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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.08.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070806013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907080601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907080601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
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Morgen-Ausgabe 8. Bezugs-Prel» nMer TagMaü und HandelszeUung. Nmtsvrutt -es Nates und des Nolizeiamkes -er Ltadt Leipzig Nr. 218 Dienstag 6. August 1907. kt «ar RN o dis uplrn. 02°/< dl«. >or. 7L5 f »I«»ß« " 7. 87 ris N.20 tSVO 181. Jahrgang er ab. kleiner« en dt» ZL .. die Ostmarkenpolitik nach Rezepten zu betreiben, die in altangestammten Provinzen sich bewährt haben mögen; es ist falsch, auf irgend welche politische Einsicht oder gar Nachgiebigkeit der Polenführer zu rechnen. Die Polen predigen an allen Ecken und Enden offen eine Politik steter Machtproben, sie predigen den Krieg und betrachten sich als im Kriegs zustände befindlich. Sie haben den Krieg gewollt und richten ihre An griffe heute schon offen gegen deutsche Beamte, die sie, glatt gesagt, aus hungern wollen. Sie sind mit Rachegedanken gegen alles erfüllt, was Deutsch heißt! Kein Deutscher wird ihnen diese Gedanken mit gleicher Münze heimzahlen wollen, aber kein Deutscher wird es einsehen, weshalb nicht gegen einen offenen Feind auch in offener Fehde vorgegangen wird. Der Kampf in der Ostmark muß einmal bewußt von beiden Seiten durchgefochten werden und mußmit einem Siege des Deutschtums enden. Nicht allein um der Ehre des deutschen Namens selber, sondern auch um des Friedens willen der verführten polnischen Bevölkerung, die heute noch von ihren Verführern mit dem Märchen aufgehetzt wird, die Kraft des Deutschtums sei zu schwach zur Brechung des polnischen Widerstandes. Und in der Tat. die deutsche Kraft ist gegen den polnischen aktiven und passiven Widerstand auch zu schwach — so lange sie sich in unbegreiflicher Verblendung scheut, d i e Waffen in die Hand zu nehmen, die die Kriegs lage im Osten verlangt. Die Polen schrecken vor keinem Mittel zurück. Die Deutschen aber fürchten sich selbst vor der Entfaltung der ihnen durch den Gang der Geschichte zugefallencn Macht. Und zum Dank dafür höhnen die Polen über die deutsche Ohnmacht und lassen ihrem Deutschen haß munter die Zügel schießen. Wehe den Deutschen, die der polnischen Rache anheimfallen! g INK. etwa» m vo» M der ann, r Ko- recht Kairf- >z. er rungen diesem nd so unllur ür di« r war llschatt fanden derart Dezug Non- N«ht, iaktien unten, .gesell» in der cd sich rung-n Von itorie» re Er- ichdem rlaufe « di« len ist inden. Snung rur in tischen !üund- itze in der von Ischaft lötigte Zaciste nach- rompt, sllder «ast«, upser: Lough folgenden Jahre aber um so Heller aufloderte. Einen Begriff von der Kraft dieser Volksempörung erhält man, wenn man hört, daß ihre Bekämpfung der Regierung 17 000 Tote «nd 180 Millionen Mark ge kostet hat. Als Präsident des Staatsrats entwickelte Ito eine große und nicht fruchtlose Tätigkeit. Der Zollfrage schenkte er besondere Aufmerksam keit, ebenso dem Gerichtswesen. Sein Bestreben ging dahin, auch die in Japan weilenden Fremden unter deS Landes Gerichtsbarkeit zu bringen. Zunächst mißglückten die Versuche nach dieser Richtung, bis 1888 Deutschland und England einen Entwurf zur Vorlage brachten- der allerdings erst nach manchem Hin und Her Gesetzeskraft erhielt. Eine neue Studienreise führte Ito im Jahre 1882 abermals nach Europa. Die Frucht dieser Reise erhielt sein Vaterland in der im Februar 1889 verkündeten neuen japanischen Verfassung. Im Frühjahre 1885 schloß Ito mit Lihungtschang zu Tientsin den berühmten oder richtiger gesagt berüchtigten Koreavertrag, der später den Grund zum chinesisch-japanischen Kriege abgeben mußte. Die Ge schichte desselben ist wohl noch in aller Gedächtnis, ebenso die Daten deS Lebens Itos auS der neueren Zeit. Ito wurde im Jahre 1890 vom Kaiser zum Präsidenten des Ober hauses ernannt; Präsident des Ministeriums war er dann vom August 1892 bis August 1896. In dieser Zeit vereinbarte Japan mit England die Vertragsrevision, führte den Krieg mit China siegreich durch, schloß den Frieden von Schimonoseki, durch den Formosa dem Reiche einverleibt wurde. Zur Belohnung für seine großen Dienste wurde Ito zum Mar quis ernannt. Zu allen politischen Parteien unterhielt der hervor ragende Staatsmann ein gutes Verhältnis. Er übernahm dann noch im Januar 1898 die Leitung der Geschäfte und organisierte die stärkste Partei des Unterhauses, das „Rikken Seihu kai". Ms Haupt dieser Partei trat er wieder an die Spitze des Ministeriums. Aber bald wurde ihm das Amt durch die Parteien verleidet, er demissionierte, trat zum fünften Male eine Reise nach Europa an und war dann für den Abschluß des englisch-japanischen Bündnisses mit Erfolg tätig. Welche Nolle er im Kriege gespielt hat, ist noch in frischer Erinnerung. Nach dem Friedensschluß wurde Marquis Ito zur Regelung der Verwaltung nach Korea geschickt, und seiner überlegenen Diplomatie gelang es, am 29. Mai 1907 dem koreanischen Kaiser ein neues Ministerium unter dem Vorsitze eines der fünf Minister aufzuzwingen, die am 17. No vember 1905 gegen den Willen des Kaisers den Vertrag mit Korea ab- geschlossen hatten. In der ganzen Zeit seiner Tätigkeit als japanischer Regent in Korea, vom 17. März 1904 bis heute, hat Marquis Ito unter Nebcrwindung großer Schwierigkeiten sein Amt geführt und ist in unseren Tagen zum Ziel gelangt. Er ist ganz der Mann dazu, um auch die weitere Aufgabe, die Umwandlung Koreas in einen modernen Kul turstaat, zu lösen. » «0.1 »rkr tm fstztell« torketl« >«m«nd ng am > RÜS- er war von Ti-ntfin über die Schlachtfelder der Mantschurei. «ng. t* -ck — st« 31 lcmbir Iktvbrr S«v» 73.20 tkinber )kwv«r r Sep. 1.40 ßlandS Leizen, jchön« Rüböl Haupt-Filiale Berlin: Tarl Luncks., Herzog!, vaqr. Hosbuch- handlung, Lützowstr-ß- 10. ' (Telephon VI, Nr. 4603). Marquis Ito. Ein hohes Ziel hat sich der große japanische Staatsmann Marquis Ito gesetzt: er hat sich selbst in dieirn Tagen als den „Lord Cromer Koreas" bezeichnet und damit zu erkennen gegeben, daß er gewillt sei, das gleiche Reformwerk in Korea auszuführen, wie jener englische Staatsmann es in Aegypten ausgeführt hat. In der Tat ist der eigent- liche Herrscher Koreas heute der Marquis Ito, unter allen japanischen Staatsmännern unzweifelhaft der begabteste und der gebildetste. Ein Bild von dem Leben und Wirken dieses hervorragenden Staatsmannes ist daher augenblicklich von besonders hohem Interesse. Als Ito in>. Jahre 1863 von seinem Landesherr«, dem Fürsten Choshiu, mit vier andern jungen Japanern nach Europa gesandt wurde, bat er Wohl kaum eine Ahnung von den Aufgaben gehabt, die seiner im Leben noch warteten. Kaum aber war einige Zeit des Aufenthalts in Europa verstrichen, als ihn allmählich das Bewußtsein erfüllte, sein Vaterland aus dem langen Schlafe erwecken zu müssen. Einen Beweis hierfür gibt seine ungesäumte Rückkehr nach Japan, als sich dort drohende Wolken zusammenzogen, um das Land mit einem Schlage zu vernichten. Derselbe Dünkel, wie er heute noch bei den Chinesen besteht, war auch bei Itos Landsleuten vorhanden. Japan war in ihren Augen das mächtigste Land der Welt, und darin wurden sie noch bestärkt, als sie am 15. August 1863 vor Kagoshima ein englisches Geschwader — wenig stens ihrer Meinung nach — zum Abzug gezwungen hatten. In Wahrheit mußten die englischen Schiffe eines Taifuns wegen den Hasen verlassen, nachdem sie die Stadt in Rauch und Asche verwandelt hatten. Es han delte sich damals um die Erzwingung des Verkehrs in der Straße von Schimonoseki. Damals war es, als Ito ShunskS — denn so hieß er früher — nach Japan zurückkehrte, mit dem Vorsatz, seinem Fürsten das Aussichtslose seines Tuns vorzustcllen. Er hatte mit scharfem Blick erkannt, welche ungeheuren Vorteile Europa vor seinem Lande voraus hatte, daß eine Auflehnung gegen dessen Willen auf die Dauer nicht durchführbar sei. Mit Hilfe des englischen Gesandten Rutherford Alcok konnte er seinem Fürsten damals den Mahnruf übermitteln, mußte aber zu seinem Leidwesen bemerken, daß er keiner Beachtung gewürdigt wurde. ES bedurfte erst eines zweiten Gefechts, um den Fürsten Choshiu eines Besseren zu belehren. Eigentlich war das Unternehmen Itos — eines Angehörigen der niedrigsten Adelsklasse — ein sehr gewagtes. Wie konnte es eigentlich «in solch niedrig stehender Mensch wagen — nach den damaligen japanischen Auffassungen — einem Fürsten einen Rat zu erteilen? — Doch Ito hatte Glück, man war auf ihn aufmerksam ge worden, und di« Führer der Reformpartei bedienten sich seiner. Bald befand er sich mitten im zersplitterten Partcileben. Er hielt wacker zu der Klasse der Samurai, der er als niedriger Adliger von Geburt angc- hörte. Es war dies jener Stand, der sich durch Selbstdisziplin am meisten auszeichnete. Der hohe Adel war durch die widerstreitendsten Interessen zersplittert und litt sehr an sittlicher Verwilderung. Vor seiner Europareise so gut wie unbekannt mit dem politischen Treiben seiner Lanbsleut«, machte er jetzt seine Lehrzeit durch. Bald sehen wir ihn als Gouverneur von Hiogo. Die in seinem Bereich gelegene Fremdennkederlassung wurde das Muster für alle übrigen. 1871 war er Teilnehmer der zweiten japanischen Gesandtschaft nach Europa. Es galt, die verschiedenen Staatswesen kennen zu lernen, um daS Geeignete später für Japan daraus zu entnehmen. 1870 hatte er bereits allein eine kurze Reise nach Amerika unternommen, um Studien für den ihm zugewiesenen Posten eines Jinanzministers zu machen. Als solcher schloß er die erste auswärtige Anleihe zum Zwecke deS Baues der Bahnstrecke Dokohama-Aedo ab. Abermals sollte seine Botschaft nach Europa ein frühzeitiges Ende «rleiden. Wiederum waren es die Zustände in seinem Vaterlande, die ihn mit Sorgen erfüllten. 1873 kehrle er jedoch wieder nach Europa zurück, wo er verblieb, bis Streitigkeiten zwischen dem Kabinett und sämtlichen im AuSlande weilenden japanischen Botschaftern entstanden. Nachdem das Kabinett demissioniert hatte, trat Ito in das neue «iu. Eine der ersten Taten dieses neuen Kabinetts war der Abschluß eines Handels- und Schiffahrtsvertrages mit China. Immer wieder erhoben diejenigen Japaner ihr Haupt, die das Heil ihres Landes in der Vertreibung aller Fremden und in der Rückkehr zum alten Feudal- toesen erblickten. DaS Kabinett hatte daher keinen leichten Stand, und als sich sogar auch die Samurai erhoben und rückständige Pensions- zahlnngen forderten, wußte das Kabinett keinen anderen Rat, als einen Krieg gegen die unabhängigen Stämme der Vhcssos zu beginnen, so den Samurais Gelegenheit gebend, sich schadlos zu halten. Noch schwerere Aufgaben als diese sollten dem Kabinett geboten werden. 1876 brach ein Aufstand der Samurai aus, der allerdings rasch unterdrückt wurde, im *PrinzBorghese ist gestern auf der Automobilfahrt Paris— Peking in Berlin angekommen. sS. Letzte Dep.j * Mehrere russische Gouvernements sind amtlich als von einer Choleraepidemie bedroht erklärt worden. sS. Letzte Dep.I Das wichtigste von* Tage. *Morenga ist wieder an der deutschen Grenze aufgetaucht; seine Bewegungen werden von der Kolonialregierung aufmerksam beobachtet. sS. D. Kolon.j * Der am Sonntag in Hohensalza (Jnowrazlaws abgehaltene polnisch-sozialdemokratische Arbeit«rtag für die Pro- vinz Posen ist polizeilich aufgelöst worden. * In Pjätigorsk wurde der frühere Generalgouverneur von Odessa, General Krangorow, durch drei Nevolverschüsse ge tötet. sS. Ausl.j * Die „Agence Dulgar«" veröffentlicht, wie aus Sofia gemeldet wird, ein Communique, nach dem di« Gerüchte, daß der Fürst aus An laß des 20. Jahrestages seiner Thronbesteigung die Unabhängig, keit Bulgariens proklamieren und den Königstitel annehmen werde, jeder Grundlage entbehren. (S. Ausl.) polnische Rache. Die Polen sind mit ihrem frivol ins Dasein gerufenen Schulstreik unterlegen. Diese Tatsache wird das Deutschtum mit Befriedigung kon statieren, ohne irgendwie das Gefühl eines Triumphes zu hegen. Dieser Sieg mußte selbstverständlich errungen werden, er bedeutete fast eine Lebensfrage für das Deutschtum im Osten. Natürlich haben sich die Polen nur grollend in ihre Niederlage ge fügt. Sie haben versucht, die Schulobstruktion von dem Gebiete aktiven Widerstandes auf das einer passiven Resistenz hinüberzuspielen und haben ihren Kindern in einzelnen Distrikten den Befehl gegeben, sich beim Unterricht zu stellen, als verstünden sie die deutsche Sprache nicht, unv haben den Kindern weiterhin befohlen, dem Lehrer durch absichtlich sinn entstellende Antworten sein schweres Amt noch schwerer zu gestalten. Dabei muß man bedenken, daß die Polen alle das nicht etwa aus reli giös» oder ethischen Gründen vollführen, sondern, wie sie selbst in ihrer Presse immer wieder betonen, sie versuchen, auf dem Gebiete der Schule eine Machtprobe mit der Regierung einzuleiten, ohne Aus sicht auf irgend welchen augenblicklichen Erfolg. Sie wollen nur das Volk aufrühren und gefügig machen für spätere Kämpfe und benutzen also so recht eigentlich ihre armen Kinder als Vorpostenkämpfer, stellen sie also aus rein agitatorischen Gründen vor die Kampfesfront, unbe kümmert darum, daß die Seelen der Kinder dabei den schwersten Schaden nehmen müssen. Jetzt aber haben sich die Polen ein weiteres Mittel auS- gesonnen, durch das sie die Erziehung ihrer Kinder auf das schwerste schädigen müssen, und durch das sie ebenfalls höchstens rein agitatorische Vorteile erringen können. Vorteile nach der ethischen und moralischen Seite hin sind ausgeschlossen. Die Polen wollen nämlich den Lehrern in der Ostmark, dort, wo sie eS können, das Leben derart schwer machen, daß diese unerschrockenen, heute leider noch nicht nach Gebühr geschätzten Pioniere des Deutschtums nicht nur die Lust an ihrem Ehrenamte, der Kindererziehung, verlieren müssen, sondern geradezu die Lust am Leben. Schon in der Vergangenheit stellt« das Leben der Lehrer tn rein pol nischen LandeSteilen sicherlich etwas wie ein Martyrium dar, jetzt aber sind die Polen drauf und dran, den Lehrern ihr Lsben geradezu zu einer Hölle zu gestalten. Systematisch soll bei dieser Rache gegen die Leute, denen die Polen den allerbesten Teil ihrer Kultur verdanken, vorgegangen werden. U«berall in der polnischen Presse stößt man jetzt auf mehr oder minder versteckte Aufhetzungen gegen die Lehrer. Den schärfsten Vorstoß aber macht wohl die »Gazeta Grudziadzka"! Sie fordert die Polen direkt auf, mit allen Kräften dahin zu arbeiten, daß den Lehrern „die Ostmar - kenzulag« verekelt werd e". Den Lehrern müßte jegliche Hilfe versagt werden. Hein Wirt dürfe einem Lehrer ein Fuhrwerk geben, keiner ihm das Feld bearbeiten, ihm beim Säen helfen oder bei der Ernte — selbst dann nicht, wenn der Lehrer die höchsten Preise zahlen wolle. Kein Arbeiter, kein Mädchen dürfe bei einem Lehrer um noch so hohen Lohn in Dienst treten. Den Lehrer müsse daS polnische Volk wie seinen schlimmsten Feind behandeln und müsse ihm zeigen, daß, wenn er auch noch fünfmal soviel Ostmarkenzulage erhalte, das für ihn keine Bedeutung hab«, wenn ihm das polnische Volk nicht die Hand reicht und ihm den Dienst versagt. Das Polenblatt meint zum Schluß: „W«nn daS polnisch« Volk einig und wie ein Mann in dieser Weise vor gehen wird, dann wird jeder Lehrer aus dem Dorfe herauSfliegen, und auf diese Weise kann daS polnische Volk für sich eine Aenderung zum besseren herbeiführen." Diese polnisch« Rachedrohung ist nicht zu unterschätzen. ES wird schwer sein, die einzelnen Lehrer gegen diese jetzt schon häufig ange wandten Boykottierungen zu schützen. Und für die Lehrer bedeutet die ser Boykott eine enorme wirtschaftliche Schädigung, ganz abgesehen von den direkten Demütigungen, denen der Lehrer bei solchem Stande der Dinge jede» Tag auSgesetzt ist — wenn er sein ihm übertragenes Amt mit Ernst und strenger Pflichterfüllung gegen die Forderungen der Re gierung anSüben will. Ganz unmöglich aber ist «S doch, die Lehrer ein- fach ohne die durchgreifendste Unterstützung in dieser mehr als mißlichen Lage zu lassen. Leicht aber wird es nicht sein, ihnen diese Hilfe zu leisten, denn eS handelt sich um Brechung eines passiven Widerstände». Recht deutlich aber zeigt diese Kampfesart der Polen, daß sie vor keinem Mittel zurückschrecke», daS ihnen zur Aufrührung der Massen und zur Störung de« Friedens in der Ostmark dienlich erscheint. Sie zeigen sich überall ak« Friedensstörer auS rein agitato risch e r P a s s i o n. ES ist deshalb auch, wie immer wieder zu betonen ist, falsch, mit den Polen nur von Fall zu Fall abzurechnen; es ist falsch, und Umgebung > Pt-, finanzielle Pt., ««Nomen I M.; w» «»wärt» 30 Pt-, «eNomrn 1.20 M.; vomAuIlandSO«., finanz. Anzeigen 75 Pf.. Rrkkamen 1.50 M. Fnsrrat« v. Behörden «m amtlichen Teil 40 Ps. Brikagegehüdr 5 M. p. Lausend exkl. Post- Mdühr. SefHLftSavzeigen an bevorzugier Stelle i» Prrll« erhSht. Oiab-tt nach Laris. Frstrrtaltt Auftrage kSnnen nicht zurück, «zogen «erden. Für das ürichemen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen.Ann-Sme: Uugustuäplatz kV bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- »xpedltioaen des In- und Auslandes. rcxso >te. Nnzetzrir.Preir Mr ' di»S sür Leipzig und Bororte durch unter« Lräger und Spediteur« tn« Hau« gebrach«; Ausgabe ä (nur morgen«) vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M.; Ausgabe > (morgen« und abend«) viertel jährlich 4.50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Po» bezogen: (2 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien vierteljährlich 5,25 M., monatlich 1,75 M. autschl. Post. Bestellgeld, sür Oesterreich 9 L SS k, Ungarn 8 L vierteljährlich. Abonnement-Annahme: Lugustutzvlatz 8, bei unseren Lrägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern Mld Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1V Pfg. Nedattion «nd Expedition r IohanniSgasse 8. Telephon Nr. 14692, Nr. 14698, Nr. 14SS4. Berliner MrdakttonS. Bureau: Berlin 7, Prinz Loui« Ferdinand- Straße 1. Telephon I, Nr. 9275. xvm. Längs der Mpndarinenstraße nach Norden reitend, überschritten wir auf einer langen tzolzbrücke den Hunho. der in seinem zirka 400 Meter breiten Bette nur wenig Wasser führt. Westlich von uns lag die große Eisenbahnbrücke, die die Russen bei ihrem Rück züge gesprengt hatten, die aber jetzt seit langer Zeit wieder im Be trieb war. An einer großen mohammedanischen Pagode vorbei gelangten wir an die niedrige Stadtmauer oder besser Lehmwand, die di« äußere Vor stadt von Mukden umschließt. Diese bildete einen Rayon, der von einigen Straßen durchzogen wird, im allgemeinen aber nicht zu dicht besiedelt ist. Nach ungefähr 2i4 Kilometern stieg vor unS daS östliche Südtor der eigentlichen inneren Stadt auf, die von der üblichen, kreneli«rten Mauer umgeben wird. Letztere ist wohl an zirka 11 Meter hoch und rrägt über den Toren die mehrstöckigen Wachttürme. Wie bei allen chinesischen Bauten, waren auch hier die Spuren des Verfalles sichtbar. Steine hatten sich von der Mauer losgelöst, daS Erdreich war stellen- weise nachgerutscht, und die Wachttürme waren zum Teil eingestürzt, so daß man den blauen Himmel durch ihre Wände leuchten sah. Unser Quartier befand sich ganz in der Nähe des Tung nan mön, des östlichen Südtores. Es war eine größere chinesische Karawanserei, in der wir es uns bequem machten, zumal die Zimmerchen, die unS angewiesen wurden, ganz sauber ausfahen. Allerdings bestand ihre ganze Einrichtung auch nur auS einem Kang. Unser erster Weg führte uns nach dem sogenannten japanischen Klub. Obgleich wir uns seit Liaoyang geschworen hatten, nie wieder ein Japanerhotel zu besuchen, konnten wir hier doch nicht widerstehen; und es hat uns auch diesmal nicht gereut. Wir bekamen an einem sauber gedeckten, breiten Tisch ein ganz leidliches europäisches Frühstück vorgesetzt, und das Bier war gut. Nach dem Leben der letzten Tage, das sich im allgemeinen nur im Sattel, auf dem Kang und sonst auf Brettern und Sägeböcken als Sitzgelegenheit abgespielt hatte, gaben die Herrichtung deS Frühstückstisches und die bequemen Stühle — so primitiv alles an sich war — doch das Gefühl einer gewissen Be haglichkeit. Da in der aroßen, alten Kaiserstadt augenblicklich nur vier euro- päische Seelen hausten, die Konsulatsbeamten verschiedener Nationen angehörten, erregte unsere Anwesenheit selbstverständlich ein solches Aufsehen, daß wir unS dauernd in einem dichten Gedränge chinesischer Jugend und auch älterer Zopfträger befanden. Deren Neugierde mußte nun immer wieder befriedigt werden, denn bei seiner Unbefangenheit fragt der Chinese, ivenn er erst einmal Zu trauen gewonnen hat, nach allem möglichen. Natürlich wurde unsere Anwesenheit mit dem letzten Kriege in Verbindung gebracht, so daß wir zuerst für Russen gehalten wurden. DeS öfteren kam die Frage, ob ' der Krieg wieder losgehe. AIS sie erfuhren, daß wir Deutsche seien, fanden sich auch bald einige Leut«, die irgendwo in China einige deutsche Brocken aufgeschnappt hatten. Ja, ein Rikschakuli der augenscheinlich aus Schantung stammen mußte, wo er wahrscheinlich Gelegenheit zum Studium des deutschen NotionolcharakterS gehabt hatte, rief, als er uns den japanischen Klub betreten sah, in seinem chinesisch-englischen Kauderwelsch: „deo kuo! polenty beerl" sDeutsche! viel Bier!). Zwischen einem Gewirr von Kaufläden hindurch, deren Besitzer größtenteils Japaner waren, gelangten wir zu einem japanischen ZirkuS, der auf einem Platze sein Zelt aufgeschlagen hatte. Die Leistungen standen lange nicht auf der Höhe^wte sie in Deutschland die bekannten Wandertruppen in den kleinsten Marktflecken bieten. Aber die Freude deS chinesischen Publikums war unendlich und bot di« ergötzlichsten Bilder. Im ganzen zeigten sich die Japaner als die siegesbewußten Herren in Mukden. DaS sah man dem Wesen der zahlreichen Soldaten an.
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