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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071007015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907100701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907100701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-07
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Letzte Dep.s * Am heutigen Tage findet die Beisetzung der Leiche des GroßherzogsFriedrichl. vonBaden in Karlsruhe statt. * Bassermann weist die Anschuldigung ultramontancr Blätter, seine bekannte kritische Neichstagsrede im November v. I. sei dem Reichskanzler vorher bekann.t gewesen, ent schieden zurück. (S. Leitart.s * Der nationalliberale Parteitag wurde gestern durch Paasche geschlossen. sS. Art. und d. bes. Bericht.) * Die Kommissionsdebatte über das Schiedsgericht endete mit einer vorläufigen Annahme der grundsätzlichen Artikel gegen die deutsch-österreichisch-türkische Opposition. sS. Jriedenskonf.j * Der Reichsrat ist auf den 16. Oktober einberufen. An diesem Tage sollen ihm und dem ungarischen Reichstage die Ausgleichsvorlagen zugehen. * Das türkische Jnvasionsheer steht drei Meilen vor Urmia. (S. Ausl.) * Der Baumwollhandel von New Orleans ist durch einen großen Aus stand gelähmt. lS. Ausl.) * Tas Zweistundenrennen auf dem Leipziger Sportplatz gc» wann gestern Guignard vor Contenet und Vanderstuyst. Vierter wurde Ingold. sS. Sport.s * Den Baycrnpreis (50 060 .<) gewann gestern in München Weinbergs „Fabula". — Das Pester St. Leger gewann Baron A. Rothschilds br. St. „Frau God l". — Im Prix du Conseil Municipal (100 000 Frcs.j in Paris-Lvvgchamp siegte Mons. H. Andres „Luzerne" in einem Felde von 15 Pferden. (S. Sport s Eine authentische Erklärung Vassernnanns. In der Zentrumspresse wird aus sehr durchsichtigen Gründen gerade jetzt wieder die alte perfide Mär verbreitet, die bekannte kritische Rcichstagsrede Bassermanns im November des vorigen Jahres sei dem Kanzler vorher im Wortlaut bekannt gewesen, sei also gewissermaßen eine gemeinsame oppositionelle Aktion Bülow»Bassermann, die sich gegen die höchste Stelle im Deutschen Reiche gerichtet yabc. Der Zweck der Uebung ist ja durchsichtig wie Glas und die „Germania" wchrr sich deshalb vergebens gegen den Vorwurf, dabei auf den Sturz Bülows hinzuarbeiten. Nun hat inzwischen schon die „Frankfurter Zeitung", auf deren parlamentarischen Vertreter man sich als Quelle sür die Zustimmung Bülows zu der Bassermannschen Rede berufen hatte, diese Ausstreuung von sich aus dementiert; ihr sei jedenfalls nichts davon bekannt. Hierzu sind wir nach persönlicher Rücksprache mit Herrn Basser mann ermächtigt, folgendes zu erklären: Es ist absolut falsch, daß es sich bei jener Novemberrede um eine gemeinschaftliche Aktion des Kanzlers und Bassermanns ge» handelt hat. Der Kanzler müßte ja unglaublich unvorsichtig sein, wenn er sich so vollständig in die Hand eines Abgeordneten geben wollte. Aber es ist kein Wort davon wahr. Im übrigen war die Rede gar keine Uebcrraschung, denn sie war inhaltlich und zum Teil sogar wörtlich nur eine Wiederholung von Ausführungen Bassermanns in Wiesbaden und an anderen Orten. Der Kanzler ist lediglich in der ganz allgemein üblichen Weise von der Absicht der Interpellation und von dem Thema im allgemeinen verständigt worden, eine selbstverständliche Rücksicht, die von allen Parteien geübt wird. Mit dieser Erklärung dürfte nun wohl endgültig den Fallenstellern ihr dunkles Handwerk gelegt sein. Wiesbaden. (Die politische Lage und Resolutionen.! Unser Vertreter auf dem nationallibcralen Parteitag in Wiesbaden schreibt uns: Zunächst noch einige Worte über die Bedeutung des Zentralvor- standsbeschlusscs, von einer Erörterung des Kaiserslauterner juugllbe- ralen Ereignisse auf dem Parteitage abzuschen. Es wäre kein Ruhm sür die Partei, wenn es sich hierbei um ein ängstliches Ausweichen vor Schwierigkeiten und Spaltungsmöglichkeiten handelte. Es kann aber nicht nachdrücklich genug betont werden, daß dies nicht der Fall ist. Aus dem Gang der Verhandlungen im Zentralvorstand am Donners tag können wir zum Beweise dessen mitteilen, daß Bassermann mit einer an ihm nicht häufig wahrzunehmenden Rücksichtslosigkeit den Stand punkt der Versöhnlichkeit gegenüber den Jungliberalen vertrat, daß er alle Versuche, die Jungliberalen zu disziplinieren, verpönte, und auf der Ausscheidung der Angelegenheit bestand. Er bestätigte damit unsere schon wiederholt ausgesprochene Behauptung, daß die Scharfmachern in der eigentlichen Leitung der Partei keine Stätte hat, sondern höchstens von einzelnen Persönlichkeiten hineinzutragen versucht worden ist. Es ist ferner bemerkenswert, daß der Vorschlag der Ausscheidung von dem iunaliberalen Führer Fischer-Köln ausgegangen und in geschicktester Weise vertreten worden ist. Man mißt der ganzen Sache gar nicht die Bedeutung einer Kardinalfrage zu. Und tatsächlich hat ja auch Fischer mit seinem Argument recht: Da die Einigung mit den süddeutschen Jungliberalen noch gar nicht erfolgt ist, so ist die Frage praktisch auch noch nicht aktuell. Und schließlich muß jeder Teilnehmer an der Wies badener Tagung bestätigen: Wenn es sich um die Kaschierung unaus geglichener schwerer Differenzen handelte, so hätte unmöglich dieser großartige Charakter der herzlichsten Eintracht die ganzen Verhand lungen durchziehen können. Es herrschte eine Einmütigkeit der poli- Nichen Auffassung bei den Alten und bei den Jungen, wie sie in der Gc» schichte der Partei noch nicht zu verzeichnen gewesen ist. Nun zu den Verhandlungen des ersten Tages am Sonnabend. Wir Montag 7. Oktober 1907. hatten den Wunsch ausgesprochen, in Wiesbaden möchten der Partei von ihren Führern neue, konkrete, große Ziele gesteckt werden, und wir vermißten in dem Programm den Raum hierfür. Heute können wir sagen, daß dieser Mangel durch die große Rede Bassermanns zum größ ten Teil ausgeglichen ist. Wenigstens war der Eindruck dieser Rede überwältigend stark als allgemeine Bürgschaft für eine echt liberale Volksvolitik. Und auch an positivem Gehalt, an konkreten Vorschlägen, an liberalen Mindestforderungen war die Rede so reich wie kaum je eine Bassermannsche Rede. Ein mutiger Geist, eine schöne und ein drucksvolle Entschiedenheit erfüllte sic. Auch nicht eine Phrase in den stundenlangen Ausführungen und doch ein gewaltiges Erheben der taiiscndköpsigcn Zuhörerschaft auf die Höhen der Begeisterung sür Frei heit und Vaterland. Herausgcgrifsen muß werden was Bassermann über die Notwendig- leit der preußischen Wahlresorm sagte: Das Klassenwahlrecht wird nicht gehalten werden können, die indirekte Wahl wird verschwinden müssen, das öffentliche Wählen muß aufgegeben werden. Diese liberalen Min destforderungen wirkten lustreinigend. Beim letzten Punkte schüchter ner Widerspruch aus dem rechten Flügel. Da aber fand Bassermann die rechte Antwort: Die öffentliche Wahl muß fallen schon wegen des Terro rismus der Sozialdemokratie. Damit waren die ängstlichen Gemüter zum Schweigen gebracht. Bassermann hat die Partei in der Sache der Wahlresorm sestgeleqt. Ihre Politik muß jetzt den in Wiesbaden vor- gezeichneten Weg gehen. Das ist ungemein wertvoll und wird alle geg nerischen Verdächtigungen zum Verstummen bringen. Noch ist be merkenswert, daß Bassermann nicht etwa die Uebertragung des Reichs- tagswahlrechts auf Preußen politischer Grundsätze halber ablehnte, son dern einfach aus taktischen Gründen, weil es zurzeit nicht erreichbar ist. Und darin muß man ihm recht geben. Weiter forderte Bassermann ein Neichseinkomincnsteucrgeseh, for derte ein wahrhaft liberales Vereins- und Vcrsammlunasgesetz ohne alle Polizeizöpse, kündigte die politische Gleichstellung der Frauen mit den Männern durch dieses Gesetz an, billigte aber Einschränkungen gegen Polen und Dänen. Und zuverlässig wie immer erwies sich der Führer auch in der sozialen Frage. Das zwanzigste Jahrhundert muß die Wiedergewinnung der Arbeiter für den nationalen Gedanken bringen. Die soziale Frage ist nicht durch Polizeigesetze zu lösen, sondern nur durch aufrichtige soziale Gesetze. Der Herrenstandpunlt ist veraltet. Wenn wir uns auch erst zu dieser modernen Auffassung haben durchringcn müssen, so haben wir eben aus der Zeit gelernt. Und jetzt halten wir fest. Bravo! Das ist ehrlich und freiheitlich gedacht. Wenn wir noch erwähnen, daß Bassermann das Verbot verspottete, das einem Preußen verbiete, sich in Preußen verbrennen zu lassen, daß er scharfe Worte gegen Kamarilla und Protcktionswirtschast sand (Beförderungen aus persönlichen Gründen sind allemal ein Verlust an monarchischem Kapi tals, daß er nur die Tüchtigsten ans Ruder gesetzt wissen wollte, daß er eine Justizreform forderte, die dem Volksempfinden entspricht, daß er eine schleunige Aushebung des unverständlichen Zeugniszwanges für die Presse und Juaendacrirbte si'ir die Minderjährigen verlangte, jo sind die wichtigsten Punkte seiner Rede wenigstens in Stichwortcn angeführt. Die von uns schon betonten leichten Bedenken wegen seines Opti mismus in bezug aus die Ergebnisse der Blockpolitik treten dagegen weit zurück. Und wir können nur wiederholen, daß wir uns von Her zen gern durch die Tatsachen bekehren lassen werden. Am Block möch ten wir so wie so nicht ohne die größte Not rütteln. Er ist zurzeit eine praktische Notwendigkeit, und damit müssen wir rechnen. Tie Diskussion war eine einzige erhebende Kundgebung sür den ge schlossenen Charakter der Partei. Gleich der erste Redner war ein sächsischer Arbeitervertrcter, Fleischer-Dresden, der ausgezeichnet sach lich sprach und mit Ueberzeugung nachwies, wie nachdrücklich gerade die Arbeiter ihre Interessen in der nationalliberalen Partei vertreten können. Freiheit der Koalition, nicht nur Wohlwollen, sondern Rechte, kein schädliches Mißtrauen, keine Scharsmacherei. Und die Ver- sammlung spendete jedem Worte Beifall. Den Höhepunkt der Debatte aber bildete die Begründung der Justizreformresolution durch den Straßburger Professor von Calker, der mit allen Registern einer glän zenden Ncdegabc, mit Ernst, mit Humor, mit schärfster Satire wirkte und dabei eine Unbefangenheit des Urteils zeigte, die für einen juristi schen Fachmann erfreulich genannt werden muß. Sein Wort von den orthodoxen Juristen wird ein Schlagwort werden, um jo mehr, da natürlich kein Jurist sich zu den Orthodoxen wird rechnen lassen wollen. Einführung des Laienclcmcnts in alle Gerichte, mit Ausnahme des Reichsgerichts, Erweiterung der Rechte der Laienrichter, Einfluß auf das Strafmaß, dann werden die Mängel der Schwurgerichtsurteile ver schwinden, weiter Blick bei Bagatellsachen, es wird zu viel gestraft. Das Laienelcment ist eine Gewähr sür Gründlichkeit und Individualisierung. Schutz für Zeugen vor Gericht. Tas waren die Hauptpunkte der Rede, die von Exz. Hamm, dem in Leipzig wohlbekannten früheren Oberreichs anwalt wirksam unterstützt wurde. Wer angesichts dieser Rede von re aktionärer Gesinnung in der nationallibcralen Politik sprechen kann, der ist ein Tor oder ein Böswilliger. Freiheit, Fortschritt und Rücksicht ans das Vollscmpfinden waren ihre Merkmale. Die Jujtizrcsormrcso- lution wurde ohne Widerspruch angenommen. Zu der Annahme der übrigen Resolutionen über den Ausbau der Flotte, die Schaffung cincS Neichsversammlungsrekbts, das preußische Wahlrecht und die Forderung der nationalen Arbeiterbewegung ist nicht viel zu bemerken. Nur zwei Tatsachen müssen registriert werden: Die Versammlung forderte, daß die in einzelnen Bundesstaaten bestehenden Freiheiten durch das neue Vereins- und Versammlungsrccht in keiner Weise geschmälert werden dürfen, und sie unterstützte die Regierungs politik gegen Polen und Dänen. Damit ist alles Wesentliche gesagt. Es herrscht nur eine Stimme auf dem Parteitage: Ein solch sieges zuversichtlicher, einheitlicher, arbcitSfrohcr und fortschrittlicher Geist ist in der Partei kaum jemals ans Licht getreten, wie hier in Wies baden. Und bei allem Enthusiasmus eine Sachlichkeit und ein Ernst in den Verhandlungen, die immer wieder zum Staunen zwingen. Ein klebriges bat dazu wohl auch der Ort der Tagung, dies herrliche Wies- baden, beigetragen. Ter Parteitag ist mit einer Gastfreundschaft aus genommen worden, wie sie nur der gesegnete Rhein- und Weingau bieten kann. Tie Pariei kann auf diesen Tag von Wiesbaden in Wahr heit stolz sein. * Ucber den Verlaus des gestrigen Sonntags erhalten wir von un- serem nach Wiesbaden entsandten Rcdaktionsmitgliede per Draht nach stehendes Stimmungsbild: Am Sonntag stand in Wiesbaden die Frage der PcnsionSoersiche- rung der Prioatangestcllien zur Verhandlung. Rcichstagsabg. Dr. Strc! emann hielt das Referat und hatte mit seiner glänzenden Rede einen großen, ungeteilten Erfolg. Eine Resolution bezeichnete die Sicherung der Privatangcstellten als ein Gebot staatlicher Notwendig keit, doch wurde davon abgesehen, einen bestimmten Weg für die Durch führung der Versicherung als allein richtig und möglich zu bezeichnen, d. h., es wurde die Frage noch ossengclasscn, ob für die Privatangestell ten eine Sonderlasse oder der Ausbau der Alters- und Jnvalidcnver- sicherung zu empfehlen sei. Offenbar aber waren die Sympathien des Referenten mehr aus der Seite einer Sonderkasse In der Diskussion sprach der Vorstelwr des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen, Hiller-Leipzig, der Partei den Tank der Privatangestcllten für das Eintreten sür ihre Interessen aus und plädierte warm sür die Errich tung einer Sonderkasse. Tie Resolution wurde einstimmig angenommen und gleichzeitig wurde beschlossen, das Referat Stresemanns im Druck erscheinen zu lassen. Daraus wurde der Vcrtretcrtag von Paajche mit einem Rückblick au» die Verhandlungen geschlossen. Eine Episode ist noch zu erwähnen: Exzellenz Hamm richtete die Anfrage an die Parteileitung, ob etwas an der Ausstreuung ultramon- taner Blätter sei, die »ationakliberale westfälische Arbeiterschaft habe .1 Vertreter nach Wiesbaden entsandt, um einen Beschluß des Parteitages gegen die christlichen Gcwerk'chaften hcrbeizufübren. Es sei auch schon vorher ein entsprechender Antrag beim Vorstände gestellt worden. Von 101. Jahrgang. der Geschäftsführung der Partei wurde darauf geantwortet, daß weder ein solcher Antrag gestellt, noch überhaupt jene drei Vertreter in Wies baden angcmeldet oder eingetroffcn feien. Somit war auch dieses ultra- montane Ränklein verunglückt. Am Nachmittag sanden zwei große Volksversammlungen statt, in denen Paasche, Schiffer, Uhland und Friedberg sprachen. Abends machte ein Festmahl und ein Gartenfest im Kurhausc den Abschluß. Am Montag folgt eine Rheinsahrt nach dem Niederwalddenkmal, wo Abge ordneter Hackenberg sprechen wird. Das Wetter ist prächtig, die Stimmung ebenfalls. Dsv Stapellauf des Areuzers Dresden. Bei dem schon erwähnten Stapellauf des Kreuzers „Dresden" hat der Oberbürgermeister unserer sächsischen Haupt- und Residenzstadt Geh Finanzrat Dr. Beutler folgende Rede gehalten: Seine Majestät der Kaiser hat die außerordentliche Gnade gehabt, Vertreter der Stadt Dresden einzutaden, dem Stapellause eines Kriegs schiffes beizuwohnen, und hat allergnädigst geruht, mir den Auftrag zu erteilen, den Taufakt zu vollziehen. Wenn wir Seiner Majestät hierfür den tiefgefühltesten, ehrfurchtsvollsten Dank aussprcchcn, so ist es nicht nur das Gefühl persönlicher Freude, das wir alle darüber empfinden, einem für unsere Kriegsmarine so bedeutungsvollen Akte beiwohnen und damit in persönliche nabe Beziehungen zu ihren Offizieren und Mannschaften treten zu dürfen, sondern vor allem die hohe patriotische Genugtuung darüber, daß das Lcbenswerk unseres erhabenen Kaisers, die Ausgestaltung unserer Kriegsmarine, sich immer mehr der Voll- endung naht. Wir brauchen ja nur wenige Jahrzehnte rückwärts zu blicken, um uns zu erinnern, welche Gleichgültigkeit und welche Ver ständnislosigkeit im deutschen Volke allen Fragen der Marine gegenüber herrschte. Und heute wetteifern die Schwaben und Bayern, die Sachsen und Thüringer, die Märker und Schlesier mit ihren Landsleuten hier an der Wasserkante in der Erkenntnis sür die Notwendigkeit einer mächtigen, achtunggebietenden deutschen Kriegsflotte, in der Opferwillig keit sür den Schutz des Vaterlandes auf hoher See, in der Begeisterung für die Flagge, die unsere Marine in allen Teilen der Welt zu Schutz und Schirm des deutschen Handels und des deutschen Rechts zeigen soll. Und wem danken wir diese Wandlung? In allererster Linie unserem Kaiser, der in unvergleichlicher und zugleich in unermüdlicher Weise trotz vielfacher Verkennung seiner Absichten uns alle erst zum Verständnis sür die Anforderungen, die das Meer an uns stellt, erzogen, der uns aber auch zugleich die höchsten und größten Ziele für die Entwickelung unserer maritimen Macht gestellt hat. Zu dem Zauber des Unbekannten und des Entfernten, den das Meer und seine Flotte sür den Binnen länder hat, gesellt sich für die Städter noch die geschichtliche Erinnerung an die glänzenden Zeiten der Hgnsa, und der kühl rechnende Kaufmann und Volkswirt gedenkt der unzähligen Fäden wirtschaftlicher Be ziehungen, die seine Heimat mit der Küste und den überseeischen Ländern verbinden. Und wer es weiß, welche unzähligen Gütermengen tagtäg lich auf den Eisenbahnen und den deutschen Strömen zum Meere und von dort herauf geführt werden, der wird, auch wenn er nicht so glücklich ist wie wir Dresdner, am Oberlaufe des schönen Stromes zu wohnen, dessen Fluten diese Werft umspülen und alsbald das jüngste Kind der Kaiserlichen Marine aufnebmen sollen, der wird auch die Notwendigkeit anerkennen, durch eine starke Flotte unsere Küste zu sichern und unseren Welthandel in allen Meeren des Erdballs zu schützen, damit daheim die Gütcrerzeugung keine Störung erleide und die Entwickelung unseres Volkes ungehindert vorwärts schreite. Darum, wer ein großes, starkes deutsches Volk, ein mächtiges Vaterland will, der muß vor allem eine ausreichende deutsche Flotte wollen und zu jedem Opfer sür ihre Schaf fung allezeit bereit sein Freudig bewegten Herzens sind wir daher der Einladung Seiner Majestät des Kaisers, dem Stapellause und der Taufe seines neuen schönen Kriegsschiffes beizuwohnen, gefolgt. Und wenn in den Wogen, die seinen Rumpf zuerst umspülen, sich das Königs- schloß und die Türme unserer Heimat gespiegelt haben, so mögen sic ihm künden, daß heute im Geiste Seine Majestät, unser allergnädigster König und Herr, wie die patriotisch gesinnte Bürgerschaft unserer Stadt und die Einwohner des ganzen Sachscnlandcs freudigen Herzens an seiner Wiege stehen, und dak sie alle einig sind in dem Wunsche, den ich ihm jetzt auf seinen Lebensweg mitgebe: Möge den neuen Kreuzer und seine Besatzung bei allen Fahrten in Krieg und Frieden der Schutz des all mächtigen und allqiitigen Gottes begleiten. Möge er werden und alle zeit bleiben in den .Händen unserer Söhne und Brüder eine scharfe, gute Waffe zum Schutz und Schirm des Vaterlandes. Möge alles, was unsere blauen Jungen auf dem Schisse tun, der Flagge, die es führt, und dem Kaiser, dem cS gehört, zur Ehre gereichen. Dann wird es allezeit in Wetter und Sturm, auch in Not und Tod eine wahrhaft glückliche Fahrt machen. Und so taufe ich dich denn nun, du herrliches, stolzes Schiff, auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers auf den Namen „Dresden". Das erste aber, wie einst das letzte Hurra auf deiner Fahrt, es gelte in unwandelbarer Treue deinem erlauchten Kriegsherrn: Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser, Hurra, Hurra, Hurra! * Der Neubau Panzerkreuzer „Dresden" gehört zu der Klasse der kleinen geschützten Kreuzer. Es ist dies der erste Kreuzer, der von den sür das Rech nungsjahr 1906 bewilligten Kremern zum Schwimmen kommt. Die Werst von Blohm L Boß erhielt den Bauauftrag erst vor Jahresfrist, sie hat mithin Len Kreuzernenbau in recht kurzer Zeit bis zum Stapellaus ansgeführt, gewiß ein schönes Zeugnis sür die Leiltungssähigkeit der Werlt und ihrer rührigen Leitung. Die „Dresden" hat eine Wasserverdrängung von 3800 Tons unv soll eine Mindestgeschwindigkeit von Z4,5 See meilen in der Stunde erkalten. Man darf aber als sicher erwarten, daß die Geschwindigkeit noch erheblich überschritten wird. DaS Schiff ist aus bestem Stahl erbaut, hat eine Lange von >18 in, eine Breite von l3,5 m und einen Tiefgang von 6,7 w. Die Turbinenanlagen, welche das Schiff enthält, werden nach deutschem System aus der Werst von Blohm L Voß selbst hergestellt. Um die oben erwähnte Geschwindigkeit erzielen zu können, müssen die Maschinen eine Krattleistung von 15 000 Pjerdekrästen entwickeln lönnen. DaS Sckiff enthält zwei Schrauben. Die Armierung wird aus zehn 10,5 cm- Geschützen, acht 5,2 cm-Geschützen, vier Maschinengewehren und zwei Torpedoausstoßrohren bestehen. DaS Deck und der Kommandoturm werden Maximpauzerung von 50 bzw 100 mm Stärk« erhalten. DaS Schiff soll noch im EiaiSjahre 1908 zur Ablieferung an die Mariueverwaltung kommen. Es wird, wenn sich alle auf den Kreuzer gesetzten Hoff nungen erfüllen — und dasür sind die besten Aussichten vorhanden — überhaupt der schnellste Kreuzer der deutschen Flotte sein, da seine Maschincnanlagen nock stärker sind als die beiven bisher fertig ge stellten Tnrbineiikrcuzer „Lübeck" unv „Stettin". Die Werft von Blohm <L Voß ist neuerdings in erheblich höherem Maße mit Kriegs» schiffsneubanten bedacht worden; neben dem Bau des kleinen Kreuzers „Dresden" findet am 6. Oktober die Abnabmeprobcfahrt de» ebenfalls auf dieser Werst fertiggestellten großen Kreuzers „Scharnhorst" statt und in den letzten Tagen bat die Werft den Lau des neuen Panzer« kreuzerS „k" von über >5000 Tons erhallen.
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