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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070803016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907080301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-03
- Monat1907-08
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»7. Morgen-Ausgabe 8. BezugS-Prei« Anzeigen.Preis eiMer TagMM Nr. 2l3 101. Jahrgang Sonnabend 3. August 1907. > 9,50. 115"-. k>e. .7.65 5.— 6'2 a. > <1. / 67 70 92 — 31.25 26 10 !oa rz ss^ ).50 »» 7, olw o>» Oll- crdam Vrcibt: ewirlt, ng be- neuen irr-ISO Saison 1499 Mat« )'üi. De- itterung Idungen Hausse- etlimmt. li Pricc ;S um csligkcil ldun.zen ifwärls- Wocben- i«, daß >4 kn« en, die «ntigen n AuS- Laraus- ire um hatten wegung se und est und D 5 9O9 * Bei einem in Söul zwischen japanischen Truppen und einem koreanischen Bataillon stattgehabten Kampfe wurden etwa 100 Mann getötet oder verwundet. (S. Ausl.) Dar wichtigste vom Tage. * Die Monarchenbegegnung wird heute mittag zwischen Swinemünde und Misdroy stattfinden. lS. Dtschs. Rj zugeben, was aber der Fall wäre, wenn die Königliche Ansiedelungs kommission, mangels einer genügenden staatlichen Unterstützung, ihre Tätigkeit einstellen müßte. Eine ausreichende staatliche Unterstützung ist aber nicht allein in der Hergabe neuer Geldmittel zu erblicken, sondern mehr noch in der Verleihung weitcrgehender gesetzlicher Befug nisse, da es unter den heutigen Verhältnissen auf dem Grundstücksmarkte in den östlichen Provinzen fast ganz unmöglich ist, polnische Güter anzu kaufen. Beide Aufgaben, di« Erhaltung der Güter in deutscher Hand und die Fortsetzung der Kolonisation, lassen sich nur noch erreichen durch die Verleihung deS Enteignungsrechtes an die Ansiedelungskommission. Nur mit Hilfe deS Enteignungsrechtes wird eS möglich sein, die Siede- lungen unabhängig vom Zufall des Angebots planmäßig nach großen Gesichtspunkten zu verteilen, den bisherigen Besitz abzurunden und untereinander zu verbinden. Noch heute bedeckt der Großgrundbesitz in den Ansiedelungsprovinzen etwa 44 Prozent der ganzen landwirtschaftlich nutzbaren Fläche, es ist somit noch Raum genug, um noch Jahrzehnte hindurch die Siedelung fortzusetzen und die Ostmark mehr und mehr dem Deutschtum zu ge winnen. Es heißt demnach, das begonnene Werk zum endgültigen Siege zu führen, oder für immer zu verlieren. * Die Pforte hat auf ihre, das Bandenunwesen in Makedonien betreffende Zirkulardepesche bereits von zwei Großmächten die Zusicherung erhalten, daß sie die erbetenen Schritte in Athen unternehmen werden. Ein Gleiches ist auch von den anderen Mächten zu erwarten. ! für den ., Nr. 2 ntnmarN 2'2, Te- , do Säcken» U. 4,90, ^do. do. Unter. Ltetter. fruchten >keit der iir Sich, die von araufhin ang mit zog der mg nuch ltms.itzen * Laut Beschluß der Delegiertenversammlung der an der süddeut- scheu Tourenfahrt beteiligten Automobilklubs ist die süddeutsche Tourenkahrt, wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, in- folge deS Verbot- der badischen und württembergischen Negierung zunächst bis 1908 verschoben worden. Haupt Atltale Berlin! Tart Duncke , Herzog!. Bahr. Hosduch- Handlung, Lützowstraß« 10. (Telephon VI, Nr. Ei). 80 — Io». 69LO 3140 16.40 lo». rH )1.7S l610 und Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und -es Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig >ll. is. io. ü. a. t.- 40. sür Leipzig und Vorort« durch unser« Träger und Spediteur« in« Hau« gebracht: Autgab« ä (nur morgen«) »irrteltihrlich 3 M., m»natli!b 1 Autgab« L (morgen« uns ab«nd«) viertel jährlich 4.50 M., monatlich 1.50 Durch di« Poft bezoaen: (2 mal täglich) innerhalb D«ut und der deutschen Kolonien vi«rt«l 5,25 M., monatlich 1,75 M. autsch destellgcld, sür Oesterreich 8 6. Ungarn 8 L vierteljährlich. Abonnement-Annahme: Uuguftu«vlatz 8, bri unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Pfz. Redaktion und SrvedUiou: Johannitgasse 8. relevhon Nr. 14SV2, Nr. 14SV8, Nr. 14681. Berliner Redaktion«-Bure«: Berlin UV. 7, Prinz Laut» Ferdinand- Straße 1. T«lkphoa I, Rr. 8275. für Inserate au« Leipzig und Umgebuna die Sgelpaltene P,titz«il« 25 Pi., finanziell« Anzeigen 30 Ps., Reklamen 1 M.; von aniwärt« 30 Ps., Reklamen 1.20 M vom Auiland 50 Ps., finanz. Anzeigen 75 Ps. Reklamen I^> M. Inserate v. Bchbrtmn im amtlichen TcillO P«. Beilag«g«bübr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Äelchästäanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Fefterteilte Austräge können nicht zurück gezogen werden. Für da« Srschctnen an bestimmten Tagen und Plätz«n wird keine Garant,« übernommen. «neigen-Annahme: Luguft»«platz 8, bei sämtlichen Filialen ii. allen Annoncen, iäkpeditionen de« In» und Auslandes. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie wir hören, hat die österreichische Regierung dem deutschen Ge schäftsträger in Wien wegen der irredentistischenAus- schreitungen, von denen deutsche Reichsangehörige in Südtirol be troffen worden sind, ihr Bedauern ausgedrückt und mitgeteilt, daß «ine Untersuchung eingeleitet sei und daß die Be strafung der Schuldigen erfolgen werde. >o. a. die nordländischen und die südländischen Soldaten miteinander in ernsten und zu Gewalttätigkeiten ausgearteten Konflikt gerieten, sich mit den Rufen „addssso Nasi!" und „abdasso Oiolitti! einander gegenüber stellten, und schließlich nur dadurch beschwichtigt werden konnten, daß nach geschehener Sonderung die nordländischen Soldaten desselben Regiments in eine und die südländischen in eine andere Kaserne gelegt wurden! Nationale Gstrvehr. Mit dem Ankauf deS Gutes Mobrze, der in der deutschen Press« vielfach besprochen worden ist, haben die Polen wiederum «in wertvolles deutsche- Besitztum in die Hand bekommen, das sie besonders deshalb erstrebten, weil eS nahe der Provinzialhauptstadt Posen gelegen ist und sie damit di« planmäßige Tätigkeit der Königlichen Ansiedelungs kommission, um Posen herum einen Kranz deutscher Dörfer zu schaffen, durchkreuzen. Wesentlich darauf ist die Bewilligung des außerordentlich hohen Ankaufspreises zurückzuführen, der von dem bekannten Agenten der großpolnischen Nationalpartei für das Gut bezahlt wurde, ein Ankaufs preis, der denjenigen, welchen die Königliche Ansiedelungskommission anlegen konnte und wollte, um etwa 400000 übersteigt. Von feiten der Königlichen Anstedelungsbehörde konnte man deshalb diesen Land verlust nicht verhindern, sollten nicht nahe liegende wirtschaftliche Er wägungen völlig auSscheiden. Es hieße auch, das Losschlagen ost- märkischer Güter geradezu prämiieren, wenn von der Regierung Preise gezahlt werden würden, die in keinem Verhältnis zu dem Nutzungswert des Objektes stünden. Man ist schon im Interesse der deutschen Ansiedelung nach dieser Richtung hin ziemlich weit gegangen, wie die früheren Ankäufe der um Posen liegenden Güter beweisen. Für die vor den Toren der Groß stadt Posen liegenden Güter Schönherrnhausen mit Piontkowo wurden verhältnismäßig hohe Ankaufspreis« bezahlt, ebenso für die etwas ent fernter liegenden Besitzungen Kicin, Kozieglowy und ander«, die angekauft wurden, um einen geschlossenen deutschen Besitz um Posen berzustellen. Dies Vorgehen hat sich auch gelohnt. Schönherrnhausen mit Piontkowo ist in 60 Einzelwirtschaften eingeteilt, die zum größten Teil an westdeutsche Ansiedler bereits vergeben wurden. Kozieglowy ist mit Schlesiern und Sachsen besiedelt. Kicin mit etwa 40 Wirtschaften kommt im nächsten Jahre zur Besiedelung, dagegen sind die daran anstoßenden, etwas entfernter von Posen liegenden Güter, wie Gorta- towo, HeinrichSwerder und Lowentschin, mit westdeutschen Ansiedlern fast völlig besetzt. Die dortigen kleinbäuerlichen Wirtschafter werden in absehbarer Zeit, infolge der außerordentlich günstigen Verkehrs- und Absatzlage nahe der Großstadt, in der sie alle ländlichen Produkte zu guten Preisen absetzen können, mit erheblichen Wertsteigerungen ihrer Nentenbesitzungen rechnen dürfen, ganz abgesehen davon, daß sie bei den günstigen Bedingungen, unter welchen sie angesetzt wurden, ohnehin schon die Möglichkeit haben, in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen gut voran- znkommen, namentlich wenn sie neben der Ackerwirtschaft auch etwa- Kräuterei betreiben. Für gärtnerische Produkte werden in Posen lobende Preise auf dem Wochenmarkt, der von den Ansiedelungen in kaum einer Stunde mit Gespann leicht zu erreichen ist, gezahlt. ES geht daraus hervor, baß die Königliche Ansiedelungskommission auf dem besten Wege war, ihr Ziel, ringS um Posen deutsche Dörfer mit einer kräftigen kleinbäuerlichen Bevölkerung zu schaffen, zu erreichen, wenn ihr nicht jetzt wieder die grohpolnische Agrarbank mit ihren be deutenden Mitteln, die opferwillig für nationale Zwecke hingegeben werden, einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Was würde aber anderseits sein, wenn es überhaupt an einer staatlichen Ansiedelungsbehörde gefehlt hätte! Güter und Dörfer um Posen herum wären ausschließlich polnisch, und die deutsch« Stadt bevölkerung in Posen wäre ganz auf den polnischen Markt angewiesen, d. h.. die polnischen Bauern würden aus den Taschen der kaufkräftigen deutschen Stadtbevölkerung schöpfen und somit zur weiteren Kräftigung der polnischen Nationalpartei beitragen können. Daß das nicht mehr in dem von polnischer Seite gewünschten Umfange geschehen kann, ist aus die Tätigkeit der Königlichen AnsiedelungSkommission zurückzuführen, welche schon allein durch die Ansiedelung um und bei Posen bewiesen hat, daß sie für Stadt und Land in der Ostmark ganz unentbehrlich ist, soll letztere nicht mehr und mehr in polnische Hände übergehen. Man sollt« deshalb auch der staatlichen Ansiedelungsbehörde die Mittel nicht verweigern, welcher sie unbedingt bedarf, um das großzügige Ansiede lung-Werk, da- von polnischer Seite stark gefährdet wird, in erfolgreicher Weise fortzusetzen. . Es handelt sich dabei nicht allein darum, die planmäßige Koloni sation fortzuführen, sondern auch die gewonnenen Erfolge nicht preis- * In Paris wird angenommen, daß sich die Negierung auf die Abmachungen von Algeciras berufen und Spanien als zunächst zu er greifende Maßregel die Landung französischer und spa- nischer Truppen iu Casablanca in Vorschlag bringen werde. lS. Ausl.) * Nach einer Meldung "der „F. Ztg." aus Mailand ist in Spezia der Generalstreik ausgebrochen. Italiens Nord und Süd. lVon unserem römischen?-Korrespondenten.) Di« letzten Episoden in dem Verfahren gegen den Ex-UnterrichtS- minister Nasi und seinen Sekretär Lombardo haben einen Tatbestand grell beleuchtet, den man zwar schon früher für möglich hat halten müssen, den man aber nicht als gegeben geglaubt hat: den schroffen Gegensatz zwischen Norditalien und Süditalien in materieller und moralischer, sowie im besonderen in patriotischer Hinsicht. Der Norden und der Süden Italiens haben sich seit der Einigung nicht gleichmäßig entwickelt; der Süden, dem heute noch das elementare Schulwesen in hohem Maße fehlt, und in dem dennoch die schöpferischsten und glän zendsten unter den italienischen Gelehrten, Erfindern, Schriftstellern und — Staatsmännern ihr« Heimat haben, ist wirtschaftlich arg zurück geblieben, er hat das größere Opfer für die nationale Einigung gebracht und Hai den geringeren Nutzen von ihr gehabt. Mit der Verschieden heit der wirtschaftlichen Verhältnisse ist die Moral deS Nordens und die des Südens eine wesentlich andere geworden und geblieben: die Bc- priffe von Trene, Ehre, Recht sind im Norden unter den: Einfluss« eines intensiven VerkebrS- und GeschäftSlebenS verflacht, verschoben, versag licht worden, während sie im Süden den patriarchalischen, temperament voll«» und den Persönlichkeitswert über alles stellenden, ins Roman tische gehenden Charakter noch bewahrt haben. Bei den Wechsel beziehungen der Landesteile, insoweit sie über Rom gingen, sind die Gegensätze nicht nur nicht abgeschwächt, sondern in vieler Hinsicht noch markiert worden, wie man unter anderem auch daraus erkennen kann, daß bei jeder Bildung eines Regierungskabinetts einer Behörde, einer Kommission usw. vor allen Dingen die peinlichste Gleichmäßigkeit in der Besetzung der Posten mit Leuten aus Nord und Süd gewahrt werden muß und sachgemäße Kriterien erst hintennach kommen dürfen; dennoch sind die Südländer, auf denen die Staatssteuern überaus schwer lasten und die daS Hauptkontingent der Auswanderer stellen, italienische Patrioten nur mit einer gewissen Unlust und Reserve. Das Verfahren gegen Nasi, der ein Sizilianer ist, der Sizilien in der Regierung vertreten hat, der der mit ganz enormer Majorität ge wählte Deputierte eines sizilianischen Wahlkreise- ist, war politisch nicht klug, und die drei Jahre lang gespielte Gerichtskomödie, die oen ur sprünglichen Fehler auSgleichen sollte, bat ihn nicht ausgeglichen. Die „Gerechtigkeit" kann man ganz außer Spiel lassen: Nasi hat vielleicht bei seiner Miniftertätigkeit einige bureaukratische Paradoxien mehr fertig gebracht als sein« Vorgänger, Amtsgenossen und Nachfolger, aber im wesentlichen hat er genau so gewirtschaftet, wie die Minister in Italien unter einem den FovoritismuS naturnotwendig erzeugenden politischen System alle wirtschaften; im übrigen ist Nasi, ver als Post- und Telegraphen», sowie später als Unterrichtsminister leicht und unbean standet hätte Reichtümer erwerben können, alles andere eher al- ein reicher Mann, seine Lebenshaltung ist bescheiden, so daß er z. B. während seiner Ministerzeit seine Familie nie hat zu Hofe führen mögen. Den Rummel mit der „Gerechtigkeit" machen diejenigen, die von Nasi nichts abbekommen haben, und diejenigen, di« von seinen per sönlichen Fähigkeiten eine Minderung ihrer eigenen Geltung und Chancen befürchten. Nachdem die Anklagen gegen Nasi freilich einmal öffentlich ausgesprochen worden waren, mußte man nolsns volsnZ sie verfolgen, upi nicht das letzte bißchen moralischen Kredit, den das Parlament im Lande noch hat, einzubüßen, und man tat es mit Würde. Ja, der Senat, der den Gerichtshof für Nasi bilden soll, oder vielmehr sein Präsident, tat sogar ein übriges, indem er den Deputierten und Ex-Minister Nasi wie jeden gewöhnlichen Angeklagten verhaften und inS Gefängnis schaffen ließ. Nun bat ja der Senat drei Tag« nach dieser Verhaftung Herrn Nasi aus dem Gerichtsgefängnis nach Hause geschickt; es find auch bereit- eine stattliche Anzahl von Anklagepunkten gegen Nasi unter den Tisch gefallen, und bi- zum November, wo end gültig verhandelt werden soll, werden noch mehr den gleichen Weg gehen. Ueber den Rest wird sich auch reden lassen, viel reden lassen, denn nicht umsonst hat man sechzig Bände Untersuchungsakten gegen Nasi zu sammengeschrieben. Ist es nun mit dem Sachlichen gegen Nasi so bestellt, baß man nur ganz abstrakterweise von Schuld sprechen kann, so kann eS auch nicht wundernehmen, wenn man in Sizilien die geringe Diskretion in dem Verfahren argen den eigenen Vertreter al- eine Be leidigung der ganzen Insel auffaßt und entsprechend reagiert. Die- um so mehr, al- die Erörterungen über Nasi sich vielfach zuspitzten in all- gemeine Herabwürdigung des südländischen und namentlich des sizilia nischen Volkscharakters, und in Behauptungen über korrupte Verhält nisse in jeder Hinsicht, während die Südländer in der Tat sich keines wegs viel ärgerer Dinge zu schämen haben al- die Nordländer, die auch ihre betrügerisch eigenmächtigen Politiker, auch ihre verderbten Richter, auch ihre ungetreuen Bankier-, auch ihr« Feppa und Barabba, auch ihre unzüchtigen Priester und Nonnen, auch ihre gefällige Polizei haben. Wie gesagt, man braucht es nicht zn billigen, aber man kann es wohl verstehen, wenn die Sizilianer und die Südländer empört sind gegen das übrige Italien und gegen alle Verdächtigungen ihrem Lanvsmanne, Gönner und politischen Vertreter die Treue halten. Die italienische Regierung wird gut tun, mit dieser Stimmung im Süden zu rechnen, zumal sie iu den letzten Jahren Wurzel gefaßt zu haben scheint. Di« Regierung hat Soldaten und Schiffskanonen genug, um mit einer Republik Sizilien, wie sie vor acht Tagen von den Sizi lianern inS Auge gefaßt worden ist, rasch fertig zu werden. Aber eine weisere Methode wäre empfehlenswerter, denn die gewaltsame bringt erstens Schaden, und zweitens bedenklich- Nebenerfolge. Hat sich doch selbst in diesen Tagen, wo die Besatzung in Sizilien auS Furcht vor Ruhestörungen vielerorts verstärkt werden mußte, der Fall ereignet, daß Deutsches Reich. Leipzig, 3. August. * Ter Kaiser. Der Kaiser durchfuhr an Bord des „Sleipner" die Reihen der in dreireihiger Marschformatio» einyelaufenen Flotte unv ging dann an Bord der „Deutschland", wo er im Gespräch mit dem Flottenchef bis 11 Uhr 30 Minuten verweilte. Um 11 Uhr 45 Minuten kehrte der Kaiser an Bord der „Hohenzollern" zurück. * Zur Kaiser-Begegnung. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Als willkommener Gast trifft morgen Seine Majestät der Kaiser Nikolaus von Rußland vor Swinemünde ein, um mit unserem Kaiser einige Tage freundschaftlichen Beisammenseins zu verleben. Indem der Zar die Fahrt in die deutschen Gewässer unternimmt, erwidert er den Besuch, den Kaiser Wilhelm im Juli des Jahres 1905 dem Herrscher des befreundeten Nachbarreiches in den finnischen Schären ab gestattet hat. Die Begegnung entspricht einer alten, von beiden Seiten gern geübten Gepflogenheit. Sie bringt aufs neu« die Freund- schajt zum Ausdruck, die beide Monarchen als Vermächtnis ihrer Vor fahren überkommen und treu bewahrt baben. Die Swinemünder Tage werden vornehmlich persönlichem Verkehr dienen. Bestimmte politische Zwecke haben die Zusammenkunft nicht veranlaßt. ES liegt somit für niemanden ein Grund vor, die Begegnung der Monarchen mit Argwohn oder Mißtrauen zu beobachten. In Deutschland begrüßt man mit Befriedigung in dem Besuche deS Zaren die Bekundung der herzliche» Beziehungen zwischen den beiden Herrscherhäusern und den beiden durch viele Interessen miteinander verbunde»en Reichen. Wir wissen uns im Einklang mit den Empfindungen de» »rutschen Volkes, wenn wir der Monarcheubegegnung einen glücklichen und ersprießlichen Verlauf wünschen." * Ter ReichStnvalitzenfondS. Der Staatssekretär des Reichsschatz amts hat sich jüngst dahin geäußert, daß «S ibm voraussichtlich möglich sein würde, die im Reichsinvalidenfonds befindlichen Wertpapiere nicht auf den Markt zu bringen, vielmehr die auf den Fonds angewiesenen Verpflichtungen so zu decken, daß die Wertpapiere auf den Hinter» blievenenversicherungSfond» übertragen, und von diesem dafür die entsprechenden Mittel verlegt werdeu würden. Der Schatz» lekretär hatte eine ähnliche Andeutung schon bei den ReichStagSver- handlungen über den HinterbliebenenvcisicherungSsonds gemacht. Es ist erfreulich, daß die Hoffnungen wegen der recht beträchtlichen Mehr einnahmen au» den landwirtschaftlichen Zöllen, die bekanntlich zur Aus füllung deS HinterbliebenenversicherungSfondS dienen, in Erfüllung gehen können, erfreulich insofern, al- nicht durch einen Verkauf der betreffenden Wertpapiere, die ja zum größten Teil Reichs- und StaatS- papiere sind, deren Kur» auf dem Markte noch weiter gedrückt wird. Für die Entwicklung des Bestandes de« ReichSinvalideufondS Von Tientsin über di-Schlachtfelder -er Mantschnrei. xvn. Je näher wir der Nowgorodkuppe kamen, desto ärger wurde das Bild der Verwüstung. Geschoßeinschläge hatten den Boden zerwühlt. Kleine Holztafeln bezeichneten die Stellen der in Massen beerdigten Russen und Japaner. Aber auch ohne diese Tafeln wurde man sich dessen bewußt, sich auf einem Schlachtfelde zu befinden, wo der Tod reichliche Ernte gehalten hatte; denn auf Schritt und Tritt traten die Gebeine der Gefallenen zutage, die wohl teilweise auch durch die herum lungernden Chinefenhunde wieder ausgewühlt worden waren. Die Kuppe wird jetzt von einer steinernen, zirka 2 Meter hohen Gedenktafel gekrönt, die folgende Inschrift in japanischen Schrift zügen trägt: „Gedenkstein für die tapferen Gefallenen Den Soldaten des 41. Infanterie-Regiments." Auf der Rückseite steht die Anzahl der hier gefallenen Helden ver zeichnet, und zwar: „19 Offiziere, 812 Mann des 41. Jnfanterie-RegimentS." Auf der vierten Seite steht das Datum der Errichtung des SteineS. Wir ritten längs halbzerfallener Schützengräben und Batterie- stellungen hinüber zum Putilowhügel. Er trägt seinen Namen nach dem russischen General Putilow, der ihn den Japanern am Abend des 16. Oktober 1904 mit einer schnell zusammengerafften Abteilung entriß und hierbei 14 japanische Geschütze erbeutete. Der Hügel, der steil zum Schaho abfällt, war zerwühlt, als sei die Pflugschar über ihn hingezogen, nur daß das Eisen, das ihn gepflügt, 28 - Zentimeter - Granaten gewesen waren. Ein solches Ungetüm, ein Blindgänger, lag noch auf dem Abhang. Die Chinesen hatten diesen Zuckerhut nach ihren üblen Erfahrungen in Houlioutun unberührt gelassen. Die Japaner haben im allgemeinen auf den Schlachtfeldern nichts an Waffen oder sonstigen, noch so kleinen Trophäen liegen gelassen. ES wurde unS schwer, von den Landeseinwohnern einige verrostete Seitengewehre und sonstige kleine Andenken zu erhalten. Die Japaner schickten von Zeit zu Zeit Patrouillen in die Chinesenhäuser, die den Bewohnern alle gefundenen Gegenstände abnahmen. Der weitere Ritt führte über Lamutun nach Linschrnpu. Diese Ort» schäften waren am 14. Oktober nach heftigem Kampfe vom russi schen Armeekorps den Japanern üherlassen worden. Bei Linschinpu hatten sich die Gegner während der Wintermonat« auf höchstens 800 Meter gegenübergelegeu. Die Häuser waren -um größten Teil zerstört und die Umfassungsmauern waren von Schießscharten durch brochen. Den Nordrand hatten, wie uns einige Einwohner erzählten, wiederholt die Russen, die südlicheren Häuser die Japaner in Händen gehabt, so daß hier der Kampf auf die allernächsten Entfernungen mit großer Erbitterung getobt hatte. - - Als wir abends in das Quartier nach Schahopu kamen, war unser Koch mit seinen Einkäufen aus Mulden zurückgekehrt und hatte vor allem japanisches Bier mitgebracht. Nun ließ sich auch die zweite Nacht in unserem köstlichen Hotel wesentlich besser überstehen, schon auS dem Grunde, weil man nicht darauf angewiesen war, sich gar so zeitig auf dem Kang der „Ruhe" zu überlassen. So verfloß ein großer Teil der Nacht in anregenden Debatten über die vergangenen kriegerischen Er- eignisse, die nun unter dem Eindruck des soeben besichtigten Geländes in neuer Beleuchtung an unserem geistigen Auge vorüberzogen.
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