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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071018022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
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- Tag1907-10-18
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Abend-Ausgabe 8. Bez«gö-Prr« Die einzelne Nummer kostet 1ü Pßg. Stedakltvn und Lxprdtti»»: Johuanitgasi« 8. televbon Nr. 14W2, Nr. 1E>, Nr. t«»t. verliner Nedaktiout lvureau: Äerlin W 7. Prinz Louis gerdinand- Straße 1. Telephon Nr. 9275. d« ch iür Leipzig und Vorort« durch «Pro Drtger und vpedttrure tu« Hau» gebracht: Lutgabe ä lnnr morgen«) vtertrlsährltch 3 Pt. monatlüb 1 Pi., Autaabe L (morgen» und abend») vi«rtrl- jährlich 4.50 moaatlich 1.50 Pt. Dur» dt« Po« (2 mal täglich) innert und der deutlchen Kolon 5,25 M., monatlich 1,75 destellgeld Iür Oesterreich 9 L Ungarn 8 L vierteljährlich. Abonnement-Annahme: Augnstu-PIatz 8, bei unseren Trägern, Filialen. Epeditearrn und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. UrMger T llgMM Handelszeitung. Rmlsblall -es Nales und des Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis für Inserat« au« Leipzig und Umgednng di» «gespaltene Petilzeile 25 PI., iinanzielle Anzeigen 30 Ps., Reklamen 1 M. ; von a-rwärt» 30 Ps., ReNamen 1.30 M. vomAullandbOPs., finanz. Anzeigen7bPs. Reklamen 1.50 M. Inserate ». Behörden >m amtlichen Teil 40 Ps. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend ex kl. Pos!- gebühr. (*e>chasi«anzeigen an bevorzugter stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Fefterteilte Austräge können nicht zurück gezogen werden. Für da» ltrjcheinen an bejlimmtrn Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen.?!»nähme: stluguftuhplatz 8. hei sämtlichen Filialen u. allen «nnoncea- Expebiiioneu de» In- und Au»landr». Haupt Filiale Berlin. Tarl Dunrti Herzogl. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstralle 10. kkrlephon VI, Nr. 4608). Nr. 289 Freitag 18. Oktober 1907. 101. Jahrgang. Das wichtigste voin Tage. * Kaiser Tsai-Tien ist an der Tuberkulose erkrankt, und hat bereits zweimal einen Blutsturz gehabt. * Handelsminister Kossuth erklärte in seinem Parteikonvent, daß er die K ab i n e t t s f r a g e für die Annahme des Ausgleichs stelle. lS. Ausl.) * Die Stadt Nowydwor (Gouvernement Warschaus, die 20 MN Einwohner zählt, steht in Flammen. Die mutmaßliche Ursache ist Brandstiftung. Tagesschare. Die Schnlvorlagen für den Landtag. Bon ganz besonderer Wichtigkeit sind die dem Landtage zuge gangenen Schulvorlagen. Wir erwähnen zunächst das Gesetz über die O b e r r e a l s ch u l e n. Diese Schulgattung, die schon in Preußen die weiteste Verbreitung gefunden hat, wird nun auch in Sachsen einge- iührt werden. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, daß die Oberreal- schulen den übrigen Höheren Biloungsanstalten in allen Punkten gleich- gestellt werden. So wird das Abgangszeugnis aus der Unter sekunda dem Reifezeugnis einer Realschule glcichstehen und zu den entsprechenden Anstellungen im Bureaudicnst usw. berechtigen. Das Reifezeugnis einer Oberrealschule soll für die Zulassung zur Ausbildung für den höheren Staatsdienst im Baufach genügen, wie außerdem auch zum juristischem Studium und zur ersten stilistischen Staatsprüfung unter der Voraussetzung berechtigen, daß von einem Realgymnasium ein Zeugnis über die bestandene Ergänzungs prüfung in der lateinischen Sprache beigebracht wird, bei der wenigstens die Zensur „GuG erlangt wurde. In Leipzig wird be- tanntlich die Ooerreolschule der I. Realschule am 1. April 1908 ange gliedert, also mit der Obersekunda cinsetzen. Praktische Bedeu tung werden also die neuen Gesetzesbestimmungen erst nach Verlauf mehrerer Jahre gewinnen. — Bon einschneidender Bedeutung ist so dann die Regierungsvorlage, wonach von Ostern 1908 ab die Zu lassung vonMädch en in allen höheren Schulen(Gym nasien, Oberrealschulen und Progymnasienj versuchsweise er folgen soll. Vorbedingung ist dabei, daß die für jede Klasse festgesetzte Schülerzahl nicht überschritten wird. Zu Teilungen von Klassen soll wegen der etwaigen Ausnahme von Mädchen nicht geschritten werden. Die in der Sexta auszunehmeuden Mädchen müssen mindestens einen vierjährigen Elementarunterricht genossen und das 10. Lebensjahr vollendet haben. Für obere Klassen würde das entsprechende Alter zu geilen haben. Das Sitzenbleiben in einer Klasse soll in der Regel die Entlassung bedingen. Von den Eltern ist selbst für den Turnunter richt zu sorgen. — Schließlich sei noch die Besserung der Ge- haltsoerhältnisse der Lehrer an den Volksschulen erwähnt. Sie soll mit dem 1. Juli 1908 in Kraft treten, und es wird ein jährlicher Mehraufwand von 1210000 F entstehen. Gerade diese Vorlage dürfte im Landtage zu einer heiß umstrittenen werden, da die Wünsche der Lehrer wert über das, was ihnen gewährt werden soll, hinausgehen. Immerhin ist nicht zu verkennen, daß die Staatsregierung geneigt ist, in allen großen Schulsragcn entschieden vorwärts zu schreiten. Das Deutschtum in Galizien. Vernachlässigt und dann nahezu vergessen war das Deutschtum in Galizien. Man hatte sich nachgerade daran gewöhnt, Galizien als Ge- vier für sich zu betrachten, das man am liebsten in voller Selbständig keit sehen möchte, und so kam es, daß von den Deutschen dort immer weniger, schließlich gar nicht mehr gesprochen wurde. Bei der Be ratung der Wahlresorm im österreichischen Abgeordnctcnhause er- innerte man sich wieder der Deutschen in Galizien. Das Bestreben, deutich- Vertretungen überall dort zu sichern, wo Deutsche noch in ge schlossenen Kreisen wohnen, brachte es mit sich, daß man die Erinnerung au die ehemaligen deutschen Herzogtümer Anschwitz und Zator wachrief Feuilleton. Mehr noch als im Großen erprobt sich die Tatkraft des Gedankens im Kleinen, mehr als im Zentrum in dec Peripherie. R. v. Jhering. * naÄ? Deutsch-Ostafrika. x. Muanza, 1. Oktober. Es ist gekommen, wie ich gefürchtet habe. Ich bin wieder in Muanza am Victoria Nyassa und habe meine Beteiligung an der „Safari" des Staatssekretärs infolge der Unzulänglichkeit meines „Reittieres" nach einigen Tagereisen ausgeben müssen. Wo ich mit unserer Expedition wieder zusammentreffe, steht noch nicht mit Sicher heit fest. Es wird davon abhängen, ob der Staatssekretär seine Idee, von Tabora aus bis Morogoro durch zu marschieren, ausführt, oder ob er hierher zurückkehrt. Daß der Staatssekretär den Wunsch hat, seine Safari bis zu der von Daressalam ausgehenden Bahn, und damit bis zur nächsten Nähe der Küste fortzuseken, unterliegt keinem Zweifel. Er jelbst hat es mir gegenüber wiederholt ausgesprochen. Nach dem rasen- den Tempo, das für den Marsch bisher gewählt worden ist, ist es auch sicher, daß alles an die Verwirklichung dieser Absicht gesetzt wird. Doch bestehen hier bei allen Landeskundigen Bedenken, ob das Projekt inner halb der verfügbaren Zeit durchgcführt werden kann. Der Staats sekretär selbst und auch seine ganz- wie mlboffizielle Umgebung reisen zwar mit aller Bequemlichkeit, mit der man im zentralen Afrika über haupt reisen kann. Dennoch sind auch für sie Anstrengungen mit der Partie verbunden und das Klima erheischt gebieterisch, daß der Weiße solche nicht über einen gewissen Grad hinaus auf sich nimmt. Dazu kommt, daß die Leistungsfähigkeit der schwarzen Träger ihre Grenzen bat. Dauernd mehr als täglich 5 Stunden zu marschieren, sind sie nicht imstande. Schließlich wird vielleicht die Erwägung kommen, ob bas ewige Marschieren tn im wesentlichen immer wiederkehrender Um gebung. die nur von einem Teil des Landes ein charakteristisches Bild gibt, wirklich eine dem Zweck der Reise entsprechende Ausnützung der zur Verfiioung stehenden Zeit darstellt. Es beginnt im Zusammenhang mit der Reise Dernburgs starke Nervosität in Deutsch-Ostafrika zu herrschen. Man hat schr große Hoffnungen an diesen Besuch geknüpft und beginnt nun gemach zu zweifeln, ob der Staatssekretär wirtlich das sehen und hören wird, was «r sehen und hören muß. wenn er ein wirk- liches Bild von der Lage des Landes erhalten soll Der Steppenmarsch hat ja ganz zweifellos sein Gutes. Wenn aber Dernburg der Steppe zuliebe nicht nach Usamoara geht, so gibt es hier eine Enttäuschung um und das Verlangen nach Schaffung eines deutschen Mandates für die Deutschen in Galizien stellte. Ter Antrag siel, die Erinnerung an die Deutlchen in Galizien blieb aber wach. Diese waren es auch zuerst, die sich zu rühren begannen, als sie merkten, daß man auch in den anderen deutschen Kreisen sich ihrer wieder zu erinnern begann. Es -instand der Bund der Deutschen in Galizien und bald darauf das „Deutsche Volksblatt für Galizien". Viele mochten lächeln, als sie davon böricn, den Deutschen in Galizien war cs aber recht Ernst in ihrem Streben, das beweisen die Erfolge nach so kurzem Bestand der deutschen Organi sation. Der Bund der Deutschen in Galizien wächst zusehends und das „Deutsche Volksblatt" hat nach wenigen Monaten seines Bestandes testen Fuß gefaßt, lieber das neu erwachte nationale Leben der deutschen Kolonisten in Galizien wird uns von dort geschrieben: „Es war ein schweres Stück Arbeit, das wir hier in Galizien unternommen, aber Gott Lob und Dank sind unsere Bemühungen vom schönsten, ja unerwarteten Erfolge gekrönt. Es läßt sich nicht sagen, welch freudige Ilcbcrraschung uns jeder Tag gebracht hat und noch weiter bringt. Tie statistischen Taten über das Deutschtum in Galizien sind gefälscht, das wußten wir, daß aber die Wirklichkeit sic so schr Lügen strafen wird, haben wir auch nicht gehofft. Die ersten Schwierigkeiten sind über wunden. Der Bund besteht und im evangelischen Lehrer Karl Kühner in Lemberg haben wir den richtigen Obmann gefunden. Wie schwer cs mir dem „Deutschen Volksblcftt" ging, zeigt der Umstand, daß die Sckiristleitung in Lemberg, die Verwaltung aber in Przemysl ist. Anders ließ es sich bei Ausnützung der vorhandenen Kräfte nicht machen. Tic organisierten Teutschen sind aber auch schon politisch her- vorgctreten. Der galizische Landtag will seine Wahlordnung ändern. Aus diesem Anlasse hat der Bund der Teutschen unter allen deutschen Gemeinden Petitionen zur Untersertigung verteilt, in denen die Schaffung deutscher Landtagsmandate verlangt wird. Eine große Freude bereitet der Anblick der jetzt mit Unterschriften einlangenden Petitionen, da gibt cs kein „Krenzel", das polnische und ruthcnische Bauern an Stelle ihres Nomens zu setzen pflegen, sondern :vahre Unterschriften, echt deutsche Namen und manche alte Amtsstempcl bis zurück in das Jahr 1806. Man würde in Wien über die Arbeit staunen, die in den durch polnische Wirtschaft arg zerrütteten deutschen Gemeinden ost zu leisten ist. Vieles ist schon gemacht. Eine ernste Ar beit wird die Gemeinde Rosenburq betreffen, der durch List und echt polnische Falschheit die deutsche Unterrichtssprache in der deutschen Dorfschule genommen und in diesem Jabre durch die polnische Sprache ersetzt wurde. Die Gemeinde wendet sich durch den Bund der Deutschen in Galizien an das Unterrichtsministerium und ruft auch die Unter stützung der deutschen Abgeordneten an." — Hoffentlich finden fortan die Deutschen in Galizien bei den deutschen Vertretern im Tlbgeord- ncrenbausc die ihnen gebührende Beachtung und Unterstützung. Sie sind derselben würdig, das beweist ihre bisherige Arbeit aus eigener Kraft. Die rnmäni'chrn -Schutzzölle. (Von unserem Bukarester Korrespondenten.! Als der Finanzminister Eostinescu im Jahre 1903 den neuen Zoll tarif vorbereitete, konnte sich der Autor dieses Tarifes, wie nicht minder die damalige Kammermajorität, die mit der heutigen wiederum identisch ist, nicht genug darin tun, die Zölle so hoch wie möglich hinaufzu schrauben. Obwohl Rumänien erst die Anfänge einer Industrie besitzt und in den meisten Bedürfnissen aus den Bezug aus dem Auslande an gewiesen ist, wurden doch trotz aller mahnenden Stimmen — speziell hielt der damals in der Opposition befindliche und auch jetzt wieder zu dieser gehörige ehemalige Finanzminister Take Jonescu eine sehr instrukt oe Rede — alle Zollerhöhungen mit Hurra angenommen, als ob es gä le, eine hoch entwickelte, allen Verhältnissen des Landes Rechnung tragende Industrie vor dem Ansturm des Auslandes zu schützen. Daß dabei der Finanzminister Eostinescu ganz speziell hohe Tarifsätze für solche Ar- tikel befürwortete, die er in seinen eigenen Fabriken verstellt — Eosti- ucscu ist einer der wenigen Großindustriellen des Landes — mag als charakteristisch nur nebenher bemerkt werden. Was Einsichtige damals gleich voraussagten, ist denn nun auch eingetroffen. Wohl hat sich das konservative Kabinett Eontacuzino, das vom Januar 1905 bis Ende März 1907 am Ruder war, bei den Handelsvertragsverhandlungen die redlichste Mühe gegeben, die schlimmsten Schäden, soweit dies eben noa, angängig war, zu reparieren, auch hat noch im vorigen Winter die kon servative Kammermajoritäl auf Vorschlag der Regierung einige der krassesten und mit den jetzigen Verhältnissen im schreiendsten Widerspruch stehenden Zollsätze auf ein vernünftiges Niveau herabgesetzt, indessen wird doch im allgemeinen das ganze Wirtschaftsleben Rumäniens von dem eingesübrten Schutzzollsystem beherrscht. Dieses übt eine um so härtere Wirkung aus, als die Industriellen unter sich auch Kartelle ab geschlossen haben und dadurch gewissermaßen eine Monopolstellung be sitzen, die es ihnen gestattet, die Preise beliebig festzusetzen, natürlich stets zu ihrem höchstmöglichen Vorteil. So konnte es denn schließlich nicht ausbleiben, daß alle Bedarfsartikel, nicht minder aber auch die Lebensmittel, rasch derart verteuert wurden, daß gegenwärtig von einer direkten Notlage gesprochen werden muß. Diese Teuerung ist um so empfindlicher, als auch die Wohnungsmieten um 40—50 Prozent, ja häufig bis zu 100 Prozent gestiegen sind. Es herrscht deshalb auch in der Bevölkerung ein allgemeiner Unwille über diese Verhältnisse. In einigen in den letzten Tagen abqehaltenen öffentlichen Versammlungen stihrte man die beweglichsten Klagen über die geschilderten Zustände, doch wußte man sich keinen Rat, wie abzuhelfen sei. In Regierungs kreisen denkt man daran, Korporativaesellschaften ins Leben zu rufen, doch bürste, bevor diese gegründet werden, und noch mehr, bevor sie die gewünschte Wirkung äußern, noch manches Wasser die Donau hinab- fließen, und inzwischen wird die Kalamität immer größer werden. Vielleicht wird biese in besonderer Weise mit dazu beitragen, daß das Ministerium Sturdza demnächst zurücktritt. Im Schoße des Ministe riums bestehen ohnehin ernste Differenzen, und auch in der Regierungs majorität herrscht keine Einigkeit. Man rechnet in politischen Kreisen daher mit einem baldigen Ministerium Earp oder doch wenigstens mit einem Koalitionsministerium, das der König wünscht, um die brennende Agrarfrage unter dem Zusammenwirken aller Parteien zu lösen. Deutsches Reich. Leipzig, 18 Oktober. * Rheinrcgulierung und LchiffahrtSabgabeu. Von der Konferenz von Mitgliedern der Rbeinuferstaaten in Münster bei Colmar ist weder eine grundsätzliche Entscheidung der Rheinregulierung und Schiffahrts abgaben, noch eine neue Wendung in dieser Angelegenheit zu erwarten. Die Konferenz dient lediglich einer unverbindlichen Aussprache unter den beteiliaten Regierungen, die nach wie vor als Stimmen der süd deutschen Regierungen zu bezeichnen sind. Eine Entscheidung über die Frage der Schiffahrtsabgaben erfolgt nicht, da diese reichsstaatlich ge regelt werden wird. Die elsaß-lothringische Regierung hat zu diesen Fragen bekanntlich bisher offiziell nicht Stellung genommen, hält aber die Einrichtung von Schiffahrtsabgaben für notwendig für eine Regu lier ung des Rheiues. Mit ebensoviel Interesse begegnet sie der Mosel- und Saarregulierung, vorausgesetzt, daß Elsaß-Lothringen zu den Kosten in gemäßigten Grenzen herangezogen wird. Zur Umgestaltnug dcr Verkehrs»! uppe» erfährt die „3ns." von militärischer Seite, daß der Sitz der neu zu bildenden „Westbrigade", d>e aus dem III. Eisenbahn-Regiment und einem neu zu bildenden IV. Regiment bestehen wird, in Hanau sein soll. Die erste Ostbrigade, die aus dem I. und II. Estenbahn-Regiment gebildet wird, wird be- launllich ihren Sitz in Berlin haben. Diese beiden Brigaden werden zusammen eine Eisenbahnvivisiou bilden, mit dem Sitz des Divisions stabes in Berlin. Der Zeitpunkt der Versetzung des III. Eisenbahn- Regimentes nach dem westlichen Deutschland ist das Jahr 1910, während die Neuschaffung des IV. Eisenbahn-Regimentes eist im Jahre 1912 vor sich gehen soll. 8u. Ter Landtag Reust j. L. Gera, 17. Oktober. Wider Er warten ist bei der gestern und heute im Fürstentum Reuß j. L. stall findenden beiden Landtagsstichwahlen im 6. Wahlkreis ein Sozialdemo krat gegen einen bürgerlichen Kandidaten gewählt worben, wie uns ge schrieben wird, infolge einer bedauerlichen Rivalität der bürgerlichen Parteien. Im 2. städtischen Wahlkreise siegle dagegen der bürgerliche Kandidat. Der am 27. d. M. zusammentretende Landtag zählt nun mehr 12 bürgerliche und 3 sozialdemokratische Abgeordnete. * Ter Meininger Lanvtag wird, wie uns ein Privattelearamm mitteilt, zum 5. November einberufeu. Zu den wichtigsten Vorlagen nicht zu sagen, eine Entrüstung, die auch zu Hause ihr Echo finden würde. Auch der Süden glaubt ferner Anspruch darauf zu haben, den Staats sekretär zu sehen und zu — sprechen. Ich persönlich, wie gesagt, habe au der Steppenfahrt nur während der ersten Tage tcilnehmen können. Eine Reise im Innern Afrikas, fern aller europäischen Kultur, ist schließlich kein Kinderspiel. Das Neiseprogramm ließ trotz dieser un bestreitbaren Tatsache niemand, für den nicht, wie amtlich für die engere Reisegesellschaft, von anderer Seite Vorsorge getroffen war, die Zeit, auch nur die allernotwendigsten Vorbereitungen zu treffen. So saßen wir in Muanza noch eine Stunde vor dem Ausbruch der Expedition ohne Reittiere da. In Betracht kamen nur Eingcborenenesel, sogenannte Schensi-Esel. Für teures Geld kaufte ich mir einen Esel; zu einem Probe ritt blieb keine Zeit. In aller Eile lieh ich mir von de. Schutztruppe einen Sattel aus, übergab das Tier einem mir empfohlenen Eselboy, und setzte mich stolz einstweilen zu Fuß an die Spitze meiner Karawane. Sie bestand aus meinem aus Daressalam mitgehrachtcn Boy, aus dem „Pischi" — dem in Entebbe angeworbenen Koch — aus vierzehn Trä gern mit meinem Zelt, Eß- und anderen Lasten und aus dem Esel mit seinem .Hüter. Tas angeführte Personal entspricht dem Mindestmaß dessen, was ein Europäer für eine Reise hierzulande gebraucht.' Die Träger reihten sich nach Art ihrer Lasten — die Zeltträger zu den Zelt trägern, die Kisten- und Kofferträger zu den Kisten- und Koffer trägern — in die große „Safari" ein, und unter gewaltigem „Keleke", dem üblichen Freudengeheul, Singen und Lärmen der beteiligten Schwarzen, marschierten wir durch das Scheust- (Eingeborenen-j Dorf von Muanza aus südwärts in die den Viktoria See umgebenden Berge hinein. Der Riesenzug. etwa 400 Personen im Gänsemarsch, verteilte sich mit Nachzüglern auf eine Wegstrecke von einer guten Viertelstunde Länge. Die „Bana Mkubas", die „großen Herren" in der Ausdrucks weise unserer Neger, folgten uns aus ihren Maultieren nach etwa zwei Stunden zum ersten Lagerplatz. D'r Bczirksamtmann von Muanza, Negierungsrat Dr. Gunzert, hatte sich ihnen angeschlossen, um ihnen vier Tagereisen weit bis an die Grenze seines Amtsgebietes das Geleit zu geben. Ich bin der Meinung, daß das Gouvernement in Daressalam gut und gern auch die paar Journalisten, die sich der Reise des Staats- iekretärs angeschlossen haben, mit Reittieren hätte verioracn können. Ich bin ferner der Meinung, daß es bei seiner Kenntnis der Vorgeschichte dieser Reise und der Gebiete, die wir berühren sollten, dies unbedingt bätte tun müssen. Auch unsere Anwesenheit hier dient einem öffentlichen Interesse, und zwar einem öffentlichen Interesse, welches mit dem der amtlichen Kolonialpolitik, wie mai^ annehmcn sollte, zusammemällt. Oder hat das Gouvernement in Daressalam Interessen, deren Wahr nehmung mit den Intentionen der Berliner Zentrale in ihrer gegen wärtigen Gestalt sich nicht ganz vereinigen läßt? Ter Staatssekretär hat den Grundsatz proklamiert: „Die Wahrheit über unsere Kolonien!" Man hat hier draußen den Eindruck, als ob die lokale Behörde den Moment noch nicht für gekommen halte, volles Licht in alle Verhältnisse dringen zu lassen, und als ob ihr das Erscheinen so vieler neugieriger und ihrem Einfluß nicht unterworfener Beobachter im Lande keineswegs willkommen wäre. Man hat diesen Eindruck nicht nur auf Grund ihres Verhaltens der Berichterstattung, sondern auch desjenigen — anderen gegenüber. Für die Kosten unserer Berittenmachung wären wir natürlich gerne aufgckommen. Daß einige meiner Berufsgcnossen mit ihren Ankäufen anscheinend mehr Glück gehabt haben, als ich, kann mich an der Berechtigung der vorstehenden Ausführungen nicht irre machen. Um nichts zu verschweigen: ein Zest mit Feldbett und sonstigem Zu- behör ist uns seitens des Gouvernements gestellt worden. Die Träger nicht; deren Ausbringung hat man uns ebenfalls überlasten, und ohne die liebenswürdige Fürsorge eines alten Afrikaners wäre auch sie uns innerhalb der kurzen Zeit unmöglich gewesen. Es hätte uns somit sehr leicht passieren können, daß wir in Muanza ganz und gar liegen bleiben mußten. Das ist nun glücklich vermieden worden und so habe auch ich wenigstens drei Tage dieses Marsches mitgemacht. Was ich von der Straße nach Tabora während dieser Zeit gesehen habe, hat mir gezeigt, daß der Verkehr auf diesem alten Handelswcg in der Tat nach wie vor sehr bedeutend ist. Man kann darauf rechnen, nach beiden Richtungen, nach Tabora wie nach Muanza hin, alle halben bis dreivicrtel Stunden einer größeren Trägcrgruppe mit Lasten zu begegnen. Nach Tabora werden Elfenbein. Wellblech und Baumaterialien, Manufakturwareu und importierte Lebensmittel gebracht; nach Muanza vorwiegend Lau- despiodukte, wie Erdnüsse. Felle usw. Gruppen von vier, fünf Trägern begegnet man noch viel häufiger, als ganzen Safaris. Dabei liegt, wie versichert wird, der Austausch von Waren infolge der Mißernte dieses Jahr gegen sonst sehr danieder. Größeren Safaris, namentlich wenn ein Deulscher bei ihnen ist, wird die Rcichsfkagge vorangetragen, die dann lustig flatternd weithin über der gelben Ebene sichtbar ist. Kom- men die Karawanen aneinander vorüber, so verüben die Träger einen Heidenlärm. Passieren die Träger einen Euroväcr, so begrüßen sie ihn Mann für Mann mit lautem und vernehmlichem „Jambo": man hat dann, wenn man höflicher Gemütsart ist und gute Behandlung des Schwarzen für angebracht hält, das Vergnügen, den landesüblichen Gruß fünfzig- bis scchzigmal und öfter zu wiederholen. Ist kein Euro päer oder Inder bei der eigenen Karawane, so tritt der Wangamdara, der schwarze Obmann der Träger, demütig an den ihm begegnenden weißen Fremdling heran, um ihm zur Kontrolle den Erlaubnisschein zu überreichen, durch den ihm das Bezirksamt die Benutzung der Straße gestattet hat. Ab und zu begegnet man auch einem der Sultane der Nach barschaft. der sich, non seinem „Ministerium", d. h^ ein paar vertrottelten Dorfältesten, ehrerbietig geleitet, einen kleinen Bummel auf der Kara wanenstraße leistet. Auch er begrüßt den Weißen, gleichviel welchen Standes, auch wenn er ihm sonst — z. B. durch Verweigerung von Nah- rungsmitteln für die Träger — Scherereien zu machen gedenkt, mit freundlichem „Jambo". Eine Safari, bei der ein oder zwei Europäer sind, ist ja nichts Sel tenes. Man erkennt sie schon von weitem daran, daß ein paar BoyS mit den Schießprügeln ihrer Gebieter auf den Achseln, bei dem Zuge sind. Auch daß ein halbes Dutzend Askaris zu der Karawane gehört, kämmt okt vor. Ter Schwarze weiß dann, daß ein „Bana mkuda im
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