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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071118023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907111802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907111802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-18
- Monat1907-11
- Jahr1907
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BezugL-Prei» Kr L»ip»ia und Bororte durch unsere träger und Spediteur« in« Hau« gebracht: Lulgabe ä (nur morgen«) vierteljährlich 3 M monatlich I M. «u«gabe L (morgen» und adend«) viertel jährlich 4.HÜ M. monatlich I.ov M. Durch dt« Pest bezogt» iZ mal täglich) innerhalb Leutlchlavd« und der deulichrn Kolonien vierteljährlich 5,25 M., monatlich i,7L M autschl. Post, brstrllgeld »ül Oesterreich s L 66 o. Ungar» 8 X. vierteljährlich Abonnement-Ännabme. Pugustuävlatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, wwi« Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet ist Psg. «edLktton und «rpedUtvu! Johannlägaste 8. Delevbon Nr. 146S2 Nr. 14688. Nr. I46S4. Berliner «edaktto»« Bureau: Berlin di V. i Prinz Loui« Ferdinand- Straße 1. Telephon I, Nr 9275. Abend-Ausgabe S. MpMerTasMaN Handelszeitung. Amkvlatt ves Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Lnzetge«-Prei» lbr Inserat« au« Leipzig und Umgebung die Saespaltrne Petitzeil« 25 Ps., finanzielle Anzeigen 30 Ps., Reklamen I M.; von »»«wärt« 30 Ps. Reklamen l.L) M vomNutlandbOPs., finanz. Anzeigen75Ps. Reftame» 1.50 M. Inserat« ». Behtrdea im amtlichen Teil 40 Ps «eilagegebübr 5 M. p. Tausend exN. Post gebühr. Sieschästtanzeigen an bevorzugter vtelle im Preise erhäht. Rabatt nach Tarn gesterteilte Austräae kännen nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustutzplatz 8 bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. Expeditionen de« Iu. und Au«lande«. Haupt Filiale Berlin stark Duncki Herzog!. Bahr. Hosbuch- handtung Lützowftraße lü. (Telephon VL Nr. 4603). Nr. 32V. M. Iatzraanq. Montag 18. November 1907. Das wichtigste vorn Tage. * Wie in Abgeordnetenkreisen versichert wird, soll die bevorstehende Polenvorlage 400 Millionen für die Zwecke der AnsiedelungS, kommission fordern, und zur Anlage dieses Kapitals das Recht der Enteignung für die Ansiedelungskommission verlangen, oder ihre Berechtigung dazu auf Grund einer Kabln ettsordre feststellen. * Durch den unbedingten Widerspruch der Frei sinnigen gegen neue indirekteSteuern ist die Finanz- re form vorläufig gescheitert. (S. Ttschs. R.) * Der Deutsche Privatbeamtentag beschloß mit 502 000 gegen 136000 Stimmen, die Einführung einer So Überversiche rung vorzusch.lagen. lS. Dtschs. R.) * Aus Washington wird gemeldet, daß Roosevelt die be- stimmte Absicht hegt, nicht wieder zu kandidieren. (S. Ausl.) * Das Befinden des Königs von Rumänien hat fick wesentlich v e r s ch l e ch t er t. (S. Ausl.) * Der Polarforscher Admiral Mc. Clintock ist inLoudon ge - st o r b e n. Ans dem Reichshanshaltsetat^yv8. * Den weiteren Mitteilungen der „Nordd. Allg. Ztg." sei solgenrcS entnommen: Beim RcichSamtc des Innern betragen die Einnahmen l3 102 684 -« (ff- 669 695 -«) im ordentlichen, 217 000 „« (ff- 10 200 .«») im außer- orvenltichen Etat. Die soneauernden Aufgaben des ordentlichen Etats belaufen sich auf 77 278 617 (-s- 2 042 072 Bel den allaemeinen Fonds ist ein Beirag von 10 000 -« als Reichsbetrag zu ven Kost n der Zentralstelle sür BolkSwoblfahrt eingestellt. Die Belastung des Reiches aus dem Jnvalidenversicherungsgesetze beläuft sich 51 Millionen (ff- 1 180 000 „«). Die einmaligen ordentlichen Ausgaben beira ien 6 024 000 „« s-s- 688 900 -«). Bon neuen Forderungen sind zu erwäbnen: 36 000 -« zur Fortführung und Bollendung dcö Grimmschen deutschen Wörterbuchs; bisher wurde aus dem Dispositionsfonds ein jährlicher Beitrag von 16 000 -« geleistet, mit dem e>höd»cn auf rcn Eint ftbelnominencn Beitrag soll nunmehr die F.riigst.llung deS Wörterbuchs in 12 b;S 15 Jahren ermöglicht werden; 60 000 (ff- 3o 000 ^e) als Beitrag an den Schulschisisoerein; zur Belämpfung des Tvpbus wieder 2<>0.000 «7, zur Bekämviung der Tuberkulose wie bisher 12" 000 zur Svvhilis- sorschung 50 000 ( — 50 000 ,e), zur Bekämpfung von Pflanzen ¬ schädlingen 34 000 .« (ff- 14 000 .«); Beitrag sür das deutiche Museum in München 450 000 -« (ff- 350 000 -«); Beitrag zu den Betriebs kosten der Drachenstation am Bodensee 7400 -6; zur weiteren Förderung des Zeppelins chen LuftlchifsuniernehmenS 2 150 000 Im augerordentlicken Etat werden 24 Mill onen Mark (ff- 5 Mill. Mark) g.fordert, und zwar 4 Mill. Maik sür Klein wohnungen, 20 Ml». Mark (-s- 5 Mill. Marl) als zweite Rate zur Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals. Im Militäretat nimmt selbstverständlich der Etat für das preußiiche Militärkontingent den größten Raum ein. Die fort dauernden laufenden Ausgaben betragen 522 920 216 Bei den einmaligen Ausgaben sind zu erwäbnen als neue Forderungen: die Eniwurfsrate von 5000 -« zu Ertatzbau en in Torgau, wo Schloß Hartenfels und die anliegende Kaierne aufgegeben werden sollen; 196 000.« für Schießstanve in Gera; 500 000 -« als eiste Rate zur Bergrößerung des Truppenübungsplatzes Jüterbog, Ge'amlkosten vor aussichtlich 3 197 000 „«; beim Trainwesen ist 1 Million als erste Rate zur Beschaffung von fahrbaren Feldküchen eingestellt. Der Eiat lür das fächfifchc Mtltlin kontingent letzt die Einnahmen mit 379 000 .« (ff- 36 005 «), die fortdauernden Ausgaben des ordent lichen Etat« mit 48 420 598 (ff- 2 523 469 ^t), die einmaligen mit 13 066 113 .« (ff- 2 469 426 -«) an. Bei den fortdauernden Aus gaben ist zu erwäbnen der Ansatz eines Sanitätsinspekteurs im Kriegs min steri um sowie die Errichtung einer Kommandantur für den Trnstpenübunaeplatz Königsbrück; bei den EiaiSstärken ter Truppe beträgt der Zugang 2 Siabsoifiz ere, 4 Hauptleute, 4 Oberleuinants, 9 Leutnants 3 Miliiärärzte, 2 Pension erte Olsicere, 1 Oberzahlmestter, 1 Büch enmacher, 2 Unterjahlmeistes, 75 Unlei oifiziere, 686 Gemeine. Neu errichtet wird ein Bataillon Infanterie. Bei den einmaligen Ausgaben werden u. a. gefordert als drille Rate 160 000 -« für Neubau von Magazingebäuden in Bautzen, 550 611 lür neue Bekleidung, 250000 « als zweite Rate sür dieDienstwohnung deStom mankierenden Generals des 19. Armeekorps in Leipzig, 38000 « für einen Schießstand in Grimma, 15 000 .« als erste Rate zu Meliorationen beim Remontevepoi Ob rsohland, 85 000 « zu Bauten bei der Soldaten» knabe: erz ebungsanstalr Kleinstruppen, 1 160 000 .« zu Versuchen im Waffenwesen, 1 091 700 « zu weiteren Beschaffungen für die Fe.d- aitillerle, 10 000 als Eniwurfsrate uir einen Eisutz der Ariillerie- werkstatt Dresden, GesamtersorvcrniS 4 343 000 worüber eine Denk- schi ist bergegeben ist. D-r Marinrrtat erfordert bei einer ordentlichen Einnahme von 599 767 .«(ff- 18 343^) und euer Geiamiausgabe von 339 323 724^: an fortdauernden Aus aben im orreniliche» Etat außer 115 375 .« (-s- 11 460 .«) sür die Zentraloerwaltung der Schutzgebiets Kiaulschan 133 685 699 -« (ff- 12 918 319 «), an kinmaligen Ausgaben, unter Abzug des Zuschusses res auß verdeutlichen Etats in Höbe von 64 410 000 Mark, 115 387 500 « (ff- 15 156 050 ^s), an Ausgaben im außer ordentlichen Etat ei, schließlich res obigen AnliibezuschusseS zum oident- lichenEtai 90 135 15" (ff- 32764 890 «) DemEiai ifteineDcnki ch rift bei.iegeben, in der auch der Entwuri eines G.seves wegen Aendeiungdee K 2 des FlottengesctzeS vom 14. Jini 1900 berücksichtigt ist. Sie enthält eine neue Berechnung der voraussichtlichen Gestaltung des Marinee^atS 1908—1917 und erörtert die Gründe, welche die ein getretene Steigern« i deS Geldbedarfs und damit die Aufstellung der neuen Geldbedarssberechnung notwendig gemacht haben. Hierzu gehören die erforderliche Berstärkuna der Küstenbefestigung, die Schaffung einer Dockanlage an der Eibe, Mebrau'gaben.ruf dem Gebiete der Sckiffs- bauten und Armierungen, die Bei Mehrung der Unterseeboote, eine weitere Befatzverstärknng der Schiff-, der Er«ay der veralteten Segelschulschiffe tür Seekarolten uns Sch fssjungep. durch moderne Schiffe, schließlich auch BeloldungS- und Lohnerhöhungen towie die Erhöhung der Tafel- unv Stnffeoerpfl gungsaelder in der Heimat. Bei den einmaligen Ausgaben sind sür Schlffsbauten 114 330 000 Mark (ff- 28 450 000 .«) angesetzt, wovon 64 410 000 -« durch den Anleibezuschnß Deckung sinken. Für artilleristi'che Armierungen sind 49660000 -s (ff- 12 160000 -«), sür Torpedoarmierungen 6 200 000 (ff- 1 450 000 -«), sür Minenarmlerungen 820 000 -« (ff- 480 000 „«) eing stellt. Es werden erste Bau- und Armierungs raten gefordert für drei Linienschiffe (Ersatzbauten für die Schiffe „Oldenburg", „Siegfried" und „BeowiUs"), für einen großen Kreuzer (planmäßiger BermehrungSbau), für zwei kleine Kreuzer (Erlatzbauien sür die Schiffe „Schwalbe" und „Sperber"), lür ein weiteres Foiß anonenboot zur Bertretung der HanrelSinteressen auf den Strömen Chinas und lür eine Torpevobootsflotille. Ferner sind Mittel voigeseh n zur Grundreparatur unv zu baulichen Aenverungen der Linien chiffe der Ka sertlassc (2 000 000 -«), des großen Kreuzers „Friedrich Karl" (1 000 000 „«), sow e von Heinen Kreuzern (1 000 000 Maik), zur Aenverung der Munriionsausrüstung der Sch ffe unv der Küstenbefestigungen (2 000 000 -«), zur Beichaffung von Re eroegeschütz- robren (250 000 -«). Die Pautchsumme sür Beschattung von Unterseebooten und zu Bersuchen mit denselben ,st auf 7 000 000 .« erhöht worden. Schiffsbauten und Armierungen beanspruchen demnach zusammen 171 010 000 -« (plus 42 540 000 -«). Der Etat der Rcichspost- ui V relegrapheiiverwaltung veranschlagt die ordentlichen Einnahmen auf 644 106 700 .« (ff- 33 948 960 -«). Die fortdauernden Ausgaben des ordentlichen Etats betragen 544 108 341 (ff- 30 511 429 -«), die einmaligen Ausgaben 16295 488 -« (ff- 225 259 ^«), der Ucberschuß der ordentlichen Ein nahme über die ordentliche Ausgabe 83702 871 .« (ff- 3 212 272 ^e). Bon den fortdauernden Ausgaben entfallen auf die Zentralveiwaltung 3 556 660 -« (ff- 180 980 ^s). An neuen Stellen werden dabei unter Absetzung zweier Ober-Postpraktikanten gefordert: 1 vo>tra:ender Rat, 4 Telegraphenin lenieure, 1 Telegrapbenin pektor, 2 technische Sekretäre, 2 Bureaubeamte II. Klasse, 42 Mechaniker, 2 Unterbeamte. Die Betriebsverwaltung ersoidert 540 551 681 ^« (ff- 30 330 449 -«) An neuen Stellen werden bei den Oberpost- direkiionen veilangt 1 Abteilungsdirigent (in Cbemnitz). 16 Post räte, 10 Oberpostinspeltoren, 59 Oberpostpra'tikanten. 6 Buchhalter, 8 Bauiekretäre, 76 Bureaubeamte II. Klasse, 120 Postgehülfinnen, 40 Unterbeamie; bei den Post- unv Telegraphenämtein: 22 Boisteher von Aemtern I. Klasse, 28 Vizevirektoren, 27 Post- und Teiearaphen- inipeltoren, 1 Oberpostpraltikant, 92 Oberpostiekretäre, 118 Selreiäre, 2 Maschinenm iiler, 1 L igeroerwalier, 5 Ma chinisten, 7 Mechaniker, 13 Postoei Walter, 940 Gehülfinnen, 4812 Unierbeamte verschiedener Kateaorien. Bei den einmaligen Ausgaben ericheinen u. a. lür GrundstückSerwerbungen, neue Bauten rc als neue Forderungen A u e (Erzgebirge) Bauplatz 112 000 ^, L ö b a u (Sachsen), Giund- stückserwerd 139 860 .« Zu der Forderung von 60 Millionen im außerordentlichen Etat, von denen 550000 -e für em Telegraphen kabel zw schen Emden und Borkum, sowie die Restsumme 59 450 000 als 7. Rate für Fern'prechzwecke verlangt wird, wird erläuternd bemeikt: Es ist in Aussicht genommen, die Summe im Lause von 30 Jahren aus den ordentlichen Einnahmen der Reichspost- und Telc- graphenverwaliung zu tilgen. Die jeweils noch ungetilgten Beträge sind gleichialls zu Lasten der ordentlichen Einnahmen der Reichopoil- uns Telegraphenverwaltung mit 3>/, Proz. zu verzinsen. Die Zeit von 30 Jahren entspricht der durchschnittlichen Gebrauchscauer der Anlagen, deren Kosten aus den Mitteln des außerordentlichen Etats bestritten werden sollen. Die Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren sind auf 1 258 032 680 ^ (ff- 70 351 560 .«) veranschlagt. Es enifallen aus Zölle 666 974 000 (ff- 66 609 000 ^e), Tabalsteuer 11 297 000 .« (ff- 100 000 »), Ziaarrensteuer 14 311 000 (ff- 2 868 600 .ak), Zuckersteurr 141 436 000 (ff- 2 870 00" «I, Salzsteuer 57 194 000.« (-)- 1 874 000 ^i), Branntweinsteuer a) Maischboiiichsteuer 8 599 8"0 (— 5 949 200 ^k), d> Berdrauchsabgabe und Zuschlag 108 197 500 (ff- 5 863 500 -«), Schaumweinsteuer 5 457 700 -« (-s- 524 700 .«), Brausteuer und Uebergangsavgabe 55 266 000 (-s- 3 522 000 ^), Spielkartenstempel 1 757 470 -L (ff- 62 700 ^s), Wechselnempelsteuer 16000000 « (ff- 1582000 ^l), Reichsst.mpelabgaben I. Ue derweil ungs- steuern A.. von Aktien, Kuxen, Renten und Cchuldverichr-ibungen 27 440 000 -« (— 859 460 ^), L. von Kauf- und sonstigen Anschaffunas- geichästen 13 030 000 .« (— 6 572 000 ^e), 6. von Loileil.losen a) sür Staatslotterien 32 589 000 (ff- 199 000 ^t), d) sür Privar- lotterien 7 880 000 (-s- 1 345 850 -«), zusammen I. 80 939 000 (— 5 886 670 ^), II. reichseigene Steuern A. von Frachiurlunden 1558i>000 (ff- 1 960 000 .^), L. von Personenfahrkarten 23 520 000 (— 6 860 000 ^), 6. von Erlaubniskarten sür Krast- jabrzeuge 1 960 000 .« (— 980 000 ^), O. von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten 5 880 000 (— 3 920 000 zu- zusammen II. 47 040 000 (— 9 800 000 .^r); Erbicha'tssteuer 42 000 000 (-s- 6 000 000 -«>, Statiüische Gebühr 1 432 300 (-s- 103 300 ^), im ganzen: 1 257 931 770 .« (-f- 70 343 330 ^«). Dazu treten die Abfindungen im Gesamtbeträge von 100 910 (ff- 823" so daß die Gffanmumme der Einnahmen aus riesen beiden Kapiteln sich auf 1 258 032 680 .« (Z- 70 351 560 .«!) beläuft. Feuilleton. Eine gesunde Seele erträgt alles, eine kranke nicht einmal das Gluck. August Pauly. * GrotzstaSinot. In der Sammlung „Wissenschaft und Bildung", die im Verlag Quelle L Meyer in Leipzig erscheint, ist soeben der 33. Band ,,-vie Großstadt und ihre sozialen Probleme" von Dr. A. Weber (Bonns hcrausgekommen. Wir drucken hiervon ein Kapitel ab, das sich mit den Ursachen der sozialen Not in den Großstädten befaßt: Als Ursache der sozialen Not in der Großstadt läßt sich, abgesehen von der Arbeitslosigkeit, von der ich im vorigen Abschnitt sprach, in der Hauptsache ein vierfaches anführen: I) Der A l k o h o l l s m u s. In welchem Umfange die Trunksucht die Ursache der Armut ist, vermag zuverlässig nie festgcstellt zu werden. Die Trunksucht verursacht Zerrüttung des Familienlebens, Verminde rung des Erwerbes, Arbeitslosigkeit. Fragt man den Armen, was ihn in die Armut gebracht habe, so wird er diese näheren Ursachen sehr häufig da nennen, wo der eigentliche tiefere Grund für seine Verarmung doch nnr in der Liebe zum Alkohol, zum Wirtshausbesuch zu suchen ist. In den Vereinigten Staaten sanden in den Jahren 1887 bis 1903 eingehende Erhebungen statt, die seitens eines Ausschusses von erfahrenen Fach- leuten veranstaltet wurden, die ergaben, daß von den untersuchten Ber- armnngsfällen im Durchschnitt 25 Prozent auf Trunksucht zurückzusühren waren, und daß von den Insassen der in der Erhebung einbezogenen Armenhäuser 50 Prozent der Armulsfalle aus Trunksucht zurückführen, für die 15 Prozent non den Fällen der Vernachlässigung von Kindern war der Trunk die Ursache; nach Popert kann man in Hamburg 50 Prozent der Armutszusälle auf Trunksucht zurückführen, für die Stadt Genf steigt dieser Prozentsatz sogar auf 90 Prozent aller Fälle von Ar.nenunterstiitzung (nach Pütter).*) Man hat berechnet, daß in Deutschland bei einer Gesamtbevölkerung von 60 Millionen jährlich ntcht weniger als 2826 Millionen Mark für alkoholische Getränke ausgegeben werden. Das ReichSarbeitsblatt nimmt an, daß von dieser Summe I69a Millionen Mark auf die arbeitenden Klassen entfallen. Zum Vergleich sei mitgeteilt, daß die jährlichen Aufwendungen sür die gesamte Arbeiter versicherung 488 Millionen und die jährliche Aufwendung für die öffent lichen Volksschulen sich auf 419 Millionen Mark belaufen. Verzicht ans *) Bgl. die Beiträge zur „Alkoholfrage" im Reichsarbeitsblatt Jahrg. 1906 Alkohol würde eine Lohnerhöhung von mindestens 10 Prozent, eine bessere Erziehung der Jugend, Verminderung der Verbrechen, Stärkung des Familienlebens — kurz, ein gutes Stück Vorwärts zum „sozialen Frieden" bedeuten. Helfen kann die Armcnfürsorge: s. durch persönliche Einwirkung auf den Trinker und die Familie, b. durch Verbindung mit den Abslinenzvcreinen, <!. nötigenfalls durch Beihilfe zur Unterbringung des Trunksüchtigen in eine Heilanstalt und durch Sorge für die Familie während dieser Zeit, ck. durch geeignete Beschäftigung und Beaufsichtigung der aus den Trinkeranstalten Entlassenen. 2) D i e V o l k s k r a n k h e i t e n. Da ist zunächst zu erwähnen der Kampf gegen die Tuberkulose, gegen die Schwindsucht. Nach den An gaben des vom Kaiserlichen Gesundheitsamt herausgegebenen „Tuber- tuloscn-Merlblatts" (Verlag von Julius Springer, Preis 5 Pf., 100 Ezemplare 3 .1t) starben an dieser Krankheit in Deutschland jährlich über 100 000 Menschen, wäbrend die Zahl der Kranken auf das Zehn fache geschätzt wird. Jeder dritte im Alter von 15—60 Jahren stehcnoc Mensch erliegt der Tuberkulose. Daß die Tuberkulose besonders ver heerend in den Großstädten wirkt, ist ja allgemein bekannt; während z. B. im Jahre 1903 im ganzen Deutschen Reich an Lungentuberkulose von je 100 000 Einwohnern 186,2 starben, fielen derselben Krankheit an^ heim in Berlin 200,6, in Breslan 304.3, in München 254,8, in Dresoei» 215,2, in Wien sogar 334 und in Paris 387! Mit großem Erfolge unv noch besseren Hoffnungen für die Zukunft ist in den letzten 10 Jahren der Kamvf gegen die Schwindsucht geführt worden, von Jahr zu Jahr sinkt die Zahl derer, die der Tuberkulose zum Opfer sollen. Die besten Rezepte für gute Dauererfolge sind gegeben in Besserung der Lebens haltung, Schaffung besserer Wohnungsverhältnisse, zielbcwußtes Vor- geben gegen den Alkoholmißbrauch, Aufklärung über die Natur der Krankheit und die Mittel, ihr zn begegnen — alles Dinge, in denen Vie Armenfiirsorge praktisch erheblich Mitwirken kann. Uebcrweisung von bedürftigen Schwindsüchtigen an Heilstätten kommt demgegenüber erst in zweiter Linie in Betracht. Nächst der Tuberkulose richten in den Großstädten besonders die Ge- schlechtskrankheiten viel Unheil auch unter den ärmeren Schichten ocr Bevölkerung an; es geht das doch schon daraus hervor, daß in Deutlm- land im Durchschnitt immer etwa ein Zehntel aller Mitglieder der Krankenkassen wegen GeichlechtSleiden in Behandlung sind. Amilich hat man berechnet, daß Deutschland durch die Geschlechtskrankheiten ährlich rund 150 Millionen Mark einbüßt. Hier zu helfen, wird ja nun gerade dem Armcnpfleger nickst leicht sein; aber durch ein gutes Wort zur rechten Zeit, durch praktische Maßnahmen gegen das Schlasgängerunwesen. durch Unterstützung der sog. Bahnhoksmissionen insbesondere, kann docy mancher schöne Erfolg erzielt werden. Durch solche Mittel kann orr Armenpsleger zugleich die Prostitution erfolgreich bekämpfen helfen. Zu den großstädtischen Volkskrankheiten gehört in größerem Um fange, als man meint, die Nervenkrankheit. Bislang haben wir für diese wenig getan. Noch vor wenigen Jahren gab es nur eine Volksheilstä rc für Nervenkranke in Schönau bei Berlin. 3) Die mangelnde Haushaltungsfnrsorge. Die materielle Lage einer Familie hängt ebenso vom Auskommen wie vom Einkommen ab. Hauptsächlich wird das Auskommen beeinflußt von dem hauswirtschasUichen Können der Frau. Versteht die Frau Haus zu halten, so wird sie oft mit sehr wenig ein gemütliches Heim und eine ge sunde nahrhafte Kost zu bereiten imstande sein und umgekehrt, verfteyt sic nicht zu haushalten, dann wird manchmal auch bei erheblich hoyem Einkommen doch Zufriedenheit nicht ins Haus einzichcn. Tatz die Frau heranaezoaen wird zur tüchtigen Hausfrau, dazu kann die Armenpflege nach verschiedenen Richtungen hin manches leisten. Hier können namenr- lich die Armenpflcgerinnen günstig einwirkcn; mancherlei praklisckc Hinweise können da non ihnen gegeben werden, die dauernden uni> böheren Wert haben als ein Almosen. Tie Errichtung von Haushaliungo- kursen kann gefördert werden; hier und da kann man daraus hinwirkcu, daß die schulentlassenen Kinder nicht in die Fabrik geschickt werden, iou- dein bei einer ordentlichen Hausfrau kochen und Hausarbeit zu verrichten lernen. 4) Dieverfehlte Berufswahl. Es ist sicher, daß ein großer Teil unserer sozialen Unzufriedenheit zurückzusühren ist darauf, daß die Kinder leichtsinnig einem Berus zu- geführt werden, für den sie nicht geeignet sind. In manckien Städten gibt es freiwillige Erziehnngsbeiräte, Vereine für Jugendfürsorge, die den Eltern mit guten Ratschlägen zur Seite stehen, wenn es sich darum handelt, ihre Kinder einem Berufe zuzufiihren, und gerade diese Ver einigungen in ih'-en zahlreichen Organisationen möchte ich an die Svitzc aller Organisationen der „Armenfiirsorge" stellen. Mustergültiges leistet nach dieser Richtung hin der „Freiwillige Er- ziehungsbeirot für schulentlassene Waisen" zu Berlin.*) Er beschränkt leine Fürsorge aus die Vater- oder elternlosen, unehelichen oder dauernd vom Vater verlassenen Kinder, es gibt in Berlin über 20 000 solcher Kinder, von denen jährlich etwa 2400—2700 zur Schulentlassung kommen. Die Grundsätze, denen der Verein bei seiner Fürsorge folgt, sind: Zu- sammenarbeit mit ähnlichen Bestrebungen verfolgenden Vereinen (z. B. mit dem Vereine zum Wohle der schulentlassenen Jugend); Unterbleiben jedes Eingriffes da, wo den Waisen bereits von anderer Seite aus- reichende Fürsorge zuteil wird (z. B. bei den in städtischer Waiscirpslege stehenden Kindern); möglichste Vermeidung eines Wechsels in der Person des Pflegers (jeder gemeldete Knabe erhält einen Pfleger, jedes Mädchen *) Neber die Organisation und die Erfolge des Berliner „Er- ziehnngsbeiratcs" unterrichtet die zum zehnjährigen Bestehen er- schiencne, von Amtsrichter Goldmann verfaßte Festschrift (Berlin 1905).
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