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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071024026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907102402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907102402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-24
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Abend-Ausgabe 8. Bezug--Prei- Kr Leipzig imd Boror« durch «ui« LrLgrr uud Speditru« tu« Hau» gebracht: NuLaabe ä (nur morgen») viertrtlä-rUch 8 M. »ooaüich t w. Susgab« 8 (morgen» unb abend«) viertel» jährlich 4. SO W. monallich 1.80 M. Durch di« Voü bezoacu (2 mal täglich) innerhalb Deutichianb» und der deutichen Kolonien vierteljährlich 8,25 M-, monatlich 1,7b M. autjchl. Loch, bejicllgeld iür Ocilerreich S L « b. Ungarn 8 L vierteljährlich. «bonnement-Snnabme: Auguftntplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen. Spediteuren und Aunahineitellen. »wie Poftäottern und Briefträgern. Die einzelne Stummer kotzet IS D»g> «cbaktion uud Ervedttto»: JohaoniSgasic 8. lelevkon Nr. IE. Nr. 146Lr Nr. läwä. Berlinrr «edakttou» lvnreau: Berlin XV. 7 Prinz Loui« Ferdinand- Straße 1. Telephon I, Nr 827b. Nr. 285. MWgtrTagMM Handelszeitung. Ämtsvlatt des Rates und des Nolizeiaintes -er Ltadl Leipzig. Anzeigen-Preis jtzr Inserate au» tieipmg und Umgebung tue 6 gespaltene Petikzeile 25 Pi , llnanzuPi tluzeigeu 80 Pi., Neklamcn I M.; voo autlvärt« 80 Pf., Reklamen I.L) P) vomLuolaich bOPf., ftnan». Anzeigen75Ps. Reklamen 1.50 W. Inserate v. vchürden im amtlichen Teil 40 P>. Beilagcgebühr 5 M. p. Lausend exkl. Post gebühr, csejchäsroauzeigcn an bel-vezu g.c Stell« im Preise erhöht. Rabatt nach Laris grtzerterlle Anft^ae kSnncn nicht zurück gezogen werden. Mr das Erscheinen an detÜmmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «nzetge».Annahme: NugustuSplatz 8 bei sämtlichen Füialeu u. allen Annoncen. LWeditioiirn de» In- und AuSIandcL. Hauvt Filiale Berlin Earl Dunckt Herzogl. Bahr. Hosbuch Handlung Lützowstraße 10. (Telephon VL Nr. 4603). Donnerstag 24. Oktober 1907. 101. Ial'Miia. Das wichtigste vorn Tage. * Der Landtag für das Herzogtum Sachsen-Alten burg ist auf den 14. November einberufen. * Ein Gerücht kündigt die Auflösung des österreichischen Ncichsrates für den Fall einer Fortsetzung der tschechischen Obstruktion an. lS. Ausl.) * Der Pap st soll keinen neuen deutschen Kardinal zu lreicrcn geneigt sein. lS. Ausl.,) * Das Erdbeben, das gestern die Provinz Kalabrien heim suchte, hat große Verheerungen angerichtet. lS. Neues a. a. W.) * Der französische Ballon „l'Jsle de Francs" (Führer Leblanc) lan dete in Hubertsvillc (New Jersey) 1 Uhr 10 Minuten nachmittags; oem- nach gewann Erbslöh-Deutschland mit dem Ballon „Pom mern" den Gordon-Bennett-Preis der Lüfte mit etwa 2Ö Meilen. Die TinVsvleibrnrgsfrage inr Landtage. * Die vor langer Zeit schon angekündigte Interpellation in Sachen der Einverleibung der Leipziger Vorortsgcmeinden ist schon gestern, säst unmittelbar nach Eröffnung des Landtages, in der Zweiten Kammer zur Beratung gekommen. Unsere Leser wissen, daß wir mit größter Entschiedenheit seinerzeit für die Einverleibungen eingetreten sind. Aber dennoch können wir es heute offen bekennen: als wir vernahmen, daß das Ministerium wegen seiner ablehnenden Haltung in der Ein- vcrlcibungsfrage im Landtage interpelliert werden sollte, konnten wir uns einem gewissen Befremden nicht entziehen. Lag denn eine ungesetzliche Maßnahme des Ministeriums vor oder war die Wohlfahrt des Landes in einem solchen Maße bedroht, daß zu einer sofortigen Interpellation gegriffen werden mußte? Das mußte doch beides ver neint werden. In 8 7 Abs. 2 der revidierten Landgemeinde ordnung heißt es: „Die Errichtung neuer Landgemeinden, die völlige Vereinigung mehrerer für sich bestandener Landgemeinden, ingleichen die Ver einigung einer Landgemeinde mit einer Stadtgc- meinde bedarf der Genehmigung des Ministeriums des Innern." Ganz ausdrücklich ist also, wenn eine solche Vereinigung stattfindcn soll, diese von der ministeriellen Genehmigung abhängig gemacht. Diese ist nun nicht erfolgt — und zwar nachdem vorher auch Bezirks ausschuß, Bezirkstag und Kreisausschuß sich gegen die Einverleibung teils einstimmig, teils mit knappen Mehrheiten ausgesprochen hatten. Kann unter diesen Umständen auch nur der geringste Vorwurf dem Ministerium gemacht werden? Objektiv muß mau doch sein, selbst wenn man der wärmste Freund der Einverleibung ist, und bewahrt man sich diese Objektivität, so muß die eben gestellte Frage mit „N e i n" beantwortet werden. Wir können uns daher schon aus diesen formellen Gründen nur völlig damit einverstanden erklären, daß der Leipziger Abgeordnete Dr. Schill den anderen Leipziger Interpellanten und heraus erklärte, er hätte die Interpellation nicht mit unterzeichnet. Allerdings hatten cs die Interpellanten nicht für erforderlich erachtet, ihre übrigen Leipziger Kollegen zur Unterzeichnung auszufordern. Sie unternahmen den „Huiarenritt" allein. Was aber den zweiten von uns bezeichneten Gesichtspunkt bei dieser Frage anbctrifft, die Wohlfahrt des Landes im allgemeinen und die der Stadl Leipzig im besonderen, so war cs noch Zeit genug, diese Seite der Elnvcrleibupgsfrage bei Besprechung der von den Gemeinden cinge- reichten Petitionen gründlich aufzurolleu. Man kann doch im Ernste nicht behaupten wollen, daß absolut unhaltbare Zustände in folge der Nichteiuvcrleibung eingetreten seien. Weder für Leipzig noch für die betreffenden Gemeinden ist das auch nur im geringsten der Fall. Hier kommen mehr Fragen der künftigen Entwickelung in Betracht. In deren Interesse sind wir stets für die Einverleibung der Vororte gewesen und hoffen, daß die ablehnende Haltung der Behörden und vor allem der Regierung nur vorübergehender Natur gewesen ist. Nun stehen wir durchaus nicht auf dem Standpunkte, daß wir dem Eifer der Interpellanten scheel gegenüberstehen. Sie haßen wohl, und namentlich dürfte das bei dem Begründen der Interpellation der Fall sein, nur ein schnell abgegebenes Versprechen einlösen wollen. Aber bedauerlich ist, daß man das Pulver, welches man sich bis zur Be sprechung der Petition der Gemeinden hätte trocken halten sollen, nun voreilig verschossen hat. Denn kommt die Sache nun zum zweiten Male heran, so hat es immer sein Mißliches, dieselben Reden noch einmal zu halten. Im Interesse der Einverleibung der Gemeinden hätten wir deshalb gewünscht, die Interpellation wäre nicht gestellt worden. Im übrigen erwarten wir vom Ministerpräsidenten und Minister des Innern, Grafen v. Hohenthal, daß er das bei Begründung und Besprechung der Interpellation Gehörte einer Prüfung unterziclien wird. Er dürste dann zu dem Ergehnisse gelangen, daß den auf Ein verleibung abzielendcn Wünschen der Gemeinden doch in nicht zu langer Frist wird stattgeben werden müssen. Des Sprrltnng in ösv Lonsevvntivrn Fvaktson. „Tie Nachricht von der Spaltung in der konservativen Fraktion soll in liberalen Kreisen ein „verfrühtes Triumphgeschrci" hervorgeruscn haben", so schreibt die konservative Presse. Die liberale Presse har selbst- i verständlich auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht. Er ist aus der 1 konservativen Fraktion heraus öffentlich bekannt geworden. Darüber I kann kein Zweifel entstehen! Ein Triumphgeschrei hat aber weder die I liberale Presse, noch die nationalliberale Partei hierüber angeitimmr. Der Grund, weshalb die konservative Partei diese irrige Behauptung g aufstellt und immer wiederholt, ist sehr leicht zn finden. Man will die Aufmerksamkeit der konservativen Wählerschaft von der Bedeutung dieses Vorganges für die eigene Partei ablenken. Man möchte gar zu gern die Fiktion von der Einigkeit in der Partei aufrecht erhalten. Man ist sich eines großen Teiles der Wählerschaft nicht mehr sicher. Tas haben za die letzten Landtagswahlen zur Genüge gelehrt. Deshalb behandelt man mit großer Vorliebe im konservativen Blätterwald ganz nebensächliche Tinge. Die nationalliberale Fraktion ha' eß.mutig diesem Vorgänge rn den konservativen Reihen keine besondere Bedeutung beigelegt. Am aller, wenigsten hat man in diesen Kreisen angenommen, daß diese Spaltung dem Liberalismus irgend etwas nützen würde. Tie nationalliberale Partei wird nach wie vor für ihre Anschauungen werben und den un sicheren Kantonisten in der konservativen Partei mit derselben Ent schiedenheit entgegcntretcn, wie den „rückgratfesten" konservativ-agra rischen Elementen. Tie letzten Landtagswahlen haben ja bewiesen, daß die Wählerschaft diese „vorsichtige" Schwenkung nicht mitmacht. Ter Wahlkreis eines konservativen Sezcssiomstcn, dem man Charakter und Bedeutung zusprcchen muß, ist glatt an die nationalliberale Partei ver- 1 loren gegangen. Das Volk will keine Halbheiten mehr. Das ist nun- I mehr zur Genüge bewiesen. Bei dieser Gelegenheit sucht man die Auf merksamkeit konservativer Kreise immer und immer wieder mit Vorliebe auf die sogenannten „Linkelibcralcn" zu lenken. Der Weg von Lang hammer bis Schill soll ebenso weil sein, wie der von Dr. Brückner zu Opitz. Dazu sei zunächst bemerkt, daß das persönliche Verhältnis zwischen den genannten Liberalen ein ausgezeichnetes ist. Aber auch in grundsätzlichen und politischen Fragen stimmen die beiden Nationauibe- ralcn vollständig überein. Die begonnene Landtagssession wird vollauf beweisen, daß es innerhalb der Nationallibcralen bei diesen Fragen keine Sezession, keine Halbheiten gibt. Wenn man immer wieder auf Unter schiede in der nationallibernlcn Partei, die gar nicht vorhanden sind, hin co Feuilleton. Um ruhig zu sein, muß der Mensch nicht denken, sondern träumen. Joh. Jak. Engel. * Probleme -er weltpolitsk. Von Prof. Friedrich Paulsen.*) Die politische Lage der Gegenwart ist durch zwei Stücke charak terisiert. Das erste ist, daß aus dem Theater der curoplschen Politik das deutsche und das britische Reich jetzt die Rollen der Protagonisten spielen. Es ist nicht zu verkennen, daß damit zwischen ihnen eine ge wisse Spannung gesetzt ist: Protagonisten sind durch die Natur der Dinge in gewissem Sinne zugleich Antagonisten. Das zweite ist: die Erweiterung des Schauplatzes der großen Politik. Vor allem sind zwei neue Weltmächte in den Kreis der alten sogenannten Großmächte ein getreten. die Vereinigten Staaten und Japan. Beide stehen jetzt mit in der vordersten Reihe in der Weltpolitik. Fast könnte es den Anschein haben, als sei der Atlantische Ozean in seiner Rolle als neues Mittelmeer schon durch den größeren Ozean zwischen Amerika und Ostasien bedroht: vier Weltmächte rivalisieren hier um den vor wiegenden Einfluß: England, Japan, die Union und Rußland. Damit erheben sich vor unsern Augen die großen Probleme der Zukunft. Wird Europa die Stellung gegenüber den andern Kontinen ten, die es in den vier Jahrhunderten seit dem Ausgang des Mittel alters gewonnen hat, festzuhalten imstande sein? Oder ist der Tag im Anzug, der die alten Hcrrcnvölker depossedicrt, der der Union oder der durch Japan organisierten und geführten gelben Raffe die herrschende Stellung in der Weltpolitik zuweist? Und das zweite, uns noch un mittelbarer angehende Problem: Wird die Spannung -wischen Eng land und Deutschland innerhalb der Grenzen friedlichen Wettbewerbs bleiben? Oder wird England, ähnlich wie Frankreich 1870, daS Auf steigen der konkurrierenden Macht nicht ertragen zu können meinen und mit Waffengewalt sein Fortschreiten zum Stehen zu bringen unter nehmen? Wir vermögen die Frage nicht zu beantworten, unser Blick dringt nicht durch das Dunkel, das über der Zukunft liegt. Doch dürfen wir Hoffnungen Ausdruck geben, wie sie auch Dietrich Schäfer andeutet. *) Friedrich Paulsen veröffentlicht in der neuesten Nummer der von Pros. Hinneberg herausgegebenen „Internationalen Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik" eine längere Arbeit, die ausgehend von Dietrich Schäfer- Weltgeschichte der Neuzeit in weidschanenden Betrachtungen über die Probleme der Weltpolitik gipfelt. D. Red. Daß das deutsche Volk in Frieden leben und seinen großen Kulturauf gaben sich widmen will, ist außer Zweifel: es verlangt nichts, was andere Nationen geben müßten: feine Friedensliebe kann ehrlicherweise nicht bezweifelt werden. Phantasien von einer Ausdehnungspolitik, die auf Deutsch-Oesterreich, d:c deutsche Schweiz, etwa auch noch auf die Niederlande und Dänemark sich erstreckte, mögen hie und da in einem aufgeregten Kopf spuken: sie werden in Deutschland nirgends ernst ge nommen. Mit einer Zurückhaltung, wie sic noch niemals von einer so starken Militärmacht beobachtet worden ist, hat das Deutsche Reich europäische Fragen aufzuwcrfcn vermieden: nichts von RHAnmündun- gcn, nichts von Ostjecausgängen, nichts von einer deutschen Frage in Oesterreich-Ungarn: selbst Herausforderungen und Feindseligkeiten gegen den deutschen Namen werden mit einem Gleichmut übersehen, als ob es für das Deutsche Reich außerhalb der eigenen Grenzen keine Aufgaben geben könne. Man wird hoffen und glauben dürfen, daß auch Las englische Volk sich von dem Friedenswillen des deutschen Volkes überzeugt, und ferner, daß es mit wachsender Klarheit erkennt, daß Deutschlands Aufsteigcn für seine Handels- und Absatzintercffen zwar da und dort unbequem sein mag, für seine Weltstellung aber keine Bedrohung ist. ES ist für beide Völker Raum auf der Erde. Und, das ist meine innigste Uebcr- zeugung, die Niederwerfung des einen wäre kein Gewinn für das andere. Ein Krieg zwischen ihnen wäre ein selbstmörderischer Wahnwitz. Wenn es Deutschland, wider alle Wahrscheinlichkeit, gelänge, die englische Macht niederzuwerfen: es würde nicht Englands Erbe in seiner Welt stellung sein; es würde nicht in Indien und nicht in Afrika an seine Stelle treten. Die Folge wäre lediglich die Machtstellung Gcsamteuro- pas gegenüber den außereuropäischen Mächten, wohin mit einigem Reckst auch Rußland gerechnet werden kann. Und derselbe Erfolg würde letz- ten Endes auch in dem umgekehrten Fall eintreten, daß es England etwa im Bunde mit Frankreich gelänge, die deutsche Entwicklung durch entscheidende Schläge zu brechen. Da das deutsche Volk nicht über- Haupt ums Leben gebracht werden kann, so müßte von diesem Augenblick an seine Politik ausschließlich darauf gerichtet sein: um jeden Preis, unter den größten Opfern, mit jedem Verbündeten, der zu haben wäre, England niederzuringen, das seine Seegewalt mißbrauchte, andern Völ kern das Leben zu unterbinden. Auch so wäre Europa in seiner Aktion nach außen lahmgeleqt. Will Europa seine Weltstellung sich erhalten, so muß es sich angesichts der neuen Lage der Dinge entschließen, seine heimischen Streitigkeiten zurückzustellen. Die beiden Probleme der äußeren Politik sind also, wie man sieht, im Grunde eines: der Uebergang von der Politik des internen Krieges zu einer Politik des Friedens und, wenn möglich, der Kooperation zwischen den europäischen Mächten ist die Bedingung für die Erhaltung der Stellung, welche die europäische Menschheit sich und ihrer Kultur auf Erden gewonnen hat. Aber auch die großen Probleme der inneren Politik stehen hiermit in naher Beziehung Es sind ihrer, wenigstens auf deutschem weist, so geschieht das auch nur, um die Aufmerksamkeit von den Zu- ständen im eigenen Lager abzulenken. Daß sich der Abg. Langhammer als Liberaler nicht im mindesten gemausert hat, beweist doch genügend seine politische Haltung im Landtage. Die liberale Betätigung des Abg. Langhammer ist so echt und wahrhaftig, daß nicht nur die Wählcrschmr. sondern der Abg. Opitz im Verein mit dem Freikonservativcn Jacius den erstgenannten als „linksliberal" bezeichnet. Im übrigen glauben wir. daß Langhammcr Facius weder als intimen, noch als scharfen Gegner gelten läßt. Facius hat noch im letzten Landtage Schulter an Schuster mit den Nltrakonservativen oft gestanden und gestimmts Der Abg. Lang hammer hat ihm auch im Wahlkampf wiederholt nachgewiesen, daß er ',e nach den Umständen einmal rechts und dann wieder links steht. Je nacv Bedarf. Ein solcher Gegner ist aber weder als ein scharfer, noch als intimer zn bezeichnen. Um cs nochmals zu wiederholen: Die nationalliberale Partei und deren Abgeordnete legen der Sezession in der konservativen Fraktion leine wesentliche volitische Bedeutung bei. Sie kümmern sich um das Schicksal dieses Entwickelungsganges nicht im mindesten, sondern werden im nächsten Wahlkampfe ohne Unterschied gegenüber beiden Richtungen in der konservativen Partei die eigenen Ziele verteidigen. Daß sic sich dabei in Uebercinstimmnng mit ihren Wählern befindet, bat die letzte Wahl, darunter auch die Niederlage des konservativen Sezessionisten Behrens, dessen Bedeutung auch in nationallibcralen Kreisen gewürdigt wird, hinreichend bewiesen. Wie man im übrigen den Riß innerhalb der konservativen Fraktion zu leimen versucht hat, geht aus folgender Erklärung vieler Fraktion hervor, die die „Dresdn. Nachr." und ein den Konservativen nahe stehendes Leipziger Morgenblatt veröffentlichten: „Die angebliche Spaltung der konservativen Fraktion ist darauf zuriickzuführen, daß sich innerhalb der konservativen Fraktion eine frei konservative Gruppe gebildet bat. Wie seit Jahren bereits wirtschaftlich einander nahestehende Mitglieder innerhalb der konservativen Fraktion bei besonderen Gelegenheiten zu Gruppen zu- sammengctreten sind, so wird auch die freikonscrvative Gruppe in allen den Fällen, die sie hierzu für geeignet erachtet, sich zu Be ratungen vereinigen. Im übrigen ist aus der konservativen Fraktion noch zu berichten, daß dieselbe, um auch äußerlich zu dokumentieren, daß sie die Interessen der Industrie genau so zu fördern und zu unter stützen bereit ist, wie die Interessen aller Berufsstände und Pro duktionszweige, neben dem bisherigen Vorsitzenden. Vizepräsidenten Opitz, einen hervorragenden Industriellen in der Person des Eisen- büttenwcrksbesitzers v. Ouerfurth zum Mitvorsitzendcn an ihre Spitze berufen bat. Beide Herren werden alternierend den Vorsitz führen. In Sachsen vereinigen sich daher, wie bisher, so auch künftig, im Kon servativen Landcsvcrein und in der konservativen Fraktion der Zweiten Kammer die Angehörigen aller konservativen Richtungen." Deutsches Reich. Leipzig, 24 Oktober. * Zur Londoner Kaiscrrcise. Wie das „B. T." aus der deutschen Gesandtschaft in Louden erfährt, ist in dem Programm des Kaiser- besucheS wieder eine Acnvecuna vorgenommen worden. Da das Kw'er- paar nach den anstrengenden Tagen in England einige Stunden Rübe dabcn möchte, wild die „Hohen',ollern", dce am 19. November gegen Abend in Hmuiden emlaufen wird, die Nacht über dort ble brn und erst am nächsten Morgen nach Amsterdam fahren. Hier wird das Kaiscipaar von der Königin, dem Prinzen Heinrich und der Königin- Mutter auf dem Schlosse empfangen werden. M-ttagS soll cin: Ans- iahrt gemacht und dem Reichsmufeum ein Besuch abgeilatiel wcrdcn. Abends sinket Galatasel statt und dann erfolgt die Abreise der ka pr- lichen Gäste nach Berlin. Von einem Besuche im Haag soll Abstand genommen werden. * Hohenlohes Abschied. Zu Ehren des scheidenden Stattha t rs, Fürsten Hohenlohe-Langenburg, fand gestern abend em Festmahl statt, an dem die Spitzen der Zwil- und Militärbehörden teö Reichs andcs Boden, zwei: das soziale und das religiös-kirchliche. Wenn Europa seine Weltstcllung cinbüßte, dann würde dies zugleich einen wirt schaftlichen Zusammenbruch ohnegleichen hcrveisühren. Und die weitere Folge würde eine soziale Krisis sein, wie sie noch nicht erlebt worden ist. Daß die sozialdemokratisch gesinnten Arbeitcrmasscn eine Zurückschraubung ihrer Lebenshaltung, eine Herabminderung zugleich der Bevölkerung durch Hunger und Elend über sich ergehen lassen wür den, ohne den Versuch zu machen, sich mit Gewalt des Kapitals zu be mächtigen, um von ihm einstweilen zu leben, ist wenig wahricheuil b. Tic Sozialdemokratie wird bei zunehmendem Reichtum und steigender Lebenshaltung auch der Arbeiter leicht ertragen: bei hofsnungSws sinkender Konjunktur müßte sic eine furchtbare Gefahr werden. Also auch aus diesem Gesichtspunkte sind die Völker Europas auf den Frie- den unter sich angewiesen. Endlich das kirchliche Problem. Man mag cs auf die Formel bringen: Ob der römische Katholizismus seine Hoffnung doch noch c-n- mal in Erfüllung gehen sehen wird: daß die Völker Europas in den Gehorsam des Papstes zurückkehren? Es wird von der Lösung jenes großen politischen Problems mitbedingt sein. Würde Europa durch das Schicksal oder durch eigenen Unverstand auf das Altenteil gesetzt, dann würde, so ist zu vermuten, nach verzweifelten Anstrengungen und nach schweren inneren Krisen eine große Sehnsucht nach Ruhe über diese bis her so unruhigen und rastlosen Völker kommen. Dann würde auch das Verlangen nach Freiheit geister Bewegung und der Trieb, neue Wahr heit zu suchen, Nachlassen. Und dann wäre die Zeit gekommen, wo die Rückkehr unter die Leitung des römischen Stuhls als eine natürliche Tendenz sich einstellcn würde. So geschah cs am Anfang d-s 19. Jahr hunderts, als nach den furchtbaren Zuckungen der ihr "ndcr ver^ schlingenden Revolution und dem ungeheuren Ringen d 'lgerGen Völkcrkriege das Gefühl der Müdigkeit und der Unzuv nrnsch- licher Vernunft über weite Kreise kam: die Roman« . nd land Frieden und Ruhe in der alten Kirche. Einstweilen aber werden wir berechtigt sein, nkcre Lösung des kirchlich-religiösen Problems vorauszufehcn una »i f.n Deutsch land. Daß das protestantische Deutschland -urre. . e Neigung zeigt, katholisch zu werden, bedarf keines Nachwest > . auai das ist jedem, der sehen will, sichtbar, daß die katholisch geb Hälfic sich von dem deutschen Volke und seiner Kultur nicht ü - ' ul' .loslöscn, daß es seine Geschichte und Schicksale teilen will. D" deutsche Katholizis mus hat seit der politischen Konstituierung des deutschen Volkes an nationaler Gesinnung nicht nur, so. dciauch an deutscher Färbung gewonnen. Ein Kulturkampf, wie der 70er Jahre, wäre heute auf beiden Seiten nicht mehr möglich: ain protestantisch-liberaler nicht, weil man an Verständnis, man darf auch tegen, an Achtung vor kathp- lischer Art und Frömmigkeit gewönne« hat, aus katholischer nicht, weil das protestantische Kaisertum längst seine Frenidbeit verloren bat: nie mand sehnt sich mehr nach der habsburgischen Spitze zurück, und ein Welfe als Führer deS Zentrums tväre nicht mehr denkbar. Sind so
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