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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.08.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070821015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907082101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907082101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-21
- Monat1907-08
- Jahr1907
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1. Beilage Mittwoch, 21. August 1907. Leipziger Tageblatt. «r. 231. IOO Jahrgang. Amtlicher Teil. Vorschriften über die veschaffeuheit »er den vauanzeigen ulw. betzusügendeu Zeichnunaen. Ueber daS zu den Lageplänen unv Bauzeichnungen zu vrrwenvende Material und ibre Beschaffenheit bestimmen wir in teilweiser Ergänzung unserer Bekanntmachung vom 11. No vember 1895 hiermit folgende-: Die zwecks Erlangung baupolizeilicher Genehmigung zu Bauten aller Art, in der Reget auch — soweit nicht im Einzelsalle Erleichterungen nachgelassen werden —, zur Anbringung von Schaukästen und GeschäflSzeichen. serner zu Motor-, BlUrableiter- anlagen und dergleichen bei unserem Baupolizei amt einzureichenden Zeichnungen (Lagepläne und Bau zeichnungen) müssen deutlich, genau und auf dauer haftem Material ausgesübrt lein. Mindestens für die zur Aufnahme in die Akten bestimmten Zeichnungsausferttgungen — bei Tampftrsfel- anlagen aber für sämtliche Zeichnungen — ist Pausleinwand zu verwenden. Für die zur Rückgabe an den Bewerber be stimmten Zrichnungsausfertigungen sind Helto- graphten, Lichtpausen und dergleichen zugelassen, jedoch nur dann, wenn sie aui Leinwand aufgezogen sind. Alle durch Nichtachtung dieser Borschriflen etwa ent stehenden Berzögeiungen oder Nachteile haben sich die Betei ligten selbst zuzuichreibe». Leipzig, am 16. August 1907. rosr Vä 633a. Ter Rat der Stadt Leipzig. Aus Blait 13 387 des Handelsregisters ist beute die Firma Langbein-Psanhauser Werte Ak iengcscllschast in Leipzig eingetragen und weiter folgendes verlautbart worden: Ter Gesellschaftsvertrag ist am 25. April 1907 festgeslellt. Gegenstand des Unternehmens ist die Uebernahme des Ge chäfts der Firma vr. G. Langbein L Co. in Leipz'g mit Filialen in Berlin, Solingen, Wien, Mailand und Brüssel und des Gelchäites der Firma Wilh Pfarrhäuser in Wien mit Filiale in Berlin, und die Bereinigung und Fortsetzung beider Geschäfte in Form einer Aktiengeielsichast. Die Attien- geieUfchast wirb gleich ibren Nechtsoorgängern in erster Linie Fabriken für Galvanotechnik und Elektrochemie undTynamo- iind Maschinenbauaustalten betreiben, sie ist aber berechtigt, ihren Geschäftsbetrieb aus die Herstellung von Präpararen, Maichinen und Apparaten aller Branchen auszubehncn und überhaupt im Inland und Ausland anbere mit der chemischen oder technischen Industrie zusammenhängence oder ähnliche Unternehmungen zu erwerben, zu errichten, zu betreiben oder sich in irgend welcher Form an solchen zu beteiligen. Ins besondere ist sie besugt, Grundbesitz zu beliebigen Zwecken zu erwerben. Das Grundkapital beträgt zwei Millionen zweibundert- fünszigtausend Mark, in zwertauiendzweihundertsunfzig Aktien zri ze eintausend Mark zerfallend. Die Tauer des Unternehmens ist unbeschränkt. Alle die Gesellschaft verpflichtenden Erklärungen müssen n. wenn der Vorstand aus einer Person besteht, von dieser oder von zwei Prokuristen, d. wenn der Vorstand au« mehreren Personen besteht, entweder von zwei Mitgliedern desselben oder von einem Mitgliede und einem Prokuristen oder von zwei Prokuristen abgegeben werden. Zu Mitgliedern des Vorstandes sind bestellt: der Fabrikbesitzer Or. Rudolf Jay in Leipzig und der Chemiker Or. Wilhelm Pfanhauser jun. in Berlin. Hierüber wird noch folgendes bekannt gemacht: Der Vorstand der Gesellschaft besteht nach dem Ermessen des Aufsichtsrates aus einer oder mehreren P«sonen. Die Anstellung, Kündigung und Entlassung ersolA durch den Aussichlsrat. Die Einberufung von Generalversammlungen erfolgt durch den Aussichtsrat vorbehaltlich des gesetzlichen Rechtes des Vorstandes hierzu. Die Einladung zu der Generalversammlung erfolgt in der im 8 7 des GesellschaflSvertragS vorgeschriebenen Weise so Zeitig, daß ungerechnet den Tag der Bekanntmachung und der Generalversammlung für die in Z l3 des Gesellschaftsvertrages angeordnete Hinterlegung mindestens 14 Tage frei bleiben, mithin also mindestens 19 Tage vor brr Generalversammlung. Der Zweck der Generalversammlung must bei der Einberufung bekannt gemacht werden. Alle Gegenstände und Anträge, über welche in der Versammlung verhandelt und beschlossen werden soll, müssen, vorbehaltlich der weitergehenden gesetz lichen Bestimmungen, mindestens eine Woche vor der General versammlung schriftlich beim Aujsichtsrate angekündigt sein. Alle Bekanntmachungen der Gesellschaft <8 7> erfolgen, soweit nicht öftere Publikationen durch das Gesetz vor geschrieben sind, einmal im Reichsanzeiger durch die hierfür zuständigen Organe in derjenigen Form, die für Urkunden und Erklärungen der letzteren vorgeschrieben ist. Der Auf- sichtsrat kann außerdem auch noch in anderen Blättern Be- kanntmachun.en anordnen, ohne daß jedoch die Rechisgültig- keit der Bekanntmachung durch die Veröffentlichung in diesen Blättern bedingt wird. Die Altien lauten auf den Inhaber und werden zum Nennbeträge ausgegeben. Hosrat vr. Georg Langbein und vr. Rudolf Jay in Leipüg als alleinige Inhaber der Firma Or. G. Langbein L Co. in Leipzig legen das von ihnen unter obiger Firma in Leipzig mit Zweigniederlassungen in Berlin, Solingen. Wien Mailand und Brüssel betriebene Fabrikationsgeichäst, und Herr Wilhelm Pfanhauser in Wien legt das von ihm in Wien mit Zweigniederlassung in Berlin unter der Firma Wild. Pianhauser betriebene Fabrikationsgeschäft in die neu gegründete Alliengeselljchait ein. Mit den beiden Geschäften gehen alle Aktiven und Passiven auf die Aktiengeselljchait über, wie sich diese Aktiven und Paisiven aus den per 3l. Dezember 1906 aufgenommenrn Bilanzen der Geschäfte und der Zweigniederlassungen ergeben. Als Zeitpunkt dcS Ueberganges der Geschäfte gilt der 1. Januar 1907. Bon vielem Tage ab gehen daher die beiden Geschäfte jür Rech nung der neugegründeten Aktiengesellschaft. Mit den sonstigen Aktiven der Geschäfte gehen insbeson dere der gesamte Grundbesitz beider Firmen — nämlich der auf Blatt 310 LeS Grundbuches für Leipzig-Sellerhausen eingetragene Grundbesitz der Firma vr. G. Langbein är Co. und der in der Katastralgemeinde Unter-Baumgarlen (Wien) Blatt 3 eingetragene Grundbesitz Nr. 246 27 des Herrn Pfanhauser — und alle Ansprüche aus Len den genannten beiden Firmen sowie Herrn Or. Wilhelm Pfanhauser fr. zustehenden Patent-, >ebrauchc-musler- und Warenzeichen-Rechten über, endlich alle Ansprüche und Verpflichtungen aus lausenden Verträgen. Tie Herren vr. G. Langbein und Vr. Rudolf Jay und zwar beide solidarisch und Herr Wilhelm Pfanbauser über nehmen zugunsten der neugegründeten Aktiengrsell'chast die selbstschuldnerische Gewähr dasur, tast die an die genannte Gesellschaft übertragenen Außenstände voll und rechtzeitig e>n- gehra und zwar übernimmt ied«r Teil diese Gewähr betreffs der Außenstände der von ihm übertragenen Firma. Mit den Aktiven der Firma Or. G. Langbein L Co. geht endlich der Bestand der „Walter Langbein-Stiftung" in Höhe von 11 443 .M 06 über. Die Herren or. G. Langbein, vr. Rudolf Jay und Wil helm Pfanhauser verpflichten sich, sofort nach Eintragung der neugegründeten Akliengesellichast den Grundbesitz an dieselbe auszulassen nnd die vorhandenen Aktiven auch tatlächlich zu übertragen und zwar den in Wien gelegenen Grundbesitz und die sonstigen dortigen Aktiven, desgleichen die in Brüssel und Mailand gelegenen Aktiven aus Anweisung der Aktiengesell- ichast auch an bewndere, unter Mitwirkung der Aktiengesell schaft für die dortigen Geschäftsbetriebe zu errichtenden Ge sellschaften. Nach den erwähnten Bilanzen ergibt sich als Wert dieser Einlagen betreffs der Firma vr. G. Langbein L Co. Wert der Attiven 1964 379.69 Wert der Passiven . 353416.66 Ueberschuß der Aktiven über die Passiven l6l0963.03 Dagegen betreffs der Firma With. Pfanhauser: Wert der Aktiven 542 291.44 Wert der Passiven ......... 68 824.44 Ueberschuß der Aktiven über die Passiven 473 467.00 Tie Herr n Or. Georg Langbein und vr. Rudolf Jan ermaßt reu nun den Beirag ihrer Sacheinlagen freiwillig auf 1610 000 und zwar steht dieier Betrag mit ie 805 000^ Herrn Or. G. Langbein und Herrn vr. Rudolf Jav zu. Ferner ermäßigt Herr Pfanhauser sen. Len Wert je ner Sach- einla ze freiwillig auf 473 000 Es erkalten daher als Gegenleistung für die Einlegung ibrer Geschäfte bez. Geschäftsanteile an Aktien der neu- gegründeten Gesellest die Herren vr. G. Langbein und Or. Rudolf Jay je 805 Stück Aktien im Nommalbetrage von 805 000 X, Herr Wilhelm Pfanbauser aber 473 Stück Aktien im Nominalbeträge von 473000 ^6 Gründer sind die Fabrikvesitzer Wilhelm Pfanhauser in Wien. Hosrat Or. Georg Langdrm in Leipzig, vr. Rudolf Fay daselbst, der Chemiker vr. Wilhelm Psanhauirr jun. in Berlin und der stau mann Oskar Pfanhauser in Wien. Sie haben sämtliche Aktien übernommen. Mitglieder les ersten Ausiichtsrates sind Hosrat vr. Georg Langbein in Leipzig, Fabrikbesitzer Wilhelm Pfanhauser sen. in Wien. Konsul Friedrich Jay in Leipzig und Rechlsanwrlt Or. Ernst Weniger daselbst. Von den mit der Anmeldung der Gesellschaft eingereichten Schriftstücken, insbesondere von dem Prüfungsberichte des Vorstandes, des Aussichtsrates und der Revisoren kann bei dem unterzeichneten Gericht, von dem Prüfungsberichte der Revisoren auch lei der Handelskammer hier Einsicht ge nommen -werden. Leipzig, den 19. August 1907. rux» Königliches Amtsgericht, Abt. IIL. In das Handelsregister ist heute eingetragen worden: 1) auf Blatt 13 388 die Firma Ändert Turot in Leipzig (Harkorlstraße 6,'. Der Kaufmann Aubert Carlos Francois Joseph Durot in Leipzig ist In Haber. (Angegebener Geschäftszweig: Betrieb eines WollkommissionSgeschäfts): 2) aus Blatt 13 338, betr. die Fiima Thüringer Woll» garnipinneret, Aktiengesellschaft, Adteilnng Leipzig in Leipzig. Zweigniederlassung: Prokura ist erteilt den Kaufleuten Theobald Fischer und Otto Wieske in Langentalza und lem Techniker Georg Joseph Weber sowie lem Kaufmann Edmund Adolf Graupner in Leipzig. Jeder von ihnen darf die Ge sellschaft nur gemeinschaftlich mit einem Vorstands- mitgliede oder einem anderen Prokuristen vertreten; 3) auf Blatt 6624, betr. die Firma Fr. Richter in Leipzig: die Firma ist, da sie aus eine Gesell chaft mit beschränkter Haftung übergegangen ist, erloschen. Leipzig, Len 19. August 1907. ros, König!. Amtsgericht, Abt IIO Freitag, de» 2Z. August 1907, vorm. II Uhr sollen in L.-Linocnau, im Gasthot , znur Tcutsche» Hans" 2 Nähmaschinen, System „Adler" u. „Singer", 1 Ver tiko, 1 Trumeau, 2 Ottomanen, 2 Wanduhren, 2 Teppiche, 1 Ziertischchen, 1 Nähtisch, 2 Nacht schränkchen m. Marmorplatten, 1 Waschtisch m. Marmor aussatz, 1 Fahrrad, 1 großes Reil. Fächerregal m. Unter atz, 1 Faß Portwein, s. v. a. G. meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Leipzig, Len 20. August 1907. ross Tcr Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Die Herstellung von rund 1000 qm Massivdelken für den Neubau eines Wobn- und ÄlerkstättengebäuvcS iür Blinde auf Sem Grundstück der Provinztal-Blinsen- Anftalt in Halle a. S., ioll auf dem Wege der öffentlichen Verdingung vergeben werden. Ein bestimmtes Teckensystem ist nicht vorgeschrieben. Die Unterlagen können von der Landes-Tirektion in Merseburg gegen portofreie, vorherige Einsendung von 2,50 an die Bureaukasse bezogen werden. Verschlossene Angebote, mit entsprechender Aufschrift ver sehen, sind bis zum 1. September 1907,10 Uhr morgens hierher einzusenden. Zuichlagsirist 3 Wochen. Merieburg, den 14. August 1907. „sri Ter Landeshauptmann der Provinz Sachsen. Gemeindejparttaste Oetzsch. Gemeindeamt, Nähe Bahnhof (Bayr. Bahn) u. Stiaßen- (Stern-sbahn-Haltestelle: „Postamt Oetzsch". Geschäfte- zeit 9—1 nur 3—5, Sonnabends 9—2 Uhr. Einlagen an de» drei ersten Werktagen eines MouatS werden aus diesen Monat mit verzinst. »N8, Hmrinitl-SMllaffe Wstit!-WMtt!6 Geschäftszeit: Montag bis Freitag vorm. 9—1 Uhr und nachmittag L—5 Uhr, Sonnabends nur 9-1 Uhr. LlneiOun« 2V, "/». Station Leutzsch. Haltestelle der Leipziger Außenbahn Leipzig-Gundorf. oiraa Leipziger Angelegenheiten. Leipzig, 2l. August. Hygienische Sünden -er Sommerfrischler. Das große Heer der Sommerfrischler, die hinauseilen in die Natur, besteht aus zwei großen Klassen, nämlich einmal aus solchen, die zum Vergnügen und zur Erholung die Berge, Wälder und die See aussuchen, oder aus solchen, die von ihren Acrzten zu Heilzwecken nach den einzel nen Orten geschickt werden oder aus eigenem Antrieb in dem Gefühle, selbst zu wissen, was ihnen not tut, dorthin gehen. Diese sind es auch, denen es gar nicht einfällt, die Badeärzte auszusuchen, sondern sie haben entweder Bekannte gehabt, denen die Aerzte ganz genau vorgeschrieben haben, was sie zu tun haben, nach dem sie sich auch gleich mit richten, um das Geld für den Arzt zu sparen, oder sie sind im Besitze von populär medizinischen Werken, aus denen sie ihre Weisheit schöpfen. Nehmen wir einmal an, in einer Familie befindet sich eine bleich süchtige Tochter, die an beständigen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit zu Hause leidet und deshalb vom Hausarzt mit der Weisung in die Som merfrische geschickt war, sich möglichst viel Bewegung zu machen. Zu fällig hatte auch eine befreundete Familie dieselbe -Sommerfrische auf gesucht, der sie sich natürlich anfchlotz; ihre Mitglieder waren alle rüstig, und so ergab es sich ganz von selbst, daß von morgens früh bis abends spät ausgedehnte Spaziergänge gemacht wurden, die die Folge hatten, daß der an nud für sich schwächliche Körper des jungen Mädchens über anstrengt wurde. Statt der Hebung der Beschwerden vermehrte sich die Schlaflosigkeit und die Schlaffheit nur noch mehr. Die Sommer frische mußte also vom Hausarzte nicht richtig ausgewählt sein, denn cs war klar, daß die Luft nud das Klima sich schädlich gezeigt hatten. Zum guten Glück wurden aber erst noch die Eltern benachrichtigt, und die befolgte Mutter hatte selbstverständlich nichts Schleunigeres zu tun, als den bösen Arzt aufzusuchen und ihm Vorwürfe zu machen. Als das junge Mädchen auf sein energisches Zureden der Mutter gegenüber einen Kollegen in der Sommerfrische aufsuchte, da stellte es sich heraus, woran es gefeblt hatte. Durch entsprechende Einschränkung > er Spaziergänge, durch ihre zweckmäßige Verteilung auf Vormittag und Nachmittag, durch ganz genaue Angaben, wie viel Ruhepausen zwischen den Spaziergängen siattfinden sollten, konnte dem Uebelstande abgeholfen werden. Zu dem Kapitel der menschlichen Eitelkeit und Nachahmung gerade in den Sommerfrischen gehört es auch, wenn es Herzkranke den Ge sunden im Ersteigen der Berge nachtun wollen. Der Hausarzt hat eine gelinde Terrainkur für durchaus wünschenswert gehalten, der Patient aber denkt: „Was andere können, kann ich auch!" und: „Viel hilft viel- leicht viel!" Wir wissen ja, daß bei allen körperlichen Anstrengungen schon vom gesunden Menschen peinlichst auf .ine Schonung des Herzens geachtet werden muß, und die Leute, die eine schwere körperliche Arbeit zu verrichten haben, sind uns die besten Beweise dafür, wohin cs schließ lich bei einer Ueberanstrengung kommen kann. Herzerweiterungen und Vergrößerung der Herzmuskulatur sind unausbleibliche Folgen nnd machen den, der in der Sommerfrische die Körperbewegungen übertreibt, kränker als er vorher war. Es heißt auch hier, sich ?u trainieren, und das geschieht dadurch, daß man erst ganz allmählich und langsam mit dem Steigen anfängt und nach mindestens 100 Schritten eine Erholungs pause durch Stillstehen eintreten läßt. Das wirkt ungemein günstig aus eine Beruhigung der Herztätigkeit ein und kann jedem empfohlen werden, der an nervösen Herzstörungen, aber auch Klappenfehlern leidet, wenn diese ihn überhaupt befähigen, Berge zu ersteigen. Wir können eS ja wohl verstehen, daß es für manchen Kranken gar nicht so überaus leicht ist, sich den geselligen Verpflichtungen zu entziehen, und zwar um so mehr, wenn er in Gesellschaft seiner Familie die Som- mersrische aussucht oder aber bei seinen Haus- und Tischgenossen An schluß gesunden hat. Er macht eben die Partie, wie wir schon vorher von dem jungen Mädchen erzählten, mit, wenn aus ihn euch bis zu einem gewissen Grade Rücksicht genommen wird. Seine Kräfte werden doch, wenn er es nicht vorzieht, möglichst allein zu bleiben, allzusehr in An spruch genommen, und mit der guten Wirkung des Aufenthaltes in der Sommerfrische ist es nichts, sondern der arme Patient kommt grämlicher und mißmutiger wieder nach Hause, als er vorher gewesen ist, und daran ist natürlich wieder nur die Sommerfrische ichulb, von deren schlechter Wirkung allen, die es hören wollen, erzählt wird. vr. X. * * Der Kaiserlich Japanische Honorar-Konsnl in Leipzig Kaufmann Alexander Georg Mösle hiersclbst, ist vom König in dieser Eigen- ichast anerkannt worden. sDer Genannte ist, wie bemerkt sei, ein Sohn des einstigen bremischen Reichstagsabgeordneten Mosle.s * Di« sächsischen Staatsstraßen hatten nach amtlichen Angaben An fang 1906 eine Gesamtlänge von 3629,512 Kia. Davon entfallen auf die Jnspektionsbezirke Leipzig 234,266 lrm, Grimma 274,117, Döbeln 285,517, Chemnitz 264,772, Ännaberg 302,255, Schwarzenberg 199,863, Zwickau 280,466, Plauen 347,975, Dresden I 116,202, Dresden II 141,805, Pirna I 109156, Pirna II 173,135, Freiberg 183,856, Meißen I 59,492, Meißen II 163,524, Bautzen 275,513 und Zittau 212,698 kür. * Richard Carius f. Eine bekannte Persönlichkeit unserer Stadt Leipzig ist wieder dahingegangen: Richard Carius, der einstige Be sitzer der „Zentralhalle", rst gestern gestorben. Von dem Genannten kann man sagen, daß er allgemein beliebt war, und zwar nicht nur in den Kreisen seiner Berufskollegen, sondern auch bei dem zahlreichen Publikum, das bei ihm verkehrte. Wieviel Festlichkeiten, und zwar glän zende Festlichkeiten, hat die alte „Zentralhalle" nicht gesehen, ganz ab gesehen von der großen Zahl von Kongressen und Versammlungen, die dort abgehalten wurden. Und immer war Richard Carius der gleich mäßig rührige und freundliche Wirt, der überall nach dem Rechten sah und dafür sorgte, daß es an nichts fehlte. So wußte er denn auch eine stattliche Anzahl von Stammgästen um sich zu sammeln und mancher von ihnen sah das liebgewordcne Lokal mit Wehmut schwinden. Carius war schon Geschäftsführer bei Bernhardt, der die „Zentralhalle" in den 70er Jahren besaß. Dann wurde das Etablissement von Römling und hierauf von Carius selbst übernommen. Nach dem Abbruch bewirt- ichaftete er die große Baukantine, die für den Bau des jetzigen Zentral theaters errichtet wurde. In den letzten Jahren hatte er sich in das Privatleben zurückgezogen. — Im Zoologischen Garten wird heute Mittwoch Wilhelm Hagenbecks Eisbärengruppe in zwei Vorstellungen, nach mittags 5 Uhr und abends 9 Uhr. vorgeführt werden. Bon großem magischem Reiz dürfte sich die Abendvorstellung erweisen, die von be sonderen elektrischen Beleuchtungseffekten begleitet und dadurch szenisch zu einer fesselnden Wirkung erhoben kein wird. Im Glanz mächtiger Scheinwerfer sollen bei dieser Gelegenheit, wie es schon im Zirkus Busch in Berlin unb Hamburg geschehen, sämtliche 70 Eisbären ihre Künste zeigen und zum Schluß die heitere Rulschfahrt ins Wasserbecken unter nehmen. Die ganze Szene mitsamt dem fesselnden Schauspiel wird dabei in ein glänzendes Licht getaucht. Ueber diese Rutschsahrt wird immer herzlich gelacht. Und doch entspricht sie, so ungeschickt sie auch geübt werden mag, durchaus der Gewohnheit des Polarbärcn. Wie vielfache Beobachtungen bestätigen, begibt nch der Eisbär, solange er nicht hart bedrängt wird, stets mit dem Hinterteile voran ins Wasser und läßt sich in einer höchst komisch aussehenden, fast ängstlich behut samen Weise hineingleiten. Aus dieser Aengstlichkeit des Eisbären er geben sich natürlich die heitersten Momente Man hält den Eisbär für das stärkste Raubtier der Welt, allein in das richtige Licht gesetzt, ver liert er, wie die meisten reißenden Tiere, sehr viel von seiner Schreck lichkeit. Es scheint früher überhaupt die Gefährlichkeit dieses Polar bewohners vielfach überschätzt worden zu sein, denn er hat seitdem, viel leicht infolge einer besseren Bekanntschaft mit dem Menschen, sein grim miges Wesen bedeutend geändert. Unter dem Dresseur kann sich denn auch die furchtbare Stärke des Eisbären nie entwickeln, es sei denn beim Ringkampf, bei dem Willy Hagenbeck in einem stattlichen Polarbären einen beachtenswerten Gegner findet. Ueber die Zucht von Eisbären in der Gefangenschaft liegen verhältnismäßig noch wenige Erfahrungen vor. Sie ist aber keine leichte. Wohl hatte auch der Leipziger Zoolo gische Garten, der einen männlichen Eisbär seit zwölf Jahren und einen weiblichen seit zwanzig Jahren besitzt, innerhalb des letzten Jahrzehnts drei Würfe von je zwei jungen Eisbären zu verzeichnen, allein die jungen Dinger von kaum Kaninchcngröße sind hier nie über drei Wochen alt geworden. * Kirchliche Feste. Aus Dresden schreibt man uns. Der Evan gelisch-lutherische Hauptmissionsverein, die Sächsische Missionskonferenz und die Sächsische Hauptbibelgesellschaft veranstalten Anfang nächsten Monats ihre kirchlichen Feste. Dienstag den 3. September, vormittags 10 Uhr findet im Jünglingsvereinssaale des Vercinshauses die Haupt- Versammlung des Sächsischen Hauprmissionsvereins und der Vertreter der Zweigvcreir.e (geschlossene Versammlung! statt, nachmittags 4 Uhr ist in der Frauenkirche die 93. Jahresfeier der Sächsischen Hauptbibel- gesellschast sPredjgt: Pfarrer Morgenbesser, Roßweins, abends ^8 Uhr wird im großen Saale des VereinsyauseS eine öffentliche Missionsabend- Versammlung unter Leitung des Konsistorialrats Hofpredigers Dr. Friedrich abZehalten. Mittwoch den 4. September, vormittags 10 Uhr im kleinen ^saale des Vercinshauses ist eine erweiterte Helserversamm lung der Sächsischen Missionskonferenz (Vortrag des Dr. mcd. Feld mann, Eckardtshainj , nachmittags 4 Uhr in der Frauenkirche die 88. Jahresfeier des Sächsischen Hauptmissionsvereins sJestgottesdienst- Predigt: P'arrer Härtig, Rosiens, abends 148 Uhr im großen Saale des Vereinshauses die Nachversammlung zum Bibelfeste der Sächsischen Hauptbibelgesellschast (Vortrag des Pastors v. Harling, Leipzigs. Donnerstag den 5. September, nachmittags Uhr wird im Festsaale der Diakonissenanstalt die Hauptversammlung des Dresdner Frauen- missionsvereins abgehalten (Vortrag des Pastors Lohmann, L e i p - i gs. * Motette in der Thomaskirche. Am Sonnabend, 24. August, nach- mittags Vr2 Uhr, kommen zum Vortrag: Max Regers Fuge aus der Phantasie über: „Wachet aus! ruft uns die Ltimme". — G. P. da Palestrlna: „Oiriästus tactus Wt" und „o Domino llssu". — Timilrie Bortinansky: „Sanctus". — I. Rheinberger: „Kyrie" und „Gloria". * Der Landesobstbauvcrein für das Königreich Sachsen hat seit Jahren zur Hebung der Obstzucht in Sachsen in verschiedenen Teilen des Landes O b st v c r w e r t u n g s k u r s e für Frauen und Mädchen unter fachmännischer Leitung abhalten lassen. Im vergangenen Jahre haben 60 solche Kurse stattgefunden, an denen insgesamt 2015 Personen teil genommen haben. Auch in diesem Jahre sind an 46 Orten derartige Lbstverwertungskursc in Aussicht genommen. " Die deutsche Turncrschast und die olympischen Spiele. Tie deutsche Turnerschait hat sich bisher von einer offiziellen Beteiligung an den olympischen Spielen fcrngchalten. In leitenden Kreisen ist man aber immer mehr zu der Uebcrzeugung gekommen, daß diese Zurückhaltung nicht richtig und dem Ansehen der deutschen Turncrschast nicht förderlich ist. Einmütig haben daher der Deutsche Turntag und vorher der Ausschuß der deutschen Turnerschaft in der Sitzung in Frankfurt a. M. beschlossen, dem Reichsausschuß siir die olympischen Spiele, der seinen Sitz in Berlin hat, beizutreten. Man verspricht sich durch diesen An- schluß ein größeres Bekanntwerden der deutschen Turnerschaft und ihrer Leistungen auch in den oberen Kreisen, die dem Sport im allge meinen ein weitgehendes Interesse entgegenbringen. Besondere mate rielle Verpflichtungen legt dieser Beitritt der deutschen Turnerschaft nicht auf. aber er wirkt zweifellos anregend auf die Pflege und Förde rung jeglicher Leibesübungen und ist von einem nicht zu unterschätzen- den Einflüsse auf die öffentliche Meinung. Grundsätzlich bezweckte die Olympia Veranstaltungen von internationalen Festen an wechselnden Orten und die Abhaltung olympischer Spiele in Athen. Internationale Feste finden 1908 in London unter dem Protektorate Königs Eduard statt, 1912 in Berlin. Regelmäßig aller vier Jahre werden außerdem olympische Spiele in Athen abgehalten, das nächste 1910. Tie von der deutschen Turnerschaft zu solchen festlichen Veranstaltungen auszusen denden Musterriegen turnen selbstverständlich als Vertreter der ge samten Turnerschaft und etwa zu erringende Preise fallen auch dieser zu. Die Zahl der Sondermannschaften ist laut der bestehenden Verein barungen beschränkt; jedes Land darf zu internationalen Festen nur eine Mannschaft stellen. — Auch bezüglich einer Annäherung bes mili- tärischcn und des deutschen Vereins- und Schulturnens sollen die er forderlichen Schritte getan werden. Ter Turnausschuß der deutschen Turnerschaft wurde daher beauftragt, mit der Leitung der Militärturn- onstalt in Berlin Fühlung zu nehmen. * Die Kohlraupen stellen sich jetzt gegen Ende August in großen Mengen ein, und es ist immer schwer, sie erfolgreich zu bekämpfen, da wiederholtes Absuchen ziemlich viel Zeit erfordert. Weit einfacher ist das Absuchen der Eierhäuschen, die die Kohlweißlinge meist an die Un terseite der Kraut- und Aohlblätter legen. Es empfiehlt sich, diese gelb gefärbten Eierhäufchen aus den Blattfeldern auszuschneiden und danach zu vernichten. Im allgemeinen ist ja dieses Jahr infolge der zahlreichen Niederschläge eine reiche Kohl- und Krauternte zu erwarten, wenn nicht durch derartige Schädlinge der Erntesegcn zum Teil vernichtet oder wenigstens in starke Mitleidenschaft gezogen wird. * Rittergutsbesitzer Hugo Reimann s. Am Montag starb plötzlich nach kurzem, schwerem Leiden der frübere Groß- industrielle und Rittergutsbesitzer Hugo Reimann. Mil dem Verstorbenen schied ein Mann aus dem Leben, der sich durch seine große Schaffensfreudigkeit, sowie reiche Kenntnisse aus dem Gebiete der Land- wirtschaft auszeichnete. Selbstmord. Ein junger Kaufmann aus Leipzig hat sich in Radebeul in feiner Wohnung gestern nacht vergiftet. Ter junge Mann hatte sich, ohne polizeilich angemeldet zu sein, vorübergehend hier auf- gehalten. Die Gründe zu dieser Tat sind nicht bekannt geworden Au» der Umgegend. Böhlitz-«hrenberst, 2). August. (Revision. — Sedankrier.) Bei einer durch die Königliche Amtshaupttnnnnschaft vorgenommenen Revision der diesigen Gemeindeverwaltung wurden Kaffe sowie innere Verwaltung in tadel- losem Zuüande vorgefunden und besondere Mängel nicht sestgesleut — Der Könnliw Sächsische Militärverein hier begeht die Frier de- SedantageS in seinem Vereinslokale — Restaurant zur Börse — in einem FeslkommerS. * Ltörmtdal, 20. August (Turuhallenweibe.) Der hiesige Turn- Verein, der im Juli 1933 begründet wurde und im Oktober 1904 dem Leipziger
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