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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071119013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907111901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907111901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-19
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Bezugt-Prei» fir Leq>»>- imd Vorort« durch «ter« Lriger urw Sp«dtt«u« wt Hau« gedrucht. Uukaat« L (nur moraru«) »irrtrllthrlich 3M. monalii» L M. Ludgabr ti imoraeut und abend«) viertel. iLhrlich 4 iü M. monaüich 1.50 N. Lurch dl« Poft ftezoa« m<u rt-lich) u>»erhalL Deutschland« und der deutschen Kolonien vierteliLbrlich 5,2d M. monatlich 1.75 M autschl. Poft, beftellaeld »ür Oesterreich st L 66 b. Ungar» 8 w viertrlMrlich. tlbonnement-Annabme Luguftuspletz 8, bei unseren DrLaeru, Filialen. Lpediteuren und tnuabmefteben, w»ne Postämtern und Briefträgern. Lie einzeln- Nummer kostet 10 Pf, ftietakttou und Lrvedttro»' Jobarmitg-Ii- 8. Lelevbon Nr. 14SS2 Nr. 1468t, Nr. 146st4 ftSerlturr ftkebaktioa» ftSureau. tierliu UV. < Prinz Laut« Ferdinand» Strafte 1. Lelephon I, Nr 9275. Ausgabe L. WMgerTagMM Handelszeitnng. AmLsvlatt -es Males «ad -es Molizeiamles -er Lla-l Leipzig. Lazelgea-Pretr fftr Auserate au« Leiv»ta und Umgeb»»« di« 6^loaltene Petilzeile L Pt., «iaanziellc Suzeigen 30 Pf., Reklamen l Pi.; von autwSrt« 30 Pf. Reklamen 1.20 M vom Lutland 5OPl . sinan,. «neigen 75P, Sieklameu 1.50 M. Jnleiate v. Behörden im amtlichen leil40Pd Beilagegebühr 5 M. p. lausend exkl. Poll gebühr. KcschLsttanzeigen an bevortuglr stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Dari,. Fell erteil» AustrLge können nicht zurück aeiogen werden. Für da« Itrscheinen an bestunntten Dagen und Plätzen wird keinc Saruntie üdernoinineii. «nzeigeu-Lnnabm-! Lugufku«platz 8. bei sämtlichen Filialen u. allen Annvneen. Expeditionen de« In- und Auslandes Haupt Filiale Perliui Carl Lunik! Herzogl Bahr. Hofbuch. Handlung Lützowstrafte 10. sDelephon VI. Nr. 4603). Nr. 321 Dienstag 19. November 1907. 101. Jahrgang. Da» wichtigste von, Tage. * Kaiser Wilhelm ist, nach einer Londoner Meldung, gestern, kurz nach 1 Uhr nachmittags, mit Gefolge in Highcliffc ein. getroffen. sS. Ausl. u. Letzte Dep.j " Die deutsche Kaiserin trifft heute mittag im Schlosse H e t Loo ein. * Die „Nordd. Allg. Zeit." veröffentlicht die F l o l t c n v o r l ag e. Der einzige Paragraph setzt die A l t e r sg r e n z e der Schiffe von 25 auf 20 Jahre herab. lS. Art.) * In der Stichwahl wurde zum ersten Vizepräsidenten der Reichs- duma, wie aus Petersburg gemeldet wird, Fürst Wolkonski mit 261, zum zweiten Bizepräfidenten Baron Mesc.'dorf mit 101 stimmen gewählt. Die neue Flotteirvorlage. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht den Wortlaut der am 14. November vom Bundesrat angenommenen Borloge über die Aenderung des bestehenden Ilottengesctzes. Ter einzige Para graph bestimmt, daß an Stelle des 8 2 des jetzt geltenden Gesetzes vom 14. Juni 1900 nachfolgender Paragravb tritt: Ausgenommen bei Schiffsverlusten, sollen die Linienschiffe und Kren- zer nach 20 Jahren ersetztwerden. Die Fristen laufen vom Jahre der Bewilligung der ersten Rate des zu ersetzenden Schiffes bis zur Bewilligung der ersten Rate des Crsatzschiffes. Für den Zeitraum 1808/17 werden die Ersatzbauten nach der AnlageH geregelt. — Nach dieser Anlage sollen ersetzt werden: 17 Linienschiffe, nämlich je 3 lll08/9/10, 2 1911, je 1 1912 bis 1917; 6 Kreuzer, nämlich je 1 in den Jahren 1912 bis 1917; 19 kleine Kreuzer, nämlich je 2 1908/16, 1 1917. In der B eg r ü n d u n g ist auseinandcrgesetzt, daß der militärisch- technische Geburtstag eines Schisses nicht der Tag der Bewilligung der ersten Rate, sondern der Zeitpunkt der endgültigen Festsetzung der der Konstruktion zugrunde liegenden militärischen und technischen Anforde- innaen ist. Ferner erfolgt die Ausrangierung eines Schiffes nicht nach Irr Bewilligung der ersten Rote kür das Ersatzschiff, sondern wenn dieses icrtixgestellt ist und in den Frontdienst tritt. Infolgedessen sind die Linienschiffe bei der Ausrangierung nicht 25, sondern 30 Jahre alt, nach f-en Erfahrungen in allen Marinen überaltert und zur Verwendung in ^cr Schlecht in den letzten Jahren mit Rücksicht auf die schnellen Fort- «chritte auf allen Gebieten des Schisfsbaues nicht mehr brouchbar ge wesen. Hervorragende Fachmänner fremder Marinen sind der Ansicht, die Lebensdauer dsr Linienschiffe 15 bis 20.Jahre nicht überschreiten wüte. Bei der Forderung der Negierung beträgt die wirkliche Lebens dauer noch immer 25 Jahr«, an deren Ende das Schiff als Schlachtschiff kaum iroch in Frage kommt. Durch Verkürzung der Lebensdauer der Linienschiffe werden 3 Linienschiffe mehr ersatzpflichtig als bisher. Da her ist eine Aenderung der jetzigen Ersatztabelle erforderlich, für sie außerdem spricht, daß infolge der früheren ungleichmäßigen Rcwilli- aungen sich ein sebr unrationeller Bauplan ergeben würde. Würde näm lich die Zahl der zu ersetzenden Linienschiffe in den einzelnen Jahren 1908/17 schwanken zwischen 0 und 6, so würden von den 7 großen Kreu zern zu ersetzen sein: 1908 1, 1915 4, 1916 2. Es sind daher die von 1908/11 fällig werdenden 11 Linienschisfersatzbauten möglichst gleichmäßig auf die ersten vier Jahre verteilt, die von 1912 bis 1917 fällig werdenden sowie die vier großen Kreuzer auf die folgenden 6 Jahre, wo rein lm Interesse der Gleichmäßigkeit noch ein Ersatzlinienschiff aus der Zeit nach 1917 eingczogcn wird, hingegen ein großer Kreuzerersatzbau auf die Jahre nach 1917 verschoben ist. Die Gesamtkosten der Aenderung des Gesetzes kommen etwa den Kosten von 3 Linienschiffen gleich. Galizien rriid Obevschlesien. Heber die Art und Weife, wie national-polnische Politik nach Ober- scrücsien hmübergeführt worden ist, herrscht heutzutage noch viele Un klarheit. Eines hat sich allerdings ja wohl heute schon zur Genüge er wiesen, daß nämlich die ganze natwnal-polnische Bewegung in Ober- ichlesien absolut nicht ihren Ursprung in irgendeinem Willen der breiten Masse hat. Es steht heute fest und ist auch durch gelegentliche unfrei- willige Indiskretionen der Polen erhärtet, daß die ganze national-pol nische Bewegung in Oberschlesien lediglich von etwa einem Dutzend von Redakteuren betrieben wird, die allerdings in einer großen Anzahl pol- irischer Geistlicher eine lebhafte und energische Stütze haben. Also über die Art und Weste, wie die polnische Propaganda heute in Oberschlesien betrieben wird, herrscht keine Unklarheit. Dagegen sind die Umstände wohl noch nicht zur Genüge bekannt, denen überhaupt das Hereindrängcn national-polnischer Ideen in Obcrschlesien zu verdanken ist. Ohne jeden Zweifel ist die ganze Idee erst von Galizien aus künst lich nach OLerschlesien hin übertragen worden, und man muß zugestehen, daß sich die galizischen Magnaten das Hinüberschleppcn dieser Idee ein gutes Stück Geld haben kosten lassen. Es ist noch nicht lange her, als das Zentrum in den Kreisen Oberschlestens, in denen heute das nationale Polentum sich so kräftig erweist, sozusagen unbeschränkte Herrschaft über )ie Massen hatte. Das aber hat sich jetzt vollkommen verschoben, uno diejenigen unter den Geistlichen polnischer Herkunft, die heute noch ver- juchen das Zentrum in jene» Gegenden zu halten, müssen sich von ihren radikalen polnischen Amtsbrüdern die allerschwersten Borwürfe machen laisen. Bekanntlich ist der Pfarrer Adamsczyk einer von denen, die nicht gewillt sind, die politische Macht in Oberschlesien aus der Hand des deutschen Zentrums in die der großpolnischen Agitatoren hinübertreiben zu lassen. Er hat dieser Ansicht ans der Zentrumsversammlung in Gier- wih, man darf wohl sagen, rn recht gemäßigter Form Ausdruck gegeben, muß sich dafür jetzt aber im „GloS Slaski" sogen lassen, daß er ein Ver räter an der Sache seines Volkes sei und durch sein Auftreten die nationale Sache in Oberschlesien mit Kot vermengt Hobe. Der polnische Geistliche, der dem Pfarrer AdamSczyk diese Vorwürfe macht, nennt überhaupt die Zentrumsversammlnna in Gleiwitz eine ergebnislose Ver- iammlung, an der in politischer Beziehung nur arme Schlucker teil genommen hätten. Es habe dort vollkommen an dem Vorhandenlein eines tieferen politischen Gedankens gefehlt und an einem Verständnis für die Lage in Oberschlesien. Er sagt glattweg, daß in Zukunft die polnische Partei, die bei den letzten Wahlen 12000 polnische Wähler um sich geschart hab«, mit der „politischen Armseligkeit des Zentrums" fertig zu werden wisse. So interessant diese Absicht der Polen in Oberschlesien dem Zentrum gegenüber an sich schon ist, so gewinnt sie doch dadurch noch an höherem Interesse, daß die Polen in Oberschlesie» jetzt auf einmal auch den Brr- iöhnnngSg,danken heranSzustreichen versuchen und das Vorhandensein einer großpolnischen Agitation in Oberschlesien ans das energischste leugnen. Diese Leugnung wird ihnen aber nicht viel nützen, wenn man erfahrt, worauf wir oben schon angespiclt haben, daß die ganze Polen- agitation in Oberschlesicn gar nicht den Charakter einer inneren Be wegung beanspruchen kann, sondern lediglich von Galizien erst uacg Oberschlesien hineingetrieben worden ist. Und daß dieses der Fall rst, beweist wob! ein Artikel, der in diesen Tagen in der „Gazeta Katolica" erschienen ist, in dem dem „Djennik Äiijawski", der anläßlich einer Be sprechung der protestantischen Masuren zugegeben hatte, die polnische Nationalbcwegung sei nach Oberschlesien aus Galizien und besonders aus Krakau hineingetragen, erklärt wird, daß diese Tatsache der „Gazcra Katolica" schon längst bekannt gewesen sei. Erfreulich sei^ur, daß jetzt ein waschechtes Polenblatt im Eiser des Gefechtes diese Tatsache offen cingcstehl. Die „Gazeta Katolica" wiederholt, daß sie kchon des öfteren betont habe, daß galizische Magnaten ihr Geld zur Herausgabe polnffcyei. Blätter in Obcrschleiien geopfert hätten, ja, daß dieselrcn galizischen Magnaten schon vor Jahren versucht hätten, den „Katolic" unter dem Deckmantel des Katholizismus in das national-polnische Lager hinein- zulenken. Bekannt sei es ferner, daß viele unter den Nationalpolen ru Oberschlesien aus Galizien Gclduoterstützungen erhielten, für die sie sich durch Betätigung im national-polnischen Geiste dankbar zu erweise» hätten. Es sei auch ein offenes Geheimnis, daß dstse und andere Binde mittel mit Galizien noch beute bestünden, und deshalb habe der „Djcnnil ttujowski" vollkommen recht, wenn er behaupte, daß die polnisch-nationale Bewegung in Obcrschlesien ihre eigentliche Ouclle in Galizien hätte. Ganz bestimmt Hot aber auch wieder der „Katolic" recht, wenn er sagt, daß dieses Herübersthlcppen der national-polnischen Idee nach Ober- ichlesicn weder dem Wunsche noch dem Bedürfnisse des oberschlefischen Volles entspräche. Für die politische Wandlung Oberschlestens seien nicht die oberschlestschen Verhältnisse maßgebend gewesen, sondern einzig und allein galizische Wünsche und das galizische Geld. Der breiten Masse des Volkes werde von diesen Beziehungen natürlich nichts gesagt, und so wußte diese Masse auch nicht, daß sie eigentlich nur im Dienste de» Ausli.nles national-polnische Politik treibe, sich also sozusagen an hoch- verräterischen Manipulationen beteilige. Tie polnische Masse in Ober schlesien laste sich allo durch das Ausland an der Nase herunstühren und tanze recht eigentümlich nach der galizischen Pfeife. Wenn man alles dieses weiß so wird man es vielleicht begreiflich finden, weshalb jener polnische Geistliche, der den Pfarrer Adamsczyk in so unflätiger Weile angriff, das Vorhandensein einer allpolnischen Agitation in Obcrschleiien zu bestreiten für nötig hielt. Da nämlich die Polenaaitatorcn, die gerade in Oberschlesicn mit fanatischem Eiser an der Arbeit sind, immer mehr cinscben, daß das polnische Voll rn Oberschlesien für eine derartige Politik im Dienste Galiziens, und damit für die alloolnische Idee überhaupt nicht zu haben sein dürfte, so versuchen sic, mit dreisten Lügen das Volk über den wahren Sachverhalt o» täusche». Es ist deshalb eine ungeheuer dankbare Aufgabe, sowohl de« Polen in Oberschlesien gegenüber, als überhaupt für den ganzen Ostmarken- tampf, sich lebhaft an der Aufklärung der Polen in Oberschlesien zu betätigen und ihnen die Augen über die wahren Ziele der Agitatoren zu öffnen, die sie heute unter falschen Vorspiegelungen in eine lür die ganze Entwickelung Oberschlcsiens sehr gefährliche Politik hineinpei schen Wo die Polen selbst es zugeben, daß der Ursprung der ganzen national polnischen Bewegung in Obcrschlesien von Galizien ausgeht, ist es ia doch gewissermaßen eine leichte Sache, nachzuweisen, daß dieie Politik sich nicht etwa daraus beschränken kann, gewisse „nationale Eigentüm- lichkeiten der Polen" zu schützen, sondern ihren Endzweck lediglich darin haben muß, die Polen in Oberschlesicn für die „Pniiril der drei Anteile" reif zu machen. Airchenpslitrvches aus Bayern. Aus München wird uns geschrieben: Im W lleu des UltramontaniSmus scheint eS — geaen den Willen des Episkopates — wirklch ,u liegen, einen Kampf zwischen Kirche und Staat zu inszenieren. Nickt nur ras Plaiet allein soll raru die Hand- babe biet n. Die Geschichte gestaltet sich für den tertius FLuäous immer amüsanter. D>e Zentiumspresse hatte behauptet, daß der Erzbischof von München lediglich das unschuldige Opfer diplomatischer Höf lichkeit geworden sei. Er habe die Miltestung der Enzyklika nur als eine» Att der Courtoiste betrachtet und sei böchst erstaunt aew^sen, als der Kultusminister daraus das Ersuchen um Erteilung des Plazets herauSlaS und diele veranlaßte. Der Erzbischof kedarre selbstverständlich nach wie vor auf dem Standpunkte, den er im Jahre 1388 gemeinsam mit dem ganzen Episkopate in einer Ein gabe an die Krone vertrat, nämlich auf der grundsätzlichen Verwerfung des Plazets. Diese Darstellung scheint dem bayerischen Kultusminister zum Bewußt sein gebrach, zu haben, daß auch er eine Galle besitzt. So bat er sich zu einer Erklärung auigerafft, die an Deutlichteil nichts zu wünschen übrigtäßt. Tarin wird die Erzählung einzelner Blätter, soll herßeu der Zentrums presse, über die Vorgeschichte der Plazeiierung der Enztstlika als unzu treffend bezeichnet und konstatiert, daß bisher keinerlei päpstliche Ertaste von den Bischöfen aus Höflichkeitsrücküchten vor.zelegt und die Enzyklika vor ibrer Veröffentlichung in den Diözesanbläitein eingesendet wurde. Es wird ferner festgestellt, daß diese Einsendung mit rein ge schäftsmäßigem Schreiben erfolgte, darauf das Plazet erteilt, die Ber- öffentlickui'g aber erst einige Wochen später voigenommen wurde. Zur Bciicktigung einer etwaigen irrtümlichen Ausfaffung des Kultusministe riums wäre aber reichlich Zeit gewesen. „Nach der gauzen Sachlage ließ die Einsendung eine andere Ausfaffung seitens des Ministerium- durchaus nicht zu, und auch auf der anderen Seile konnte über die weitere Behandlung des ein- g,sendeten Erlasst» keine Unklarheit bestehen. Die Erwirlung des Plazets konnte im Hinblick auf den Wortlaut der treffenden Der- jaffungSbestimmung von einer au-drücklichekt formelle» Bitte nicht ab hängig gemacht werden.* Hierzu sei erläuternd bemerkt, daß nach der Verfassung eine solche Bitte keineswegs verlangt wirb, sondern nur die Einsendung des be treffenden Erlasses vor seiner Veröffentlichung. Der Erzbi'chof bat also, darüber kann gar kein Zweifel bestehen, talsächlich das Plazet erholt. Daran vermag «ruck die bereits telegraphisch wiedergegebene Mit teilung des „Bayer. Kuriers" nichts zu ändern, daß Kultusminister von Wehner den Erzbischof selbst ausgesucht und ihn in mündlicher Unterredung zur Anzeige der En yllika veranlaßt bat. Wenn diese Nachricht aber wahr ist, und sie scheint wahr zu sei», dann tritt die Angelegenheit doch in eine neue Phase und zwar in eine sehr ungünstige für den Kultusminister Bisher hatte man an nehmen können, daß das Gesuch um das Plazet der Regierung sebr unwillkommen geween sei. Tie Gründe biersür habe ich dei.itS neulich auseinandergesetzt. Die Regierung konnte unter den obwalten den Verhältnissen die Genehmigung nicht adlehnen, m,t ,hr wurde sie aber verpflichtet, für die Durchführung der Enzyklika auf dem kirchlichen Di'ripllnargebirte die Macht des Staates zur Beifügung zu stellen. Für sie mußte also, da das Plazet sür den Staat beuie keinen Nutzen mebr gewährt, sondern ihm nur eine peinliche Last auibürdet und ihm die Freiheit des Handelns benimmt, doppelt der Satz gellen: Huiota voll movere. Und dann ist mit aller Schärfe die Fra.e zu sollen, wie der Kultusminister dazu kommen konnte, die E nho.ung deö PlazetS zu vei anlassen, um nicht zu sag n, zu erbitten. Herr v. Wehner wird nicht umhin tönnen, sich dazu zu äußern, wenn nicht jetzt, so bald in der Kammer. Die Zenirumsfraltton wird die ganze Angelegenheit dort ausrollen, der Herr Staatsminister wffd sich aber, wenn es ibm nicht gelingt, die Darstellung des „Bayer. Kur." zu enlkräflen, zwischen zwei Feuern sehe». Auch in anderer Beziehung droht ein Kampf. Die Regierung hat den Entwurf einer Kirchengemeindeordnung vorgelegt und sich dabei natürlich auf den Boden der Verfassung gestellt. In der Begründung wird ausdiückiick erklärt, daß der Episkopal den Entwurf gebilligt habe, daß seine Wüniche in die em zweiien Enlwurfe berücksichtigt worden seien. Gegen ibn setzt nun eine sebr hrfttge uliramoniane Agitation in der Presse ein. Die Gülugleit der Verfassung gegenüber rem Kon kordaie w rd munter bestritten und damit ter Grundgedanke des Ent- wurls, die moderne Kirchengemeinvc ein gewichtig Wor» bei d»r Verwaltung des Kirckenveimögens mitsprecken zu lasten und dem Staate, enttprechenb der Verlassung, bei weitgehender Konzilia»; gegen die kirchlichen Be hörden, das Aussichtsrecht, insbesondere auch ras Recht der Genehmigung zum Neuerwerb von Kirchenvermö zen zu wahre». Dagegen w rd nun die ZenirumSsraktion zum Sturme ausgerusen, gegen den Episkopat aber werden unverblümt die schwersten Bo> würfe erhoben. Man be streitet «ein E'nveiständliis mit dem Entwürfe; denn man hält es sür unmöglich, weil damit die Rechte der Kirche, ihre ganze Tradition preisgegeben würde. ES wäre wieder einmal eine köstliche Ironie der Geschichte, wenn das zentiums- und kirckenfiomuie Ministerium Podewils, voran seiu Kuttusminister, in kirlktz »politische Konflikte käme. Deutsches Reich. Leipzig, 19. November. * TaS Befinden ves Kaisers. Bon einer besonder- wohlinform'erteu Seite wild dem »Berl. Tagebl.* über das Befinden dc- Kaiser- lolgeudes m'tgeteilt: Der ÄM'er leider tatsächlich nur an einem etwas hartnäckigen Katarrh, und alle Gerücht,, die etwas anderes behaupten oder andeulcn, sind vollkommen saltch. Jedesmal, w nn ver Kaffer von einem Katarrh befallen wird, sind seine Aerzte darauf bedacht, zu verhindern, baß der Katarrh nicht andere empfindliche Organe in Mitleiveruchaft ziebe. Vielleicht hat man auch diesmal eine solche Vorlorge treffen wollen, und aus die em Grunde ist der Aufenthalt des KauerS an der See verordnet worden. Dieter Aufeutbalt dürfte dem Kaffer übrigens auch sonst lehr genebm gcwe'en «ein, da er den Wunsch hegen mag, sich von den unbehaglichen Eindiücken zu befreien, welche Lre bekannteri Ereignisse der letzten Wochen bei ihm hinterlassen haben. * Taultclegrawm. Auf d>e anläßlich der Geburt des zweiten Sobnrs des Kronprinzen des D 'ttlcheu Reiches und Preußens vom R ichsiagspräsidenien namens des Reichstages vargebrackteu Glückwümcke gingen folgende Antworten ein: Sebr eifieut über die treuen Glück wünsche, welche Sie namens des Reickstages und im eigenen mir und der Kaisirm und Königin zur Geburt un eres zweiten Enkels aus gesprochen haben, bitte ich, unse>en wärmsten Dank für die freundliche Aujmert'amkelt entgegenzunehuien. Wilhelm, I. k. — Für d e sreuud- licken G ückwün'che anläßlich der Geburt meines zweiien Sohne- 'piechc ich Eurer Ex.ellenz sowie dem teuiicken Reichstag auch namens der Frau Kronprinzeisin meinen aufrichtigsten Dank aus. Wilhelm, Kronprinz. * Die Schell-Affäre kommt wieder in Fluß, und zwar wird sie voraussichtlich nunmehr vor Gericht völlig klar ¬ gestellt werden. Der Würzburger Tompsarrer Braun, einer der intimsten Feinde Schells, war in einem Artikel der „Franks. Ztg." über das „System Schlör" — das ist der Bischof von Würzburg — scharf angegriffen worden. U. a. wurde er beschuldigt, die Geheimprolokollc der schellangelegenheit zur Veröffentlichung gebracht zu haben. Er hat nun gegen die „Franks. Ztg." Klage gestellt. Wie aus Würzburg weiter gemeldet wird, liegt auch gegen die dortige „Neue Bayer. Landesztg." eine Klage, und zwar des Professors Dr. Gillmann, vor. Das Blatt hatte gegen diesen ähnliche Borwürfe erhoben, und insbesondere mit geteilt, Professor Gillmann habe gemeinsam mit dem Dompfarrer Braun und dem Professor Göpert die Geheimprotokolle an die ,,Corri- spondenza Romana" gegeben und die Motive der Jndexkongrcgation der „Germania" übermittelt. * Ter neue Statthalter von E lsaß-Lothr inqen Gral Wedel, trifft nächsten Donnerstag nachmittags 3 Ukr in Straß u»g e>n, um die Regierungsg schälte Lcfin tio zu üb,inehmen. Am Babi hol findet ein feierlicher Empfang durch Z vil und Miliiärbehörven statt. * Borlagcn für -en Reichstag. Der Entwurf zur Erleichterung des Wrchselcerlehrs. der vom BundeSrate im Sommer angenommeu w.rden war. ist dem Reichs«»,« zugegangen. — Der zw scheu Deutschland und den Niederlanden am 27. August v. I. abgeschlossene Vertrag über Unfall versicherung ist dem Reichstage zugegangen. Bekanntlich geben die deutsche und niederländische Unfallversicherung vom Territorial- Prinzip aus, indem gmndsävlich von ihr nur die «un r- halb der Reichsgrenzen betriebenen Unternehmen bett offen weiden, die aber nicht immer aus daS Inland beschränkt bleiben. Tic Unfälle, die die Betrübe in ihren Auslandsfilialen erleiden, unierliegeu zurzeit keiner Unfallversicherung, wenn sie als selbständige BeiriebSi ile gelten; sogenannte Auestrahlungen, d. h. untelbständize, in das Ausland übergreifende Betnebsteile werden deutscherseits als Zubehör des deuttchen Betriebes angeteben, holländischer','1s aber nur als Z ibehör eines niederlänbiichen Betriebes, wenn die Arbeiter in d.n N>ede>landen wol nen, andererseits sind diese Arbeiter gegen U-fall n cht versichert. Um diese Unzuiräglickkeiten zu beseitigen, wurde der rem Reichstag vor- g,legte StaatSoertrag abgeschloffen, der die Berbäliniffe so regel», daß alle beiderseitigen Arbeiter gegen Unfall veisichert sind. * Petitionen an Den Landtag. Bei der Zweiten Kammer sind folgende Petitionen eiugegangen, di« sür Leipzig Interesse haben: Der Schulvoistand in Möckern petitioniert um Unterstützung der unvermögenden Schulgemeinden. Der Vorsitzende des AibeitgederoerbandeS tür das Buchdruckiewerbe hat eine Petition eingereicht wegen der Sach »ge mi Buchdruckgewerbe, Adolf Krause in Plagwitz über den Wiederaufbau seines durch Feuer zerstörten WohnbauseS. Die Lehrerschaft der Kölligl. Bauitwerkenschulea in Leipzig, Dresden, Planen und Zittau petiiioniert um Einführung einer Dienstaltrr-staffel und Bewilligung der dazu
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