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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071109011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907110901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-09
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IW7. »er —. Mat« !zember 47"«. m toko y,4g. Mat 128. Lekvaak. Led^aek. t, k. 117.65 i» «» Itanischer Her. i« Spetulation erlaufe gingen en Ablteferun- pekulation und N. Schluß be« Linsuhr SOO. d bewirkte am uch bt« Nach- tcht d«S ..Ein- emlich gut be- »zahl von an. Indien, ferne» deren Binnen- ehr DeckunaS- Die in der Mündige Ab eldcte, wurden Zur Mattia bt unerheblich , Schluß stieg r Spekulation kosen Verlaut ent unter den t « ,16 ,11. 6 wud »,1k. »k. 6 lit 17S- hl in Barrels.) vor. Saison 110 204 14150 '87 75 114.70 214.— natte Berichte S „Lincinnali ktes weitere nin stellte sich» reren Verkehr urden, machte icnonnnen, «u Haltung der ers für Rech lierendcn al« Offerten für besseren Der« mliche Fettig sondern stieg Stunde New »dauernd un empfindlicher chürst wurde des weiteren r ersten Um t „Cincinnati >em auS dem »ekulation zu erungen aber § am Metzen- achten Der » willig bei 4«N,in,«i», 6 N>c«i>,i> 7, tce Current ' » gute Fort- «em Grunde ändert: das 26 740 bl 670 15 724 11607 'M Rotterdam OM 14150 114.40 107,10 Tr. 1 Northern rn nun». Fron 14.00 14.25. —. Inthrazti wkäufe für den —, Nr. 2 » Dermtnmarkt Mat 671», at —, do. ig. (in Sacken) d. N. A. 5,10. clears^ do. do 414.25 SedvLvk. Bezvgt-Prei» Br Leip^a und Vorort, durch unwre tkrüger und Spediteur« tu« Hau« gebracht Ausgabe a (nur morgen«) vierteljährlich 3 M. monatlich 1 M. Autaabe tt (morgen« und abend«) viertel lährtich 4.5V M. monatlich 1.50 M Lurch die Veit begoaen <2 mal tügltch) uinerhalb Deulschland« >md der deuvchen Kolonien vterteliibrlich 5.LM., monatlich 1.75 M. autschl Post betzellgekd «r Oesterreich v L 66 I, Ungarn v II vierteljLhrlich )lbonn»m«nt-Annahme Luguftugplatz 8 bei unseren Irtaern Filialen. Spediteure« »tnd Annahineitellen, «wie Postämtern und Briefträgern. Die einzeln- Nummer rostet jv Pfg ' Redaktion und «rvedttton Johannr«gaste 8. lelevkon Nr. 146»-' Nr. 146«, Nr. 14694. Berliner Redaktion« Bureau: Berlin hkV. r Prinz Loui« Ferdinand- Straße l. Telephon I, Nr 8275. Nr. 311. Morgen-Ausfrabe 8. MipMtrTagMaü Handelszeitnng. Lmtcösatt des Rates un- -es Rokizeiamles -er Lta-t Leipzig. »«zeige»-Prett M Aaserate au« Leipzig »ich Umgedun» li» S-elvalteae Petttzeil« 25 Ps , stnaaziekl- Lnzeigen 30 Ps., Reklamen 1 M.; van au«wärt« 30 Pf., Reklamen l.20 tvi r om Aulland 50 Ps., finmrz. Anzeigen 75 P> Reklamen l^v M. Inserate v. Bedärden tm amtlichen Teil 40 Pi 'cilagegebübr SM. p. Dausend exkl. Pos: bübr. Geichästtanzeiqen an bevorzug , rellc im Preise erhöht. Rabat: nach Lari lesterteille Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an leftunmten lagen und Plätzen wird kein» Sarantre übernommen. Anzeigen-Annahme: Luauftu«platz 8 rei simUichen Filialen u. Allen Annoncen Expeditionen de« In- und Auslände« Haupt Filiale Berlin. Earl Lunck: Herzogl. Vahr. Hofbuch. Handlung, Lützowstraße 10. kkelephou Vl. «r. 4603). Sonnabend 9. November 1907. 101. ZMqanq. Das wichtigste vorn Tage. * Dxr Kaiser wohnte gestern auch der Rekruten - vereidigung in Potsdam bei. fS. Dtschs. R.s * Gestern fanden in Leipzig die Urwahlcn der Handels kammer statt. (S. Ber.s * Die österreichische M i n i st e r k r i si s ist im Grundsatz gelöst: Ebenhoch sChristl.-Soz > Ackerbau, Wohanka (Herrenhaus! Handel, Geßmann lChristl.-Soz.s Arbeiten. Praschek tschechischer Landsmann-Minister, vielleicht Peschka (Deutsch-Agrarier) deutscher Landsmann-Minister. (S. Ausl.) * Staatssekretär Root kündigte an, daß der amerikanische Ge- iafldte im Haag David Iayne Hill als Nachfolger Charle- magne Towers zum Botschafter in Berlin ernannt wird. * Der Unhold, der am 26. Juli d. I. die Mordanschläge auiKinder im Nordosten Berlins verübte, ist in der Person des 22jährigen Buchdruckers Paul Minow, eines Epileptikers, er mittelt worden. (S. Neues a. a. W.) Hslitischer Ginflutz -er Tibevalen. Wer die Mehrhsit der Volksvertretung besitzt, kann sich auch im Deutschen Reiche wie in seinen Einzelstaaten sehr wohl Einfluß erobern. Selten mißlingt das: in der preußischen Konfliktszsit freilich mußten es die Liberalen erfahren. Doch wer weiß, wie die Sache gelaufen wäre, wenn nicht durch den unerwarteten Tod des Königs von Dänemark die schleswig-holsteinische Sache ins Rollen gekommen wäre, wenn nicht die deit Konservativen bis dahin unsympathische nationale Sache in dem konservativen Bismarck ihren genialen Führer gefunden hätte! Damals hatten die Liberalen die Mehrheit des Volkes. Jetzt haben sie sie nicht. Das ist ein ganz gewaltiger Unterschied, den diejenigen stets unterschätzen, die sich einbilden, die Liberalen — oder gar die Links liberalen allein — brauchten nur charakterfest zu gebieten, so sielen ihnen Errungenschaften wie das allgemeine Stimmrecht in Preußen in den Schoß. Im Deutschen Reichstag machen die beiden liberalen Flügel zusammen nur' ein Viertel aus, die Linksliberalen allein nur ein "Achtel.. Im preußischen Landtag fehlen den beiden konservativen Par teien nur wenige Stimmen an der Mehrheit. Das sind schwierige Umstände für den Liberalismus. Will er nicht zu vollständiger EinNußlosigkeit verdammt sein, so muß er sich mit anderen Parteien verbinden, sein Glück ist, daß keine von ihnen sür sich allein eine Mehrheit besitzt. Seine Taktik muß selbstverständlich die sein, die anderen Parteien an der Bildung einer einheitlichen Lchlachtfront zu verhindern. Die Ultramontanen verkennen nicht, daß es geradeso ihre Aufgabe ist, ein gemeinschaftliches Wirken der Konser vativen und Liberalen zu stören. Zeitweilig hat der Liberalismus so handeln können. Von 1866 bis 1878 haben die Nationalliberalen, von 1873 bis 1878 sogar auch die Fort schrittspartei an der Gesetzgebung Mitwirken können. Dann mit Unter- brechungen wieder die Nationalliberalen. Es ist damals viel geschaffen worden, was auch die Linksliberalen nachher mit allem Eifer verteidigt haben, obgleich sie es damals als ungenügend verwarfen. Noch heute steht manches von der damaligen Gesetzgebung; z. B. die Gewerbefrci- heit, die Koalitionsfreiheit, die Goldwährung und vieles andere! Tann sind Zeiten gekommen, in denen das Zentrum den Platz neben den Kon servativen erobert und ganz gehörig ausgenutzt bat: von 1895 bis 1906. Jetzt stehen wir wieder am Scheidewege. Wieder tut sich sine große Gelegenheit für den Liberalismus auf. Will er sie wieder versäumen? Er hat Erfahrung darin und in den unausbleiblichen Folgen. 1862 hat er sie verkannt. Das war die, bei welcher es am ersten begreif lich war, weil damals noch niemand die Bedeutung Bismarcks, die. Größe seiner nationalen Ziele konnte. Der neue Minister war vow Biarritz, wo er mit dem Kaiser Napoleon zusammengetroffen war, zu rückgelehrt und hielt in der Budgetkommission seine erste Rede. Er luchte Frieden mit den Liberalen über die Heeresrcform. „Hier ist ein Oelzweig, den ich in Avignon, dem Sitz der verderb lichen Macht mittelalterlicher Päpste, gepflückt habe. Ich biete ihn Ihnen an als Symbol meiner friedlichen Gesinnung." Die Liberalen wiesen ihn zurück. Und er sah sich nun genötigt, rückhaltslos mit der Reaktion der Kleist-Retzow und Genoffen zu gehen. Gleich nach Weihnachten 1877 bot sich die zweite Gelegenheit dar. Bismarck hatte Bennigsen zu sich nach Varzin gebeten; Eulenburg war als Minister des Innern ansgeschieden, Camphausen sollte als Finanz minister ersetzt werden. Bismarck war geneigt, den Führer der Natio- nalliberaleu ins Ministerium zu nehmen Freilich hätte er einen ernst lichen Widerstand des greisen Monarchen zu überwinden gehabt. Kaiser Wilhelm schrieb ihm einen so zornigen Brief — er ist in den Denk würdigkeiten und Erinnerungen abgedruckt —, wie keinen anderen, weder vorher, noch nachher, so daß Bismarck seine Entlassung forderte. Aber vielleicht wäre der hohe Herr doch zu bewegen gewesen, wenn Bis marck seinen ganzen Einfluß aufgeboten hätte. Aber Bismarck war 'chon selber anderen Sinnes geworden. Er hatte hohe Anforderungen an Bennigsen gestellt: daS Tabakmonopol, oder wenigstens eine andere ebenso ergiebige Steuerquelle. Bennigsen verweigerte das Tabak monopol und verlangte, daß nicht er allein, sondern auch leine Freunds Iorckenbeck und Staufsenberg inS Ministerium ointräten. Tas wies Bismarck ab. Und schon im Februar 1878 starb der Papst Pius X., so daß der Kanzler nach dem Zentrum hinüberblickte, mit dem er dann die Zollresorm machte, nachdem er in der Reichstagswahl nach den Attentaten die Liberalen stark geschwächt hatte. ES folgte die Periode der Aufhebung der Maigesetze. Eine dritte Gelegenheit bot Caprivi den Liberalen, diesmal ihrem linken Flügel. Er wollt« um den Preis der zweijährigen Dienstzeit eine entscheidend« HeereSverstärkung durchsetzen. Di« Freisinnigen hätten nicht bloß ihre» Wählern, sondern den» ganzen Volke ein vielbe-zehrte- kostbare- Gut erobern können. Ihnen hätte die Ehre qebührt. AuS rein«» doktrinäre» Beweggründe» schlugen sie es aus. Sie verlangten die gesetzliche Festlegung, die noch heute nicht besteht, die jedoch gar keinen Wert Hütte, weil ohne Zustimmung des Reichstags die dreijährige Dienstzeit gar nicht wieder hergestellt werden konnte; mit Zustimmung des Reichstages aber ein entgegenstehendes Gesetz beseitigt werden konnte. Noch heute fehlt eine solche gesetzliche Festlegung, und doch denkt kein Mensch mehr an dreijährige Dienstzeit. Nun steht es wieder so. Der Kanzler, der lange Jahre mit dem Zentrum regiert hat, ist jetzt mit ihm entzweit. Um die unentbehrlichen Mehrheiten zu bilden, gibt es für ihn nur zwei Wege: entweder Rück kehr zum Zentrum oder Aufnahme der Freisinnigen :n den Regierungs block. Eine von beiden Parteien muß er haben; beide entbehren kann er nicht. Natürlich haben die Freisinnigen das Recht, zu fragen: inwie fern soll die neue Politik von der bisherigen abweichen und unseren libe ralen Anschauungen entgegenkommen? Zur Reaktion dürfen sie sich nicht mißbrauchen lassen. Aber wenn sie ein freisinniges Regiment ver langen, so bestehen sie aus etwas Unmöglichem. Die Konservativen sind viel zu stark, um Bülow so etwas zu gewähren. Sie stürzen ihn wie sie Caprivi gestürzt haben, und rufen das Zentrum wieder, das der ersten Lockung Folge leisten wird. Die Lage ist von denkbarster Einfachheit. Wer das Zentrum nicht will, muß eine mittlere Linie finden. Konservative und Liberale müssen einander entgegenkommen. Trotzdem findet sich immer wieder ein kleiner Kreis Freisinniger, die vor lauter Prinzipienrciterei zu keinem Verständnis für den prak tischen Nutzen kommen können, der dem Liberalismus sich jetzt in der Blockpolitik bietet. Ihre Gedanken vertritt eine jüngst erschienene Schrift des Dr. Rudolf Breitscheid, „Der Bülow-Block und der Libera lismus". die bei manchem Guten im einzelnen ihrer Ausführungen doch dadurch vollkommen daneben trifft, daß sie von einer Annäherung an die Sozialdemokratie sür den Liberalismus mehr erhofft, als vom Block, und die auch die Gefahren einer neuen Zentrumsherrschast völlig verkennt. Man hat nun Breitscheid und den Kreis seiner Freunde identifiziert mit dem, was die Nationalsozialen innerhalb der Freisinnigen Vereinigung erstreben. Für den Kenner der Verhältnisse war daS von vornherein ein falsches Urteil. Denn cs handelt sich nur um einen kleinen Bruch teil früherer Notionalsozialer und solcher Freisinniger, die unter dem Einfluß des Politikers Theodor Barth stehen. Daß Fr. Nau - w. ann anders steht und mit ihm das Gros seiner Freunde, zeigt die neueste Nummer der „Hilfe", in der sich Naumann gegen Breitscheid wendet. Er hebt hervor, daß die seit den letzten Reichstagswahlen ge übte Taktik der Freisinnigen von allen Rcichstagsabgeordneten der drei linksliberalen Parteien grundsätzlich gebilligt worden sei. „Die Angriffe von Breitfcheid richten sich demnach gegen uns alle ohne Ausnahme, und schon diese Talsache sollte den Parteifreunden zu deinen Leben, ob der Vorschlag BreitscheidS überhaupt möglich war." Im Gegensatz zu Breitscheid betont Abg. Naumann weiterhin die Wichtigkeit des Kampfes gegen dse ZentrumsherLschast. ' „Unser Vorgehen im Reichstage", so schreibt Naumann wörtlich, „entschied darüber, ob wir eine Zeitlang ohne Zcntrumsherrschaft existieren könnten.. Wenn wir in dieser Lage sür das Zentrum ein getreten wären, und die Breitschcidschen Vorschläge bedeuten das in Wirklichkeit, so würden wir mit einem Ruck die Fühlung mit der übcrwältngenden Majorität unserer Wähler verloren haben. Am Tage nach einer Neichstagswahl, die mit Dernburgs Zentrumsstreit sinsetzte, war dies eine einfache Unmöglichkeit. Der Kampf gegen das Zentrum ist sicherlich nicht der ganze Liberalismus, aber er stand eben von allen liberalen Problemen gerade auf der Tages ordnung. Ich bin überzeugt, daß auch Dr. Breitscheid, wenn er in den Reichstag gewählt worden wäre, damals genau dasselbe gemacht haben würde, wie die anderen. Damit aber würde sich das weitere Verfahren bis heute von selbst gegeben haben." Naumann schließt seinen Artikel mit folgenden Worten: „Soweit die Breitscheidsche Schrift eine Verstärkung der agita torischen Kraft der liberalen Gedanken bedeutet, ist sie warm zu be grüßen, soweit sie aber eine grundsätzliche Aenderung der Fraktions taktik fordert, halte ich sie meinestcils für einen Versuch zur un- richtigen Zeit. Die Zeit wird schon kommen, wo von selbst der Bülowblock entweder als Volkspolitik anftritt, oder zerfällt. Das letztere kann unter Umständen sehr rasch einmal eintreten. Dann wollen wir aus diesem Zwischenspiel der deutschen Politik wenigstens die Einheit der Liberalen in die nächste Periode hinüberretten können; diese aber liegt heute mehr in der Fraktion als in den Parteivereinen." Man darf nach diesen Ausführungen Fr. Naumanns annehmen, daß auch die für Sonntag in Frankfurt a. M. geplante Versammlung der drei liberalen Parteien die praktische Politiik des Liberalismus höher stellen wird als unfruchtbares Theoretisieren an? d m Boden dcZ Liberalismus. Gin sächsisches Tan-taari-yU. Aus Dresden wird uns unterm 8. d. Mts. geschrieben: 52 Redner auf der Liste und am Schluffe erst etwa 3 davon erledigt. DaS ist selbst für bescheidene Ansprüche sehr wenig. Aber die Bedeutung des Gesamt- ergebnisses der heutigen Sitzung, die die Zweite Kammer der Etats beratung weihte, liegt, von der L a n g/)a m m e r s ch e n Rede abge sehen, weniger in dem, was die Fraktionsredner ausführten, als viel mehr in den Erklärungen der Regierungsvertreter, die sämtlich nachein ander zu Worte kamen. Soviel Rcgierungskräfte mobil gemacht zn haben, kann sich der reformerische Abgeordnete Zimmermann rühmen. Denn nacheinander redeten die Minister der Justiz, der Finanzen und des Innern. Ans den Darlegungen des Justizministers Dr. von Otto ist bemerkenswert die Erklärung, daß im Prüfungs wesen der Expeditionsbeamten bei der Justizverwaltung insofern eine Aenderung beabsichtigt ist, als die Aktuarspriffung mit der Sekretärs prüfung vereinigt werden soll. Das ist eine schätzenswerte Verein fachung, der hoffentlich weitere folgen. Noch unmittelbarer waren aber die Ausführungen des Finanzministers, die auch die Allgemeinheit interessieren: denn er verriet, daß in Berlin allerdings ein neues Steuerbukett gebunden werden soll, und zwar handelt es sich dabei um neue indirekte Reichs steuern. Man hält, so sagte der Minister, nach wie vor an dem Grundsätze fest, daß die direkten Steuern den Einzelstaaten, die indirekten dem Reiche verbleiben müßten. Daß dieser Grundsatz bereits bei der Erbschaftssteuer durch brochen ist, stört Herrn Dr. v. Rüger und seine Kollegen in dem ankeren Bundesstaaten also nicht! Die neuen Steuern, deren wir unZ im neuen ReichSetatSjahr erfreuen sollen, werden also indirekte sein. Ob das Bier, der Tabak oder der Branntwein daran glauben sollen, gab Herr Dr. v. Rüger noch nicht bekannt Schaber nichts Der Augenblick kommt immer noch zeitig genug. Gewissermaßen als Pflaster auf die mit jener Erklärung geschlagenen Wunden, sollte wohl die wieder holte Erklärung des Ministers dienen, daß er betreffs der Einführung der 4. Wagenklaffc an Sonntagen in erneute andere Erwägungen einzu treten bereit sei. Danach darf man darauf rechnen, daß vom Winter 1908/09 ab auch Sonntags in Sachsen die 4. Wagenklaffc auf der Eisen bahn geführt wird. Also endlich! Es ist erreicht! Aus den Erklärungen des dritten Negierungsvertreters, des Grafen v. Hohenthal, ist hervorzuheben, daß der Staat für die Ausländer aus der Handelshochschule zn Leipzig keine Zuschüsse leistet, und daß die Erörterungen über die Errichtung eines Landesgewerbeamts noch im Gange sind. Nach diesen offiziellen Erklärungen nahm das Nedeturnier der Etatsdebatle seinen Fortgang. Unter allgemeiner Spannung trat Herr Langhammcr aus Chemnitz auf die Mensur. Zunächst einige leichte Hiebe. Er sondert gewissermaßen den Gegner. So z. B., wenn er sagt, der vom Jinanzminister empfohlenen Mäßigung in der Lebens haltung möchten sich vor allen Dingen die höheren Schichten der Be völkerung befleißigen! Es folgt eine leichte Dankesverbeugung vor dem Finanzminister, der der Einführung der 4. Wagenklasse an Sonntagen diesmal freundlicher gegenüberstehe. Dann holte Langhammer wuchtig aus und taufte sich den Abgeordneten Opitz. Hageldicht fallen die Hiebe und sie sitzen. Opitz verharrt starr wie der steinerne Gast aus seinem Stuhl. In treffenden Worten hält Langhammer dem Gegner vor. wie gerade die Konservativen im Wahlkampf die größte Gehässigkeit bewiesen hätten. Wenn Opitz von rechts und links im Lager der Natio nalliberalen spreche, so wolle er nur über die Spaltung im eigenen Lager Hinwegtäuschen. Ein lebhaftes „Sehr gut!" begleitet Langhammers Bemerkung: Daran, daß hohe Regierungsbeamte Mitglieder des konservativen Landesvercins seien, daran fände man auf konservativer Seite nichts, wenn aber einmal ein Amtshauptmann Mitglied des Nationalliberalen Vereins sein würde, dann würden das die Konservativen sofort als ein unerhörtes Novum ausposauncn. Damit kam Langhammer zum Kernpunkt seiner Rede, dem Thema der Nebenregicrung. Hier müsse man volle Klarheit haben Jedenfalls hätte den Konservativen mit der Erklärung des Finanz ministers eine Brücke gebaut werden sollen. Aber die Abschüttelung des Herrn von Nostitz sei jedoch nicht so recht gelungen. Mit ausdrucks voller Schärfe stellt Langhammer weiter fest, daß es auffallen müßte, wenn die Konservativen nach einer den Kern der Sache gar nicht treffen den Erklärung des Finanzministers ohne jede Fraktionsberatung aus die mit so großem Hallo angekündigte Interpellation in Sachen Nostitz- Wallwitz verzichten wollen. Langbammer konstatierte weiter, daß der Kreishauptmann Dr. Rumpelt die abgelesenen, also jedenfalls sorg fältig vorbereiteten Ausführungen des Legationsrates von Nostitz- Wallwitz glatt bestätigt habe. Mit feinem Sarkasmus rät Langhammer Weiler dem Finanzminister, er möge sich doch im Punkte der Neben regierung einmal bei dem früheren Minister des Innern v. Metz sch erkundigen. Der würde ihm ein Lied davon singen können. Die Wahr heit »nüsse an den Tag kommen. Und dazu sei eine Erklär.» ng des Ges amt Ministeriums nötig. Sehr berechtigt war daher Langhammers Frage, ob der Finanzministcr am Donnerstag au' eigene Rechnung und Gefahr oder im Namen aller seiner Minister, kollegen gesprochen habe. Die Regierung schwieg daraus! Die weiteren Ausführungen Langhammers, die sich zum Teil in einer Kritik des Rügerschcn Finanzprogrammes und des Anefforis inus in unserer Verwaltung, sowie des aus dem Gebiete des Vereins rechts in Sachsen herrschenden Polizeizopses bewegten, fanden am Re gierungstische keine Erwiderung. Ob sie noch erfolgt? Unmöglich ist cs nicht. Nach Langhammer kamen nur noch Dr. Spieß und Dr. Vogel zu Worte, die sich aber — cs war Mittagszeit — keine Aufmerksamkeit mehr verschaffen konnten. Man war allgemein iw Erfrischungsraum beschäftigt und Abgeordneter Andrä hielt ein hör bares Schläfchen auf einem Sofa in der einen Saalecke. - » Deutsches Reich. Leitzztg, 9. November. * Tie Potsdamer Rckrutenvereidtgung. Gestern vormittag fand die Vereidigung der Rekruten der Potsdamer Garnison statt. Pünktlich um 11 Uhr traf der Kaiser, im Automobil von Berlin kommend, ein. Am Langen Stall am Portal batten sich einaesunden der Kronprinz, Print O-lar, G neral v. Plessen. General v. Kessel, General v. Lmdequift, ver Ches des MililärkabineitS Graf Hütsen-Haeseter, die sremdberrlichen Olsisiere, der Polizeipräsidcnt Stark, die Brigavekcmmandeure und die Leibkompagnie des 1. Garde-Regiment- zu Fuß unter dem Kommando des Prinzen Eitel Friedrich. Sie brachten die Fahnen und Standarten ein, und in dem mit militärischen Emblemen dekalierten Langen Stall nabmen sie vor dem Felda tar Aufstellung. Nach An sprachen der Divisionspsarrer beider Konfeision.n sand die Vereidigung statt. Sodann sprach der Kaiser. Darauf brachte Generalmajor v. Westernbagen ein dreifaches Hurra auf den Kaiser ans. Hieraus nabm der Kaiser militärische Meldungen entgegen und begab sich zu Fuß nach rem Regimeutshaus tes 1. Garderegiments, um dort am Frühstück teilzunehmen. * Tte Verabschiedung des Vizeadmirals von Ahlefeld. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die über das mögliche, weise er folgende Ausscheiden des Vizeadmirals v. Ahleseid aus dem akt ven Dienst in der Presse verbreiteten Gerüchte sind nicht zutreff»nd, im besonderen ist eS unberechtigt, die Angelegenheit mit der Duell frage in Verbindung zu bringen. Vizeadmiral v. Äblrseld hatte aller dings einen Etilettenkonflikt mit einem Marinebaumeister gehabt. Dieter Konflikt ist aber, »achtem auf dem Besckwerrewege über den strittigen Punkt Klarheit geschaffen, aus gütlichem Wege ,wisch n den beiden Herren beigelegt worden. Was Herrn v. Ahlescld veranlaßt bat, «eine Stellung zur Dieposiiion zu erbitten, ist die gegen ihn auSgeiallenc Erledigung der Leichwerde des Baumeisters. Gegen den allgemein hoch geschätzten nnd sehr verdienten Admiral liegt nickt da« Mindeste vor, was eine Stellung zur Disposition mit allen Ehren in Frage stellen tonnte. " Tie Eröffnung tzeS olbenburgischen Landtags. Unter dem Vorsitz des Alterspräsidenten Abgeordneten Jungbluth - Oberstem (Birkensetd» trat am Dienstag die 3. Versammlung des 30. Landtag- wieder zu sammen und wurde von feiten der Regierung vom Oberfinaatrat Bödecker eröffnet. In ver Thronrede wird zum Ausdruck gebracht, daß die Er- !',ebn'ffe der sür da- H.rzogtum detcklossenen Steuerretorm zum ersten Male in der laufenden Fmanrperiode zur Geltung kommen werden
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