Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070911011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907091101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907091101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-11
- Monat1907-09
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beq«g» Prrt» Kr «d dinch »ß«r« Trt^r u»L Sprdttr-rr in« H<m1 ^br-cht: «cktgabe t (»ur morgen«) vtert«ltthr»ch 3 M , monatlich I M., Antaabr » (morgen« und abend«) Virriel, jthrltch «.SO M., monatlich I.SV ». vnrch di« «och be««ar» (2 «al tLglich) innerhalb DeuKchlonb« und der deutschen Kolonien viertellthrlich 5.2S M.. monatlich l.7S M »,E V«ft- deftellgeld )ir Leiterreich S X 06 d, Ungarn 8 X vierteljährlich. Adonnement-Annabme Auguchusvlatz 8 bei anseren LrLaern, giltalen, Spediteuren und Lunahiae-ellen. sowie Postämtern »ad Briefträgern. Di« einzelne ütammer kostet Ich «fg. Redaktion »ad «xpedttt»»: Johannitgasse 8. relevbon Nr. 14SS2, Nr. IE, Nr. I40S« Berltaer Nedaktivn« Bureau: Berlin lIV. 7 Prinz Loni« gerdlnaad- Straß« 1. relephon I, Nr. 827b. Morgen-Ausgabe 8. MpMerTagMalt Handelszeitnng. Amtsblatt -es Rates und -es Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. «uzeigen-Prett K, SahmM, «M Sechst« and Umgebung dchchoechalten« BettchÄS Ps., ftnanzielle Aasteige» 30 Pf., stieklamea I vt. t», -a««ärt1 3b Pf., «cvamen 1.20 M. vam»chl«a»SV«., fiaanz. Anzeigen75Pf Nokia mr» l_Sb «. Inserate ». »echOrdrn im amtlichen Deil 40P' »eil<«^«dü»r 5 «. p. Tausend exkl. Polt aebübr «ejchästeanzeigen an bevor»u^le: Stelle i» Preise erhöht. Rabatt nach Tar.i .reftertetlte Lusträge können nicht zurück- u«»«»«» werdeu. gitr da« Erscheinen au bestimmMn Lagen »ad Plätzen wird keine itzaraati« übernommen. U zeigen-Annahme: U»gasta«pl»tz 8 oe> »amtlichen Filialen u. allen Anuoncen- Ezpedltionen de« In- an» »atlande« chaustt -SUi-l« Berlin Corl Duncki Herzogl. Bahr. Hosbai^ Handlung Lätzowstrahe lv. (Telephon VI, Nr. 46M). Nr. 252. Mittwoch 11. September 1907. 101. Jahrgang. Das wichtigste vom Tage. * Der Kaiser Iras gestern nachmittag vom ManöverfeId in Wilhelmshöbe ein. * In Eisenach wurde gestern der Allgemeine deutsche Bergmanns tag in Gegenwart des Großherzogs eröffnet. lS. Deutschs. R.) * In Braunschweig sind sämtliche Bauarbeiter in den Ausstand getreten. Alle Bauten liegen still. * Die Japaner in Vancouver sind zu bewaffnetem Selbst- schütz gegen die weißen Bewohner der Stadt übergegangen. sS. d. kes. Art. und Ausl.s * Gestern hat, wie ans Tokio gemeldet wird, die Auswcchse- lungder Ratifikationsurkunden des russisch, japanischen Ver. trage« stattgefunden. Die Veröffentlichung erfolgt morgen. * Das Plenum der Schiedsgerichtskommission hat der Friedenskonferenz den deutsch-englisch-französifch-amerna- nischen Entwurf über die Errichtung eines internationalen Prisengerichts mit 26 gegen 2 (Brasilien und Türkei! bei 15 Stimmenthaltungen, darunter Rußland und Japan, angenommen. * Aus London wird gemeldet: Nachfragen des Bureaus für Trauungslizenzen haben in bezug auf eine Trauung der Gräfin Montignoso nichts ergeben. Jedenfalls ist eine sofortige Heirat ausgeschlossen, da gesetzlich ein vorheriger Aufenthalt von vierzehn Tagen im Lande erforderlich ist. * In Las Esperanzasmine Mexikos hat sich eine schwere Explosion schlagender Wetter ereignet. Uedcr 200 Berg, leute find umgekommen. IS. Neues a. a. W.j Die Tage -er Wahl. , Am heutigen Tage und den beiden folgenden finden die Vorwahlen zur, diesjährigen teilweisen Erneuerung unserer Sächsischen Zweiten Kammer statt. Damit ist der Wahlkampf zwar noch nicht beendet. Er pflegt auch noch nach der Wahl der Wahlmänner fortgesetzt zu werden, um für die Kandidaten selbst Propaganda zu machen, deren endgültige Wahl am 26. September stattfinden soll. Im großen und ganzen aber sind diese drei Tage, in denen die verschiedenen Wahlklasscn zur Wahl urne treten, für den Ausgang der Landtagswahl entscheidend. So ist denn auch gerade heute ein Wort in letzter Stunde vor der Wahl am Platze. Denkt man an die aufregenden Kämpfe zurück, die uns die Januar wahlen dieses Jahres für den Reichstag gebracht haben, so scheint der jetzt zu Ende gehende sächsische Landtagswahlkampf still und ohne Er regung verlaufen zu sein. Und es gibt „Politiker", die dies mit einer gewissen Genugtuung konstatieren nnd daraus den Schluß ziehen, als hätte unser sächsisches Volk nur ein geringes Interesse für die Wahlen zur Zweiten Kammer. Ja — es wird weiter daraus gefolgert, daß der Gegenstand des Wahlkampfes, die Frage, ob die konservative Herrschaft bestehen bleiben oder eine Einschränkung durch liberale Abgeordnete er fahren solle, unser Volk gleichgültig lasse. Es wache nur auf, wenn eS sich um die Entscheidungsfrage national oder nicht-national handle. Sonst aber sei es ihm einerlei, ob ein mehr oder weniger konservativer oder ein mehr liberaler Mann gewählt werde. Es soll nicht geleugnet werden, daß die unselige Kartellpolitik der vergangenen Jahre es wirklich soweit gebracht hat, daß für eine große Menge von Wählern die Unterschiede zwischen einer konservativen und einer liberalen Politik ihre Schärfe verloren haben, daß an die Stelle dieser Unterscheidung völlig unklare Vorstellungen getreten sind. Eine nur auf Geschäftsrücksichten bedachte Presse, die geflissentlich diese partei politisch verschwommene Politik vertreten hat, um weder ihre konserva tiven noch ihre liberalen Abonnenten vor den Kopf zu stoßen, hat das Ihrige dazu beigetragen, um solch« politische Unklarheit und Partei- politische Charakterlosigkeit groß zu ziehen. Aber die Hauptschuld an einer gewissen Gleichgültigkeit in dem Land tagswahlkampf trägt doch jenes unglückselige Wahlgesetz, das, vor einem Jahrzehnt gegeben, den Konservativen ein solches Uebergewicht beim Ausgang der Wahl von vornherein zuzusichern scheint, daß darunter die Lust an einem frohen, frischen Kampf der Geister vergehen muß. Das hat sich auch jetzt wieder gezeigt. So charaktervoll und energisch in einer ganzen Reibe von Wahlkreise» gekämpft worden ist, es gab auch eine ganze Anzahl Wahlkreise, i» de»en man von vornherein den Konserva tiven das Feld überläßt, in denen nur gerade sozialdemokratische Zähl kandidaten neben den Kandidaten der Konservativen aufgestellt wurden. In all diesen Wahlkreisen ist der Sinn für daS politische Interesse an der Verwaltuu« des eigenen, engeren BaterlandeS durch das Wahlgesetz von 1896 gelähmt, wenn nicht gar getötet worden. ES herrscht Friedhofs stille. An der aber können sich nur die freuen, die selbst kein Ver ständnis für die sittliche Pflicht jedes Staatsbürgers Haden, durch Be teiligung an der Wahl für das Parlament am Wohl deS Staate- mit zu arbeiten. Auch die Frage nach der Wahlrechtsreform, dte die Regie rung durch ihren Entwurf dankenswerterweise in den Wahlkampf ge worfen batte, konnte hier da- Interesse nicht wecken. Denn in diesen Wahlkreisen ist eben der konservative Besitzstand durch das jetzt noch gültige Wahlrecht gesichert. Um so erfreulicher ist eS, daß an anderen Stellen des Landes, ja, saß schließlich doch in der überwiegenden Anzahl der Wahl kreis» noch ein lebhafter Wahlkampf erwacht ist. Bringt es auch die Natur der Landtag-Wahlen »st sich, daß dieser Kampf mehr lokalen Charakter trägt und darum im einzelne« weniger in di« breite Oeffent- lichkeit dringt — er zeugte doch von dem frischen Erwachen parteipolitischen Interesses in Stadt und Land und wird in diese» Tagen der Wahl da für sorgen, daß kräftig um den Erfolg deS Kampfe- gerungen wird. Möge sich dabei niemand noch in letzter Stundx von dem Gedanken einschläsern lassen, daß es, wie in den letzten Wochen so oft geredet und geschrieben wurde, doch im Lause des Winters zu einer Landtagsauf lösung kommen werde und daß es darum jetzt gleichgültig sei, wie der Ausfall der Wahl ist. Das ist ein ganz trügerischer, ganz verhängnisvoller Gedanke, der namentlich dem Liberalismus unwiederbringlichen Schaden zu fügen kann. Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß die Wandlung in der konservativen Partei sich so vollzieht, daß sie alles versuchen wird, einen Kompromiß mit der Regierung abzuschließen, der den konservativen Wünschen möglichst weit entgegenkommt und dabei eine Landtagsauf lösung vermeidet. Je mehr Konservative in diesen Tagen in den Land tag gewählt werden, je größer ist diese Gefahr. Je mehr Liberale als Abgeordnete aus der Wahlurne hervorgehcn, um so mehr kann der Libe ralismus seinen Einfluß geltend machen gleich bei den ersten Beratungen über den Wahlgesetzentwurf. Er hat es dann mit in der Hand, ent weder etwaige Kompromißverhandlungen mit der Regierung in se i n e m Geist zu beeinflussen oder aber durch Ablehnung des Wahlgesetzes es zu verhindern, daß die Konservativen hierbei obsiegen. Die Entscheidung der Frage, ob es zu einer Auslösung des Landtages kommt, liegt dann beim Liberalismus, muß bei ihm liegen! Das sollte, abgesehen von allen anderen Fragen, die bei diesem Wahlkamps eine Rolle spielen, in diesen Tagen den wahlberechtigten Männern klar vor den Augen stehen. In diesem Sinne müssen sie selbst ihrer Wahlpflicht genügen, in diesem Sinne säumige Wähler herbei ziehen und so die liberale Wählerschar vermehren. Frisch auf zum fröhlichen Kampf! Handelt es sich auch in dieser Wahl nicht um die großen nationalen Güter des Deutschen Reiches — es steht doch wahrlich gerade genug aus dem Spiel. Unser Volk gebt der Entscheidung entgegen, ob das Wahlrecht, das seit einem Jahrzehnt als ein schweres Wahlunrecht auf ihm gelastet hat, endlich durch ein ge- rechteres, fortschrittliches, in freiheitlichem Geist gehaltenes Wahlrecht ersetzt werden soll. Unser sächsisches Volk soll sich entscheiden, ob es der konservativen Fesseln ledig sein will — ob es bereit ist, Männern in den Landtag zu verhelfen, die in volkstümlichem und fortschrittlichem Geist an den Staatsgeschäften mitarbesten wollen. Wer als liberaler Mann sich ^er Entscheidung dieser Frage entzieht, indem er trüg und gleichgültig zu Hause bleibt, anstatt zu wählen, der wird zum Verräter am Libe ralismus. , , Frisch aufdenn in den Kampf — dem Liberalismus freiere Bahn in unserem Landtag! — Japaner in Kanada. Die Ausschreitungen gegen Japaner und Chinesen, die sich in den letzten Tc-gci in Vancouver in British Columbia ereigneten, könncn sich leicht als folgenschwerer erweisen als die früheren Ausbrüche des Hasses gegen japanische Einwanderer an der kalifornischen Küste. Wirkte es überraschend, daß die Vorgänge in Kalifornien gleich zu einer ernsthaften Störung der Beziehungen zwischen Tokio nnd Washington führten, io konnten dadurch doch keine bestehenden diplomatischen Abmachungen von weltpolitischer Tragweite berührt werden. Zwei Staaten, die sich bis her, wenigstens nach außen hin, völlig gleichgültig gewesen waren, g:- rieten in Gegensatz zueinander. Diesmal aber handelt es sich um einen japanisches Nationalgefühl aufs tiefste verletzenden Zwischenfall, der sich auf einem Gebiete des britischen, mit dem Lande der ausgehenden Sonne verbündeten Weltreiches abspieltc. Und die Wirkungen dieses politischen Erdbebens müssen sich überall fühlbar machen, wohin die Londoner Bündnis- und Lntante oorclinle-Politik in den letzten Jahren ihre Fang arme nur ausgestreckt hat. Tie Erschütterung, die die englisch-japanische Allianz erfährt, muß sich dem protzigen Kartenhaus politischer Verträge mitteilen, das darauf aufgcbaut worden ist. Es verlohnt sich unter dielen Umständen wohl, der asiatenfeindlichen Bewegung in Kanada etwas ans den Grund zu gehen. British Columbia ist noch wenig erschlossen, aber ein Land vielver- sprechender Zukunft. Sein Gebirgs- und Hügelland beherbergt reich: Schätze an Gold, Silber, Blei, Kupfer, Koble und Petroleum; wie Berg- bau nnd Industrie, so kommt auch die Landwirtschaft bei den Vorhände- nen Möglichkeiten auf ihre Rechnung, und außerdem gibt es dort noch manche vorzügliche Hilfsquelle, wie im Fischreichtum der Flüsse. Tic Bevölkerung ist aber im Verhältnis zum Areal noch außerordentlich klein und die Hebung der genannten Reichtümer macht daher geringe Fort schritte. Es fehlt an Kapital, es fehlt aber in noch stärkerem Grade an Arbeitern, so daß manches Unternehmen, für das immerhin noch Geld flüssig gemacht werden kann, doch wegen des letzteren Mangels unter bleiben muß. Die Lage von British Columbia als Seenachbar vom Fernen Osten führte vor ewigen Jahren zur Einwanderung von Cbincsen und Japanern. Da es an anderen Kräften fehlte, nahm man bereit- willigst zu ihnen seine Zuflucht, nm sie für niedere Arbeitszweige zu ver wenden. Der Erfolg veranlaßte einen weiteren, stärkeren Einstrom von gelben Arbeitern, deren Zahl bald so anwuctzs, daß die weiße Bevölke- rung plötzlich die Gefahr vor sich auftauchen sah, ihr Land unter die Vorherrschaft asiatischer Einwanderer geraten zu sehen. Man ließ die Legislatur von British Columbia eine Verfügung treffen, wonach fernerhin jeder einwanderndc Chinese eine Kopfsteuer von 100 Dollars entrichten sollte. Der pekuniäre Vorteil derer, die bereits im Lande waren, erwies sich aber als so groß, daß es den Landsleuten nicht schwer wurde, 100 Dollars für das Privilegium der Einwanderung zu er schwingen. Tas führte dazu, die Kopfsteuer aus 500 Dollars herauszu schrauben und diese Verschärfung erwies sich als wirksam, da seitdem die Zahl der Chinesen in British Columbia verhältnismäßig nur wenig zu» genommen hat. Den Javanern gegenüber konnte die Provinzial regierung nicht in gleicher Weise vorgehen. Die Versuche, die sie machte, um deren Zustrom abzudämmen, scheiterten an dem Widerstande der Re gierung des Dominions, die sich „auS diplomatischen Gründen" weigerte, sie zu billigen. Natürlich geschah dies mit Rücksicht aus daS englisch japanische Bündnis. Allerdings kam ein freundschaftliches Abkommen mit Japan zustande, wonach dieses selbst sich verbindlich machte, eine Be schränkung der japanischen Auswanderung nach British Columbia zu ver suchen durch die Bestimmung, daß jeder aus japanischen Häsen dorthin gehende Auswanderer mindestens im Besitze von 50 Pen ilOO MarkI sein müsse. Damit wurde jedoch um jo weniger erzielt, als tie meisten Ja- paner, die m British Columbia ankommen, vorher schon in Honolulu seßhaft gewesen sind oder einige Zeit geweilt haben. Auf solche Ein- Wanderer erstreckt sich die Kontrolle der japanischen Regierung selbst redend nicht. In der Londoner „Morning Post" wurde kürzlich die Aeußerung einer hervorragenden Persönlichkeit in British Columbia wiedergegeben, die die Erbitterung der dortigen weißen Bevölkerung über die Schranken, die ihrer Legislatur durch die japanerfreundliche britische Politik aut- erlegt sind, deutlich widerspiegelt. „Für uns", heißt es in der Auslassung, „bedeutet die Einwanderung von Asiate» eine ernsthafte Gefahr. Wir haben alles getan, was wir tun konnten, um sie seruzuhalten, aber die Bundesregierung steht nicht hinter uns, und alle unsere Maßnahmen -- insoweit wenigstens, als die Japaner in Betracht kommen — sind gewiß, billigt worden. Wir dachten außerordentlich maßvoll zu sein, indem wir eine Maßnahme zur Beschränkung der Einwanderung vorschlugen, die in der Tat nichts anderes war wie die Akte, die in Natal in Kraft ist, aber zu unserer Ueberraschung erfuhren wir, daß selbst diese nicht erlaub» sein sollte. Warum müssen Gesetze, die für Südafrika und Australien sanktioniert sind, uns versagt bleiben?" Von der eigenen Negierung ini Stich gelassen, hat die weiße Bevölkerung von British Columbia, wie die „Ostasiatische Korrespondenz" vor einigen Tagen meldete, schon mit den Kaliforniern Fühlung genommen. Die verschiedenen, an der pazifischen Küste Nordamerikas bestehenden Ausschließungsgcsellschaften, darunter die von British Columbia, bereiten eine Konvention vor, die die Richt schnur für eine gemeinsame politische Propaganda abgeben soll. Was bedeutet das anderes wie eine ernsthafte Mahnung für di« Londoner Diplomatie, beizeiten die letzten Konsequenzen des britisch-japanischen Bündnisses auszndenken. Der Gegensatz, der in dieser Hinsicht zwischen der britischen auswärtigen Politik und der Volksstimmung in Kanada besteht, ist ja auch durch die jüngsten Vorgänge in Kanada deutlich illu- striert worden. Eine den Gouverneur, den Honorable James Donsmuir vorstelleude Strobpuppe wurde vom Pöbel in einer der Hauptstraßen ver. brannt, als Zeichen des Protestes gegen dessen Weigerung, die anti- orientalische Verfügung der Legislatur von British Columbia zu unter zeichnen, die Japaner und Chinesen in gleicher Weise aus Kanada aus schließen sollte. Man kann nun gespannt darauf sein, wie man sich in Tokio nnd London mit den Vorgängen in Vancouver abfinden wird. Deutsches Reich. Leipzig, 11. September. * Kongresse. In Eisenach wurde gestern der zehnte Allgemein.' deutsche Bergmannstag unter Beteiligung von über 1000 Teil- nehmern im Saale der „Erholung" eröffnet. Handelsminister Del brück, der weimarische Minister v. W u.r mb, der Präsident bes Reichsverstcheruuasamtes Geheimrat Dr. Kaufmann und Oder- bürgermeister S ch m i e d e r lEisenachj begrüßten die Veriammlung. Bccgbauptmann Scharf sHalle a. S.j, Ministerialdirektor Dr. Nebe sWcimarj und Gcneraladministrator Rudolph wurden zu Vorsitzenden gewählt. Gegen 11 Uhr erschien der Groß Herzog von Sachsen- Weimar. Wir werden über den Verlauf der Tagung berichten, ebenso über die des 8. Deutschen Handwerks- und Gewerbe kammertages, der gestern in Straßburg eröffnet wurde. Torr tagt zugleich auch die Hauptversammlung des Deutschen Jorft- Vereins, die der Kaiserliche Statthalter eröffnete. * Et« Nachruf als Wahlaufruf. Aus Dresden schreibt man unS: Än den beiden interessantesten Wahlkreisen, in denen es sich um die politische Existenz zweier sehr populärer Veteranen des sächsischen Parlaments handelt, bat gegenwärtig der Wahlkampf, der anfangs unter ver üblichen Versickerung der Ausscheidung alles Persönlichen, Hochachtung vor dem Gegner u'w. tebr vornehm gesübrt würd', recht scharfe Formen angenommen. Während aber die Resormcr im 3. städtischen Wahlkreise, in dem der Glasermeister Wctzl'ck rem alten nationallibcralen Führer Dr. Vogel gegenübergestclll worden ist, durch die Kraft dar Lungen das ergänzen, was ihnen an Gründen fehlt, unv ihren Champion Oswald Zimmermann alle An preisungen des anlisemiwchcn Kandidaten mit Donnerstimme in di: Menge rufen lassen, auch wenn ihm kein Mensch widerspricht, ichc-nt den ivgenannten konservativ-revisionistischen Parteigängern des Herrn Behrens im 2. Wahlkreise doch gar nickt wohl zumute zu fein, sonst halten sie nicht einen Wahlausruf angeschlagen, der mehr ein Nachruf als wie ein Aufruf ist. Die Vergangenheit des konservativen Kandidaten wird den Wählern da in recht wehleidigem Tone ru Gemüte geführt. „Wähler!" beißt eS, »Was war euch BedrenS?" Und die Antwort folgt gleich: „BehrenS bat in jahrelanger ge wissenhafter Arbeit unseren Stadtteil vertreten! — BehrenS hat nie etwas getan ober unierlafsen, wodurch er deS Vertrauens seiner Wähler hätte verlustig geben können! BebrenS bat sich als echter Volks vertreter bewährt, der kühn und unerschrocken seine Meinung verfochi!" — Was war euch BehrenS?! — Wer denkt da nicht an die schöne Leichenrede veS Antonius an der Bahre des großen Cäsar? ...»Ihr liebtet all ihn einst nicht ohne Grund!" Sollte raS vielleicht eine Vorahnung sein, die diesen Wahlaufruf dikiierie? Er sieht täuschend einem Nachruf ähnlich, und vielleicht ist der Augenblick für die Dresdner Konservativen gekommen, an d.m GraveliuS-Mark Anton sagen muß: »Sofern ihr Tränen habt, bereitet euch, sie jetzo zu vergießen!" — Noch hofft man aller dings, und die mit den Komervativen verbündete» Autisemiten versuchen in ihrer kopslosen Zeitung in letzter Stunde dem nationalliberalen Kandidaten Anders ein Bein zu stellen, indem sie eine Reibe offener Fragen an ihn richten, die hauptsächlich «ein Ver hältnis zu der Beamteuschasl und der Krage der Maßnahmen der StaatSregieruug zugunsten dieser Klaffe betreffen. Auch bat man schon nach besten Kräften mit dem roten Getpenst hausier', man bat schon gejammert, daß durch die Aufstellung der natwnalliberalen Sonderkanbivatur deu Sozialdemokraten in die Hänoe gearbeitet würde. DaS ist aber Pharisäertum schlimmster Sorte, denn be kanntermaßen hat es im 2. Wahlkreise nicht die geringste Gefahr in dieser Hinsicht, da hier erste unv zweite Klass« ab'olut sicher sind. Im 3. städtischen Wahlkreise aber besteht wirl- lich eine Gefahr. Hier ist — aus Racke für die Kandidatur Anders im 2. Wahlkreise, wie ganz offen zugcgcdeu wird — eine kouieroaiiv-anti semitische Kandidatur aufgestellt worden, und hier besteht allerdma« Gefahr, daß die Sozialdemokratie di« Früchte der Spaltung einheimst. Die Verantwortung dafür tragea aber allein die Leute, die Rachsucht al- politisches Motiv anerkennen. Trotzdem kann man aber hoffen, raß Dresden in seiner Gesamtheit »o wählt wie bei der ReichStaaSwabl, und dann baden die Konservativen unv ,bre antisemitischen Freund: ebenso das Nachsehen wie die Sozialdemokraten. * Srweitcrung »er amisgcrichtltchen Zuständigkeit gepinnt. Die Vorarbeiten > für die Resorm deS amtSgenchilicheu VersahlenS, deren
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite