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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070918012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907091801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-18
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Morgen-Ausgabe 8. BezugS-Prei» ifir Leipchtg luid 8»r»rte dZtt-H UWßex, TrS-«r «nb Sprditrurr m« Halt ««bracht: «»»gäbe ä (mnr «»r-r»,) »terirtithrltch 3 M, monalü» 1 RR., LuSgalx I» (morgrnt und abend«) viertel jährlich 4.S0 M., monatlich 1L0 M. Durch di« V« b«»»-e» <2 mal täzlüb) innerhalb Dentlchtand« und der deutlchen Kolonie» «tertrljLbrlich °>,25 M., monatlich 1,7b M aullchl. Pvft- bestellgcld iür Oesterreich v K Sv b, Ungarn ö vierteljährlich. Abonnement-Annahme: Auguftu.vlatz 8, bei unsere» Trägern, Filialen. Spediteur«» und Lunahmrstellen, sowie Postäurtern und Briefträger». Die einzelne slt»mmer lostet 18 Pfg. Sicdattio» »»d lkrvedtll»»' Johaouirgasse 8.. Delevbo» «r. I4SV2, Nr. 14SSV, Kr. 1«S«. Klp)MrTWMM Handelszeitung. verliorr «edakttou« fiv»r«r»: Berlin KV. 7 Prinz Looi« Ferdinand. Straße 1. Telephon l, Nr S272. Ämtsvtatt des Rates und des Rolrzeiamtes -er Ltadt Leipzig. Lvzrigru-PreiS Mr Achrralr «M Leivaia »nd Umgebung dir Saetvaltene Petit^U« L> PI., finanzielle Anzeigen SV Pt., NeNamen l M.; von autwLr« SV Pf., «eklamen 1.20 M. vom Lu« land bi'DI., stnanz. Anzeige» 75 Ps.. Reklamen l.LO M. gufriuleu. BehLrde» imaiEchevTejl4VP> Beilagegebädr S Pl. p. Tausend exN. Post, gebühr, »eichäit«»»,eigen an bevor,ugicr Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Feverteilte Austräge können nicht zurück- äezvgen werden. Kür da« Srschetnen an oestuulutrn Tage» »od Plätze» wird lau« Garantie übernommen. Atqeige».Annahme: Augusta-Platz 8. bei sämtlichen Filiale» u. ackci, Annoncen. Ltpedittoaen de« Ju- m>o An «tun do«. ^a»pr Filiale Berlin Dari Lunik- , Herzogs. Bahr. Host-mH. handlang, Lützoivstrafie 10. cLelephou VI. «r. 4Sl<3). Nr. 258. Mittwoch 18. September 1907. Zal'Mnq Da» Wichtigst« von» Tag«. * Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht eine offiziöse Aus lassung über die Ausführung des Knappschafts-Gesetzes. lS. Dischs. R.) * Die schleswigsche Regierung hat den Brems-Er laß des Ministers a. D. Studt durchbrochen. lS. Dtschs. R.j * Die Wiener „Nene Freie Presse" meldet: Da eine Einigung über die Erhöhung der ungarischen Quote an der seitens Ungarns erhobenen Forderung der Kompensation gescheitert ist. tritt in den Ausgleichsverhandlungen eine Unterbrechung ein. Ti« Unterhandlungen werden in kurzer Zeit in Pest wieder auf genommen. lS. Ausl.) * Die General st aalen sind gestern, wie aus dem Haag ge meldet wird, unt einer Thronrede eröffnet worden. (S. Ausl.) * An Bord des japanischen Panzerschiffes „Kashima" explodierte in der Nähe von Kurn eine zwölfzöllige Granate, wodurch 40 Leute von der Besatzung des Schiffes getötet bezw. verletzt wurden. sS. Ausl. u. Letzte Dep.) * Vor dem Schöffengericht in Köln hat gestern der De- leidigungsprozcß begonnen, den der Oberlandesgerichtsrat Roer en gegen den vormaligen Bezirksleiter in Togo und Bezirks amtmann in Kamerun, Gerichtsassessor Schmidt, angestrengt hat. lS. Gerichtssaaftj Der Grevtanz -er konservativen. In ihrem Eifer, die Massen der Abtrünnigen zurückznhaltcn, voll- führen die Konservativen einen wahre« politischen Eiertanz. Tie Partei leitung will offenbar in aller Geschwindigkeit das wieder gut macyen, n>as während der Amtszeit des Herrn Gravelius im Vorstande des Landesvereins und während der Abwesenheit des Herrn Dr. Mehnert verfahren ist, und nun bemüyt sie sich, allen gerecht zu werocn, es allen recht zu machen. Nun hat aber die Erfahrung gelehrt, daß die Rechte immer unzufrieden ist, Venn der Kurs nach links geht, und dre Linke, wenn er noch rechts geht, während der Mittelweg keinen von beiden befriedigt. Man muß es daher abwarten, ob die sächsischen Kon servativen hierin eine Ausnahme bilden werden. Das .Vaterland" hatte bekanntlich in dem von uns ausführlich be sprochenen Artikel „Zur Lage" die Vorschläge des Herrn Oberbürger meister Beutler als Anregungen bezeichnet, — „n u r Anregungen!" Diesem Artikel zollt beute die .Deutsche Tageszeitung", dieselbe Tages zeitung, die vor Monaten die „Anregungen" auf das bitterste bekämpfte, hohes Lob, in der Ueberzeugnng, daß er alles ins reine gebracht hat, und ixrß die Regierung nun auf keinen Fall mehr ohne die Konservativen regieren könne. Was wird aber Herr Oertel sagen, wenn er die Ein ladung zur Generalversammlung des konservativen Landcsvcreins liest, auf deren Tagesordnung der Antrag des Vorstandes steht: „ohne mit der Fassung der von dem Dresdner konservativen Verein in der Sitzung vom 5. April zur Erläuterung des konservativen Programms be schlossenen Vorschläge sich z» identifizieren, diese Vorschläge dem Haupt verein der Deutsch-Konservativen einzureichen und den Inhalt durch die Abgeordneten des Landesvereins auf dem Delegiertentage vertreten zu lassen." Allerdings ist der Antrag deS Vorstandes in der Sitzung am 3. Juli zustande gekommen. Aber wenn der neue Parteivorstand die Einladung mit seinem Namen zeichnet, nachdem alle namhaften Konservativen wiederholt versichert haben, daß alles in Ruhe und Frieden verlaufen, daß die Generalversammlung eine „imposante Kundgebung der Einig keit" werden würde, dann muß man schon annehmen, daß sie gewissen Grund dafür haben. Gründe, die ein gewöhnlicher Sterblicher, der dem Brodeln im Hexenkessel eine Weile zugeschaut hat, nicht so ohne weiteres würdigen kann, um so weniger, wenn er sehen muß, daß den einleiten- den Vortrag Herr Geheimer Hofrat Opitz übernommen hat! — Herr Opitz, der im Avril noch auf die „Deutsche Tageszeitung" schwor und erklärte, den „Vorgängen auf der Dresdner Versammlung völlig fern zu sieben", begründet die Annahme der Beutlerschen Vorschläge zur Re form des konservativen Parteiprogramms? O nein, zur Erläute - '-ung des Programms nur. Das ist unverbindlicher, es findet die Ge- nc-nniguug des „Vaterlandes" und schließlich auch des Herru Dr. Oertel. TaS genügt «ich den Revisionisten, nacyvem die Wählerschaft in Dresden gezeigt hat, daß sie von dem Revisionismus nichts hält, — nachdem Herr Behrens politisch tot und Herr Gravelius „wegen Neberlastuug" von seinem Posten zurückgetreten ist. Aber noch ein anderer wichtiger Punkt steht auf der Tagesordnung der Generalversammlung der Konservativen: die Aussprache und Stellungnahme zur Wahlrechtsreform. Und hier wird der Rückzug vollendet, den man im „Vaterland" be reits angetreten hatte. Wenn der erwähnte Artikel im „Vaterland" noch davon sprach, daß die Konservativen nötigenfalls eigene Vorschläge znr Wahlreform machen, daß sie ihren Vertretern in der Zweiten Kammer Direktiven für die Ausarbeitung eurer eigenen Vorlage mitgebe» sollten, wenn man sich auch in einigen konservativen Kreisen noch dunkel erinnert, daß vor wenigen Wochen ein« Nachricht durch die Presse ging, die konservative Fraktion habe einen Gegenvor schlag — er war allerdings auch danach — so schweigen jetzt alle Flöten, denn der Vorstand hat am 12. September, am Tage der Wahl der 2. Ab teilung, als man schon sah, daß nichts mehr z» retten war, einstimmig beschlossen, der Generalversammlung folgende Resolution zu empfehlen: „Die Versammlung des Konservative» Landesvereins spricht die Er- Wartung auS» daß ihre dem Landtage angehörenden Parteifreunde im Einvernehmen mit der Königlichen StaatSregierung in der bevorstehen den LandtagSsesfion di« Wahlrechtsreform zustande bringen helfen, und ersucht sie daher, in eine wohlwolleiche Beurteilung der Regierungs vorlage über die WcchlrechtSreform einzutreten und dahin zu wirken, daß ein namentlich auch den Mittelstand uud die minderbemittelten Klassen befriedigendes Wahlgesetz verabschiedet wird, ein Gesetz, daS teilweise auf Verhältniswahlen und einem mäßigen Pluralwahl recht beruhend, eine sichere Gewähr für eine vaterländisch gesinnte Mehr heit der Volksvertretung bietet." Die Resolution verpflichtet allerdings zu weiter nichts, als zu der sattsam bekannt« »toohlwolleudeu Prüfung", einer Leistung, die die Nationalliberalen ihnen schon vorgemocht haben, und wie die Konser vativen sich ein Wahlrecht denken, das eine „vaterländisch gesinnte Mehr heit" garantiert, weiß man ja zur Genüge. Immerhin bleibt es be merkenswert, daß der Gcgenvorschlao der konservativen Fraktion, mit dem schönen erhöhten Zensus, der Beibehaltung des Unterschiedes zwi schen städtischen und ländlichen Wahlkreisen usw., so ganz lautlos in der Versenkung verlchwinden soll. Und d'eie neue Resolution wird der Ver sammlung empfohlen werden von den Herren Beutler und Opitz! Wenn nicht alle Nollen ganz vorzüglich einstudiert find und alles auf das genaueste klappt, kann man auf dieser Versammlung etwas erleben. Icrpcrn rrnd sVon unserem Londoner ^.-Korrespondenten.) Sir Edward Grey fischte in Schottland Forellen. Er ist nun einmal ein früherer Ehampion-Fischer und ein klassischer Fischereischriststellcr. Aber Sir Eharles Hardinge war ja ans Marienbad und Wilhclms- höde zurückgekehrt, mit dem König Edward auf der Victoria Station jubelnd empfangen, von einer Bevölkerung, die ganz von der Glorie des ksaoo-Äaking berauscht tst. Darauf, daß Sir Charles Hardinge da war, kam es ober an. Er macht eigentlich die gegenwärtige Auslands politik Englands Sir Charles ließ also den Telegraphen mft außer ordentlicher Promptheit spielen. Dasselbe tat sein alter Freund in Tokio, der frühere Londoner Gesandte des Mikado, Viscount oder nunmehr Gras Hayatbi, der Mitstifter des angio-japanischen Bündnisses. Von beiden weiten kam man überein, daß die Vancouver-Affäre der Wärme der Beziehungen keinen Eintrag tun dürfe. Daraufhin baden dann n Tokio die offiziellen Organe ebenso stark abgewiegelt, als sie in dem San Francisco-Konflikt hetzten. In London war die Verlegenheit aller Sprachrohre von Downing Street so groß gewesen, daß sie ihnen die Sprache völlig verschlug. Hatte man bisher Tag kür Tag Oel in das schlummernde Feuer japanischer Empörung über „Roosevelts Untreue" im pazifischen Zwist zu gießen ver sucht, so bemerkte man mit tiefem Erschrecken, daß man die gelbe, für imaginär erklärte Gefahr ante portas hatte, daß mit der wichtigsten Kolonie ein höchst peinlicher oontrotonapa bcvorsteke, und daß durch ein Blitzlicht die Fadenscheinigkeit des Bündnisses, auf dem die ganze neue Weltpolitik Englands beruht, vor einem interessiert zuschanend.m inrer- nationalen Publikum exponiert wurde Um so glücklicher wa^ man nach dem fabelhaft prompten Tepeschenwcchsel, dem Manne in der Straße ver sichern zu können, der M>anisch-kanadische Konflikt lei beigelegt. Die Hast kennzeichnet die Größe der Gefahr. Gleichzeitig begann man mit der Legcndcnbildnng. die britssclj« Fehltritte stets verschleiert, und mir der, speziell bei den Lories noch so beliebten arroganten Natserlessring an di! Kolonie, die von teher gerade in Kanada die ihres Wertes wohl bewußten Kolonialen besonders zu erzürnen pflegt. Tie Konservativen lernen eben auch in England selten etwas zu. , In der Union hat man die Behauptung der „Times" und deS „Telegraph", daß amerikanische Agitatoren den Mob in Victoria unv Seattle in Bewegung gesetzt hätten, einfach ansgelacht. In der Union weiß man schon länger, daß die gelbe Frage eine Lebensfrage für das pazifische Amerika ist, von demselben Range wie die Frage, ob Germanen oder Romanen oder Slawen herrschen sollen, es für Europa war und ist. Daß jene Frage in dem reichen, schwach bevölkerten Kanada noch ganz andere Proportionen annimmt als in Kalifornien, liegt auf der Hand: ebenso daß sie für jeden einzelnen Siedler des verkehrstechnisch eben erst zur Erschließung gelangenden kanadischen Westens eine in sein persönliche^ Leben eingreifende, ihn erbitternde Bedeutung besitzt. !o daß cs der Agitatoren nicht bedarf. Man sieht es in der Union offenbar auch ganz gern, daß die Kanadier einmal an einer vitalen Frage, ,a ge radezu als Vorkämvser des amerikanischen Kontinents erleben, wie sie iu ihren ursprünglichsten ethnischen Interessen mit dem übrigen Amerika an einem Strange zu ziehen haben, während das Mutterland um tem porärer politischer Deyuemlicbkeiten willen diese Interessen ihrer wich tigsten Kolonie ohne deren Befragung, sozusagen mit bezahlter Rückant- wort nach Tokio, opfert. Man hat in der Union das Neufundländer Fischereiprovisorium als einen diplomatischen Erfolg ersten Ranges ge feiert. Mit Recht. Er wirkt im Norden des Kontinents besser Pau- amerikanisch, als die gegenwärtigen Washingtoner Konferenzen es im Süden vermögen. Einen noch viel großartigeren Dienst aber bat der Wachingtoner Divlomatie der Zwischenfall in Vancouver und seine Be- Handlung in London geleistet. Welches Kompromiß auch immer für den Augenblick die peinlichen Empfindungen zu besänftigen versucht, diese Erfahrung muß lange nachwirken. Sir Wilfrid Laurier hat vor 10 Jahren erklärt: „Wenn wir nicht näher zvsammenkommen, müssen wir unfehlbar auscinandertreiben." Daß Kanadas äußere Handelspolitik und innere Wirtschaftspolitik im Bedarfsfälle von dem engeren wirtschaftlichen Anschluß an Groß- britannien wegtreiben kann, hat gerade Laurier durch den „intsrmockints l'arik" gesorgt, auf dessen Planken Kanada im Augenblick nach zehn jährigem Zerwürfnis in ein besseres handelspolitisches Verhältnis zu Deutschland und außerdem zu Frankreich hineinsegelt. Seit 2>4 Jahren hat Kanada unter Lanriers Leitung begonnen, seine Einwanderungs politik in einem nativistiscben Sinne zu regeln, das heißt im Interesse des weißen kanadischen Mannes europäischer Abstammung. Als eine britische Demokratie schickte sich Kanada an, dem farbigen, insbesondere dem gelben Manne den Platz in einer untergeordneten Ardeiterkaste ohne volle Bürgerrechte anzuweisen oder kem für Kanadas Sozialpolitik und für alle britische Arbeiterpolitik mehr und mehr vorbildlich werden- der. Australien zu soloen und den farbigen Mann ganz und gar auszu schließen. Seit dem Jabre 1894 hatte Kanada den Beitritt zu dem eng lisch-japanischen Handelsvertrag offen gestanden. Aber der Bismarck der Dominion hott« den Juli 1896, den letzten BcitriNstermin für Kanada, ungenützt verstreichen lassen. Jndustriepolitssche, sozialpolitische, aber auch Rassenbedenken batten Laurier veranlaßt, stch diese Ebance entgehen zu lassen, eine Chance für den Getreide- und Mehlerport des kanadischen Farmers und den Schienen-und Stahlwarenexport Nordamerikas über di« Canadian Pacific via Puget Sound. Bis zum Jahre 1906 blieb der kanadische Premier fest. Dann aber brachte er Erwägungen der hohen Reichspoftti?, das Opfer seiner Einsicht in Kanadas Svezialverhältnissc. Bei der Erneuerung des anglo-japanischen Bündnisses vor dem Frieden zu Portsmouth batte die Erzielung der vollen Gleichbereckstigung japanischer Untertanen in allen britischen Besitzungen eines der für den Ehrgeiz der nenen Zivilisationsmacht wichtigsten Momente d«S diplo matischen cko nt cke-, abgegeben. Für Kanada, das sich lange genug ge- sträubt hatte, vermittelte das Kabinett von St. James ein Kompromiß in der Form, daß der Kolonie der Beitritt zu dem anglossapaniscben Handelsvertrag, in dem die Gleichberechtigung der Japaner vorgesehen ist, nachträglich bewilligt wurde. Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß sowohl von sapansscher wie englischer Seite Sir Wissrid Laurrer Zu sicherungen gegeben wurden, daß die japanische Einwanderung sich in ganz unbedeutendem Umfange halten werde. Mit dieser Versicherung weniastens beschwichtigte der Minister die Kritik seiner Landsleute an dem Vertrag. Sofort nach dellen Inkrafttreten am 1. Juli 1906 begann ober die japanische Einwanderung in ganzen Schiffsladungen. Sir Wilftid erhob sofort Vorstellungen in Lonoon und auch durch deren Ein- wauderungskommission bei der fapanischen Regierung. Die Verband- luogen sind aber nicht vom Fleck gerückt. Downing Street, daS Japan ohnehin für den praktisch absoluten Ausschluß seiner Zuckerardeiter von der Einwanderung nach Australien in irgend einer Form zu entschädig » hat, machte neuerdings den Vorschlag, daß sowohl Japan als Kanada uno Australien ihre Einwanderung gegenseitig aui bestimmte Ziffern be schränken sollen. Dieser „Ausgleich" würde wenigstens dem Prestige Japans, wenn anch nicht seinen wirtschaftlichen Absichten Rechnung tragen, England aber seinen Kolonien gegenüber entlasten. Man glanbr auch in Whitehall, daß Japan zurzeit diese Brücke betreten wird. Oder man sucht das wenigstens die iftftntliche Meinung in Kanada und Australien glauben zu machen, um ihr Zeit zur Beruhigung zu geben. In japanischen diplomatischen Krcstcn hingegen macht man kein Hehl von den Schwierigkeiten, die einer solchen Lösung entgegenstehen. Mau könnte der Union dasselbe Zugeständnis nicht länger verweigern, nach dem man es einmal Großbritannien gewährt hat. Man will aber das beste Auswandernngsgcbiet für den japanischen Kuli nicht schließen. Ais ein schwer mit dem Sozialismus ringendes Land mit überschüssiger Be völkerung, aber geringer Industrie von europäischem Zuschnitt kann Japan dieses Opfer gar nicht bringen. Es ist daher verfrüht, wenn Londoner Regierungsblätter Japan als den idealen Bundesgenossen feiern, der statt sein volles Pfund Fleisch nach den Verträgen zu for dern, zn einer Art politischen Molochdienstes bereit ist. Aber auch in Kanada ist man wenig gewillt, die Hand des fraglich ehrlichen Maklers in Downing Street zu erfassen. Darüber läßt die Haltung des Kabinetts in Ottawa keinen Zwenel. Die Gewerkschaften sind eine Macht, womit jedes Provinzialkabinctt, aber auch die Zentralregiernng des Bundes staates zu rechnen bat. Die kanadischen Gewerkschaften baden den ganzen britischen Liberalismus in ihrem Kamv'e gegen die Gleichstellung mit dem japanischen Arbeiter hinter ssch. Und sie verlangen nun einmütig die Tilgung der japanischen Gleichberechtigung in dem Handelsvertrag. Sie wollen für immer Ueberrnmpelungen Vorbeugen, da der Japaner die Abstempelung zu einer niedrigeren Kaste nicht akzeptieren kann. Selbst Kanadas Premier scheut neue Ueberrumpelungen. Die Ver ständigung ist daher schwer. Denn anch die liberale Regierung m London kann kaum pressen. Sie hat Transvaals Selbstregierung an die Austreibung der Chinesen geknüpft. Auf jeden Fall wird eine Partei enttäuscht „abtrcibcn", sei es Kanada oder Japan: Der ehrliche Makler empfängt seinen Lohn. Deutsches Reich. r.'et-;»a, 18. Septeniber. * Ständige Kavaücricdidiston im Flieden. Die Unzulänglichkeiten, die von der kaiserlichen Kritik bei der Kavallerie während des Kaiser» man'övcrS lestgestcllt sind, haben wieder die Fra^e brenneud gemacht, ob nicht ständige Ka> alleiiedivifionsstäbe eine unvermeidliche Notwendigkeit seien. Bekanntl'ch gibt es bis jetzt nur einen Gardekavalleried.visionS- slab. wäbrcnk bis jetzt nur die Diviüou der Linienkavatlerie und ihre Stäbe jür den Sommer zuiaminenaezozen wurden. Nach Abtaus der Ueöung wurden die Stäbe und der Bei band w eder aufgelöst. Es liegt auf der Hand, daß Vieser Vorrang vou großem Nach'cil ,Lr die Organi sation und K> iegsiüchiigkeit der Kavallerie sein müssen. Wie wir er fahren, schweben darüber 'ckon eingehende Erhebungen, diesen Zustand dab'ii abzuändern, daß auch im Frieden stäntiie Kavalleriediorsionsstäbe zu bilden «eien. An maßgebender Stelle -oll dieser Plan einem nicht gewöhnlich » Inter esse begegnen. * Kuavv chasts-Bereiiie. Die „Norddeutsche Allarnuiue Zeitung" knüpft in einem '.'.rittet „Die neue Knavvschaitsmtznng >m Ruvrbeztrk und LaS ütder- vergnmt" nn d« Zchwiennke ten an die sich bei den Verhandlungen zw sehen den Werkbesitrern uns ken Nistglieüecu des allgemeinen liuavvlckastrvereiiis in Bochum über die neue Knavvia astsjatzung, die durch die Knappfckaslsnovelle vom Ist. Juni 1906 erforderlich geworden ist, ergeben haben. Bei der Be- svrechnng dieser Schwierigkeiten in der LageSvr.fle sei die durch die Novelle nescknffene Recliislage nicht Minuend gewürdigt worveu, inebeandere nitzt hinsichtlich der Vefligwfsc »er Aufsicktsbr! örden bei der notwendig ge- wordcnen Uma'btilung lä.nll'chcn Satzungen. Tie „Norddeutsche Alleen,eine Zeitung" stellt fest. an der geiezlich iesigclrgten Selbstverwaltung der »napv- schasts. ereine werde in ter -m 1. Januar 1908 nr Kraft treieaden 'Novelle grundsätzlich sestgehallcn. Eine Beschluß'assunz über den materiellen In- halt der Labungen, wweu er sich innerl.alb der geiexlichen Grenzen htilt, stelle der Aullichtclnköide auch küu't'g nicht zu. Eine Erweiterung der Aussicht« »'ngniffe trete nur iissoiern ein. als das O erbergcunt, wenn die Gement .er>an!l»lung überhaupt nicht zustande kommt, oder die ibr gesetzlich obliegende Beschlußfassung über r>» neue Satzung üoerdaupt nicht voruimmt. tie Bclugnisse und Obtzegeni eiten der Generalversammlung selbst oder durch Beuustrngtr nahruebmen tann Soiecn tie uoiwcnöiaen Acnderungeu mangels eines übereinstimmenden Be chlusses der L-el.beüver und der icnappschajts- ältesteu bis zum I. Januar 190^ nickt zudande kommt, ist das Olerbergamt zu Aenderungen befugt, ledoch nur insoweit Wicke turch di« zwingenden Vorschriften der Novelle erforderlich sind. Auch binncktlick cer Hohe unv Art der BereinS- leiüungen und der Beiträge wiüde es lediglich Aufgabe der Aussi l töbedöroe >ein, Vie Satzungen den zwingeucen formalen ^orichiiiteu der Novelle anzuvasjen. * Das „Problem". Einem iu der Zeitschrift „März" unter dieser Uebericbrift erschienenen Artikel des Neichslagsabgc- ordneten Haußmann entnehmen wir folgende Apologie des „Blockes": Was ist der Block für die Linksllberalen? Das ist d e Frage, von deren Beantwortung augenblicklich die politische Orientie rung anSgeht. Die Parteikonstellation, die durch eine momentane Kolonialabstimmung des letzten Reichstages embryonal entstanden ist, trat durch die letzte Neichsauflösung als Wählergruppierung ins poli tische Leben und wurde vom Wahlkampf ganz von selbst ans den erneuten Reichstag übertragen und nunmehr nach französischem Sprachgebrauch Block getauft. Tie Linksliberalen hatten noch keinen Grund, sich 'hm zu entziehen. Sie wollen eine verständige Führung der Geschäfte auS politischem VerantwortlichkeitSgefühl ermöglichen und die Reichsregie- rnng nicht dem Zentrum ausliefern, wenigstens nicht, solange die Ge schäftsführung der Negierung für erne freiere Staatseniwickelung Vor teile verspricht. Diese Möglichkeit ist etwas näher gerückt, wenn die Regierung von den Stimmen der Linksliberale» abhängig ist. Das ist zurzeit der Fall, und darin besteht daS Novum: die Regierung muß sich auf die Blöckmehrheit stützen, und di« Blockmehrheit ist verschwunden, wenn die Linksliberalen nicht mitstimmen. Vielleicht liegt ein Vorteil auch darin, daß die Mehrheit des Blockes nicht groß genug ist. um auch nur einen Teil der bürgerlichen Linken entbehren zu können. Wäre diese Linke nicht aller Einsicht bar, wen» sie sich diese Lage nicht ver gegenwärtigt hatte? Wäre sie nicht dem schlimmsten Schein gruntssatz- lvser und persönlicher Geschäftspolitik ausgesetzt, wenn sie sich nicht jetzt daran erinnern würde, daß sie sich nur — nur deshalb am politischen Leben mit seinem zweifelhafte» Vergnügen beteiligt, um zurückgebliebene Staatseinrichtungen dem entwickelten RechtSbewnsitseiu anzunähern und anzupassen? . * Lcharfmecher gegen die sächsisch« Wahlreftncm. Die „Hamb. Nachr." di« klassische Ablagerungsstätte des verranntesten Scharftnachertums, ver suchen den Ausfall der sächsischen Landtagswahlen für ihre vorsintflui- liehen Ansichten auszubenten. Daß auch m den städtischen Wahlkreisen trotz der erdrückenden Mehrheiten in der dritten Klasse kein einziger Sozialdemokrat gewählt wird, erscheint am Hamburger Speersort als ein geradezu idealer Zustand, mit dem man je eher je lieber anck den Reick S- lag beglücken möchte — wohlverstanden nicht durch bessere Belehrung und Umstimmung der heute noch so»»a1de«otra1lsch wählenden Arbeiter,
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