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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070903014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-03
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Anzeigen Preis Mr Anserate an« Leipzig und Umgebung di« «geipaltene Petitzeile L Ps., stnanziell« Anzeigen 30 Ps., Reklamen 1 M.; von a»«wärr« :» Ps., ReNamen 1.2V vm»«l»sl->id5VVs., ftnanz. Anzeige» 75 Ps. Rellamen 1.5V M. Inserate«, «eh Lrdrn imamtlicheu Teil 4V Ps. Beilagegetmdr 5 M. p. Tausend exkl. Post- gedckhr iSeichäfttanzeigen an bevorzugter Stelle t» Prerie erhöht. Rabatt nach Taris. Festcrteilte Austräg« können nicht zurück gezogen werde». Für da« Erscheinen an besuwmtr» Tagen und Plätze» wird Inne Garantie übernommen. An^ige«.Annahme-. Lugustu«platz 0, bei sämtlichen Filiale» u. allen Anuonceu- Ezpeditione» de» In- und Autlandet. Haupt -Ktl täte verltu: Larl Dunck; , Herzog!. Bahr. Hosbuch» Handlung, Lützowftraßc 10. (Telephon VI, Str. 4608). Nr. 2tt. Dienstag 3. September 1907. 101. Jahrgang. Das wichtigste vorn Tage. * Auf dem Tempelhofer Held in Berlin fand gestern vor dem Kaiser die Herb st Parade des Gardekorps statt. IS. DtschZ. R.j *6OBondels aus der Begleitung Morengas hoben der deutschen Regierung ihre Unterwerfung angeboten. IS. Dtsch. Kol.) * Im Antwerpener Hafen haben die Streikenden gestern Krawalle verursacht. lS. Ausl.) * Der Patriarch Joachim beabsichtigt, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, zu demissionieren. lS. Ausl.) Die neue kaiserliche Botschaft. Der Kaiser bat in Münster eine politische Rede gehalten, die unS erst mit zweitägiger Verspätung bekannt gegeben worden ist. Der Schluß liegt nahe, daß diese Verlagerung absichtlich Herbeigeführt und von der politisch verantwortlichen Stelle benutzt worden ist, um den für die Oeffentlichkeit bestimmten Wortlaut festzustellen. Die Länge der dazu nötig gewesenen Zeit läßt wiederum vermuten, daß dies kein leichtes Stück Arbeit war. Indessen — wir haben uns an den nun vorliegenden Text zu hallen. Aus diesem heben wir zunächst den positiven Teil heraus, das Bekenntnis zur sozialen Botschaft Wilhelms I. Es ist überaus erfreulich, in welch feierlicher und entschiedener Form der Kaiser die Foriiührung der Sozialpolitik proklamiert hat. Die Kompottschüssel ist alio nicht voll, der Ausipruch deS Kanzlers nach den Ianuarwahlen „Nun erst recht" wird bestätigt, unv die Hoffnung derSch-irfmacher wie verSozialrevoiutionäre auf eine Periode der sozialen Stagnation wird zunichte gemacht. Das ist gerade in der nachposadowskhschen Aera zu begrüßen. Und wenn in diesen Kaiserworten auch an sich noch kein sozialer Fortschritt liegt, wenn diesem Programm erst noch praktische Gestalt gegeben werden muß, so bleiben sie gleichwohl wertvoll, da wir auf ihre treibende Kraft hoffen. Auch könnte die Berufung auf sie bei Säumigkeit recht nützlich wirken. Was der Kaiser im übrigen, vor- und nachher, gesagt bat, trägt nicht den positiven Charakter dieses Teils. ES ist spekulativer, philosophischer, meistens auch persönlicher Natur. Der Kaiser redet von sich, von semcr persönlichen Auffassung der Dinge und Geschehnisse, von seiner Schatzung der Religion. Er will keinen Unterschied machen zwischen „Untertanen katholischer und protestantischer Konfession". Seinem lanvesväterlichen Herzen stehen alle seine LandeSkinder gleich nahe. Was beißt hier „alle LandeSkinder"? Kaiholilen und Protestanten? Over auch Juden und Konfessionslose? In Ermangelung eines authentischen Kommentars nehmen wir gern den umfafsenveren Begriff, obwohl die Betonung der Religion als des einzigen Mittels zur Einigung aller Mitbürger auch eine engere Deutung zuläßt. Aber man beachte die persönliche Form dieses kaiserlichen Dokuments. Der Kaiser sagt nicht: Die Religion ist das einzige Mittel. Sondern: Ich glaube, daß nur ein Mittel möglich ist, die Religion. Diese Form mildert ganz außerordentlich. Sie erleichtert auch die Besprechung. Der Kaiser hat natürlich das Recht, zu glauben, was er will. Er kann auch die einigende Kraft der Religion so hoch schätzen, wie er will. Dagegen etwas eiuzuwenden steht uns nicht zu, auch wenn wir persönlich anderer Meinung find. Wir halten die einigende Kraft der Religion, nach den Erfahrungen der Geschichte, nicht für so doch, möchten überhaupt am liebsten dasThema Religion ganz aus dem Tagesstreit ausgeschaltet wiffen und sehnen die Zeit herbei, in der die Religion keine politische Rolle mehr spielen darf. rHekervbo äs In eontsssion sst, intorckito. Der Kaiser dagegen möchte die Religion („freilich nicht in streng kirchlich dogmatischem Sinne verstauden, sondern im weiteren, für daS Leben praktischeren Sinne") zum Fundament deS ganzen öffentlichen, staatlichen wie privaten Lebens machen. Er malt unS ein Bild herz licher Eintracht: Alle deutschen Bürger geeint durch die Person unseres Erlösers. Eine Art neuen heiligen deutschen Reiches himmlischer Nation. Das Bildnis ist bezaubernd schön. Aber — wir können den persönlichen Glauben des Kaisers an diese Kraft der Religion leider nicht teilen. Religio« ist für uns persönliches Erlebnis. DaS gibt unS das Recht, ihr Nebergreifen aus öffentliche, insbesondere staatliche Ein richtungen zu bekämpfen. Es gibt unS <ü>er auch die heilige Pflicht der Toleranz allen Andersgläubigen, auch allen Nichtgläubigen gegenüber. Ein Gedanke, fast ein Verdacht zu neaneu, liegt nahe. Hat der Kaiser etwa mit der Betonung seiner unterschiedslosen lande-väterlich« Liebe eine Neuorientierung der Reichspolitik ankündigen wollen? Hat man darin einen Wink für daS Zentrum, eine Warnung für den Block zu sehen? Wir glauben uicht. Gerade aus dem philosophischen Charakter der Rede gebt hervor, daß sie ohne bestimmte aktuelle Nutzanwen dung gedacht ist. Ueberhaupt ist ja immer offiziell daran festgeballen worden, daß der Kampf mit dem Zentrum kein Kamps gegen den Katho lizismus fein sollte, wenn andererseits auch nicht bestritten werden kann, daß das Zentrum nur ein Exponent des Katholizismus ist. Und eS mag schon sein, daß dieser Teil der Rede dem verantwortlichen Verzögerer der Publikation wegen der naheliegenden praktischen Umdeutung Kopf schmerzen gemacht hat. Es geht ein tiefer mystischer Zug durch die sonst so moderne Natur unseres Kaisers. Mittelalterliches Rittertum ist ihm Anregung uod Ideal. Und e« ist unsere- Erachten« nicht zu verkennen, daß solche Geistesrichtung mancherlei politische Gefahren heraufbeschwöre« kann. Die mittelalterliche Auffassung de« Verhältnisse« zwischen Kirch« «uv Staat kann, in äußerster Konsequenz, zur Intoleranz, zur Ketzerverfolgung führen. Und ihren höchste», idealsten und konsequente« Ausdruck fand diese Auffassuag m des Kreuzzügen, vor bereu Wiederholung uns der Himmel behüte» möge. Aber der Kaiser wurzelt doch mit allen seinen vielfältigen Interessen m den tatsächliche« Verhältnissen der Gegenwart, die de« letzte« Kampf mit de« üblen Vermächtnisse» de« Mittelalter« berrit- begonnen hat. ll«d diese starken Bande mit den Realität« de« Leb«« werd« d« Kaiser uicht in jene romantische Wett eutaleiten lasse«, die voller Gefahr« ist für ihn und m»«. Deshalb mög« -mch dir persönlich« Auffassungen vom Wesen und der Bedeutung der Religion anseina«vergehen, mag auch ein großer Teil der Reich-bürgerschast dem Kaiser aus seinem spekulativ« Wege nicht folgen können, so wird an« doch immer die Welt der Tatsachen mit ihm wieder vereine». Auf diesem Boden sei er ua« Führer. Uad zumal w«u er die sozial« Fahne «trollt, kau» er sicher sei«, da« beste Deutschl«rd hinter sich zu hab«. Aus dein sächsischen Wahlkampf. * 3« den LandtagSwahlcn in Leipzig wird uns geschrieben: Von den fünf Landtagswahlkreisen der Stadt Leipzig werten diesmal die Kreise II und IV zur Wahl berufen sein. Der Kreis II umfaßt: Die bisherige Ollvorstadt, die Südvorstadt, sowie die Stadtteile Reudnitz oberen Teils, Neureudnitz unv Thonberg; Kreis IV: die Slavtteile Neustadt, Neuschöneseld, Volkmarsvori, Sellerhausen, Neusellerbausen, Anger-Crottendorf und Reudnitz unteren Teils. Der Kreis II war seit vielen Jahren durch Geh. Rat Dr. Schill im Landtage ver treten. Dr. Schill gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten unterer Stadt. Durch seine lange Tätigkeit als Stadtverordneten vorsteher wie später auch seine hingehende Arbeit im Lanotage, dem er jetzt 24 Jahre angehört, hat er sich große, unbestrittene Verdienste erworben. Seine hervorragende Stellung als Abgeordneter wurde durch die Berufung auf den Posten des Vizepräsidenten der 2. Kammer an erkannt. Gerade angesichts der schwierigen politischen Ausgaben, die dem Landtage bevorstehen, schien es sehr erwünscht, seine schätzbare Kraft der zweiten Kammer zu erhalten. Diesem Wunsch bat bereits ein großer Teil der Wählerschaft vurch die Unterstützung des Wahl aufrufs Ausdiuck gegeben, und es ist zu erwarten, daß seine Wiederwahl ein neues ehrendes VertrauenSzeugnis sein wird. Herr Dr. Schill hat vor einer bereits im Juni abgchalienen Versammlung sein Programm entwickelt. Wie er auf dem Gebiete des Wahlrechts einen entschieden refornnreunblichen Standpunit einnahm, so Hal er auch in der Frage der Zusammensetzung der Ersten Kammer, bei der Behandlung der Ge- kaltsfrage ter Beamten und Lehrer, wie berechtigten und erfüllbaren Forderungen des Mittelstandes gegenüber Erklärungen abgegeben, die mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. — Am 9. September werden die Wahl- und Vertrauensmänner im Gesellschafts baus Johannistal, Hospltalstraße, zur Besprechung der Wahl angelegenheiten zufammentreten. Auch die für die Kandidatur Schill eintreienden Wähler sind zu dieser Versammlung eingelaoen. Im IV. Wahlkreise ist ebenfalls der seitherige Vertreter Herr Fabrikant M iil l er-Neuschönefeld aufgestellt worden. Herr Müller bat sich durch sein öffentliches Wirken wie durch keine berufliche Tüch tigkeit und nicht zuletzt durch keine vortrefflichen Cbaraltereigenschaften in allen Schichten der Bevölkerung, die Arbeiterschaft nicht ausge nommen, einen großen Anhang erworben, der mit Freude für seine Wahl eintrelen wird. Auch Herr Müller hat sein Programm bekannt ge geben und wird in einer nächsten Donnerstag in Sellerhausen, im German,asaal stattsindeuden Versammlung abermals sprechen. Wenn es auch erklärlich ist, daß der Wahlkampf bei weitem ruhiger ver läuft als bei der Reichsiagswahl, -S maß doch von den Wählern erwartet werven, daß sie ihre Pflicht nicht minder ernst nehmen. Die Sozialdemokratie macht große Anstrengungen, um eine Steigerung der Wählerstimmen und wenn mög lich auch der Zahl der Wahlmäuner zu erzielen. Gelingt ihr das, so wird sie es ausgezeichnet verstehen, den Erfolg in ihrem Sinne auS;u- beuten. Sie rechnet dabei mit der verhältniSmäß,g geringen Wahl beteiligung. Sie wird nicht nur ihre Anhänger in der dritten Klasse mobil machen, sondern auch versuchen, in der zweiten Klasse da und dort durchzudringen. Im Jahre 199l machten 52,4 Proz. der Wähler deS zweiten Wabllreises vom Wahlrechte Gebrauch; im vierten Wahlkreise 55 Proz. Es ist dringend notwenvig, daß dieses ungünstige Verhältnis sich diesmal ändert und eine starke Wahlbeteiligung Platz greift. Von der politischen Mitverantwortung für das Wahlergebnis wird sich kein Wähler lossagen, der auf seine staatsbürgerlichen Rechte Wert legt. * Bedeutsame Kundgebung der Liberalen in Chemnitz. Am Sonn tag vormittag stellte sich den Landtagswählern in Chemnitz II der Kan didat der nationalliberalcn Partei, Fleischerobermeister Kickelbayn vor und erntete mit seiner Programmreve den lebhaften Beifall der Ber- tammelten. Diele Kandidatur wird vom Freisinnigen Volksverein in Chemnitz unterstützt, wogegen im 3l. ländlichen Wahlkreise die National liberalen für die freisinnige Kandidatur eintretcn. LandtaaSabg. Lang hammer begründete dieses Kompromiß als durchaus gerechtsertrgt und wünschte für den Fall der Auslosung des Landtags, die sicher zu er warten sei, ein Zusammengehen aller Liberalen in Sachsen um der großen Sache willen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Vorbild im enger« Kreise seine Früchte tragen unv Nachahmung finden werde in allen Kreisen und zwischen allen liberalen Organisationen des Landes und weiterhin auch des Reiches. DaS Bürgertum bedürfe der Aufweckung zu tätiger politisch-forlfchritt- licher Mitarbeit. Der Vorsitzende deS Freisinnigen Volksvereins, Prof. Kellerbauer, begründete gleichfalls die Notwendigkeit des Kompro misses zwischen den Liberalen. Es sei erforderlich, namentlich im Hinblick auf die gegenwärtige Lage und besonders auf die ru vermuteodeLandtagSauf- lösuug, daß die liberalen Grupp« alles einander Trennend« zurückstellten, bis der Liberalismus die Situation vollkommen beherrsche; erst dann sollten und dürften die häuslichen Differenzen ausgeglichen werden. Diese einander ergänzenden bez. deckenden Ausführungen Langbaminers und Kellerbauers fanden bei der Versammlung den lebhaftesten Widerhall. Hoffentlich reift die hier zum Ausdruck gebrachte Erkenntnis auch in anderen Kreisen heran, damit, wenn nach der Landtagsauflösunz der Wahlkampf von neuem beginnt, die Liberalen aller Schattierungen Schulter an Schulter für einen Ausbau eine» dem StaatSganzen forder lichen, freiheitlich« Wahlrechts kämpfen können. * IA. städtischer Wahlkret«. Aus Rochlitz wird «nS unter dem 1. September geschrieben: In der gestern abend im Hotel zum goldenen Löwen hier abgehalteueu Wählerversammlnug, die uicht besonders gut besucht war, stellte sich der Kandidat der Reformpariei im 13. städtischen Wahlkreise, Herr Kantor Meißner aus Frohburg, den hiesigen Wählern vor. In emstündigen Ausführungen trat er für daS bekannte Pro gramm der Reformpartei ein, dabei in längeren Ansführunaen bei der neuen Wahlrechtsvorlage verweilend; er hoffte, daß bei den Beratungen im Landtage ein neues Wahlgesetz in freiheitliche» Sinne zustande komme, allerving« müsse der Entwurf noch bedeutende Aenderungen erfahren. Herr Reich«- und Landtagsabgeordneter Zimmermann, der Führer der Reformpartei, sekundierte dem Kandidaten, Herrn Kantor Meißner, und trat für dessen Wahl ein. In der Diskussion trat« die Herren Jnstizrat Dr. Kirsten, Semiuaroberlehrer Schönbach und Uhrmacher Sch«lz, letzterer für di« Mittelstand-Vereinigung, für die Wiederwahl de« bisherige« konservativ« Vertreter-, Herrn Stadttat Liebau-Rochlitz ein. Letzterer ergriff auch selbst da- Wort, dabei erwähnend, daß nächsten« eine Versammlung hier stattfänd«, m der er sich eingehend über sein« Tätigkeit im Landtag« verbreiten Werve. Nach einem Schlußwort des Herrn Kantor Meißner wurde die Versammlung nach dreistündiger Dauer geschloffen, — Andererseits wird anS demselben Wahlkreis geschrieben: Im 13. städtischen Wahlkreise fühlt sich der bisherige Abgeordnete Liebau-Rochlitz eiuigermaß« bedrängt; namentlich scheint ihm die mttioaaUiberale Kandidatur Zöphel zu schaffen zu mach«. I« einer nur für nationale Wähler bestimmten Versammlung in Luuzenau entwickelte er am Freitag sein Programm, das sich ebensowenig durch Klarheit auszeichnete wie das der meisten auveru konservativen Kandi daten. Parteisekretär Dr. Günther-Chemnitz charakterisierte in längerer Entgegnung die Forderungen der nationallrberalen Partei und das Programm des nationalliberalen Kaovivatcu Dr. Zophel. Diese Ausführungen kamen dem konservativen Kandidaten sehr ungelegen, denn in seinem recht kurzen Schlußwort vermochte er sie nicht zu wider legen, sondern beklagte in der Hauptsache, baß jetzt zwilchen Konser vativen und Nationalliberalen ein Bruch eingetteten sei. Liebau ist der Typus eines Kandivaten aus der guten alten Kartell;«»; die Gegenwart fordert indessen andere Männer im Landtage. — Im 32. ländlichen Wahlkreise hallen die Konservativen Wähler versammlung mit begrenzter Oeffentlichkeit ab. Kein Urwähler, der nicht die Ehre hat, dem Wahlkreise des Geh. Oelonomierais Schubart aniugehören, hat Zutritt zu den „öffentlichen" Wäblerversammiuagen dieses um offene Aussprache zweifellos sehr besorgten Herrn. Die konser vativen Versammmngen haben daher, weil in ihnen die Möglichkeit offenen ehrlichen Meinungsaustauschs so gut wie ausgeschlossen ist, auch nicht die geringste Zugkraft; sie finden Vorrecht spärlich besetzten Tischen statt. Der Zweck einer Wählerversammlung ist zwar, durch Rede und Gegenrede Aufklärung zu schaffen; da man aber in der Umgebung deS Herrn Schubart dem unbedingten Autoritälsprinzip huldigt, und da die Autorität für sich natürlich nur ein Agrarier, Konservativer in Anspruch nehmen darf, so sind die widerhaarigen Gegner von vornherein aus geschlossen. Durch diese Äampsesweise erreicht der Geh. Oekonomierat Schubart eines sicherlich: er verstärkt den Verdacht, neben der agrar- koiueroativen Anschauung keine andere zu dulden, uad diese Erkenntnis ist auf alle Fälle für die Zukunft viel wert. Deutsches Reich. Leipzig, 3- September. * Die Berliner Katserparadc, die gestern abgehalten wurde, verlief in üblicher Weife. Unter den Zuschauern befauvea sich die Mitglieder der abessinischen Ge'auvtfcbaft »a ihrer Nationaltracht, die englischen unv die amerikanisch"» Olfiziere, die den Manöver» beiwohnen, eine Abordnung des russischen Dragonerregimeutes in Narwa und eine brasilianische Offiziersveputatwu. Der Kaiser begleitete die Fabnen- lompagnie in das Schloß zurück. Er ernannte den Generalmajor Burg graf und Graf zu Dohua-Scblobilen zum General ä la suitv. tr. Keine Erhöhung her Zihilltft«. Man schreibt uns aus Dresden: Die gestern bereits angezweifette Meldung von einer bevorstehenden Erhöhung der Zivilliste des Königs beruht auf einer falschen Kombination. Ihr Urheber hat in Erfahruag gebracht, daß im könig lichen Opernhause zu Dresden bauliche Veränderungen bevorfteheu uod daß im Eiat hierfür Mittel gefordert werden solle». Da nun aber der Aufwand für die Hoftbeater vom König z« bestreite« ist, so ist daraus geschloffen worden, daß die Zivilliste erhöht werden soll. Es ist dabei außer acht gelassen worden, daß die Theatergebäude Staatseigentum sind und also auch aus öffentlichen Mitteln erhalten werden müssen. Wenn daher im kommenden Etat für den sehr notwendigen Umbau des Bühnenhauses der königlichen Hosoper Mittel gefordert werven, so hat das mit der Zivilliste deS Königs gar nichts zu tun. * Ein deutsch-englischer Handelsvertrag! Ju wobliuformierten Berliner Kreisen verlautet dem „Daily Telegraph" zufolge, daß Ende des JahrrS ein definitives Handelsübereinkommen zwischen England und Deutschland'abgeschlossen werden würde, wenn das gegenwärtige provisorische Arrangement abläuft. Zugleich soll em formeller Handels vertrag zwischen Deutschland und Kanada unterzeichnet werden, durch welches Deutschland als Gegenleistung für Erteilung der Meistbegünsti gungsklausel an Kanada den Vorteil des kanadisch« MitteltarrlS er halten werde. Man erwartet eine erhebliche Erhöhung deS Handels verkehrs, Kanada gewährt nur dem britischen Jnselrerch die nievrigen Zölle, so daß Deutschlanv keine Handelskoukurreuze» haben würde. — Wir registrieren diese Meldung lediglich, ohne sie zunächst auf ihre Rich tigkeit prüfen zu können. * Deutsche Exporteure und das franzöfische besetz. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In der französischen Kammer ist Klage darüber geführt worden, daß namentlich aus Deutschland Zirkulare und Erzeug- niffe in großen Mengen nach Frankreich gelangen, weiche die Verfälschung oder künstliche Herstellung von Burgunder-, Medoc-, Bordeaux- und Madeiraweiu, von Rum, Kognak, Absinth u. s. w. zum Ziele haben. Dabei wurde darauf hingewiesen, daß ein derartiges Vorgehen nach dem französischen Gesetz vom 1. August 1905 über di: Unterdrückung des Betruges beim Warerihanvel straf bar ist. Die einschlägigen Bestimmungen iu Ziffer 4 deö Artikels 3 lauten: Mit Gefängnis und Geldstrafe wird bestraft, wer Erzeugnisse, die zur Verfälschung von Lebensmitteln für die Ernährung von Menschen und Tieren, von Getränken und landwirtschaftlichen oder Naiur- erzeugniffen geeignet sind, unter einer ihrer Bestimmung andeuienden Form auSstellt oder verkanft, ferner, wer zur Anwendung dieser Mttel in Broschüren, Rundschreiben, Prospekt«, Anschlagzetteln, Anzeigen oder durch irgendwelche Anweisungen auffordert. (Bergt. HanveiS- archiv 1905, I., Seite 1400.) Ju Beantwortung der Interpellation verspricht der Landwirtschaft-Minister darauf hinzuwirken, daß mit Hilfe der Grenz Zollbehörden der Einfuhr jmer Zirkulare und War« gesteuert wird. * Präsident de« Kanalamtes. Geheimer Oberregieruugsrat Kautz vom Reichsamt de« Inneren ist als Nachfolger deS Herrn Löw« zum Präsidenten des Kanalamtes bestimmt worden. Er ist aus dem Reichsamt de« Innern bereits »»-geschieden und hat die Leitung der Geschäfte iu Kiel übernommen. Als langjähriger Dezernent für den Kaiser Wilhelm-Kanal ist er auch der Urheber dr« Gesetzes zur Ver breiterung deS Kanal«, mit dessen Ausführung soeben begonnen ist. DaS Dezernat de« Herrn Kautz im Reichsamt des Inne« hat der u« iu daS ReichSamt berufene bisherige Landrat Scharuer übernommen. * Sozialpolitik »ad Werkmciperstand. Der Zentralvorstand deS Deutschen Wcrkmeistervcrbandes faßte folgenden Beschluß: Zur Frage der P-nsionsversicherung: Der Zentralvorsiand hält an der Auffassung fest, daß ein weitgehender Ausbau des Alters und Invalidenversicherung-gesehen der schnellste, billigste und beste Weg zur Erreichung der notwendigen Pensions- und Hinterbliebeneusürsorge der Angestellten ist. Er billigt und unterstützt durchaus das Verhalten der Vertreter des Verbandes im Hauptausschuß und in der Oeffentlich keit. Der Werkmeisterverband wird sich auch weiterhin nach Kräfte» be mühen, die Gesamtheit der Privcrtbeamten auf ein einheitliches Pro gramm zu verein«, das zwar als Ergänzung der allgemeinen Versiche rung eine Sonderkasse ins Auge faßt, aber an einem einheitlichen Ver sicherungswerke festhalt. — Zur Frage der Arbeitskammer»:
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