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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071119028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907111902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907111902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-19
- Monat1907-11
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07 ;er< MU». < lOilhr. wität ^ofoprr 11 Uhr. g nachm »Lass r tos »u cllert. o^rir. tuben mer, i eine >01»»» Schumann. taiUcher. lettzel. trau«. SUmrer. rnta. ichul»«. iarten, 1S02 L, I. »»» reftrer. itderltn. !>caela. Einers erd manu inler. bechert, ilckel. h u mann ichmann tnrerderg. Svo er» rung, oa am 9,7 u. Floß- w hohe chv-20. i« r von wegen en 1, I. «näßtglen Frei >ag« )tr Rlchlev uren, >»», ttva t 0S1L3 ow. ta: Rat -ermann Hahn. Burger. Nolle. Schumann aven. tner. 1er. !blchc. itlcr. I't- lsiont vcr- k«I«a Dame h I.I. Bezug-.Preit tlk Lelpjig und Vororte durch untere lriger und Spediteure in« Hau« gebracht: Nurgabe L (nur morgens) vierteljLhrlich 3 M. MLnailich 1 M., «usgabe v ^morgen« und abend») viertel, jährlich 4.50 M. monatlich 1.50 M. Durch bl« Post bezogen <2 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien vierteljädrlich 5,25«., monatlich 1,75 M. autschl. Post, bestella-ld sür Oesterreich v L 68 k. Ungarn 8 L vterteljährlich. Abonnement-Snnabme i vugustugplatz di, bei unseren Drägern Wlialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1« Pfg. Nebaktton und «rpedtttou JobannlSgaste 8. Delevkon Nr. 14692 Nr. 146SO, Nr. 14694. Berliner Redaktion» Bureau: Berlin kNV. / Prinz Loui« Ferdinand Strohe I. Telephon!, dir. 9275 Abend-Ausgabe L. eipMerTagMaü Handelszeitung. Lutlsviatt des Rates «nd -es Rottzeiamtes -er Statt Leipzig. Nnzeigen Preis stlr Inserate au» Leipzig und Umgebun, ol« Sgespaltone Petitzeile 25 Pi., sinanziev- Anzeigen 30 Ps., Neklamen l M.: vou autwärte 30 Pf., Reklamen 1.20 M vom Ausland 50Ps., finanz. Anzeigen 75 Ps. Reklamen 1.50 M. Inserate v. vehärden im amtlichen Teil 40 P Beilagegebühr 5 M. p. lausend exkl. Po» gebühr. Seschästsanzeigen an bcooizugn Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn Festerteiltc Aufträge können nicht zurüN gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Dagen und Plätzen wird ken-. Garantie übernommen. Anzeigen.Annahme: Augustusplatz bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen Expeditionen der In- und A usländer Haupt Sillale Berlin Earl Dunck! Herzog!. Bapr. Hofbnch. Handlung, Lützowslrahe 10. (Delephon VI. Nr. 4605). Nr. 32! Dienstag 19. November 1907. 1V1. Zabrqanq. Das wichtigste vorn Tage. * Die Jacht „H o h e n z o l l c r n" mit der deutsche» Kaiserin an Bord ist nebst den Begleitschiffen „Königsberg" und „Sleipner" heute irüh kurz nach 2 Uhr auf der Reede von Imuidcn eingetroffcn. „Sleipner" ist in den Hafen cingelaufen. Gegen den verurteilten Rechtsanwalt Dr. Liebknecht ist nun mehr auch ein D i s; i p l i n a r v c r f a h r e n anhängig gemacht. sS. Dischs. R.s * Tie Karrenzzeit der galizischen Arbeiter ist für dieses Jabr auf 18 Tage herabgesetzt. IS- Dtschs. R.s * I ü ist S a y n - W i t t g e n st e i n ist gestorben. lS.Dtschs.R.s Tagesschau. Die Jlottcnvorlagr. Tlc Flottenvorlage, ist veröffentlicht. Einziger Paragraph: Herabsetzung der Altersgrenze. Roch gestern gingen Gerüchte, daß auch Zne Vergrößerung des Deplacements der neu zu erbauenden schisse oe'etzlich seftgelegt werden svlle. Nichts auf der Welt wäre törichter ge- 'weftn. Während die Schiffsicchnik mitten in der Entwickelung begriffen und die Höchstgrenze kriegsbrauchbarer Fahrzeuge anscheinend noch nicht erreicht ist, sollte durch ein Gesetz bis 1917 eine bestimmte Gröhe kanonisiert werden! Tas heutige Maximum wäre aller Wahr- >cheiulichke>t nach bis dahin längst zum Minimum eines widerstandsfähigen LHPL hcrabgesuiiken, vielleicht bis unter das Minimum! Also hätte ein abermaliges Gesetz erlassen werden müssen, ein abermaliges Lärm enden für das Ausland. Denn in dieser Richtung wirkt doch ohne Zweifel jedesmal die feierlichere Form der Spczialgesetzc und wird dadurch gegen den älteren Brauch der ausschließlichen Durchführung eines Flottenprogramms durch Etatgesetze benachteiligt, den man ver lassen hat, um die innere Einheitlichkeit der Geschwaderformationen nicht durch die schwankenden Mehrhcitsvcrhältnisse kommender Reichs lage zu gefährden. Es ist ein sehr beachtenswertes Zusammentreffen, daß das neue Floitengesetz in dem Augenblicke vor der Ocffentlichkeit erscheint, in welchem der Kaiser auf englischem Boden weilt. Zwar liegt in einer anderweitigen beschlußreifen Beurteilung der an sich rein technischen Frage nach der Lebenssähigkeit moderner Schiffe noch kaum eine das Island pokitin interessierende Neuerung, nlber naturgemäß ist die Maßregel mit einer Beschleunigung unseres Flottenbaues ver- loüpft, und jede Beschleunigung löste in einer sehr nahen Vergangenheit Beklemmungen auf der anderen Seite des Kanals auS. Unterfingen nch doch sogar deutsche Stimmen, den Staatssekretär der Marine direkt der schwächlichen Willfährigkeit gegen englisches Stirnrnnzeln zu be zichtigen, weil er sich nickt , dazu verstand, die Basis des Flotten programms von 1899 zu verlassen! Es wäre ja allerdings eine arge Beeinträchtigung der nationalen Souveränität, wenn der Umfang unserer Kriegsmittel und das Tempo ihrer Vermehrung von ausländischen Faktoren abhängig gemacht würde. Immerhin wird man einen gewissen Zusammenhang zwischen dem sür das Erscheinen der Novelle gewählten Zeitpunkt und der augenblicklichen Besserung der deutsch-englischen Begebungen nicht verkennen dürfen. Fn einem Moment der Spannung seine Rüstungen zu verstärken, ist einmal sachlich verfehlt, weil die ungestörte Durchführung der Neu einrichtungen alsdann nicht gesichert erscheint; anderseits haktet einer 'olchcn Maßregel immer ein gewisses Odium der Herausforderung an. Durch den freundlichen Ausblick aus die internationale Beruhigung, welche unter den obwaltenden Umständen nunmehr eine neue Bestätigung erfahren bat, gewinnt die Vorlage der Reichsregierung eine doppelt er- >restliche Bedeutung. Zur Reichssinanzsragc liegen drei bemerkenswerte Auslassungen vor. Die ,Lreuz-Ztg." will der Zentrumspressc gegenüber Nachweisen, daß einmal die herrschende Rcichssinanznot „dank der Finanzpolitik des Zentrums von der Bild- fläche überhaupt nicht verschwunden sei", daß ferner der Schatzsekretär bereits im Mai auf die „Hydra der Reichsfinanznot", von der beute die Zcntrumspresse angeblich überrascht wird, aufmerksam gemacht habe. Die „Krcuz-Ztg." halt gleichzeitig dem Freisinn vor, daß er verpflichtet fei, für die Deckung von Ausgaben mit sorgen zu helfen, die von ihm selbst bewilligt, zum Teil sogar angeregt seien. Hier handele es sich um die Lebensfrage der Nation, deren Lösung nicht aus Rücksichten der Mahltaktik auf ein Jahr hinausgeschoben werden dürfe. — Auch das „Berliner Tageblatt" erklärt es für „unvermeidlich", daß die Rrickskasse durch neue Steucrqnellen befruchtet wird, und ermahnt die linkslibc- ralen Parteien, nicht den Finanzjammer des Reiches verewigen zu helfen, sondern für eine „rationelle Wirtschaft" zu sorgen. Daß die Regierung einen neuen Versuch zur Reform unternehmen werde, be stätigt, wenigstens mittelbar, die „Nordd. Allgemeine Ztg.", indem sic aus der „Schlesischen Ztg." einen Artikel wiedergibt, der die Dringlich keit einer stärkeren Heranziehung der indirekten Steuern aus Rücksicht auf die Finanzen des Reiches wie der Einzelstaaten und auf die internationale Stellung Deutschlands betont und zugleich bestreitet, daß Fürst Bülow im Interesse der Blockpolitik versprochen habe, bis 1!X>9 keine neuen Steuern fordern zu wollen, und schließlich neben dem Branntweinmonopol die Zigarrenbanderolensteuer als nächstliegende Stellenpläne bezeichnet. — Weshalb durchaus schon gleich die Here der indirekten Stenern dran muß, ehe ein ernstlicher Versuch mit direkten Reichs steuern gemacht wird, bleibt nach wie vor unerfindlich. Die Schisfahrtsabgaben. Mit Rücksicht aus die bevorstehende Eröffnung der Verhandlungen des Reichstags und preußischen Abgeordnetenhauses hat der Arbeits ausschuß der Rhcinsckissahrtsintercsscnten eine neue Denkschrift über die Frage der Schiffahrtsabgaben zu dem Zwecke verfaßt, um über die gegenwärtig vorliegende Situation aufzuklären und insbesondere die vei den Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses vom 18. April dieses Jahres von feiten des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten und von Abgabcnsreuuden im Abgeordnctenhause selbst hervorgehobcnen Argumente zu beleuchten und zu kritisieren. Diesem Zwecke wird die Denkschrift in der Weise gerecht, daß sic die gesamte Betrachtung der Frage in folgende vier Abschnitte cinteilt: 1s Zur Rechtslage. 2s lieber die Verpflichtungen, die nach dem bestehenden Recht den Uferstaaten ob liegen. I) Gründe für die Einführung der Sckisfahrtsabgabcn. 41 Gründe, die die Zustimmung zur Einführung von Schiffahrtsabgaben auch deren grundsätzlichen Gegnern erleichtern sollen. Auf diese Weise erhält die im ganzen so schwierige Materie eine außerordentlich über- sichtliche Darstellung. Jedem einzelnen Abschnitt find Schlußfolgerun gen beigefügt, die wir im einzelnen hier folgen lassen. 1^ Zur Rechtslage: Die Einführung jeder Art von Abgaben, die von Schiffen oder deren Ladung aus Anlaß der Befahrung des Rhein stromes und seiner Nebenflüsse erhoben werden, demnach auch der In halt des tz 19 des preußischen Wasserstraßengesehcs, steht mit Artikel bl- oer Neichsverfassnng und mit den Bestimmungen der Rbeinschiffahrts- aktc in direktem Widerspruch. Ihrer Durchführung müßte daher eine unter den verfassungsmäßigen Formen zu betätigende Aenderung der Ncichsverkassung und eine Aenderung der revidierten RheinschiffährtS- akte mit Einverständnis aller beteiligten Staaten vorausgehen. 2> Neber die Verpflichtungen, die nach dem bestehenden Recht den Nferstaaten obliegen: Nach Lage der durch die Rheinschiffahrtsaktc (Ar tikel 28) in Verbindung mit Artikel 4 Ziffer 9 der Rcichsversassung den Uterstaaten auferlegten Verpflichtungen haben diese die zur Instand setzung und Jnstanderhaltung des Fahrwassers im Rhein und seinen Nebenflüssen nötigen Arbeiten fortlaufend anszusührcn. Sie dürfen sich dieser Verpflichtung, aus welchen Gründen auch immer, nicht ent ziehen, sicherlich nicht aus dem Grunde, um von ihren Mitkontrahenten die Zustimmung zu einer von diesen sür schädlich gehaltenen Aenderung der vertragsmäßigen Vereinbarungen zu erMingen. 3s Zn den Gründen sür die EinführnM der Schiffahrtsabgabcn: Tie Aufwendungen der Staaten für den Rheinstrom in dem seitherlgcr Umfange dienten überwiegend dem Landeskulturinteresse, nur zum Tei den Interessen der Schiffahrt. Insoweit letztere in Frage kamen, Han delte es sich darum, die natürliche Schiffbarkeit des Stromes zu ei halten und den steigenden Anforderungen des Verkehrs anzupassen. S' lagen also ganz im Nahmen der durch die Rheinschiffahrtsaktc den Ufc' staaten auferlegten Verpflichtungen. Die Aufrechterhaltung der bi hcrigen Grundsätze entspricht sowohl dem Staatsintcrcssc wie den Ge sichtspunkten rationeller Verwaltung und ist angesichts der Verhältnis mäßm geringen Höhe der Aufwendungen ohne Bedenken für die Staats finanzen. 4» Zu den Gründen, die die Zustimmung zur Einführung von Schiffahrtsabgabcn auch deren, grundsätzlichen Gegnern erleichtern sollen: Es ist durchaus verfehlt, von der Bildung einer Rheinschiffahrts kasse und der Errichtung eines Rheinschiffahrtsamtes eine Beseitigung oder auch nur eine Milderung der durch die Einführung von Schiff sabrtsabgabcn eintrctenden Nachteile zu erwarten. Im Gegenteil wer den hierdurch nur neue Verwickelungen und neue Jntercsscnkämpfc her vorgernfen. Insoweit neue und umfangreiche Negulicrungsarbeite!« vvrgeschlapen werden, sind solche im einzelnen zu prüfen, und ihre AuS fübrung ist je nach ihrer Eigenart durch Beiträge der beteiligten Staaten, Kommunalverftä?^» und Jnteressenverbände sicherzustellcn. Deutsches Reich. Leipzig, 19. November. * AuS per« 'TundeSrat. Zn der letzten Plenarsitzung des Bundes rates, die unter ^cm Vorsitze des Staatsministers, Vizepräsidenten de: Staatsministerium-, Staatssekretärs des Innern Dr. von Bethmann- Hollweg stattfand, wurden die Beratungen über den Reichshaushaltsetat sür das Rechnungsjahr 1908 fortgesetzt. Genehmigt wurden nach den Anträgen der Ausschüsse die Etats für die Verwaltung des Neickshecres, der Etat der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren, die Etats des Reichsamts des Innern, der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung, des Reichsschatzamts sowie mehrere kleinere Etats. Außerdem erklärte sich die Versammlung mit der Prägung von 20 Millionen Mark in Fünfmarkstücken einverstanL-'. Gestern hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesrates für Handel und Verkehr und für Justizwesen eine Sitzung. * Bahnbau iu OstarrU«. Der „Deutschen Tagesreituoa" unterliegt eS keinem Zweifel, daß der Plan sür den 1 gangsbahneu iu Ostafrika auf erheblichen Widersinn schatzamt stoßen werde. * Die Karenzzeit der Galizier. Der preußisck Innern und der Handelsminister beschränkten für die polnisch-galizischen Arbeiter im oberfchlesischen Jnvustrierevier die diesjährige Karen:zsit, innerhalb deren sie Preußen verlassen müssen, und die am 20. Dezember beginnt, auf achtzehn Tage gegen 42 Tage in den früheren Jahren. Hierdurch entsteht der „Schlesischen Zeitung" zufolge den oberfchlesischen Kohlengrube« immer noch ein Forderungsausfall von 6 Millionen Zentnern. * Eisenbahn-Tarife. Dem „Berl. Tagebl." zufolge sind gestern in Berlin Verhandlungen von Vertreter» verschiedener deutscher Eisenbahnen begonnen, die eine Aenderung des Personen- und Gepäckrariss erstreben. Es soll sich in der Hauptsache darum handeln, für die Fahrpreise der I. Klasse, die als zu hoch gegriffen angesehen werden, eine Er mäßigung und für den ziemlich komplizierten Gepäcktarif eine Verein fachung herbeizuführen. — Eine Herabsetzung der Fahrpreise I. Klasse würde sozialpolititch unberechenbar ungünstig wirken und erscheint auch in keiner Weise sachlich berechtigt. * Fürst Rudolf von Sayn - Witgenftein-Hohenstein ist gestern im Alter von 75 Jahren in Prien am Chiemsee an den Folgen einer Lungen. Feuilleton. Wiederholen aller Lektüre ist der sicherste Probierstein ge wonnener weiterer Bildung. Hebbel. Friedrich Spielhagen. Von A rno Hach sLeipzigs. In diesen Tagen war cs fünfzig Jahre her, seit Friedrich Spiel lagen die erste Frucht seines literarischen Schaffens, die Novelle „Clara Vere" der Oessentlichkeit übergeben hat. Fünfzig Jahre! In Zeiten ftagnicrender Entwickelung kann dieser Zeitraum unter Umständen nicht viel bedeuten, sür unsere Zeit aber, mit ihren überraschenden Neue rungen auf allen Gebieten, besonders denen der Technik und des Ver kehrs, nicht zuletzt aber auch auf denen der Kunst und der Literatur, iind fünfzig Jahre eine gar lange Zeit. Lang genug, um eine Größe, die der Zufall und die Mode emporgehoben haben, wieder in die Ver- 'enkung der Vergessenheit verschwinden zu lassen und sic so gründlich vergessen zu machen, daß sich kein? noch so umfangreiche Literaturge schichte mehr auf sie besinnt. Hat es doch in diesen letzten fünfzig Jahren nicht an Versuchen gefehlt, unsere Großen und Größten von der sichern Höhe ihrer Piedcstalc, aus die sie Liehe und ehrfurchtsvolle Verehrung gestellt batte, hcrabzustoßeii. Erinnert sei nur an die Schwankungen, die die Beurteilung Schillers gemacht hat. Auch Friedrich Spielbagcn bat in dieser Zelt erfahren müssen, wie sehr und wie rasch sich ein Urteil über einen Dichter ändern kann. Sucht man beute in einer Literatur- geschickte Spielhagcns Namen, so wird man nicht ohne Verwunderung gewahr, wie so grundverschieden die Urteile über ibn ausfallcn. Ein Beispiel für viele' Während Otto_von Leixncr über die „Problematischen Naturen" und anschließend über Spielhagen schreibt: „TaS Werk ist die Schöpfung eines Dichters", stellt Eduard Engel gerade die gegen teilige Ansicht aus: „Im letzten Grunde kein Dichter ist der . . . Ro manschriftsteller Friedrich Spielhagen." Widersprechender können zwei Ansichten nicht gut sein Im allgemeinen urteilen unsere Literatur geschichten aber durchaus mit ehrlicher Sachlichkeit respektvoll von dem Schassen dieses Dichters, nur der vbcn erwähnte E. Engel spricht mit vorschneller und scheinbar nickt ganz unparteiischer Geschäftigkeit Spiel- Hagen die Qualitäten zum Dichter ab. Wenn wir auch heute uns den säst beispiellosen Erfolg der „Problematischen Naturen", jenes Werkes, daS Spielhagcns Namen mit einem Schlage zu einem der berühmtesten nicht nur in Deutschland machte, wenn wir uns diesen Erfolg auch zum großen Teile mit aus der Strömung und der Stimmung der Zeit er klären müssen, so können wir uns doch anderseits nicht verhehlen, daß es eben nicht nur die Zeit gewesen ist, die den Roman und seinen Schöpfer berühmt gemacht hat. sondern die großen, inneren, künstleri schen Qualitäten des Werkes. Die Zeit war reich an solchen proble matischen Naturen. fEin Begriff übrigens, den Spielhagen von Goethe I hat, der in den „Maximen und Reflexionen" sagt: Es gibt problematische Naturen, die keiner Lage gewachsen find, in der sic sich befinden, und denen keine genug lut. Daraus entsteht der ungeheure Widerstreit, der das Leben obue Genuß verzehrt.) Spielhagen hat es verstanden, in sei nem Oswald Stein und seinem Professor Berger und den anderen allen, lebendige Menschen zu schaffen, die gewissermaßen typisch und dokumen- tarisch sür ihre ganze Kultur geworden sind. Das ist es, was diesen und die anderen großen Romane Spielhagcns, die sich von dem kraft voll gezeichneten Hintergrund ihrer ganzen Zeit abhcben, weit hinaus hebt über den Wert bloßer „Zeitromane", sie sind die klaren Spiegel ihrer ganzen Kultur. Wir sehen vor allen Dingen jenen behäbigen, selbstgefälligen Liberalismus, der sich nicht genug tun kann Geistlichkeit und Adel zu verspotten und zu betonen, wie es das selbstgerechte Bürger- tum so herrlich weit gebracht hat. Und wenn auch Spielhagen zum Teil selbst befangen jein mag in diesen Ansichten, um io mehr haben seine Werke knllnrgeickichtlich.il Wcrt^ um so mehr wirb sic derjenige, der sich ein getreues Bild der Kultur icncr Tage machen will, zu Rate ziehen müssen Vor allem aber ist für uns heute noch, wie damals, die Technik zu bewundern, mit der der Dichter die kunstvollen Gebäude seiner Romane ausbant. Tas entwickelt sich alles scheinbar so zwang- und mühelos, und doch steckt gerade in dieser Mühelosigkeit Vie schwierige Kunst, den Leser immer weiter zu führen in die Materie, ihn nicht fühlen zu lassen, wie sich die Fäden und Fädchen der Handlung verschlingen und verwirren, nnd erst nachdem er das Buch aus der Hand gelegt hat, übersieht er rückschauend, welche Fülle von Gestalten, welch seltsame Menschcnschicksale die sicher gestaltende Kraft des Dichters yor seinem inneren Ange vorbeiacstihrt bat Wenn man bedenkt daß der Roman so eigentlich eine Erfindung des vergangenen Jahrhunderts ist, daß er zu Beginn dieses Jahrhunderts oft nur dazu diente, um ästhetische, ctbische. Politische Ansichten in einer dem Leser gefälligeren Form als der strengen, sachlichen Abhandlung vorzuführcn, oder daß er eben dem bloßen äußerlichen Zcitvertricb diente, dann muß man um so mehr die Sicherheit Sviclhagens bewundern, mit der er in seinen Romanen eine reine Kunstsorni schuf. Zur selben Zeit, wie Spielhagen, schrieb Gutzkow ncunbändige Romane, durch deren Länge selbstverständlich dem Dichter wie den: Leser last jegliches Gefühl für die Komposition verloren ging. Dadurch, baß es spielhagen gelang, die Ausdehnung feiner Werke aus ein erträgliches Maß zu beschränken und gleichzeitig bock für die handelnden Personen einen Hintergrund gab der breit und plastisch genug war. die Figuren nicht nur als solche, sondern im innigsten Einklang mit ihrer Zeit z„ scheu, wurde cr einer der Mitbegründer des modernen Romans überhaupt. Man mag mit Recht einwendcn. daß die Svielhagenschen Figuren oft ein geschraubtes Papierdeutsch reden, daß iie eine Fülle von Zitaten nnd Weisheiten von sich geben, die mit ihrem Charakter streng genommen nichts zu tnn baden, das alles sind Fehler, die iu ver Zeit ihrer Entstehung ihren Grund haben, die Vorzüge der Svielhagenschen Kunst: die sichere .Kom position, die Klarheit der Darstellung, die lebendigen Naturschilderungen von oft berauschendem Stimmungsgehalt und das echte Temperament des Vortrags, das den Schöpfungen dieses Dichters das gibt, was man im besten Sinne „spannend" nennt, eine große dramatische Wucht, diese Vorrüae werden Spielhagen noch weit über unsere Zeit hinaus Leser und Freunde erhalten. Spielhagen ist seinerzeit als einer der cr den literarischen Revolutionären der 80er Jahre, nicht zuletzt durch Schrift Heinrich Harts, zum Opfer gefallen. Als einer der ersten w cr wicde', nachdem der Naturalismus selber bald genug vieox , geworden ist, wieder zu dem Ansehen gelangen, das ihm gebührt. Nickt mehr die überschwengtiche Begeisterung, die seinen ersten Werken zu tubelte, wird man ihm entgcgenbringen, aber die ehrliche Anerkennung der großen Vorzüge seiner Werke und dessen, was sie für die Entwicke. lung des deutschen Romans gewesen sind, wird man, trotz Herrn Eduard Engel, dem Dichter nicht versagen. Es ist neuerdings die Frage aufgetaucht, wenn sich unsere Literatur, das heißt der Schatz an wahrhaft guten Werken, so weiter vermehrt, wie bisher, wie soll sich der Durchschnittsleser, dem Lesen nicht Berus ist, wie dem Literaten bei beschränkter Zeit durch diesen Wust hindurch- lesen? Eine angenäherte Lösung dieser Frage ergab sich durch den Kompromiß, daß mau ans den Werken einzelner Dichter Breviarien zusammenftelltc, die, je nach dem guten oder schlechten Geschmack des Zusammcnstcllcrs, die Stellen seiner Werke enthielten, die man für die besten und wertvollsten hielt. Dieser Notbehelf, der eben auch alle Schattenseiten eines solchen hat, ist nun aber bei einem Romandichtcr, dessen Werk in seiner vollen Kraft nur durch sich selber wirken kann, nicht angängig. Mau kann aus einem Roman nickt die besten Stellen, wie die Rönnen aus einem Napskuckcn, herausklauben, ohne das Werk zu schädigen. TieVerlagsbuchhandlung von L. Staackmann, Leipzig, hat nun, um das fünszigiährigc Schriftstellcrjubiläum Friedrich Spiel- bagcnS zu feiern, eine Volksausgabe der Werke des Dichters in zehn Bänden lgebundcn in fünf Leinenbändcs veranstaltet. Diese Ausgabe enthält ans oem reichen Oeuvre des Dichters seinen ersten großen Roman, die „Problematischen Naturen" und sein letztes Werk, den psychologischen Roman „Frei geboren". Zwischen diesen beiden Werken, die den An fang nnd das Ende der Spielbagenschen Werke markieren, ist so ziemlich aus jedem Jahrzehnt ein großes Werk entnommen. „Sturmflut", dae große Zeitgemälde aus de« siebziger Jahren, „Was will das werden N „Sonntagskind", „Stumme dcs.Himmels" und „Opfer", cinWerk, das l mit dem Problem der Sozialdemokratie befaßt, sind die Romane, di/ dieser Ausgabe Aufnahme gefunden haben. Vielleicht vermißt eine oder andere den Roman, der in vieler Hinsicht den Höhcpunk Spielhagcns Schaffen bildet, „Hammer und Ambos", und würde gern ein anderes Werl entbehren, immerhin, die Ausgabe ve ein ziemlich getreues Bild von Spielhagens Schaffen, und wenn heiträgt, dem Dichter neue Freunde zu erwerben, dann hat si Teil ihrer Aufgabe erfüllt. K * Eine Rächt in E. T. A. Hoffmanns Tafelrunde. T Schilderung eines Abends in der genialischen Tafelrunde E. T. bei Lutter und Wegener, die der Dichter, Maler und Musik» Lyser in einer verschollenen Zeitschrift „Der Salon" gee Dr Leopold >-irscks»ld im neuesten Hrst des „Literarischen ? Licht. Lyter hatte sich an einen Nebentisch gesetzt und w scheinen des ibm von Leipzig der bekannten Dichters den e Das Wagengcrasjel, welches nach einiger Zeit erscholl, künd Theater zu Ende sei. Ich durste denn auch nicht lanae t»
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