Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070917019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907091701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907091701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-17
- Monat1907-09
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe v. BezugS-Pret» M »etp,i a >uU> vor»«» durch «t« Trtger und vp-dtteure in« Hau» -ebr-cht: «»»»ab« L t»ur uwraen») vteHelttchrllch 3 M-, inauaMch I vi., AuS-ab« R (morgen» uud abend«) viertel, jährlich 4.S0 M., monatlich 1.30 M. Durch dl« Poft bezvar» (2 mal ttgltch) innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vierteljtbrlich 5,25 M., mouatlich 1,75 M. autschl. Post, bestellgeld sLr Oesterreich v L « d, Ungarn ö L vierteljährlich. «bonnement-Snaahme: Luguftutplatz 8, bei unseren Dräger», Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne sltummer kostet 10 (Redaktion und Expedition: Johanniggasse 8. Lelevbon Alr. 14692, Nr. IE Nr. IE. lvrrltner «edakttou» Bureau: Berlin dI V. < Prinz Loui» Ferdinaud» äftrahe I. Delephon I, Nr. 9275. Nr. 258. MipMerTlUMM Handelszeitung. HwLsvratt des Nates und -es Nolizeiaintes -er Lta-t Leipzig. Anzeige« .Preis Mk Inserate au« Leipzig und Umgebung dm »gespaltene Petitzeile L Ps., finanzielle Anzeigen 3Ü Ps., ReNamrn 1 M.; »mi aulwärt« 30 Ps., Reklamen l.2l>M.; vom Autland 5« > Pi., finanz. Anzeigen 75 Ps., Reklamen l.Si M. Inserat« v. Bcbörden im amtlichen Teil 40 Pi. «ellagtgebubr 5 M. p. Tausend exkl. Post- gebühr. lAeichättilanzeigen an devorzugirr Llelle im Preis« erhSht. Rabatt nach Taris. Festertcilte Aufträge kännen nicht zurück- gezogen werden. Für do« Erscheinen an bestimmten Tagen »nd Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustti-platz 8 der sämtlickien Filialen u. allen Annoncrn- iizpedttionen des Zn- and «u «lande«. vaupt Filiale Berkin Tarl Dunck' Herzog!. Bahr. Hosbuch- handlung, Lützowstraste Ul. (Telephon VT. Nr. 4M3). Dienstag 17. September 1907. Iftl. Jahrgang. Da» Wichtigste votn Tag«. * Eine offiziöse Kundgebung erklärt die Bereitstellung von zwei Reserve-Kompagnien für Kamerun als eine bloß vorübergehende und jetzt bereits erledigte Maßregel. lS. Dtsch. Kolonien.) * Dem preußischen Mini st er des Königlichen Hauses von Wedel ist die nachgesuchte Entlastung gewährt worden. lS. Letzte Dep.) * Der 3. Generalversammlung des Konservativen Landes- Vereins am 27. September ist ein Vorstandsantrag vorgelegt: Einberufung eines Parteitages am Jahresschluß zur Abänderung des Programms und Beratung der W a h l f r a g c. lS. Dtschs. N.) * In der Lausitz ist ein Aus st and der Arbeiter in den Kohlenwerken ansgebrochen. lS. Dtschs. N.) * Die Belohnung für die Ergreifung der Frevler, die den Strausberger Eisenbahnunfall herbeigeführt haben, ist von 2000 Mark auf 5000 Mark erhöht worden. -Die nächste Friedenskonferenz dürfte 1914 stattfinden. lS. Sonderbericht.j Di- freisinnig- Volkspart-i. Zu den demokratischen Grundforderungen gehört die Ocffentlich- keit der Verhandlungen, bei denen nicht Gründe der staatlichen Sicher- heit oder der Moral dagegen sprechen. Der 7. allgemeine Parteitag der Freisinnigen Volkspartei, der vom Freitag dis Sonntag in Berlin abgchalten wurde, verhandelte unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Da wir die Partei weder für staotsgefährlich noch für unsittlich halten, sind wir nicht in der Lage, dies Verhalten zu erklären, zumal auch die der Ocssentlichkeit freundlich übermittelten Verhandlungsberichte keinerlei Anhalt für die Notwendigkeit oder Nützlichkeit der Klausur bieten. Wir konstatieren bei der Gelegenheit nur, ohne hier weitere Schlußfolgerungen daran zu knüpfen, daß die Verhandlungen des nationalliberalen Partei tages in voller Oesfentlichkeit stattfinden. Drei Verhandlungspunkte batten mehr als parteiliches Interesse: die Frage der liberalen Einigung, die Stellung der Partei zur Block politik und zur preußischen Wahlrechtsreform. Nach den Vorgängen der jüngsten reichsparlamentarischcn Kampagne, der Etablierung des liberalen Einiguugsausschustes, der Aufstellung des Frankfurter Mindestprogramms bot es einige Uebcrraschung, in welch kühler Weise der Einigunasgedanke behandelt wurde. Stellenweise war sogar io etwas wie persönliche Animosität zu bemerken. Insbesondere kam Nau mann, „der Offizier ohne Soldaten", „der in ewiger Wandlung Be- griffene", schlecht weg. Wir möchten sagen, über Gebühr schlecht. Denn das sollte man auch in den Reihen der Volksvartei anerkennen, daß die bewegende Kraft der Naumannschen Initiative an sich schon ein liberales Kapital darstellt. DaS Erbübel des deutschen Liberalismus, der Hang zur Sondertümelei, wirkt zur innigen Genugtuung aller Gegner weiter. Und mit besonderer Genugtuung wird man es in ihren Reihen ver nommen haben, daß auch heute noch den linksliberalen Gruppen „die Einheit des politischen Denkens und der volitischen Ziele fehlt", wie Anno 1884, als der Kronvrinz Friedrich den Liberalismus vergebens zur Einigung zu drängen suchte. Ach ja, es ist etwas Schönes um die Gc- wissenhaftigkeit und Uebcrzcugungstreue. Nur daß sie übertrieben wer den können. Daher das spöttische Wort von den qaerellcs cl allenrsack. Bei dieser Loge der Dinge muß man froh sein, daß nicht der ganze links liberale Block lder etwas hoch gegriffene Name stammt von Herrn Müller aus Meiningenj bei der Gelegenheit in die Brüche gegangen ist. Der liberale Einigungsausschuß soll in Zukunft auch als Schiedsgericht bei Streitigkeiten zwischen den linksliberalen Parteien funktionieren. Er wird zu tun bekommen. Es wurde auch vom anderen, größeren Block gesprochen, wie man sagen muß, in gesunder, realpolitischer Erkenntnis feiner Nützlichkeit und ohne Provokation der übrigen Blockpartner. Die Volksvartei will die Blockpolitik auch ierner mitmachen „zur Bekämpfung gemeinsamer Gegner" und unter „Wahrung ihrer grundsätzlichen Anschauungen". Da diese Prinzipien bei keiner Seite, so weit wir sehen können, gefährlich erscheinen, kann der Kanzler also auch in Zukunft auf die Volks partei rechnen. Es ist wichtig, daß die Partei es klug vermieden hat, sich ans bestimmte Bedingungen für ihr Verbleiben im Block festzulegen. Und von der Forderung des Reichstagswahlrechts für Preußen als Loaäitüo sine qna non war schon gar keine Rede. Es wurde sogar ausdrücklich, von Herrn Dr. Müller aus Sagan, konstatiert, daß „von einem Zu- sammenhange zwischen Wahlrechtsfrage und Blockpolitik an sich nicht ge sprochen werden könne". Das war mehr, als zu erwarten stand. Auch in der Behandlung der preußischen Wahlrechtsreform als An gelegenheit für sich trat eine bemerkenswerte Mäßigung hervor. Zwar wollte ein Herr Buschhaus-Hogen, wahrscheinlich pro mamorisni Eugen Richters, eventuell den Block zum Teufel gehen lasten, aber er blieb in ersprießlicher Einsamkeit. Dafür ließen die Herren Fischbeck und Müller-Sagan keinen Zweifel darüber, daß sie bei der Wahlreform mit sich reden lassen wollen, natürlich „ohne auch nur ein Stück des Pro gramms aufzugeben", waS ja auch niemand verlangt. Es fiel das harte Wort „Unsinn" zur Bezeichnung einer Politik, die alles oder nichts will. Um sich wenigstens etwas für die hierbei bekundete Mäßigung zu ent schädigen, wurde -um Schluß das Reichstagswahlrecht „nicht nur für Preußen, sondern für alle Bundesstaaten" gefordert. Im Prinzip der- steht sich, was die Sache weniger schrecklich macht. Das wär» daS Wesentliche von diesem Parteitage, wobei wir noch den Vorbehalt machen müssen, daß hoffentlich der für die Oeffentlichkeir bestimmte Bericht auch wirklich alleS Wesentliche enthält. Ueber die an gehängte ZirkuS Busch-Versammlung Ausführliches mitzuteilen, ist nicht nötig. ES war eine imposante Menge Volkes dort, wenn auch nicht die Fülle des BündlermeetingS erreicht wurde. Aber eS war die psychologiich leicht erklärliche Folge der vorherige» Abgeschlosseuheit, daß nunmehr der Volksversammlungscharaktcr forciert wurde. Unsere Pflicht ist erfüllt, wenn wir getreulich vermelden, daß die Stimmung begeistert, der Applaus donnernd und das Wetter miserabel waren. Wir wünschen der Partei gutes Gedeihen. Englisch- An-rkennrrirg für ö-rrtsch- Tüchtigk-it. Im allgemeinen hat sich die öffentliche Meinung in England Deutschlands angeblichen finsteren Plänen gegenüber beruhigt. Der weitaus größere Teil des englischen Volkes hat sich überzeugt, daß das deutsche Volk und seine Leiter mindestens eben so friedlich gesinnt sind, wie es selber. Wir haben allerdings ausgehört, uns irgend etwas bieten zu lassen oder zu dulden, daß andere Länder über den Anspruch Deutsch lands auf Gleichberechtigung zur Tagesordnung übergeben. Aber sobald man uns dies, was wir doch den anderen Völkern als ganz selbstverständ lich zugestehen, nicht versagt, wollen wir nichts als unsere friedliche Weitcrentwickelung. Dafür bürgt nicht allein die Natur unseres Volkes, sondern auch die Richtschnur, die der große Gründer des Deutschen Reiches unter Zustimmung des ersten deutschen Reichstag? unterer Politik gegeben hat. In der Thronrede, mit der am 21. März 1871 der Reichstag eröffnet wurde, wird der feste Entschluß der Negierung aus gesprochen, sich nicht in die Angelegenheiten fremder Völker zu mischen, sondern nur auf Erhaltung des Friedens Bedacht zu nehmen. „Der Geist, welcher in dem deutschen Volke lebt und seine Heereseinrichtungen bewahren Deutschland inmitten seiner Erfolge vor jeder Versuchung zum Mißbrauch «einer durch feine Einigung gewonnenen .Kraft. Die Achtung, welche Deutschland für seine eigene Unabhängigkeit in Anspruch nimmt, zollt es bereitwillig der Unabhängigkeit aller anderen Staaten und Völker, der schwachen wie der starken." — Der Reichstag antwortete darauf in gleichem Ton. Wenn das Zentrum nicht zustimnne, so war das lediglich, weil es wünschte, daß Deutschland den Kirchenstaat wieder herstellte, wozu sich natürlich niemals ein Reichstag oder eine Negierung gefunden hat oder finden wird. Niemals ist gegen diese Richtschnur verstoßen worden. Zahllose Male hat man das Schreckbild an die Wand gemalt, daß Deutschland seine große Kraft mißbrauchen werde. Man hat uns dahin verleumdet, daß wir Holland erobern, daß wir in Rußland die Revolution unter drücken wollten. Alles das ist eitel Wiod gewesen. Niemals hat Deutsch land einen Schritt getan, der znm Wafscngang hätte führen können. Unsere starke Rüstung ist in Wahrheit eine Fricdcnsbürgschaft gewesen. Auch in überseeischen Ländern sind wir niemals erobernd aufgetreten. Wir haben außer Kiautichau, das uns friedlich verpachtet wurde, nur herrenloses Gur genommen. Allein der eine, jetzt in kleiner Minderheit befindliche Flügel des englischen Publikums kann sich gar nicht darein finden, daß unser Vater land wieder zu großer Macht gelangt ist. Nachdem die Sorge vor Ruß land und Frankreich in den Hintergrund gedrängt ist, leben gewisse britische Angstpolitiker davon, Deutschlands Kriegsbereit schaft als gefährlich für England hinzustellen. Das Ge- speiist einer Landung deutscher Truppen in England will gar nicht weichen. Aus diesem Gefühl geht auch der Artikel der „Times" vom 10. September hervor. England, so führt das Cityblatt aus, habe in seiner ganzen langen Geschichte noch nie einen jo gefährlichen Rivalen gehabt wie Deutschland. Dieses besäße zum Unterschied von Spanien zu Philipps, von Frankreich zu Ludwigs UV. und Napoleons Zeiten Armeen, Schisse und Häfen zugleich: es sei für Unternehmungen zur See begeistert und könne sich vor allem und mit größerem Rechte als alle anderen rühmen, einen Unternehmungsgeist, eine Opserwilligkeit, eine Zähigkeit und Kenntnisse in der Kriegskunst zu besitzen, die unüber troffen seien. Es ist ein schönes, schmeichelhaftes Bild, das da ein rastloser Gegner von uns entwirft. Es wäre traurig, wenn er von allem das Gegenteil an uns zu „rühmen" hätte. Das Kompliment schließt ausdrücklich die deutsche Kriegsflotte ein. Es kann uns stolz machen, daß die Vertreter der ersten Seemacht der Welt io urteilen, einer Macht, deren Flotte dreimal so stark ist, wie die unsrige. Die französische Marine, die doch die unsrige übertrifft nnd namentlich eine ganze Flottille von Unterseebooten hat, von denen wir nur ein einziges zu Versuchszwecken besitzen, flößt den Engländern keine Sorge ein; auch nicht die amerikanische, die schon größer ist als die deutsche und mit Riesenschritten vorwärts eilt. Den Franzosen traut man keine rechte Seemannschaft zu, die Amerikaner haben innerhalb ihrer Flotte mit zwei Feinden zu schassen, der Korruption, die schlechte Panzerplatten, Ge- schütze und Granaten für gute liefert, und der Abneigung der Amerikaner gegen den Flottendienst, die es nötig macht, sich mit Negern und Aus ländern zu begnügen, welch letztere aus persönlichen Gründen nicht die besten Elemente sind, jedenfalls aber eine buntscheckige Menge ohne nationalen Zusammenhang bilden. Bei den Deutschen letzt man tadelloses Material, ein hochge bildetes Offizierkorps. Mannschaften von erlesener Tüchtigkeit und Tapferkeit, bei allen die größte Hingebung für das Vaterland voraus. Das halten wir für richtig. Und wenn dadurch die Engländer veranlaßt werben, sich vor einer Kränkung deutscher Rechte noch mehr als sonst zu hüten, so kann uns das recht sein. Uebrigcns: können sich die Engländer denn nicht ebenfalls auf das Material wie ans das Personal ihrer Flotte verkästen? Wir bezweifeln das nicht. Aber wenn sie das können, warum sorgen sie sich so vor deutscher Kraft? Ihre Kriegsflotte ist doch dreimal so stark wie die unsrige. Und sie sind entschlossen und auch imstande, diesen Unterschied aufrecht zu erhalten. Unsere Seehäfen, unsere Han- delsflotte haben sich «ehr gut herausgemacht. Sie bilden den Nährboden für die Kriegsmarine, von der sie ja auch in erster Linie den Vorteil deS Schutzes haben. Wetteifern können sie mit allem Briti- schen im einzelnen, aber nicht als Gesamtheit mit der britischen Gesamtheit, denn Deutschland ist doch zur Hauptsache als kontinentales Land eingebet'et zwischen andere Landmächte, während England seinen ganzen auswärtigen Handel auf dem Seewege vollziehen muß. riesige blühende Kolonien hat und auf allen Weltmärkten der Zuerstgekommene gewesen ist. Wenn man das unausrottbare Mißtrauen sieht, das in England gegen uns gehegt wird, und das von dort aus nach möglichst vielen an deren Ländern verbreitet wird, so könnte man am Ende zweifeln, ob es im nationalen Interesse ratsam gewesen ist, so demonstrativ die deutsche Faust zu zeigen, wie oft geschehen. Es sind dadurch vielleicht die englischen Rüstungen befördert worden, welche nnn wieder eine Beschleunigung der deutschen Seerüstung bewirken. Ein Keil treibt den andern. Aber wenn einmal das Mißtrauen gegen uns unausrottbar ist, so wüsten wir umiomehr alle Sorgfalt darauf verwenden, daß unsere Stärke mit Recht gefürchtet wird. Daß w,r auch fürderhin keinen Mißbrauch mit ihr treiben werden, das wird die Erfahrung lehren. Die Seele des deutschen Volkes bleibt io friedfertig wie zuvor, so daß andere sich ein Beispiel daran nehmen könnten. Im Laufe die'es Sommers ist übrigens die Auffassung beständig anerkennender für uns geworden. Das gilt nicht nur von den Franzoien, die sich jetzt für Deutschlands kühles Verhalten in der Marokkofrage zu bedanken haben, sondern auch von den Engländern. Die „Times" sind nicht gleichbedeu tend mit der öffentlichen Meinung Englands. Im Gegenteil, durch ihre unaufhörliche«, niemals sich als berechtigt erweisenden Warnungsruse sind sie etwas diskreditiert. Die Ueberzeugung von der friedlichen Natur der deutschen Macht ist in der jetzt in der Mehrheil befindlichen liberalen Partei allgemein nnd bei ihren Gegnern auch gut vertreten. Deutsches Reich. cipzig, 17. September. * Dennoch Unstimmigkeiten? Tie Verleihung neuer Fahnen an Truppenteile des VII. und X. Armeekorps sollte, nach der „Mil.-pol. Korrespondenz", zu Unstimmigkeiten zwischen dem Berliner Hofe und einigen nordwestdcutschcn Fürstcnbösen Veranlassung gegeben haben. Tie'e, wie die „Mil.-pol. Korrespondenz" wiederholt, auf durchaus zu verlässiger, allcrdigs nicht Berliner Quelle beruhende Meldung ist von anderer Seite als „völlig unzutreffend" bezeichnet worden. Es sei „wie stets, auch in diesem Falle, genau nach dem Herkommen verfahren worden". Dieser Berichtigung gegenüber erscheint, io schreibt erneut setzt die „Mil.-pol. Korresp.", zum mindesten ausfällig, daß, allem Herkommen zuwider, die meisten Konlingentsherren, deren Truppen, mit neuen oder den alten Feldzeichen, am Kaiser in a n ö v c r teilgenommen haben, den drei Uebungstagen zwischen Höxter und Warburg ferngeblieben sind. inp. General von Hoiningen gen. Huenc. Tic Ernennung des bis herigen Kommandeurs der 30. Division in Straßburg i. E., General leutnants Freiherrn von Hoiningen gen. Huene, zum Kom mandierenden General des XIV. Armeekorps hat in militärischen Kreisen nicht überrascht. Der neue Kommandierende in Karlsruhe ist Katholik, ein Bruder des verstorbenen Neichstagsabgeordneten und Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses, und hat als Chef des Stabes beim XVI. Armeekorps, unter dem Gencralfeldmarschall Grafen von Haeseler, als Regimentskommandeur lder hessischen Leibgarde-In fanterie! in Darmstadt und als württcmbergischer Brigade-Kommandeur (in Ulm) bei den Süddeutschen viel Sympathien. Zudem gilt der General als ein hervorragender Kenner der Grenzverhältnisse und ist immer als der gegebene Führer eines der westlichen Korps be zeichnet worden. Von 1888 bis 1891 war der neue kommandierende General Militarattacbä in Paris. -s- Konservative Landcsvcreine. Tie ordentliche Generalversamm lung findet am 27. September mittags 12 Uhr in Dresden statt. Den einleitenden Vortrag bat Herr Geh. Hosrat Opitz übernommen. Der engere Vorstand des Landcsvereins hat zu den vom Dresdner Verein gestellten Anträgen einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: Für Ende dicfes Jahres ist ein Tclegiertentag des Hauptvereins der Deutsch-Kon servativen in Aussicht genommen, auf welchem auch über eine eventuelle Ergänzung des Programms vom 8. Dez. 1892 beraten werden soll. Ter konservative Landesvercin im Königreich Sachsen wolle deshalb be schließen: ohne mit der Fassung der von dem Dresdner konservativen Verein in der Sitzung vom 5. April zur Erläuterung des konservativen Programms beschlossenen Vorschläge sich zu identifizieren, diese Vor schläge dem Hauptverein der Deutsch-Konservativen einzureichen und den Inhalt durch die Abgeordneten des Landcsvereins auf dem Dcle- giertentagc vertreten zu lassen. Ferner soll eine Aussprache und Stellungnahme zur W a h l r e ch t s r e f o r m stattfindcn. Als Bericht erstatter sind bestellt Oberbürgermeister Beutler und Geh. Hofrat L v i h. Ter engere Vorstand bat am 12. September beschlossen, der Oieneralversammlung folgende Resolution zu empfehlen: „Die Ver sammlung des Konservativen Landesvereins spricht die Erwartung aus, daß ihre dem Landtage angebörenden Parteifreunde im Einvernehmen mit der König!. Staatsregierung in der bevorstehenden Landtagssession die Wahlrechtsreform zustande bringen Helsen, und ersucht sie daher, in eine wohlwollende Beurteilung der Regierungsvorlage über die Wahl rechtsreform einzutreten und dahin zu wirken, daß ein namentlich auch den Mittelstand und die minderbemittelten Klassen befriedigendes Wahl gesetz verabschiedet wird, ein Gesetz, das, teilweise auf Verhältniswahlen und einem mäßigen Pluralwablrccht beruhend, eine sichere Gewähr für eine vaterländisch gesinnte Mehrheit der Volksvertretung bietet." Auch soll eine Aussprache über andere Aufgaben des nächsten Landtags er folgen. * Wciftbischm Anv» zcjew c; ch. Der auf einer FirmungSrei'e in Zabartowo in Westprcufeu so plötzlich verstorbene Weibbiichof Dr Andrzejewicz ist vor seiner Wahl zum Weibbischof Regens des dortigen Priestericminars gewesen. Er war der höchste geistliche Würden träger der Gneseuer Diözese und bekleidete zugleich das Amt eines Dom herrn. Uebergeortnel war ibm zur Zeil ter herrschenden Sedisvakanz der Diözesanatmmi lrator Prälat DorszcwSly. In der Posener TiiKcse dagegen vereinigt Weibbischof Dr. Litewsli mit der höchsten geistl ckcn Würde die höchste administrassve Gewalt in iciner Person. Da ter Tot Andrrejewicz'S in einem „unpaarigen" Monat einietreten ist, io stebl da? BesetzungSreckt der vakant gewordenen Domherrnstesse bereits taS dritte Mal dem Staate zu. * Tas Lchicksal Ser MäSckcnsckiilreform in Preußen siebt nach einer offiziösen Auslassung ter „Köln. Ztg." günstig. Im einzelnen wird in dem Artikel gesagt: An den Umstand, daß dem Resorinrealgymnasium der Charlottenburger Auguste - Viktoria - Schule kürzlich vom KuliuS» Ministerium das Reckt, selbständig die Abiturientcnprüfung vor;unehmsn, verweigert Worten ist, bat man allgemeine Befürchtungen über das Schicksal der Mädckenschutresorm geknüpft. Die frag liche Charlottenburger Märchen'chule ist rie erste städti'ckc Anstalt in Preußen, die Mäocken bi« rum Abiturinin herangebiltet bat. Für derartige Ansta'ten sicht die dem StaatSnlinisterium vorlieaenre Mädchensckulreform daS Recht der selbstandiaen Abiiurientenentlasfuiig vor, und es rst auck keineswegs anrunchm.n, daß in tiefem Punkie die bisher beabsichtigte Reiorm eine Aenderung erleiden wrd. Derartige städtische Mädchenschulen sind aber bisher noch nicht tnrch generelle Bestimmungen als höhere Lehranstalten an erkannt; sie haben daher das Reckt der Abiturientenentlassung bisher nicht. In dein vorliegenden Falle hätte eine interimistiscke Einzel entscheidung getroffen werden müssen, durch die cis taeto, wenn auch nicht cle jurc> die Möglichkeit der Abiturienteaenttassuog gegeben werten konnte. Dadurch wäre aber der Mävchenschulre onn in we tem Maße vorgegriffen worden. Zu einer generellen, dem Reckte ter Abiturienten-Entlassung günstige» Entscheidung wäre
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite