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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071101011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907110101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-01
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Freitag l. November 1907, on Miltner, Schwaben, M. Jahrgang * Der öst« rreichische Reichsrat hat die Ausgleichsvorlagen an ein« Kommission verwiesen. lS. Ausl.) * Der Schauspieler Georg Engels ist gestern, wie aus Ber lin gemeldet wird, gestorben. lS. Feuilleton.) - Der Papst hat den Bannfluch gegen di« Verfasser einer Entgegnung gegen die Encyclica paovsncki äorniuioi geschleudert. lS. AuSl.) * In dem Befinden deS Grobherzogs von ToSlana rst, wie aus Salzburg gemeldet wird, «ine Wendung zum Bessern «ingetreten. . * Ueber daS Erdbeben in Zentralasien, daS die Stadt Karatag vernichtet«, liegen jetzt nähere Nachrichten vor. Die Zahl rer ypfer soll sich auf 12000 belauf«». lS. Letzte Dep.) »«Mtt Larl Duncki , Herzogl. Baqr. Hofduch- handlung, Lützowftraße 1Ü. »rlephon VI, «r. 4S0S). O« Inser«te au« Leipua und Uin«rd»n, »I, «-esp«ltrn« P«tirirtl«L kn-«,,»»« Un^tgcn 30 W., «ekl-men l «»> -ukwärtt 30 V , «rklamru I.» M »°m*ll«l-,dS0«., finan,. «n^,n>7Spf. R«Nam«n I SO M. Inser»»« ». »ehSrden im amtlichen I«il «Ps. »«ila^e^hr S M. p. r-nsrnd exN. «oft- gebühr. »ijchtfUan^igen an bcvorulgtcr Stelle im Vreise erhbht. Radatt nach Tarn. SesterteM« «ustrtae Unnen nicht uirück. - -eeagen werde«. Für da« »scheinen an beklmmtrn Lagen und vlkhen wird keine Garanti« übernommen. «neigen. Annahme! Auauftnlnla» 8. bei Ilimtlichen Filiale- ,u allen A^nouce^ «lpeditionen de« I«. und «n,lande«. Mv. LhrirchM» Reift. lVon unserem Londvner L-Korrespondenten.^ Es ist sehr auffällig, daß Wiüston Churchills Besuch der britischen P"teltorate in Ostafrika bisher keine gröbere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, obwohl eS doch schm, merkwürdig genug ist, daß der eng- tische Unterstaatssekretär der Kolonien und Herr Dernburg gleichzeitig m Ostafrika auf Reisen gehen. -Wir können aber aus bester Quelle hiuzufügen, dab Mr. ChurchillS Reise endgültig erst durch den Besuch des deutschen Staatsmannes in Ostafrika entschieden worden ist. Nötig war ein solcher Besuch allerdings schon lange^ Denn seit 6 Jahren hat» man mit den Sstafrikanischen Besitzun- -en Schwierigkeiten aller Axt, 'Nicht zuletzt aber finanzieller Natur ge- habt. Etwas Entscheidendes wäre aber kaum jetzt geschehen, wenn nicht Deutschland eine Neue Initiative gezeigt hätte. In England hat man über Dernburgs Besuch in der Presse völlig geschwiegen. Desto mehr Interesse wendet sich nunmehr Mr. Churchill zu. Die Oeffentlichkeit wird schon jetzt für gröbere Pläne vorbereitet. Es soll unter allen Umständen der englische Vorsprung aufrecht erhal ten werden. HoffenUich nimmt sich der Reichstag diese englische Rührigk«it zu Herzen. Sonst hat die grobe kolonialpolitische Aktion Dernburgs -war in Ostafrika eine neue kolonialwirtschaft liche Aera eingeleitet, aber nicht in den deutschen, sondern m den englischen Kolonien. Von den verschiedentlichen Aeußerungen kolonialer Fachleute in der englischen Presse verdienen die folgenden, der „Pall Mall Gazette" entnommenen und, wie es scheint, von einem ehemaligen ostafrikanischen Gouverneur herrührenden Ausführungen Beachtung. „Lernt Mr. Churchill nur halb so viel über tropische Schutz gebiete als Mr. Chamberlain über selbstregierte Kolonien in Süd afrika lernte, so wird er Nützliches leisten. Wir brauchen heute das eine so sehr, wie wir damals daS andere brauchten. Unsere Schwäch« in Ostafrika ist unsere Schwäche in Westafrika und in Westindien. Dab die Regierung weiß, daß etwas faul im Staate ist, gehl aus ihrer Eisen- bahnpolitik in Nigeria hervor. Nach Mr. Churchills eigenen Worten ist dies eine „Politik der VerkehrLverbesserung zu Land und See quer über die Fläche des englischen Reiches". Ist dies daS Ziel deS Ministeriums, so wird es genug in Ostasrika zu tun finden, und in irgend einem anderen Teil unserer tropischen Kolonien, mit Ausnahme Indiens. Mr. Churchill mag sich z. B. einmal darum bekümmern, warum ostafrikanische Häfen von französischen, deutschen, holländischen und österreichischen Schiffen angelaufen werden, aber nicht von einem einzigen englischen. Die eng lischen Reeder behaupten, weil sie nicht mit den subventionierten Linien konkurrieren können, und zweifellos sind sie im Rechte. Aber die Tat sache bleibt besuchen, daß b»e fünf Protektorate ip diesem Weltteil sich iv keiner Seeverbind'ino . wie England befinden. Das ist zweifello» ern solcher Borwurf süt amen Seestaat, daß Mr. Churchill sogleich Ab- Liste schaffe» sollte. Daß Fehlen etuer Eisenbahn in Somali land bat uns Millionen für unfruchtbare militärische Expeditionen gegen den Mulltch gekostet. Die Franzosen haben mit mehr Unternehmungsgeist die Linie D sch i but i-H arrar ge baut, die jetzt vom britischen Handel lebt. Mr. Churchill könnte auch gleich herau-sinden, warum keine unserer ost afrikanisch en Kolonien sich bezahlt macht. Im Jahre 1905 empfingen sie einen ReichSzuschub von 415 000 Lstrl., und derartige Unterstützungen sind ihnen seit einer Reihe von Jahren bewilligt worden. In West afrika muh sowohl bei Nordnigerien als bei der Goldküste der ReickS- schatz herhalten, Gambia arbeitet mit einem Defizit und bei Lagos be- trägt die Verschuldung 5 525 000 Lstrl.; während der letzten zwanzig Jahve hat sein Ausgabenbudget um daS Fünffache zugenommen, aber der Export ist nur auf das Dreifache gestiegen. Da die Einnahmen hauptsächlich aus Zöllen herrühren, so werden die Verwaltungskosten in erster Linie von englischen Kaufleuten getragen, deren Preise den kolonialen Kunden gegenüber dadurch gesteigert werden. Frank reich bemüht sich nicht, in seine Kolonien europäische Ideen einzuführen. Sollte dies der Grund sein, weshalb Frankreich ohne Schwierigkeiten die Hütte «steuer überall ein- fuhren kann, während diese in englischen Besitzungen so häufig Kriege hervorruft? Eine Untersuchung der Beziehung zwischen Finanz und Verwaltung ist ein dringendes Erfordernis sowohl in Ost-, als in West- asrika. „Mr. Churchill wird sich mit Recht freuen dürfen, wenn er über die Ugandabahn fährt und dann sehen kann, wie sein Kolonialamt einen gleichen I'aruc r>ao in Nigerien vermieden hat. Die Uganda- bahn ist e'in Schulbeispiel, wie man Protektorate nicht mit Verkehrswegen auS st alten soll. Wie alle von Regierungsabteilungen gebauten Bahnen hat sie zweimal s'o viel gekostet, als es der Fall hätte sein sollen. Wir reden von den Ausgaben Deutschlands und Frankreichs in ihren überseeischen Be sitzungen, aber man kann sehr zweifelhaft sein, ob sie jemals viel rrn- geschaftSmäßiger gehandelt haben, als wir selbst in Nigerien. Für daS Geld, das unS die Ugandabahn gekostet hat, hätten wir dem Protektorat eine Bahn, dem Somaliland ebenfalls eine und ganz Ostafrika eine subventionierte Dampferlinie verschaffen können. In Nigerien aber ist der Spiritus rvvtor bei dem Eisenbahnbau Sir Percy Girouard; die Regierung hat sich in diesem Falle an daS französische Beispiel ge- halten und einem Militäringenieur de'n Bau ihrer Der- kehrSwege in tropischen Klimaten anvertraut. Sir Percy hat letzt einen Rekord geschaffen, indem er die Meile 1er neuen Linie für 3000 Lstrl. bauen will. Die Ugandabahn hat 9000 Lstrl., und die Goldküstenbahn hat 10 000 Lstrl. per Meile gekostet. Die Wahr heit ist, daß die Franzosen und Deutschen in ihren tropischen Uebersee- besitzungen raschere Fortschritte machen als wir. „Daß wir etwas vom Ausland in der Kunst deS Kolonisieren- lernen könnten, klinat absurd. Die meisten von unS würden bei dem bloßen Gedanken lachen. Aber da- beweist nichts. Wie lange ist e» -er, daß wir über Deutschland als Handelsrivalen lachten, beute aber nehmen wir eS ernsthaft genug. Anscheinend ist eS für unS Engländer fchr schwer, unS vorzustellen, daß wir auf kolonialem Gebiete daS Uebergewicht verlieren konnten, wie wir eS in so manchem anderen Felde eingebußt haben. Der Fortschritt von Kanada, Australien und Neu- seeland hängt nicht vom uns ab. Den selbständigen Kolonien gebt es gut trotz uns, nicht durch unS. Aber in der Entwickelung der tropischen Besitzungen, dem kommenden internationalen Faktor, hat daS Ausland «inen Vorsprung vor unS erreicht. Der Handel fließt zwischen den Ländern der gemäßigten und der tropischen Zone hi» und her. Deshalb baue» wir auch heute die Nigerische Bahn, um Lancaster mit Baumwolle -» versorge»." Die wirtschaftliche» Theorien, auch die Anschauungen über die Leistungen der deutschen Kolonialpolitik, die hier verkündet werden, braucht mp» nicht zu teile». Aber manch praktische» Wort de» prak tischen Kolon «aladministrator», der sich hier vernehmen läßt, kommt gerade in Deutschland ;etzt znr richtige» Stunde. Namentlich hinsicht lich der Bahnfrage und der Hüttensteutr. Man kann sich darauf ver lassen, daß bei der Rückkehr Mr. Winston Churchill« die englische Eisen- batnpolitik in Ostafrika einen neuen Aufschwung nehmen w»rd, und daß wir un» recht energisch anstreng«» müsse», wenn wir den Eng ländern nicht wieder einen Borsprung »»komme» lassen wollen, w»e bei der Uaandabah» eine» Vorsprung, der den Handel Deutsch- Oftafrika» für immer an die zweit« Stelle drücken würde. Die Wirkung -es Lnteignung»ses*h*** E» ist unmöglich, die Wirkungen eines Gesetzes nach jeder Richtung hiu iur voraus ermessen zu können, doppelt unmöglich, wenn do» Gesep erst in Entwürfen vorhanden ist, und über den eigentlichen Text noch recht auseiuanbergchende Ansicht«, herrschen, wie da- ja Ri deck sük^vi« Fortentwicklung dec Dingt, in der Ostmark ieinfach notwendiges Wut- eimmnwSgesetz leider »och in so ausgedehntem Mäße der Fall 'st. Im großen und ganzen aher macht man sich über die Wirkung «ine» solchen Gesetzt gerade in deutschen Kreisen recht übertriebene Vor stellungen. Man mißt dem Gesetze Schärfen bei seiner Anwendung bei, die in ihm absolut nicht enthalten sein werden. Für die Ausbreitung dieser irrige» Annahmen sorgt einmal die doktrinäre Furcht so vieler Deutscher vor allem, wa» nach Ausnahmegesetz aussehen könnte, und daun die eifrige Arheit in polnischen Diensten stehender in- und aus ländischer Journalisten, die die Folgen de» Gesetzes schwarz in schwarz ausmalen. , . , , ES ist deshalb nötig, einmal festzustellen, was eigentlich durch ein Enteignungsgesetz erreicht werden soll, und in welchem Umfange seine Anwendung gedacht ist. So denkt niemand an eine allgemeine Expropria- tiou der Polen, ganz abgesehen davon, daß eine derartige Absicht über haupt undurchführbar wäre. Der Zweck des Gesetzes geht einfach dahin, da» Deutschtum in der Ostmark zu stärken und zwar hauptsächlich dort, wo e» sich dem Polentum gegenüber in der Minorität befindet. Jeder, der ostmärkische Verhältnisse kennt, weiß, wie skrupellos die Polen jeden Vorteil der Majorität auSnutzen, und sieht die Notwendigkeit ein, daS Deutschtum, schon im Interesse des Friedens in der Ostmark, weiterhin aber auch im Interesse de» Bestandes des Reiches, überall in die Majori- tat den Polen gegenüber zu bringen. Der Endzweck des Gesetzes geht aus alle- andere «her, denn auf Ausrottung der Polen, er geht lediglich dahin, einen notwendigen Ausgleich zugunsten deS Deutschtums herbeizufübren. ES wird sich deshalb daS Gesetz auch lediglich gegen den polnischen Groß- grundbesitz zu richten haben, da niemand daran deukt, etwa polnische Bauern zu enteigne». ES ist deshalb avch »»begreiflich, wie sich deutsche Politiker finden, die die Notwendigkeit eine- solchen Gesetzes nicht emzusehen vermögen imd sich scheuen, eine Konseauenz zu -»ehe», die gezogen werden mutz, wenn da- Deutschtum in der Ostmark endlich den ihm gebührenden Platz einvehmen soll. Sie sollten wirklich nicht vergessen, daß einmal eine Zeit kommen könnte, in der von der gefestigten Stellung der Deutschen im Osten etwas wie der Bestand deS Reiches abhängen dürfte. Nicht um sonst unterstützen alle »ufere Feinde die nationalen Begehrlichkeiten der Polen! Und unter den Polen sind eS hauptsächlich die in der national- allpolnischen Propaganda, sei eS auS egoistischen oder utopistisck^n Regungen, au der Spitze stehenden Männer, die sich mit so laute« Ge schrei g«en ei» kommendes Enteignungsgesetz wenden. Unter den vot- nischen Großgrundbesitzern wird sich dagegen «ine große Anzahl finden, die da» Gesetz begrüßen würde als eine Erlösung von einem Banne, unter dessen Druck sie wirtschaftlich schwer zu leiden hatten. Biele von diesen Grundbesitzern möchten lieber heut« al» morgen verkaufen, wenn sie nicht wüßte«, daß ei» Berkas sie in Acht »nd Bann bei ihren durch dte Agitatoren aufgehetzten Landsleuten bringen würde. Und heute schon kann man konstatiere», daß diese Wirkung de» Gesetzes, die darin besteht, eine große Menge polnischer Großgrundbesitzer wirtschaftlich geradezu von emem Drücke zu befreien, von den professionellen Polenagitatoren am heftigsten gefürchtet wird. Die polnische Presse, der polnische Fana- tiSmu» behinderte bi» Henle die polnischen Großgrundbesitzer geradezu in ihrer wirtschaftlichen Freiheit, und frei von dieser Fessel werden sie eine» Bode» gerne anfgeben. für den sie einen guten Preis bezahlt be- komme», ohne sich dem gesellschaftlichen Boykott ihrer Landsleute äuSzu- setze», bei «ff« Aufgabe sie sich im Gegenteil noch gewissermassen schein- bar in die Roll« van politischen Märtyrern gestellt sehen — eine Rolle, die so viele» Polen ja geradezu auf den Leib geschrieben scheint. ES wird «Uso durch ei» Enteignungsgesetz die mit den Agitatoren mitlaufend« Majorität der Polen geradezu von einem Drncke befreit und in ihrer wirtschaftlich« DiSposttiouSfähigkeit ferner nicht mehr beschränkt. Ja« übrig« wird eS mit dem EnteignuugSgesetz« gehen wie mit dem Gesetz« von 1-04 über die Gründung neuer Ansiedlungen in den Pro- efchrenße» »sw. Diese» Gesetz wirkte im Grunde inschneidender in dte freie Betäti«»ng de» Eigen- proiektierte EnteignungSgesetz. Bei feiner Ein- die Bolen diese» Gesetz aber anch al» »«durch- i damals alle Welt gegen jenes Gefetz sich die Wogen gelegt, nnd daS Gesetz getan, den« eS wird nur da angewandt, wo e» stnut angewandt werden muß. Und ebenso wird oefNMMt pald dte desitn Fruchte für den Friede» in Demtfche» Reich. Leipzig, 1. November. , * La» Jubiläum der Küfteuartilleric. Anläßlich des gestrigen Jubiläum» der Mariaeküstenartilleiie richteie der Kaiser nachstehendes Telegramm an die Mariuestation der Nordsee: Am heutigen Tage, dem 50. Jahre-tage der Gründung der Marineküstenartillerie, entbiete Ich den Offizieren und Mannschaften den Matrosenartillerie-Abteilungen Meinen kaiserlichen Gruß. Möge die Küstenartillerie in ihrem regen, erfolgreichen Streben fortsahreu, eine nie versagende Verteidigung der ihr anoertrauten Fahrwasser sicherzustellen. —Staatssekretär desReichSmariueamtS, Admiral v. Tirpitz, drahtete au-gleichem Anlaß.Der Inspektion der Küstenartillerie spreche ich zum 50jäbrigen Jubiläum des Bestehen» der Matrosenartillerie meine wärmsten Glückwünsche aus. Möge die Waffe, eingedenk ihrer stolzen und ehrenvollen Aufgabe, die heimatliche Flotte gegen feindliche Angriffe zu verteidigen, den schwimmenden Streitkräften Unterstützung und Rückhalt zu gewähren, auch fernerhin durch vorzügliche Leistungen stet- da- hohe Vertrauen deS Kaiser- rechtfertigen. * Bayerische AuSzeichnuusen. Anläßlich de- Namen-feste- ernannte der Prinzregeut den Prinzen Rupprecht von Bayern zum Inhaber ve» 20. Infanterie-Regimentes, welches die Bezeichnung 20. Infanterie- Regiment Prinz Rupprecht erhielt. Ferner verlieh er d^S Großkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael dem Justizministerwon Miltner, das Prädikat Exzellenz dem Präsidenten der Regierung vG Schwaben, von Praun, und dem Präsidenten deS bayerfchen LandwiMschafiSrate», ReichSrat Freiherr« v. Soden-Fraunhofen. N * Dte kommende Biirsenvorlage. Die ve» kündeten Regierungen haben nach dem „B. T." versucht, die Wage zwischen den Forderungen der Parteien der Rechten und der Linken auSzubalanzieren. Sie glauben auf Grund folgender Vorschläge zu einer Verständigung -»gelangen: Der Widerstand der agrarifchen Parteien gegen die Börftnggletznooelle soll dadurch überwunden werden, daß der TerminhandeH inGelreide- und Futtermitteln nicht nur nach wie vor verboten bleibt, fordern daß die Strafen sür eine Umgehung deS Verbotes in einer WMse erhöht werden, die eine künftige Uebertretung als völlig au-geschloffeu erscheinen lasses. Man hofft durch diese rigorosen Bestimmungen HS Getreide preise in einer den Agrariern annehmbaren Hohe haltet Mu können. Dafür soll der Terminhandel in Börsenpapieren und sonstig« Industrie werten völlig freigegeben werden. ink. Warum Lcror rufeu wurde? Durch den ^Erden-Prozeß siud über de« Grund der erufung Lecomte- allerlei BÜßoneu in der Presse verbreitet werden. N.a>t als letzter Grund wurde UVgcgeben, daß Lecomte wegen seiner Freundschaft mit dem Fürsten Eulenburg Deutsch land verließ. Dem gegenüber gibt „Le Petit Parisieu" eine authentische Darstellung de- Falles, die er auS kompetentester Quelle erfahren haben will. Im Jahre 1904 war Loubet im Begriffe, dem König Victor Emanuel einen Besuch abzustatten, und eS ist wichtig zu erwähnen, daß damals Delcasss Minister des Aeußern war. Damals erklärte Loubet dem deutschen Botschafter in Paris, Fürst Radolin, daß, fall; er mit dem französischen Geschwader in den italienischen Gewässcrn die Jacht „Hohen- zollern" treffen würde, er nicht- beitragen würde, um einer Begegnung mit dem Monarchen au-zuweichen. Im Geaenteil, Loubet erllärte noch, daß er im Falle einer Begegnung die Cm oisie zeigen würde, trotz seine« Alter- al» Erster den Besuch aus der I. machen zu wollen. Radolin über mittelte diese Botschaft und sie w^rve in Deutschland sehr günstig aus genommen. Da der Kaiser die Begegnung in der Bucht von Neapel herbeisühren wollte, bestieg er in Taormina sSicilien) da- Schiff, da- nun in der Richtung gegen Genua kreuzte. Die Begegnung ist nicht zustande gelommen und die Schuld daran trifft Kaiser Wilhelm. Als er näm lich von den warmen, herzlichen Toasten in Neapel erfuhr, die zwischen Loubet und Victor Emanuel gewechselt worden waren und die Vie französisch italienischen Beziehungen priesen, fuhr er direkt nach Hause, nach Karls ruhe, wo er seine bekannte R?de hielt. DaS ist, wir betonen eS auf richtig, die einzige historische Version. Die Rückberusung Lcco.nteS erfolgte also nach der Mitteilumz de» „Petit Parisien" nicht wegen der Hardrnartikel, sondern ausschließlich de-halb, weil ei seine Ordre- über schritten und über die Möglichkeit einer Annäherung Deutschlands nach Pari» berichtet hatte, die später nicht zustande kam. * Moltke» Berufung. Die von un- schon gebrachte Nachricht, Graf Moltke werde Berufung einlegen, wird vom „B. T." bestätigt DaSselb: Blatt nennt jetzt auch die Gesichtspunkte, unter denen die Be rufung durch Justizrat Dr. von Gordon eingelegt wird: „Die Kamarilla artikel lassen drei Auslegungen zu: 1) Harden Hal den zur sogenannten Kamarilla hinzugerechneteu Grafen Moltke überhaupt keines strafbaren De liktes, noch irgendeiner anormalen Anlage beschuldigt. In di-lcm Falle wäre es mangel- eine- Vorwürfe- überhaupt nicht zu einer Privatklage g-konimen. . 2) Graf Moltke hat wie alle Leser und auch die gesamte Presse reu Vor wurf auS den Artikeln herausgelesen, daß er sich homosexuelle Hand lungen habe zuschulden kommen lassen. DaS Gericht balle, w nn diese Auslegung Gegenstand der Verhandlung gewesen wäre, Harden aus Grund de- tz 186 de- Strafgesetzbuches verurteilen muffen, da der Gras Moltke derartige homosexuelle Handlungen nie begangen hat, un» ein Beweis nach dieser Richtung von Harden überhaupt nicht versucht worden ist. Harden hat e» vielmehr verstanden, eine dritte Auflegung .. seiner Artikel zum Gegenstand der Beweisaufnahme ^u machen, »Lmlich 3) Gras Moltke sei geschlechtlich anormal, da» heißt homosexuell ver anlagt. Da- Schöffengericht hat die- sür erwiesen erachtet und Harden fre gesprochin. Der Privatkläger ist nun der Meinung, daß ein Gericht überhaupt nicht imstande ist. auch nickt mit Hilfe von Sachverständigen, die w'e Dr. Hirschfeld doch nur e>ne Theorie vertreten, über eine rein psychische Anlage zu urteilen. Es kann überhaupt nicht nachweisen, zu wieviel Prozent dieser oder jener Mann weibisch oder männlich ist; etwa zu 60 Prozent weibisch, zu 40 Prozent männlich Wenn aber ein Gericht nicht imstande ist, sich Gewißheit darüber zu verschaffen, ob derjenige homosexuell ist, gtgen den irgendeine Tatsache nicht vorliegt, so bleibt im Falle Moltke nur eine Beleidigung de» Privatkläger- durch Harden übrig. Harden hat den Grafen Moltke homosexuell genannt, Tatsachen, die es beweisen, hat er nicht erbracht. Die Anlage an sich kann durch eine Beweis aufnahme nicht ermittelt werden, also ist Harden hegen Beleidigung nach tz >85 zu bestrafen." * Kol»e des Hardeuprozessc». E» verlautet, Eulenburg sei jetzt bei der Staatsanwaltschaft An Vergehe»» argen 8 Dazu schreibt die „D Fürsten Eulenburg anlaugt, so hat er bekannt ständigen Staat-anwaltschaft rin Verfahren gea aber mit diesem Anträge abgewieseu worden. D, Prozesse Moltle-Harder »onnten unsere» Crackten' fahren keinen Aulaß c-i, Ob eine namenlo' worauf sie sich stützt ^ch natürlich Das V01N Lage. * E» verlautet, Staatssekretär vo-n. Schön werde al» Vertreter de» Auswärtigen Amte» den Kaiser auf seiner Reise nach England begloite». ... , T--- * Graf Moltke hat nunmehr auch formell Berufung gegen die Freisprechung Harden» eingelegt. sS. Dischs. R.) Morz A-i-sabe v. 'npMerTaMllN Han-elszeitnng. Amtsblatt des Nates und -es Nalizeiamles -er Lta-t Leipzig.
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