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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070924024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907092402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-24
- Monat1907-09
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Abend-Ausgabe 8. Bezugs Pre» »r Letp,ta u»d «vrvrl» d«ch »«1«« lräger imd Spedilru« d>« Ha» »«bracht! »»gab« L (»ur morse») viertrljährUch 3 M. monsUich I M. «väoabe S (morgenl uad abevd«) viertel, jährlich 4.50 «. moasilich 1.50 «. Durch di« V»O bezoae» <4 »al täglich) innerhalb Drutichlaab» und der deutschen «oloaiea viertel,thriich 5,25 M„ »onatllch 1,75 M. autlchl. Po«, destkllgeld i»r Oesterreich S L « d, Ungaru ö L vierteljährlich. Abonnement-Annahm«: Ungllstutplatz 8^ bei unseren lrt-ern, Filialen, Spediteurr» Mld Annahmestellen, sowie Postämtern nud Briefträgern. Die einzelne Rümmer kostet Ui Vsg- stiebaktion mrd «rpedtttou: Johanuirgasie 8. Televbon Nr. 14SS2, Nr. 14SSK Nr. I4SS4. Derltuer stiedaktiont Bureau: Berlin bHV. 7 Prinz Loui« Ferdinand- Stroh« 1. Telephon I, Nr. V275. WWMrTilgtblalt Haudelszeitung. Amte v satt des Natts und des Nottzeiamtts der Ltadt Leipzig. «nzrigea-Prei» sttr Aaserat« a» Leipzig und Umgeoang dia stgrspaltene Petuzeile 25 Ps., ftnanzielle Anzeigen stv Ps., «eNamrii 1 M.; von antwLrt» 30 Ps , Reklamen 1.2» M. vomAalland üOPs., ftnanz. Anzeigen 75 Ps. Reklamen 1.50 M. Inserate». Behärden >m amtlichen Teil 40 P' Beilagagebbdr 5 M p. Lausend erkl. Posl- gediihr. »cichLIttaazelgen an bevor,muer stelle m> Preis« erhöht. Rabatt nach Taris Aesterteilte Aafträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an iestiutmlen Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «neigen-Annahme: Augustutplatz 8 hei sämtlichen Filialen u. allen Annonceu- LMedttionen de« In- und Auslände«. Haupt Filiale Berlin. Larl Dunck: . Herzog,. Vahr. Hofbnch- Handlung Lützowftrah« 10. (Telephon VI. Nr. 4S03). Nr. 265 Dienstag 24. September 1907. 101. Jahrgang. Das wichtigste vorn Tage. * Die Nachrichten von der Mainau lasten vom Verlauf der Krankbeit des Grobherzogs von Baden das Schlimmste be fürchten. <S. d. des. Art.) , * Der Direktor der Jenaer Universitätsklinik, Hofrat Professor Dr. Johann Kessel, ist gestern gestorben. * Der König von Rumänien ist in Wien erngetroffen. sS. Ausl.) * Drei südöstlich von Casablanca wohnende Stämme haben sich unterworfen. lS. Ausl.) Von* Grotzhevzog von Vaden. * Zum Befinven des Großherzogs wird gemeldet, daß Todesschwäche eingetreten ist., DaS Bewußiseur kehrt nicht wieder. Der Patient wird stündlich schwächer. Die Nahrungsaufnahme ist kaum nennenswert. Der Zustand läßt seve Hoffnung auf Wiederherstellung schwinden. Einer Prwaimeldung der .Bad. Landesztg." zufolge ist der Zustand des Großherzogs sehr erust. Wie mau hört, wurden verschiedene Anord nungen getroffen, die da« Schlimmste befürchten lassen. Die Groß- herw-nn widmet sich persönlich mit vollster Aufopferung der Pflege des Patienten. Sie hat eine ganze R ihe von Nächten an dem Kranken lager geweilt uud ist nur unter großer Mühe zu bewegen, sich selbst die nötige Rude zu gönnen. Die meisten der anwe'endeu Familienmitglieder res Patienten haben im Schlöffe Mainau Wohnung genommen, doch reichen die Räume des verhältnismäßig Heinen Schlosses bei weitem nicht aus, so daß eine große Anzakl der angekommenen Herrschaften und Fürstlichkeiten in den Hotels des nabegelegenen Konstanz Quartier nehmen wirkte. Prinz Max bat seine Wohnung nach seinem nahegelegenen eigenen Besitz, Schloß Salem, verlegt. Aeußerst regeö Leben herrscht in Konstanz und Umgebung. Boten gehen und kommen, Telegraph und Telephon stehen ununterbrochen in Betrieb, die Zadl der eingehenden telephonischen, telegraphischen und brieflichen Anfragen aus aller Welt von Privaten und Fürstlichkeiten ist erdrückend uud das Geheimkabmelt durch die Beantwortung der zahlreichen Anfragen stark überlastet. Die Stimmung der Bevölkerung ist gedrückt, aber keineswegs hoffnungslos. Aller Wünsche und Hoff nungen richten sich dah.n, daß die Krisis noch einmal überstanden werden möge. Um dem Wunsche der Bevölkerung nach schneller Erlangung von Nachrichten über das Befinden des Großherzogs zu entsprechen, hat einer Meldung der .Karlsruher Zeitung" zuiolge das badische Ministerium ungeordnet, daß die Bezirksämter täglich aus telegraphischem Wege Nachricht erhalten uud diese telegraphisch den Gemeinden miiteilen. Das letzte Bulletin, das heute früb 9 Uhr ausgegeben wurde, meidet: Beim Großherzog ist die heutige Nackt ruhig verlaust» Nach starkem Schweiß ist die Temperatur, die gestern abend auf 38,1 ge stiegen ist, auf 36,6 heruutergegangen. Im übrigen ist der Zustand unverändert ernst. Der Refus von Würzburg. Der Würzburger Beschluß der jungliberalen Vereine des rechts rheinischen Bayerns, dem Reichsverbande der nationalliberalcn Jugend- vereine nicht beizutreten, hat allgemein überrascht, und am meisten wohl die Führer der bayerischen Junglibcralen, denn diese werden durch die Ablehnung am nächsten berührt. Ueber die politische Bedeutung des Be schlusses herrscht auch zurzeit noch keine völlige Klarheit, doch ist es wenigstens jetzt möglich, ein Bild der Lage zu entwerfen, wobei wir l uns zum Teil auf persönliche Information aus dem bayerischen jung- I liberalen Lager stützen können. Zunächst müssen wir einen Irrtum be richtigen, der auf mißverständliche Abfassung eines Telegramms zurück zuführen ist. Ter Beitritt zum Reichsverbande wurde nicht, wie bei uns gemeldet, mit 69 gegen 67 Stimmen abgelehnt, sondern die Gegner des Beitritts blieben mit 57 gegen 69 Stimmen in der Minderheit. Da aber für den Beschluß nicht die absolute, sondern nur eine Dreiviertel majorität Gültigkeit hatte, so war der Antrag trotzdem abgclchnt. Auf den ersten Blick wird man geneigt sein, in dem Würzburger Be schluß eine Schlappe des Neichsverbandes zu erblicken. Und angenehm wird die Angelegenheit wohl auch dem Verbände nicht sein, zumal da liebe Freunde und getreue Nachbarn die Sache mit Fleiß ungünstig deuten werden. Doch sieht sich bei tieferem Eindringen in die Materie der Beschluß etwas anders an. Da fällt sofort auf, daß die siegreiche Minorität alles aufgeboten hat, um dem Beschluß jede Animosität gegen den Rcichsverband, wie gegen die eigenen Führer zu nehmen. Den einzelnen Vereinen wurde in einer besonderen Resolution der Beitritt zum Reichsverbande freigestellt. Es ist also wohl ein Refus, aber kein Affront. Wir können dem hinzufügen, daß bereits erfolgversprechende Bestrebungen im Gange sind, um den Beitritt möglichst vieler Einzelver eine zu bewerkstelligen. Und der Vorstand des bayerischen Landesver bandes wurde einstimmig wiedergewählt, ein demonstratives Vertrauens- Votum. Wie ist nun die ablehnende Haltung der Minorität zu verstehen? Da muß man sich zunächst vergegenwärtigen, daß die bayerischen Jung liberalen nicht, wie die badischen, schon jetzt zur nationalliberalen Partei zöblen, daß sie vielmehr auf Grund ihrer Satzungen Liberale aller Schattierungen umfassen und starke linksliberale Neigungen haben. Nun wären sie samt und sonders wohl gern dem Reichsverbande der nationalliberalen Jugendvereine beigetreten. Aber der Minorität paßte der damit gleichzeitig ausgesprochene, auf dem Vertretertage der natio- nallibcralen Jugend noch ausdrücklich stipulierte Eintritt in die natio- nalliberale Partei nicht. Sie stützte sich dabei, wie gesagt, auf die Satzungen ihrer eigenen Vereine. Man sieht also, der Beschluß gebt gar nicht gegen den Reichsverband. Es ist ferner deutlich zu beobachten gewesen, daß einige Preßauslassungen der jüngsten Zeit über den Be- scbluß des Neichsverbandes wegen der Aufnahme der süddeutschen Jung liberalen in Bayern über Verdienst bewertet worden sind. Besonders eine Berliner Polemik hat da böses Blut gemacht. Aber zumeist des halb, weil man hinter ihr eine Stellungnahme des Parteivorstandes ver mutete, übrigens durchaus irrigerweise, wie wir schon vor einiger Zeit ausgesührt haben. Für den Kenner der Berliner Verhältnisse sieht sich diese Angelegenheit ganz anders, viel harmloser an. Es sind immer wieder dieselben paar Persönlichkeiten, die dem überlebten konservativ nationalliberalen Kartellgedanken nachhängcn und bei jeder Gelegenheit als Hüter des allein echten Nationalliberalismus auftreten Die Ueber- schätzung dieser Stimmen hat aber leider ihre Früchte getragen, eben in der Ablehnung des Beitritts zum Reichsverbande. „Wenn man uns nicht gern sieht, so wollen wir uns nicht aufdrängen." Tas ungefähr war die Stimmung der Minorität in Würzburg. Gegenwärtig ist es noch nicht möglich, alle Konsequenzen der eigen artigen Wendung zu überblicken. Insbesondere sind die „allein offi ziösen" Parteiorgane noch nicht imstande gewesen, sich auszulassen. Vielleicht werden sic es überhaupt nicht oder nur in unverbindlichen Worten tun. Man hätte dann also den Tag von Wiesbaden abzu warten, der hoffentlich volle Klarheit bringen wird. Inzwischen dürfte der Reichsverband durch den Beitritt der Badener jungliberalen Vereine c:ne Hcrzstärkuug erfahren, die ihm die Situation erleichtert. Und schließlich muß doch auch noch betont werden, daß Vereine, die nicht mit voller Ueberzcugung nationalliberal jein können, tatsächlich besser tun, im beiderseitigen Interesse, auch dem Reichsverbande nicht beizutreten. Deutsches Reich. Leipzig, 24. September. * Morenaas Knde. Der Schlußkampf, in welchem Morenga ge tötet wuree, spielte sich folgendermaßen ab: Morenga mit w Hotten totten entschlüpfte den Truppen au der deutschen Grenze. Diese ent deckten aber seine Spuren, woraus Major Elliot mit 60 Mann ibn durch einen wasserlosen Landstrich 48 Stunden verfolg'«. Er fanv Morenga in einer Stellung au, einem Kopje. Dieser eröffnete aus 1000 DarvS Entfernung das Feuer und setzte eS zwei Stunden hindurch fort. Dann stürmte Inspektor Manders mit zwölf Mann das Kopje, gedcckl von dem Feuer der Hauptabteilung. Der Korporal Honwoov wurde 10 AardS vom Feinde gelötet und dec Mann, welcher ihn erschoß, wuide daun sofort von einem Kameraden des Korporals getötet. Nach Eroberung der Bergspitz: sand man Morenga von Schüssen durckbohrt. Der deutsche Offizier, welcher die englische Truppe begleitete und während des Angriffes im Feuer war, pries laut die Tapferkeit der Truppe und besonders den Schlnßangriff. — Eine amtliche Meldung betagt, raß die bei der Verfolgung MorengaS beteiligten Militärpersonen aller Grade sich sämilich vorlrefflich gebalten haben; MorengaS unmittelbarer Anhang lei nunmehr vernichtet worden. * Wiegand dementiert. Von der Generaldireklion des Nordd. Lloyo wirr dem „B. T." mitaeieilt, daß die Meldung, wonach General direktor Dr. Wiegand zum Nachfolger des Herrn von Stengel aus ersehen sei, jeder Begründung entbehre. * Zur Reform de« amtsgerichtlichen Bc-rfahrenS Anscheinend offiziös wild von den „Beil. Pol. Nachr." mitgeteilt, es liege in der Absicht, den die Reform des amtsgcrictsistchcn Verfahrens bezweckenden Gesetzentwurf zu veröffentlichen, bevor er zur Beschlußfassung an den Bundesrat g. laugt. * Buna der Industriellen. In der Organisation deS Verbandes Südceutschland des Bundes der Industriellen, Sitz Mann heim, sind in Uebereinstimmung mit dem Gesamtvoistanb des Bundes der Iuduuriellen am 10. d. M. formelle Aeneerungen laut § 3 bczw. 16a der Satzung des Bunces vorgeuomm n. Der Verband Süd deutschland wirb künftig den Titel „Verbaud süddeutscher Industrieller" führen. * Um de» Scheck- und UeberwrisungSverlchr zu fördern, richtete der Deustche Werkmeister-Verband, Düsseldorf eine Eingabe an den SlaatSielrelär des RcickS-Ponamtes, in der gebeten wuide, die baud- sckriftlicke Einfügung dc- Summe ".uv des Emp;än er« in gedruckte Gno-Anzei en als zulässig zu erklären und diese Anzeigen zum er mäßigten Trucksachenporto zu bejöidern. Doch bat ter Staatssekretär des Reichö-Postamrcs dem nicht entsprochen, sondern trotz seiner Bcreit- willigke t, die Ausdehnung des Scheck- und Ueberweiiunasveikebrs zu lördern. es nicht als tunlick bezeichnet, die Vorschriften über die Z i» lässig ect handschriftlicher Ergänzungen von Drucksachen mr gewünschien Sinne zu ändern. * Ortsübliche Tagelöhne. DaS württcmbergische Ministerium des Innern bat eine allgemeine Revision der ortsüblichen Tagelöhne für das Jahr 1908 angcordnct. Der Regel gemäß wäre die nächste allgemeine Revision der Lohnsätze erst im Jahre 1909 vorzunehmen, mit Rücksicht jedoch darauf, daß infolge der in den letzten Iabren eingetretenen Ver besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse auch die Löhne eine nickt un erhebliche Steigerung erfahren haben, hat das Ministerium ein: ander- weite Festsetzung der Höbe der ortsüblichen Ta e ohne ickon vor Ablauf der gegenwärtigen GülligkeitSveriode als angezeigt cracktet. * Vergarbeitcrbew guug. Eine in Sorgau tagende Arbeiter- vcrtreter-Konseren; sämtlicher Kohlengruben des Waldenbinger Berg- icvwis beschloß, vor Beginn des Streiks nochmals den Gruben durch die Arbeiterausichüsse die Forderungen der Erhöhung des Schichrlohneü um 50 und eines wöchentlichen Abschlages um 3 zu unterbreiten. Feuilleton. Je mehr Affekt ein Mensch hat. desto weniger pflegt er Leidenschaft zu haben. Kant. * AUL Dernbrrrg nach Deutsch-Ostafrika. IV. Port Florence sKissumu) am Vietorta-Njcmsa, 16. August. Nach eintägigem Aufenthalt in Mombassa, den ich mir zum Zweck der Expedition meines letzten Briefes gestaltet hatte, habe ich die offi zielle Reisegesellschaft mit dem Montagzuge der Ugandabahn in Nairobi, 327 englische Meilen von Mombassa, cingeholt. Unsere Fahrt ging von dort gemeinsam bis Nakurru, 449 Meilen von Mombassa, wo der Zug aus technischen Gründen geteilt wurde. Staatssekretär Dervburg ist dann eine Stunde vor uns, nämlich gestern mittag um 4 Uhr, nach zwei und einhalbtägiger Reise in Port Florence, wie die Engländer sagen, oder Kissumu, wie die Eingeborenen es nennen, am Viktoriasee einge- troffcn. Etwas, der Ugandabahn Vergleichbares werden wir in Deutsch- Ostafrika erst dann haben, wenn die Morogorobahn bis Muanza am Viktoriasee bzw. Udjidji am Tanganjikasee über Taöora hinaus ausge- baut 'ein wird. Sie ist einstweilen der einzige Schienenweg zwischen dem Seengebiet und der Küste. Welche Schwierigkeiten im Niveau bei ihrem Bau zu überwinden waren, dafür folgende Zahlen: Die Bahn be ginnt bei Mombassa 70 englische Fuß über dem Meeresspiegel; sie er reicht bei Voi, nahe dem Kilrmandtcharogebiet und 168 englische Meilen <170 Kilometer) von der Küste nach 12stündigcr Fahrt die Höhe von i830 englischen Fuß <ca. 560 Meter), bei Kapiti Plains W8 englfiche Mei- 'en <480 Kilometer) nach 2OV2 Stunden 5350 Fuß <1646 Meter), also die Höhe der Schneekoppe, dieselbe Höhe ungefähr auf der etwas weiter Nairobi, die „werdende Großstadt" nahe dem Aequator liegt. In Escar- pement, 3 Stunden hinter Nairobi, 364 Meilen <608 Kilometer) von Mombassa, erklimmt sie ihre höchste Station mit 7390 Fuß <2273 Meter) und schlägt damit alle unsere Alpenbahnen, während sie ihrerseits nur von drei oder vier amerikanischen Gebirgsbahnen geschlagen wird. Es folgt nun während der nächsten 7 englischen Meilen tta. 11,6 Kilometer) ein Abfall um 600 englische Fuß sca. 184 Meter). Die Bahn hebt sich dann nochmals bis auf ca. 8000 Fuß bei Londiani und fällt auf den letzten 84 englischen Meilen der Strecke aus 3650 englische Fuß sca. 1120 Meter) bei Port Florence, dem Niveau des Viktoriasees. Die ganze Länge der Bahn beträgt 584 englische Meilen, das find 940 Kilometer. L-ic Engländer haben diese Bahn gebaut, obgleich sie zunächst durch einen breiten Gürtel wüsten Lande, dann durch zwar helleres, aber schwach be völkertes Gebiet führt, und obgleich einstweilen in ihren Erträgen nur von der Deckung der Betriebskosten und von einer ganz kleinen Ver zinsung, nicht ober von einer Amortisierung des Anlagekapitals die Rede lein kann. Sie haben ungeheure technische Schwierigkeiten überwunden, obgleich Gründe gegen den Bau im Stil der „Erwägungen" so manchen verflossenen Reichstags billig waren wie Brombeeren. Sie lassen sich auch die Freude an ihrem Werk durch den Hinweis nicht verekeln, daß das benachbarte Deutlch-Ostafrika den Hauptvorteil ivn ihm habe durch die Erschließung und damit das Ausblühen einer wichtigen Partie seines Hinterlandes. Sie wissen eben was sic wollen, und können abwarten. Mag die Bahn sich in den ersten sünf Jahres ihres Bestehens auch noch nicht bezahlt machen, mag immerhin der verehrte Nachbar zunächst an ihr einen kleinen Profit haben: sie sichert militärisch den Weg zum Viktoriasee, sie macht der alten Karawanen- und Handelsstraße Tabora- Daressalam sür den Güterverkehr vom Kongo her unbeschadet aller deut schen Projekte aw die Tauer eine fühlbare Konkurrenz: sie wird schließ lich dafür sorgen, daß die ausgedehnten reichen und gesunden Gebiete von Nairobi ab sich mit einer Reihe blühender Kolonialprovinzen bevölkern. Wir sprechen so gern bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten von „heutscher Tatkraft". Nun, im Hinblick auf Bahnbauten in Ostafrika ist mit der deutschen Tatkraft bisher nicht viel Staat zu machen. Wir sind mit unseren Bahnen nicht vorwärts gekommen, obgleich an der englischen Bahn gemessen, keiner von ihnen nennenswerte technische Schwierigkeiten im Wege stehen. Die Engländer dagegen könnten, wenn dies in ihrer Art läge, im Hinblick auf ihre Uganda-Railway sich in der Tat mit Recht in die Brust werfen. Englische — nicht deutsche Tatkraft — hat hier einen kulturellen Rekord geschaffen. Uebrigens denkt hier draußen kein Deutscher daran, sich der senti mentalen Auffassung mancher heimischen Kreise anzuschlicßen, nach der cs eine „Schande" sein soll, daß d'e englische Bahn vom Transport deutscher Produkte „lebe". Erstens ist es mit dem „Leben" der Uganda bahn überhaupt einstweilen nur so so! Und zweitens sind die Leute hier sebr vergnügt, daß ihnen England ihre Sachen zur Küste brinat. Nur darauf, daß sie überhaupt eine Transportgelegcnheit haben, legen sie Wert: welcher Nationalität diele ist, erscheint ihnen furchtbar gleich- gültig! Wie überhaupt die Gedankengänge hcimiicher Kolonialcnthu- siasten von hier aus gesehen oft einen absonderlichen Eindruck machen. So würde man hier jedem ernen Rücktransport nach der lieben Heimat unter Drangabc eine- „Tickets" für Dalldorf ocrordnen, der etwa für die Verwendung von Geld zur Errichtung einer ausgesprochen deutschen Konkurrenzbahn bzw. sür den Weiterbau der U'ambarababn unter Ge sichtspunkten nationaler Konkurrenz plädieren wollte. Es kommt in Deutsch-Ostafrika darauf an, mit dem für Vahnzwecke verfügbaren Geld möglichst viel neue Gebiete zu erschließen, nicht daraus, bereits er schlossene noch einmal schwarz-weiß-rot extra zugänglich zu machen. Das wäre ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. So begegnet das Südbahnprojekt hier im Lande meiner Empfindung nach mindestens demselben Interesse, wie der Weiterbau der Uianibarabahn. Ganz über- ragend freilich im Vordergrund steht das Mittclbahnprojekt. Zurück zur Ugandabahn. Ihr rollendes Material ist nichts fürs Auge: dagegen ist die Einrichtung sehr bequem, daß drei Passagiere erster oder zweiter Klasse sich zu einer „Party" zusammcntun und dann einen Abteil sür sich beanipruchcn können. Sehr angenehm ist auch, daß in jedem Raum, an dessen Pforte die Buchstaben IV. 6." prangen, durch Röhrcnleitung so viel Wasser vorhanden ist, als man, um sich zu waschen, irgend braucht. Diese Kulturböhe ist sür unsere deutschen Bahnen be kanntlich unerreichbar. Unbequem ist das Fehlen unseres Gepäcknetzes, wie jeder Möglichkeit, irgendwo im Abteil etwas anzuhängen. Die Lokomotive wird mit Holz aus ven Waldungen an der Strecke gespeist. Folge der Holzheizung ist ein wahrhaft diabolischer Funkenregen hinter der Maschine, der alle Augenblicke aufsprüht, nachts ein großartiges pyrotechnisches Schauspiel abgibt, ununterbrochen Steppenbrände her vorruft und außerdem auf Rock und Tropenhelm als Andenren an die Fahrt sehr leicht runde Brandlöcher zurückläßt. Es gibt bestimmte Tee-, Lunch- und Tincrstationcn. Da nur ein ,fiug viermal wöchentlich die Strecke in beiden Richtungen passiert und kein Lokalverkchr mit öfters wiederkehrendem Publikum zu berücksichtigen ist, können die e Stationen ihr Menü das ganze Jahr hindurch beibebalten. Die Beschaffung des Nötigen ist hierdurch sehr erleichtert: die Folge ist, daß man bis zum Aequator hinauf hier im Innersten Afrikas ganz vorzüglich ißt. Namen!- lich die Kartoffeln, die mir auf all diesen Lunch- und Tinerstationcn serviert wurden, werde ich in dankbarer Erinnerung behalten. Sie wer den in der Gegend von Nairobi gebaut und sind geradezu eine Delika tesse. Auf den Zwischenstationen wird nichts verabfolgt. Dem deutschen Durchschnittsreisenden würde diese Regulierung der Gelegenheit zur Be- friedigunq seines Appetites und namentlich seines Durstes wenig zu sagen Wäre sie daheim Mode, so würde er über den Polizeistaat jam mern. Die Stationen sind einfache Wcllblechbütten, die dem Stations telegraphisten, meistens einem Inder, mit seiner Familie Unterkunft und Amtsranm geben: dabei stehen einige Sckupvcn, ebenfalls aus Well blech. Hat die Station Restaurationsbctrieb in der schon oben erwähn ten Form, !o findet fick noch ein Speiseraum im Tropenstil dabei. Auf sämtlichen Stationen ist die braune Erde Ostafrikas zu einem wvhlge- pllegten, von bunten Steinen sauber eingefaßten Zierbeet mit Teppich, gärtnerei gelockert. Sinnigerweise werden hier hefini'chc Blumen bevor zugt, man sicht Rosen. Pelargonien, Kartäuscrnclkcn usw. Die Fahrkarte von Mombassa bis Port Florence kostet in der ersten Klasse 108 Rupien <144 ^l), in der zweiten 72 und in der nur von Farbigen benutzten dritten Klasse 24 ^l. Retourbilletts werden aus- gegeben. Es gehört Mut zu dem Versuch, das großartige Naturbild, das wäh rend der zweieinhalbtägigen Fahrt ins Herz Afrikas hinein aus der Ngandabahn an uns vorüberzieht, in Worte zu fassen. Grassteppe, Buichsteppc. Baumsteppc, Busch. Urwald, die wunderbarsten Gebirgs- land'chastcn, rauschende Flüsse, Bäche und silberne Seen lösen sich in bunter Folge ab. Plantagenlultur sieht man während der ersten Hälfte
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