Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193901064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19390106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19390106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 4: teilweise Textverlust (fehlender Außenrand)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1939
- Monat1939-01
- Tag1939-01-06
- Monat1939-01
- Jahr1939
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1939
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Spenden für das WSW. nehmen entgegen alle Riesaer Banke«: WHW.-Ortsgruvve Riesa-Mitte, -West, -Ost: Konto 1300 Stabtbank Riesa WHW.-Ortsgruppe Gröba: Konto 60l> Stabtbank Zweigstelle Gröba Kandier Ter große Plastiker der Meißner Porzellamnanujrktur Im Rahmen eines allgemeinen Vortrages mit drran schließender Führung entrollte der Kunsthistoriker Dr.. Hetsch am 4. Jcmuar in der Dresdner Porzellansammlung ein Lebensbild des großen Plastikers in Porzellan Johann Joachim Kandier und gewährte dabei interessante Ein blicke in das Lchasfensgebiet desselben, lieber den Ge burtsort Kändlers sind verschiedene Aufzeichnungen vor handen. Nach eurer von Kändlers Verwandten bei seinem ' Tode verfaßten Biographie soll er im Jahre 1706 in Leelrgstadt geboren sein, nach den Urkunden der Manu faktur aber wird als Kändlers Geburtsort Fischbach be zeichnet. Tatsache ist jedenfalls, daß Kändlers Vater in Fischbach Pfarrer war, so daß wohl angenommen werden kann, daß die Angaben in den Manufaktur-Akte» stim men. In früher Jugend, etwa im 11. Lebensjahr, wurde der junge Kändler zu dem Bildhauer Thomae in Dresden gegeben, da der Vater, die künstlerischen Fähigkeiten des Knaben erkennend, auf eine frühzeitige künstlerische Aus bildung desselben bedacht war. Thomae, ein Schüler Per mosers, war ein ausgesprochener Vertreter des Barock. Astes, was den jungen Kändler damals in Dresden um gab, war auf Barock abgestellt, wobei vor allem der ent stehende Zwlngerbau einen Hauptauftrieb bildete. In den Bildhauerarbeiten der Jugendzeit bevorzugte Kändler die Großplastik. Mehrere Grabmäler in Meißen, Taucha ustv. sind noch heute als Zeugen der damaligen Schaffens periode Kändlers vorhanden. Im Jahre 1731 ist Känd ler nach Meißen zu Kirchner gekommen, der damals erster Modellmeister der Manufaktur war. Den von maß gebender Leite gestellten Forderungen zn Folge wurden in lenen Jahren in Meißen Großvlastiken in Porzellan geschaffen, denn der Plan Augusts des Starken, das Ja panische Palais (ehedem holländisches Palais geheißen) zu einer grandiosen Porzellan-Ausstellung zu machen, harrte der Erfüllung. Was an Porzellan-Grvßplastikcn entstand, waren hauptsächlich Tiergestalten und Vasen in großen AnSmaßen. Kirchner bevorzugte dabei erotische Tiere zu bilden, Kändler demgegenüber einheimische. Kändler, der >m künstlerisckjen Schaffen Kirchner bald überragte, hat dann später, nach Augusts des Starken Tode, klar erkannt daß das Porzellan kein Werkstoff für Großplastik ist und ist bewußt zur Kleinplastik übergegangen, die seinen Namen unsterblich machen sollte. Eiste besonders nennenswerte Großplastik Kändlers, die hier nicht unerwähnt bleiben darf, sollte das Reiterstandbild König Augusts III., in Por zellan ausgeführt, werden. Das Monument ist im Modell stecken geblieben. Wäre es zur praktischen Aus führung gekommen, so würde in ihm Dresden «in Denk mal besitzen, das in der ganzen Welt einzig dastünde. DaS Modell zu dem Denkmal nach Kändlers Entwurf be findet sich im Saal II der Dresdner Porzellansammlung. Es zeigt am Locket reichen allegorischen Figurenschmuck, wodurch es besonders schön wirkt. Es unterliegt jetzt keinem Zweifel mehr, daß Kändler tatsächlich die Auf stellung des großen Werkes gemeistert hätte, wenn das Interesse dafür bei dm maßgebenden Instanzen nicht er kaltet wäre, ehi es zur Durchführung kam. Anderseits ist aber auch klar, daß der Denkmalsverwaltung der Lan deshauptstadt viel Mühe erspart geblieben ist, denn ein so großes Denkinal aus Porzellan wäre sicher für sie ein Schmerzenskind geworden. Nachdem Kändler klar erkannt batte, daß Porzellan der nachgerade prädestinierte Werk stoff für Kleinplastiken ist, schuf er in schier unerschöpf licher Arbeitslust. und mit seltener Schaffenskraft un zählige Figuren, Gruppen und Griippchen, die die Rokoko zeit so prächtig illustrieren, die eben, wie Kändler selbst, Rokoko sind. Als Friedrich der Große während des sieben- lährigen Krieges in Sachsen war, hat er bekanntlich be deutende Mengen des Meißner Porzellans nach Berlin bringen lassen. Auch viele Kändlersche Plastiken sind dar unter mit abgewandert. Der Versuch, Kändler selbst für die Manufaktur in Berlin zu gewinnen, was Friedrich der Große verfuchk hatte, mißlang aber. Kändler blieb seinen Fürsten und seiner Meißner Arbeitsstätte treu und schuf trotz aller Kriegswirren und sonstiger widriger Umstände unentwegt weiter. Auch dir ost wiederkehrenden Streitig keiten, die Hörold ihm bereitete, überwand Kändler mit Gleichmut. Sein letztes Lebenswerk war eine Serie von mvthologischen Gruppen für die Tafel Katharinas II. von Rußland, die in den Jahren 1772 bis 1774 entstanden war, leider aber nicht mehr existiert, da sie ein Opfer der russischen Revolution geworden ist. Kändler ist am 13. Mai 1775 in Meißen gestorben, in seinen Werken lebt er weiter und wird so lange leben, so lange es Meiß ner Porzellan gibt. Dr. Hetsch führte nach dem interessan ten Vortrag zu den in der Dresdner Porzellansammlung vorhandenen Kändlerschen Porzellanen und gab dabei noch weitere Erläuterungen. Es ist anzuempfehlen, bei einem Besuch Dresdens gelegentlich der Porzellansammlung iin alten Stallhof einen Besuch abzustatten nnd die Känd- lcrsckicn Originale darin zu betrachten. A. Hempel. So entstehen Holz-Torf-Möbel Eine Berliner Möbelfabrik hat den Versuch unternommen im Interesse der Holzersparnis als Rohstoff ein Material zu benutzen, das in ausreichender Menge zur Verfügung stellt: Torf. Die Fabrik griff ein Verfahren auf, das von den Erfindern Patz und Siegfried bereits für andere Zwecke mit Erfolg durchgcführt wurde. Die Haltbarkeit einer gepressten Torfplatte lätzt sich wesentlich verbessern, wenn sie — gleichsam wie Eisenbeton mit Eisen — in regelmätzigen Abständen mit Sperrholzbrettchen durchsetzt wird. Die Herstellung dieser neuen Platte ist unter Ver wendung geeigneter Maschinen verhältnismäßig einfach: Die gepreßte und besonder» präparierte Torfplatte wird in etwa vier bis sechs Zentimeter breite Streifen geschult- ten, die nnter Zwischenschaltung eines Sperrholzstreisens von drei bis vier Millimeter Dicke mit wasserfestem Leim wieder miteinander verbunden werden. Dann umgibt man die Platte noch mit einem Holzrahmen nnd deckt sic an den Flächen durch dünne Sperrholzplatten ab. Es er gibt sich dabei ein festes Brett, das nun die weitere Be arbeitung zulätzt. — Unser Bild zeigt, wie Holz-Torf- Mübel entstehen: Die zusammengeleimten Tvrsstreifen werde» mit Sperrholz abgcdeckt. lScherl-Wagenborg — M. Die Stillegung der Pariser Lichtspieltheater . Der Besä» trägt «i» Schneekleid Aus Protest gegen eine Sonderbesteuerung der Film- l tzen. — Bor einem der 855 geschlossenen Lichtspieltheater I Einen malerischen Anblick bietet der Vesuv, bas Wahr- tbeater, die schon 8N°/. ihrer Einnahmen als Steuer abfüh- I lesen die Pariser di« Ankündigung vom Schließen der zeichcn Neapel», im Winterkleide. ren müssen, beschlossen die Theater, ihre Pforten zu schlie- I Kinos. (Weltbild-Wagenborg -- M.) j (Scherl-Wagenborg — M.) tv. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Während sie hurtig Milch einschüttet und das Mehl verrührt, mutz sie immer wieder nach ihm schauen. Er sitzt da, blickt vor sich hin und gibt wohl Antwort auf alle ihre Fragen. Aber nicht mehr. Es ist, als ob ihm irgend wie der kecke Sinn ausgewechselt wär. Aber je scheuer und abweisender er tut, desto mehr müssen ihre Blicke an ihm hängen. Nur ganz selten wendet er den Kopf. Das trifft sie dann immer bis ganz tief hinein. Es ist etwa» in seinen Augen. Nimmer das kecke Funkeln, das so schnell auf sie übersprang. Es ist irgend eine tiefverhal tene Freude, die manchmal darinnen leuchtet. So wie ein Eissee bis in seine blaue Tiefe schimmert, wenn die Sonne auf ihn fällt. Ach, wenn sie nur wützt, wa» in ihn gefah ren ist! Fast hätte sie den Schmarrn angebrannt. Grad noch ist ihr der Rauch in die Nase gestiegen, datz sie ihn um wenden kann. „Magst ihn gern braun?" „Ja," nickt er. Sie stellt die Pfanne an den Rand, datz sie noch warm bleibt, und macht gleich den Kaffee. Dann schaut sie ihm zu, wie er einpackt. Ja, er hat einen tüchtigen Hunger, nicht ein Brösl läßt er übrig. „Fein kannst kochen," sagt er und wischt sich über da» Bartl. „I sag dir halt tausendmal Vergelt» Gott derweil." „Aber wirst doch nit gleich wieder aufisteign, hast di ja grad erst hinghockt!" „Ah, das macht mir nix, das bin i nit anders gwohnt.. Allo bhüt di Gott, Dirndl." „Bhüt di Gott... jetzt hast mi nit amal gfragt, wie i heiß." „Ja... siehst, das hab i vergessn... ja, wie heißt denn nachdem?" „Jetzt sag i's nimmer! Aber etwas anders mutz i dir noch sagn: Patz auf, Jager!" Ihre Stimme hat plötzlich einen bebenden, erschrockenen Klang. „Warum soll t aufpassn?" Er ist ganz nah vor sie ge treten und schaut ihr in die Augen, in denen eine seltsame Angst ist. „I mein nur... es gibt so viel Wilderer da herobn!" „I werd schon aufpassn auf mi," sagt er kurz und wen det sich zum Gehn. Dazu pfeift er sich ein«. Ist ein gspas- sigs Dirndl. Beinah schad, datz er nimmer der Alte ist, es würde ihm Spatz machen, sie zu zähmen und ihr das Ge heimnis von dem Wildschützen zu entlocken. Denn sie weitz etwas. — Pfui, Seppl, schilt er sich dann und stösst mit dem Futz an einen Stein, datz er im Bogen weg springt. Nein, er will nur an da» kleine Zeisele denken. Immer nur an das Zeisele! Die Kathl schaut ihm durch da« Fenster nach, wie er so aufsteigt. Nicht einmal wendet er den Kopf zurück. Und er hat ihr doch so ein wildes Butzl aus den Mund gedrückt, hat ihr so hettz in die Augen geschaut — aber vielleicht weitz er, datz sie de» reichen Luimerbauern ein zige Tochter ist, und vielleicht hat ihn da» mitztrauisch gemacht? Ja, so wird » wohl sein. Drum war er so ver dutzt, wie er sie gesehen hat. und drum hat er sie nicht nach dem Namen gefragt. Ach, du dummer Bub! Sie pretzt in ihrer Freude die Hände vor die Brust und dreht sich herum. Da» wird sie ihm schon austreiben! Der Seppl ist schon halb bet seinem Hüttl droben, da trifft er einen alten Hirten, der da» Dieh gegen die Alm hinuntertreibt. Er grützt ihn und bleibt stehn. Dann lobt er sein Dieh und fragt ganz vorsichtig, wem die Alm da drunten gehört und wie das Dirndl heitzt und, noch verschiedenes mehr. Der Alte gibt ihm bereitwillig Auskunft. Er ist froh, datz »r mit einem Menschen reden kann, denn e» ist «in einschichtiges Leben auf der Alm. Er sagt ihm, datz die Kathl die Einzige vom Luimerbauern ist und datz sie ge stern auf einmal den Rappl gekriegt hat, sie mutz auf die Alm hinauf. Bisher ist immer die Stine heraufgestiegen, und das ist eine Ungute, denn sie hat soviel eine geizige Nase. Da läßt sich'» mit der Kathl schon ganz anders Hausen. Die hat das Herz grad auf dem rechten Fleck. Der Seppl schüttelt den Kopf, denn es steigt ein Ahnen in ihm auf, das gar nicht in seine Pläne patzt. Aber dann schüttelt er den Gedanken heftig ab und fragt mit listigem Blinzeln: „Magst gern an Tabak?" „Da sag t nie nit na," grinst der Alte und holt seinen Tabakbeutel heraus. Der Seppl hat den seinen herausgefingert und stopft ihm seinen halben Tabak hinein. „Weitzt, i bin a sparsamer Mensch," kichert der Alte. „Zerst tu i ihn käun, nachdem tu i ihn rauchn und zum Schlutz schnupf t ihn noch." „Mahlzeit," lacht der Seppl und dann kneift er scher zend das eine Auge zu: „Gibt's viel Wilderer aus der Alm?" „Auf der Alm? Ja, meinst am End gar, datz i a Wil derer bin? Na, na, da nimm dein Tabak nur wieder!" > „Schieb ein, Alter, so hab i's ja nit gmeint. I hab gmeint, ob zu der Kathl..." „Jetzt bist aber glei stad, sonst..." schimpft der Alte und hebt seinen Stecken aus. „Latz gut sein, i glaub dir schon," lacht der Seppl ärger lich. Rach einer Weile, in der sich der Hüter allmählich beruhigt, setzt er hinzu: „Einen kleinen Gfalln wirst mir wohl tun: sag der Kathl nix, um was t di gfragt hab. Sie tät sich bloh kränken." Der Alte schaut ihn eine Zeit mitztrauisch an, dann brummt er: „Gut, das versprich i dir." „Dann gute Nacht... und patz lei weiter gut auf, auf deine Sennerin." Kopfschüttelnd schaut ihm der Alte nach.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder