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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.07.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070723018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907072301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907072301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-23
- Monat1907-07
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* Uetzer da» Krienersereln-wesen ^tznrttigenS im Jahre ISO« wird im »Ers. Äilg. Anz.* * ausführlich belichtet. Wir entnehmen dem Bericht folgendes: Infolge der auf dem Abgeordneteniag deS Deutschen Krieger- bundeS in Kiel beschlossenen Finanzresorm haben auch in Thüringen einige Vereine ihren Austritt genommen, und zwar in Kvburg 3 Vereine mit 224 Mitgliedern, in Altenburg 1 Verein mit 301, in Neuß s. L. 2 Vereine mit 158, in Neuß 8. L. 4 Vereine mit 134, in Weimar 3 Vereine mit 89 Mitgliedern. An Mitgliederbeiträgen kaben gezahlt und dafür zurückerhalten Weimar 3570-2 (für 16 528 Mitglieder» und 4613 u«, Meiningen 2878 (für 13 286 Mitglieder) und 5669-2. Rudol stadt 837 ^2 (für 3899 Mitglieder) und 2227 -2, Koburg 207 .2 (für 3737 Mitglieder) und 2359 -2 Sondershausen zahlt erst vom 1. Januar 1907 ab den vollen Betrag. Die übrigen Staaten zahlen 11 (statt der jetzt erhobenen 28 ^s), müssen aber solange auf Unterstützungen aus der Bundeskasse verzichten, bis sie selbst eine Summe ,n der Höbe der nicht gezahlten 17 gewährt haben. An die Hechtanstalten wurden in runden Summ-m abgeiübrt von Weimar 4800 .2, von Meiningen 2>>40 .2, von Altenburg 1320 .2, von Rudolstadt 600 ^2, von Koburg 480 .2, von Sondershausen 360 .^, von Gotha 300 .2, von Reuß j. L. 240 und von Reuß ä. L. 36^2 An die Krieger- Waisenhäuser in Römhild und Osnabrück entsandten Weimar 12 und 10, Meiningen 7 und 4, Gotha 6 und 1, Schwarzburg 3 und 1, Alten burg nach Osnabrück 1, Koburg nach Römbilv 3, Sondershausen und die beiden Neuß haben Kriegerwaisen nicht untcrgebracht. Von den thüringischen Bunreökriegerverbänden batten Mitglieder der von Weimar 13 954 in 265 Vereinen, der von Altenburg 10 111 in 125 Vereinen, der von Gotha 9449 in 152 Vereinen, der von Reuß f. L. 5471 in 83 Vereinen, der von Sondershausen 5187 in 91 Vereinen, der von Rudolstadt 4119 in 85 Vereinen, der von Koburg 4004 in 72 Vereinen, der von Reuß 8. 2. 2778 in 41 Vereinen. * Tie A-otheker. Die für den 3. bis 5. September angesetzte Hauptversammlung deS Deutschen ApotbekervereinS wirb sich in Eisenach mit dem von der Reick-regierung auSgrarbciteten Entwürfe eines Reicks- apothekcagefetzes beschäftigen. Außerdem stehen auf der Tagesordnung: Die Ruhezeit für allein arbeitende Apotheker, die deutsche Arznei taxe, die fabrikmäßig hergestellten Präparate, daS preußische Gewerbe- steuergesetz u. a. * Pensionsanstalt Deutscher Journattften «nD Schriftsteller (Ver- sicherungSoerein auf Gegenseitigkeit) in München. Durch die auf der letzten Hauptversammlung in Dresden einstimmig beschlossene Angliede rung einer Witwen- und Waisenkasse hat der WirkungSkre S der Anstalt eine Erweiterung erfahren, die lebhaft begrüßt werden dürste, gelangt doch mit der Reliktenversorgung ein längst bestehender Wunsch zur end lichen Verwirklichung. Als ein bemerkenswerter Erfolg ist zu verzeichnen, daß ver Verein deutscher ZeitungSverleger, der sich gelegentlich seiner diesjährigen in Mannheim abgehaltenen Mitgliederversammlung ein gehend mit der Altersversorgung der Redakteure und deren Hinter bliebenen beschäftigte, beschlossen hat, der wichtigen Frage unter An schluß an die Pensionsanstalt nahe zu treten. * Kleine Nachrichten. Der deutsche Kaiser sckenkte, wie im vorigen Jahre, tarnend Kronen zur Restaurierung der Domkirche in Dront- heim. — Tie Posener Regierung hat, wie uns rin aä-Prioattelrgramm meldet, srcl S geheime polnische Bervindungen an den höheren Schulen dcS Regierungsbezirks aufgehoben. Ein Verfahren wegen Geheimbündelei ist bevor stehend. — Ter StadtverordnetenauSschuh zu Frankfurter a. M. beschloß einstimmig, dir Bdwillignng von 11958000 .2 für den beschleunigten Ausbau der Frankfurter Hasenanlagen bei der Stadtverordnetenversammlung zu bean tragen. Gleichzeitig beschloß der Ausschuß den Magistrat aufzufordern, dahin zu wirken, daß eine Erhöhung der bestehenden Siaatsbahniaiife nus absehbare Zeit vermieden werde. Ausland. Oesterreich - Ungarn. ' Ausstand. Unter den am Bau des Tanerntunnels im Anlauftale beschäftigten Arbeitern ist eine Streikbewegung auSgebrochen, in deren Folge Fälle von Widersetzlichkeit gegen die behördlichen Organe vor gekommen sind. Zur Unterstützung der Behörden ging gestern nach mittag Militär nach Gastein ab. Frankreich. * Der Rücktritt General Hagrons. Die Regierung hat mit der Ernennung des Generals de Lacroix zum Nachfolger Hagrons eine sehr geschickte Maßnahme getroffen. Wohl erheben die Nationalisten und konservativen scharfe Angriffe gegen das Ministerium, weil eS durch die vorzeitige Verabschiedung der Jahresklassen 1903 und 1904 einen aus gezeichneten General wie Hagron zu einem so schwerwiegenden Entschluß gezwungen habe. Aber da Lacroix keineswegs zu den radikalen oder freimaurerischen Generalen gerechnet werden kann, und er andererseits als einer der tüchtigsten Befehlshaber gilt, müssen sie zugeben, daß sich die Regierung bei der Ernennung Lacroix' ausschließlich von sachlichen militärischen Rücksichten leiten ließ. Bemerkenswert ist, wie sich der zur nationalistischen Opposition gehörende General im Ruhestande Bonnal, der einstige Kommandeur der Höheren Kriegsschule, über die Angelegen heit äußert. „Man kann", schreibt Bonnal, „den Entschluß Hagrons nur billigen. An seiner Stelle hätte ich ebenso gehandelt. Sein Nachfolger zeigt Mut, indem er den Oberbefehl über unsere Armee tm Falle eines nahen unvermuteten Krieges übernimmt. Aber Lacroix besitzt eine in dieser Heil des Pessimismus ziemlich seltene Eigenschaft: er sieht alles in rosenfarbenem Licht. Eine solche Eigenschaft kann sehr gefährlich sein, wenn sie auf Ver blendung beruht: das ist bei Lacroix nicht der Fall, der immer glücklich, voll Vertrauen zu feinem Stern, mit einer ungewöhnlichen Gesundheit ausgestattet und für seinen Beruf begeistert ist und es versteht, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Die Negierung konnte in der Tut keine bessere Wahl treffen." General Hagron hat sich vor einigen Tagen nach Ancenis bei Anaers zu seiner scharlachkranken Tochter begeben. TuS 18jährige Mädchen ist gestorben. * Sknudalgeschichle. „Gil Blas" behauptet, daß der Untersuchungs richter Boucard gegenwärtig mit einer Angelegenheit beschäftigt sei, in die mehrere ein'lußreiche politische Persönlichkeiten, darunter e i n Minister und dessen Verwandte, verwickelt seien. Ter Haupt beschuldigte habe angeblich, als er Privatsekretär eines Justizministers war, mit Orden, Auszeichnungen, Begnadigungen und öffentlichen Aemtern regelrechten Schacher getrieben. Der Schuldige habe ein Ge ständnis abgelegt. Gestern sollte die Gegenüberstellung der in die An- gelegenheit verwickelten Persönlichkeiten stattfinden. Schwerz, * Dor neue Simplontunnel. Die Gesamtkosten für den Ausbau eine? zweiten Simplontunnels werden auf 84 600 000 Frcs. veranschlagt. Die Arbeiten sollen im Jahre 1915 vollendet sein. Italien. * Zur Beisetzung des Papstes. Gestern morgen wurde in der Basilika San Giovanni im Lateran seitens des Bildhauers Tadolini daS Grabdenkmal ausgestellt, das die Leiche Leos XIII. ausnehmen soll. An wesend waren acht Kardinale, darunter Merry del Val, Rampolla und Mathieu, sowie 200 Prälaten, Journalisten und Photographen, die Ein- ladungen erhalten hatten. Zuerst sprach Tadolini über die Auffassung des Denkmals, die er sich aus den Werken Leos geschaffen habe. Kardinal Seraphin Vannutelli dankte Tadolini namens der Kardinalskommission die den Bau des Monuments leitete, und übergab das Denkmal dann an Kardinal Satolli, den Erzpriesler des Laterans, der es entgegennahm, indem er dankte und dcS verstorbenen Papstes rühmend gedachte. Onqlatd. * Die sozialistische Nachwahl. Die Wahl des Sozialisten Grayson in Colne Valley ist der erste Fall, in dem ein Sozialist von Mar; scher Observanz unter sozialistischer Flagge ohne Hilfe der Liberalen und der Arbeiterpartei sLabour Party) ausschließlich auf sein utopisches Programm hin gewählt wurde. Ten Liberalen ist es sehr unangenehm, daß sic einen alten liberalen Sitz an die Sozialisten ver loren haben. Der radikale Flügel der Liberalen ist ganz zufrieden mit dem Peitschenhieb, den das Kabinett bekommen hat, da es sich wohl nun mit der Arbeitergesetzgebung und der Altersversorgung beeilen werde. Eine besondere sozialistische Tendenz im Lande erblickt die liberale Partei noch ni-cht in der Wahl Grawons, der erst 25 Jahre alt und ein rciner Theoretiker ist, noch jüngst in Owens College nnitarische Theologie studierte, dann umfatielte und Journalist wurde. Der Wahlkreis, der ihn wählte, ist der sozialistischste Englands. Daß Grayson nur mit 154 Stimmen über den Liberalen siegte, beweist, daß die gemäßigten Elemente auch hier nock stark überwiegend sind. Es ist zu erwarten, daß dieser Wablanssall der Agitation aut Reform deS dem absterbenden Zweiparteiensystem angepaßten Wahlmodus kräftige Nahrung geben wird. * Ausstand. Aus Belfast wird gemeldet: Im Verlause der Streitigkeiten, die zwischen den in der städtischen Kohlenindustrie be schäftigten Arbeitern und den Arbeitgebern auSgebrochen waren, wurden die Kohlenplätze zur Wiederaufnahme der Arbeit geöffnet. Da sich aber ! die Arbeiter weigerten, die Bedingungen der Arbeitgeber anzunehmen, » wurden die Arbeitsplätze ans eine weitere Woche geschlossen. Man er wartet, daß infolge der Kohlenknappheit viele Werke in die Zwangslage kommen werden, ihre Arbeiten im Laufe dieser Woche einzustellen. Türker. * Aus Makedonien. Nach einer Mitteilung der türkischen Presse wurde eine griechische Bande beim Ueberschreiten der Grenze zurück- geschlagen. — Türkische Blätter melden ferner, daß eine griechische Banoe in Gornitza im Bezirke Kastoria sieben Bulgaren und einen mohamme danischen Steuereinnedmer getötet und einen Mohammedaner verwunvet habe. Die Bande habe aus der Flucht oier Mann verloren. Ältarokkv. * Raisnli. Nachdem Naisuli seinen Gefangenen Mac Lean von der Außenwelt völlig abgeschnitten hat, ist er bemüht, seine Korrespondenz aufzufangen. Er ist enttäuscht darüber/daß er durch den Verkehr Mac Leans mit dem Maghzen nicht erreicht hat, daß mit ihm direkt ver bandelt wird. Doch darf Mac Lean von Naisuli kontrollierte Briese erhalten. Der Scheris von Weston ist mit seiner Mission, die Stämme zum Abfall von Raisuli zu bewegen, gescheitert. Raisuli will nunmehr nur mit einer europäischen Macht verhandeln; er verzichtet auf Löse geld, verlangt aber, zum Chef der Gebirgsvölker gemacht zu werden. - Wenn er noch einen wichtigen Gefangenen macht, wird er den Thro» von Marokko fordern. Korea. * Japans Einschreiten. Nach dem Söuler Korrespondenten dcS Tokioer „Jiji" beabsichtigt Japan eine Revision der japanisch-korea- uischrn Konvention vom Jahre 1905. Es soll künftig der japanische Gcneralresident größere Vollmachten hinsichtlich der inneren Angelegen heiten erhalten, das Kabinett der Leitung deS Generalrestdcuten unter stellt sein, und dem Kaiser nur noch eine nominelle Macht der Ratifikation oder des Vetos verbleiben. Weiter soll das gegenwärtige militärische System abgeschaift und eine Kontrolle über die Rechtspflege cnsgcübt werden, alles unter der Voraussetzung, daß Japan hierfür hinreichende finanzielle Mittel hat. — Wie „Pesier Lloyd" meldet, wird in Wiener diplomatischen Greifen darauf hinyewiesen, daß das scharfe Zugreisen der Japaner in )ic>rea als erste für alle Welt sichtbare Folge des französisch-japanischen Uebereinkommens betrachtet werden kann. Tie Aklioussreiheit Japans war bisher durch das Mißtrauen gegen Frankreich unterbunden. Gedeckt durch die Vereinbarungen mit Englanv und jetzt mit Frankreich kann Japan bei der derzeitigen Ohnmacht Ruh lands seine Aufsaugnngspläne in Korea ungestört verwirklichen. Amerika. * Die Einwanderer. Polizcikommissar Bingham hatte in einem amtlichen Bericht darauf hiugewiesen, daß die sittlichen Verfehlungen gegen Frauen und Kinder, die in letzter Zeit geradezu epidemisch ge worden sind, zumeist von Einwanderern begangen werden. Bingham schlägt daher Verschärfung der Polizeimaßrcgeln gegen Emigranten vor. Eine von Tausenden von Ausländern besuchte Versammlung protestierie gegen diesen Bericht und forderte in einer Resolution die Amtsentsetzung Binghams. — In Chicago ist die Regierung, wie von dort gemeldet wird, Unregelmäßigkeiten bei der Naturalisation von Ausländern auf die Spur gekommen. Sic hat bereits bei mehreren Hunderten von Eingewanderten aus allen Teilen Europas die gesetzliche Gültiakeit des ihnen erteilten Bürgerrechts angefochten. Es wird sofort eine Untersuchung über die entde..ten Betrügereien und die laxe Hand habung der Gesetze bei der Vornahme der Naturalisierungen ängestellt. Cs sollen eine ganze Schar von „unerwünschten" Einwanderern auf diese Art zugelasten worden sein. Diese werden nunmehr angehalten werden, die vvrgeschriebenen Nachweise zu erbringen, widrigenfalls sie nach Europa zurückgcschafft werden sollen. * Die 'Mängel Ser Flotte. Auf die von verschiedenen Seiten oft betonten Mängel der amerikanischen Flotte nimmt auch die „New Yorker ZiaatSzeitung" Bezui und äußert sich: Einige ganz unschuldige Bemerkungen, welche da? Kabel aus Japan meldet, tollten dach nicht unbeachtet bleiben: der Hinweis da,auf. daß im Stillen Ozean keme Mariue-Station existert. welche die gigantische Flottenmncht beyerbergen und daurnd in brauchbarem Zustande halten könnte; und die fernere Bemerkung, daß den großen Pantern die Auxilär- Mackt dec Torpedoboote fehlt. Die Demonstration stt imposant genug — aber von denienigen, welche etwas von modernen See- kämpien wissen !unv die Javaner verstehen einiges davon), könnte sie als ein „Bluff" ciufgefaht werden. Unsere weitschauende Floltenbaupolitik, welche wesentlich von Linieaosfizieren dirigiert worden.-ist, hat darauf hin- geardeitet, eine ganz unständige Anzidl von Kolossen zu kreiren, aber der Bau von Torpedobooten ist fast ganz veincichläisigt worden. Ganz erklärlich. Oiüstere, welche aus See herumreiirn, wollen bequeme Kaiülen haben, in denen sie ihr müdeS Haupt zur wo'alverdienteu Ruhe legen können, und solche Kabinen können nur auf großen Schiffen angebracht werten. Torpedoboote sind sehr unb queme Fahrzeuge; keine Kästen, in denen es sich unkomfortabel haustI Kein Mensch will ein solches Ding kommandieren. Nicht einmal ein Leutnant; höchstens ein Fähnrich kann hineingepretzt werden. Was könnte wohl der Panzer-Armada des Herrn Melcals passieren, wenn die Japaner es krumm nehmen sollten, daß man ihnen io viele große Schiffe vor der Nase hernmfahren lassen will? Angenommen, sie nähmen die Gelegenheit wahr, loszubrrchen, wle daS jetzt so dranisch geschildert wird, und schicken eine zahlreiche Flotte von Torpedobooten und Torprdojäaern der Armada entgegen, streuten massenhaft schwimmende Minen in die Magellan- Straße und suchten sich passende Plätze für Attacken aus der Fabrtliwe auS? Das Programm der ganzen Fahrt wird ja im Laufe der nächsten Monate noch hinreichend breitgetreten werden. Und die Japaner sind ja doch nickt auf den Kops gefallen, das haben sie im Kriege m i den Russen gezeigt. Es ist die alle Geich chte: wenn man Torheiten ausgeheckt haben will, io braucht man nur Marineojsiziere wallen zu lassen, von der General-Marine-Kommission herunter bis zum Ensign, — den Marinesrkretär nicht zu vergessen. Kuba. * Sichcritttg Ver amerikanischen Herrschaft. AlS tzer Krlegsmknister Tast im April d. I. in Havanna Ivar, entwarf er einen Plan zn einer Volks zählung, die bei den für später beabsichtigten Wahlen als Grundlage Lienen Wille. Seitdem hat der zellweilige Gouv.rneur zwar eine Verfügung erlassen, die sich auf die Volkszählung bezieht, mit dieser selbst scheint man aber leine Eile zu Huben. Dagegen bat die Regierung zwei An ordnungen getroffen, die ohne Zweifel Nutzen bringen werden. Nach einem Eniwurje jollleu binnen rrei Jahren 2093 Kilometer Straßen getaut oder wieder in Stand gesetzt werden, wofür 15 Millionen Dollar- ausgeworsen sind. Bleibt Lieser Entwurf nicht etwa nur Vorsatz, dann werden diese Verkehrswege nicht nur dem Handel großen Vorteil gewähren, sondern sich auch anderweit nützlich erweisen, denn bei Unruhen war es bisher wegen M-ngels an guten Wegen nicht möglich, den Ausrükiern in ihre Wälder und entlegenen Schlupfwinkel zu folgen. Bei der Anlage der neuen Straßen denkt man, wie eS heißt, auch an gute Verbindungen mit Len Flolleusrationen in Guantauamo und Bahia Houda, die sich in amerikanischem Besitz befinden. Bon diesen Stellen Leuilleton. Ans Dresdens Geschichte. Dresden, die Fremdenstadt xar exosUsrrae, von der alljährlich viele Tausende die anmutigste Erinnerung mit fortnehmen, hatte bisher wun- derlicherweise noch keine eingehendere Darstellung seiner Geschichte und Kunst gefunden, obwohl doch gerade heute die „Städtebilder", die Bücher über „berühmte Kunstitätlen" so zahlreich sind. Diesem Mangel hat nun Cornelius Gurlitt abgcyolfen, indem er eine knappe, doch in haltreiche Monographie über das schöne Elbathen soeben veröffentlicht lBerlin, Marquardt L Co.). Ein vor vielen zn dieser Ausgabe aus erlesener Mann, der als Kunstprofcssor an der Hochschule, als lang jähriger genauer Kenner der Kunst und des Landes oaS ganze Material souverän beherrscht, hat hier mit Liebe und Andacht den ihm am Herzen liegenden Stofs ausgestaltet. Von den eng zusammengedrängten „Nestern" der ersten slawischen Sippen, die um den von Deutschen be gründeten Marktplatz lagen, von dem schon 1285 erwähnten Riesenwerk der steinernen Elbbrücke, die man leider jetzt abbricht, rührt der Weg zu den glänzenden Tagen Augusts deS Starken und bis hin zu der modernen Großstadt, deren rastloser Lebenskampf die uralte sächsische Gemütlichkeit vertreibt. Gurlitt weint ihr keine Träne nach, dieser Dresdner Gemüt lichkeit, hinter der sich so viel stumpfes Beharren am Alten, so viel philiströse Engherzigkeit und würdelose Selbstaufgabe verbarg. Seine Worte werden in dieser liebenswürdig warmherzigen Erzählung nur einmal scharf und bitter, da er von dem rückständigen, in kleinlicher Enge verkümmerten Wesen Dresdens in der ersten Hälfte des 19. Jahr hunderts spricht, als die Stadt ihre beiden größten Männer, Gottfried Semper und Richard Wagner, in die Ferne ziehen ließ und der witzige Saphir auf die Frage, was er bei dem prophezeiten Weltuntergang zu tun gedenke, erwiderte, er werde nach Dresden ziehen, denn dort müsse auch dieS Ereignis erst 30 Jahre später eintreffen. Am liebsten verweilt des Verfassers Blick auf den Zeiten, da das Wirken der sächsischen Kur fürsten die reiche Blüte der Stadt heraufführte. 1580 ward Dresden endgültig vom Herzog Georg zur Residenzstadt gewählt, indem er das alte Schloß durch den sogenannten Georgenbau erweiterte, ein merk würdiges Denkmal zwiespältiger Gefühle, in dem die heitersten, ja ausge lassenen Formen der Frührenaissance nut den Massen deS Festunastores und dem bildnerischen Schmuck düster schwerer Todesphantasie sich zu sammenfügten. Die großen und aufgeregten Zeiten von Renaissance «nd Reformation spiegelten sich in diesem Werke, dessen TotentanzfrieS die damaligen Menschen in so ernster, kraftvoll deutscher Gestalt vorführt. Der neue Glaube siegte allmählich, und mit dem guten Kurfürst August kam so recht ein Hausvater nach Luthers Sinne, wie ec ihn in der Aus legung des Vaterunsers geschildert, auf den Thron. Der Herrscher war gut; aber er griff auch rücksichtslos in Freiheit und Lebensweise seiner Bürger ein, wie dies jene Äera des „patriarchalischen Absolutismus" so mit sich brachte. Als er -u der Ansicht gelangt, daß die Stiefel zu teuer seien, ließ er ein paar angesehene Dresdner Scbuhmachermeister im Schloß «nsperren, gab ihnen Leder, überwachte ihren Fleiß, um fest- -ustellen, wie viel Arbeit sie etwa in einem Tage Herstellen könnten, und danach den Preis zu bestimmen. Für Erfindungen aller Art hatte er viel Interesse. In seiner „Goldküche" arbeiteten die Alchimisten, und auch für technische Arbeiten, Maschinen und Hebewerke, gewährte er gern Unterstützung. Aber loche den Unglücklichen, wenn sie »eine Hoffnungen nnd Aussichten gröblich enttäuschten! Den Erfinder einer Pumpen- einrichtuna, der nicht, wie er versprochen, das Wasser ans einem Brunnen mehrere hundert Fuß herausheben konnte, befahl er so fange in dem Briinnenloche einznsperren, bis er das Wasser herausgebracht. Und als dieS natürlich nicht geschah, ließ er sich erst nach Jahren dazu bewegen, ibn auS dem fürchterlichen Gefängnis zu befreien. Auch an finanziellen Unternehmungen beteiligte sich der Herrscher, um den Handel seines Landes zu heben; nicht immer freilich mit Glück. So ließ er sich von einem Augsburger Großkansmonn Roth zu einer gewagten Spekulation bereden. AlS dritter beteiligte sich daran der König von Portugal. Es »sollte in Indien aller zum Export kommender Pfeffer aufgekauft, in Sachsen ausgestapelt und dann eine Hausse kür den Preis dieses so wich tigen Gewürzes erzielt werden, die einen ungeheuren Nutzen abmersen mußte. Aber der Plan ging kehl, die Handelsgesellschaft brach zuiam- men, Roth floh und des Kurfürsten Berater, der Kammermeister Hans Harzer, schoß sich eine Kugel vor den Kopf. Ein richtiger Börsenkrach also auS dem 17. Jahrhundert! Nach den Tagen des Sparens und Er werbens, der nüchternen Bürgerlichkeit kamen die Tage deS Glanzes und der Verschwendung, der künstlerischen Prachtentfaltung. August der Starke bestieg den Thron. Prächtige Bauten entstanden, herrliche be rauschende Feste wurden gefeiert. Der Dresdner Hof war der einzige in Deutschland, der dem vielbewundertem Vorbild des Sonnenkönigs in Versailles weniastens nahekam. August, der sich nun König von Polen nannte, leitete dabei alle die großen künstlerischen Arbeiten und Pläne selbst. Die Baupläne seiner Architekten, die Festentwürfe seiner Deka- rateure, die Vorschläge seiner anderen Beamten, sie alle versah er mit geistreichen und klugen Anmerkungen in einem recht wunderlichen Fran- zösisch, das er ohne alle Regeln ganz so schrieb, wie er es sprach. Und ein echt königlicher Sinn von Größe und seinem Verstehen spricht aus diesen Bemerkungen, mit denen er die Akten und Eingaben versah. Durch ihn wurde Tresden die Hochburg der von Frankreich ausgehenden Kultur und Kunst. Unter der Regierung seiner Nachfolger, in dem Wirken deS Grafen Brühl klang dann diese Epoche langsam aus und verknöcherte allmählich in einer zopfigen Aesthetik, einem steifen Klassizismus. Aber zugleich regte sich in dem eigenen Lande, aus den Keimen einer protestan- tisch-vietistischcn Bewegung eine neue besondere, dem Geiste des HofeS fremde und entgegengesetzte Schönheit der seelischen Befreiung und ein fachen Größe: in der Frauenkirche deS Baumeisters George Bähr und in den Werken Bachs findet sie ihren vollendetsten Ausdruck. Von diesen stolzen und reichen Zeiten, deren unvergängliche Denkmäler »och heute jeden Besucher Dresdens grüßen, erzählt das Buch Gurlitts in an schaulich ungezwungener, lebendiger Weise. p. S. Johann Aaachim LnantzenS HeiratSgrschichle. Gar manch nnierbalffames Histörchen von Friedrich de» Großen Flüienmeister Jodann Joachim Quantz ging schon zu feinen Lebzeiten um nnd ältere Miistk- gesckicktler wie Marpurg unb ReicharLt geben, freilich wobl in mehr oder weniger verbürgter Weise, hier und da ein lustiges Stück zum Besten. Dem und jenem zu Nutz und Frommen sei an« MarpurgS „Legende, einiger Musik- heiligen" rnitgeteilt, wie Quantz aanz unversehens zu einer Frau kam. Nachdem Ler Künstler 1713 aus der musilalijcken Lehre des ObeimS, der daS Amt des Ltadtmusiku« in Milseburg verwaltete, entlassen war, trat er einige Jahre später in die Kapelle dcS Dresdener Stadlmusikus Heine ein und gewann sich in einem gewissen Schindler einen gar lieben Busenfreund. Tie Matame Schindlerin aber ward alsbald Wittib, erlaubte ihm jedoch, ihr HauS nach wie vor zu besuchen. Sie gerieten, wie Marpurg erzählt, „nach uns nach in einen vertiaulickeren Umgang als zuvor. Die Madame Schindlerin war von sehr lebhaftem Temperament, und ter Quantz ein wohlgemachter Mann, der außerdem als einer der vortrefflichsten Virtuosen feiner Zeit überall hoch geschätzt ward, und in Ansehung der Exekution mit dem berühmten Blawet und dem unvergleichlichen Bussardirr um Len Rang stritte, in Anleitung der Komposition aber sie beide übertraf. — AlS ter Herr Quantz eines Tags bei seiner geliebten Schindleiin war. so sing sie an, über einen Anfall von grausamen Kopfschmerzen und Seitenstechen zu klagen, legte sich zu Bette und ließ Arzt nnd Priester kommen. Da der erstere ihren Zufall für sehr bedenklich hielt, so war der andere, ein katholilcher Priester, der Mei nung, daß man nicht länmeu müsse, tue Leibende mit den Salramenten der Kirche zu versehen. Der Herr Quantz brach am Bette seiner Freundin in die bittersten Tränen au§, und dieie redete nur schluchzend und mit gebrochenen Worten uns konnte nichts weiter heransbringen, als wie sie wünschte, den Namen einer rechtmäßigen Frau vom Heirn O ariy mit sich ins Grab zu nehmen. Quantz war zur Bewirtung dieses VerlanaenS mit Leib unb Seele bereit, worauf sich der Geistliche nach Hose verfügte um die Erlaubnis zu erhalte», bei be- irandten Umständen den Herrn Quantz und die Macam« Schindlerin ohne weitere Zeremonien ioiort zuiammen zu geben. Die Erlaubnis war in Zeil vvn einer Stunde da, ter Tranungsatt ging vor sich; die Kranke aber — die vermeinte Krank« fuhr mit einem Satz aus dem Belte heraus, fiel dem Herrn Quantz mit einem grausamen Lachen herzend und küssend um den HatS, und der Herr Quantz — ter stand wie versteinert da, und wußte nicht, wi« er so geschwinde, in dem Zeitraum von elwan zwei Stunden, zn einer Frau gekommen war." * Hochschnlnachrichten. Die medizinische Fakultät i» Würzburg er- nannte den Präsidenten des Reit-gesundheii-amts Franz Bumm in Berlin zum Dr. med. kn — Der ao. Professor für innere Medizi» an der Ilntversttae Göttingen Dr- Otto Dänisch feiert morgen das 25>ähriae Jubiläum seiner Tätigkeit alS akademischer Lehrer.— Dr. Traulmann wird fick in Göttinnen al- Privatdozent für indogermanische Sprachw ssenschaft habilitieren. — Prof. Dr. Payr wurde al- ordentlicher Professor und Direktor der chirurgischen Klinik an die Univeisilät Greifswald berusrn. * Kleine Chronik. Am 1. August d. I». kann Herr Regisseur August Prost am eine Löiährige Tätigkeit al» vielbeschäftigte- Mitglied unseres Etodtl Heaters »urückblicken. Zur Feier diestS Jubiläum-ist von der Direktion für Len Tag eine aus den Einaktern „Die Dienstboten", „Die Schulreiterin" und „Da- Besprechen hinierm Herd" bestehende festliche Vor stellung angesetzt worden, in der Herr Prost al« Kutscher Buch- mann im ersten und al- Ouantner im letzten Stück austreten wird. — Aui Aufforderung deS Komitee- dr- internationalen Zooloaen-tlon- greffeS zu Boston hat Geh. Rat Prof. Roux in Halle a. S. zuaeiagt die Eröffnung-iede der Sektion für Embryologie zu halten. — Au» Bochum wird gemeldet, der Kaffer genehmigte die Plä»r für den Wiederäofban der Burg Altena. Ter Wiederaufbau erfolgt, wie bereit» gemeldet, gegen den ein stimmigen Prokest aller Kunstsachverständigen de» Altenaer Laude». — Ludwig Fulda der augenblicklich auf seinem Sommersitz in Kareriee bei Bozen weilt, soll «it der Brrdiutickung der nachgelassenen großartigen Epenwrrkt von Henrik Ibsen beschäftigt sein.
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