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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.08.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070831017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907083101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907083101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-31
- Monat1907-08
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R.s * Der „Preußische Staatsanzeiger" gibt Maß nahmen bekannt, die gegen die Choleragefahr getroffen sind. lS. Dtschs. R.j * Nach Mitteilungen des Kriegsministeriums über die Fahrt der T r u p p e n t r a n s p o r t s ch i f fe ist der Dampfer „Willehad" des Norddeutschen Lloyds mit dem Heimtransport des ost asiatischen Detachements an Bord am 29. August wohlbehalten in Port Sa'id angekommen und am 30. dss. Mts. von dort weitergegangen. * Prinz Georg von Griechenland hat sich gestern, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, mit der Prinzessin Marie Bonaparte verlobt. (S. Ausl.) * Der englische Botschafter in Paris teilte gestern Clemenceau den Wunsch der englischen Kolonie in Tanger nach Schutz mit. Clemenceau kündigte die Entsendung des Panzerkreuzers „Desaix" an. * Georg Georgiadeo wurde, nach einem Telegramm aus Konstantinopel, zum Fürsten von Samos ernannt. (S. Ausl.) * Die Mansfeldsche Kupferschiefer bauende Ge werkschaft inEisleben verteilt für das erste Semester 1907 eine Abschlagsausbeute von 20 pro Kux. lS. Handelsztg.j Anfere auswärtige Politik. Vielleicht ist die Dürftigkeit der deutschen auswärtigen Politik in dem letzten Jahrzehnt für den schärfer Blickenden noch niemals so in die Erscheinung getreten, als in diesen Tagen. Seit etwa 14 Tagen schwimmt unsere aus offiziösen Quellen gespeiste öffentliche Meinung m voller Wonne — ja worüber denn eigentlich? Es erscheint angesichts der maß losen Lobhudeleien einer gewissen Presse zweckmäßig, sich diese Frage einmal in aller Ruhe vorzulegen. Es haben zwei Begegnungen der Souveräne stattgesundcn. Beide sind, darüber scheint kein Zweifel zulässig, in freundschaftlichen Formen verlaufen. Auf beiden sind irgendwelche bestimmte Abmachungen nicht erfolgt) auch das ist unzweifelhaft. Die Monarchen haben miteinander über dre internationalen Beziehungen gesprochen, und ebenso haben die sie begleitenden amtlichen Persönlichkeiten konferiert. Wahrscheinlich ist dabei nichts anderes erörtert worden, als was die gegenseitigen Bot- schafter auch in ihrem gewöhnlichen Geschäftsverkehr mit den leitenden Ministern zu verhandeln pflegen, vielleicht mit etwas mehr Autorität, aber auch das nicht immer, wie wir gleich sehen werden. Im übrigen sind die Vorgänge jo verlaufen, wie solche Begegnungen gewöhnlich zu verlaufen Pflegen: Umarmung saus deren Häufigkeit legen ja die Ge- bärdenspähcr besonderes Gewicht!, Schiffs- und Truppenrcvuen, Fest mahle und freundschaftliche Tischreden. Und darauf hin eine Ncber- schwemmuna von entzückten Auslassungen aus der bekannten Fabrik der öfentlichen Meinung. In der Wilhelmstraße atmet man aus: König Eduard ist wieder aut, und wir werden nicht mehr „eingekreist". In diesem seligen Gefühl erschöpft sich heute der Ehrgeiz deutscher Staats männer. Betrachten wir indessen den Charakter der beiden Begegnungen in Swinemünde-Wilhelmshöhe einmal näher. Auch im Monarchenlebcn ist es Sitte, auf einen Besuch einen Gegenbesuch folgen zu lassen. Unter bleibt, dieser, so ist, wie auch zwischen gewöhnlichen Menschen, etwas nicht in Ordnung. Wenn die fremden Souveräne fast allgemein nicht denselben Eifer zeigen, in Deutschland Besuche abznstatten, wie um gekehrt, so weiß man längst, daß ihnen einmal die Freude am öffentlichen Schaugepränge abgcht, und sie außerdem die Kosten mehr scheuen, als dies bei uns der Fall ist.. Der König von Italien z. Ä. haßt die Aus landsreisen und fürchtet infolgedessen jede zeremoniöse Visite, die ihm abgestattet werden könnte. Auf der andern Seite deutet der Umstand, daß der deutsche Kaiser den formellen Besuch des Königs von Spanien bisher noch nicht wiedergegeben hat, darauf hin, daß zwilchen den beiden Monarchen nicht alles stimmt, und in einaeweihten Kreisen weiß man denn auch recht gut, was nicht stimmt. Auch der Zar rechnet zu den Monarchen, denen das mit Fürstenbejuchen notwendig verbundene Her vortreten in die Oeffentlichkeit aus tiefster Seele verhaßt ist. Dabei lassen wir die Besorgnis, ihn gewissen Gefahren auszusetzen, ganz außer Betracht. Indessen sür Rußland ist zurzeit gutes Wetter eine Lebens bedingung. Es handelt sich um die wirtschaftliche Existenz des Landes, und sie erheischt in nächster Zeit die Anschaffung neuer großer Finanz mittel. Diese Rücksicht ist es, die Rußland gegenwärtig so geneigt macht, mit allen Mächten in gute Beziehungen zu treten, und diesen Schern mußte auch die Begegnung in Swinemünde wahren. Abkommen mit Japan, das im wesentlichen nicht mehr ist, als eine Bestätigung des Friedensvertrages von Portsmouth, Abkommen mit England, in dem Rußland bis aus weiteres auf die Trauben in Tibet, Afghanistan usw. verzichtet, freundliches Verhältnis zu Deutschland! Wenn diese Be- kundungen friedfertiger Absichten nicht alle kapitalstarken DarlehnS- aeber beruhigen, dann ist ihnen nicht zu Helsen, und Nußlanv auch nicht. Damit aber auch der alte Alliierte, Frankreich, nicht unwirsch werde, wird der französische Generalstab in demselben Augenblick, wo die russisch-deutsche Annäherung gefeiert wird, zum Besuch nach Petersburg cingeladen. In Paris ist darüber gar kein Aufheben gemacht worden, aber in Deutschland ist die Freude, daß der Monarch eine« Handes, das zurzeit so gut wie aktionsunfähig ist, zu einem Gegenbesuch erscheint, ganz ungemessen. Und nun erst gar der englische Besuch! Für jeden aufmerksamen Beobachter liegt es auf der Hand, wie dieser Vorgang sich entwickelt hat. König Eduard ist ein kluger Monarch, der bei allen selbständigen Re gungen seiner diplomatischen Talente doch sehr eifrig darauf bedacht ist, sich in der Richtung der gerade herrschenden Politik seine« Landes zu be wegen. Er hat seit einiger Zeit erkannt, daß in der Stimmung der Be- völkerung Englands und Deutschlands eine Annäherung sich vollzogen bat, der zu widerstehen auch für ihn nicht ungefährlich war. Sicherlich hat bei dieser Lösung der früheren Spannung der rege Verkehr zwischen deutschen und englischen Journalisten, zwischen den Vertretern der Ge meindeverwaltungen beider Länder und anderen maßgebenden Persön- lichkeiten, außerhalb deS eigentlichen Beamtentums d,e Hauptsache ge leistet. Es bildete sich ein erträglicher mcxjru, vivencki, als besten letzten Ausdruck man die Begegnung des Königs Eduard und des Kaiser- Wil helm ansehen kann. Insoweit, d. h. als eine Bekräftigung der Neigung der beiden großen Volker, in Frieden auszukommen und ihren Geschäften nachzugehen, kann man auch diesen Besuch begrüßen, zu dessen Fruchten ja auch die gemeinsame Aktion gegen Morenaa gehören mag. Ader eine maßlose Uebertreibung ist es, diesen Akt als eine große diplomatische Tat zu leiern. Der englische Souverän konnte gar nicht anders, als seinem deutschen Neffen einige Stunden auf der Durchreise durch Deutschland zu schenken, wenn er nicht geradezu die Empfindung schaffen wollte, daß die deutsch-englischen Beziehungen fortgesetzt feindselige seien. Er macht den großen Umweg nach Ischl, um den österreichischen Kaiser zu besuchen, ebenso wie im vorigen Jahre, und er sollte den fast auf seiner Reiseroute weilenden deutschen Kaiser vermeiden? Wenn aus diesem Besuch ein großes Ereignis gemacht worden ist, so lag dies nicht im ursprünglichen Plane des Engländers. Es war vorher angckündiot worden, daß König Eduard möglichst privatim erscheine und im kleinsten Kreise empfangen werden wolle. Gegen diesen Wunsch ist bei uns die dekorative Aus stattung der Veranstaltung erfolgt, Ehrenpforten, ungeheure Spalier bildung, Kommandierung von sieben Truppenkörpern, Parade, Zu ziehung des Reichskanzlers und des großen Hofstaates. Der Kanzler verdient eine besonoere Erwähnung. Es muß Ver wunderung erregen, daß, während König Eduard nur von einem Be amten begleitet wurde, der keine politische Nolle im öffentlichen Leben Englands spielt, auf der andern Seite der erste Beamte des Reiches berbeigeholt wurde. Herr Hardinge ist permanenter Unterstaatssekretär im englischen auswärtigen Dienst, d. h. er hat als erster vortragender Rat die Tradition zu wahren, aber die Politik des Reiches wird von ihm nicht verantwortlich vertreten. Das scheint man in Deutschland und auch anderswo nicht ganz zu berücksichtigen, wenn man die politischen Verhandlungen, die er fuhrt, mit großen Worten begrüßt. Hardinaes Aufgabe ist, dem König in seinem Verkehr mit dem Auslande als Be rater zur Seite zu stehen; eine neue und von der bisherigen abweichende Politik vermag er nach englischen Sitten nicht einmal in Verbindung mit seinem Monarchen in die Wege zu leiten. Aber es gewinnt fast den Anschein, als ob man auf deutscher Seite den Wunsch batte, diesen Ein druck in der öffentlichen Meinung zu erwecken, nm damit die eigene diplomatische Kunst in glänzendem Brillantfeuerwerk leuchten zu jassen. Jetzt wurde Verbreitet, wie herrlich sich wieder die Bülowsche Kunst bewährt habe. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung'' spricht von der hohen und freudigen Genugtuung, die jetzt das deutsche Volk über die neueste Leistung unserer Politik erfülle. Professor Schiemann feiert in dithvrambifchen Tönen „die besonnene und weitblickende Staatskunst", die Kaiser und Kanzler auch bei diesem Anlaß bewiesen und mit der sie „das Anichcn und die Machtstellung Deutschlands gesteigert" hätten, lind ein süddeutsches Blatt versteigt sich aus diesem Anlaß zu dem famosen Satze, daß die Reichsregierung „durch ihre Stetigkeit und selbstlose Zurückhaltung bei allen s!> Mächten das Vertrauen zu ihrer Politik ge stärkt habe." , Sollte man nicht angesichts solcher Fanfaren glauben, daß Deutsch land irgend einen großen Coup in der Wcltpolitik gemacht habe, oder daß dank seiner Bemühungen die europäische Konstellation von Grund aus zu seinem Vorteil geändert sei? Nichts von alledem! Alle früheren Abmachungen und Verbindungen der Völker bleiben bestehen. England hält an seiner Entente mir Frankreich fest, wie dieses in seinem Allianz verhältnis mit Rußland bleibt. Die Spannung zwischen Deutschland und England hatte schon vorher nachgelassen. Die Begegnung in Wu- helmshöhe ist nicht die Ursache, sondern die Bestätigung der Detente. Als solche mag sie wilEoonncu.sein, und Iente, die sich twn dem Glauben nicht abbringen lassen, das; die Weltgeschichte auf Fürstcnbesuchen ge macht werde, mögen sich freuen, daß sür den nächsten Herbst die englische Reise des Kaisers in Aussicht genommen ist. Aber wenn unsere Offi ziösen über solche Tinge ihre Haltung verlieren, so beweist das eben, wie unendlich bescheiden wir auf dem Gebiete der auswärtigen Politik ge worden sind. Man frohlockt bei uns über eine hübsche dekorative Ver anstaltung, und das Ausland sieht schmunzelnd zu, wie leicht das große, mächtige Deutschland zu befriedigen ist. Es ist wirklich wahr: seit einem Dezennium wird in Deutschland keine Politik mehr gemacht: es wird aber der öffentlichen Meinung nicht ohne Geschick vorgemacht, daß eine gemacht wird. Rektoren- «n- AL^ssenlshrervrreine. Man schreibt unS aus preußischen Lehrcrkreisen: Seit dem Ende der Ministerherrlichkeit Studts und dem Abgang seiner ihm gleichgesinnten Ratgeber, scheinen sich die Aussichten für Ein führung der Fachaufsicht in der Volksschule etwas gebessert zu haben. Das Zugeständnis der Fachaufsicht wird man eben dem Liberalismus vor allem schuldig sein, wenn die Blockpolitik eine Zukunft haben soll. Merkwürdigerwciie verwirren sich gerade in dieser Zeit, wo das Ideal der Fachaufsicht endlich in erreichbare Nähe rückt, innerhalb der Lehrer schaft die Meinungen und Ansichten über die äußere Gestaltung und den praktischen Ausbau der Fachaufsicht in bedenklicher Weise. Die Gegen sätze haben sich derartig zugespiht, daß sie dringend der Aussöhnung be dürfen. Die Fachaufsicht ist zuerst in den Großstädten eingeführt, wo der Rektor den bisherigen geistlichen Schulaufseher ersetzt hat, ohne dessen disziplinäre Befugnisse zu erhalten. Dieier Wechsel im System, das inzwischen auf zahlreiche Kleinstädte und große Dörfer ausgedehnt ist, hat in den ersten Jahren nirgend auf ernstlichen Widerstand ge stoßen. Erst in der letzten Zeit ist eine bedeutende Spannung ein getreten. Und diese datiert hauptsächlich seit der Gründung des so genannten Rektorcnvereins, der als ein Abfall vom großen deutschen Lehrervcrein zur Verfolgung von Sonderintcressen angesehen wird. Tas Mißtrauen gegen diese Neugründung ist aber erst recht zum Aus bruch gekommen seit dem Bekanntwerden der in der letzten Hauptver sammlung des Rektorcnvereins ausgestellten Gehalts- und Standcs- rechtsforderungcn. Der Rektor soll ein um 100 Prozent höheres Grund gehalt und eine nm 50—80 Prozent reichlichere Mietsentschädigung beziehen, als die Lehrer des betreffenden Ortes. Außerdem wünscht man die Erweiterung der Aufsichtsrechte, da der Rektor der allein verant wortliche Träger seines Systems sei. Diese Forderungen sind nun nicbt ebne erhebliche Rückschläge geblieben. Als erster ist zu nennen: die Gründung des sogenannten Klassenlehrervcreins im Rheinlandc und dann die energischen Protestversammlungen von feiten der Zweigvereine des Rheinischen und Westfälischen Provinziallehrerverbandes. Aus Elberfeld, Altona, Bielefeld, Duisburg, Hagen, Bochum u. a. O. liegen Vereinsbeschlüsse vor, die sich alle im wesentlichen in den Resolutionen der Vorstände jener beiden Provinzialvereine zusammcnfinden, wonach „in der Forderung des Preußischen Nektorenvereins eine große Ge fahr nicht nur für die eindrucksvolle, einmütige Kundgebung des vierten preußischen Lehrertages zu Magdeburg in ihrer Wirkung auf die öffent liche Meinung und die maßgebenden Kreise bei der Revision des Lehrer- bcsoldungsgesekes, sondern sür den Einheitsgedanken der preußischen und deutschen Lehrerschaft überhaupt und die gemeinsame Lehrervereins- sache zu erblicken ist." Die Resolutionen sollen dem Vorstande deS Preu ßischen Lehrerverein« znr weiteren Veranlassung unterbreitet werden mit dem Ersuchen, der Forderung des Nektorenvereins entgegenzu wirken. Vorläufig ist nicht abzusehen, welche Haltung der Gesamtvorstand einnehmcn wird. Nach den Aeußerungen des Organs des Deutschen Lehrerverein« wird sowohl die Gründung des Nektorenvereins, als die des Klnssenlehrervereins lebhaft bedauert, soweit dadurch lediglich Sonderinteressen verfolgt werden sollen. Aber auch diejenigen Forderungen der rheinisch-westfälischen or ganisierten Lehrerschaft, die die Ausgestaltung des Rektorats sllmfang und Art der Berechtigungen, betreffen, finden in der betreffenden Zei tung keine Billigung, weil jene Vorschläge mit den tatsäcblichen Ver hältnissen nicht in Ilcbereinstimmiing zu bringen sind. Die GehaltS- sorderungen der Rektoren werden indessen rückhaltlos im Sinne der vor liegenden Beschlüsse der Lehrerschaft verurteilt. Tas Rektorat ^oll in der Weise ausgestaltet und verwaltet werden, daß eine genaue und ein 181. Jahrgang. gehende Instruktion, wie diejenige sür die Berliner Rektoren oder die der Stettiner Regierung, die von verschiedenen Regierungen übernom men ist ldie der Düsseldorfer Regierung wird aber beanstandetj, alle Rechte, Befugnisse und Pflichten der Rektoren und der Lehrer sorg fältig abgrenzt und im einzelnen festsctzt usw. Aus der Mitte und dem Osten der Monarchie liegen noch keine besonderen Erklärungen in der strittigen Frage vor, indessen haben sich die großstädtischen Lehrervereine fast sämtlich damit beschäftigt. Schroffe Beschlüsse, die den Kampf verschärfen, sind absichtlich vermieden. Der „Kreuzzeitung" sind namentlich die Elberfelder und Hagener Beschlüsse der dortigen Lehrervereine Wasser auf die Mühle. Sie redet von einer gärenden Bewegung im Lehrerstande und sagt, daß es ein Ding der Unmöglichkeit sei, seine Wünsche zu befriedigen. Die Lehrer verlangten eine Ausnahmestellung, litten an übertriebenem Standesgefühl, wür den ohne Aufsicht — Originale, wie sie nun mal zum großen Teil seien -- eine schrullenhafte s!> Erziehungs- und Nnterrichtsart ausbildcn und überhaupt ohne scharfe Disziplin aus Rand und Band geraten, — die Oberlehrer wären ganz anders. Die müßten sich, obgleich Fachleute, ihr Leben lang scharf auf die Finger sehen lassen usw. Darauf etwas zu erwidern, hat keinen Zweck. Nur sollten die end losen, weiter nicht zu qualifizierenden Angriffe gerade der „Kreuz zeitung" den hadernden Teilen die Gewissen schärfen. Sobald Rek toren- und Klassenlehrervereine ihre übertriebene Sonderinteressenpoli tik nicht aufgeben, wird Wohl die ausgesprochene Drohung der „Kreuz zeitung" in Erfüllung gehen, daß beide nämlich nichts bekommen, und ebenso die nicht ausgesprochene Hoffnung desselben Blattes, daß der tc-rtius xauckcmg (Kreuzzeitungs- und Reichsbotenpartei im Bunde mit dem Zentrums nach wie vor die Situation, in diesem Falle die Schule und ihre Lehrer, beherrschen wird. Deutsches Reich. Lelvlig, 31. August. * Die Kaiserparade bei Münster. Der Kaiser nahm die große Parade über das VII. Korps auf der Vennheide bei Münster ab. Er übergab die neuen Fahnen den betreffenden Regimentskommandeuren mit einer Ansprache, ritt die Fronten der Reserve- und Landwehroffiziere ab und nahm den Frontrapport von dem Kommandierenden General v. Bissing entgegen. Sodann ritt der Kaiser die Fronten der in zwei Treffen aus gestellten Truppen ab. Es fand nur ein Vorbeimarsch der Infanterie in RegimentSkolonne und der berittenen Truppen im Schritt statt. Prinzessin Adolf von Schaumburg-Lippe führte ihr Infanterie regiment Nr. 53, General v. Blume sein Infanterieregiment Nr. 13 vor. Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe begleitete da» JSger- bataillon Nr. 7, General v. Bock undPolach vom 14. Armeekorps da» Infanterieregiment Nr. 55 und KriegSminister v. Einem die 4. Kürassiere. Nach der Parade kehrte der Kaiser an der Spitze der Fahnenkompagnie deS Infanterieregiments Nr. 13 und der Standarten- eökadron dec 4. Kürassiere zum Schloß Münster zurück. Die Krieger vereine, die Gewerkschaften und die Schule» bildete» Spalier. Das Wetter war schön. * Maßnahmen gegen die Ehaleragefahr. Der .Staatsanzeiger- veröffentlicht folgende Bekanntmachung vom 24. August: Nachdem im Gebiete der Wolga und deS Bug, einem Nebenflüsse der Weichsel, und zwar in Brest-Litowsk choleraverdächtige Erkrankungen und Todesfälle beobachtet worden sind, ist behufs Verhütung der Einschleppung der Cholera die gesundheitliche Ueberwachung deS SchiffahrtS- und Flößerei verkehrs auf dem oberen preußischen Teile der Weichsel eingeführt und für eine einheitliche Leitung der Maßregel» zur Verhütung der Weiter verbreitung der Cholera durch de» Flußverkehr der königliche Ober präsident der Provinz Westpreußen als Staatskommissar ernannt worden. — Der Kreis Brest-Litowsk wird von der Bug durchschnitten, die Stadt Brest-Litowsk, ein bedeutender Eisenbahn-Knotenpunkt, liegt au diesem Fluß. * Zur Geschichte der Entlassung -es Herrn von Studt ergreift die „Franks. Ztg." nochmals das Wort. Sie gibt der „Disch. Tagesztg." darin recht, daß Studt sich selbst im Winter mit Rücktrittsgedanken getragen, aber den Moment, in welchem die politische Notwendigkeit eintreten würde, falsch gedacht habe. DrS Blatt fährt dann sort: Als im Juni vielbemerkte Notizen in der Presse erschienen, daß der Herr Kultusminister gar nicht daran denke, jetzt zurückzutreten, sondern daß er noch verschiedene Ausgaben lösen wolle, die bis zum Herbst over Frühjahr dauern könnten, und als in diesen Notizen behauptet wurde, sein Rücktritt werde keinen Systemwechsel bedeuten, da erfolgte während der Kieler Woche durch einen Vortrag Bülows beim Kaiser die schnelle Entscheidung und diese Entscheidung ist Herrn Studt sehr überraschend gekommen. Darüber besteht gar kein Zweifel. Er sowohl wie Graf PosadowSky haben den Besuch des tags zuvor aus Kiel zurückgekehrten Herrn v. Lucanus am gleichen Tage empfangen, haben durch diesen Besuch erfahren, daß die politilche Not wendigkeit ihres Rücktrittes eingetreten sei, und haben am Abend des selben Tages durch die offiziöse Notiz der „Norddeutsch-» Allg. Ztg." die Ankündigung ihrer Entlassung und die Namen ihrer Nachfolger gelesen. Wenn die Berliner „Neuesten Nachr." sicb auf Herrn Studt selbst als Quelle dafür berufen, daß ihm der W:chiel im Kultus ministerium im gegebenen Augenblick überraschend gekommen sei, so haben sie sicher recht, denn Herr v. Studt hat so wenig wie Graf PosadowSky em Hehl daraus gemacht, daß er sich durch dieses plötzlich- und schnelle Verfahren verletzt gefühlt hat. * Die neueste Entwicklung der Torpedowaffe. Mit dem Namen Tirpitz ist speziell die Entwicklung der Torpedowaffe unzertrennbar verbunden. Schon als Kapitänleutnant hat Tirpitz gerade der Torpedowaffe die größte Aufmerksamkeit geschenkt, und wesentliche Verbesserungen sind damals gerade auf ferne Antriebe eingeführt worden. Es war selbstverständlich, daß auf Grund der Erfahrungen, die in den Artillerie kämpfen zwischen Torpedobooten während der langen Blockade von Port Arthur gewonnen wurden, die meisten Marinen ihre großen Torpedo boote mit einer stärkeren Artilleriearmierung ausstatteten, indem sie das Kaliber der Torpcdobootsgeschütze erhöhten. Die Japaner geben ihren neuen Zerstörern, die im übrigen den englischen 400 Tonnen-Zerstörern nachgebaut sind, 67,6 cm 8. L., von denen zwei, das Bua- und Heck- geschütz, 45 Kaliber, die übrigen, in der Breitseite ausgestellten, 28 Ka liber lang sind. Auch die englischen 800 Tonnen-Zerstörer erhalten 37,6 am 8. IO sdie neuesten 210,2 cm 8. IO), während die 550 Tonnen- Zerstörer der „River"-Klasse »mariniert werden und dabei statt der bis herigen 17,6 cm O./40 und 55,7 cm 8. IO 47,6 Zentimeterkanoncn, davon drei O./28, bekommen sollen. Die artilleristische Armierung der neuesten französischen Torpedobootsjäaer ist in entsprechender Weise auf 66,5 cm 8. L. gesteigert, an Zahl also derjenigen der englischen Boote überlegen, an Kaliber dagegen unterlegen. Auf den deutschen großen Torpedobooten schließlich » erden mit Rücksicht aus die Bewaffnung frem der Zerstörer 18,8 cm und 35,2 cm 8. X. eingebaut. Tie größere Feuer geschwindigkeit des kleinen Kalibers kommt auf dem Torpedoboot nicht
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