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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070912028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907091202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907091202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-12
- Monat1907-09
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für sietznjt» und drvnh mißiee ^d EPedÜxee üM Hnsd Akürachtr ÄnSnndr it (nur mornrnD) vteete^ü^eNct S «., mouackch 1 « Ludaabr 0 (moryeo« »xi> abend«) merttt. Mrvch <20 M„ mrmaklich ILO M. 5L5 M„ manatltch k,7ü ». austcht. Pvsi- t>eprll«ctd, ttr Oefterrrtch s X 66 tc, Ungarn 8 L vterteijihriich. Adoanrmrnt-Annabme: L*g»<i»«vlatz bei unsere» LrLgern, glltalea, Spedilenrr» und Looahmetzrlle». sowie Poftümtern und vrteftrügeru. Dte NmRmrr koßbet W» Nedatttver »nd Lr-edttt«: Iohaunirgass« 8. Lelevbon »r. I«W, «r. I40S8, »«. verlm rr^V. 7, Vrtu- Lovi« gerdimotd. Strube 1. kelephon I, Nr. W7Ü. Abend-Ausgabe v. WpMcr T llgMM Handelszettung. Amtsvsatt -es Nates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Auzeigea-PreU M» ZBrrai« ou« Lervvg und Umgebung dw Üaespaltene Ketiyeile L Pt., fman,ielle «»geigen 80 Ps.. «eklamen l M.; «» au«widrr« 30 Ps., Nesi «inen I.2V M. vomAn«lnnd'e>Ps., ftnanc Anzeigen75Ps. «teki-me, t.M M. Inserate v. 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Für Geschäfte der Getreidehändler sollen einige Sicherheiten gegeben werden. * Dem Generalstabsarzt der Armee Schjerning ist der Rang eines Generalleutnants verliehen worden. * General Drude hat Befehl zrrr Offensive erhalten. sS. Ausl.) * Di« Unruhen in Vancouver haben einstweilen aufgehört. Eine Versündigung der Regierungen schämt gesichert. sS. Ausl.) Tagesschau. Sozial-»1 irisches znm Handelsgesetzbuch. Dem Reichstag wird, wie man uns aus Berlin schreibt, in dem bevor stehenden SessiouSiuffchuitt auch ein Gesetzentwurf zugehen, der bestimmt ist, eine einheitliche Rechtsprechung bezüglich des §63 des Handels gesetzbuchs herbeizuskbreu. Der erste Absatz dieses Paragrapben bestimmie bekanntlich, daß der Handlungsgehilfe im Kalle einer unverschuldeten Er- lranlung Anspruch auf Weiterbezug seines Gehalts für 6 Wochen haben soll, der zweite Absatz bestimmt, daß die Krankenunterslützung von dem Geballe nicht abgezogen werden darf. Der zweite Absatz enthält mrzweifelhaft zwingendes Recht, aber eine Anzahl von Kauf« mamrsgerichten hat auch dem ersten Absatz diesen Chnrakter zugesprochen und demgemäß die zwischen Prinzipalen und Gehilfen geschloffenen Verträge, wonach die Gehilfen auf den Weiterbezug des Gehalts während der Erkrankung ganz oder teilweise verzichten mußten, für nichtig erklärt. Wie verlautet, soll nunmehr die Vcrirags-„Kreiheit" für den ersten Absatz aufgehoben und diesem der Charakter zwingenden Rechts beigelegt werden, dagegen sollen rie dem Hand lungsgehilfen gesetzlich zustebenven Krauten- uno Unsalluiiterstiitzuugen von dem Geballe abgezogen werden können. Diese Aenderunzen werden damit begründet, daß doch viele lleine Kaufleute gezwungen sind, während der Krankheit eines Gehilfen sich nach einem Ersatz für diesen umzuseden, worüber für sie doppelte Kosten verbunden sein würden, wenn ihnen incht das Recht eingeräurul würde, das Gehalt des ErlranlUn um den Betrag des Krankengeldes zu kürzen. Auch wird geltend gemich». d ß cs nicht gerechtfertigt sein würde, teujeuigcu, der durch Krank heit verhindert sei, zu arbeiten, besser zu stellen, als denjenigen, der arbeite, ferner dürfe nicht außer acht gelassen weiden, daß in der Zahlung res vollen Gehalts und des Krankengeldes ein gewisser Anreiz liege, einer Krankheit leichter nachzugcben, da man dann ja materiell besser stehe, als wenn man arbeite. Diese Gesichtspunkte sind auch in vielen Eingaben von Kaufleuten an den Bundesrat, den Reichstag und das preußische StaatSmiuistcrium geltend gemacht worden. Jedenfalls ist der heutige gesetzliche Zustand auf diesem Gebiete unhaltbar, und da für die Kausmannsgerichte teine Oberinstan; vorgesehen ist, so bleibt nichts anderes übrig, als den Weg der Gesetzgebung zu beschreiten. Aus dem Vatikan. (Von unserem römischen I? .-Korrespondenten.) Mit dem Tode des Kardinals Emilio Taliani, der als Mitglied der Nuntiatur in Paris während deren Glanzzeit, sowie als Leiter der Nuntiatur in Wien — den letzteren Posten hatte er inne während des Konklaves, das noch Intervention des Kaisers von Oesterreichs gegen Rampolla Giuseppe Sorto zum Papst wählte — eine schätzbare Fülle von Erfahrungen und guten persönlichen Beziehungen erworben hatte, ist der Vatikan einer wenngleich nicht überragenden, so doch ansehnlichen diplomatischen Kraft und eines nützlichen Beraters verlustig gegangen. Es fällt das im Augenblick um so mehr in die Augen, als der Ersatz des Monsignor Caputo, der sich nicht gerade als diplomatisches Licht erwiesen Hut, auf dem für den Vatikan heute allerwichtiqsten Nuntiaturposten in München große Schwierigkeiten bereitet, die in der Hauptsache in der be schränkten Zahl des verfügbaren und geeigneten Personals begründet sind. Wie die Dinge heute liegen, läßt sich noch nicht einmal eine An deutung machen, welcher Prälat eine gewisse Anwartschaft auf den Münchener Posten hat. Scheut sich doch der Vatikan sogar, den kürzlich zum Kardinal ernannten und dadurch eigentlich für seinen Posten zu bock) graduierten Nuntius Ninaldini aus Madrid abzuberufen, obgleich schon seit der Kardinalsernennung der derzeitige päpstliche Unterstaals sekretär, Monsignor Della Chiesa, als Nachfolger Rinaldinis mit Be stimmtheit angesprochen worden ist! Ein ähnlich heikles Ding ist es mit der Nachfolge des verstorbenen Kardinal-Erzbiichofs von Bologna, des resormfreundlichen und demokratisch angehauchten Stampa. Hier braucht Papst Pius einen Mann, der das unter Stampa immerhin, trotz aller päpstlichen Repression, wcitergewacbsene „christlich-demo- kratische" Element und „modernistische Unkraut niederhält und wo möglich ausrottct, einen Mann, wie es der derzeitige Bischof von Ber gamo, Monsignor Radini-Tedeschi, wenigstens der Gesinnung nach ist. Schwerlich dürfte ein Kardinal der Nachfolger Stampas werden, und Radini-Tedeschi bat in der Tat die beste Aussicht. So wird es sich für Pius kaum umgehen lassen, schon in dem für den Spätherbst zu ge wärtigenden Konsistorium neue Kardinale zu kreieren^ da der Erzbischof von Bologna, als der zweiten Stadt des ehemaligen Kirchenstaates, tra- dilionsaemäß Kardinal sein muß. Anwartschaft auf den roten Hut hätten nächst Radini-Tedeschi wiederum nur romanische und speziell italienische Prälaten, unter anderen namentlich Monsignor Gasparn, Mitglied des Staatssekretariats, der einer der besseren Kenner deutscher Verhältnisse im Vatikan ist, und Verdienste hat nm die freilich noch nicht beendigte Kodifikation des kanonischen Rechts, die Papst Pius mit besonderem Interesse betreibt, um sie als Monument seiner Regierung zu hinter lassen. Im Zusammenhänge mit der Ausfüllung der Vakanzen im Äar- dinalskollegium und auf den diplomatischen Posten steht auch die Ver wirklichung des päpstlichen Planes, aus ökonomischen und Persönlichen Gründen die Zahl der Kurienkongregationen zu verringern und deren Geschäftsbetrieb erheblich zu vereinfachen. — Tie Erregung im Vatikan über die antiklerikalen Ausschreitungen auf den Straßen italienischer Städte und vornehmlich Roms, unter denen kürzlich in Marino auch der Kardinal-Staatssekretär Merry del Val persönlich zu leiden gehabt hat, ist außer in einer sehr heftigen'und eine Spitze gegen die italienische Re gierung enthaltenden Rede Merrv del Vals nunmehr auch in der Maß nahme zum Ausdruck gekommen, daß die üblichen und in diesem Jahre wegen des fünfzigjährigen Prieskerjnbiläums des Papstes besonders eifrigen Pilgerzüge auch für den Oktober abgesagt worden find. Diese Maßnahme, die für den Vatikan selbst eine Preisgabe ansehnlicher Ein gänge für den Petersfffennig bedeutet, ist auch eine sehr empfindliche Lektion für die Bevölkerung Noms, insofern sie deren Geschäftsleute starker Einnabmeguellen beraubt. Und es ist eine sehr hübsche Jllustra» tion der Verhältnisse, daß sich an- di' n'ue päpstliche Maßnahme bin die Droschkenkutscher (!> von Rom, die erst kürzlich gegen die Einführung des Taxameters durch Streik protestiert haben, zu — Hütern der öffent lichen Ordnung umgebildct haben: sie haben — selbstverständlich unter gleichzeitiger Androhung ihres und der gleichfalls benachteiligten Ge schäftsleute Streik — der italienischen Regierung das Ersuchen über mittelt, für „eine strengere Achtung der Ansprüche der Bürger und Fremden auf Freiheit und Zivilisation zu achten und sich bei dem bl. Stuhl um die Zurückziehung seiner Entschließung zu bemühen." Diese hohe Politik der Droschkenkutscher ist ein nicht übles Kennzeichen des Charakters und Wertes der augenblicklichen antiklerikalen Agi tation in Italien. Wir fügen diesen Ausführungen unseres römischen Korrespondenten hinzu: Tie „Pol. ödvrr." meldet aus Rom, die Neubesetzung der päpst lichen Nuntiatur in München werde erst in einiger Zeit er folgen. Es sei jedoch sicher, daß der apostolische Delegat auf Kuba, A v e r s a, die Stelle übernimmt. Bisher wurde Aversa bekanntlich als in Kuba unabkömmlich bezeichnet. Zeitungsschcru. Wir haben schon von der Notiz der „National!. Korresp." Kenntnis gegeben, daß der in Kaiserslautern geiahte Beich'uß ter nattonal- liheralcu Ingen», die jungliberalen Veceine Bayerns und Badens seien bei ihrer Aufnahme in den Reichsoerband der nationalliberalen Jugcne- vereine nicht an die Altersgrenze von 40 Jahren für ihre Mitglieder gebunden, einen neuen Konflikt zwischen Alten und Jungen herauf beschworen habe, so daß „die geordneten Instanzen ver Pa rci bei nächster Gelegenheit dazu Stellung nehmen werden". Diese Bedenken scheinen berechtigt, wenn man die Stimme eines angeblichen „Führers der Juugliberalen" im „Berl. Tagebl." vernimmt, der sich dort folgender maßen hören läßt: Soviel ist Ilar, zurz-it ist die Aufrechterhaltung der Altersgrenze der Kern punkt der jnngliberalen Wwe^ung. Wird diese Schranke sollen gelassen, dann g bt es keinin stnbtwltincn Grund mehr, durch den sich de f>ungliiera en als einen Teil der NatiomUlib, roten bezeichnen, Leun dann ist dieses einzige soriuule Unterscheidungsmerkmal beseitigt, und die Tisscvnz leüedt in sa' lichen Gegen- iätzen. Tas hi ißt daun nichts anderes, als daß wir mit zwei ausgewachsenen 'Parteien, ien Nationalliberalen und den Jungliberalen, ,-u rechnen Halen. Und in der Tat drängen unverkennbar die verschiedenartigsten Teruenzen aus diesen Weg. Die lachljchen Unterschiede sind bereits zu park, als daß sich die alten AalionaUiberaten die>en iortwährend unangenehm beißenden Floh im Pelze siycn lassen können. Sie werden zwar alles versuchen, sich diese wert volle Stärkung ihrer Parteiorganisation, die ihren Wert gerade bei den Nei l: - lagSwaklen wieder aus das eklatanteste bewiesen hat, zn erhalten, indem ne Konzessionen an die radikaleren Forderungen der Jungliberalen machen. Ob las aber auf die Taner hinreichend ist. muh doch sehr bezweiiett werden. Die „National-Zeitung" beschränkt sich diesen Aeußerungcn gegenüber auf die Bemerkung „wir wären wirtlich gespannt, zu cr- sabren, welcher hervorragende Führer der Jungüberalen' diesen Artikel geschrieben hat, währenv Vie „Köln. Ztg." dazu folgende Ausfüh rung gibt: Wir verkennen nicht, daß den Vorstand de? ReichsverbandeZ der Jugend die Absicht geleitet bat, dec Nationalliberalen Partei kl 000 neue Mitglieder zu gewinnen, und wir sind überzeugt, daß er dabei bestrebt gewesen ist, das Inter, sse der Gesamte artet zu wahren. Aber wir haben uns nicht überzeugen tonnen, laß die ins Felo geführt! n „besonderen Verhältnisse" S.rd- deutschianLs für je?e Vereine ein zwingender Hinderungsgrund sind, ohne Rückhalt in der Gejawtpartei auszngeheu, wenn die Altersgrenz- als unter scheidendes Merlmal wegjällt. Gerade die „Kölnische Zeitung" hat stets auf der Leite der Jugend geüanlen, wenn es galt, den liberalen Grundgedanken in lnr Nationalliberalen Partei zn unteriireicheu und daß las möglich war, ohne d e programmaGche Grundlage der Partei zu verschieben, das Naben L e Vorgänge der letzten Jahre und die Parteitage in Hannover und Goslar bewie'en. Sind es aber programmatische Meinungsverschiedenheiten, welche die Süddeutschen hindern, sich irank und srei zum nationalliberalen Pro gramm zu bekennen, so tu sur sie lei» Platz in ter Nationalliberalen Pariei, es sei denn, daß diele sich in der Eelamiheit oder über wiegen L,n Mehrheit diesen südleulschen Meinungen anschlössc. So nur Wunen und müssen wir vorderhand diesen bedauerlichen neuen Zwiespalt in der Partei beurteilen, unbeschadet d<r Möglichkeit, laß lie in Wiesbaden zn erwartende Ausiprache uns eines andern belehren wird und vor allem irube'chadet der Hasst ang, daß diese Aussprache nicht den Spalt verliest,,, sondern die Brücke zwischen Alten und Jungen an' so feste Pseiler stell,» möchte, daß derartige Auseinandersetzungen in ter Zn- lunft ausgeschloffen sind. Dentschcs Reich. Leipzig, 12. September. * Heim Reichskanzler. Fürst Bülow empfing gestern in Nor derney den Belucb des sreikonfcrvativen Abg. Freiherru von Gamp. Ferner werden sich Staatssekretär von Betbmaun-Hollweg, Minister von Moltke und UnterstaatSsekrelär von Loebelk nach Norderney zum Kanzler begeben. Die>e Nachrichten verstärken die Vermutung, daß , cs sich um preußische politische Fragen handelt, mit denen sich Fürst i Bülow zurzeit vor allem beschäftigt, und zwar Wohl mit der Wahl- I rechts!rage. Feuilleton. Ein Mensch mit Genie ist unausstehlich, wenn er nicht min destens noch zweierlei dazu besitzt: Dankbarkeit und Reinlichkeit. Nietzsche. Der Inrxrliden-onr in j-aris. Von L. Gerhardt fLeipzig). Napoleons testamentarischer Wunsch, im Jnvalidendom beigesetzt zu werden, erfüllte sich erst zwanzig Jahre nach seinem Tode. Im Jahre 18kl wurden seine Gebeine nach Paris übergcführt und mit großem Ge- pränge in der auf Befehl Louis Philipps von Visconti hcrgestelltcn Gruft beigesetzt. Heute bildet der Jnvalidendom mit dem Grabe Napoleons eine Hauptsehenswürdigkeit von Paris, und Wohl keiner der scharenweise herbeiströmenden Fremden versäumt cs, ihn zu besuchen und einige Minuten an der Gruft zu verweilen. Schon die äußere Ansicht des interessanten Bauwerkes wirkt überaus reizvoll. Mag man von dem nahen Arc de Trivmphe oder von dem ferner gelegenen Pere-la-Chaise, oder von der Höhe des Montmartre herunterschanen auf das große Paris, immer ist es die goldglänzende Kuppel des Jnvalidendoms, die, das gewaltige Häusermeer überragend, die Blicke auf sich zieht. Und den Besuchern der letzten Pariser Weitaus- stellung wird gewiß der Anblick unvergeßlich bleiben, der sich von der neuen Brücke, dem Pont Alexandre HO, darbst. Vor sich hatte man die glitzernde, von Schiffen aller Art wimmelnde Seine, über welche sich in einem einzigen Bogen die schneeigweiße Brücke mit den kostbaren Bronzekandclabcrn spannte. Am linken Flußufer zog sich die formen- und farbenreiche „Straße der Rationen" ^n, im Hinter gründe stieg kühn der Eiffelturm in die Lüste, und am rechten Ufer er blickte man hinter den großen Gewächshäusern das malerische Gemäuer von „Alt-Paris" und tn der Ferne die Türme des Trocadero. Rechts von der Brücke befanden sich die heute noch stehenden prachtvollen Monu mentalbauten der beiden Kunftpoläfte, und drüben, jenseits der Seine, als Fortsetzung des Pont Alexandre, sah mau die weiße Straße der Ausstellungsgebäude auf der Esplanade des Invalides, an deren äußerstem Ende als wirkungsvoller Abschluß die vergoldete Kuppel des Jnvalidendoms -um Himmel ragte. Dies alles schuf ein Gesamtbild von geradezu berückender Schönheit. Aber, obwohl das unterhaltende, buot bewegte Bild der Ausstellung daS lebhafteste Interesse erweckte, immer wieder wandte sich der Blick — wie von einer magnetischen Gewalt angezogcn — von den prunkvollen, jedoch nur pumisorischeu Gipsbauten ab und den schlichten, grauen Mauern des Hotel des Invalides und der goldenen, im Sonnenlicht funkelnden Kuppel zu. Wenn man das stattliche Jnvalidenheim von dieser Seite, von der Esplanade des Invalides aus. betritt, kommt man zunächst in einen ge räumigen Hof, in dessen Mitte das prächtige Standbild des Prinzen Eugen Beauharnais fvon Dumont) in die Augen fällt. Die breite Fassade des dahinter liegenden Hauptgebäudes ziert im Giebel eine Neiterstatue Ludwigs XIV., und auf den beiden Seitenflügeln sind mächtige Bronzegruppen angebracht. Neben dem Portale sehen wir die Batterie Triomphale, eine Reihe erbeuteter, meist äußerst wertvoller Geschütze, denen noch heute zuweilen Gelegenheit geboten wird, den ehernen Mund aufzutun, besonders, wenn es gilt, wichtigen Ereignissen eine festliche Weihe zu verleihen. In zwangloser Weise bewegen sich in diesem gartcnähnlichen Vor hofe die Insassen des Invalidenhauses — kenntlich an den langen, dunkelblauen Röcken und den Tellermützen — und weisen mit zuvor kommender Liebenswürdigkeit die Fremden in dem großen Gebäude komplex zurecht. Durch kahle, peinlich sauber gehaltene Gänge betreten wir die von Arkaden umgebene Cour-d'honneur, auf welche von einer der oberen Galerien eine Statue Napoleons I. herabfchaut. Wir gelangen auf diesem Wege weiter zur Kirä>e Saint Louis des Invalides, dem eigent lichen Betraum der Invaliden. In dem daranstohenden Dome wird für gewöhnlich kein Gottesdienst zelebriert — er dient nur als Mauso leum für den großen Kaiser und seine Paladine. Die Kirche ist hell, geräumig, und ihr einziger Schmuck besteht in eroberten Kriegsfahncn, die von der Wölbung hernicherslattern und überall, auch an den Pfeilern, angebracht sind. Hinter dem Altar ist ein großes Bogenfenster, durch welches man das Innere des Mauso leums erblickt. Aber diese beiden eigentlich zusammenhängenden Räume sind durch keinen direkten Zugang verbunden: man muß abermals lange Gänge und große Höfe durchwandern, um zu dem Haupteingange an der Place Vauban zu gelangen. Hier, wo sternförmig mehrere breite Straßen zusommcnlauscn, herrscht ein nüchternes Vorskadttreibcn: man glaubt, nicht mehr in Paris zu sein. Wenigstens ist von dem lebhaften Menschengewoge und dem geradezu lebensgefährlichen Wagenverkehr der Boulevards hier gar nichts zu spüren. Auf diesem Platze steht der imposante, durch ein wunderbares Eben maß der Fassade sich auszeichnende, von Mansard d. I. schon vor dem Jahre 17k>0 vollendete Dom, den eine hohe, weithin leuchtende, vergoldete Kuppel krönt. Schade, daß der stimmungsvolle Eindruck, den dieses Bauwerk hervorbringt, durch eine neben dem Haupteingange ange brachte Bude mit zum Verkauf ausgelegtcn Andenken und allerhand Kleinkram beeinträchtigt wird. Aber noch störender wirkt in der Vor halle die laute Stimme des alten Invaliden, der die Besucher auf die „vastiairo" aufmerksam macht und eindringlich zum Ablegen der Schirme und Stöcke auffordert. Wir betreten das Mausoleum, einen großen, hohen Raum. Rechts und links befinden sich kleinere, mit übermäßigen: Prunk ausgestattete Kapellen: die Ruhestätten der Brüder des Kaisers, Josephe und Jeröme Bonaparte: au den Seitenwändcn sehen wir die einfachen Grab- mäler des Marschalls Turenne und des Festungsbaumeisters Vauban. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand steht der Hochaltar, zu dem einige Stufen emporfiihren. Vier mächtige, gewundene Säulen aus schwarzem Marmor mit reicher Goldverzierung tragen über einem einfachen, großen Kruzifix einen goldstrotzendcn Baldachin. Hinter demselben gewahrt man durch ein hohes, hellfarbiges Fenster die Trophäen und zersetzten Kriegsfahnen, die die Ausschmückung der daranstoßenden Jnvalidenkirche bilden. Der Fußboden ist mit schönem Marmorrnosaik bekleidet, und in dc: Mitte des in edlen Linien emporstrebendcn Kuppelraumcs befindet sich die eigenartige, offene, runde, von einer Marmorbaluftradc umgebene Gruft mit dem rotbraunen Granitsarkophag, der die Gebeine Napo leons I. birgt. Diese Krypta, 6 Meter tief und 11 Meter im Durch messer, ist vielleicht die großartigste Grabcrnlage, die jemals geschaffen worden. Der ungeheure, 4!4 Meter hohe und 1350 Zentner schwer« Granit block — ein Geschenk des Kaisers Nikolaus I. von Rußland — ist in schönen, einfachen Formen gehalten und steht auf einem ebenfalls mit Mosaik ausgelegten Unterbau, von besten ornamentaler Zeichnung sich ein dunkler Lorbeerkranz wirkungsvoll abhebt. Zwischen den Blättern desselben sind die Namen der bedeutendsten Schlachten cingegraben. Zwölf weibliche Koloffalfiguren aus weißem Marmor, mit tiefernstem Gcsicytsousdruck, Palmen und Lorbcerzweige in den gesenkten Händen haltend, stehen vor d«n Pfeilern, zwischen denen man an den Wänden Marmorreliets — Ruhmestaten des Verewigten darstellend — erblickt. Vor diesen Säulen sind Gruppen eroberter Kriegsfahnen aufgestellt, deren bunte, verblichene Farben in das weiße Skulpturenwerk eine wohl tuende Abwechslung bringen. Hinter dem Altar führen Stufen hinunter zur Gruft, an deren Eingänge zwei riesengroße Figuren — Militär- und Staatsgewalt — die Ehrenwache halten. Rechts und links von der schweren Bronzetür find die beiden intimsten Freunde Napoleons, Duroc und Bertrand, bestattet. Kein Name, keine Krone, nicht das geringste fürstliche Emblem ziert den Sarg, und dennoch empfindet man die souveräne Größe des darin Ruhenden. Man mag nun, mit welchen Gefühlen immer, ob als Freund oder als Feind, an diesem Sarkopbaac stehen, jeder objektiv Empfindende muß rückhaltlos zugeben, daß hier die sterbliche Hülle eines wirklich bedeutenden Mcuscheu ruht. — Und unwillkürlich erschauert man gleichzeitig vor der furchtbaren Majestät und allge waltigen Macht des Todes. Wenn man bedenkt, daß io diesem Granit block die vermoderten Ueberresle eines Mannes liegen, dessen Geist einst
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