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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070926028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907092602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907092602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-26
- Monat1907-09
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Abend-Ausgabe L. -»» n ivezngv'Pre» Ke Sechzig »ad ««ort, dunch «>»>» Trigrr nnk Spediteure ch« Han« gebracht: Lutgabe L (»« moraen«) vtrrtelMrüch 3 vi. moaaiuch 1 Kl.. ilutqabe > (morgen« und abend») vtertnt, jLhrUch <S0 «.. moa-Utch t.Sl) ». Durch b«e Ko« bezogen (2 mal lüglich) innerhalb Denrtchlanb» und der deutlchen Kolonien dierteljabriich S.2S M., monatlich 1.7L VT autjchl. Po» de-ellgeld itr Oesterreich S L SS t», Ungar» S L vierteljLbrlich. Lbmmement-Annabme: llngnft» «Platz 8i bet unseren Trägern, giltalen, bpediteurrn und Ännahmeftellen, sowie Postämter» und Die einzelne Stummer kostet Ist Vtz. stlebakito» and GxpedM«»: Iohamüdgasse S. Lrlevbon «r. 140SL «r. 1«VV. «r. I«S4. verltner «edaktion« varean: Berlin kl^. / Prinz Laut» gerdinand- Straste t. Telephon l, Str. S275. W)lgtrTagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates nnd des Rottzeiamtes der Ltadt Leipzig. SLzeigeu-Preit M» Anlerat« au« Leipzig und Umgebung dtnstaespalze»« Petilzeile L Pf., finanziell: »»zeigen gl» Pi., Reklamen 1 M.; No» metwtrl« 3V Ps., Reklamen 1.20 M. b«uSu«land5OPI., finanz. Anzeigen75Ps. Reklamen TLO M. Inserate v. Bebbedenimamtlichen TeilMPs vrtlagegevbbr 5 Kl. p. Tausend er kl. Post- gebithr. ldesch«ifttanzeigen an bcvorzuglcr Stelle im Preise erd-hl. Utabati noch Tarif. Heil erteil »e Auftrage können nichl zurück- genogr» werden. Iür La« «cscheinen mi bestt»unten Tagen und Plätzeu wird keine Garantie übernommen «nz^eo.Aimahme: UnguKuSplatz 8 bei sämtlichen giliale» u. allen Annoncen- lkrpedetiouea de« Jo- nnd Au-lanbe«. tzanp«»ilchlr »er Un ¬ lari Duncki Herzagl. Bahr. Hosbuch Handlung, Lützawftrabe lü. «Telephon VI, Nr. 4603). Nr. 287. Donnerstag 26. September 1907. 181. Jahrgang. Das wichtigste vorn Tage. * Bei den heute m Sachsen vorgenommeuen 30 Wahle« zur Zweiten Kammer, deren Resultate jetzt endgültig vorliegen, ge winnen die Nationalliberalen auf Kosten der Konservativen 8 Mandat«. Die Zweite Kammer wird fortan bestehen aus 16 konservativen, 31 nationalliberalen, 3 freisinnigen, 1 re- formerischen und 1 sozialdemokratischen Abgeordneten. lS. Art.) * Der Zustand des Großherzogs von Baden bleibt trotz teilweiser Besserung durchaus ernst. lS. Dtschs. R.) * Der Reichskanzler gedenkt Anfang Oktober von Norder- ney wieder nach Berlin zurückzukehreu. * England versucht neuerdings die Abschaffung der Kon terbande trotz des nicht einhelligen Beschlusses der Friedens konferenz doch noch durchzudrücken. lS. Ausl.) * Eine große englische Flotte wird nach dem Schluß der Oktobermanöver in Spithead zusammengezogen werden, umKaiser Wilhelm in den englischen Gewässern zu begrüßen. (S. Ausl.) * Auch von Jamaika soll die Einwanderung der Ostasiaten ferngehalten werden. lS. Ausl.) * In Dessau haben in vergangener Nacht Einbrecher die Staatskasse beraubt. l.S. Sachs. Umg.) Der* Ausgang der* Landtaasrvahlen. Am heutigen Tage haben die Wahlen von 30 Abgeord neten zur sächsischen Zweiten Kammer durch die vor 14 Tagen gewähl ten Wahlmänner stattgefunden. Große Ueberraschung konnten sie nicht mehr bringen, denn nachdem auch die letzten Nachwahlen abgehalten waren, bestand kein Zweifel mehr darüber, daß sich die günstige Aus sicht auf den Gewinn von 6 Mandaten durch die Nationalliberalen auf Kosten der Konservativen bewahrheiten werde. Es konnte sich nur noch darum handeln, ob im 13. städtischen Wahlkreis Rochlitz-Penig-Burgstädt auch Dr. Zöphel-Leipzig, der nationallibcrale Kandidat, den Sieg über den bisherigen Inhaber des Wahlkreises, den konservativen Abgeordne ten L i e b a u - Rochlitz, davon tragen werde. Dieser verfügte nur über 20 Wahlmänner, Dr. Zöphel dagegen über 23. Dagegen kamen außer den sozialdemokratischen Wahlmännern noch 3 Wahlmänner der Ne- sormpartei in Betracht. Stimmten diese für Liebau und blieben die Sozialdemokraten neutral bzw. hielten sie an ihrer aussichtslosen Kan didatur fest, so mußte das Los entscheiden. So ist es gekommen. Das Los mußte angerufen werden, und es hat für Dr. Zöphel-Leipzig entschieden. Wir begrüßen gerade diese Wahl des verdienten jungnationalliberalen Führers mit besonderer Fr.ude. Einmal, weil wir in ihn die Hoffnung setzen dürfen, daß er in tatkräftiger und unerschrockener Weise liberale Gedanken vertreten wird, und dann, weil damit die so eifrige und erfolgreiche jungnational liberale Bewegung ihren ersten parlamentarischen Erfolg in Sachsen errungen hat. Eine besondere Ueberraschung aber brachte der Wahlkreis Zittau- Land. Hier wurden im ersten Wahlgang abgegeben 25 konservative, 23 nationalliberale und 16 sozialdemokratische Stimmen. Im -weiten Wahlgang aber stimmten die Sozialdemokraten, anstatt sich der Stimme zu enthalten, für den nationalliberalen Kandidaten M ü ll e r»Hirsch felde, so daß der konservative Abgeordnete Held unterlag. Ueberblicken wir das Resultat des Wahlkampfes, so können wir nur wiederholen, was wir schon vor 14 Tagen gesagt haben — der Ausgang auch der diesjährigen Wahlen hat, wie vor zwei Jahren, nur noch in weit stärkerem Maße gezeigt, daß der Liberalismus siegreich vorwärts dringt. Und wenn dies nicht gleich in vollem Umsturz der konservativen Macht geschieht, die auch heute noch Ausschlag gebend bleibt, so kann und darf das nicht entmutigen. Einmal wird das künstlich gehindert durch das bestehende, zugunsten des agrarischen Konservativismus zu geschnittene Wahlrecht. Dann aber erscheint es auch viel solider und verheißungsvoller, wenn eine solche Neuerweckung des Liberalismus nicht in einen großen Rausch der Begeisterung erfolgt, sondern in der zwar langsamen aber unaufhaltsam fortschreitenden Eroberung eines Mandates nach dem andern. An der neuen, um 8 Abgeordnete vermehrten nationalliberalen Landtagsfraktion, die jetzt 31 Mann stark in das Parlament einziehcn kann, wird es nun liegen, das Werk der Wahlagitation zugunsten des Liberalismus dadurch fortzusetzen, daß sie die Hoffnung erfüllt, die liberalgesinnte Wähler auf sie gesetzt haben. Gewiß soll es heißen — das Vaterland über die Partei, und das möge auch im neuen Landtag so gehandhabt werden. Aber dem sächsischen Volk und Land kann die nationalliberale Fraktion eben nicht besser dienen, als wenn sie im Verein mit den anderen Vertretern des Liberalismus im O'nne des Liberalismus wirkt. Genau wie der Konservative seinen Dienst am Vaterland aufsaßt, daß er ihm die Förderung zuteil werden lassen will, die ihm ein konservatives Regime zu verheißen scheint, so muß es auch bei dem Liberalismus sein. Seine Vertreter müssen, wenn sie nicht Ver räter an dem eigenen politischen Glaubensbekenntnis werden sollen — mit aller Kraft und Zähigkeit die Gedanken und Forderung des Libe ralismus vertreten. Nicht um damit sich selbst und ihrer Partei Vor teile zn verschaffen, sondern um dem liberalen Staatsgedanken zum Sieg zu verhelfe», um der Realisierung liberaler Grundsätze in Gesetz gebung und Verwaltung zu dienen. Nur diese Arbeit kann für sie eine nationale Arbeit sein. Denn wer nicht davon überzeugt ist, daß der Nation am besten gedient wird durch den'Liberalismus, der ist kein Liberaler. Und wer nicht der Nation dienen will durch Vertretung dessen, was er an politischer Erkenntnis als das Beste erkannt hat — der ist nicht national. Das gilt wie im Reich, so auch im einzelnen Bundesstaat. In diesem Sinne rufen wir der neuen nationalliberalen Fraktion ein herzliches Glückauf zu für ihre künftige parlamentarische Arbeit! Deutsches Reich. Leipzig, 26. September. * Bo« vrossherzog vo« Baden. Recht günstige Nachrichten über das Befinden des GroßherzogS werden von Mannbeim aus verbreitet. Es beißt da: Der Appetit des Großherzogs ist andauernd gut und alle Funktionen des Körpers, mit Ausnahme veS Heraus, sind in normaler Tätigkeit. Eine Anschwellung reS Körpers, die fick reitweil'g gezeigt hat, ist geschwunden und nur noch an den Beinen sichibar. Das Darm leiden, das der Großberzog anfangs hatte, ist in dauernder Heilung be griffen. Sobald die Herztätigkeit m normale Ruhe kommt, dürste der Großberzog nach Meinung der Aerzte als genesen auaesebeu werden. In Badea wird aus staatsrechtlichen Gründen die Frage der Ein setzung einer Regentschaft erwogen. Selbst für den Fall einer Genesu.ig deS GrosiberzogS wird mit einer Rekonvaleszenzzeit gerechnet werden müssen, für die eine Regentschaft nötig ist. Eine Ent'cheroung ist noch nicht getroffen, dies« wrrd wahrscheinlich erst in ver nächsten Woche erfolgen. — DaS heute früh S Uhr veröffentlichte Bulletin lautete weniger günstig, als die Mannheimer Nachrichten. Es beißt: Beim Großberzog ist nunmehr die entzündliche Affektion des Darmes, Colitis und Por,eilst, mit welcher die jetzige Krankheit begonnen bat, abgeheilt. Die Schmerzen haben ausgehort, das Fieber ist verickwunden und das Bewußtsein wieder ganz klar. Auch die Ernährung ist wieder in hinreichendem Maße möglich, dagegen beherrscht jetzt die als schwere Komplikation auftreteade Herzschwäche daS KrankhectS- bild und gestaliel dasselbe, die Rekonvaleszenz bmtanhaltend, sehr wechselnd. Kurzatmigkeit tritt häufig auf und steigert sich bisweilen zur Atemnot; infolgedessen ist der Zustand Seiner Köni glichen Hoheit nach wie vor ernst. Die heutige Nacht wurde emmal durch Atemnot und Schweißausbruch unterbrochen, war aber von 2 Uhr an ruhig. Gez. Dr. Fleiner. Dr. Dreßler. * Ltap«llä«fe vo« Kriegsschiffen. Im März d. I. ist der Turbinen kreuzer .Stettin" und im August der Tender .Harz" vom Stapel gelaufen, ersterer auf der Bulkanwerft bei Stettin, letzterer auf der Seebeck'chen Werft in Bremerhaven. In nächster Zeit steht der Stapel lauf VeS Minenschifses .L" auf der Weserwerit bei Bremen bevor. Außer diesem Schiffe sollen im Laufe d. I. »och zwei kleine Kreuzer z» Wasser gebracht werden, nämlich bei Blohm L Boß is Hamburg »Ersatz Komet" und auf der kasterlicheu Werst Danzig .Ersatz Pfeil". Irgend ein großes Kriegsschiff wird nicht vom Stapel laufen, da von den zwei Linienschiffen und einem Panzerkreuzer, deren Bau im vorigen Jahre vergeben wurde, keines soweit vorgeschritten ist, raß der Siapellaus stattfiuden könnte. Der Fall, daß in einem Jahre kein einziges großes Schiff vom Stapel lief, ist seit langer Zeit nicht vorgeiommen. Gegen den unlautere« Wettbewerb. Wie die »Voss. Ztg." hort, wird auch ein Gesetzentwurf zur Regelung des Ausverkaufswesens als E-gänzung deS Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb bereits in der allernächsten Zeit veröffentlicht, »och ehe der BuuveSrat über dc»selben beraten bat. Die Bekanntgabe wird ersolgeu, sobald zwischen rem Reich-amt de- Innern und dem Prslßiscke» Handelsministerium eine Eüt'guu- über di« «»dgültige Fassung de- Entwurf- erzielt ist. * Preußen an» tzte Feuerbestattmrg. Der Bezirksausschuß bei rer Regierung in ArnSberg hat in seiner gestrigen Sitzung zugunsten des Vereins sür Feuerbestattung entschieve«, indem er die Polizeiverordnun.', durch welche die Inbetriebnahme des »euerrichteten Hagener Krema toriums verboten wurde, für ungültig «klart hat. * Bayerisch - österreichisch« Eisenbahnverkehr. Der bayerische Derkehrsminlster Frauendorfer «klärte einem Vertreter der .Zeit", daß die Hoffnung bestehe, in nicht allzufern« Zeit eine Einigung über die Konkurrenzverkebre Wien - Arlberg und Wie» - München - Paris zu treffen, unter Rücksichtnahme der österreichische» Wünsche bezüglich des Verkehr- Berlin-Gastein. Au der Eisenbahn Mittenwald - Innsbruck hätten Oesterreich und Bayern gemeinsames Interesse, als Gegen gewicht sei das Splügenprvjelt geplant. Die Vorlage gelaugt demnächst an die bayerische Kammer. * Ein sozialdemokratische- Schiedsgericht. Gestern tagte hier ein Schiedsgericht irr Sache» de- bekannten Anarchosozialisten Dr. Friede berg, gegen den der 3. Berlin« Wahlkreis den Ausschluß aus der sozialdemokratischen Partei beantragt hat. Der SchiedSlpruch, der zunächst den anarchosozialistischeu Standpunkt kurz beleuchtet, bebt hervor, daß, wen» Friedeberg diese Grundtätze nach wie vor aufrechrerhält, er sich damit weit außerhalb des Rahmens der Sozialdemokratie stellt. Feuilleton. Aleiner Ibsen-Brevier. Aus Ibsens Briefen zusammengestellt. Henrik Ibsen gilt als schlechter Briefschreiber. Und nicht ganz mit Unrecht. Denn er selbst hat aus seiner Abneigung gegen eine Aussprache in Briefform nie ein Hehl gemacht und mehr als die Hälfte all seiner Briefe beginnen unt Entschuldigungen wegen verspäteter Beantwortung. Persönliche Bekenntnisse sind in Ibsens Briefen selten. Aber sie fehlen darum doch nicht gänzlich. Und um so wertvoller sind naturgemäß die wenigen, die sich finden. Der gesamte Briefwechsel des großen Tickters ist wie die Gesamtausgabe seiner Werke bei S. Fischer in Berlin erschienen. Er ist kritisch noch nicht viel beleuchtet und noch gar nicht ausgemünzt worden. Die Zusammenstellung der nachfolgenden Säpe, die sich gelegentlich einer Durcharbeitung sämtlicher Briefe wie von selbst ergab, dürfte darum manche in weiten Kreisen noch nicht bekannte Aeuße- rung Ibsens enthalten. Des großen Denkers und Menschenkenners persönliche Ansichten kennen zu Innen, wird sicher federn von Interesse sein, der irgend ein Verhältnis zu Ibsen gewonnen hat. Und wenn diese Auslese auch nur einen fragmentarischen Anstrich hat, so besitzt dieses Fragment doch Charakter. Denn es enthält Bestandteile einer großen Persönlichkeit. ?. 2soll. * Das schlimmste, was ein Mensch sich antnn kann, ist: anderen un recht zn tun. (An Björnstjerne Björnson.) Mein Blick ist in mein Inneres gewandt. Da habe ich meinen Kampfplatz, wo ich bald siege, bald Niederlagen erleide. (An Hedwig Stousland.) Es kommt «icht darauf an, dies oder jenes zu wollen, sondern das zu wollen, waS man absolut muß, weil man eben selbst ist und nicht ander- kann. Alles übrige führt nur in die Züge hinein. lAn Laura Kieler.) O Wovon wir heute leben, daS alles sind ja doch nur die Brosamen vom Revolntionstisch des vorige» Jahrhunderts, und an der Kost haben wir hoch jetzt lange genug gekaut und wiedergekäut. Die Begris c verlangen einen neuen Inhalt und eine neue Erklärung. Freib-it, Gleichheit und Brüderlichkeit sind nicht mehr dieselben Dinge, die sie i» den Tagen der seligen Guillotine waren. Die Menscben wollen nur Sv^zi^lrevolutionen, Revolutionen im Aeußern, im Politischen. Aber all dergleichen »st Lappalie. Worauf eL ankommt, das ist die Revolutionierung deS MenscheugeisteS. sAn Georg Brandes.) Was nun die Agitation gegen Sie betrifft, die Lügen und Verleum dungen, so will ich Ihnen einen Rat geben, der, wie ich aus eigener Er fahrung weiß, probat ist. Seien Cie vornehm! Vornehmheit ist die einzig: Waffe gegen so etwas. Blicken sie geradeaus, erwidern Sie nie ein Wort in den Zeitungen; wenn Sie in Ihren Schriften polemisieren, so richten Sie die Polemik nie gegen diesen oder jenen bestimmten An griff; lassen Sie sich es nie anmerken, daß sich ein einziges Wort Ihrer Feinde in Ihnen 'estgebissen hat. Kurz: treten Sic auf. als ob Sie gar nicht ahnten, daß ein Widerstand existiert. Und wieviel Lebenskraft trauen Sie wohl den Attentaten Ihrer Widersacher zu? In früheren Zeiten, wenn ich morgens einen Angriff auf mich las, dachte ich: Jetzt bin ich doch vernichtet! Jetzt kann ich mich nie wieder erbeben! Ich habe mich doch wieder erhoben. Kein Mensch denkt mehr daran, was ge schrieben wurde, und ich selbst habe es längst vergessen. Also, machen Sir sich nur nicht gemein mit allerhand Pack und dergleichen. lAn Georg Brandes.) O Es liegt etwas Nicdcrdrückendes, etwas tief Verstimmendes darin, daß die Menschen immer und ewig zu spät kommen, wenn es einmal heißt, etwas gut zu machen oder nachzuholen, was sie über Gebühr lange versäumt haben. Mich für mein Teil berührt das nicht im geringsten — aber es kann mich ärgern, erbittern und empören, wenn ich wahrnehme, wie so etwas denen begegnet, die ich hochachte und bewundere. lAn Camilla Collett.) * Ich bleibe dabei, daß ein geistiger Vorpostenkämpfer nie eine Mehrheit um sich sammeln kann. In zehn Jahren steht vielleicht die Mehrheit auf dem Standpunkt, auf dem der Doktor Stockmann ldcr „Volksfeind") bei der Volksversammlung stand. Aber in diesen zehn Jahren ist der Doktor ja nicht stille gestanden; er hat abermals einen Vorsprung von zehn Jahren vor der Mehrheit voraus. Die Mehrheit, die Masse, die Menye holt ihn nie ein: er kann nie die Mehrheit für sich haben. Was meine eigene Person betrifft, so habe ich jedenfalls die Empfindung solch eines unaufhörlichen VorwärtSschreitens. Wo ich gestanden habe, als ich meine verschiedenen Bücher schrieb, da steht letzt eine recht kompakte Menge. Aber ich selbst bin nicht mehr da — ich bin wo anders. Weiter vor, wie ich hoffe. lAn Georg Brandes.) » Die verschiedenen Geistesfunktionen entwickeln sich nicht neben einander und nicht gleichmäßig in einem und demselben Individuum. Der AneignungStrieb jagt vorwärts von Gewinn zu Gewinn. DaS Moralbewußtsein dagegen, das „Gewissen", ist sehr konservativ. Es bat seine tiefen Wurzeln in den Traditionen und in der Vergangenheit überhaupt. Hieraus entsteht der individuelle Konflikt. lAn Björn Kristensen.) Das einzige, was ich an der Freiheit liebe, ist der Kampf um sie. Aus dem Besitze mache ich mir nichts. lAn Georg Brandes.) * Das ist das Verdammte an den kleinen Verhältnissen, daß sie die Seelen klein machen. * lAn Magdalene Thoresen.) Das gehört zu den guten Dingen, die eine Krankheit mit sich führt, daß sie Reinheit bringt und Wachstum so vielem, was sich sonst nicht entfalten könnte. Ich bin nur ein einziges Mal so recht krank gewesen; aber just darum bin ich vielleicht auch nie so recht frisch gewesen. lAn Georg Brandes.) * Eine energische literarische) Produktion ist eine vortreffliche Kur. Was ich Ihnen vor allen Dingen wünschen möchte, ist ein richtiger Vollblutegoismus, der für Sie die Triebfeder werden kann, auf eine Weile nur sich und Ihrer Sache Wert und Bedeutung beizumessen und alles andere als nicht existierend zu betrachten. Halten Sic dies nicht sür das Zeichen einer gewissen Brutalität in meiner Natur! Sie können ja doch Ihren Zeitgenossen auf keine bessere Weise nützen als durch Ausmünzung des Metalls, das Sie in sich trogen. lAn Georg Brandes.) * Nichts trägt so zur Reife eines Menschen bei wie die Aneignung gründlicher Kenntnisse in irgendeiner Richtung. lAn John Paulsen.) * Menn ich in dickem Augenblick bekennen sollte, worin die wesent lichste Ausbeute meiner Reise lnach Nom) besteht, so würde ich sagen, sie besteht darin, daß ich das Aesthetische aus mir selbst ausgetrieben habe, so wie es früher Macht über mich hatte: nämlich isoliert und mit dem Anspruch, für sich selbst Geltung zu haben. Aesthetik in diesem Sinne scheint mir jetzt ebenso sehr ein Fluch für die Poesie zu sein, wie die Theologie es sür die Religion ist. lAn Björnstjerne Björnson.) * * 8. iat«nalio»aker kunsthistorischer Kongress. Aus Darmstadt 25. September teilt man unS mit: Die Verhandlungen wurden deute fortarseyt mit r ner Aussprache über da» Fortbestehen te» internationalen kunndiaori'chen Kongresse» und zwar in dem Sinne, daß man den Kongreß nicht sür uberslusng »eachtet, trotzdem der deutsche Verein für Kunstwissenschaft in der Bildung be griffen ist. tL» wurde beschlossen, künitig eng mit dem neuen Verein zutainmen- zugebrn. Tie Frage der Bearüudmrg rin« nrvrn kunstwissrnichasilichen fvit- schrife, die eine eingehend«Debatte hervorries. wurde dahin entschied«», da) ^chon bestehe ide Repertorium sür Kunstwissrnschast au- ugestalten. Ter nächste Kongreß soll in München abgchalien werden, aus die Einladung der dortigen kunüwissewchastltchrn Gesellschaft. Indessen ist es noch fraglich, ob der nächste Kongreß 1908 oder 1909 sein wird. Neugewählt wurde ferner der stündige
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