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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
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Anzekgen-PreiS ltr Inserat, au« Leipzig und Umgebung di, 6 gespaltene Petitzeile 25 Ps., sinanzielle Anzeigen 30 Ps., Reklamen I M.; von auSwärt« 30 Ps., Reklamen 1.20 M. vom Au' land 50 Ps., finanz. Anzeigen 75Pf. Reklamen 1.50 M. Inserate v. Bchärben im amtlichen Teil 40 Ps. Beilagegebübr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. gleichtsisanzrigen an bevorzugter stelle IM Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Festcrteilte Aufträge können nicht zurück- aejogen werben. Für da- iLrscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Antigen-Annahme! Auguftu-platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und AiSlandc«. Haupt Filiale Berltur Lari Lunit: , Herzog!. Bahr. Hasbuch. Handlung. Lützowstraße 10. Kelephon VI. Nr. 4603). Donnerstag 17. Oktober 1907. M. Jahrgang. Das Michtigste vom Tage. * Am heutigen Tage findet die feierliche Eröffn ungdessäch- fischen Landtags mit einer Thronrede des Königs statt. * In der bayerischen Abgeordnetenkammer betonte Finanz- Minister v. Pfaff die Notwendigkeit, neue Einnahmequellen für das Reich zu erschlichen. lS. Dtschs. R) * Las neue Volksschulgesetz, das die Regierung von 2 a ch s e n - M e i n i ng en dem Landtag vorlegt, enthält die A b - schaff» ng der geistlichen Schulaufsicht. * Im Reichs rat gab der Präsident einen Bericht über die Krankheit des Kaisers. (S. d. bes. Art.) ' Lei den D u m a w a b l e n im Baltenland erhielten bisher die Deutsch-Konservativen von 181 Wahlruäuucrn 116. ' 't Die badischen Demonstranten. Ms Ignaz Auer, der sympathische Mann und Genosse, gestorben war, folgten seinem Sarge auch bürgerliche Parlamentarier, und es hat kein Mensch etwas Auffälliges darin gesunden, von ein paar rückständi gen und einflußlosen Scharfmachern vielleicht abgesehen. Es ist uns auch nicht erinnerlich, daß etwa aus sozialdemokratischen Kreisen pro- testiert worden wäre gegen die Anmaßung, daß Bourgeois sich für gut genug gehalten haben, einem Genossen die letzte Ehre zu geben. Als Friedrich von Baden, der nicht minder sympathische Mensch und Groß herzog gestorben war, schritten im Lcichenzuge die Genossen Frank und Kolb. Und es tobt ein Sturm der Entrüstung durch die Reihen der Sozialdemokratie. Schon wird die Frage erörtert, ob die beiden noch würdig seien, den Ehrentitel Genosse zu führen. Vorläufig freilich ist ein Antrag aus Ausschluß der beiden „Demonstranten" beim Landesvoc- stand der badischen Sozialdemokratie noch nicht gestellt worden. Aber das kann ja noch kommen, und der „Vorwärts" würde, seiner Haltung in dieser Frage entsprechend, vermutlich seinen Segen dazu geben. Nur einige wenige süddeutsche Organe der Sozialdemokratie verteidigen die Sünder oder halten wenigstens mit ihrem Urteil zurück, Sonst aber heißt es: Loruser le» ruckürries! Um nach Möglichkeit gerecht zu sein, soll nicht vergessen werden, daß auch in bürgerlichen Kreisen eine ruhigere und objektive Auffassung der sozialdemokratischen Bewegung noch nicht gar so lange breiteren Boden gewonnen hat, daß insbesondere die persönliche Berührung mit dem Gc- nossentum erst geraume Zeit nach dem Fall des Sozialistengesetzes ohne Einbuße an Reputation möglich geworden ist. Aber cs ist doch auch zu konstatieren, daß diese Zeiten vorüber sind, wobei wir nicht unterlassen können, zu erwähnen, daß gerade in der bis zum persönlichen Boykott gesteigerten Aufwiegelung der Bevölkcrunasschichten gegeneinander das größte Ucbel solcher Polizeigesetze zu erblicken ist. Heute ist jedenfalls der Zustand so, daß die bei weitem größere Toleranz, die Vorurteils losigkeit, im Bürgertum zu finden ist, daß dagegen die offizielle sozial- dcmokratie sich fortgesetzt und systematisch einer unduldsamen Phili- strösität und einer anmaßenden Nichtachtung des Bürgertums befleißigt. Auf den sozialen Kongressen wird fast regelmäßig mit Bedauern kon statiert, daß die Sozialdemokratie nicht geruht, sich vertreten zu lassen, denn den einen Georg Bernhard wird die Sozialdemokratie selbst nicht als Repräsentanten anerkennen wollen. In Wiesbaden hat erst jüngst noch Exzellenz Hamm den Wunsch ausgesprochen, auch Sozialdemokraten zum Schössen- und Geschworenendienst herangezogen zu sehen. Im Reichstage hat Dr. Junck eine eindrucksvolle Verteidigungsrede für die Tätigkeit der sozialdemokratischen Beisitzer der Gewerbegerichte gehalten. Alles doch unzweifelhafte Symptome einer weitherzigen Auffassung deS Verhältnisses zur Sozialdemokratie. Und nun die Kehrseite. Sozial demokratisch organisierten Schriftstellern ist das Mitarbeiten an bürger lichen Preßorganen auf dem Parteitage in Dresden verboten worven. Der Großherzog,. von Hessen wurde verhöhnt, weil er bei der Weih nachtsfeier in der Darmstädter Herberge zur Heimat zugegen gewesen war und die Hcrbergsgäste beschenkt hatte. Genossen, die als Abgeord- nete der Einladung eines Ministers entsprochen hatten, wurden mit dem < «dsuncki bedroht. Jetzt wird den Genossen Kolb und Frank wegen ihrer „Demonstration" der Prozeß gemacht. Und wir vermuten stark, wenn der verstorbene Genosse Noscnow nicht seinem „Kater Lampe" eine sozialisierende Tendenz gegeben hätte, so würde ihn noch bei Leb zeiten der leibhaftige Kautsky geholt haben. Das ist überhaupt ein Ka pitel für sich, und ein häßliches zumal, diese parteipolitische Herab würdigung der Kunst durch die Sozialdemokratie. Tas ärgste Spektakel stück mit demokratischen Tendenzen bekommt in der sozialdemokratischen Presse durchgängig eine bessere Note, als ein Schauspiel, in dem ein Monarch nicht gerade als Scheusal erscheint. Manchmal wirkt solche politische Kunstkritik geradezu komisch. Oder soll man nicht lachen, wenn ein Kritikergenosse ungefähr schreibt, abgesehen von der preußisch-mon- ercbischen Glorifizierung sei Kleists „Prinz von Homburg" ein ganz braves Stück? Ta wird immer, auch von der Sozialdemokratie, die konfessionelle Sonderungssucht des Zentrums verurteilt. Aber treibt cs die Sozialdemokratie etwa anders? Ten Nichtgenossen möchten wir sehen, der in einem sozialdemokratischen Betriebe beschäftigt wird. Bernhard Shaw hat seinerzeit dies engherzige Philistertum der deutschen Sozialdemokratie mit Ruten gegeißelt. Er hat die Erscheinung durchaus zutreffend geschildert. Nur auf die Ursache ist er nicht ein gegangen. Vielleicht hat er sich als Ausländer absichtlich an das Sicht bare halten wollen. Doch ist diesem Mangel leicht abzuhelfen: Es ist die blanke Furcht der Sozialdemokratie vor der bürgerlichen Verführung. Nur aus diesem Grunde arbeitet sie mit aller Macht auf die Ab schließung ihrer Massen hin und verurteilt das böse Beispiel der „De monstranten" Kolb und Frank. Der teure Wähler darf nicht erst nach denklich oder gar skeptisch werden. Ihm darf auch ja kein AergermS be reitet werden. Ter „Vorwärts" spricht dies aus, indem er schreibt: ..Darüber können die beiden Genossen nicht im Zweifel gewesen sein, daß die größte Zahl ihrer Wähler und weite Kreise der Parteigenossen an ihrer Handlung Anstoß nehmen würden." Wie würde wohl der „Vorwärts" einen bürgerlichen Abgeordneten betiteln, der sich aus Furcht vor seinen Wählern an einer Sympathiekundgebung für einen verstorbenen politischen Gegner nicht zu beteiligen wagte? Wir müssen gestehen, daß gerade dieser offensichtliche Grund der sozialdemokratischen Unduldsamkeit uns diese an sich schon unschöne Eigenschaft noch häßlicher erscheinen läßt. Und wenn man dazu bedenkt, daß diese Partei die Worte Hbcmta und ep-slitä von der französischen Revolution als Motto über nommen hat, so ist es wirklich schwer, keine Satire zu schreiben. Ter eine der beiden mutigen badischen Genossen hat sich bewogen gefühlt, neben dem Gefühl allgemein menschlicher Sympathie für den verstorbenen Großherzog auch noch taktische Gründe zu seiner Recht fertigung anzuführen. Wir wollen darauf nicht näher eingehen und nur bemerken, daß er unseres Erachtens seine Position dadurch nicht ver- bessert hat. Es ist aber sehr bemerkenswert, daß der „Vorwärts" gar kein Gefühl für das Mißliche solchen Gesühlsschachers bekundet, vielmehr in aller Geschästsmäßigkeit schreibt: „Es kann den Genossen Kolb und Frank so wenig wie einzelnen anderen Mitgliedern der Partei das Recht zugebilligt werden, in politisch-taktischen Momenten allein und ent scheidend zu bandeln." Tie Sozialdemokratie will die Menschheit ja Wohl auf den Gipfel der Kultur führen. Auf diesem Wege aber scheinen Sümpfe zu sein. Zu der letzten Nummer des „Vorwärts" beschäftigt sich August Bebel mit dem Fall „Kolb und Frank". Ec veröffentlicht eine längere Erklärnng, die mit folgenden Sätzen schließt: „Mit Gründen der Würde und des Taktes hat diese Huldiaung nicht das geringste zu tun, sie stellt sich vielmehr vom Standpunlte der Partei als eine grobe Verletzung der Würde und des Taktes dar, die beide ihrer Stellung in der Partei schuldeten, sie verrät einen Mangel an Nackensteifheit, die das erste Gebot für einen Alaun ist, der im öffentlichen Leben steht. Gebietet die Würte und der Takt, einem toten Fürsten, der uns im Leben bekämpfte, das Trauergeleit zu geben, dann gebietet doch wohl in Konsequenz dieser Auffassung Würde und Takt den Fürsten, einem verstorbenen Fübrer der sozialdemokratischen Partei, der »ein Leben lang aus Idealismus für seine ehr- liehe Ueberzeugung kämpfte, diesen zu Grabe zu geleiten oder einen Vertreter zu senden, der sie repräsentiert. TaS fällt sell'nvernändlich keinem Fürsten ein, und ich finde das in der Ordnung. Aber Wurst wider Wurst! Selbst unieie politischen Gegner aus dem bürgerlichen Lager befolgen diese Taktik — cs sei denn, dass d rekte persönliche Beziehungen zu dem Verstorbenen ste anders zu handeln bestimmen — und sie tun recht daran. Auch über diese Aussührungen läßt sich nur das in dem Leitartikel audgesührle jagen. Der ö?tsL*L?richische RerchsraL ist gestern wieder eröffnet. Wenn auch nicht die Form der Vertagung nach der kurzen einleitenden Hochsommersession gewählt wäre, um den Abgeordneten den Fortbezug der Diäten zu sichern, so hätten sie doch dieics Mal auf eine Thronrede, wenigstens auf ihre Ver kündigung aus ihres Kaisers Mund, verzichten müssen. Als Franz Ioief im Juni zu den Vertretern seines Volles sprach, da lagerte sich c ne eigentümliche Stimmung über dem Hame. Und ein Nachhall dieser Stimmung klotz in die Herzen ocrer da ornntzen pinein, welche nachher die Rede lasen. Tas war keine Alliahrs-Thronrcde, kein kühl-geschäfts mäßiges Lcssionsprogramm! Das klang wie ein politisches Testament! So alle Zweige des Staatslebens umfassend, so ernst und warm die schwere Frage des Jahrhunderts, die soziale, angrcifend. hatte der Monarch noch nie gesprochen! Hatte er ein Vorgefühl, daß er d-c letzte Sechsjahrsperivde seines Volksrates cimveihe? Daß die Ucbcrwindung einer leichten Erkältung mitten in der besten Jahreszeit so langsam von statten geht, erregt bange Befürchtungen sür künftige Anfechtungen, die bei der Abneigung des alt gewordenen Herrschers, seinen Körper zu schonen, nicht ausbleibcn werden. Die Krankheit des Kaisers war naturgemäß das erste Thema, welches im wicdereröffnetcn Hause angeschlagen wurde. Zu Beginn der Sitzung gab Präsident Weißkirchner folgende Erklärung ab: Ich habe cs als Repräsentant des österreichischen Abgeordnetenhauses kür notwendig erachtet, mich an die Kabinettskanzlei zu wenden, um bei dem Wiederzusammentritt des Reichsratcs den Abgeordneten der öster reichischen Völker authentische Mitteilungen über das Befinden des Kaisers zu machen. (Lebhafter Beifall.) Ich habe von dem Kabinetts- d:rektor folgendes Schreiben erhalten: „Geehrter Herr Präsident! Ich erlaube mir ergebenst, die Mitteilung zu machen, daß das Befinden Seiner Majestät, Allerhöchstwclchcr an einem auf Influenza beruhenden Katarrh leidet, gottlob den Umständen gemäß insofern vollkommen zu friedenstellend ist, als Seine Majestät trotz der in der Natur der Er krankung gelegenen Fiebererscheinung sein gewohntes Leben fortführen kann, mit der einzigen Beschränkung, daß anstrengendes Reden ver mieden wird, um den Hustenreiz nicht zu mehren. Im übrigen sind die Ficbererschcinungcu schon weniger hoch und lang als anfangs, die katar rhalischen Erscheinungen sind geringer, Appetit und Schlaf etwas besser. Es wird immerhin noch eine gewisse Zeit brauchen, bis alle Krankheits erscheinungen verschwunden lind. Ter ärztliche Befund von gestern abend hat festgestellt, daß gestern den ganzen Tag über kein Fieber nach weisbar und die katarrhalischen Erscheinungen ziemlich unverändert waren. Ter Puls war kräftig. Heute morgen ging mir die Nachricht zu, daß Seine Majestät die Nacht gut, wenn auch durch Husten gestört, verbracht haben, und daß das Gesamtbefinden sich gebessert bat. Die Fieberfreiheit hat sich, gottlob, bis jetzt erhalten. Seine Majestät fühlen sich jetzt kräftig, und ich glaube, im Namen aller zu sprechen, wenn ich unserer wärmsten Anteilnahme Ausdruck gebe, und den Wunsch beifüge, Gott, der Allmächtige, möge unfern geliebten Kaiser bald vollkommen gesund machen." (stürmischer, langanhaltender Beifall; Hände klatschen.! Darauf trat das Haus in seine Tagesordnung ein. Es war ein großer Tag, aber kein erfreulicher: Dem österreichischen Einheits staate sollte sein Requiem gesungen werden! Das Ministerium brachte die Ausgleichsvorlagen ein. Wir erhalten folgende Depeschen, welche die in einem Teil unserer Auflage schon toiedergegebene Depesche unseres Privatkorrespondentcn ergänzen: Die Negierung hat die auf die Ordnung des wirtschaft lichen Verhältnisses zwischen den beiden Staatsgebieten bezüg liche Vorlage eingebracht. Die Vereinbarungen der beiden Regierungen erstrecken sich nicht nur auf die Regelung der wechselseitigen Handels und Verkehrsbezichungcn, sondern haben außerdem die Lösung bedeut samer Fragen staatsfinanzieller Natur zum Gegenstände So ist cs insbesondere gelungen, in der Angelegenheit des ungarischen Staats schuldenblocks, deren Lösung im Jahre 1903 vertagt werden mußte, zu einer Einigung zu gelangen. Da überdies zwischen den beiden Regie- rungen eine Verständigung in der Angelegenheit der Notenbank und ein Einverständnis in der Quotenfrage, sowie über einige wichtige Eisen bahnfragen erzielt wurde, so liegt ein Kvmplerausgleich vor, der in voller Ucbereinstimmung mit dem Gesetz vom Jahre 1867 di« vertrags mäßige Bildung des an sich selbständigen Verfügungsrechtes klar zum Ausdruck bringt. Die eigentliche Gesetzesvorlage umfaßt 1) den Entwurf des Gesetzes, durch das der Vertrag über die Regelung der wechselseitigen Handcls- und Verkehrsbeziebungen zwischen beiden Staaten, ferner das Ucbcrein» kommen über die Vermeidung von Doppelbesteuerungen solcher Unter nehmungen, die ihren Geschäftsbetrieb auf beide Staaten ausdehnen, sowie über einige andere Angelegenheiten der direkten Besteuerung, und daS Additionalübcreinkommen über die Bcitragslcistungen der Länder der ungarischen Krone zu den Lasten der allgemeinen Staatsschuld ge nehmigt und in Kvait gesetzt wird. Ls Ten Entwurf des Gesetzes über die Ausdehnung der Wirksam keit der in einem Landesgebiete errichteten Aktienaeiellschasttn (Komman ditgesellschaften auf Aktien!, Versicherungsgesellschaften und Erwerds- und Wirtschaftsgesellschasten auf das andere Staatsgebiet. Was die Zoll- und Handelspolitir anbetrifst, so beruht, gleich dem bisher abge schlossenen Zoll- und Handelsbündnis, auch der neue, auf Grui d der Gesetzgebung vom Jahre 1867 vereinbarte Vertrag auf der Basis der ungeschmälerten Freiheit des wirtschaftlichen Verkehrs für den Bereich der inneren und der vollen wirtschaftlichen Gemeinsamkeit sür den Be reich der äußeren Wirtschafts- und Handelspolitik. Das Bestehen der zoll- und handelspolitischen Gemeinsamkeit, welche sich derzeit nur auf die Basis der Reziprozität begründet, wird nunmehr unter den sicheren Schuh, fester, vertragsmäßiger Vereinbarung und gegenseitiger Bindung gestellt, und die Llufrechterhaltung der einheit lichen Zollrechte und des ^wischenzollfreien Verkehrs durch Vertrags- mäßige Verpflichtung gewährleistet. Eine eigene Anlage des Vertrages enthält den einheitlichen Text der innerhalb des Zollgebietes geltenden Tarifbestimmungen, der auch die Grundlage für die Verhandlungen wegen des Abschlusses neuer Handelsverträge bilden wird. Dieser Tarif ist in seinem ganzen Inhalt, einschließlich jeder einzelnen Taris- Position, im Verhältnis der beiden Staaten zueinander gebunden, so daß Abänderungen nur im gemeinsamen Einverständnis durchführbar sind. Ebenso sind alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, daß die Anwendung und Auslegung dieses Tarifes völlig einheitlich erfolgt. Es folgen Einzelheiten über Eisenbahntariffragen und dergleichen, welche großenteils schon durch die Depesche unseres Wcner Korrespon denten gestern abend mitgeteilt waren. Deutsches Reich. Leipzig, 17. Oktober. * Parlame, tarlschcS aus Lachsen. Tie nationalliberale Fraktion kalte sich bereits vor der 1. Präliminarsitzung konstnuiert. Als Fraktionövorsitzender wurde wiedergewählt Abg. Schi eck-Franken berg, als stellvertretender Vorsitzender wurde ebenfalls wiedergewähli Tr^ Vogel, zu Schrisilührern wurvcn berufen die Abgg. Langhammcr (bereits in der letzten Session^, Stettner und Pflug, die Kassen- verivaliuug übernahm wieder Abg. Müller. * Das Reichsgericht über die Feuerbestattung. Tie Frage, vb im Falle der Feuerbestattung die Angehörigen des Eingeäscherten einen Rechtsauspruch darauf haben, daß die Aichenreste auf einem Friedhof bei- gesetzt werden, beschäftigte kürzlich das Reichsgericht, das zu folgendem Ergebnis gekommen ist: Grundsätzlich seien die Kirchhöfe zunächst nur für Beerdigungen in der althergebrachten Form bestimmt, doch könne durch allgemeine Sitte auch eine Ausdehnung dieser Zweckbestimmung auf die Be setzung von Aichenresten herbeigeführt werden. Wer jedoch eine solch? Ausdehnung behaupte und auf Grund derselben aus dem Klagewcgc die Erlaubnis znr Beisetzung der Aschenreste verlange, der müsse Nachweisen, daß eine solche Sitte bestehe. Da nun im Prozeß gegen die Kirchciigcmeinde Hagen von der Klägerin 71 ihrer Echcheit nick nicht beanstandete Bescheinigungen von deutschen GemcindcbehörL.-r und Kirchcugcmeinden vorgelcgt seien, aus denen Hervorgche. dsii diese Aussteller, teilweise sogar unter Genehmigung evangelischer Kirchenbclzördcn, die Beisetzung von Aschenresten in Krematorien ver brannter Leichen gestattet haben, und zwar meistenteils ohne jede Einschränkung, da ferner die Orte, auf welche die beigebrachtcn Ve- schcinigungcu sich bezögen, über das ganze Deutsche Reich verteil: seien, auch von der danach erteilten Erlaubnis ein verhältnismäßig häufiger Gebrauch gemacht sei, so könne der Nachweis der allgemeinen Sitte als geführt erachtet werden. Tas Reichsgericht hat also die eingangs aufgeworfene Frage be jaht und einen Rechtsanspruch auf Grund Gewohnheitsrechtes als be stehend anerkannt. IV. Fünfzigjährige Milstin jubiläeu der württeiubcrgischen Generale z. T. Graf v Zeppelin und Frhr. Schalt v. Lchottenstei». In wenin n Tagen, am 21. Oltober, feiern gleichzeitig zwei h.rvo»ragende wüntem- bergifche Generale, der vielgenannte Lufisckisferfinder Graf Zeppelin und ver frühere Kriegsminister Freiherr Schott v. Schottenstein ras Jubiläum des Beginns ihrer militärischen Laufbahn vor fünfzig Jak:en. Ferdinand Gras v. Zeppelin, am 8. Juli 1838 in Konstanz als Solm res (1886 verstorbenen) fürstlich hohcnzollern-bechingenschen Hof- und Regierungsrats Grafen Friedrich v. Zeppelin und dessen Gemahlin Mathilde (geb. Maccaire d'Hogguer) geboren, trat 1855 in die Kriegs schule in Ludwigsburg (nachdem er zuvor mit Auszeichnung die Real schule und die polytechnische Schule in Stuttgart besucht batte), 1857 wu,de er als Fähnrich in die württembergische Armee ausgenommen. 1858 wurde er Leutnant, 1863 machte er ausgedehnte militärische Studienreisen, beteiligte sich am Nordamerika»; chen Krieg und wackle zu St. Paul in Kanada in einem Milstärballon zum erstenmal eine Luftfahrt mit; 1866 wurde er Hauplmann und zog ins Feld gegen die preußischen Truppen; 1868 wurde er zum Großen Geueralstab komman diert, 1869 verheiratete er sich in Berlin mit Freim Isabella v. Wolff aus dem Hause Alt-Schwanenbcrg. Den deutsch-französischen Krieg 1870/7 l machte er als Hauptmann im Generalstab der Armee m t. Gleich zu Beginn lenkte er durch seinen tolllübuen RekognoszierungSritt von dem pfälzischen Städtchen Hagenbach aus über Lauterbach nack Niederbroun die allgemeine Aujuierkiamkeit aus sick; während seine Patrouille gefangen genommen wurde, schlug er, der Führer, sich durch und brachte dem Generalstab wichtige Nachrichten aus den französischen Grenzorten, Nach richten, die nachher bei Wörth und Weißenburg erfolgreich verwertet wurden. Nach dem Kriege avancierte Zeppelin raich, nühzeitig winde er Oberst und Kommandeur der KönigS-Ulanen iNr. 19) in Stuttgart. 1885 wurde Zeppelin württembergiscber Mililärbevollmäckti ter in Berlin. 1887 89 wirlte er dort als außerordentlicher Gesandte' und bevollmächtigter Minister. 1889 kehrte er zum militärischen Dienst zurück und wurde Kommandeur der 30. Kavallerirbrigade in Saarbrücken. 1888 nannt, 1890 zum vom aktiven Dienst zurück. la xuito des Königs er- befördert, trat er 1891 nahm rer zur Disposition am Boden,« Aufenthalt Lösung deS FlugproblcmS, 1905 wurde Zeppelin zum Anläßlich deS bevorstehenden zum General L Generalleutnant Hierauf gestellte General in Stuttgart und und widmete sich seinen Sturien zur de b>S zum Jahre 1874 zurückceichen. „General der Kavallerie z. D." befördert. Jubiläums sollen dem General große Auszeichnungen zugcdackt sein. Sein Alters- und IubiläumSgenosse Freiherr Schott von Schotten stein, 1838 in Ulm geboren, trat, wie Zeppelin, 1855 >n die württem- bergiscke Kriegsschule ein und begann wie er 1857 ieiuen aktiven Tunst. Den Krieg 1870/71 machte er als Ingenicurossizier mit. Nack dem Krieg war er einige Jahre nach Hessen kommandiert, 1883 wurde .r Oberst und Kommandeur des Olga-Grenavierregimeuiö Nr. 119, 1888 Generalmajor und Kommandeur der 51. Infanieriebrigade. Im November 1890 übernahm er, nach Preußen kommandiert, als Generalleutnant daS Kommando der 30. Division in Straßburg. Im Frühjahr 1892 ernannte ihn der König an Stelle deS in dm Ruhe stand getretenen General- v. StelnheU zum Krieg Minister. Nach rem
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