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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193908032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19390803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19390803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1939
- Monat1939-08
- Tag1939-08-03
- Monat1939-08
- Jahr1939
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1939
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Kurznachrichten vom Lage London. „Daily Telegraph" beschäftigt sich mit Meinungsverschiedenheiten, die »wischen der Regierung und der Opposition in der Frage der Einsetzung eines Kolonialüdertvachungsausschusses des Parlaments be stehen. London. Die Blätter der Opposition sind mit der UnterhauSaussprache über die Parlamentsvertagung biS 3. Oktober nicht zufrieden. Warschau. Eine amtliche Verlautbarung zu den Londoner Anleiheverhandlungen versucht bas Scheitern der Verhandlungen über die Baranleihe so hinzustellen, als ob Englands Fjnanzmarkt gegenwärtig keine Bar anleihe zulasse. Das Blatt der Schwerindustrie bringt in diesem Zusammenhang die große Besorgnis in Polnischen Krejsen um die Entwicklung der Beziehungen London— Warschau^ zum Ausdruck. Washington. DaS Schatzamt schloß den ersten 7 Monat des laufenden Rechnungsjahres mit einem Fehl betrag von etwa 500 Millionen Dollar ab. Washington. Das Abgeordnetenhaus nahm die Vorlage über den Nachtragsetat nach Kürzung der ur sprünglich angeforderten Summe von 215,9 Millionen Dollar auf 53,2 Millionen Dollar an und erteilte damit Roosevelts Ausgabenpolitik einen neuen Schlag. Paris. Der Berwaltungsausschuß der Sozialdemo kratischen Partei erging sich in lautem Geschrei gegen di« durch Notverordnung 'vorgenommene Verlängerung der Legislaturperiode in Frankreich. Eintägiger Privatbesych LebrunS i« Luxemburg st Brüssel. Der französische Staatspräsident Lebrun traf beute zu einem kurzen Besuch in dem Grobherzogtum Luxemburg ein. In seiner Begleitung befindet sich u. a. der Generalsekretär der französischen Präsidialkanzlei, Magre. Das großherzogliche Paar veranstaltet auf Schloß Berg ein Frühstück sür den Staatspräsidenten, an dem sämtliche luxemburgischen Minister tetlnchmen. Lebrun kehrt heute Donnerstag abend wieder nach Frankreich zu rück. In politischen Kreisen Luxemburgs wird betont, daß dir Besuch Lebruns streng privaten Charakter habe. Die norditalienischen Manöver Heiß« Kämpfe im Grenzgebiet der Po-Ebene Einsatz schneller und gepanzerter Divisionen X Mailand. Die großen norditalienischen Manö ver sjnd seit Mitternacht im Gänge. Auf die Nachricht von der Zurückdrängung der die italienische Grenze gegen Frankreich sichernden Blauen Truppen durch starke Rote Verbände, sind die in der mittleren und östlichen Po- Ebene stationierten Divisionen der Blauen Partei (Po- Armeel »um Anmarsch in die Gegend südwestlich von Mailand alarmiert worden. Rote Aufklärung?- und Bombenfljeger beunruhigten fortwährend den Anmarsch und haben ». a. durch die Sprengung von zwei wichtigen Brücken über den Tessin in der Gegend von Pavia die schnelle und die gepan zerte Division zu einem kurzen Aufenthalt gezwungen, währenddessen von Pionieren zwei Pontonbrücken «reich et werden mußten. Die Fühlungnahme zwischen beiden Par teien wird voraussichtlich im Lause des 4. August in der Gegend von Turin stattfinben. Der König und Kaiser mit seinem Gefolge sowie Mussolini weilen bereits im Manövergelände, überall von den Truppen mit Jubel begrüßt. Auch die auslän dischen Militärmissionen sind rm Laufe deS gestrigen Vormittages ins Minövergelände abgereist. Die alte jüdlscke Methode Palästinaaraber werde« aus „legalem Wege" von Han» und Hof gesagt — Notruf an die arabischen Fürsten sl Beirut. Wie dir Zeitung „Beirut" aus Palästina meldet, üben die englischen und englisch-jüdischen Banken bezw. Gesellschasten auf die bet ihnen verschuldeten Araber neuerdings einen solchen Druck aus, daß die Wirtschaftslage des Landes immer trostloser wird. Sobald ein Araber nicht sofort fristgemäß zahlen kann, wird ein Verfahren anhängig gemacht und der Besitz versteigert. Hinter dieser Methode steckt wieder einmal, so betont da» Blatt, da» Judentum, das seinen Einfluß auf die Banken geltend macht, um auf diese Weise schnell und billig in den Besitz des arabischen Eigentum» in Palästina zu kommen. Ein Gesuch der Araber bet der Regierung, ein Moratorium für Palästina zu verkünden, wurde abgelehnt. Die Zeitung „Beirut" fordert daher die arabischen Könige, Fürsten und Staatsmänner auf, sich zur Abwendung der durch diese jüdischen Machenschaften den Arabern dro henden Gefahren bet der britischen MandatSregterung Schritte für ein zeitlich begrenztes Moratorium etnzuleiten. Iwei jüdische „Fabrikanten" in Triest festgenommen )f Mailanb. In Triest wurden die beiden jüdische« vonbonsabrikante« Karl und Georg Eppinger verhaftet. Sie hatten ihre Rechnungen nicht mit den vorgeschrtebenen Steuermarken versehen. Außerdem hatten sie Zucker, der zur Marmeladerrzeugung bestimmt war, zu Bonbon» ver arbeitet. Beide sollen auch die Ausfuhr von Devisen in da» Ausland versucht haben. Wo bleibt die englische Garantie für eia menschenwürdiges Dasein der Eingeborenen? Wieder eine traurige Bilanz der britischen Kolonisationsarbeit )l London, Major G. St. I. Ord« Brown hat gestern dem Parlament seinen Bericht über die Arbeitsbedingun gen aus den westindischen Inseln zuge-eUet, au» denen eS bekanntlich in der jüngsten Vergangenheit häufig zu Streiks und Unruhen gekommen ist. Der Bericht, der esu ebenso bezeichnendes wie würdiges Gegenstück zu dem kürzlichen Bericht über die Unterernäh rung in den britischen Kolonien ist, besagt u. a., baß ein Arbeiter ans den westindischen Insel« seit Abgehen von dem System der Arbeit «nter kontraktlicher Verpflichtung keinen Anspruch mehr auf Unterbringung, ärztliche Be treuung «pH sonstige Borrechte habe. Die alten Baracken seien trotz, ihre» schlechten Zustandes noch total überfüllt, oen jetzigen katastrophalen Zustand bezeichnete Orde Brown als den Bersfich verschiedener Industrien, «ine Bevölkerung ernähren zu lasten, die unter wirtschaftlichen Gesichtspunk ten viel zu groß sei. Die Behörden müßten endlich Schu len und Krankenhäuser errichten. An der Ernährung wird bemängelt, daß zu wenig Fletsch verzehrt werde und eS auch an Fett fehle. Der Zustand der „Behausungen" könne «nr als be dauerlich schlecht bezeichmet werben. Die Häuser seien meist aus erbärmlichem Material, primitiv und viel zu klein. Tie Vorrichtungen zum Kochen, Waschen, Baben sowie sa- nttäre Einrichtungen fehlten in den meisten Fällen voll- ständig. Das Schlimmste aber sei die surchtbare Ueberfül» luug, wodurch Krankheiten n«d Seuchen gefördert würden. Eine ärztliche Betreuung der Eingeborenen sei dringend notwendig. Außerdem wird in dem Bericht die Verabrei chung von Mahlzeiten und Milch in den Schulen empfohlen sowie ein Plan zur beruflichen Ausbildung von Jugend lichen. Werden die Eingeborenen in den englischen Kolonien davon satt? ji London. Der politische Mttarbtittr des „Daily Telegraph" berichtet Einzelheiten über die Meinungsver schiedenheiten zwischen Opposition und Regierung in Ser Frage der Einsetzung eines parlamentarisch«« Kolonial, anSschuffes. Die Regierung, so meldet das Blatt, habe beschlossen, einen Ausschuß für die Vertretung der Interes- sen deS Kolonialreiches einzuseben. Während die Oppo- sition wünsche, daß der Ausschuß nux auS Unterhausmit- gltebern bestehe und mit Sondervollmachten auSgestattet werden solle, schlage die Regierung vor, baß eine kombi nierte Körperschaft aus Ober- und Unterhausmitglicbern. mit beratender Funktion gebildet werde. Dieses Gremium solle sich mit Kolonialfragen beschäftigen, di« ihr vom Kolonialminister zugewtesen »der von Vertretern aus den Kolonien zur Kenntnis gebracht würden. Daß eS sich hier um eine Angelegenheit handelt, die noch zu lebhaften Auseinandersetzungen führen dürfte, geht aus den Kommentaren einiger Morgenblätter hervor. Selbst die „Timet" mutz feststellen, batz niemand mit dem augenblicklichen System znsrieben sei, wonach nur ein ein- ziger, nicht einmal immer ein ganzer Tag im Jahr zur Be sprechung der Angelegenheiten von etwa 60 Millionen Menschen zur Verfügung stehe, die in mehr al» 40 verschie denen Ländern über die ganze Erbe verstreut feien. „Daily Telegraph" schreibt, die Schwächen der kolonia len Verwaltung seien neuerlich durch den Bericht über die Ernährungslage im Kolonialreich und den Bericht Maior BrownS über die Arbeitsbedingungen in Westindien unterstrichen worden. „NcwS Chronicle" sagt, die Tatsache, datz im Kolonial reich nicht alles in Ordnung sei, werde in wachsendem Matze ersichtlich. Schuld daran ist nach Ansicht dieses Blattes die ungenügende Ueberwachung der kolonialen Verwaltung durch das Parlament. DK Salch-VM von Roosevelt endlich unterzeichnet Roosevelt lobt sich selbst — „Neuyork Harald Tribüne" charakterisiert Roosevelts Scheinheiligkeit )< Washington. Die nach Senator Hatch benannte und bereit» vor einiger Zett vom Kongreß verabschiedete Vorlage wurde am Mittwoch endlich von Roosevelt unter zeichnet. Tie ist damit Gesetz geworden. Diese- verbietet nicht nur allen im Sold der Bundesregierung stehenden Personen jede politische Betätigung mit Ausnahme der Ausübung des Wahlrechts, sondern es unterlagt auch die Verwendung staatlicher UnterstützungSgelder zur Beein- slustung wahlberechtigter Personen. Die Folge des Gesetzes ist, daß künftig z. V. die von der Bundesregierung er nannten Staatsanwälte, Zollbeamten usw. nicht mehr als Vertreter politischer Parteien an Zusammenkünften teil nehmen können, aus denen Präsidentschaftskandidaten ge nannt werden. Im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Ge setzes richtete Roosevelt wieder einmal eine Sonderbotschast an den Kongreß, in der er sich als Musterbeispiel sür den politischen Anstand im öffentlichen Leben hinftellt. Während sich die Mehrzahl der Zeitungen aus eine neu trale Berichterstattung über das „Hatch-Gesetz" beschränkt, rückt die republikanische „New Bork Harald Tribüne" Roosevelts Kongretzbotschast ironisch in de» Vordergrund. Zur Erklärung des Präsidenten, datz das Gesetz gegen di« Wahlkorruption ein Schritt auf dem richtigen Wege sei, stellt das Blatt fest, man habe zwar immer geglaubt, daß 1. Roosevelt das Rtesenheer der Notstandsarbeiter gern für seine Wahlfeldzüge in Anspruch nehme, daß 2. eilige Masseneinstellungen von Bundesarbeitern vor Wahlen mit der Politik zusammenhänaen, daß 8. das Bundesnothilse- gesetz in Kentucky und Pennsylvanien sür Partei,wecke mißbraucht wurde und daß 4. die demokratische Partei ihren Kongreßmitgliedern nahegelegt habe, daß das Hatch-Gesetz unschädlich werden müße, aber die Erklärung des Herrn Roosevelt, er habe immer sür de« Anstand im politischen Leben gearbeitet, strafe diese Enthüllungen wohl Lügen. Man sei tiefgerührt über eine solche irrtümliche Auffas sung. Das Blatt schließt: „Ist es jedoch anmaßend zn sragcn, weshalb die Anhänger des New Deal die Hatch- Borlage bekämpften, warum Roosevelt so lange mit seiner Unterschrift zögerte und warum er schließlich überhaupt eine Sonderbotschast an den Kongreß sür nötig hielt?" Sckwer erkämpfte Ferien bis 3. Oktober Englands Parlament rang lvwenhast »m seine Daseinsberechtigung js London. Der Premierminister ergriff in der Debatte um die Vertagung des Parlament- nochmals das Wort. Er erklärte, daß man anscheinend der Regierung mißtraue Infolgedessen müsse er eine Stimmabgabe gegen den RegierungSantrag al» Mißtrauensvotum ansehen. Die Reden einiger seiner Kritiker hätten in ihm den Eindruck erweckt, als hätten sie Ferien und frische Lust dringend not wendig. In dieser Tonart sagte Chamberlain, der ein Haar am vielgeliebten Parlamentarismus gefunden zu haben scheint, den Abgeordneten in hochgradiger Erregung schroff die Meinung; insbesondere um die Behauptungen zu wider legen, daß ein tagendes britisches Parlament Schuschnigg» oder Renesch« Untergang hätte verhindern können. AIS der verbissene alte Churchill einwarf, daß dies aber doch höchst wahrscheinlich sei, sagte Chamberlain, daß er damit keines wegs überetnsttmme. Alö dann schließlich zur Abstimmung geschritten wurde, wurde der Antrag der Labourparty mit 250 gegen 182 Stimmen abgelehnt und der Regierungs antrag wurde mit 245 gegen 12S Stimme« angenommen. Somit ist da» Datum des Wtederzusammentrttt» de» Parla ment» endgültig auf den 8. Oktober festgelegt. Sozialdemokratisches Geschrei wegen der Der- längerung der Legislaturperiode in Frankreich js Paris. Der BerwaltungSauSschutz der sozial demokratischen Partei beschäftigte sich gestern mit der durch Notverordnung erfolgten Verlängerung der laufenden Legislaturperiode. Wie nicht anders zu erwarten war, protestierten alle Anwesenden mit lautem Geschrei dagegen, daß „die demo ¬ kratische Freiheit mißachtet und die republikanische Verfas sung umgangen werde". In einer Entschließung wird der Regierung vorgeworfcn. sie wolle nur ihre Innen-, Finanz-, Sozial- und Steuerpolitik dem Urteil des französischen Volkes entziehen. Die Entschließung enthält im übrigen nicht die geringste Antwort auf die Vorschläge, die wie e» in den gestrigen Abendzeitungen hieß, von der kommunisti- schen Partei hinsichtlich einer GemeinschastSaktion gegen das BerlängerungSdekret gemacht worben seien. Das Grab eines Deutschen geschändet Polnische Haßansbrüche )i Thorn. In Putzig wurde am 26. Juli im dortigen Park, der früher ein Friedhof war, das Grabmal eines deutschen Geistlichen geschändet. Die Steinplatte des über 100 Jahre alten Grabes wurde mit Salzsäure übergossen und baS Denkmal mit Steinen bombardiert. In Könitz ist da» deutsche Hotel Engel auf behördlich« Anordnung mit Wirkung vom 1. August geschloffen worden. Die Schließung betrifft mit Ausnahme de» Kaffee» den gesamten Hotelbetrieb und da» Restaurant. Da» Hotel Engel ist da» größte und besteingerichtete Hotel in Könitz. D)aS Konttzer Deutschtum ist von dieser behördlichen Maßnahme schwer betroffen worden, da diese» Hotel immer der gesellige Mittelpunkt der Volksgruppe war. Die behördlichen Maßnahmen gegen di« deutschen Molke reien werben weiter fortgesetzt. So ist die deutsche Molkerei in Gromabeu, Kret» Schubin, geschloffen und amtlich »er stegelt worden. Ebenso ist auf Anordnung der Starostet Zempelburg die deutsche Molkerei in Pempersen geschloffen worben. Der Volksdeutsche Walther Preis au» Dobrzewina im Seekrei» wurde vom KreiSgericht Gdingen z« eine« Jahr Gesängurs und 200 Zloty Geldstrafe verurteilt. Die Anklage warf ihm Beleidigung de» polnischen Volke» vor. Vie Nacht der Amazonen In einer Zett, in der demokratische EtnkreisungSpoli- tiker Deutschland politisch und wirtschaftlich zu isolieren trachten, hat München seine Anziehungskraft die über die Grenzen des Reiches wett hinausgeht, erneut bewährt: Die Internationalen Riemer Rennwochen, vor allem der Kampf um das „Braune Band von Deutschland", haben als Zuschauer wie als Mitmirkenbe — zahlreiche fremd ländische Pferde waren genannt — Ausländer in grober Zahl nach München gezogen. Auch die „Nacht der Amazo nen", die in diesem Jahre zum vierten Mal veranstaltet wurde, ist nunmehr als einzigartiges internationales Fest von Weltruf anerkannt; auf den Zuschauertrivünen im Nymvhenburger Schloßpark, diesem einzigartigen Rahmen für große Feste im Freien, bürte man die verschiedensten Fremdsprachen. Diesmal ist Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der Wien von den Türken befreien half und Belgrad eroberte, ein tollkühner Soldat, aber auch ein Kenner von Frauen- schvnheit und Lebenslust, gewissermaßen der Gastgeber. Zu einem Nachtsest hat er geladen; die Schlotzwache ist aufgezogen und schon harren die Hofdamen und Kavaliere in üppiger Rokokotracht, Edelpagen, Lakaien und Heiduck«« mir Fackeln aus den Freitreppen und rings um das Schloß bet klingendem Spiel der geladenen Gäste. Fanfarensignal« ertönen, in prächtiger Uniform marschieren Truppenabtet- lungen zu Futz und zu Pferde in den Park, und schon be tritt auch brr Schlotzherr selbst mit grobem Gefolge den Plan. Von Reiterabtetlungen e»korttert erscheinen bald auch die Gäste hoch zu Roß oder in reichvergoldeten vier- und sechsspännigen Priiutlai osten. In das bunte Bild der glänzenden Uniformen und kostbaren Kostüme bringen fremdländische Abordnungen eine neue Note. Seltsam klingende Musik kündigt sie an; begleitet von Türken auf edlen Araberhengsten, von Odalisken, Tänzerinnen und Sklavinnen, ziehen sie ein. Tragtiere, beladen mit den Kostbarkeiten ihrer Länder, folgen ihnen. Fahnenschwtnger und Fahnenschwingerinnen füllen plötzlich bas Parkett des Schlotzparkes und bieten den Gästen mit dem rhythmischen Schwingen ihrer vielfarbigen Fahnen «in buntbewegtes Bild. Doch die exotischen Ge sandten wollen nicht zurückstehen; eine Schar türkischer Retter führt mit geschwungenem krummen Säbel verwegene Reiterkünste vor. Schon naht eine neue Gruppe vom See her: Eine früh- ltche Jagdgesellschaft Damen und Kavaliere zu Pferde, kommt herbei; aus Wagen wird ihnen die reiche Jagdbeute nachgebracht und Treiber, Bäuerinnen und Gärtner folgen ihnen und schwingen sich nach Besichtigung der Strecke auf grünem Wiefenplan im ländlichen Reigen. Die Farbenfreudtgkeit der Uniformen einer früheren Zett wird wieder lebendig bet der groben Parade, die der Kurfürst zu Ehren seiner Gäste veranstaltet und wobei sich ein selten schönes militärisches Schauspiel im Glanz und Geiste des 18. Jahrhundert» wiederholt. Nun hüllt sich für kurze Zett da» Parkett in Dunkel; der erste Lichtstrahl, der bann wieder über die wette Fläche huscht, bleibt an dem anmutigen Figürchen einer Rokoko dame auf hohem Podest hasten. Ein paar übermütige Kava lier« kommen vom Schloß herbei, um bas Geheimnis ihrer riesigen Krtnoline zu ergründen; sie zupfen ein wenig an den Spitzen nnb Rüschen, und — sieh« da — die Krtnoline I löst sich auf in eine Fülle der anmutigsten Mädchen in duf tigen Gewändern, die in rhythmischem Reigen bald den i weiten Wtelenplan Mr», Lim lalle» Ke Tausende von glänzenden Lustballon» steigen, deren Geschwader, wie ein« reiche Fülle von Perlen durch da» nächtliche Dunkel dahin ziehen. Dann produzieren sich Gaukler mit Spitzen leistungen ihrer Kunst, treiben Spaßmacher ihr heiteres Wesen, zeigt fahrendes Volk fremdländisches Können, bis Musik das Nahen der Damen de» Hofe» und der Offizier« der Leibgarde ankündtgt, die aus edlen Pferden in zwei Gruppen auf dem breiten Mittelweg ein« Quadrille reiten. Eine kurze Verdunkelung genügt, um beim Wiederauf strahlen des Lichtes unS ein völlig neues Bild zu zeigen: Auf zahllosen Bodien stehen, geheimnisvoll beleuchtet, die Plastiken der Nymvhenburger Porzellanmanufaktur in Lebensgrübe: Köstliche Rokokogruppen, Schäferszenen, Tanz paare. um die herum die Hofgesellschaft nunmehr Menuett tanzt. Aber nun zieht Diana selbst ein und ihr leichl- geschürztes Gefolge gleitet im Tanzrhythmus sich schwin gend dahin. Venus, die Schaumgeborene, darf bet solch sinnenfrohem Fest nicht fehlen; auf hohem Tritonenwagen kommt sie, von zahlreichen Dienerinnen begleitet. Ihnen folgen herkulische Männer, die in wildem Tanz um sie werfen und mit ihnen davon eilen. Auf ung«satteltem Pferde mit erhobenem Speer reiten die Amazonen — so wie Franz Stuck sie in einer berühmten Plastik gestaltet hat — daher. Noch eine letzte Steigerung der Lebensfreude in einem beschwingten Tanz, des Spiel» de» Lichtes in dem Auf leuchten Hunderter von Raketen, bann wird es plötzlich Nacht, das zauberhafte Spiel, an -essen Zustandekommen 2000 Mitwtrkende mit 700 Pferden beteiligt waren, ist zu Ende. Die Tribünen leeren sich, die Tausende von Zu- schauern kehren zur Stadt zurück mit dem Gesühl, ein einzigartiges Spiel mtterlebt zu haben, in besten Bann sie einen Abend lang gestanden vnd. _ Lr. Ludwig Nockber.
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