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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070829025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907082902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907082902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-29
- Monat1907-08
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S eptember einberufen. * Auf der Durchreise aus Casablanca sind die Herren Mannesmann, Opitz und Ficke in Berlin eingetroffen, die dem Reichskanzler über dieVerluste des deutschen Han- dels speziell in Casablanca berichten wollen. * In der französischen Garnison Diä ist eine Soldaten revolte ausgebrochen. sS. Ausl.) * Bei den Monarchenentrevuen soll die ägyptische Frage erörtert worden sein. sS. Ausl.) Tagesschau. Die Kämpfe in Deutschsüdwest. Zu der gestrigen Meldung von dem Angriff einer Hottentottentruppe aus die Pferdewache des Telegraphenpostens Blumpütz ist noch zu be- merken, daß Blumpütz hart an der Grenze liegt und daß das in Ver bindung mit dem Angriff genannte Rietfontein, von dem aus geschossen worden ist, auf englischem Boden liegt. Ob die Hottentotten zu Moren gas Bande gehören, wurde schon als zweifelhaft bezeichnet. Ausgeschlossen ist es aber nicht. Im Zusammenhänge mit dem ganzen Auftreten Morengas inter essiert vor allem die Frage, woher denn Morenga seine Waf fen hat? Nach privaten Mitteilungen, die dieser Tage, wie wir er fahren, ein Beamter des deutschen Generalkonsulats in Kapstadt einem Freunde in Berlin machte, ist zu schließen, daß Morenga seine Waffen und Munition von einer internationalen Schmuggler- und Gauner bande, die im Gordiniaddistrikt haust, bezieht. Diese Bande besteht aus drei Engländern, einem halben Dutzend gerissener Buren und einigen Abkömmlingen aus Polens Gefilden, namens Posnansky, Potter, Grün blatt, Spangenberg und Hirschhorn. Diese saubere Gesellschaft, die zu erst am Kap mit faulen Eiern, dann mit Patronen handelte und später Goldshares vertrieb, ist durch den letzten Krieg fett geworden und wünscht das alte gute Geschäft herbei. Dieser Schmugglerring liefert Morenga das nötige Material an Gewehren und Patronen. Ob die Kapregierung davon Kenntnis hat, ist noch fraglich, immerhin wäre es angezeigt, den Herrschaften das Handwerk zu legen, zumal es auch schon, wie uns bestimmt gemeldet wird, im Jahre 1905 dieselbe Bande, Potter, Grünblatt und Konsorten war, die mit Hendrik Witboi, Morenga und tnn Hereroführern schon Waffen geschäfte en gros machte und alle Munition lieferte. Damals hieß die ehrenwerte Firma „Potter, Grünblatt L Co." und hatte ihre ständigen Agenten, die mit den kriegführenden Banden immer in Fühlung blieben und sich stets über den Bedarf auf dem Laufenden hielten. Darum war anscheinend ihr Waffenvorrat unerschöpflich, der die deutschen Truppen zum Staunen brachte. Die Herren machten dabei übrigens keine schlech ten Geschäfte, denn ein Gewehr kostete den 10—15sachen Preis und mußte im voraus bezahlt werden. Daraus ist zu ersehen, welche tatsächlichen praktischen Erfolge die Auslieferung der Waffen durch die kriegsübren- den Stämme bei Friedensschluß hatte. Zugleich fällt damit auch die Abnahme, zu der man bei Ausbruch des neuesten Morenga-Aufstandes neigte, daß Waffen vergraben wurden, um bei passender Gelegenheit wieder hervorgeholt zu werden. Und die deutsche Regierung wird gut daran tun, wenn sie den Aufstand abkürzen will, auf die wackeren Schmugglergenossen, die ihr Handwerk ganz offen und unverschämt be treiben, ein wachsames Auge zu haben. Aventiure. Ter schwache Sultan Abdul Aziz soll mit einem Turbantuch er drosselt worden sein. Zwar steht die offizielle Bestätigung der Nachricht oon dieser Moritat noch aus; aber man hat, in Hinblick auf die jetzige Donnerstag 29. August 1907. Lage der Dinge, keinen Grund, starke Zweifel darüber zu hegen. Eines ist jedoch zu konstatieren, daß die Situation jetzt ernster geworden ist; denn man hat fortan mit Muley Hafid zu rechnen, dem neuen Mauren könig, der ein kühner, energischer Geist sein soll. Dazu kommen zwei weitere Gewalten: Muley Mohamed, der Bruder des erwürgten Marok kanersultans, der bisher in Fez gefangen gehalten wurde und dort jetzt zum alleinigen Thronfolger ausgerufen worden ist, sowie der geriebene Naisuli. Von diesem berichtet die „F. Z." aus Tanger: Die Verhand lungen mit Naisuli, dem sämtliche Stämme aus der Umgegend von Alkassar beistehcn, zerschlugen sich. Eine zweite Mahalla unter Bag dads wurde von Naisuli besiegt. Heftige Kämpfe toben zwischen den Parteien. Fez steht in Brand. Aus London wird ferner im Zu- sammenhang hiermit gemeldet: Wie die „Tribüne" aus Tanger meldet, hat Naisuli jetzt gute Gelegenheit, in Tanger einzufallen, da die scherifischen Truppen wegen Rückständigkeit der Soldzahlung allgemein zu desertieren drohen. Wegen der damit zusammenhängenden Unsicher heit in der Stadt verlassen die Familie des britischen Gesandten und andere in Tanger wohnhafte Europäer die Stadt. Die Deutschen hielten am Dienstag eine Versammlung ab, in welcher sie über Verteidigungs maßnahmen berieten. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Mazagan vom 26. August, erhielt der Pascha von Mazagan Si Hassan am 25. August einen Brief von Abdul Aziz, worin dieser dem Pascha und dem Zoll verwalter Befehl gab, eine Anzahl Gewehre mit Munition nach Tanger zu schicken. Der Pascha gab im letzten Augenblicke Gegenbefehle, da er gerade die offizielle Mitteilung von der Proklamation Muley Hafids erhalten hatte. Dies läuft praktisch hinaus auf die Anerkennung des neuen Sultans und Unterwerfung unter seine Autorität. Aus Paris gehen uns außerdem folgende Telegramme zu: Aus Anlaß der Ereignisse bezüglich der Erhebung Muley Hafids zum Sultan von Marrakesch erbat General Drude eine Verstärkung von 2 Bataillo nen, deren Entsendung in Oran vorbereitet wird. Es wurde unver züglich der Befehl erteilt, morgen diese Truppen nach Casablanca ein zuschiffen, ohne an den früheren Instruktionen etwas zu ändern. — Der „Matin" berichtet aus Tanger: Ein Spezialwärter aus Fez brachte die Meldung, daß die dortige Lage sehr ernst sei. Der Sultan habe dem Kriegsminister befohlen, ihm unverzüglich 2 Kaids mit Truppen zu senden. — Muley el Ainin marschierte von Mogador mit 6000 Mann nachMazagan. Es heißt, er beabsichtige, Casablanca oderFez anzugreifen. — Vor Jahresfrist sandte Mulay Hafid dem Herausgeber der Tangerer Wochenschrift „Saada" einen Ehrenburnus für einen Artikel, welcher aus führte, daß dieser der Satzung und dem Herkommen treue Prinz niemals gegen seinen Bruder sich auflehnen würde. Die Sinnesänderung des jetzigen Gegensultans wurde während der großen Zeremonie in Marra kesch vom Kaid Mulay Mustapha offen bemängelt, aber der geistige Ur heber der ganzen Bewegung, Oll Glani, hielt dem Mustavha einen blitzen- den Dolch entgegen, woauf Mustapha als erster den Aufruf an die 'Be völkerung zugunsten des neuen Herrschers unterschrieb. Ihm folgte ein Vetter der beiden Sultane. Sibu Beker, welcher Abdul Aziz als eine Gefahr für den Islam erklärte. Hierauf unterschrieben die übrigen. Während der Zeremonie wurde pietätvoll der verstorbenen Mutter Mulay Hafids gedacht, der aus der Chauja-Region stammenden, wegen ihrer Schönheit sowie ihres Geistes gefeierten Lalla el Allia. — Der maurische Gouverneur von Casablanca hat sich aus Furcht vor Mulay Hafids Sendlingen in das französische Konsulat geflüchtet. Zeituirgssehau. Zur sächsischen LanütagSwahlreform gibt die amtliche „Leipziger Zeitung" zwei bemerkenswerte Zeitungsstimmen wieder, die auch wir hier zum Abdruck bringen. Zunächst schreibt das konservative „Chem nitzer Tageblatt": Tie „Dresdner Nachrichten" bemerken zu der Regierungslundgebung über die Festhaltung an dem Wahlreclllsentivurfe, daß es schwer falle, den tieferen Grund oder die aktuelle Veranlassung zu dieser offiziösen Verlautbarung zu erkennen; es müßten wohl irgend welche Erwägungen und Vorgänge zugrunde 1V1. Jahrgang. liegen, die der Oeffentlichkcit nicht bekannt seien. Dies kann wohl der Fall sein; wir unierersetts brauchen jedoch nicht so weit zu juchen. Es ist nicht zu verwundern und sehr wohl erklärlich, daß bieRegierung gegenüber so heftigen Angriffen, wie sie bei der Versammlung der konservaliven Vereine des Vogtlandes unter der Führung des Geheimen Hosrates Opitz ersolgt sind, nun doch einmal aus ihrer bisherigen Reserve herauStritt und bestimmt und unzweideutig zu erkennen gibt, Laß sie sich dadurch nicht beirren lassen und an der von ihr als richtig erkannten Lösung der Wahlrechtsfrage in ihren Grundlagen fcsthalten werde, ohne damit eine Ver ständigung über die Einzelheiten auszuschließen. Tas wird nicht zu einer Ver schärfung, sondern nur zur Klärung der Situation beitraoen und der Regierung um so weniger zum Vorwurf gereichen, als sie ihre Erklärung in durchaus ruhiger und sachlicher Form gehalten Hot, überdies auch irgendwie annehm bare und aussichtsreiche Gegenvorschläge noch von keiner Seite gemacht worden sind. Dann finden sich längere Betrachtungen zum Entwurf des neuen sächsischen Wahlgesetzes in der ebenfalls konservativ gerichteten „Zwickauer Zeitung". Zunächst heißt eö da: Die Regierung hat Len Entwurf verkündet, nicht dem Landtage, sondern dem ganzen Volke, wohl wissend, daß die endgültige Entscheidung über diese sür die Gesamtheit der Staatsbürger wichtige und bedeutungsvolle Vorlage unter Umstanden nicht allein vom Landtage, sondern in letzter Instanz vom Volke selbst gegeben werten muß. Die Gesamtheit der Staatsbürger soll sich mit diesem Entwürfe beschäftigen, soll sich fragen, ob er geeignet ist, die Wünsche zu erfüllen, die berechtigten Interessen des Volkes zu befriedigen. Nachdem dann die Meinung geäußert ist, daß auch der Entwurf der Regierung in Einzelheiten vielleicht noch verbesserungSsähig sei, heißt es weiter: „Aber ein jeder Unbefangener muß wohl in dem Entwürfe ein ehrliches Wollen und ein aufrichtiges Sweben anerkennen. Wenn durch die Verhältnis wahl jeder einigermaßen beachtlichen Interessengruppe, die in den bisher bedeutungslosen Minoritäten ihre Stimmen ungehört verloren gehen sah, eine angemessene Vertretung verliehen werden soll, wenn auf diesem Wege z. B. die Vereinigungen des Mittelstandes und der christlichen Arbeiter in die Lage versetzt werden sollen, sich künftig auch im Lanvtage Gehör zu verschaffen, so soll man sich dessen freuen und nicht den Entwurf bekämpfen, weil in der — übrigens in sehr bescheidenem Umfange vorgesehenen — Anordnung der Pluralstimmen manches der Aenderung und Verbesserung fähig, ja vielleicht bedürftig erscheint. Und wenn endlich der unerfreuliche Gegensatz zwischen Stadt und Land des bisherigen Wahlrechtes fallen und die damit verbundene Un gerechtigkeit zum Schaden der Stäbte beseitigt werden soll, so soll man nicht in der beliebten Nörgelsucht Les Deutschen über diese wichtigen und ersreulichen Fortschritte hinwegsehen, um kleine Unebenheiten auszuspüren und sich an ihnen zu ärgern." Sodann werden noch einige Bedenken siegen die Wahlen durch die Kommunalverbände geäußert. Schließlich heißt es dann weiter: „Aber über alles dies läßt fick ja reden, beraten, an all diesem läßt sich ändern und gewiß nock verbessern. Nur der ehrliche Wille muß vorbanden fein, uveryaupr m eine grnnkiiche Lurckarveiiung der (Veleeesvoriage emzmreten und die in dieser zum Ausdrucke gebrachten guten und fruchtbaren Gedanken vorwärts zu bringen. Wenn aber viele nalionalgesinnte sächsische Männer murrend abseits stehen, die einen, weil ihnen die Vorschläge der Regierung nicht weit genug gehen, weil sie am liebsten das NeichstagSwahlrecht auch für die sächsische Landtagswahl eingefüdrt sehen möchten, obgleich sie wissen, daß die Regierung — im wohloerstandenen Interesse des gesamten Volkes — hierzu die Hand nicht bietcn wird, die anderen aber, weil sie den gegenwärtigen behaglichen Besitz stand nickt aufgeben wollen und eine Schwächung ihrer politischen und wirt schaftlichen Interessen befürchten, so soll man diesen allen laut und vernehmlich zurufen: DaS Vaterland geht über die Partei. Es ist eure Pflicht, mitzuwirken zum Wohle der Gesamtheit, das Ganze zu fördern ohne Rücksicht auf kleine und zum Teil kleinliche Unterschiede. Und ihr, di« ihr die Herrschaft eurer Partei sür das Wertvollste und vor allem zu Erstrebende haltet, bedenkt, was die Ge schichte lehrt, baß allen großen Parteien, die sich nicht dessen bewußt geblieben sind, daß sie vor allem der Gesamtheit des Volke- zu dienen halten, die Zügel der übermäßig geliebten Herrschaft aus den Händen geglitten sind." Es ist kein Zweifel, daß diese Stimmen den Eindruck verstärken, daß man in konservaliven Kreisen von der Opitzschen Opposition abrückt, sich von der agrarisch-konservativen Beirachtungsweise mehr und mehr loSsagt unv zu einer selbständigen Stellung zu dem Wahlgesetzantrag der Negierung zu kommen sucht, die diesem Entwurf freundlich gesinnt ist. Feuilleton. Nur Menschen, welche fortwährend Hölle stiften, fürchten dahin zu gelangen. Lucy Gallon). * wellmair über seine Sicherheitsmaszregeln sür die ^-olarsahrt. Die Nachrichten aus Spitzbergen lassen hoffen, daß die Windverhält nisse sich in letzter Stunde bessern werden und daß so dem wagemutigen Wellman die Enttäuschung erspart bleiben wird, ein zweites Mal un verrichteter Dinge von der Däneninsel heimzukehren und wieder ein Jahr verstreichen zu lassen. Der kühne Plan des Amerikaners hat von seiten der Wissenschaft manche ernste Kritik erfahren müssen, und wenn auch gegenüber dem Unternehmen des unglücklichen Andre die Chancen der „America" ungleich besser sind, so sind doch noch manche Fragen un- beantwortet, in welcher Weise die Aeronauten unerwarteten Hinder- nissen zu begegnen gedenken, wie gegen alle Eventualitäten Vorsorge ge troffen und vor allem: welche Rückfahrtsmöglichkeiten bei den schwanken den Windverhältnissen in der arktischen Zone offen bleiben. Wellman selbst hat nun im „Windsor Magazine" das Wort ergriffen, um die Chancen zu erwägen. „Wir wollen ^urückkehren: wir haben keine Lust als Märtyrer zu posieren", so schreibt der Amerikaner. „Vier Pfeile sind es, die wir im Köcher haben. Erstens haben wir eine gute Chance, zum Pol und wieder zurück zu unserem Hauptquartier oder zu irgend einem anderen Lande zu kommen, indem wir die eigene Kraft unseres Luftschiffes in Rechnung setzen; zehn oder vierzehn Tage sind dafür wohl anzusetzen. Zweitens aber, sollte dies mißlingen, sollten Motor und Heizmaterial nur dazu ausreichen, uns bis zum Pol zu bringen, so könnte, wenn der Gasolinvorrat sich erschöpft, Motor, Maschinerie und eine Reihe von anderen Gegenständen als Ballast dienen; wir würden sie nach und nach über Bord werfen und so die Hebekraft des Gases aus gleichen. Die „America" könnte dann als einfacher Treibeballon in der Luft bleiben und sich vom AbfahrtStage ab ungefähr 25—35 Tage in der Atmosphäre halten. Und in dieser Zeit ist die Chance offen, daß der Wind uns südwärts treibt; die Entfernung vom Pol zum Land beträgt nur 860 englische Meilen, und bei frischer Brise wären diefe in zwei od:r drei Tagen zurückzulegen. Drittens: Wenn das Luftschiff uns bis zum Pol oder nur in seine Nähe führt, so haben wir in unserer Ausrüstung eine vollkommene Schlittengarnitur mit zwölf ausgewäblten sibirischen Hunden. Die zwei Monate, die es dann noch hell sein wird, könnten dazu benutzt werden, in einer Schlittenreise über das Eis Spitzbergen oder Grönland zu erreichen. Es versuchen ja andere, mit Schlittenexpedi tionen zum Pol vorzudringen und zurückzukehren. Wenn die „America" uns zum Pol bringt, so brauchten wir nur die Heimfahrt zu machen, und in ihr haben wir noch die Hilfe des treibenden Eises, das uns durchschnittlich täglich zwei bis vier Meilen fortbringt. Viertens: Die große Tragfähigkeit unseres Luftschiffes und die Ausnutzung des Schlepp seiles ermöglichen uns, so viel Nahrungsmittel mit zu führen, daß wir im Notfälle, falls die „America" zu irgend einem unwirtlichen Platz in der großen unerforschten Aera abgetrieben werden sollte und es nicht ratsam sein würde, noch nn, Herbste eine Rückkehr mit dem Schlitten zu ver suchen, an der Stelle, wo wir landen, überwintern können. Die riesigen Mengen von Stoff und anderen Materialien, aus dem die „America" besteht, liefern alles, was not tut, um eine behagliche wetterfeste Hütte zu errichten, und wir brauchten nicht den Hunger zu fürchten; die mitgeführten Vorräte reichen aus, um uns zu erhalten. Sollte dieser Fall eintreten, so könnten wir mit dem Frühjahr die Schlittenfahrt südwärts antreten, wenn auch die Eisverhältnisse der Reise günstiger sind als im Herbst. Unsere Nahrungsvorräte reichen aus bis zum 1. Juni. Um all diesen Mög lichkeiten begegnen zu können, führen wir die neuesten, genauesten und erprobtesten Karten und Angaben über das Land rings um den Pal mit uns; die einzelnen Regierungen und verschiedene geographische Gesell- schäften haben uns in der Zusammenstellung dieses Materials wirksam unterstützt. Wir besitzen alle Nachrichten über die Stämme, die Wild verhältnisse, die Außcnposten. Fährten und Wasserläufe und über die Nahrungsdepots im Franz Jcsef-Land an der sibirischen Küste, auf Grönland, an der Nordküste Britisch-Amerikas und auf den abgelegenen Inseln. Wie auch das Schicksal sich wenden mag, wir hoffen, gerüstet zu sein; wir sind darauf vorbereitet, zu überwintern, haben ausreichende Vorräte und wenn die Natur uns günstig ist, so können wir diese sogar noch mit Gewehr und Patrone vergrößern." O Adolf Wilbrandt, außerstande, allen einzelnen, die itm zum 70. Geburts tage begrüßten, sofort »u danken, sendet uns auS Vriligrnblut(Kärntheu) folgenden Gesamtdank mit dem Ersuchen um Veröffentlichung: Holder Groß will holden Gegengruß, Lieben Wunsch soll Liebeswunsch erwidern. Euch, den Guten, Freunden, LebenSbrüdern, Die mein Herz erfreut mit Gruß und Liedern, Dank ich so, wie ich von Herzen muß. Mögt Ihr einst wie ich mit 70 Jahren Freudig vorwärt» schaun, voll Dank zurück, Hoffend, viel noch wrllfioh HU erfahren, Wie auch Wollen sich und stürme scharen; Ohne Kampf und Sieg was ist Las Glück? Adolf Wilbrandt. l. deutscher Hochschullehrcrtag. Am Sonntag, den 8. September, um 9V, Uhr vormittags wird im Saale des Hotel Mirakel in Salzburg der 1. deutsche Hochschullehrertag mit einer Ansprache des Prof. Dr. K, v. Amira (München) eröffnet. Die Verhandlungen werden sich über Sonntag und Mou- tag vormittags erstrecken. Nm Abend dcS 7. September findet im Restaurant Mirabell in Salzburg eine zwanglose Zusammenkunft statt. Hochschullehrer, die sich noch nicht angemeldet haben, werden gebeten, ihre Teilnahme dem Orts ausschüsse des Deutschen Hochschullehrertages, Dr. Herbert Doeltcr, Salzburg, anzuzeigen. * Uebertritt eines deutschen Gelehrten zum Islam. Die Ausgrabung der Stadt St. Menas in dem Mariutbezirke des Nildeltas hat die merkwürdige Folgeerscheinung gehabt, daß ein deutscher Gelehrter zum Islam übergetreten ist. Es ist dies der Archäologe Dr. Ewald Falls, das Haupt der Ausgrabungs expedition, der sich um die Freilegung der Kirchen, Rlöüer und Bäder von St. Menas große Verdienste erworben hat. Man hat diesen Platz auch wohl das „ägyptische Marmor-Lourdes" genannt, weil er um wundertätiger Heilungen in Ruf stand und das Ziel großer Pilgerfahrten gebildet hat. Dr. Falls Bekehrung zum Islam darf um so überraschender genannt werden, als gerade die Stätte, an der er tätig ist, so beredt von dem Werden und den Einflüssen des Christentums erzählt. Er hat den mohammedanischen Namen Mussa Mohamed angenommen. Diesen Namen haben ihm die eingeborenen Paten in der Moschee gegeben, wo er nach feierlicher Einführung in Gegenwart eines mohammedauischen Sanhedrins seine erste Andacht nach dem Ritus des JslamS verrichtete. * Gegen die geistige Ueberanstrengung der Jugend wendet sich Otto Ernst in seiner neuesten Schrill „Des Kindes Freiheit und Freude" u. a. mit folgenden Ausjührungrn: Ich bestreite entschieden, daß eS Aufgabe des Kinde» ist, fortgesetzt seine Kräfte auf das äußerste anznslrengen. Es mag gut und notwendig sein, daß es hin und wieder einmal den vollen Ernst einer «ckwercn Arbeit und eines erschöpfenden Krastverknauchs kennen lerne: aber das ioll gewiß nickt die Regel sein, soll sogar nur selten geschehen. Ich bestreite näm lich auch aus- entschiedenste, daß dcrjeuige Mensch am besten auf den ernsten Kampf des Lebens vorbereitet wäre, der schon als Kind in der Regel seine volle Kraft babe hergeben müssen. Ich behaupte vielmehr, daß der Mensch der stärkste ist, dessen Hcrz sich in der Kindheit vollgesogrn hat von Lebensfreude und Lebens mut. Eine selige Kindheit ist ein unerschöpfliches Kraftreserdoir, ist ein Ka pital, das bis in die Todesstunde Zinsen trägt und von der Erinneiung noch täg lich vermehrt wird. Wenn der Glaube an den Wert unseres Daseins nicht im Lande der Kindheit wurzelt, so treibt rr überhaupt keine kräftigen Wurzeln mehr. Lebensfreude und Lebensmut können auch auf der Schulbank in stöber Arbeit erworben und gewonnen werden — o gewißi — aber nur dann, wenn die Arbeit auf der Schulbank wechselt mit reichlichem Spiel und reichlicher Freiheit. Woher aber sollen Freiheit und Spiel kommen, weno die Schule den häuslichen Fleiß der Kinder in solchem Maße mit Beschlag belegt wie jetzt? Es ist ja fast zur Regel geworden, daß die Schule die Hälfte ihrer Arbeit in das HauS verlegt, ja es ist nicht selten, daß sie die Hälfte ans Eltern oder HauSl.hirr abwälzt. Gewisse höhere Schulen haben sich auS Lehr- und Erzirhuuzsanstalte»
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