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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071025014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907102501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907102501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-25
- Monat1907-10
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h' - - Str. 29«/ 191. J«hr«. erkrankung, Neurasthenie, Arteriosklerose nur so wimmelt. Harden möchte den Fürsten aber vor Gericht sehen und spricht von der vierzigjährigen Freuuvfchast der beiden Männer, von dem Manne, der zu Moltke immer „meine Seele", „mein Alles" gesagt habe, er möge doch nun endlich kommen und unter Eid für seinen Freund aussagen. Der Zeuge, der in dem Bilde des Fürsten Eulenburg einen Teilnehmer an den Potsdamer Orgien zu erkennen glaubte, wird von Herr» v. Gordon bedrängt und läßt sich auch wegen beS Bilde» zu noch etwa» unbestimmteren Aussagen bewegen. Er will warten, bis er den Fürsten persönlich gesehen hat. Nun kommt eine schrecklich peinliche Szene, in der die lläzerische Partei Jnt-nmäten aus dem Moltkelchen Eheleben auspackt. Die damalige Gattin bat zu Dritten von ihrem ehelichen Verkehr ge sprochen. Eine Frau von der Marwitz soll das bezeuge». Man muß sich immer dabei vorstelle«, daß sich dies alles in Gegenwart der Frau v. Elbe und ihres 20 jährigen Sohnes abspielt. Bernstein findet aber einen Trumps: „Ich frage demgegenüber nur, will der Herr Kläger uns nicht endlick sage», wesvalb er nicht mehr Stadtkommandant von Berlin ist?" Weitere Anzweifelungen der objektiven Wabrheit der Aussagen der Frau v. Eibe droht Bernstein mit schwererem Geschütz zu beiämpfen. Noch stelle er den Antrag nicht, aber er Werve ihn stellen, wenn er dazu gezwungen werden sollte, nämlich: das bei den Ebescheivungsakten befindliche ärztliche Zeugnis über die Mannbarkeit de» Klägers zu verlesen. Das alles wird aber in dem Moment zu Episoden, in dem das Gericht den Beschluß laßt, das ärztliche Attest über den Gesundheitszustand des Fürsten Eulenburg genüge nicht, er solle zum Freitag morgen um 10 Uhr geladen werden. Ob er kommen wird? (Siehe auch den ausführlichen Prozeßbericht.) Deutsches Reich. LeMzig, 25. Oktober. * Zur Präsidentenwahl der Zweiten Kammer schreibt die „Sachs. Notionallibcrale Korrespondenz" ähnlich wie auch wir uns schon ge äußert haben: „Einige Blätter haben aus der Tatsache, daß die Zweite Kammer Herrn Geh. Rat Mehnert fast einstimmig auss neue zum Prä'idcnten wählte, politische Schlüsse gezogen. Wer nur einiger maßen die parlamentarischen Gepflogenheiten kennt, wird sich bei bleiern Vorgang nicht weiter aufhalten. In allen Parlamenten ist es Regel, daß die stärkste Partei den Präsidenten stellt, wie überhaupt auch für die weitere Besetzung der parlamentarischen Aemter durchweg die Stärke de? Parteien berücksichtigt wird. Von diesem Gebrauch abzugehen, lag für die Zweite Kammer um so weniger Grund vor, als die seitherige Leitung des Präsidenten Mehnert das Vertrauen auf seine Be fähigung wie auf seine Sachlichkeit gerechtfertigt hatte. Wenn das „Vaterland", das Organ des konservativen Landesvcreins, diese rein geschäftliche Angelegenheit benutzt, um sie zu einer politischen Vertrauenskundgebung zu stempeln, so ist das ebenso kühn, wie unge schickt. Niemandem konnte dieses plumpe Dreinfahren unangenehmer sein als dem Gewählten selbst. Das Blatt hat durch seinen Uebereifer nichts erreicht, als daß man über dieses krampfhafte Haschen nach einem glitzernden Mäntelchen lächelt. Fühlte man auf jener Seite das Be dürfnis, sich Gedanken zu machen, so war dazu weniger die Präsidenten wahl geeignet als die Wahlen des Vizepräsidenten Dr. Schill und des zweiten Vizepräsidenten Geh. Rats Opitz, die diesmal auf An trag des nationallibcralen Abgeordneten Schi eck durch Akklamation erfolgten. Dieses Verfahren konnte um so mehr auffallen, als bei der Wahl des Vizepräsidenten im Jahre 1905 ein Teil der konservativen Fraktion zuerst dazu überging, durch Abgabe weißer Zettel ihrer Ver stimmung Ausdruck zu geben, was dann freilich die Folge hatte, daß bei der Wahl des zweiten Vizepräsidenten, Opitz, ebenfalls, und zwar eine weit größere Zahl leerer Stimmzettel erschienen. Die nationallibe rale Fraktion hat jetzt durch ihre Zustimmung zur Wahl durch Akkla mation gezeigt, daß sie den Parteizwist in diese geschäftlichen Angelegen heiten nicht hineinzutragen wünschte. Wir dächten, es hätte hiernach dein konservativen Blatte, etwas Taktgefühl vorausgesetzt, nicht schwer fallen sollen, auf die Verwertung der Wiederwahl des Herrn Tr. Mehnert zur Parteireklame zu verzichten. Es hat ja auch sonst "bei viel wichtigeren Anlässen dem Reiz, sich politische GeLakiteN zu' machen, mit Erfolg widerstanden." * Der unzufriedene Präzeptor. Dr. Oertel hat in der „Dffch.' Tagcsztg." eine schlechte Zensur für die von uns gestern mitgeteilte Er klärung der konservativen Fraktion in der sächsischen Zweiten Kammer. Er schreibt: „Daß sich innerhalb einer Fraktion eine be sondere Gruppe bildet, ist ein im parlamentarischen Feuilleton. pariser Brief. Von Karl Eugen Schmidt. So wohlfeil wie das bunte Bändchen wird allmählich das Den k- mal in Paris. Bald werden wir hier so viele Denkmäler haben wie Straßenlaternen, und es wäre vielleicht ein wohl zu erwägender Ge- vanke, den Laternen und anderen nützlichen Straßenbauten, zum Bei spiel den kleinen, nicht sehr diskreten Tempelchen, die in Paris häufiger als in andt^n Städten den Wanderer zur kurzen Einkehr laden, die Form von Denkmälern zu geben. Früher wußte man so das Nützliche sehr wohl mit dem Angenehmen zu verbinden. Zwar gab es damals die erwähnten Tempelchcn noch nicht, und was die Laternen anlangt, so trug jeder spät vom Wirtshaus heimkehrende Bürger seine Laterne in der Hand, wie das heute noch in Marokko Sitte «st. Dahingegen aber schuf man da mals die herrlichen Brunnen an allen öffentlichen Plätzen. In allen alten Städter^ in Frankfurt und Nürnberg, in Rom und Palermo gab man diesen öffentlichen Brunnen monumentale Gestalt, und wie schön ist das. Wie langweilig, zwecklos, abscheulich sehen dagegen unsere Statuen aus! Selbst wenn die Statue an sich gut und schön, der Brunnen aber weiter nichts als alltägliche Handwerkerarbeit «st, wirkt er allein durch das lebendige Geplätscher seiner silbernen Strahlen schon weit an sprechender und erfreulicher als so ein armer Bronzemann auf seinem ^teinsockel. Es mag also sehr tröstlich und erfreulich für die trauernden Hinter bliebenen sein, wenn dem Pava oder Onkel von seinen dankbaren Mit bürgern eine Statue errichtet wird, aber unsern Straßen und Plätzen gereicht die Sache nicht im geringsten zur Zierde. Ganz im Gegenteil: die Stein- und Erzklötze nehmen Platz weg, den man in dieser auto rasenden Zeit sehr nölig hätte, um sein bißchen Leben durch einen kühnen Sprung zu retten, und obendrein sind sie acht Tage nach der Enthüllung dermaßen mit Staub und Rauch bedeckt, daß nicht nur die eigenen Kin der, sondern sogar der Bildhauer des Gefeierten ibn nicht wieder erkennen. Was nun die ebenfalls sehr be iebte Aufstellung von Bild säulen in den öffentlichen Gärten anlangt, o ist das eine andere Sache. Zum mindesten gereichen sie den in diesen Garten nistenden und von den Besuchern gefütterten Tauben und Spatzen zum willkommenen Ruhepunkte. Fraglich scheint mir allerdings, ob cs eine große Ehre ist für einen braven Mann, wenn seine Büste und Statue zur — sogen wir — Guanoinsel gemacht wird, und sicherlich sieht eine auf diese Weise von den Spatzen bearbeitete Statue nicht gerade sehr erhebend und zur An dacht begeisternd aus. Der arme Heine zum Beispiel lag vergnügt in seinem Grabe, als es nur von einem spießbürgerlichen Steine bedeckt war. Seit man ihm aber die übrigens schlimmer als spießbürgerliche Büste aufs Grab gestellt hat, vnd seit ihm tagtäglich drei Dutzend Spatzen den Kopf betünchen, kann man da wirklich nicht mehr voll An dacht stehen. Nur ein Gutes bat die Statuomanie, die jetzt so gräßlich um sich greift: sie gibt den Bildhauern etwas zu tun. Ader vielleicht wäre es schöner, wenn man andere Arbeit für sie fände. Warum müssen ihre Werke immer im Freien stehen, wo sie unS und den viel lustigeren Bäumen und Sträuchern den Platz wegnehmen? Der Bayernkonig, der die Walhalla bei Regensburg baute und alle berühmten Deutschen in Marmor in diesen Bau schasste, hatte eine gute Idee. Da genieren alle diese Steinmänner keinen Menschen, und sie werben auch nicht von den irechen Svatzen belästigt, die ihr Geschäft nur unter freiem Himmel be- irciben. In Paris haben wir ohnehin einen ungeheuren und ganz leeren Bau, der sich vorzüglich zur Aufstellung berühmter Zeitgenossen in Stein oder Erz eignen würbe: das Pantheon nämlich, bas ja ben „großen Männern" bestimmt ist. Anstatt uns den Weg zu versperren und alle Horizonte mit Marmormännern zuzubauen, sollte man das Pantheon mit Statuen und Büsten bevölkern. Tausend haben sicherlich bequem Platz da und niemand werden sie da im Wege sein. Wer sie sehen will, geht hin, um sie zu sehen, sonst braucht niemand das Paotheon zu be- treten. Ohne jeden Zweifel wäre man schon längst aus diesen Ausweg verfallen, wenn es nicht in der französischen Republik immer noch eine sehr einflußreiche klerikale Partei gäbe, die ihre Vertreter ganz beson ders in den köderen Beamtenkreisen hat. Di« Klerikalen aber betrachten Leipziger Tafieblatt. Leben ungewöhnlicher Vorgang. Besser als diese eigen tümliche Absonderung wäre unseres Erachtens eine reinliche Scheidung gewesen. Ueber die Zweckmäßigkeit der Wahl zweier Vorsitzender mit gleichen Rechten wollen wir uns nicht äußern." — Bisher allerdings widersprach Tr. Oertel einer Scheidung, da ihm die Einigung gesichert und die freikonservativcn Elemente zu bedeutungslos erschienen. Jetzt hat er jedenfalls so unrecht nicht. * Delegramwverkchr wätireiid Ser Krankheit des verewigten Grotz- herzogü von Basen. Nach der „Deutschen VerkehrS;ettung" batte der Telegrammverkehr bei der Hoflager»Telexraphcnanftalt auf der Insel Mainau bei Konstanz während der mit rem Tove endigenden Krankheit des Großherzog» einen außergewöhnlichen Umfang anaenoinmen. In der Zeit vom 20. September bis 2. Okiober betrug er stir den Hof und die Hof laaten allein zuiammen 7597 Telegramme mii 232 811 Wörtern. Vom 28. September ab konnte nur ein Teil rer Telegramme von der Telegrapbenansialt in Mamau unmittelbar trlegraphnch beiörvert weiden. Der größte Teil wurde durch Radfahrer dem Teleiraphenamt in Konstant zur Weiterbeförderung zugcführt. An rein Haupttage, dem 28. »September, sind von vielem Amte, dessen Personal verstärkt worden war, 4139 Telegramme, d. b. mehr als das Vierfache dcS durcbichnitt- lichen Tagesoerkebrs. verarbeitet worden. Der Tetcgrammverkehr, rer hauptsächlich über die während jener Zeit mit HngheSappaiaten be triebenen Leitungen nach Frankfurt (Ma n», KarlSruke und Freiburg geleitet wurde, hat sich ordnungsmäßig und pünktlich abgewickelt, ebenlo der Fernsprechverkehr, der eine Steigerung von etwa 50 Pcozent gegen den Durchschnitt aufzuweisen hatte. " Russische Studenten. Zu der neulich von der Presse gebrachten Mitteilung über verschärfte Bedingungen für die Aufnahme ruisiicher Studenten an der technischen Hochschule zu Darmstadt bemerkt die amtliche „Darmstädter Zeitung": Nach dem vorliegenden amtlichen Material nehme man an allen preußischen techniichen Hochickulen, sowie a«l der technischen Hochschule Dresden russische Staats angehörige als ordentliche Studierende ebenfalls nur auf, wenn sie bereits an einer russischen Hochschule immatriluliert waren. Die technische Hochschule Stuttgart nehme russische Studenten überhaupt nichr auf. In Bayern lasse man die Inhaber des Reife- zengn-sses eines russischen Gymnasiums nur mit besonderer Mimsterial- genebmigung für den Einzeliall zu den Diplomprüfungen zu. Ueber- dieS erwerbe ein derartiger Kandidat in Bayern nut dem Bestehen der Prüfungen nicht einmal ohne weiteres den Titel eines Diplomingenieurs, da:ür sei vielmehr eine weitere ministerielle Genehmiguni nölig, die nicht lediglich auf Grund der Tatsache des Bestehens der Prüfuna er teilt werde. Nur die technische Hochschule KarlSiube lasse russilche Studenten, die lediglich das Reifezeugnis eines ruisiichen Gymnasiums besitzen, zurzeit noch zur Diplomprüfung zu. Die für Darmstadt er lassenen verschärften Vorschriften seien um so gerechtfertigter, als die ruisiichen Gymnasien nur achttlassigc Schulen sind. * Arbeiterbewegung. Aus München wird gemeldet: Die Ver trauensmänner der Gewerkschaften der sozialistischen Partei be schlossen, die Mäßigkeitsbewegung zu unterstützen, von einem Boykott des verteuerten BiereS jedoch abzusehen. — Der in Ham burg tagende Seemannkongreß beschloß, vom 1. Januar 1904 an eine Erhöhung der Mitgllcdsbeiträge von 60 Prozent einlretcn zu lasten, da die letzten Kämpfe die Verbandskasse erschöpft hätte«. Deutsche Kolonien. * Südwcstafrikanrsche LandrSpottzet. Eine Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse der Landespolizei in Deutsch-Südwestafrika, wird vom „Reichsanzeiger" vcröffenilicht. Danach regelt der Reichskanzler die Einrichtung der Lantespolizei im Schutzgebiet. Er bestimmt auch die Bewaffnung und Uniformierung sowie die Form und Art der An stellung, Titel und Rang. Gegen Angehörige der Unterklassen der Lantespolizei kann als Ordnungsstrafe auch Arrest auf die Dauer von höchstens acht Tagen verdangt werden. * Zur Bekämpfung des Alkohols in den Kolonie«. Seit einiger Zeit , machen sich in lebhafterer Weiie Bestrebungen gettetzds'den m dim Kolonien cingeschlepptcn Lastern energisch zu Leibe zu gehen. Die deutsche-Kolonialverwaltung ist na-nwntlieh bestrebt, im Kampfe gegen- den Alkohol alles zu tun, was in ihren Klärten tzch!. Sie i't aber zu der Ueberzcugung gekommen, daß dieser Kampf nur von Erfolg be gleitet sein kann, wenn alle Kolonialmächte Hand 'in Hand in dieser Frage arbeiten. Während man im allgemeinen die Einfuhr an der das Pantheon keineswegs als den nationalen Nuhmestempel, sondern als die der heiligen Genoveva zu Recht gehörende, obgleich dieser Schutz patronin widerrechtlich entrissene Kirche. In diese Kirche gehören keine profanen Statuen. Aus dielern Grunde haben alle Wandmalereien im Pantheon ein kirchliches Gepräge und behandeln die Geschichte irgend eines katholischen Heiligen französischer Nation, und aus diesem Grunde ist in dem Kirchenraume auch nichts von Voltaire, Rousseau und Viktor Hugo zu sehen oder zu hören, deren Gebeine unten in den Gewölben bei gesetzt sind. Man fährt also lustig fort, die Straßen, Plätze und Gärten von Paris mit mehr oder weniger langweiligen Figuren zu bevölkern. Deutsche Kunstschriftsteller haben die Gewohnheit, deutsche Gepflogen heiten durch das französische Beispiel zu beschämen und hervorzuheoen, wieviel besser und schöner französische Denkmäler seien als deutsche. Das ist ein großer Irrtum. In Paris so gut wie in Berlin sind von zehn öffentlichen Monumenten gut neun schlecht oder langweilig, so schlecht und so langweilig wie nur irgend etwas, das man in Berlin oder sonst einer deutschen Stadt zu sehen bekommt. Denn in Paris wird mit Wasser gekocht wie überall, und man soll nicht glauben, daß alle fran zösischen Bildhauer dem Michelangelo Konkurrenz machen. Augenblicklich wird wieder von drei oder vier Denkmälern geredet, die in nächster Zeit ausgestellt werden sollen. Neben weniger bekannten Persönlichkeiten sei besonders Emile Zola erwähnt, dessen Denkmal auf die Place Dauphine hinter dem, Justizpalast kommen soll. Dieses Denk mal wird wohl eines von den wenigen guten Monumenten werden, die man in Paris auf der Straße sehen kann. Denn sein Urheber ist Meunier, der unter allen modernen Meistern vielleicht die bedeutendste monumentale Begabung besaß. Als Meunier starb, wurde die Arbeit zur Vollendung dem Pariser Bildhauer Alexander Charpentier über geben, der sich besonders durch seine sehr hübschen Plaketten internatio nalen Ruf erworben hat. Zum Glück hatte Meunier die Hauptfiguren schon fast vollendet: auf dem Sockel die Statue Zolas, an den vorderen Ecken ein Arbeiter und eine ihr Kind stillende Mutter. Die vier Sockel figuren sollten die Titel der letzten vier Bücher Zolas versinnbildlichen, aber wie der Schriftsteller diese vier geplanten Werke nicht vollendet hat, so wurde auch der Bildhauer durch den Tod an der Vollendung dieser Figuren gehindert. Nur die „Arbeit" und die „Fruchtbarkeit" sind fertig geworden, die „Gerechtigkeit und die „Wahrheit" waren von Meunier kaum angefangen und wurden dann überhaupt weggelassen. Statt besten bat Eharpentier in die Rückseite des Sockels ein Relief eingefügt, welches Zola vor Gerichi zeigt, an seiner Seite Scheurer-Kcstner, Clcmenccau, Picquart usw. * Theater und Ttonzert. Leipzig, 25. Oktober. Drittes Gewanbhauskonzert. „. . . . glaube auch nicht, daß Max Regers Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Adam Hiller für großes Orchester wieder den Zankapfel bilden werden zwischen musikalischen Parteien." So tele graphierte ich gestern abend einer befreundeten auswärtigen Redaktion. Man wird schwerlich, wie früher so ost und gern, von dem neuen, im dritten Gewandhauskonzert zum ersten Male dargebotenen Werke Regers sagen, cs sei unverständlich, oder zu lang, oder in der Form mißraten, wie man z. B. dereinst von der Violin-Klaviersonate in 6ckur zu behaupten beliebte. Ich halte Regers neues c>p. 100 für ein prächtiges Werk, für eins von jenen, darin deutsches vollreifes Empfin den und deutscher Geist lebendig und eindringlich das Wort führen. Auf dem Gewandhausprogramm fehlte die eigentliche Bezeichnung der Par titur: ein „lustiges" Thema nämlich, das Anno 1770 dem Vater Hiller in den Sinn und 137 Jahre später Meister Reger unter die fleißige Feder kam. Es ist von einer gewissen Gemütsruhe und Behaglichkeit, dabei kurz und auch gut zu merken. Als Regers „Suite im alten Stil" für Violine und Klavier auftauchte, sprach ich schon einmal aus, daß der Tonsctzer anscheinend in eine neue Schaffensperiode eingetreten sei. Ich fand das gestern bestätigt. Weit entfernt davon, auch nur eine einzige seiner schöpferischen Eigentümlichkeiten auszugeben, tritt uns jetzt in Regers musikalischer Schreibweise und Diktion Vieles bedeutend klarer und einfacher gebildet entgegen. Die Melodie ist nicht allein Freitag. S». Oktober 1907. S Kn wei Hal An dep new gier abzi Vol Nr geh uni der ande aber dadu nebe walt bewi 5 M> bejucl ermäch wärtig spante auch i Politik, FalliSi handln Opi: davc so v ters des hält Aus in o leih in ' mäl Rär Aus R-n Auö nah von nehme der L zu un Feind lestgesi Maio Chc Aw wo? wie Da in i Dr. wei die seie viel missa Punk Sir. kön ! knapj Redv brinc Redv aber so do Nedr Weis Rech umso auch seine der Neu, ist. nach ihm eine« area nicht mar! das mält versc die s Great » hat ein schäft d Union den Di 14 Iat nicht u nächst gee.en Fall", Union schatt ? decen i zu wer worttic Amata gteichco zu steh Parlan Lurch erkenni soziatti Kapita denS Reich 1 Ausland. Oesrerreich-Ungarn. * Skandal im ReichSrat. Nach Schluß der gestrigen Sitzung im öster reichischen Avgeordnetenhauie kam es in den Wandelgängen zu einer großen Spektakeiszene zwilchen der Sozialdemokratie und dem Graten Sternberg. Sternberg zeigte das Bild einer Hofequipaqe vor. auf der ein Lakai in der Maske des lozialdemokraiitchen Abgeordneten Schuhmeier zu sehen war Als Schuhincier davon erfuhr, stürzte er mit mehreren Parteigenosten auf Steinberg los, faßte ibn an die Bruä und rief: „Sie Lump, ich haue Ihnen ein paar Ohrfeigen herunter." Schon mach e er und einige andere Sozialcemokrateu Miene, die Drohung auszu übren, als mehrere andere Abgeordnete dacwijchen- trateil- und Sternberg fluchten konnte, immer verfoi-.t von seinen Gegnern. Die Sosiaidemokralen erUärlen dem Präüdenten Weißkirchner, wenn das Präsidium nicht gegen die fortwährenden Beschimpfungen und Beteidignngen der soztatdcmokrackichen Partei durch den Graten Sternberg einschrrite, jo würde die 'Partei, wenn es lein muß im Sitzungssaal, an dem Graten persönlich Vergeilung üben. — Bei Beginn der gestrigen Sitzung bezeichnete Präsioent Weiskirchner das Verhalte» Sternbergs am Vortage als unpassend und sprach sein Bedauern über die Vorgänge aus. Er richtete au das Haus ben Appell, sich ernner und sachlicher Arbeit zu widmen Das HauS verhandelte darauf über den Dringlich- keilsantrag Hlrbowyckyj ^Aitruthene) über die Vorbereitung brr wirtschastticheu. Trennung von Ungarn. * Ans Babel. Bei der Verhandlung über den Dringlichkcitsantrag Hlibowyckyj im Abgeordnetenhause begann Markow seine- Rede in russischer Sprache, was einen lärmenden Protest bei den Rwhenen bervorrief. Die Tfchechisch-Ra'ikaten wandten sich gegen den Einspruch der Rutd.enen. Tie Lärmszenen hörten erst auf, als Maikow feine Rede i» deutscher Sprache fort setzte. — Bald wird wohl eiu Zionist (2 Stück sitzen im ReichSrat? in alt- bebräischer Sprache lostrgen. * Demonstration klerikaler Studenten. Aus Pest wird gemeldet: Die klerikalen Studenten demw strierten gestern gegen den bekannten Verteidiger und Abgeordneten EötvöS wegen eines den Klerikalen unan genehmen Zeitungsartikels. Mehrere hundert Studenten stürmten das CasS, in dem sich Eötoös befand, zertrümmerten die Fenster und skandalierten, bis die Polizei eulschrttt, die mehrere Verhaftungen vornahm. Belgien. * Gegen den Mädchenhandel. In Brüssel trat die internationale Konferenz zur Unterdrückung des Mädchenhandels zusammen, auf welcher die meyte« ^^Uflrstaatetz.verjretzn sind. Deutschland ü't durch Major treieu. * König Haakon auf Besuch. Der König von Norwegen mit Familie ist in Kopenhagen eingeirosfen. Zum Empfang waren außer der dänischen Köniasfamilie die Königin von Großbritannien und die verwitwete Kastcrm von Rußland erschienen. Küste wohl kontrollieren kann, ist es doch unmöglich, die Einfuhr an den langgestreckten Landgrenzen im Auge zu^behalten, auch ist der Ver kauf im Innern nicht an ein Verbot zu knüpfen, da der Einfluß der Regier»,igsorgane zu gering ist, uni dieses Verbot nachdrücklich durchzu führen. Einen Scliritt näher dem Ziele ist man aber doch schon gekom men und man hofft, den Kamps gegen den Alkohol, der ost Anlaß zu Streitigkeiten, zu Ausstandsgelüsten gibt und auch die Fortpflanzungs fähigkeit der Neger ungünstig beeinflußt, bald mit mehr Nachdruck führen zu können. In der im vorigen Jahre in Brüssel sestgelegten Konvention der Kongo-Garantiemächte wurde bestimmt, daß der Einfuhrzoll auf Spirituosen innerhalb des Gebietes dieser Mächte auf 100 Frcs. für das Hektoliter von 50 Grad herausgesetzt werde. Diese Vereinbarung soll für einen Zeitraum von 10 Jahren gelten mit der Maßgabe, daß jede der beteiligten Mächte bereits am Ende des achten Jahres eine Revision beantragen kann. Die Konvention muß bis zum 3. November dieses Jahres ratifiziert sein und tritt mit dem 3. Dezember dieses Jahres in Kraft. Durch diese Maßregel dürfte der Berkaus von Alkohol an Eingeborene wesentlich erschwert werden. Während in Süwestafrika der Alkvbol an Eingeborene nicht verkauft werden darf, hat man in den anderen Kolonien bestimmt, daß Alkohol an Mohammedaner und Neger nur mit behördlicher Erlaubnis verkauft wird. Getrunken wird er allerdings auch ohne Erlaubnis. Auf den Eisenbahnen dürfen jetzt nur Spirituosen zur Verfrachtung kommen, die für den Gebrauch von Euro päern bestimmt sind. Trotzdem kann die Einfuhr durch Lrägerkolonnen über die Landgrenzen usw. nicht verhindert werden, weil die von wenigen Weißen verkörperte deutsche Verwaltung nicht den Einfluß besitzt, da- gegen einzuschreiten. Biel wird aber im Kampfe gegen den Alkohol von . den Missionen getan, die ihn in ihrer Interessensphäre nicht dulden. * kleine Chronik. Aus Wien verlautet: Ueber da-Raimund-Tbeater waren in den letzten Tagen Krifengerichte verbreitet, die jedoch unrichtig sind. Der Tbratrrverein wird vteimebr eiu Darlehen von Lb000<> Kronen ciusnehmeä, um ejnru Betriebsfonds für Direltor Lautenburg »u schaffen. Die General versammlung de- Vereins, die am 31. Oktober flattfindet und diese Pläne gut beißen soll, dürste allerdings einen stürmischen Verkauf nehmen. — Ferdinand Grrgorovius, der am 1. Mai 1891 in München siarb, hatte verfügt, daß sein Nachlaß noch dem Tode seines Bruders und seiner Schwester (er selbst war unvermäblt) an seine Bate«stadt Neidenbnrg in Ostpreußen zur Verwendung für wohltätige Stiftungen übergeben soll. Diese Bestimmung ist jetzt' in Kraft getreten. — Im TtMtrr Porte-Saiut-Martln zu Paris erlebte ein v eraktigeS VerSichauiviel von Iran Lricard, , Der Mantel beS Königs", seine Erstaufführung. Stofflich erinnert das Werk ungemein an Lotbar» „König Harlekin" und Fuldas » Heim licher König". Der französisch« Poet läßt ober seinen Helden uur träumen, daß ein anderer iu seiner Grslalt die Macht an sich gerissen hat. Masse riet hat die Vorgänge mit Musik begleitet. TaS Werk sand reichen Beifall. — Die vorgestrige Generalvrob« von Louis Artus dreiaktigem Vaudeville: ^b'amour en dnoquo" im THSiltre de» VaristsS in Pari- war ein große- Boulevard« erelanr». Pvette Guilbert trat zum ersten Mal iu Part« al- Schau spielerin aus. Tin elementarer Beirallssturm brach los» als Vvrtte sich im zweiien Akt an- Plano setzte und ein Ehanson sang. —In der Generalversamm lung des „BereiuS Berliner Preise" wurde zum Vorsitzenden wiederum Cheiredakteur Karl Vollrath gewählt. Zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Redakteur Georg Schweitzer und zum zweften stellvertretenden Vorsitzende« Chefredakteur Wilhelm von Masjow gewählt. weit selbständiger, sondern besonders auch verinnerlichter, persönlicher und in schöner Linie gegeben. Mit einigem Recht (und mit ebenso ge wisser Einschränkung mag es geltens sagen manche, Reger sei da am bedeutendsten, wenn er auf gegebenem Boden stehe und ihm eine Art Richtschnur geboten sei. Also z. V. in der Variationenform. Jeden falls ist interessant zu beobachten, wie Reger gerade hier durch ein an sich noch so einfaches Thema angeregt wird, wie er das Ganze und auch einzelne Teile zu wenden weiß, wie er immer wieder Neues zu sagen hat und ganz Unerwartetes — zutage fördert. Der Komponist ist mir persönlich unbekannt, und ich durfte daher nie einen Blick in seine geistige Werlstätte tun. Aber ich bin fest überzeugt, daß Reflexion (gleichbedeutend oft mit Künsteleij nie und nimmer bei seinem Schaffen im Spiele ist. Die Empfindung, mich einem wirklich frei geschaffenen Werke gegenüber zu befinden, hatte gestern für mich etwas besonders Wohltuendes. Auch noch anderer Leit« hin glaube ich bei Reger einen bedeutsamen Fortschritt zu finden: seine Instrumentation ist, vollends verglichen mit jener der Sinfonietta und des Gefanges der Seligen, klarer, durchsichtiger und deshalb schöner geworden. Besonders in den Variationen, wo dem Blech nicht zuviel zugemutet wird. An einigen Stellen geht es freilich, z. B. in der Fuge, schlimm her. Die Blechbläser können häufig infolge schnellen Modula- tionswechsels und gehäufter chromatischer Fortschreitungen buchstäblich nicht mit fortkommen, und so gibt es. wie gestern, unter der sonst sehr guten Aufführung durch das Gewandhausorchester und Herrn Professor Ni lisch, nicht Dissonanzen, sondern Kakophonien. Aber anderenteils sind in dieser Partitur prachtvolle instrumentale Stellen, von reiner Tonschönhcit, diktiert von lauterem Sinn für echte Euphonie, am fernsten vielleicht, wo die Streicher die Holzbläser ablösen oder beide Gattungen Zusammengehen. — Wegen heftiger körperlicher Indisposition ver mochte ich außer Negers Werk nur noch Reineckes zartgejügte, stim mungsvolle Ouvertüre zu Calderons „Dame Kobold" und zwei ernste Gesänge von Astorpa und Händel, leider aber nicht Schumanns Ockur- Sinfonie und Vrahmssche Lieder anzuhören. Frau Julia Culp- Merten (aus Berlin) sand mit ihren, durch Schönheit des Tons und echte Empfindung ausgezeichneten Vorträge reichen Beifall. M^tx Regers Orchestervariationen schlugen, wie man wohl sagt, ein und wurden auss freudigste auf- und angenommen. Einen Beitrag zr musikalisch-ästhetischer Erziehung würde eventuell eine baldige Wieder- holung des schönen Werkes im Nahmen der Genxzpdhauskonzerte bilden. Nene Schönheiten wären dann zu entdecken, früher Empfundenes könnte in der Erinnerung befestigt und gesichert werden. LoxnitL.
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