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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071016028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
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«»»gäbe t (m-r vteH^jthrUch 3 M., -u»ak1>ch L «., Johamutgaftc 3. r-l-vü-n «r. 14SS2. «r. I4S9K. Rr. 14«V«. verNnrr Redaktt»»« Vorrav: BerUn ttV V Prio, Loris Ferdinand» Etrase 1. lrlephon l, Nr. SM, (2 mal täglich) 1»»«rhaU> und der deutschen »ol-uien vtrrttl Ungar» 8 L vtert^iShrlich. Aboimement-Lmxchme: LognAnspiaH dri unseren Träger», Mliolen. Spediteure» »od »nnaiuueftrll«», )owt« Postämtern imd Briesträger». Pir «to^lne Nnaunrr kostet 10 Pfg. Abend-Ausgabe 8. KipMcrTagMM Handelszeitung. Nmtsvlatt -es Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis Mr Inserate an4 Leipvg und Umgeb»», du 6gespaltene Petii-erle 25 Pf., sinan^stelle Anzeigen 30 Pf., Reklamen t M.; von auswän« 30 Pf , Reklamen 1.20 M v«nAu»land5<>Pt., finanz. Anu>grn75Pf. Reklamen 1.S» M. Iuserats v. Behörden im amtlichen keil 40Pf. Beilagegebübr 3 M. v. Tausend exkl. Post» gedllhr. "ielchafteanzcigen au bervrtiigler stelle im Prege erhöht. 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Aus München wird uns geschrieben: Seit 14 Tagen istder Landtag versammelt, der sich der schwärzesten Mehrheit und oer längsten Sessionen rühmen kann. Das neue Wahl recht hat das alte Resultat gezeitigt, die Gründe hierfür sind an dieser Stelle wiederholt dargelegt worden. Tas Zentrum besitzt von 163 Man daten 98 und ist, wie sich bereits mehrfach zeigte, wiederum gewillt, seine Macht mit brutaler Rücksichtslosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Seit 14 Tagen also tagt die Kammer der Abgeordneten, von posi tiver Arbeit aber kann noch recht wenig berichtet werden. Diese Zeilen sollen Versäumtes nachholen und nur einen kurzen Uebcrblick gewahren. Die Thronrede hat wieder neben den Wünschen für eine gedeihliche Arbeit nur eine trockene Auszählung der stattlichen Reihe von Ausgaben gebracht, welche die Regierung dem Landtage zuzuweisen gedenkt. Sie wurde am folgenden Tage in glücklicher Weise durch die Budgetredc des Finanzministers von Piatt ergänzt, wenn auch den Hauptziisern der Reiz der Neuheit fehlte. Die sozialdemokratische „Münchner Post" war nämlich von befreundeter Hand in die Lage versetzt worden, diele Ziffern wie vieles andere Wichtige schon mehrere Tage vorher mitzuteilen. Der Abschluß des Budgets ist ja längst durch den Telegraphen bekannt ge worden. Durch seine moderne Gestaltung hat es eine weit größere Klar heit und Uebersichlüchkeit erhalten, die ungeteilte Anerkennung findet. Auf die mageren Jahre folgen zwar noch nicht die fetten, aber dennoch kann eine erfreuliche crusstcigende Tendenz konstatiert werden. Zum erstenmal sind aus der letzten Finanzperiode — in Bayern gibt es zwei jährige Etatsperioden — wieder namhafte Erübrigungen zu verzeichnen und die beiden nächsten Jahre sehen trotz einer Erhöhung oes Etats um viele Millionen noch rund 17 Millionen Reserve vor, welche den Grund stock zur Ausbesserung der Staatsdiener bilden soll. Diese wird mit einem neuen Beamtengesetze die dringlichste und wichtigste Ausgabe des Landtags bilden. Tie Grundzüge, welche der Finanzmiuistcr entwickelte und durch die das Besoldungswesen auf eine völlig neue Basis gestellt werden soll, sind völlig zu billigen, eine andere Frage ist, ob bei einem Heere von 65 000 Beamten und Bediensteten die vorgesehene Summe von jährlich 16 Millionen zu einer durchgreifen, den Reform, zu ganzer Arbeit ausreicht. Vorläufig nimmt das Zentrum noch eine recht zweifelhafte Stellung ein, sein neuestes Bestreben geht auf eine Verquickung der Beamtcnaufbesserung mit jener der Lehrer und Geistlichen, wodurch, wie der liberale Führer Dr. Casselmann treffend bemerkte, die Hoffnungen der Staatsdiener begraben würden. Aehnlich sieht es sei der Steuerreform, die in dieser Session noch zur Vorlage, aber nur zur Ausschußberatung kommen soll. Ein erheb licher Teil des Zentrums scheint in Rücksicht auf die Landwirtschaft, d. h. aus Furcht vor den Bauern, der allgemeinen Einkommensteuer, mit der die Reform steht und fällt, abgeneigt zu sein. Der „Bauern doktor" Heim, der mit Entschiedenheit dafür eintritt, ist, wie schon berichtet würbe, einstweilen und vielleicht definitiv seines Einflusses beraubt. Einige Worte find der Präsidentenwahl zu widmen. Tas Zentrum hat, wie feine Presse schon seit Monaten verkündigte, die beiden Präsi dentenstellen für sich in Anspruch genommen. Die Sozialdemokraten, die drittstärkste oder, angesichts der 98 Zentrumsmannen, besser gesagt. Feuilleton. Nichts ist schwieriger als der Versuch, die Lehren der Geschichte für die Gegenwart wirksam zu machen. Die Massen empfangen diese Lehren nicht, und die Staats männer vergessen sie. Virchow. - M Lin Indiarrerdorf. Von Dr. F. Tetzner (Leipzigs. Wir haben den Staat Kansas mit seinen weißgetüncbien englischen Brctterhäuschen verlassen und sind ins Gebiet der spanischen Lehm häuser gekommen, nach Neumexiko. Mitten im Feld 2^ englische Meilen von Thoronton, hält der Zrig. Wir wandern querfeld hinüber nach Santo Domingo. Nahe der Eisenbahnschiene liegt eine von Luftziegeln gebaute, ungetünchtc altspanische Jndianerkirche aus der Zeit der Er oberung. Sie erhebt sich mitten in dem düster umlvallten Friedhof. Man überspringt einen Graben in der ebenen Gegend, und das Dorf liegt vor uns. Dies ist also der Schauplatz jener romantischen Geschichten, an denen jedes Kinderherz so sehr hängt! Ein Rechteck, von drei parallelen Straßen und einer Quergasse durchzogen. Den Straßen entsprechen Häuserreihen, aber auf der mittelsten, breiteren, finden sich ein paar Gemeindegebäudc, ganz beson ders die Estufa oder der Wartturm. Auf ihm ist immer ein Wächter, und im Innern sollen alte Gebräuche ausgeübt werden, um deren Kennt nis sich die Forscher bemühen. Am andern Ende des Dorfes, am Rio Grande, liegen Hütten für Kleinvieh und Wirtschaftsgebäude zum Holz hacken. Das schmutzige Braun der Häuser wirkt trübselig. Doch das Leben und Treiben verwischt diesen Eindruck. Auf dem stachen Dach des Erdgeschosses lustwandeln häufig die Bewohner, besonders die des im Hintergründe aufgebauten Stockwerks. Ter Zugang geschieht mittels Leitern. Vor den Häusern sieben einfache bienenkorbförmige Brenn öfen, daneben Holzschichten, bald bekommt man auch einen Töpierofen zu sehen. Denn die Einwohner beschäftigen sich mit Töpferei, Weberei, Korbflechterei und Silberschmiedekunst und verkaufen ihre Erzeugnisse an die Fremden und die Basare. Die hübsche Ornamentik ihrer Arbeiten findet viel Liebhaber. Wir betreten ein Haus, es hat zwei Räume ohne alles Hausgerät. Zur rechten Seite sind drei Maisreide- steine von trapezförmigem Querschnitt befestigt, links ein erhöhtes Lager mit Wolldecke. An Querftanaen an der Decke hängen Teppiche und "chön bemalte Felle. Zur Linken an der Wand sind Heiligenbilder; im Nebenzimmer bewahrt man allerlei Geräte. Vor dem Hause neben dem Ofen leuchtet eine Kette getrockneter Paprikaschoten und an einem Baumgerust trocknen geschalte Wassermelonen. Da fährt, wie wir durch den vergitterten Fensterraum beobachten können, auf einem niederen Leiterwagen, besten beide grobe Holzrader direkt mit dem Deichseljoch verbunden sind, em junger Indianer vorbei. die drittschwächste Partei, wurden durch die Ultramontanen überhaupt vom Direktorium ausgeschlossen, weil sie sich nicht zur Erfüllung der höfischen Pflichten verstehen wollten. Sie hatten sich aber bereit erklärt, sich an der offiziellen Anzeige der .Konstituierung der Kammer beim Prinz-Regenten zu beteiligen, ein Zugeständnis, welches bislang im Reichstage nicht gemacht wurde und entschieden ein Einlenken bedeutet. Zufall war es natürlich nur, daß sie einen hoffähigen „Genossen", den Freiherrn Haller^von Hallerstein, der ein sehr behagliches Bourgeois- Leben führt, als Schriftführer präsentierten. Die Liberalen traten für ihn ein und wurden deshalb von der Zentrumspresse der Illoyalität gegen die Krone und den Regenten verdächtigt, nicht zum Heile des Zentrums, da dagegen an dessen unerhörte Angriffe gegen den Regenten im Kampfe gegen das Ministerium Crailsheim erinnert wurde. Allseitig war die Notwendigkeit der Schaffung einer zweiten Vize- präsidenten'telle anerkannt worden. Diese bot das Zentrum oen Libe ralen an. Man konnte verschiedener Meinung darüber sein, wie diese sich verhalten sollten. Ausschlaggebend war aber die Erwägung, daß ein Präsidium, in dem das Zentrum sich völlig unter sich weiß, denn doch kein wünschenswerter Zustand ist. Mittlerweile ist es sehr zweifelhaft geworden, ob er nicht doch ein tritt. Das kam also. Abg. Dr. Casselmann geißelte in der General debatte über das Budget mit vollem Rechte die unqnalifizier- bare Agitation des Zentrums im letzten Wahlkampfe. Darauf hin warf ein Zentrumsredner und Führer den Liberalen Undank vor! Die Herren meinen in ihrer vornehmen Denkungsart, die Liberalen müßten, weil ihnen die zweite Vize- präsidentenstelle — gebührt hätte ihnen die erste — und der stell vertretende Vorsitz in Ausfälligen eingeräumt wurde, nun ihre Rede freiheit und Polemik beschränken. Die Liberalen haben sofort von der Zentrumsfraklion eine, Erklärung verlangt, ob jene Aeußerung eine private war, oder ob sie die Meinung der Fraktion wiedergab. Im letzten Falle sind die Liberalen entschlossen, ihre „Ehrcnstellen" nieder zulegen. Auch bei den Wahlen znm Finanzausschuß spielte sich ein sehr inter essanter Vorgang ab. Das Zentrum delegierte den Abg. Dr. Heim, dem es so unendlich viel zu verdanken hat, n i ch t m e h r. In höchster Entrüstung erklärte dieser auch seinen Austritt aus dem Vorstände der Fraktion, reiste sofort ab und ward nicht mehr gesehen. Um so mehr läßt er von sich hören. In der Zentrumspresic hat sich darob nach langem Schweigen ein für den tertiim faustens sehr lustiger Krieg entsponnen, im Wahlkreise des Abg. Dr. Heim werden bereits Ver trauenskundgebungen für ihn vorbereitet. Trotzdem steht aber fest, daß der konservativ-aristokratische Flügel des Zentrums unter Dr. Pichler im langen, hoffnungslosen Kampfe den demokrati schen Flügel unter Dr. Heim besiegt hat, was „höheren Oris" sehr gut ausgenommen wird. Von den bisherigen Gegenständen der Beratung wäre der Negie rungsentwurf über die Pauschalierung der Diäten zu nennen. Bisher erhielten die Abgeordneten IN .lt pro Tag der Session. Künftig sollen sic eine Pauschale von 2509 .ll unter Aknugen im Falle der Abwefenhüt erhalten — 12 .kl pro Sitzung. Die Kontrolle wird durch Selbst erklärung der Abgeordneten geübt. Nun möchten namentlich die bauer- lichen Vertreter im Zentrum und im Bauernbund gern die 3500 .tk un geschmälert einstecken und doch recht oft, um ihren Geschäften nachgchen zu können und den Aufwand in der Residenz zu sparen, schwänzen können. Und daher eine lebhafte Opposition gegen den Entwurf, der nach der ersten Lesung an eine Kommission verwiesen wurde. Von den Liberalen wie von der Regierung wurde erklärt, daß, wie sich von selbst versteht, die Abzüge das unentbehrliche Korrelat zur Pauschalierung bilden müssen. Nur so ist ibr Hauptzweck, eine Verkürzung der Sessionen herbcizuführen, zu erreichen. Die Generaldebatte wird Wohl noch mehrere Tage währen, d. h. bis dorthin ist ein Schlußantrag zu erwarten, sonst könnte sie den Oktober ausfüllen. Ihr Ergebnis soll dann hier zuiammenaefaßt werden. Nur eines wäre schon heute froh bewegt zu konstatieren. Die uneingeschränkten Lobsprüche aus ultramontanem Munde beweisen, was freilich keines Beweises bedurfte, die höchste und allerhöchste Zufriedenheit des Zen trums mit der bayerischen Regierung. lieber die gestrige Sitzung des Landtages s^lbgeordnetenkammerf ist zu bemerken, daß der neugewählte Vizepräsident, Professor Dr. Hammerschmidt, seinen Posten versah und cs wahrscheinlich ist, daß das Zentrum nachgeben wird. Außerdem ergriff Dr. Casselmann das Das Joch liegt hinter den Hörnern der beiden braun und weiß gescheck ten Ochsen. Statr der Peitsche hat der Fuhrmann eine lange Stange. Sein Gesicht ist braun, nicht kupferfarbig; die rote Farbe malt man nur bei Jndianertänzen an. Das lange schwarze Haar wird von einer Stirnbinde festgehalten. Eine blaue Kutte, weiße Hosen, lange Gamaschen machen die Kleidung aus. Auf der Straße Haden sich eine Menge junger Mädchen und alter Damen im Sonntagsstaat ausgestellt, meist mit lleberwurf versehen, zum Teil ähnlich den Altenburgerinnen gekleidet. Mit Grazie balanzieren sie Wassergefäße cnss dem Kopse. Alles Vollblut. Einzelne Lockrufe verstehen wir nicht. Wir wollen in ein neues Haus eintreten, es wird uns verweigert. Da führt uns der Gemeindevorstand in sein eigenes. Man bietet uns -um Kaufe an: Trauben, Melonen, Maiskolben, bemalte Schalen und Kinderipielzcug, Lederwarcn. Silberrinae mit Ornamenten, Kreuze, Sitze mit schön ge musterten Scheiben. Auf einmal taucht im Hintergrund ein junger Bursche mit mächtigem Tomahawk lBeils aus. Wir stehen betroffen in seiner Nähe und es fallen uns wohl allerhand Räubergeschichten ein. Langsam ziehen wir uns nach der Haustür zurück, der junge Mann aber geht mit, er will am Flusse Holz hacken und hat weder von unserer Kalt blütigkeit noch Furcht etwas gemerkt. Da beginnt plötzlich auf der Hauptstraße der Erntetanz, zu Ehren des Regengottes, dessen Idol hier auch noch seinen Raum neben Jesus und der Mutter Maria hat. Männer, Frauen und Mädchen steigen auf die Dächer und sehen dem Schauspiel ihrer Angehörigen zu, die in teilweise echt phantastischer, bunter, mit Federn ausstaffierter Tracht im Gänsemarsch einen einförmigen Tanz ausführen. Ste treten mit Handklappern und Maiskolben an und singen ein einsörmigeS Lied, bald stehenbleibend, bald weiterhüpsend, alles auf Gebot der noch phan tastischer angezogcnen fünf Vortänzer. Immer aber lächeln sie uns freundlich zu. Jene fünf Vorländer tragen Frderflügel und an den Hosen Federschmuck, die Mädchen naben dafür seingesticktc Gamaschen. Der Gcmeindevorstand zeigt uns noch die schöne Trommel, mit der er die Gemeinde zusammenruft. Wir akur mochten auch einen Kriegstanz sehen und finden später in dem Dorfe Laguna dazu die Gelegenheit. Bevor wir cs erreichen, sehen wir uns die beiden Idole an, denen der erste Tanz galt. Ein Holzzylinder von 10 am Stärke und 30 «m Länge ist am oberen Ende mit roten ring-, zweig- und sternförmigen Wollstückchen ver'ehcn, deren erstere die Nasen, die zweiten die Ohren, die letzteren die Augen bezeichnest sollen, darüber flattern Raubvogel- und Truthahnfedern; das ist der männliche Regengott. Der weibliche besteht aus einem Brett, auf dessen Ende Nadelbaumzweigc gebunden sind. Laguna erreichen wir in der Nacht und werden von Führern unter Fackellicht einen steilen Felsen hinangeführt. Trichterahnliche Vertiefungen wie im Karst dienen der Aufnahme des Mahlsteins. — Hier sind die meisten Häuser aus Stein, der Ort gleicht einer alten Bergfeste: weißgctüncht ist die Außenseite, und im Innern sehen wir nicht selten Wolkcnvorhänge, ja sogar Nähmaschinen. 1100 Seelen zählt die Gemeinde, doppelt jo viel als die zu Lanto Domingo, und das Christentum fand vier ebenfalls erst durch Katholiken, dann durch Pres byterianer Eingang. Ohne von bellenden Hunden belästigt zu werden, betreten wir den Wort zu den Aeußerungen des Bischofs von Regensburg, indem er darauf hinwies, daß sür die von dem Bischof bcstriitenen Ausführungen über Religion und Politik zuverlässige Zeugen vorhanden seien. Diese Aeußerungen seien bei Anreden in kleineren Kreisen gefallen. Deutscher Reich. ' Lerprig, 16 Oktober. * Aus dem Auswärtigen Amt verlautete, daß Unterstaatssekretär v. Mühlberg, weil er sich durch Schoens Ernennung zum Staats sekretär zurückgeietzt fühlte, wohl zurücktrcten werde. Bis Ende Oktober befindet sich Mühlberg noch in Urlaub. Dann dürfte es sich auch erst entscheiden, ob er gehen wird. * Gewerblicher Rechtsschutz. Ein wichtiger Erlaß des Justiz ministers Dr. Beseter ist soeben an die Oberlandcsgerichtspräsidenten und Oberstaatsanwälte der preußischen Monarchie gelangt. Er betrifft den gewerblichen Rechtsschutz, ein Gebiet, auf dem wiederholt die Forde rung nach Sondergerichtcn, aus Juristen und Technikern zusammen gesetzt, laut geworden ist. Die Justizverwaltung hatte, diesem Ver langen entsprechend, eine bessere sachliche Behandlung der gewerblichen Rechisstrcitlgkeiten vor den ordentlichen Gerichten in Aussicht gestellt, da die Schaffung von Sondcrgerichten zu einer schweren Schädigung der allgemeinen Rechtspflege führen müsse. Schon vor einigen Jahren yatre der Justizminister die Anregung gegeben, bei den Oberlandesgerichten und einer Anzahl von Landgerichten besondere Senate oder Kammern sür die Entscheidung der gewerblichen Streitsachen einzurichten. Diese in den beteiligten Kreisen dankbar aufgenommene Neuerung hat sich bisher bewährt und soll nun auf Grund der inzwischen gesammelten Erfahrungen weiter ausaebaut werden. Wie wir hören, legt der Minister in dem neuen Erlasse Wert darauf, daß in allen Bezirken, in denen ein Bedürfnis für besondere Kammern vorlicgt, namentlich m großen Jndustricbezirken, wenigstens bei einigen Landgerichten Kammern sür gewerbliche Rechtsstrcitigkcitcn gebildet werden, bei denen, auch wenn sie unzuständig sein würden, die Parteien erfahrungsgemäß gern durch Vereinbarung des Gerichtsstandes Recht nehmen. Der Erlaß regt ferner an, daß von einem Wechsel in der Besetzung dieser Kammern möglichst abgesehen wird. * Zivilprozeßreform und Bundesrat. Mit dem kürzlich veröffent lichten Entwurf, wonach vier große Gesetze, das Gerichtsverfassungs gesetz, die Zivilprozeßordnung, das Gerichtskostengssetz und die Gebühren, ordnung für Rechtsanwälte einschneidende Aenderungcn im Interesse der Beschleunigung und Verbilligung unseres Zivilprozeßverfahrens er fahren sollen, wird sich der Bundesrat erst demnächst beschäftigen; dem Reichstage soll der Entwurf, wie die „Deutsche Juristcn-Zeitung" von unterrichteter Seite erfährt, erst Anfang des neuen Jahres zngehen. * Viehzählung 1907. Der Bundesrat wird in sein;r nächsten Sitzung über die Abhaltung einer Viehzählung am 2. Dezem- ber 1907 Beschluß fassen. Bekanntlich sollten diese Zählungen zu- nächst nur alle 5 Jahre stattfinden, und zwar abwechselnd eine große und eine kleine. Mit Rücksicht aber aiss die höchst bedeutenden Inter essen, welche mit der richtigen Beurteilung der Entwickelung unseres Viehstandes und unserer Fleischversorgung verknüpft sind, soll diesmal wiederum eine große Viehzählung stattfinden, obwohl nach der letzten regelmäßigen von 1900 noch eine außerordentliche Viehzählung 1904 eingeschoben war. * Kleine Nachrichten. Als konservativer Kandidat für die Land tagsersatzwahl im Wahlkreise Liebenwerda-Torgau sst der Rittergutsbesitzer Bock v. Wülfingen-Nebigau ausgestellt worden. — Gegen die Vereinigung der Städte Rheydt und Odenkirchen wird von Odenkirchcn aus bei der Negierung Einspruch erhoben, weil der Bürgermeister Böning, welcher eine Abfindungssumme von hundert- tausend Mark erhält, als persönlich interessiert, nicht habe an der Ab stimmung teilnehmen dürfen. — Wie nach der „Post" verlautet, soll auf Veranlassung des Reichsschatzamtes am 31. Oktober d. I. eine Zäb- luny fämtlicher Bestände an Münzen, Reichskassen, scheinen nnd Banknoten, die sich an dem genannten Tage bei den amtlichen öffentlichen Kassen des Reiches befinden, vorgenommen werden. kreisförmigen Marktplatz, auf dessen Steinboden alsbald der Tanz beim Schein der Fackeln und Marktscucr beginnt. Wieder lagern auf den Dächern die malerischen Gruppen der Zuschauer; eine Art Trottoir trennt die Häuser ab, die von Hunden gehütet werden. Drei Indianer mit Fedcrdiadem stampfen tanzend den Boden, drei trommeln dazu und singen eihahaha in einem fort, dabei langsam das Marktfeuer um- wandelnd. Die Tänzer haben Pfeil und Bogen und halten den Tanz zu gewissen Zeiten im Gedächtnis eines Sieges, den sie einmal über einen benachbarten Stamm davongetraqen baden. Pfeil und Bogen aber sind nur noch Gegenstände des alten Kultus, heute schießt kein Mensch mehr damit, ebensowenig wie er sich etwa des steinernen Toma hawks bedienen würde. Während des Tanzes aber bieten uns die freundlichen Dörfler wieder ihre Erzeugnisse an und begleiten uns feil schend — sie wissen ihre Preise zu machen — bis auf den Bahnhof. Nur vom Verkauf von Götzenbildern wollen sie nichts wissen; die erhält man in Albuquerque neu und schön für 3^2—3, in Ädamaua schon sür Vr Dollar. Doch wir begehren einwandsfrei echte indianische Altertümer zu sehen /und da müssen wir schon in die verlassenen, von den heutigen Indianern ängstlich gemiedenen Felscnwohnungen der Cliffdwellers im großen Cauyän des Colorado reisen. Welchen Eindruck mögen wohl die Indianer empfangen haben, als sie zum erstenmal die. grotesken Jndcrtempeln ähnlichen, rot-gclb-weiß leuchtenden Gebilde gesehen haben, die die Jahrtausende lange auswaschendc und alle Erdformatw- nen vom Braunkohlengebiet bis zum Granit durchsägende Tätigkeit des Colorado und des Regens geschaffen hat. In seinen Sagen drückt sich nur das Grauen aus über die grandiose 16 Kilometer breite und lssss, Kilometer tiefe Schlucht. Wie der Alpenbesiedlcr nach oben, so kletterte er in die Tiefe, neue Jagdgründe zu suchen. Die Häuptlinge zogen nicht stolz zu Roß hinunter, sondern mußten sich mühsam den sicheren Vorsprung aussucbcn, auf denen der Fuß nicht strauchelte. D-a sehen wir nun hoch oben die Löcher und Hallen und drinnen finden wir die einfachen Tier- und Menschenzeichnungen^ Spiralen und andere Ornamente, seltener schon ein Steinbeil oder Steinmcsser, häufiger die Uebcrbleibscl der Nahrung, Linsen und Mais. Und neben diesem Bild der Felsenhöhlen aus ältester Zeit nun das der neuesten, die schönen Gebäude der indianischen Schule, wie sie bei spielsweise in Lawrence sKansasl zu finden sind. Da kann man scheu, daß der Indianer durchaus nicht der Kultur feindlich gesinnt ist. wenn sie ihm richtig übermittelt wird. In allen Zweigen des Dissens sucht er dort seine Ausbildung. Mit Stolz kält er daran fest, daß er der eigentliche Herr in Amerika ist, und will zwar den Weißen, der diese Kultur brachte, anerkennen, aber vom dienenden Neger nichts wissen. * * Berliner Mnsik. Eine nengegrüudete „Gesellschaft der Musik freunde" ist mit ihrer ersten künstlerischen ssunvgebung an die Oellentlichkrit getreten. Unter Leitung ibres Kapellmeisters Oskar Fried und unter Mit wirkung des Lterni'chen Geiangvereius und des bedeutend veruärkten Plsslharm. Orchesters brachte sie am vorigen Freitag in der Philharmonie Vie Nirsensmsouie „Gloria. Ein Sturm- und Soaoealted" iu einem Satze für großes Orchester,
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