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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071015012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-15
- Monat1907-10
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rinnen geht durch ganz Deutschland; und es war sehr bezeichnend, das; der Vertreter einer süddeutschen Regierung hcroornob, wie günstig'sich der Gesundheitszustand der Schülerinnen des Mädchengumnasiuins im Vergleich zu derartigen Klagen zeige. Erfreulich war, daß sich Nord- und Süddeutschland in den fragen der Frauenbilduna im groben und ganzen geeinigt haben, und es wäre ein schwerer Nachteil für die Fa milien, wenn Sachsen bei der starken Zu- und Abwanderung in diesen Fragen ohne Rücksicht auf die Einrichtungen der anderen deutschen Staaten seine eigenen Wege gehen wollte. Deutscher Reich. Leipzig, 15 Oktober. * Der Krenprlni hat den Wunsch geäußert, die Zivilverwaltung des StaaieS in umfassender Weise kennen zu lernen. Ans diesen Wunsch bat der Kaffer und König durch Kab:n:ttSorder vom 7. Oktober d. I. die Genehmigung zur Beschäftigung deS Kronprinzen im M nisterium des Innern für die Dauer eines IahreS unter Befreiung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit von militärischen Dienstleistungen während dieser Zeit erteilt nnr die Einführung deS Kronprinzen in die zivilvienstlichen Geschäfte dem Minister des Innern v. Moltke unter Billigung des von diesem auf gestellten Beschäftigungsplan S übertragen. Zn dem Programm ist vor gesorgt, daß dem Kronpr »zeu in alle wichtigen Zweige des innern Staatsdienstes ein eingehender Einblick gewährt wird. Neben eigener praktischer Betätigung bei der Bearbeitung auSgewähltrr GcschästSsachen und der Teilnahme an wichtigeren Ministervorträgen, gelegentlichen Be sichtigungen usw. werden Vorträge eiuhergehen, die dem Kronprinzen von Vertretern der Wissenschaft und Männern der Praxis in steter An lehnung an d.n Fortschritt seiner Tätigkeit gehalten werden. Der Kron prinz hat seine neue Beschäftigung gestern ausgenommen. * Koalitionsrecht «ud Etsenbahnverwaitung Die preußische Eisen- bahuverwaltung hat schon den direkt in ihren Betrieben beschäftigten Arbeiter» gegenüber Schwierigkeiten aus dem Gebiete der KoalitionS- treihen gemacht. Jetzt geht sie darin o weit, daß sie die „bahnamt- l.chen* Spediteure nötigt, keine Angestellten, Kutscher und Arbeiter zu dulden, die einem Verbände, am allerwenigste» dem Deutschen Transport art« lerverbande, angehören. Ist das der neue sozialpolitische Kurs unter der Blockpolitik? — * TrrnburgS Heimkehr. Der Staatssekretär Dcrr.burg hat am 13. auf dem Dampfer der Ostasrikalinie „Prinzregen!" Daressalam verlassen und wird voraussichtlich am 1. November in Neapel, am 10. November in Berlin eintreffen. Die Ergebnisse ter während seines Aufenthalts in der Kolonie von ungefähr zwei und einem halben Monat gemachten Feststellungen dürsten d.m Reii-StagS nach feinem demuächstig n Zusammentritt in einer eingehenden Denkschrift -»gehen. * PourtaiöS' Nachfolger. Die in München kursierenden Gerüchte über die Nachsolrer deS G.afen PourtalsS sind nur als Veiinutungen zu betrachten. Weder der Generallonsul in Kairo Graf Bernstorfs noch Freiherr von Rücher-Jenisch, der preußische Gesancte am großherwglich hessischen Hofe, sind, wie die„Nal.-Ztg." hört, bis jetzt ernstlich für den Münchener Posten in Betracht gezogen worden In Anbetracht des w chtigcn ägyptischen Postens, den Herr B.rnstorff erst seit eurem Jahre bekleidet, dürste mau schwerlich die Absicht hegen, in Kairo abermals einen Wechsel einlreieu zu lassen. * Ueber Württemberg» Stellung zum BcrciuSrecht ging dem »Schwäbischen Mcrlur" von dem früheren Ministerpräsidenten Freiherrn v. Mittnachl folgende Zuickrist zu: Bei verschiedenen Blättern sand neuerdings die Nachricht Eingang, es fei 1870 bei der Gründung deS Rerch-S von Preußen das mündliche Versprechen gegeben werden, daß kein ReichSoereins- und Versammluugsgesetz jemals die württembergische Ordnung außer Kraft setzen Werve. Diese Nachr.cht ist durchaus unbegründet. Es war der wiirtlembergiiche Minister, der schon der deu Münchener Besprechungen im Scplcmbcr 1870 im Anschluß au ein früheres Benehmen mit fernen Stuttgarter Kollegen d.e Aus, dehuung der Bunveskompetenz auf das Preß- und Vereinswesen obne Beifügung eines Vorbehaltes für Württemberg zur Sprache brachte und bei der nachgefolgten Erörterung in ganz gleicher Weise wie die bayrischen Minister und der Präsident deS Bundeskanzleramtes, v. Del brück, für jene AuSoehnung sich erklärte. Bei den späteren Verhand lungen in Versailles nahm der würtlcmbergische Minister eine gleiche Haltung «in. Es wurde dort die Frage als mit den süddeutschen Königreichen abgemacht behandelt, und weitere Verhandlungen über diesen G genstand haben nut dem württembergischeu Bevollmächtigte» weder in Versaill S noch in Berlin staltgesunden. Ein mündliches Ver sprechen Preußen- haben sie nicht verlangt unc nicht erhalten. * 8ur EtsendahnberkehrSordnnng. Ueber den Entwurf der neuen EisenbahnvcrkehrSordnung werden, wie schon kurz gemeldet, heute und an den folgenden Tagen, in Danrig Vertreter der beteiligten Bundes regierungen, sowie Vertr tcr deS Handels, ter Industrie und der Land wirtschaft unter dem Vorsitze deS Präsidenten des RcichöeisenbahnamteS zu einer Beratung zusammentr.ten. Wie erinnerlich, war der s. Zk. im Neichöeisenbahnamie auSgearbeiteie Entwurf im vorigen Iahreden Bundes- regieiungen und den beru cnm Vertretungen der Verkehrsinleressenten zur Aeußcrung übermitlell und an der Hand der cingegangenen Aendecungsvorschläge vom 4. bis 6. April d. I in einer Konscren; von Negierungsveriretern in erster Lesung berat « worden. Im Juli d. I. haben dann Verhandlungen m:t d.n Negierungen Oesterreichs und Ungarns staltgesunden, deren Ergebnis zu ter Hoffnung berechtigt, daß die bisherige,' im Vcrkehrsintercssc erwünschte Uebereinstimniung der beiderseitigen eisenbahnrechllicbcn Vorschriften — von wenigen durch die Verschiedenheit der Verhältnisse bedingten Ausnahmen abgesehen — auch weiterhin erhallen bleiben wird. In der Daiiziger Konferenz soll nun die zw'ite Lesung deS Entwurfs erfolgen. Dabei werden auch einige bei der ersten Lesung offen gebliebene Fragen, sowie mehrere von deu Negierungen Oesterreichs und Ungarns ausgegangene Aendr- rungsvorsch'.äge beratcn werden. * Steuerpolitik nnb Wah r». Anö Dresden w rd uns geschrieben: Die Krisis in der Finanzwirischa't muß der Stadtverwaltung um so unangeueomer sein, als sie so lurze Zeit vor den Stadtverordneten wahlen zum Ausbruch kommt und in Hohem Grade geeignet erscheint, denjenigen Parteien, die bisher an Zahl der Mehrheit der Hausbesitzer und Reformer nicht die Spitze bieten konnten, die Wähler direkt in die Arme zu treiben. Man macht vrshalb Versuche, die gefährliche Klipp: der Stcuerelhöhung aus irgend eine Weise zu umgehen, ja man möchte sie ßerne ganz aus der Welt schaff.«. Das gcht leider nicht, aber eS scheint, als ob man wenigstens die Verbreiter der Nachricht von der 15 prozentigen Erhöhung insofern ins Unrecht setz.n wollte, als man mit Aufbietung aller F uanzkuust die Höhe etwas herurstervrückt. Darauf deutet der Brief des Oberbürgermeisters Beutler an die Sladtverorv- netenperiammlung hin, in dem e-s beißt: Ich kann tnnzusüge». daß cs nach einer beute morgen unter meinem Vorsitze stattgehabten Vorberatung jedewalls möglich sein wird, von einer Steuererhvhuiig, w>e sie der vom Kastenansschusse vorgelegte Entwurf vorgesehen hatte nämlich'um 15 Prozent gegenüber d m laufencen Jahre, abzusehen. In welcher Hö >e die slüdtiiche Einkommensteuer für das Iaär 1008 zn erheben fein wird, kann jedoch erst nach Abschluß der Beratungen nn di sseingen Kollegium mitgeteilt werden Wir sind in der Lage, das schon vor dem Abschluß der Beratungen miizuteilcn. Dcr Unterschied w rd ganz minimal sein, wenn es über haupt zu eurer Ermäß'^ung kvmmr, — es wird sich dann vielleicht um einen „Ab'aß" von 2 bis 3 Pro ent handeln. Aber auch das kann nur geschehen, wenn die Stadtveroidnelenoersammlung ihre Genehmigung zu der „Neuregelung" des Slraßeubahntarises gibt. Die Veiwaltung legt nämlich großen Wert aus das Wort Neuregc.ung, im Gegensatz zu dem weil uuaiigenehmeren Worte „Erhöhung". Daß aber bi: Neuregelung, die eine bedeut.nde Mchrcinuahme herbeisühren soll, keine Ermäßigung sein wud, kann man sich Wohl an den fünf Fingern abzählen. Soll!« die Verlciieinng der Stiaßeiibahnfabrlen wider Erwarten nicht die Genehmigung der Stadtvcrorduetc:! sinrcn, dann wird auch die löpiozentige Eiböhung nicht ausreichcn, dann würde mau über die 20 hinan'gehen müssen. Friedenr-Rsnserenz. * Vor dem Abschied. Zahlreiche Delegierte haben dem Norddeutschen Lloyd, dessen niederländischer Generalbevollmächtigter Dr. v. Hooger- woerd für die Dauer der Konferenz im Haag einen ebenso glänzend, wie praktisch ansgcstatteten Tepeschrn-, Lese- und ArbeitSsaal zur freien Verfügung der Mitglieder der Konferenz und der Vertreter der Presse eingerichtet hatte, wärmsten Dank hierfür ausgesprochen. Auch Ver treter der Presse drückten dem Lloyd ihren Dank für die mehr als vier Monate lange gewährte Gastfreundschaft auS. Arirland. Oesterreich-Ungarn. * AehrenthalS Temissiouk Privaitclrgramm unser«- Wiener Korn- spoildenten. Obwohl gestern dir staatsrechtlichen Fragen, die mit dem Ausgleich zusammenhängen, in einer Konferenz Becks, WekerleS und AekrenthalS bereinigt wurden, erhält sich das Gerücht, daß Aehrcnthal infolge deS Gegensatzes seine- und des Standpunktes der betcerseitigen Regierungen zu demissionieren gedenke. — Weiter wird gemeldet: Tie Meldung mehrerer Morgenblätter. daß Kaiser Franz Josef gestern den Minister von Aehrenlstal in Audienz empiangen kabc, ist. wie das Wiener Korresvonbenz-Bureau erklärt, unbegründet. da dcr Koster gemäß de» Anordnungen der Aerzte außer dcr nä:l>sien Umgebung niemanden empfangen darf. — Zu der Belianblung der Ausgleichffragen erfahren wir noch: Die „Neue Freie Presse' schreibt: Die Vorlagen über den Ausgleich werden am Mittwoch noch nicht eingebracht, weil wegen der Erkrankung des Kaisers die formelle Borianktion nickst eingeholt werten konnte Die beiden Minstleipräsi- denten werden aber mst kaiserlicher Ermächtigung den Parlamenten den wesent- kichen Inhalt der Vereinbarungen über den Ausgleich mitteilen. In der im Ministerium des Auswärtigen abgehaktenen Konferenz wurde ein Kompiomiß über die staatsrechtlichen Fragen deS Ausgleiches, insbesondere über die Form des Abschlusses von Handelsverträgen mit dem Auslande, erzielt. . England. ' Die Eisenbahn. Der Präsident des Verbandes der Eisenbahn- angestcllten, Bell, macht bekannt, daß die Eisenbahngesellschaften den Bries des Verbandes, in dem gebeten wurde, daß die Gesellschaften in ihrer Konferenz die Frage der Anerkennung des Verbandes erörtern möchten, ablehnend beantwortet haben. Spanien. * Eine Ausstellung. Der König und die Königin eröffneten gestern im Beisein dcr Prinzen und Prinzessinnen und der Mitglieder der Ne gierung und des diplomatischen Korps die Ausstellung für Hygiene und Kunstgewerbe. Rußland. * Wahlen in Petersburg. Tie Wahlen der Wahlmänner der ersten Kurie des Petersburger Kleists ergaben insofern ein völlig unerwartetes Resultat, als entgegen der Siegeszuversicht der Okloblisten vier Kadetten mit großer Stimmenmehrheit gewählt wurden. In der zweiten Kurie wurde nur ein Kadett gewählt, während dem zweitr n die absolute Mehrheit fehlte, was eine nochmalige Abstimmung erforderlich machen wird. Die Arbeiter wählten sechs Wablmänuer, Sozialdemokraten und Maximalisten. Marokko. * LösegelS für Mac Lean. Der Kriegsminister Guebbas in Tanger ist vom Sultan beauftragt, mit der britischen Gemndtichaft über die Auslösung Mac Leans in Verbindung zu treten. Da dcr Sultan Las Löscgeld nicht aus- bringen kann, toll Englans eS vorschießen, und der Sultan übernimmt die Summe auf fern persönliches Konto. * Tas Bild des Rogtii. AuS den Konferenzen reS französischen Gesandten mit dem Sultan Abdul Aziz wird folgende Episode erzäult: Abdul Azi; entsprach auch dem Negnaultjckeu Wunsch, eine Anzahl Journalisten vorstelleu zn dürfen. Hierbei bemertte Abdul Aziz: „Ist vielleicht auch der Panier Ausfrager hier, welcher mir feit 1905 eine Photographie des Nvgbi (deS Prätendenten) schuldig ist, die er mir zu bringen versprach?" Nsgnault bevauczte, daß dcr Wunsch des Sultans bisher unerfüllt blieb, doch würde sich vielleicht Gelegenheit finden, di: Photographie zu verschaffen. Für Abdul Aziz wäre drcseS Bild wichtig, um durch glaubwürdige Zeugen Nachweisen zu lasse», daß dcr Roghi uicht zur Sultanfamilie gehört. «er* Feuilleton. Mit Dernbrrrg nach Dentsch-Gftafrika. ix Von Entebbe ging es in eintägiger Führ: hinüber «ach Bukoba am westlichen User des Sees. Unser Weg führte uns zurück auf deut- s ct: c s Gebiet. die Jnspckt'.onslour des Staatssekrelä'.s im Innern nahm ihren Anfang. Ais wir in dcr tiefen Dunkelheit dcr Tropen vor dem felsigen Gestade lagen, dessen finstere Silhouette sich.wie,drohend vor uns ausdanle, da empfand man etwas wie tiefes Mitleid mit d.nen deren Pflicht es ist, an dieser entlegenen, nicht einmal durch den 2elc- araph mit der Kullurwelt verbundenen Ecke nufere- ostafrikainschcn Be sitzes am Mast, dcr die deutsche Flagge trägt, Wache zu halten. Von fernem Fröschcquaten abgesehen Totenstille ringsherum. N ir an zwei, drei Punkten dcr Küste schimmert das trübselige Licht einer Laterne. Ein weiteres Lickst löst sich aus der Finsternis. Scharfe, kraftvolle Nudcrschlage treffen das Wasser; die Umrisse euics Bootes, das schnell herangleitel, werden sichtbar; ein Offizier in weißer Tropeu- irnisorm erscheint au Bord, nimmt die Hacken zuftunmcn und meldet stch in vorschriftsmäßiger strammer Haltung bei dem Staatssekretär, dem Gouuerueur und seinem Spczralvorg-.ietztcn, den: L berstleutuanl Ouade. Es ist Hauptmann von Stiimer, der Leiter des Bezirkes. Ich erwähne die kleine Szene, weil in den Aeußcrlichkeuen euies derartigen Vorganges für den Augenzeugen etwas eigentümlich Symbolisches uno Markantes liegt. Bor uns das Tuntel und das leise Grauen dcr äußersten Thule. „Wie weiden wir die Wiedersehen, die wir hierher geschickt haben?" fragt nian sich im stillen. Und wir sehen sie wieder. Sie üben mit ruhiger Selbstverständlichkeit die alte Form, tue ihnen als Rüstzeug für alle Lebenslagen anerzogen worden ist. Tie alle Form ist unsere Stärke und unsere Schwäche. Wenn die Sonne aus Bukoba beruicderscheint, zerslaltert das leise Grauen. Man sieht die schon geschilderten grotesken Felsen mit viel Grün dazwischen, den etwas unwahrscheinlichen sogenannten .Hafen, Haus und Schuppen des Zollvcrwaltcrs. in deu Granit cingefvrencit, eine Viertelstunde seirab die mächtige festuugsartigc Boma, die RcrchS- slagge davor, die auf einer Terrasse am See lustig im Winde flatten, nnü tic Strohdächer der Eingebvrcuenhütten dahinier. Ter Hafen bestehl im Grunde aus nichts, als einer dürftigen Steinmole, die nur kleineren Schiffen einen Anlegeplatz gibt, und auch das nur bei nickst allzu hoher See. Dicht dabei steht eine starke Dünung an. Mit der wachsenden De- deurung des Platzes wird hier Wandel geschaffen werden müssen.; ebenso ist es dringend nötig, daß Bukoba an unser Telcgraphennetz An schluß erkält. Im Zollhaus ist reger Güterverkehr; alle zehn Tage, manchmal öfter, trifft einer der großen Dampfer hier ein, wobei er dann jedesmal reichlich Fracht bringt und mitnimmt. Hauptausfuhr- artikel von Bukoba sind Erdnüsse, Felle, Wachs und Kaffee; Einfuhr artikel sind billige Manufakturwaren. Unser T-ampser nimmt in ein tägiger Arbeit zwei stark« Leichter mit Waren auf. Dazu liegen im Zollschuppen viele Güter, die auf die Wiedereröffnung des nahen Ruanda warten, und dann im Karawanenwcg verschickt werden sollen. Ruanda ist gegenwärtig noch immer gesperrt, weil seine Bevölkerung, wie die Gewerbeireibenden versichern, ganz zu Uurcchl, in, Zusammen dong mit dem letzten Ausstand noch immer für unruhig gilt. Der erste Eindruck, den man von dem Land hier oben in kommer zieller Beziehung gewinnt, ist demnach ungewöhnlich günstig. Dabei ist Mißernte und Vieksterbe. welch letztere allerdings eine teilweise Steigerung des Verkehrs durch Vermehrung der Häutegnssubr zur Folge hatte, gewesen Ter „Eindruck" findet seine Bestätigung durch konkrete Zahlen Bukoba bat vom 1. April des vorigen bis zum 31 Mor des laufenden Jahres aus Zöllen sAus- und Einnihrs IW500 Rnvien '75 Rupien --- 100 <l), an Steuern 106 000 Rupie» und an Gewerbe steuer 10000 Rupien, zusammen 246 000 Rupien Einnahmen gebracht. Ihnen gegenüber stehen an Ausgaben 122 000 Rupien; 25 Prozent Pro vision für die Steuereinziehung an die Sultane des Landes und 20000 Mark für außerordentliche Verwaltungsausgaben sind in sic einbe- griffeu. Di« Station hat also einen ueberschuß von rund 125 000 Rupien ergeben, ein Resultat, das sich immerhin sehen lassen kann. In früheren Jahren war es ähnlich. Bukoba ist Militärstation. Viel Anteil an ihrem Aufblühen hat ihr Leiter, Hauptmann v. Stümcr, ein Beweis, daß rn der Anstellung von Zivilbeamtcn nicht ausschließlich das Heil des Landes liegt. Das Interesse des Herrn v. Stümcr an seinem Bezirk ist so groß, daß er seit vier Jahren keinen Heimatsurlaub genommen hat. Natürlich gehört eine besondere eiserne Natur dazu, dem Klima derartig Trotz zu btcwn. Die Sultane seines Bezirke? hat er ausgezeichnet an der Strippe; nicht ein einziger von ihnen war bei ihrer Begrüßung des Staatssekre tärs angetrunken, was für cffruanischc Verhältnisse etwas nahezu Außerordentliches fein soll. Tabei sind diese schwarzen Herren nicst etwa die gewöhnlichen kleine« Despoten anderer Bezirke; einzelne von ihnen, z. B. Kahigi und Moalangcllo, haben ein sehr ausgedehntes Herr schaftsgebiet mit dichter Berölkernng und einen entsprechend großen Ein fluß aus Krieg und Frieden. Durch Vcrinittlnng der Sultane hat Herr n. Stümcr den Eingeborenen ihren Nanvban bei dcr Wachsgcwinnnng abgewohnt und sic zur rationellen Bienenhaltung erzogen; aus dem selben Wege Inn er sie mit Eriolg zu laudwirstsck östlicher Betätigung cnrgchaltcn. Daß er daniit bei dem Staatssekretär besondere Aner kennung gefunden hat. ist uns nicht verborgen geblieben. Ter Herr Bczirksleiter ist auch architektonisch veranlagt und bat seine Boma und seine sonstigen Dstiiskgebände obne Banmcisicr reckst ansehnlich und billig zuwege gebracht. Diese Billigkeit — ans die Ansehnlichkeit wird es den Herren wohl weniger ankomnicn — hat bei den Finanzwächtern in Daressalam naturgemäß in angenchinstcr Weise Sensation gemacht. Glänzend war dcr Empfang Tcrnburgs in Bukoba. Die Sultane waren mit großem Gefolge angcriickt; Kabigi trug eine Art weißer Feldwebclunisi-m mit Phantasiehclni, die kleineren erschienen in den verrücktesten Kostümen. Ter eine z. B., dcr spindeldürr und quittengclb war, sah aus wie ein spleenig gewordener Jockei, ein anderer trug eine Art Bischofsolnal mit Jesultenhnl. Besonders angestrengt hatte sich Moatangallo, ein schöner tiesschworzcr Neger von ungefähr vierzig Jahren. Er ließ sich im Purvurmantcl aus einer Tragbahre tragen; ihm voran tanzte, wie einst David vor der Bundeslade, seine Haus kapelle, groteske, mit Lcopardenfcllcn ausstasficrlc Burschen, unter ihnen auch dcr Lcibzwerg seiner schwarzen Mcycstät. Unter wilden Ver renkungen verüble« sie ans ihren Trommeln und Querpfeifen einen Heidenlärm. Tann kam, mit Vorderladern, ein Dutzend Askaris, die später nach den deutschen Askaris ihrerseits einen Parademarsch ris kierten; schließlich, hinter dem Sultan, ein großer Schwarm Araber und Neger, meist in weiße« Gewändern, mit langen Wandcr^täben in der Hand, die Araber mit prachtvollen Pharisäcrköpserr, in würdiger Ruhe, die Neger aufgeregt, schwatzend, lachend und lärmend, alle neugierig bis dort hinaus. Diese Gesellschaft schnellen Schrittes unter den breiten Blättern der Bananenhainc und dem saftigen Grün dcr Oelpalme am Strande dahinzichen zu sehe», berührte wieder ganz biblisch. F. 2. Theater «u- Aonzert. Leipzig, 15. Oktober. Iß ^V. Konzert von Anna von Gabain. Drei Klavicrkoiizerte an einem Abende zu spielen, ist neuerdings Mode geworden. Man er staunt nicht wehr über die pliysischc Leistung, nachdem auch kleine Talente die Sache gewagt und durchgesiihrt haben. Selbst als kleines Talent aber wird man die Pianistin Anna von Gabain nicht be zeichnen könne». Guter Wille spricht ans ihrem Klavierspiel, sonst nichts, im bcsondcrn keinerlei solistischc Begabung. Daß ihre Blicke stetig am Notenblatt«? hingen, war nicht das Ausschlaggebende, wenn schon cs die äußere Frcikcit ihrcS Vortrags behindern mußte. Tveh auch von dem Geiste dcr Werke, die sic vermitteln wollte, hatte sie lieh nicht einen Hauch zu eigen gemacht. Nester Haffdan Elevcs zV ckur- Kvnzert ein Urteil z« gewinnen war bei solch probl-matischcr Behand lung des Soloparts nicht leicht. Ans dem, waS das begleitende W i n de r st c i n v r ch c ste r beitrug, ließ sich indes der Schluß ziehen! daß man es mit keiner wertvolleren Vermehrung der konzertanten Klavierlitcratur zu tun habe. Der Komponist r«det in diesem Opus 3 noch sehr ssn» kayem, ohne übrigens sein« nordische Abkunft stärker zu betonen. Tas Ganze könnte gleich dem langsamen Satz „guusr I'anlL^ia" überschrieben sein, sofern eine schweifende, sprunghafte Gedanken bewegung die Oberhand behält. Arn unerfreulichsten wirkt der Schluß satz, der viel Lärm um nicht? macht, aber auch von den vorhergehenden Teilen fühlt man sich nicht stärter gefesselt. Zurück nun zur Pianistin, die ich über Halsdan Elevcs Konzert, so mäßig dieses ist, fast vergessen Kälte! Sic spielte des weiteren ein Mozartsches Konzert (Ockurs, sowie Beethovens cknr-Kvnzert und blieb, in automatischer Gleichgültigkeit » erharrend, dem feinen Liebreiz des einen ebenso viel schuldig wie der festlichen Pracht des andern. Ihres unentwickelten nuancenarmcn An schlags zufolge ist der Dame ganze Technik durchaus glanzlos, und wenn das Pcmugenspie! einige Flüssigkeit hat, so mangelt doch Reinheit; so gar Mclodicphrasen wurden durch Ausglviten gestört. Das Orchester batte es angesictstS dcr ohne Ensemblcgefühl ihren Part abhaspclnoen Solisten nicht leicht, sekundierte jedoch pflichtgemäß. Nur ließen sich die Blechbläser bisweilen lauter vernehmen, als es dem Kaufhaussaale zu träglich ist — sic wurden vermutlich unwillig ob des am Flügel voll- snhrtcn überaus anfechtbaren Musizierens. O. 'fV. Konzert von Karolinc Tocpper-Fischcr. Den Konzertsaal des Hotel de Prussc betrete ich meist mit recht bänglichen Gefühlen. Ich habe da schon zu viele Kunstbcslisjene beioerlei Geschlechts musi kalischen Schiffbruch erleiden sehen. Ich will absolut nichts UcbleS über den Saal gesagt haben, dcr sonst zur Stätte intimer Musikübung wie geschaffen scheint, aber — di: Musen scheinen ihn doch zu meiden. Auch gestern hielten sie sich ferne. Hätte Frau KarolineDoepper- Fischer ans Wiesbaden nur das Gleiche befolgt, sie würde dann nicht in die mißliche Situation geraten sein — es muß ehrlich aus- gesprochen werden —, Fiasko zu machen. Halt: die Dame denn keine wohlmeinenden Ratgeber, die ihr das Bedenkliche ihres Unterfangens vorhielten, sic vor einem öffentlichen Austreten in Leipzigs Mauern warnten, und zum andern, bat sie selbst zu wenig Autokritik, um nicht zu wissen, daß man mit solchen unzulänglichen Leistungen keinerorts bc- stehen kann? Frau Doeppcr-Fischer niag früher wohl Stimme besessen haben, die vielleicht durch Krankheit oder sonstige störende Einflüsse ge litten bat, jedenfalls sind setzt nur noch spärlich« Stimmreste vorhan den, die zu nichts nütze sind. Tiefe und Mittellage sind überaus schwach fundiert, nur in dcr zweigestrichenen Oktave sind zwei oder drei Töne onzutrcssen, denen schöne Gestaltung nickt abzusprechcn ist, die sym pathisch berühren. Alles andere liegt aber brach. Zn dem stimmlichen Manko aescllt sich überdies eine recht mangelhafte Aussprache; in der dritten Stuhlreihe hatte man Mühe, den Text zu verstehen. Noch am annehmbarsten sang die Dame Schuberts „Der Neugierige", an allen übrigen Vorträgen sand ich aber beim besten Willen nichts des Lobe? würdiges. - Herr Theodor Prussc, der mit Geschick als Begleiter amtierte, offenbarte auch als Solist ser spielte Cösar Francks Prälu dium, Ehoral und Fuge) respektable pianistische Qualitäten; die Ecken und Härten seines Anschlages muß er jedoch abzuschleifen eifrigst be flissen sein. * * Kleine Vhronik. AuS BreSlau wird aemeldet: RegirrungSrat Friedens burg in Steglitz Kat dem Sch le fischen Muse nm für Kunstgewerbe und Altertümer seine Sammlung schlesischer Mittelaliermünzen geschenkt. Diese Sammlung, dir Frucht Mjätzrlger eifriger Bemühungen lesteht auS 26 goldenen und über 1401 silbernen Münzen, und dürfte die reich- kaltiaste sein, die je auf diesem Gebiete zusammengebracht wurde. — Zu Beginn nächsten Jabrcs beabsichtigt eine Expedition unter Führuna deS Polarforschers Harry de Windt und deS Londoner Romanschriftstellers William Le Queur EnglanS zu verlassen um im Anftraae der russischen Regierung die bisher noch von keines weinen Mannes Fnß betretene Halbinsel Kola, den zwischen dem Weißen Meer und dem arktischen Ozean gelegenen Sven und baumlosen Landstrich deS arktisclen LapplandeS zu erforschen: An der Berliner Universität tritt ein indogermanisches Seminar mit Beginn Les WinterbaibjakreL in die Reibe der akademischen Anstalten. Direktoren des Seminars sind die orLenilichen Professoren D. Tr. Piichel (Sanskrits, Zirmemey ikeliische Philologie). — In dem Nachlaß des jüngst vrrstorbenen Ssterreichischen Volk-dickster- Karl Tosta haben sich zwei unbekannte Tdeater- siücke voraesnnden. Ein dritte- Werk hatte Earl Costa noch in Arbeit als er au- dem Leben schied.
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