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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070808028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907080802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907080802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
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Abend-Ausgabe 8. ripMer.TllgMM Handelszeitung. Kmlsvlalt des Rates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Bezug»-Preis für Leipzig und Bororle durch unser« Lräzer nnd Spediteur« io« Haut gebracht: Ludgabe L (nur morgen») vierteljthrlich 3 M, monatlich I M., Lußgsbe » (morgens und abends) viertel» jährlich 4.50 M., monatlich 1.50 M. Durch di« Poft b«,oaeni (2 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 5.25 M., monatlich 1,75 M. ausschl. Poft- bestellgeld, sür Oesterreich 9 L66 L, Ungarn 8 1L vierteljährlich. Nbonnement-Annabme: Auguftusplatz 8, bei unseren Drägern, Filialen, Eprditeuren >u>d Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Stummer kostet 10 Psg- stlrdakllva m»d Expedttion: Johannisgasse 8. Delevbon Nr. 14892, Rr. 14883, Nr. 14ÜS4. berliner «edakttons-vurrau: Berlin XIV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße 1. Delephon I, Nr. 9275. Nr. 218. Das wichtigste vom Tage. * An maßgebender Stelle in Paris wird versichert, daß eine erneute, internationale Konferenz über die Marok k o- frage nicht in Aussicht genommen sei. Wahrscheinlich werde jedoch Clemenceau in Karlsbad eine Unterredung mir König Eduard haben. * Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, ist H e r r v. Linde nau, der wie wir bereits mitteilten, verhaftet worden ist, bereit, dem Gerichte gegenüber eine öffentliche Aussage in Sachen des Hau-Prozesses zu machen. Er soll Fräulein Olga Molitor des Mordes beschuldigen. lS. Artikel.) * Das Eisenbahnunglück bei Tremessen, bei dem elf Personen ums Leben kamen, wird auf eine zu Rcparaturzwecken vor genommene Lockerung der Gleise zurückgeführt. (S. Neues a. a. W.) * In einem Hause von Lissabon explodierten Spreng- stoffe, die ein Einwohner.herstellte; vier Personen wurden verletzt, mehrere verhaftet. Aon liczuet. (Glossen zur neuesten Hau-Asfärc.) Es gibt eine alte römische Formel, die der Richter anwendet, wenn er sich weder über die Schuld, noch die Unschuld des Angeklagten klar werden kann. Sie heißt uou liquet. Es ist nicht aufgeklärt. Also Freispruch! Und wenn man nun gar die furchtbare Wahl hat, einen, dessen Sämld nicht überzeugend nachgewiesen ist, als Schuldigen laufen oder als Unschuldigen auss Schafott schleifen zu lassen, dann wird man sich doch lieber Mit dem kleineren der beiden großen Uebel begnügen, nämlich den Schuldverdächtigen sreizugeben. In unterem Strafgesetzbuch stebt nun einmal aus Mord die obligatorische Todesstrafe. Sie ist nicht wie im neuen japanischen Strafgesetzbuch fakultativ. Unsere Geschworenen können einen deS Mordes Angeklagten mit einem kurzen Ja oder Nein entweder nur zum Tode verurteilen oder sreisprechen. JuS Zuchthaus können sie ihn nicht schicken. DaS kann nur die Gnade des Landesberrn. Und so ist eS schon gar oft vorgekommen, daß die Geschworenen in ihrer Ge- wissenSpei» einen Mörder, von dem sie überzeugt waren, daß er eS war» sreitprachen, weil ihnen trotz aller Ueberzeugung der direkte Nach weis der Schuld fehlte. Es lag ein non liquot vor. Im Proresse Hau glaubte man ganz sicher, ebenfalls vor einem solchen Falle zu stehen. Aber die Geschworenen waren gleich dem Staatsanwalt und leider auch dem Vorsitzenden durch und durch von der Schuld deS Angeklagten so überzeugt, daß ibnen der Gedanke an ein non liguet nicht kam. Die Fülle der belastenden Indizien war ja auch zu groß. Aber der noch so schwer belastende Verdacht ist noch lange kein überführender Beweis. Und wie vorsichtig auch der gerechteste Richter und der ehrlichste Ge schworene in seinem Ui teile sem muß, das beweist eben gerade der Fall Hau, bei dem ras von liquot so ganz unbegreiflich äußer acht gelassen worden ist. In den letzten Tagen sind Wendungen eingetreten, die, wenn auch nicht die Unschuld des Hau direkt beweisen, so doch das uon liquob so groß und so warnend erscheinen lassen, daß selbst der größte StaatSanwaltssreund, daß vielleicht Herr Dusfner selbst irre an der Berrchligung des Todesurteils werden muß. Wohl gemerkt» „Herr" Dusfner als Meirich, nicht als Oberstaatsanwalt. Ein Staatsanwalt, der leine Meinung, seinen Willen mit Mühe und Not beim Gerichts höfe curchgesetzi bat, will, darf seine Beute nickt so leichten Kaufes fahren lassen. Niemand ist charalterfester als ein Staatsanivalt — dem Angeklagten gegenüber. Feuilleton. Der Charakter ist dec größte Multiplikator mensch licher Fähigkeiten. Kuno Fischer. K Rom am Meere. lVon unserem römischen k.-Korrespondcnten.) Vor ein paar Wochen ist eine große Straße dem Verkehr übergeben worden, die Nom direkt mit der Küste des Tyrrhenischen Meeres ver- bindet. Ein wenig später ist an der Mündungsstelle der Straße eine Anlage erstanden, die im Verein mit dem vorzüglichen Strande einer römischen Kolonie von Badenden zu dienen hofft. So sehr diese Unter nehmungen an und für sich auch zu begrüßen sind, so wenig darf man verschweigen, daß sie für den Handelsverkehr oder die großstädtische Hygiene das kaum werden leisten können, wozu sie geschaffen sind. Was zunächst die sanitäre Einrichtung, das Seebad, für die der Er frischung gar sehr bedürftige Bevölkerung Noms betrifft, so hat sie längs der ganzen Seeküste Latiums und vornehmlich an oem in Rede stehenden Küstenpunkt hinter Ostia ein gewaltiges Hindernis noch zu überwinden: die Malaria. Die Malaria ist ein Fieber, das man wohl mit Chinin kurieren vermag und von dem dank einer energischen Verbreitung von Belehrung und Medizin durch den italienischen Staat die arme Bevölke rung auch in der Tat geheilt zu werden pflegt, das aber nichtsdesto weniger kein erfreuliches oder irgendwie nützliches Erlebnis ist. Manche Gegenden Italiens sind infolge einer langjährigen, auf mehrere Gründe von teils größerem, teils geringerem Gewicht zurückzuführenden Ver nachlässigung der Landwirtschaft mit dieser Malaria, die nach den neuesten Feststellungen durch Einatmung der feuchten Erdausvünstungen in den heißen Monaten entsteht und durch eine Mückenart lhier Zan- zaren genannt) auf entferntere Personen übertragen wird, andauernd behaftet. Und eine dieser Gegenden ist vorläufig noch die zwischen Nom und dem Strande von Ostia gelegene, oder genauer das Hinterland dieses Strandes. Vorläufig: denn es ist anzuerkennen, daß ein Schritt zur Besserung auch hier bereits getan worden ist. Mit großem Mut haben sich nämlich Arbeiter aus der Romagna, aus dem Bezirke von Ravenna, zu einer Genossenschaft zusainmengeschlossen, die sich die Gesundung der Gegend von Ostia zur Lebensaufgabe gefetzt hat. Wer heute auf dem Wege nach Ostia die eigentliche römische Campagna in ihrer Einsamkeit und melan cholischen Anmut hinter sich gelassen hat, bemerkt mit Genuoruung, wie das Land plötzlich eine gewisse Pflege verrät, wie es mit Bäumen be setzt und mit Tieren bevölkert ist, und wie das Dorf, das sich um den mächtigen runden Turm, der aus Pius' V. Zeiten her an dieser Stelle emporraat, gruppiert, einen >n Italien nicht gewöhnlichen Ordnungssinn und Wohlstand verrät. Vor zwanzig Jahren war auch hier noch alles Donnerstag 8. August 1907. Ja, Wendungen in der Hau-Affäre sind in der letzten Zeit einzetreten, so einschneidend, so verblüffend, daß, wie gesagt, auch der über zeugteste Hau-Gegner stutzig werden muß. Zuerst die Aussage des Fräulein Eisele! Diese tapfere Dame schreckte vor keinen Unannehmlichkeiten zurück, die ihr behörvlicherseits w >zen ihres unliebsamen Freimutes bereitet wurden. Sie ließ sich selbst ren Hohn gefallen, als man sie fragte, sie wolle wohl den Hau, wenn er frei käme, gar heiraten? Die Erforschung der Wahrheit ließ sie allerlei kleine Rücksichtslosigkeiten vergessen. Sie erklärte nach wie vor, daß Hau zur Zeit, als der Schuß gefallen sei, nicht in den Lindenstaffeln anwesend geweicn war. Und dann kam der mysteriöse Bries eines Unbekannten. Natürlich der große Unbekannte! Der Herr Staatsanwalt kennt schon diese Sorte! In dem Briefe stand, daß der Herr mit dem grauen Barte, der am 6. November 1906, dem Tage der Ermordung der Frau Molitor, hinter den beiden Damen Molitor bergegangen sei und bisher, trotz der verschiedenen Beschreibungen, nicht ermittelt werden konnte, nicht Hau sei, sondern ein anderer, nämlich der Briefsckreiber selbst. Und der große Unbekannte, der der Anklagebehördc als ein Mystifikant erschien, ward ermittelt und zwar durch den Scharfsinn des schneidigen Verteidigers Haus, Rechtsanwalts Dr. Dietz, an den der Brief gerichtet war. Dem Dr. Dietz kam die Handschrift des Anonymus wohl bekannt vor. Er besann sich eines gewissen Baron« Karl von Linvenau, gegen den er vor einem Jahr einen Prozeß geführt batte. Der hatte eine ähnliche Handschrift gehabt. Nein, dieselbe, genau dieselbe war eS. Also der Herr Baron war der Schreiber, und er be kannte sich auch später urkundlich als solcher. Er gab folgende Erklä rung vor Dr. Dietz und seinem Kollegen Dr. Gönner ab und unter zeichnete sie auch mit seinem Namen: Mannheim, 6. August 1907. .Herr Baron von Lindenau erklärt heute mit seiner Unterschrift, daß der von ihm an den Herrn Verteidiger gerichtete Brief vom 20. Juli 1907 von ihm geschrieben worden ist, und daß der Inhalt des Brieses der Wahrheit entspricht.* Nach dieser Aussage aber kann unmöglich Ha« der Mörder der Frau Molitor sein. Wer der Mörder ist. das zu ergründen ist Sache der Anklage, nickt des Angeklagten und Verurteilten. Fast möchte man nach diesen Vorgängen behaupten, die Unschuld HauS liege jetzt schon so klar am Tage, daß selbst an ein non liguot nicht mehr ru denken sei. Wer der Mörder ist? Der Herr Baron gibt vor, es zu wissen. .Hau ist nicht der Mörder seiner Schwiegermutter*, behauptet er, .er kann eS auch nicht sein. Unter keinen Umständen werde ich mehr als dieses auSsagen. Ich habe meiner GewissenSvssicht genügt*. Der Herr Baron kopiert eiwaS den Referendar a. D. und Maler Leak. Baron von Lindenau ist moralisch dem Rechtsanwalt Hau verwandt. Auch er hat viel Geld verbraucht und befindet sich oft in Kalamitäten. Auch er hat keine glückliche Ehe geführt. Auch er verkehrte oft mit anderen Damen. Auch er ging nack Baden-Baden ganz heimlich und verkleidet. Er geht hinter den beiden Damen Molitor her. Als der Schuß fällt, macht er sich aus dem Staube, weil er glaubt, Unannehmlichkeiten zu haben. Er ist nicht so mutig wie das Fräulein Eisele. Als sich der Herr Oberstaatsanwalt Dusfner für ihn interessiert und ihn in der Wohnung aussucht, ist er verduftet. Erst gestern hat man ihn, wie wir bereits in der Stadtauflage von heute morgen gemeldet haben, gefunden und in Haft abgeführt. WaS nun wird der Herr Baron alles beichten? Wer ist der Mörder. Hau nicht, sagt er. Er kennt den Mörder genau, sagt er weiter. Wer also ist eS? Zugegen waren nachweisbar, als der Schuß siel, nur Fräulein Olga Molitor und der Herr Baron. Daß die Tochter irei von jeder Schuld ist, kann man doch wohl kaum annehmen. Es bleibt also der Herr Baron selbst übrig. Der konnte aber nicht das gelingste Interesse an dem Tode der alten Dame haben. Er spricht ja auck selbst stets von einem Dritten. Ihn will er kennen. Also mag er ihn doch nennen! Wozu die Geheimniskrämerei? WaS aber wird vorläufig mit Hau selbst? DaS Einfachste wäre ja ein sofortiges Wievcrausnahmeverfahren. Daran aber Sumpf, alles öde Ruine, und den hier wohnenden Menschen schaute das ärgste Elend aus den Augen. Man möchte zu der Zukunft des Ortes und der Landschaft Vertrauen haben; die Ruinen der Antike sprechen eine so eindringliche Sprache. Hier soll der alte Aencas in Italien gelandet sein, und Ancus Martins soll in dem Winkel, den damals der Tiber mit dem Meere hier bildete, das alte, das berühmte Ostia gegründet haben. Hier war es auch, wo die alten Römer, um sich von den Etruskern unab hängig zu machen, ihre ersten Salzgruben für eigenen Bedarf anlegten. Titus Livius erzählt, daß während des zweiten punischen Krieges im Hafen von Ostia, der also sehr ansehnlich gewesen sein muß, eine römische Florte stationiert gewelen und daß von hier im Jahre 218 v. Chr. Scipio Africanus mit dreißig Schiffen nach Spanien ausgebrochen sei, um Hasdrubal zu bekämpfen. Unter der Raublust mancher römischer Konsuln hat das zur großen Handelsstadt entfaltete Ostia nicht wenig zu leiden gehabt. Erst als Kaiser Claudius auf der rechten Seite des Tibers, nahe dem heutigen Fiumicino, einen zweiten und in mancher Beziehung günstigeren Ankerplatz für große Schiffe anlegw, begann der Handel Ostias zu leiden. Statt dessen aber — und das ist ein Beweis für die damaligen sehr günstigen sanitären Verhältnisse — begann Ostia, wie Plinius erzählt, die Sommerresidenz der herrschenden und reichen Römer zu werden und sich am Strande mit glänzenden Landhäusern und prächtigen Gärten von Lorbeer, Pinien, Myrte, Rosmarin usw. zu beleben. Wer heute die ausgegrobencn Ueberreste des Forums, des von Augustus gebauten und von Septimius Severus und Caracalla restau rierten Theaters, die Thermen, die Tempel der Roma und des Augustus, der sich mitten auf dem Forum erhob, die Station der Wächter, da- Forum des Vulkan, das antike Arsenal, baS Emporium mit seinen mäch tigen Gesäßen aus Terrakotta und manche andere der zahlreichen großen Reliquien des antiken Ostia besichtigt, wird leicht eine Vorstellung von dem Charakter und der Bedeutung dieser Stadt erhalten. Doch im fünften Jahrhundert unserer Zeitrechnung nahm OstiaS Entwickelung — bis zu 80 000 Einwohnern war es unter Hadrian ge- kommen — eine entschiedene Wendung bergab. Man denke nur, was allein der Uebergang der kaiserlichen Residenz von Rom auf Kon stantinopel hier ousmachen mußte! Tas aufsteigende Christentum, das mit anderen heidnischen Dingen auch die Feste zu Ehren des Castor und Pollux, die viel Volk nach Ostia zogen und viel Geld einbrachten, ab- schaffte, tat auch daS Seinige. Die Goten und Vandalem Belizar und Narses und der und jener nach ihnen vollbrachten den Rest der male, riellen Vernichtung, so daß im Jahre 827 Ostia nichts weiter als ein geschichtlicher Begriff war. Papst Gregor IV. unternahm eS indes von neuem, wenigstens die Hafenstelle Ostia, die zu versanden in Gefahr war, wieder in Stand und Funktion zu setzen, hatte aber nur be scheidenen Erfolg. Ebenso ging es seinen Nachfolgern aus dem heiligen Stuhl, die im Interesse ihrer mannigfaltigen Kämpfe mit Völkerschaften vom Norden, Süden und Westen und auS Rücksicht aus die Seeräuber Anzeige« Preis fvr Inkrake aus Lekvh'g und Umgebung di« Sgelpaltrn« PetUzeil« 25 Pi., finanzielle A>ig«ig«a 30 Pf., Neklameu 1 Pt.; vu» auswärts 30 Pf., NeNameu 1.20 M. vamNusland50Pf., finan,. An^i»«»75Pf. 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Ob das Ger'ckt jetzt, nachdem zwei so wichtige Ent lastungszeugen sür Hau in oie Schranken gesprungen sind, rie Wieder aufnahme veranlassen wird, das ist, man möchte sagen, Wohl kaum mehr zweifelhaft, ja sogar dringend notwendig. Hau ist unS auch jetzt keineswegs sympathischer geworden. Er ist kein Mensch mit einem reinlichen Charakter, auch wenn er noch so unschulrig ist. Trotz seines unsympathischen Wesens aber verdient auch er die Wohltat dcs von üquot, die jedem, der nicht der Schuld positiv überführt worden ist, zu teil Werren muß ... * AuS Karlsruhe liegen folgende weitere Nachrichten über die Hau-Afsäre vor: Neber den Werl der Zeugenaussagen deS Herrn v. Lindenau gehen die Meinungen der Verteidigung unv der SlaaiS- anwaUschafl natürlich weit auSeinanrer. Von zuständiger Stelle im Justizministerium ist mir folgende Erklärung gegeben worden: Daß die Beveutung der Aussage deS Herrn v. Lindenau weit unter dem Gefrierpunkt ist, geht schon daraus hervor, daß sich der Mann nicht getraut hat, mit seinem Namen im Prozeß yervor- »utreten: moralisch war es jedenfalls sehr bedenklich, mit dem Zeugnis zurückzuhalten, als er sah, daß der Kops HauS auf dem Spiele stand. — Die Staatsanwaltschaft unv die leilende Stelle im Justizministerium sind nach wie vor trotz der neuen Aussagen der Zeugin Eisele und deS Herrn v. Lindenau von der Schuld Hau vollkommen überzeugt. Der Sacke wird aber von Gericht- wegen nach gegangen werden. Fräulein Eisele wurde am Freitag gerichtlich vernommen. Der Staatsanwalt und das Ministerium möchten am liebsten jede Aeußerung der Presse und der öffentlichen Meinung auSgeichaltet sehen uud nehmen an, raß die Sache nicht für Hau, sondern für Lindenau ein unangenehmes Ende nehmen werde. — Der Obmann der Geschworenen im Hau-Prozeß, Obermeister Ehret in Bruchsal äußerte einem Korrespondenten deS „B. T.* gegen über, daß die neuen Enthüllungen die Sachlage nicht ändern würben, da die Schuldbeweise gegen Hau zu stark waren. — Zeuge Referendar Lenk befindet sich überdies noch in Karlsruhe und siebt dem Revisions verfahren wegen des freisprechenden Urteils in seiner SittlichkeitSaffäre entgegen. Sollten Revision und Wiederaufnabmeverfabren im Hau- Prozeß erfolglos sein, so dürfte das Urteil nach einer Erklärung, die von maßgebender Seit« geworden ist, wegen der psychischen Minderwertigkeit HauS nicht vollstreckt werden. Ein weiteres Telegramm meldet über die Verhaftung des Herrs v. Lindenau: Freiherr v. Lindenau, der gestern tagsüber in Heidelberg weilte, wurde, als er nachmittags gegen 6 Uhr nach Hause kam, von Kriminalbeamten verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis abgesührt. Dorr wurde er von Staatsanwalt Dr. Bleich er-Karlsruhe eingehend vernommen. Linvenau bleibt in Hast, seine Wohnung ist versiegelt. Morgen früh soll eine Hausjuckung staitfinden. Welche Gründe die Verbaftung veranlaßt haben, ist zurzeit noch unbekannt. Sie erfolgte anscheinend weniger wegen deS Verdachts der Täter schaft als in dem Bestreben, Lindenau der Oeffentlichkeit zu entziehen. Schließlich erhalten wir folgendes Telegramm: --- Karlsruhe, 8. August, (Eigene Drahtmeldung.) Die StaatSanwaltschast veröffentlicht in der „Badischen Preffe" einen Bries des jüngsten Zeugen v. Lindenau, der an Olga Molitor gerichtet ist. Lindenau schreibt ihr, er habe gesehen, daff sie ihre Mutter erschossen habe. Cr wolle aber schweigen. Diese Veröffentlichung erregt begreiflicherweise enormes Aufsehen. endlich im 15. Jahrhundert die Reste von Ostia verschanzten und hier jenen starken Turm im Rahmen der massigen Ringmauer aufrichteten, der heute noch Ostias Wahrzeichen bildet. Indessen war schon im Jahre 1612 Ostia von neuem verlassen, weil die Hafenstelle versandete, und durch Ueberschwemmungen das Hinterland einen sumpfartigen, ländliche Bewirtschaftung ebenso wie Bewohnung durch Menschen nicht mehr gc- staticnden Charakter erhielt. Nnd so ist das neue Dörfchen, das sich heute Ostia heißt und Roms eigentlichen Vorort am Meere darstellt, reichlich 3 Kilometer vom Strande entfernt. Wenn man bedenkt, daß von den 1900 Hektaren des Territoriums von Ostia heute noch 684 als ständig unter Wasser, 311 als während der winterlichen Regenzeit unter Wasser, 813 als für jede intensive Bewirt schaftung zu feucht und nur 92 als in besserer, in kultivierbarer Ver fassung angesehen werden können, so wird man den zu einer Sanierung erforderlichen Aufwand an Betriebsmitteln, Menschenkräften und heroischem Willen nicht gering einschätzen. Leider scheint aber bei den maßgebenden Stellen in Italien diese Einsicht oder der entsprechende Wille zu fehlen, denn abgesehen von privater Unterstützung, die König Humbert und der regierende König der schwer ringenden ravennatischen Arbeitergenossenschaft haben zuteil werden lassen, ist von einer Teil nahme der Regierungsstellen und selbst der öffentlichen Meinung an der Sanierung- der Oertlichkeit wenig zu merken. Was nun „Rom am Meere" unter dem Gesichtspunkte aktueller Verkehrspolitik betrifft, zu der ja die eingangs genannte Straße den ersten Ansatz darstellt, so besteht hierfür bereits ein sehr starkes öffent liches Interesse. Das Experiment auf den Wert eines nahen und großen Hafens für Rom ist ja im Altertum cls kado gemacht worden. Im übrigen belehrt der Blick auf die Verhältnisse anderer Nationen und vor allem auf die ökonomischen Vorteile, die nächst Rom ganz Mittelitalien von einem Hafenorte haben würde, und die vielleicht über haupt erst den von den Italienern aspirierten, modern weltstädtische« Charakter des dritten Roms zu konstituieren vermöchten, zureichend. Die beiden Häfen Anzio und Civitavecchia, die heute dem Güterverkehr zwischen Rom und dem Meere dienen, sind 60 bzw. 80 Kilometer von Rom entfernt, während die gerade Linie von Rom zum Meere nur 20 Kilometer mißt; es wäre gegen alle moderne Verkehrspraxis, ein solches Verhältnis als unabänderlich zu stabilieren. Nun ist der Tiber eine ziemlich direkte natürlich« Verbindung, und man hat vom Altertum bis zur Gegenwart ihm in diesem Sinne volle Beachtung geschenkt, und die natürliche Beschaffenheit des Flußbettes für die Schiffahrt durch ziemlich kostspielige Arbeiten zu bessern gesucht. Heute ist man aber endlich dahinter gekommen, daß sowohl die Beschaffenheit des Flusse-, wie die Schläfrigkeit des Tyrrhenischen Meeres an der Flußmündung) niemals den Verkehr großer Schiffe auf dem Tiber bi- Rom und dia. dauernde Existenz und Funktion eines eigentlichen Seehafen- an der Tibermünduna gestatten. » So steht denn jetzt der Plan zu ernsthafter öffentlicher Erörterung, -
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