikers, noch aber vor allem der dichterischen Eigenart Metelmanns ge- recht. Gerade di? große Selbständigkeit des Dichters, der eigene Klang icincr Lieder ist cs, was einem bei der Lektüre des Buches besonders an- genehm ausfällt. Gewiß finden wir ab und zu Anklänge und Anlehnun- gen an Bekanntes, aber diese sind im ganzen io selten, daß sic an dem Urteil, Metelmann habe bereits seinen Ton gesunden, nichts ändern können. Am nächsten scheint mir der junge Dichter Lenau zu stehen, nicht in seiner Weltanschauung und -crfassung, wohl aber in seinem künstlerischen Empfinden und Aeußern, und über Lenau hinweg spielen die Fäden zu Liliencron, der ja selbst zu Lenau in einer gewissen geistigen Verwandtschaft steht. Freilich übertreffen beide Dichter Mctelmann an Leidenschaftlichkeit und Gestaltungskraft, dafür aber entschädigt dieser durch den größeren Reichtum und di? blendende Schönheit seiner Bilder und die zarte Innigkeit des Tones. Selbstverständlich lasse ick, bei diesem Urteil die wenigen Dichtungen unberücksichtigt, die — wohl einer frühe- rcn Schafsenspcriode angehörend — zum Teil in der Form, zum Teil dem Inhalte nach nicht voll befriedigen und sowohl das gesunde, frische Empfinden wie die ruhige Harmonie und den plastischen Faltenwurf der übrigen vermissen lasten. Bis aus die wenigen elegischen Töne zeigen Metelmanns Dichtungen frohe Lebcnsbejahung. Es sind Offenbarungen einer glühenden Tichter- *) Verlag für Literatur, Kunst und Musik in Leipzig. (Preis kart. 2,50 «t, gebd. 3 .1k: Num. Liebhaberausgabe auf echt Bütten und in Ganzledrrband 10 .kl.) seelc, die, obwohl größtenteils aus Schmerz und Leiden geboren, ein im Grunde heiteres Gemüt wiederspiegeln, und deren Mannigfaltigkeit sich keineswegs aus dem Titel der Sammlung ahnen läßt, wenn diese auch vorwiegend Liebesstimmungen der verschiedensten Art enthält. Neben den Liedern ernsten Inhalts finden wir auch eine ganze Anzahl von Gedichten mit humoristischem Anflug, als deren Krone ich das über- mütige, lebenswarme Gedicht „Drei Taler" bezeichnen möchte, ferner eine scharfe, treffliche Satire „Die sterbende Wildgans", die früher in den „Mußestunden" des Leipziger Tageblattes veröffentlicht wurde, und einiges Wenige didaktischer Natur. Am bedeutendsten, am tiefsten wirkt Metelmann dort, wo er uns in plastischen Bildern Vorgänge der Natur schildert und diese zu seinem eigenen Denken oder Seelenleben in innige Beziehung setzt, — ich nenne hier als die schönsten nur: „Birken im Frühling", „Novembertag", „Mondlicht" und die beiden folgenden, die von seinem Können eine Probe geben mögen: Sommernacht. Am Himmel hängt des Mondes Horn, Aus dem es silbern niedertaut. Die Nacht wallt segnend durch das Korn, Und leise Stimmen werden laut. Ein Rebhuhn lockt im Rübenseld, Die Grillen zirpen tief im Gras. Ein Vöglein mit sich Zwiesprach' hält, Es singt im Traum und weiß nicht was. Am Hecktor lehnt ein Menschenpaar, Ein Flüstern geht, verliebt und sacht, Und schimmernd ruht auf beider Haar Tie weiche Hand der Sommernacht. Herbstregen. Ter Regen rinnt, die Welt ist tot; Ist nichts, was lebt und lacht und loht. Farben und Freuden und Kraft vorbei, Ein matteS, schmutziges Einerlei. Die Luft ist wie ein Trauerflor, Kein Sonnenfunken will hervor. Auf kahle Neste der Regen klopft. Zur nackten Erde das Wasser tropft. Tas nasse Laub am Boden klebt; Ist nichts, waS unsre Hoffnung hebt. Nur müder, müder Tropfensall, — Ein oumpfes Weinen überall! Einer tiefen, nachhaltigen Wirkung ist der Dichter auch dort sicher, wo er uns Einblick in seine Weltanschauung gewährt, eine kecke, allem Philiströsen und Engherzigen abholde Philosophie, wie sie sich namentlich offenbart in den Gedichten: „Bußtag", „Mein Wunsch", Alte Rechnun- gen" und dem herben, balladenartigen Sang „W egeinüd e", der mit den folgenden leidenschaftlichen Worten der vom Schicksal umher getriebenen Vagantin schließt: „Und weisen die Leute mit Fingern auf mich Und schelten mich minderen Wertes, — Adler und polnischen Inschriften schmückten die Häuser. Auch ungarische, böhmische und kroatische SokolS waren in ihrer kleidsamen Tracht erschienen. Die Verhandlungen wurden durch eine Feldmesse eiugeleitet, an der etwa 20000 Personen teilnahmen. Erzbischof v. BandurSki hielt die Festprrdtgt. Er erinnerte daran, wie die Polen einst eine mächtig« Nation waren. Polen ging aber unter, weil eS kraftlos war, kraftlos im Jahre 1794 zu KoSciuSkoS Zeiten, kraftlos im Jahre 1831 bei derpolnischen Erhebung, und auch kraftlos beidenAufsländen in den Iadrrn 1863/64. Einst waren Polen die mächtigste Nation, brr Hort de- Christentum» gegen die Mohammedaner. Als man 1863 auf die polnischen Brandstätten und Schlachtfelder schaute, und als man überall den Polen den Tod wünschte, da glaubte man, das Ende Polens sei gekommen. Aber aus dem Blute der polnischen Märtyrer entstand der Falke, der polnische Sokol, der die schwarzen Raben mit seinem Schnabel zerhauen wird. Der polnische Sokol muß dem gefesselten weißen polnischen Adler daS Lied dec Freiheit singen. Die Festrede wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Dann formierte sich der Festzug, an dem 7000 SokolS teilnahmen. Vor dem Denkmal deS National- dichter- Minkieivicz wurde eine Huldigung dargebracht. Hier batten sich auch die städtischen Behörden aufgestellt. — Landesmarschall Graf Baden! hieß die polnischen Sokols willkommen. An der Generalversammlung nahmen viele polnische ReichSratsabgeordnete teil. Auch die Kosjuthpartei war vertreten. — Am 'Nachmittage fanden Turnübungen statt, an Lenen auch Mädchen und Frauen teilnahmen. —Zum Schluß wurde das polnische Legionenlied:- Noch isi Polen nicht verloren! gesungen. Abends sand im Stadttheater eine Festvorstellung statt und im Nalhause ein von der Stadt gegebenes Festessen. Die Rutheneu hatten eine Demonstrationsversammlung veranstaltet. Italien. * Ter Auüftand in Ferrara. Im Bezirk Pottomaggioro, der einzigen Zone der Provinz Ferraro, wo der Ausstand fortdauert, ist schon für drei Millionen Lire Weizen verdorben, und eS besteht wenig Hoffnung, den übrigen Teil der Ernte zu retten. — Die römische Arbeilerkammer hat den Vorschlag abgelehnt, als Protest gegen die Parteinahme der Regierung im ferraristiscben Ausstand einen Generalstreik auf 48 Stunden anznordnen. Dagegen wurde eine Tagesordnung auaenommen, in der Tadel gegen die Regierung ausgesprochen und beschlossen wird, die Streikenden in Ferrara finanziell zu unterstützen. Rußland. * Tie Anklageschrift gegen Stöffel und Fock. Die Anklageschrift gegen Stössel, Fock, Neuß und Smirnosf ist veröffentlicht. Die Anklage gegen Stöffel enthält n. a. folgende Punkte: Stössel hat dem Befehle des Oberkommandierenden ter Mantschurei-Armee, das Kommando in Port Arthur Smirnosf zu übergeben und die Armee zu verlassen, nicht Folge geleistet und ist in der Festung ge blieben. Stössel bat einen Befehl des kaiserlichen Statthalters verletzt, er hat sich in die Funktionen Smirnoffs eingemischt; er hat bei der Ausführung von Verteidigungsarbeiten in der zweiten und dritten Befestigungs linie Gegenbefehle erteilt. Stössel hat keine Vorkehrungen für die Beschaffung von Lebensmitteln getroffen. Er hat über das Gefecht von Kincheou einen Bericht erstattet, in dem er behauptet, selbst mit großer Energie die Aktion geleitet zu haben, während er in Wahrheit in Port Arthur geblieben war und an dem Kampfe nicht teilgenommen hat. Stöffel hat in einem Berichte die Flucht FockS als einen geordneten Rückzug dargeslellt. Er hat am 14. Juni 1904 berichtet. Laß er an allen Gefechten teilgenommen habe, während vom 8. Februar bis 14. Juni überhaupt nur das Gefecht von Kincheou statt gefunden hat, bei dem Stöffel nicht zugegen war. Um die beabsichtigte Ueber- gabe von Port Arthur zu rechtfertigen, hat Stöffel am 29. Dezember 1904 an den Kaiser berichtet, die Japaner seien Herren der Situation, Port Arthur könne sich nur noch wenige Tage halten, cs fehle an Munition. Die große Mehrheit des Kriegsrates hatte sich dagegen für die Verteidigung Port Arthurs bis zum äußersten ausgesprochen und erklärt, es sei genügend Munition vor handen. Stössel hat ferner bewußt und mit Unrecht dem General Fock für das Gefecht von Kincheou, das Fock verloren hat, und in dem er vollständige Unfähigkeit bewiesen hatte, den Georgsorden überreicht. Denselben hat er auch Reuß überreicht, der selbst eingestanden hat, daß er nichts getan habe, nm eine solche Auszeichnung zu verdienen, Stößel hat, ohne alle VerteibiguiigSmittel zu erschöpfen, mehrere Forts ohne Kampf geräumt, und Reuß ermächtigt, für Rußland schmähliche Kapitulationsbedingungen zu unter zeichnen. Stößel hat selbst das Schicksal der Garnison nicht geteilt und sie nicht in die Gefangenschaft begleitet. Für alle diese Verbrechen sieht das Militärstrasgesetzbuch die Todesstrafe vor. Fock ist Mitschuldiger an allen Verbrechen Stößels und hat sich unfähig gezeigt und den Befehlen Stößels Widerstand geleistet. Ueber das Gefecht von Kincheou hat Fock falsche Berichte erstattet. Unter dem Vorwande, daß es an Munition fehle, hat er bei Hellem Tage den Rückzug angetrcten und die Truppen großen Verlusten ausgesetzt. Reuß ist angeklagtj Mitschuldiger Stößel» -z«- fein. Smirnosf ist angeklagt, nicht Energie genug gezeigt zu haben, um die verbrecherischen Akte Stößels, FockS und Reuß zu verhindern. * Rach Sibirien! Nach einer Verständigung der zuständigen russischen Minister haben die Militärgonverneure und Gouverneure angeordnet, daß Personen, bei denen nicht nur regierungsfeindliche, sondern überhaupt jeg liche tendenziöse Literatur vorgesunden wird, ohne weiteres auf administrativem Wege zu verbannen sind, und zwar für die ganze Dauer des Kriegszustandes in dem betreffenden Rayon. — Damit sind selbst die harmlosesten Studenten, welche aus wissenschaftlichem Interesse sich Marx „Kapital" oder auch etwa eine „ketzerische" Schrift Luthers anschaffen oder leihen, für Sibirien reif erklärt! Die schlimmsten Zeiten Alexanders II. und des III. kehren zurück! Und LaS geschieht am grünen Holze Stolypins! Ruß land ist nicht mehr zu retten!, Der g der Tag ! in der Wc es war saß zü tun Hai rin Rednc ihm stand, Blumenar Sesselrcil; Rektor M Lusaten si Tr. Richo n o l d - B, und Erz. Damenwr kamen wi standen d und viele sah man, da marsch burschen r „7. Auguj von der 6 von dem gespielt, erhoben Häupter, rat Tr. i Gäste, di, bolischen Sie trüg die Fahn dje Korp! hin. Wc lehren? Kühnheit das sprcn Dank bei habe. U gegen sei Größe, I die Ziele Pflicht e gehabt, hin, die ! standen I gestiftet Sprüche Fahne. 2 gab Fro mit eine nahm di kurzen 3 Höhe de klang. vivant i zu Ende Händlers Dache h dessarbc Nach de aber na T« einem den letz der eur in jeden Jahre 1 Pcrsone ciuSwan Zahl l Amerikc täglich Europa allein 1 navischc Wander 1881 c Zahl ,1 als 30 ungaris nabme Du bist jetzt kommen! Und liebe ich dich, Philistergeschwätze, wen schert es! Willst du mich verstehen und glaubst nur du, Daß ich frei von niedrigem Fehle, Mit Leib und Sinnen gehör" ich dir zu, Dir schenk' ich die blutende Seele! Du magst sie heilen wie Frühlingstvind, Du magst sie zertreten, verderben, — Das wegemüde Vagantcnkind Ist dein auf Leben und Sterben!" Metelmann ist aber vor allem Lyriker, und als solcher verrät er ein feines, tiefes Naturerfassen, Wärme der Empfindung, eine blühende, bilderreiche Sprache und einen glücklichen Sinn für die Form. Selbst da, wo er episch kommt oder besser kommen will, wie z. B. in dem präch- tigen „Pagentraum", einem „Lied zur Laute", das den ganzen Liebes- zauber mittelalterlicher Romantik trägt, zeigt jede Zeile, jedes Wart fast den Lyriker. Das Lcitwort der ganzen Sammlung ausnehmend, könnte man recht gut von ihm sagen: Gefühl ist ihm alles. Darum fehlt ihm auch die Lust und Neigung zur Reflexion. Er erschöpft nie die Ge- danken in ihrer ganzen Tiefe, vielmehr löst er sie gern und meistens im Bilde auf. Alles in allem genommen, schaut uns aus dem Gedichtbaizdc eine eigenartige und zugleich interessante Dichterphysiognomic entgegen, und es ist daher dem jungen Poeten von Herzen eine recht große Ge meinde zu wünschen. " Hochschulnachrichten. Ter bisherige außerordentliche Professor in der philosophischen Fakultät der Universität in Göttingen, Dr. Ludwig Prandtl, ist zum ordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden. * Kleine Ehronik. Ernst von Wolzogeu hat seine politische Komödie „Unjamwewe", die im Jahre 1897 nur ein kurzes Bkhnendasein fristen konnte, einer teilweisen Umarbeiiung unterzogen und ihr den Titel, Kolonial politik" gegeben. In dieser neuen Fassung wird das Werk Anfang August im Kurtheater zu Friedrichroda und zu Anfang der Wiiitrrspielzeit im Mainzer Stadttheater sowie am Rrsidenztheatrr in Wiesbaden in Szene gehen. DaS Stück ist im Verlag Eutsch erschienen. — Angelina Gurlitt, die im Berliner Kleinen Theater in EsmannS Lustspiel „Vater und Sohn" einen bemerkenswert«» Erfolg erzielte, wurde für da» Deutsche Theater in Hannover und vom Herbst 1908 auf fünf Jabre für das Stadttheater in Bremen verpflichtet. — Au» sicherster Quelle erfährt da» „Berl. Tagcbl.": Dem Theaterdircktor Beer bohm Tree wurde der Kronrnorden dritter Klasse und einem Freunde TrceS. dun Konsul Grein, der sich um das Zustandekommen des Berliner Gastspiel lebhaft bemüht hatte, der Rote Adlerorden vierter Klasse verliehen. Die er haltene Auszeichnung wird, wenn sie auch nicht gerade von hoher Ordnung ist, Herrn Beerbobm Tree doch vielleicht ein wenig über die ablehnende Haltung trösten, die die Berliner Kritik ihm gegenüber einznnehmen gezwungen war. — Die Direktion deS Berliner Thalia-Theater- hat die bisherige erste Soubrette des Wiener Lustspieltheaters Fräulein Minni Schwarz engagiert. — AuS Dresden wird geschrieben: Die Direktion Linsemann brachte WilLeS vieraktigeS Drama „Lady Windermeres Fächer" im Residcnzthcatcr zum ersten Male zur Aufführung. Niua Sandow al» die edle, aber verkannte Frau Erlynne erzielte den Hauptersolg des Abends. Aber auch sonst fand die satirische Schilderung der guten Gesellschaft viel Verständnis und Beifall. — Dem Leipziger Musikverleger Daniel Rahtrr wurde ans der Allgemeinen Ausstellung „Ta- Kind" in Wien die Goldene Fortschrittsmedaille verlieben. mus nicht aus O 180 00' wächst Ei Mittel Mann Er adi der Ci Taxe, kleidet, ein en Als d« trat, f wurde Kind ! Arme, tür ur M sah Herr Spital halten Nacht! Aerztc das S Pvstai halten Polizi matro T eines mann manci seiner knnst. zeit n erhiel flehen Leben Vorau reoes steht: Heldin arme« könnt wider weiht Entsci Leber Cha wöhn schaff lehntc späte einen das ' „bkffo bekar
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