02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070712028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907071202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907071202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-12
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ule. Haftung deS Staates für Schädigung durch Mitglieder der de- lvassnetcn Macht. Ter Reichstag hat kurz vor seinem^Dchluß eine Re solution angenommen, die die Hauung des Reiches für Schaden verlangt, der durch Reichsbeamle in Ausübung der ihnen anvertrauten öffentlichen Gewalt angerichtet ist. Anffallenderweise wurde dabei aber kein Unter schied bezüglich der Mitglieder der bewaffneten Macht gemacht, obwohl die Tragikomödie von Uöpenick hierzu wahrlich Veranlassung genug ge geben'hat. In der Rundschau für den deutschen Juristenstand „Tas Recht" (Hannover, Helwings macht Rechtsanwalt Dr. Josef in über fügender Weise darauf aufmerksam, daß nach den heutigen gesetzlichen Bestimmungen der Staat nickt haftet, wenn ein Pfeudonnlitär « In Hauptmann von Köpenick ein Gemeindcwcsen oder eine Einzelperson beraubt, bestiehlt usw. Gerade solche Fälle erfordern aber eine ganz andere Beurteilung: denn bei ihnen ist das Mittel der Schädigung im Grunde genommen eine der wichtigsten Slaatseinrichtungen, nämlich der unbedingte soldatische Gehorsam, auf dem unser Heer und hiermit die Sicherheit des Staates beruht. Hier must deshalb die Ersatzpflicht des Staates in weitestem Umfange festgesetzt werden, noch weiter, als setzt schon durch einzelne Landesgesetze der Staat für vorsätzliche oder fahrlässige Sckadcnstlftung eines Offiziers (nicht also: Pseudvoffizierss ersatzpflichtig ist. -!> Peters und Bronsart von Schellendorsf. Die „Münchener Post" veröffentlicht eine ihr zugegangene Ehrenerklärung Tr. Karl Peters' für Bronsart von Schellendorff, datiert vom 10. Februar 1903 in Berlin. Karl Peters nimmt darin den Borwurf zurück, daß Bronsart der Fälscher des Tuckerbriefes sei. obwohl er das aus absolut einwandfreier Quelle erfahren habe. Auch die später erhobenen Einwendungen gegen die Glaubwürdigkeit v. Bronfarts zieht Peters zurück, erklärt es aber weder für gentlemanlike, noch für kameradschaftlich, daß Bronsart hinter Peters' Rücken dem Geheimrat .Hellwig in Berlin die ersten Mit teilungen über die Borgänge am Kilimandscharo gemacht habe. Das habe aber nicht Peters mit Bronsart, sondern das Auswärtige Amt in Berlin als Broniarts Vorgesetzte Behörde mit ihm auszumachen gehabt. * Ein Parteitag der Freisinnigen Volkspartei wird in Berlin vom 12. bis 15. September stattfindcn. Auf der Tagesordnung stehen bisher Anträge von Tr. Ablaß, Cassel, Fischbeck, Funck, Tr. Gerschel, Gold schmidt, Govling, Kaemps, Kopsch, Dr. Mugdan, Tr. Müller-Meiningen, Tr. Müller-Sagan, Schmidt-Elberfeld, Draeger, Versen, Tr. Wiemer. 1s bctr. die Abänderung des Organisationsstatuts. 2s betr. das Husam- memoirkcn der Freisinnigen Bolkspartei mit anderen Parteien im Par lament. 3s betr. die Reform des Vereins- und Versammlungsrechts und die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. 4s betr. Handels- und Verkehrs politik und Börsengesetzreform. 5s betr. Justizreform. 6s betr. das Landtagswahlrecht. 7s betr. die preußische Schulpolitik. 8s betr. die liberalen Einigungsbestrebungen. 9> betr. die Organisation der Partei. I0l betr. Mittelstandspolitik. 11s bctr. Arbeiterfragen und Sozial- Politik. 12s betr. staatsbürgerliche Gleichberechtigung. Endlich wird auch die Herausgabe von Agitationsbroschüren und Flugschriften be antragt. > Der Ausschluß Dr. FriedcbergS aus der sozialdemokratischen Partei. In der Generalversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins für den 3. Berliner Wahlkreis stand ein Antrag des Vorstandes auf Aus- ichluß des Führers der „Anarcho-Sozialisten'', des ehemaligen Stadt verordneten Dr. Friedeberg, zur Beratung. Der Vorstand des Wahl vereins begründete den Ausschlußantrag damit, daß Friedeberg sich selbst mit seiner Erklärung außerhalb der Partei gestellt habe. Dr. Friede berg begründete seinen Standpunkt und erklärte sich dabei theoretisch für den Anarchismus, der im Gegensatz zum Marxismus die freie Ent faltung der Persönlichkeit fördere. Schließlich richtete Friedeberg, unter großer Unruhe der Versammlung, scharfe Angriffe gegen die Führer, die durch eine Kluft von den Geführten getrennt seien. Die Diskussions redner sprachen, mit Ausnahme des Revisionisten Braun, für den Aus schluß Dr. Fricdebergs. der Borstandsantrag wurde angenommen und das Schiedsgericht, das formell den Ausschluß zu vollziehen hat, aus Mitgliedern zusammengesetzt, die sich für den Ausschluß erklärt haben. Ii. Verurteilter sozialdemokratischer Redakteur. Das Hamburger Schöffengericht verurteilte heute den verantwortlichen Redakteur des „Hamb. Echo", Pctersson, wegen schwerer öffentlicher Beleidigung des Ver- ircters der Deutschen Levantclinie in Hamburg, Silbermann, zu 100 ,L Geldstrafe evcnt. 10 Tagen Haft. In der Begründung des Urteils führte das Gericht aus, das „Echo müsse sich daran gewöhnen, einen Ton an- zmcklaqen, der derartige Beleidigungen vermeidet. Zur Zeit des Hasen- arbeitcrstreiks hatte das „Echo" folgende Notiz gebracht: Herr Silber mann ist nach Frankfurt a. M. gefahren, um dort ehrliche Arbeiter zum Verrat zu bewegen und sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach hier zn locken. Herr Silbermann konnte Nachweisen, daß er selbst weder Arbeiter angenommen, noch mit ihnen verhandelt habe: er habe lediglich eine Reise nach Snddcutschland unternommen, um für die ordentliche Beförderung eines Arbeitcrtransportcs nach Hamburg zu sorgen. Ausland. Ocsrerrcchischcs Abgeordnetenhaus. Bei der fortgesetzten ersten Lesung des Budgetprovisoriums erklärt der Abg. Beer, nachdem er für weitestgehende Durchführung der sozialresormatorischen Forderungen der sozialdemokratischen Partei eingetreten ist, die Sozialdemokraten könnten oer Regierung das Budgctprovisorium nicht bewilligen, weil sie zu einer Regierung kein Vertrauen hätten, in welcher nicht der Volkswille, son dern der Wille der Bourgeoisie vertreten erscheine. Der Abg. Wolf wendet fick gegen den Versuch der Tschechen, durch Aufrollung der Frage des Protokollierens nichtdeutscher Reden sich die angedrohte Obstruktion, wie dies regelmäßig der Fall gewesen sei^ durch nationale Zugeständnisse ans Kosten der Deutschen abkaufen zu lassen. Er betont die Notwendig- ieit einer umfassenden Steuerreform, die Aufhebung des 8 14, sowie die Einführung der zweijährigen Dienstpflicht und konstatiert, daß die Ne gierung, trotzdem die gesamte deutsche Wählerschaft s?> entschieden die Lostrennung von Ungarn verlange, über den Ausgleich bis 1917 mit der ungarischen Negierung verhandle. Er erklärt ferner, daß die Deutsch radikalen die Arbeitsfähigkeit des Hauses mit allen Mitteln fördern und fick gegen jede frivole Störung derselben, namentlich durch tschechische Obstruktion auf Kosten der Deutschen, wehren würden. * Deutschland und Japan. Im Verlause einer längeren Unter redung zwischen dem japanischen Botschafter Aoki und dem Korrespon denten der „Frkf. Ztg," sprach Aoki jein Bedauern über die Angriffe in der Presse aus, als ob eine dritte Macht zwischen Japan und Amerika hetzend wirke. Die japanische Negierung wisse genau, daß dies nichi der Fall sei, und daß Deutschland gar kein Interesse habe, zwischen beiden Nationen zu Hetzen. Er bedauere die unrichtigen Nachrichten, denen auch das japanische Volk keinen Glauben schenke. Ebenso falsch sei die Mel dung, daß Japan auf Deutschland wegen dessen Stellung in Kiautsckau eiferstichtlg sei. Aoki zeigte ganz besonderes Interesse für die deutsche Kolonialpolitik. * Amerika und Japan. Wie dem „Daily Telegraph" aus New Jork gemeldet wird, hat Vicomte Aoki, der gegenwärtig dort weilt, er klärt, es bestände keine Differenz oder irgend ein Uebelwollen -wischen den Regierungen von Japan und der Vereinigten Staaten, und alles Gerede von einer möglichen Störung der Beziehungen der beiden Länder sei ein bloßes Phantom. Admiral Aamamota. wohnte gestern der Frühstückstafel bei, die ihm zu Ehren von der japanischen Gesellschaft gegeben wurde. Unter den Gästen befanden sich der Botschafter Vicomte Aoki, Konteradmiral Cyhlan und Thomas O'Brien, der neuernannte Botschafter in Japan. Jamamoto hielt eine Rede, in der er die Ameri- kaner feierte und aussührte, die Japaner wüßten besonders die Sym pathien zu schätzen, die ihnen von den Amerikanern während des letzten Krieges erwiesen seien. Die herzlichen Beziehungen -wischen den beiden Mächten seien so fest begründeter Natur, daß er zuversichtlich sagen könne, sie könnten niemals durch gänzlich unbedeutende Zwischenfälle gestört werden. Redner schloß mit der Aufforderung an die führenden Männer, sich nicht durch ihre Gefühle von dem rechten Pfade abbringcn zu lassen. — Mit diesen Friedensschalmaicn harmonieren nicht ganz die strengeren Melodien des vielleicht meist maßgebenden Mannes in Japan, dessen Worten Tokio am aufmerksamsten lauscht, auch wenn sie über den Meeresarm von Söul hcrübertönen: In einer offiziösen Besprechung der Reise der amerikanischen Flotte sagt Marquis Ito in seinem Organ: Wir können nicht umhin, über die Bedeutung der beabsichtigten Ansammlung amerikanischer Kriegsschiffe im Stillen Ozean einige Besorgnis zu hegen, besonders mit Rücksicht auf die Roosevelt zugeschriebene pomphafte Ankündigung, die Flotte solle der Welt einen aufsehenerregenden Beweis von Amerikas Fähigkeit zur Defensive lie fern. Indessen sind wir nicht geneigt, dieser Sache eine ernste Be deutung beizumessen. Wir wollen des Präsidenten Aufrichtigkeit bei seiner Erklärung des friedlichen Charakters der beabsichtigten Flotten. Manöver nicht bezweifeln. * Russisch-japanische Verhandlungen. „Daily Telegraph" wird aus Tokio gemeldet, daß am Mittwoch abend in der Wohnung des Minister präsidenten eine Beratung von mehreren Ministern und älteren Staats männern stattgefunden hat, in der die Leitsätze für den Abschluß eines russisch-japanischen Abkommens ausgestellt.wurden. Es heißt, Japans Einflußsphäre i.n der Mantschurei solle bedeutend er weitert und Rußlands Uebergewicht in der äußeren Mongolei anerkannt werden. — Und wo bleibt die Integrität und Unabhängigkeit Chinas? Antwort: Auf dem Papier! * Vom Zarenhof. Aus Petersburg wird mitgeteilt: Obgleich die Reise der Zarenfamilie nach den finnländischen Schären aufgeschoben ist, erhält sich hartnäckig das Gerücht von einer Kaiserzusammenkunft gegen Ende des russischen August. Die Reise nach den Schären ist in folge der Bemühungen der Hofkamarilla aufgehoben, welche einen Scheinanschlag erfunden hat, um den Zaren einzuschüchtern und ihn weiterhin als Gefangenen zu behandeln. Der Zar beginnt unter dem Druck der Ereignisse der letzten Jahre stark zum Mystizismus zu neigen, was von der Kamarilla neben seiner Attentats furcht be nutzt wird, um ihn von der Außenwelt völlig abzusondern. Die Kaiserin- Witwe und der Gatschiner Hof kommen nie nach Peterhof. Die Be ziehungen zwischen der Kaiserin-Mutter und ihrem Sohne sind stark gespannt. Die Kaiserin-Witwe wird bald nach Dänemark abreisen. Desgleichen ist eine Entfremdung zwischen dem Hof und dem Großfürsten Konstantin eingetreten, welcher dieses Treiben nicht billigt. Die Erkaltung der französisch- russischen Beziehungen ist in Peterhof kein Geheimnis. Der Finanzminister hat sogar erklärt, daß gar keine Hoffnung vor handen sti, von Frankreich eine Anleihe zu erhalten. Gleich nach Klärung der Ernteaussichten soll bei deutschen Bankiers angeklopft werden. — Seid gewarnt! * Die Opposition Südsrankreichs. In Perpignan fand eine Ver sammlung der Winzer des Departements Ostpyrenäen und Ande statt. Mit 89 gegen 6 Stimmen bei 16 Stimmenenthaltungen wurde die Auf rechterhaltung der Demissionen beschlossen. Weiter wurde eine Resolution angenommen, in der Clemenccau scharf angegriffen und die Winzer ersucht werden, fest zusammenzuhalten, bis ihnen volle Ge nugtuung gewährt sei. Das Nationalfest wird in Perpignan am Sonn tag zwar gefeiert werden, doch findet kein offizieller Festzug statt. * Vom Elevator-Krieg. Aus Rotterdam wird telegraphiert: Mit Waffengewalt wurden gestern hundert Getrcidelöscher von vem Dampfer „Applodore" vertrieben, weil sic als Protest geegn die Anwesenheit der Polizei an Bord die Arbeit nicdergclcgt hatten. Nachmittags kam Ersatz von Arbeitswilligen an Bord. Von verschiedenen Dampfern werden Unfälle gemeldet, die wohl meistens von den elcvatorfeindlichcn Arbeitern verursacht wurden. Zwei Elevatorarbeitern fielen dabei schwere Lasten auf den Leib, wodurch sie schwere Verletzungen davon trugen. * Neue Unruhen in Rumänien. Aus der Moldau cintrcfsende Nachrichten schildern die Lage als besvrgmserrege.o. In Paszkani weigern sich die Bauern, Feldarbeiten zu vollbringen. Vier Jäger bataillone sind in die bedrohten Gebiete abgeaangcu. Die Gemeinde inspektoren mehrerer Distrikte haben die Präfekten davon verständigt, daß die Bauern auch den Weinschnitt nicht vollführen wollen. Tie Bauern sind vor allem darüber erbittert, daß in der abgelaufcnen parlamentarischen Session keine Gesetze zu ihren Gunsten verabschiedet wurden. leipziger und Sächsische Angelegenheiten. ri etterbericyt -es königl. säclis. inetcov. Institut» zn Dresden. Voraussage kür Vcn 13. Juli. Trocken bei abnehmender Bewölkung, mäßige jüowestliche Winde, wärmer. * Vom Schwurgericht. In der vierten Sitzungsperiode wurden an sechs Sltzungstagen zehn Hauptverhandlungen abgchalten. Diese betrafen in vier Fällen qualifizierte Urkundenfälschungen, in zwei Fällen Sittlichkeilsverbrechen und in je einem Falle Verbrechen wider das keimende Leben, Brandstiftung, Straßenraub und Amtsunler- schlagung in schwerem Falle. Zu verantworten hatten sich 14 Angeklagte, darunter drei weibliche Personen. Von diesen wurde ein Mann srei- gesvrochen, die übrigen 13 Angeklagten aber zu insgesamt neun Jahren einen Monat Zuchthaus und elf Jahren elf Monaten Gefängnis verurteilt. * Der geplante freie Platz an der Hofer Straße wird nun geschaffen werden können. Die Besitzer des Areals, das man noch brauchte, Ge schwister Kohlmann, haben sich nämlich bereit erklärt, nun auch ihrerseits in einen Verkauf zum Preise von 18 ckl für den Quadrat meter einzuwilligen. Insgesamt kommen 400 Quadratmeter in Be tracht. Der Rat hat darauf vorbehältlich Genehmigung der Stadtver- ordneten den Ankauf beschlossen. * Umfahrt der Lusatia. Wie wir erfahren, soll am Montag, den 15. Juli, nachmittags eine Umfahrt des hiesigen Korps Lusatia, das in diesen Tagen die Feier seines hundertjährigen, ununterbrochenen Be stehens festlich begeht, stattfinden. Die Fahrt beginnt um 3 Uhr und berührt die nachstehenden Straßen und Plätze: Mozart-, Simson-, Beet hovenstraße, Peterssteinweg, Königs- und Roßplatz, Königs-, Talstraße, Johannisplatz, Salomon-, Karl-, Schützenstraße, Äeorgiring, Augustus- platz, Straße vor dem Museum, Schiller-, Markgrafenstraße, Thornas- ring, Promenaden- und Weststraße, über die Hohe Brücke und Frank- surter Straße nach dem Palmengarten, wo ein Gartenfest stattfindct. Die Umfahrt wird eingeleitet durch je drei berittene Chargierte aus der Gründungszeit, aus den fünfziger Jahren mit der 1857 gestifteten Fahne und von heute. Ihnen folgt ein Vierspänner mit dem noch lebenden ältesten alten Herrn des Korps aus den vierziger Jahren und seinem jetzigen ersten Chargierten. Ein weiterer Vierspänner nimmt die von den Korpsschwestern anläßlich des gegenwärtigen Festes gestiftete Fahne auf. An diesen schließen sich die Wagen mit den Abordnungen der drei anderen Leipziger Korps, Saxonia, Tyuringia", Budissa, ebenfalls mit Fahnen, an. Eine berittene Musikkapelle in Landsknechttracht folgt und reitet den zahlreichen, festlich geschmückten Zweispännern mit den Vertretern auswärtiger Korps und alten und jungen Lausitzern voraus. * Vom Leipziger Palmengartcn. In der nächsten Zeit finden wie- der einige interessante Gastspiele im Palmengarten statt. Zunächst wirkt in den Konzerten am Freitag, den 19., Sonnabend, den 20., und Sonn- tag, den 21. Juli, das rühmlichst bekannte Deutsche Männer-Doppel- quartett, bestehend aus 8 Opernsolisten erster Bühnen, mit. Vom 2. bis 4. August konzertiert das ausgezeichnete Musikkorps des 8. Westpreußi schen Infanterieregiments Nr. 175 aus Graudenz unter Leitung des Kgl. Musikdirigenten L. Kott, der sich durch seine eigenartigen und vor züglichen Darbietungen den Beinamen eines „westpreußischen Boettge" erworben hat. Besonderes Interesse dürfte wieder das vom 16. bis mit 18. August stattfindende Gastspiel des Musikkorps Sr.Maj. Jacht „Hoben- zollern" erregen. Dieses Eliteorchester hat unter Leitung deS außer- ordentlich tüchtigen Kaiserlichen Musikdirigenten Franz Pollinger gr- legentlich des vor wenigen Tagen erfolgten Kaiserbesuches in Kopen hagen wieder glänzende Erfolge zu verzeichnen gehabt und befindet sich augenblicklich mit dem Kaiser, wie schon seit mehreren Jahren, wieder auf einer Nordlandreise. In den ersten Tagen des September (Vorn 1.—3.s gastiert das Mnsikkorps des 1. Masurftchen Infanterieregiments Nr. 146 aus Sensburg lStabshoboist Fr. Schreibers, dessen Leistungen im Herbst vorigen Jahres überaus beifällig ausgenommen wurden. * Vom Gohliser Schloß. Die Besitzer des Grundstücks Mencke- straße 19 beabsichtigen das zwischen ihrem Gebäude und dem Gohliser Schloß gehörige Areal zu kaufen, nicht zu Zwecken der Bebauung, son dern um es im Gegenteil unbebaut liegen zu lassen, damit für ihr eigenes Grundstück die freie Lage und die freie Aussicht erhalten bleibt. Das würde natürlich auch der Schloßansicht zugute kommen. Der Rat hat be schlossen, auf das Kaufangebot (30 .il pro Quadratmeter bei 1045 Quadratmeter Fläche) einzugehen und hat die Stadtverordneten um Zu stimmung ersucht. wr. Für Kaninchenzüchter. Zur nachdrücklichen und erfolgreichen Förderung der Nutzkaninchenzucht ist in diesen Tagen wieder ein bedeut samer Schritt vorwärts getan worden. Der Vorstand des Bundes Deutscher Kaninchenzüchter, M. Berthold-Chemnitz, der sich mit einer Eingabe an die sächsischen und preußischen Ministerien ge wandt batte, erhielt folgenden Bescheid: 1s Das Kgl. Sachs. Ministerium des Innern, das gern anerkennt, daß sich in der Kaninchenzucht weiten Kreisen der ärmeren Bevölkerung eine erwünschte Einnahmequelle bietet ihrem „Leben" mit der sanften Koketterie einer Heiligen, daß „die Gründe, die sie dafür gefunden, und die, die ihr der Pater von Becan- taro, ihr Beichtvater, anseinandergcsctzt habe, allen den Frauen zum Vorteil gereichten". In ihren Ekstasen blieb sie sich immer bewußt, daß sic ein Weib war. Und sicher ist nur eine Heilige der vollkommenen, der absoluten Liebe fähig. . . (Man sollte den Frauen die Hei ligenleben, die Briefe der Heiligen und die „Nachfolge Christi" zu le'en geben.) Diese Katharina ist nicht als Märtyrerin gestorben. Einmal, im Jahre 1378, glaubte sie, daß die Stunde der großen Hoch zeit gekommen sei. Sie war im Haus des Soderini, der in Florenz die gl'.elfi'che Partei anführte, da ein von den Ghibellinen angestistcter Volksbauie das Haus mit Sturm nahm und es nicderbranntc. Darauf brach die Bande in den Garten ein, wohin die Heilige sich mit ihren Genossen aestüchtet hatte, ihr Anführer fuhr mit gezogenem Schwert auf sie los. Sie trat ihm mit heiterem Gesicht entgegen, und die Wort?, die sie sprach, waren so ruhig, wie das Lächeln um ihren Mund und das Lickt in ihren Augen. Ter Mann wandte sich entsetzt ab und zog icine Schar aus dem Garten. Sie aber weinte. Die weiße Taube hatte nicht in ihrem eigenen Blut ertrinken dürfen. * * * * Tos ist es, was wir an den Heiligen bewundern: ihre intuitive Seclenkunde, ihre brennende Phantasie, den ganz künstlerischen Or ganismus, aus dem heraus sie ihr Leben zum schönen Werk geschaffen haben. Tie abendländische Kultur kennt außer ihnen wenige Menschen ,'und das sind unsere größten Künstlers, die der Idee der Vollkommen heit mit ebensoviel Größe und märtyrhafter Ausdauer nachgegangen ünd. Sie waren besessen von ihr, sie wurde Fleisch in ihnen, sie haben sich vernichtet in ihr. Man sollte die Heiligen mehr lesen. Viele von ihnen waren wirk liche, große Bekenner (und also ungewöhnliche Analytikers. Ihre Werke gehören mr vornehmsten Memoirenliteratur, sie sind Fund gruben schöner Menschlichkeiten. Ich spreche nicht einmal von ihrem historischen Wert. Sie sind vor allem echt und durch keine Eitelkeit vermischt. Seltene Menschen haben darin ihre ganze Seele gegeben. * * Münchner Fleftspiele 1997. Für die Richard Wagner- und Mozart- Feslivlele, weiche Neuer in der Zeit vom 1. August bi« 14. Sep'ember im Prinz- regenienibeater und im Könlgl. Reüdenztbeatrr zu München stattfinden, ist nun- mekr Vie Bei tznng für die einzelnen Abende erschienen. Wir geben diese im Auszug nachstehend bekannt: „Don Giovanni" 1. und 7. August: Don Giovanni — Feinbals, Donna Anna — Burk-Berger, Don Octavio — Waller l7. August Burman), Comibur — Bender (7. August Gillmann', Donna Elvira — Preuse 7. August Faßbender), Levorollo — GeiS, Zerlina — Boletti. „Figa roS Hochzeit" 3. un. 9. August: Graf — Feinbals 9. August Gura) Gräfin — Kobold (9. August Fay, Cherubin — Tordek, Figaro — Gillmann. ,.Cosi ian tntle" 5. und II. August: Fiordiligi — Hempel, Dorabella — Kobold, Guglielmo — Broberfen ltl. Auquü Gurai, — Ferrando — Walter. „Trtüan und Isolde" 12., 21., 26. August und 7. September: Tristan — Knote l21. August KrauS, 27. August Burrian), Isolde — Wittich (7. September Faßbenders Braugäne — Preuse. „Tannhäuser" 23. August und 4. September: Landgraf — Beaver (4. September Gillmann), Elisabeth — Fay (4. September Morena), Tannhäuser — Slezak (4. September Knote), Wolfram — Brodersen (4. September Feinhals), Venus — Faßbender (4. September Burk-Berger). „Die Meistersinger von Nürn berg" 24. August und 5. September: Sachs — Feinbals <5. Sept.mber 'Weidemann). Beckmesser — Geis Siolziug — Knote (5. September Siezak), David — Reiß. Eva — Kobotk <5. September Fatz'. „Ring des Nibelungen", I. Ring 14. bis 19. August, II. Ring 28. August bis 2. September, 111. Ring 9. bis 14 September: Wotan — Feinbals (1l. Ring Whitedill', Loge — Brieke- meiüer, Alberich — Zador, Fricka — Preuse, Siegmund — Burgstaller (II. Ring Knote', Sieglinde — Fay lll. Ring Morena lll. Ring Wittich), Brünnhilde — Gulbranson (II. Ring Faßbender, lll. Ring Plaichinger). Siegfried — Knote tll. Ring KrauS), Gunther — Brodersen, Hagen — Gillmann. — Die voll- ständigen Besetzungspläne sind durch die Generatagentuk, Reifebureau Schmier L Co., München, Promenaveplatz 16, durch welche auch die Billette zu beziehen sind, kostenfrei erhältlich. * Metlhac-ifrtnnernngen. Henri Meildac, der bekannte Bühnen- schriststeller und — zumeist gemeinsam mit Ludovic Halsvy — Textdichter von „Carmen", „Mamzelle Niiouche", mehreren Ofsenbnchschen Operetten u. a., erblickte vor 75 Jabren das Licht der Welt und starb vor zehn Jahren am 6. Juli. An fein Wirken als dramatischer Dichter knüpfen sich interessante Erinnerungen. Meilhoc batte eine so schreckliche Angst vor den Ersianssührungen seiner Werke, daß er niemals den Vorstellungen ja nicht einmal den Generalproben beiwohnte. Er ließ sich von seinen Freunden Bericht erstatten und erwartete sie ge wöhnlich in einem Zirkus oder einem Tingeltang» l. Seine Vorliebe für die Etablissements ver letzteren Gattung wurde ihm auch wiederholt zum Vor wurf gemacht. Auch am Tage seiner Wadl in die Akademie blieb er nicht zu Hause, weil er zu viele Besucher fürchtete und zu aufgeregt war. In einer kleinen Kneipe deS Quartier Latin ließ er sich rin Zimmer reservieren und erwartete da den Bericht seines Freunde- Ganderat, Len er später zu seinem Universalerben einsetzte. Dieser fand ibn auf einem alten Kanapee aus gestreckt, den Kopf in beide Hände vergraben. Erst die frohe Botschaft, daß er gewählt fei, rüttelte ihn au- dieser Laar empor. — Gegen Kritiken war er sebr empfindlich. Er kaS sie alle sorgsam durch und ant wortete ost den Referenten in böslicher, ja bittender Weise, um seine Absichten tlarzulegen und Irrtümer richiigznstellen. Er war ein sanfter, etwa» lästiger Charakter, ging Kämpfen und Streitigkeiten gern ans dem Wege und ließ sich in seinen 1'ebenSgewohnbesten nicht stören. — Ein treffliches Beispiel seiner geistreichen uuv doch gutmütigen Satire liefert folgende- Schreiben an einen jungen, sich um Rat an ihn wendenden Bühnenschriststeller: „Geehrter HerrI . . . Was den Berus dr- dramatischen Schriftstellers anbelangtzso ist bas eine schwierige Laufbahn, und da» Handwerk ist keineswegs leicht! Man hat vor allem Vie Begabung und in noch höherem Grave den Eifolg notwendig. Ja. der Erfolg ist noch immer das beste, nm Talent zu haben. Man dat schon längst gesagt, ich glaube, eS war Herr Scribe in Pari-, daß das einzige Mittel, Bei mögen zu erwerben, das ist» reich zu sein. Man könnle ungefähr vom Theater sagen, daß VaS einzige Mittel, Talent zu haben, das ist Etiolge zu eiringen. Ein Rezept h erfür kenne ich nicht, sonst würve ich eS Ihnen mit Vergnügen senden. Arbeiten Sie tüchtig weiter und haben Sie Glückl Denn so Wen wir alle angefangen. Meilhac." * Ter berühmte Ttrektor des Moskauer künstlerischen Theaters Stanislawski, der im vorigen Jabre auch in Berlin große künstlerische Tnumphe gefeiert hat, gedenkt eine großzügige Reform der Oper durchcusübren. Be kanntlich ist Stanislawski nicht vom Fach", sondern alS Besiyer eines un geheuren Vermögens ein Privatmann gewesen der allerdings geniale Fähig- leiten zum SckauspielLirettor hatte. Auch die Schauspieler, die durch ihr großes Können die Weit verblüfften, waren nicht Fachleute, sondern kunstbegeisterte Dilettanten im besten Sinne des Worte». Auf dieser neuen Basis auf der er sein Theater errichtet, und zu großen Erfolgen geführt hat gedenkt Stanis lawski nun auch die Reform der Oper durchzuiühren. Von vornherein dürste ein solches Unterfangen mißtrauisch machen, allerdings hat Stanislawski schon die Erfolge hinter sich. Er will von dem Grundsave ausgeben, daß nickt die sogenannte blendende Stimme eines unkultivierten Schreigesanges durch Ver blüffung des Publikums herrschen soll, sondern daß auSickließlich der Gelang durch Kunst und Kultur gebildeter Dilettanten ohne Vordringen der einzelnen Stimme herrschen soll. Auf den Erfolg darf man gespannt sein. * Kleine Lhronik. „Die Rabenstrinrrin", Ernst von Wilden bruchs erfolgreiches Schauspiel, ist als Eröffnungsvorstellung der diesjährigen Bolksschauspielr am Hohentwiel zu Singen in Sirene gegangen und hat auch dort eine jubelnde Aufnahme und rauschenden Beifall gesunden. — Kurt Grösser, der Bonvivant des Meininger HostheaterS, wurde auf die Tauer von fünf Jabren <ür da» Berliner Resibenztheater verpflichtet. — „Wetter leuchten", Strindbergs neues dreiaktiaes Schauspiel, gelangt als eine der ersten Novitäten der Kammerspiele des Berliner Deutschen Theaters im November zur Aussüdrung. Max Reinhardt wird die Hauptrolle spielen. — Paul Blitz hat zwei neue einaktige Komödien vollendet, „^ouoesse äoisv" und „Schwerenöter" betitelt. Bride Siückr sind bereits vom Intimen Theater in München angenommen und gelangen im September zur Ausführung. — Die Delegierten-Bersammlung deS Allgemeinen Deutschen Musiker-Verbände- findet in der Zeit vom 23. bis 27. d. M. in K ö! n statt. Weit über 100 Lokalvereine haben Vertreter angemeldet. Von ausländischen Verbänden werden gastweise vertreten sein Oesterreich-Ungarn, Frankreich Italien, Holland und die Schweiz. — Ein neue- JnlimeS Theater in Wien, nach Art der Berliner „kammerspielr", beabsichtigt, wie uns aus der österreichischen Hauptstadt geschrieben wird, der Dresdener Hosschauspirler Wiens zu gründen. Zu diesem Zwecke soll ein Tbeater erbaut werden, das nicht mehr alS 300 Personen fatzt. — Die Opernsängerin Edith Walker dat für den Herbst ein Engagement an das Wiener Jubi- läumSthealer (Volksover) angenommen. — Professor Dr. Ritter von Bech- mann, der Senior der juristischen Fakultät an der Münchener Universität, ist im 73. Lebensjahre gestorben. Er war seit 189l lebenslängliches Mitglied d«S bayerischen ReichsratS. — Dem Bildhauer Professor Adolf Brütt, Lehrer an der Kunstschule in Weimar, wurde vom Grotzberzog von Sachsen-Weimar da» Komturkreuz des grotzberzoglichen HauSorbrns verliehen. — Franz Lehsr ist bereit- zu den Proben seiner Operette „Ter Rastibinder" in Mannheim ein- getroffen und wird am Sonntag den 14. Juli, dem Eröffnungsabend der Qverettenfestjpielr, das Werk persönlich dirigieren. AlS choleogravhi- schrr Leiter wurde Herr Boitus van Hamme, Professor am Wiener Kon servatorium, erster Mimiker und Solotänzer von der r. t. Hosoper in Wien gewonnen.
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