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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071123026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907112302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907112302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-23
- Monat1907-11
- Jahr1907
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Ausland. * Dnrkschl««» und vn»lan». Die Londoner »Morning Post" schreibt: Der beste W«g, sür die Beziebungen zwochen Deutschland und Enrlanv eine solide Grundlage zu ichuffen, würde der sein, vag mög lichst viele Engländer Deutschland kennen lernen. Hierzu würde der erst« Schritt die Kenntnis der deutschen Sprache fern, der zweite, so viele Betuche in Deutichland zu machen, daß e- möglich sein würde, das deut'che Volk kennen zu lernen, wie es zu Hause ist. Der Deutsche Kaiser bat versichert, daß die Engländer in Deutschland willkommen sei n; andererseits ist England für deutsche Besucher und Reisende stets offen gewe en. Am österreichischen AuSsleichSauSschuffc erklärte Ministerpräsident v. Beck in seiner Antwort auf die gestrigen Anfragen Kuranda« über daS ungarische Ermächtigungsgesetz, dieses Ermächtigungsgesetz sei ein sogenanntes JnartikutierungSgesey und solle Vie Möglichkeit bieten, daß die den Anögleick bildenden Ovcraie >n die LandeSgeseygebung ausgenommen würden. Der Ministerpräsid nt weist nach, daß dieses Ermächtigungsgesetz keinen wie immer gearteten Unterschied gegenüber dem ursp>üngl,ch von der ungaritchen Regierung vorgel gten Geietzentwurf aufweise und daß daS Borg-hen der ungankchen Regierung vollkommen den von ihr über nommenen Berpflichiungen entspreche und bemerkt feiner ausdrücklich, daß der Borkrag und die sonstigen Uebereinkommen deS AuSgl icheS selbst in Getetzes'orm Genebmigung erhalten hätten und vem- gemäü in Wirksamkeit gesetzt werden würden. Die ungari che Regierung habe zwei Wege, entweder die unmittelbare Iuariikul erung deS be treffenden Instruments, oder die Jnartikulierung mittels Ermächtigungs gesetzes. Welchen Weg sie beschreiten wolle, sei eine rein inierne An- g'legenbeit der ungarischen Regierung, aus welche dem AilSlchuß keiner ei E nflug zustehe. Der Ministerpräsident fügt noch hinzu, raß die erste Redaktion deS Mantelgeseyes zur Einbegleitung der AuögleichSoperate aenau so geiaßl gewesen sei, wie das Ermächtigungsgesetz. Ein Antrag VattnjaS, über die Erklärung deS Ministerpräsidenten die Debatte zu eröffnen, wird hierauf abgelebnt. Der AuSgleichSanSlchuß verhandelte sodann über Artikel 20 betreffend den Viehoeikehr. Die Weiterberatung wurde h eraus auf kommenden Montag vertagt. * Der ungarische Luotenanoschutz nabm einen Antrag seines Prä sidenten Szell an, demzufolge die Beitragsleistung zu den gemeinsamen Ausgaben nm 2 Prozent erhöbt werden soll. Ein Antrag deS Ab geordneten FoelveS, die gegenwärtige Quote von 34,4 Prozent beizu behalten. wird abgelchnt. * Aus »em französischen Tenat. Aus Paris wird gemeldet: Der Senat setzte in seiner gestrigen Sitzung die Erörterung über die Ur sachen der Explosion auf der .Jäncr" fort. EhautempS bält eS für gefährlich, der Privatindustrie auch nur einen Teil der für Kriegs zwecke bestimmten Pulvertalrikat on anzuvertrauen und beantragt, die Bebandlung d.r Kommissionsbeschlüffe auSzusetzen und sie den beteiligten Ministern wieder zugebcn zu lasten, obne sich mit den darin vertretenen Anschauungen einverstanden zu erklären. Berichterstatter MoniS erklärt, raß keine äußere llriache die Explosion verschuldet hat. Hierauf wurde die weitere Verhandlung aus Dienstag vertagt. * tsarloS, »er Tyrann. Wie der Korrespondent der „Vossilchen Heilung" direkt aus Lissabon erfährt, machte Kronprinz LouiS Philipp dem König Carlos Vorstellungen über seine tyrannische Politik. Daraufüin wurde der Prinz nach Schloß Villa Vitola, daS einsam gelegen und 100 Meilen von Lissabon entfernt ist, verbannt. Es herrscht ungeheure Aufregung im ganzen Reiche. * Spanische Kammer. Der Ministerpräsident tritt für den Effektiv bestand des Heeres ein, der im Budget für 1908 mit 80000 Mann angeietzl ist. D>e kataloni'chen Abgeordneten bekämpfen cen für SchifsS- bauten ausgestellten Kostenamchlag, der ihrer Ansicht nach dem Lande beträchtliche Aufgaben ameilegt. * Französische Marine. Aus Toulon wird telegraphiert: Während des gestrigen Manövers daS auS Panzerschiffen, Kreuzern und Unter seebooten bestehenden Geschwaders kam eS zu einem ernsten Unfall, der leicht schwere Folgen hätte nach sich ziehen können. Die Untersee boote „Boa irs" und „Sofleur" machten gleichzeitig einen Angriff auf die „Jaursgrnberry" und stießen bei 30 Meter Tiefe zusammen. Dre „Borritö" erhielt an der Kuppel ein Loch, so daß daS Master mit großer Gewalt in daS Boot einvrang. Nur der großen Besonnenheit d.S Kommandeurs gelang eS, das Boot an die Oberfläche zu bringen. Während der .Sofleur" gleichfalls an die Oberfläche streg, erfolgte ein zweit r leichterer Zusammenstoß mit der „Bonn6". Die Kriegeckch ffe befanden sich während des Vorganges 300 Meter von der Unfallstelle cnt'ernt. Beide Unterseeboote konnten schließlich mit eigener Kraft in den Hafen zurückkchren. Dem Marinerat ist ein eingehender Bericht erstattet wo, den. * Tie Znckcrkonventiou. Aus Brüssel wird depeschiert: Für den Beitritt zur Zuckerkonveniion stellt Rußland die Bedingung, seinen Einfuhrzoll auf fremden Zucker von vier Puv beizubebalten und seinn Zuckerstock von 300 000 Tonnen auf den Weltmarkt werfen zn dürfen. Ja der gestrigen Sitzung wurde lebhaft über die Festsetzung des Quan tums debattiert. Eine Einigung kam, wie bereits gemeldet, nicht zu stande. Die Bevollmächtigten erbaten telegraphische Weisungen. teipziger und Sächsische Angelegenheiten. Wetterbericht -er königl. sächs. meteor. Institut» zu Dre»-en. Bareusseee für »en 2 t. November. Veränderlich, mehrfach Schneefälle, mäßige norvöststlichr Winde, Frostwetter' Auszeichnungen. Der König hat dem seit 23. November 1857 ununter brochen in der Buchdruckerri von E. G. Naumann in Leip,la, Seeburgstraße 57, beschäftigten Magaziaverwalter Friedrich Wilhelm Zechendors in Groß- zichocber in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistung das Ebrenkreuz oerltevrn. Wetter sind den nachgenanntrn,- feit über 30 bez. 25 Jahren in derselben Buchdruckerci beschönigten Personen vom König lichen Ministerium des Innern bez. der Königlichen KreiSdauptmonnichast Leipzig Auszeichnungen verlieben worden und zwar daS tragbare Earenzeicheu für Treue in der Arbeit: dem Schristsetzereiiaklor Carl Gustav Haupt in Leipzig, dem Buchdrucknaschinenmeister Edmund Gottfried Michel in Leipzig, drmBuch- bkndrrrifaktor Otto Carl Spranger in Lripsig-Reudniy, v,m Buchdruck- ma chmenmeister Friedrich Robert Lochman» in Leipzig, demLteindruckerei- fakior Johann August Hermann Maasch in Leipftg-Thonberg und dem Buchhalter Ferdinand Berndard Haupt in L.-Pla.rrvis; le eine Belobigung»- urkunde: dem Obeimaschinenmeiirrr August Carl Thurm in Leipzig-Reudnitz, dem Schriftsetzer Gustav Friedrich in Leipzig-Schleußig, dem Schriftsetzer Christian Karl Freiberger kn Leipzig, dem Buchbinder Johann Wil helm Rodert Schäfer in Leipzig-Reudnitz, dem Packmeisler Friedrich Eduard Hrvßel in Leipzig und rem Schriftsetzer Richard Gustav Pötzsche in Schönefeld. Die Auszeichnungen wurden den Genannten beute in Gegen wart des Filinenmitinhabers Theodor Naumann durch Oberbürgermeister Jastizrat Tr. Trönblin an RatSnelle ausgrhändi t. * Der erste Schnee. Hurra! Ter erste Schnee ist gefallen! Das war eine Freudenbotschaft für unsere Kleinen heute morgen. Eine Schneelandschaft ringsum. Allerdings nur markiert, denn der Schnee liegt so dünn, daß an eine Schlittenfahrt oder an Schneeballmachen noch nicht zu denken ist. Schadet aber nichts! Die Dächer sind weiß und die Strien — waren weiß, der Tagesverkehr hat sie längst wieder geschwärzt. Die ersten Flocken sind gefallen und haben den Kindern die Mahnung zugerufen: „Die Schlitten bereit!" Eher als das Schlitten- fahren wird das Schlittschuhlaufen beginnen, denn dazu oedar» cs keines großen Schneefalles, sondern nur einer normalen Kälte. Und die ist da. Morgen schon werden vielleicht die Schlittschuhbahnen von Tausenden bedeckt werden, und der Eissport, einer der .e'undesten, wird wieder in vollem Schwünge betrieben werden. Wie sich der diesjährige Winter gestalten wird? Voraussichtlich sehr gut für die Kohlen- und Pelzhänvler, sofern man den Wetterpropheten Glaub >n schenken darf. Die Wettervropheten in der Schweiz nämlich behaupten, der Winter werde dieses Jahr sehr hart werden. Ter Gemsjäger Suter im Muottatal, der in der Urschweiz als großer Wettermacher gilt, hat schon im September einen Warnungsruf ertönen lassen: „Ihr Äelpler, bevor ihr abzieht aus dem Sommersitz ab den Alpen, stützet die Alp bütten und die Schafställe, damit sie vom Schnee nicht eingedrückt wer- den; ihr Bewohner an den Seen und in den Tälern, versehet euch recht- zeitig mit Hol, — es gibt einen gewaltigen Winter, der seinen Vor- gänger noch übertreffen wird." * Blumenschmuck. Die schöne, pietätvolle Sitte, am Totengedenktage die Grabstätten teurer Dahingeschiedener mit Zeichen der Liebe zu schmücken, hat mit jedem Jahre an Ausdehnung gewonnen. Schon heute bildete der Gottesacker das Ziel zahlreicher Wanderer, die hinauszogen, um in stillem Gedenken an Grabeshügeln zu weilen oder Blumen- gewinde auf die öden Stätten vor Einbruch der rauhen Winterszeit niederzulegen. Freilich, jene Pracht, die der ebenfalls als Gedenktag der Toten geltende Johannistag entfaltet, vermag der Totensonntag nicht zu bringen. Weniger leuchtend find die Farben des Schmuckes, oft besteht er nur in künstlichen Nachbildungen: aber nicht weniger herzlich sind alle diese Gaben gemeint. Die Sitte des Kränzewindens ist uralt, jedoch kann nicht jeder Volksstamm auf eine gleich lange Zeil dieses Brauches zurückblicken. Im Alten Testament werden Kränze nur als heidnischer Opferschmuck erwähnt. Erst aus dem 5. und 4. Jahrhundert vor Christi Geburt haben wir sichere Nachrichten, daß .ie Griechen die Gräber der Toten schmückten an besonderen Totenfesten. Auch bei den Römern gab es für verschiedene Zwecke Kränze. Bei uns bilden Blumenspenren immer eine edle, vornehme Kundgebung rein menschlicher Teilnahme an dem Geschick unserer Mitmenschen. Blumen begleiten uns von der Wiege bis zur Bahre. Blumen sind die letzten Grüße, die unsere teueren Toten mit ins Grab nehmen. Ja, eS ist eine ganz besonders schöne Sitte, daß wir in Erinnerungsstunden, die wir denen weihen, die von uns gegangen sind, das Herrlichste spenden, was uns Mntter Erde gegeben hat — die Blumen. * * * Freiwillige SanitStSkolonne vom Noten Kreuz zu Lcipziy. Morgen Sonntag, den 24. November, nachmittags punkt !43 Uhr, findet eine größere JnspizierungSübung der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zu Leipzig in der Turnhalle des Westvorstädtischen Turn vereins sam Meßplatzes statt. Deutsche Kämpfe i« Tirol, lieber dleleS Thema sprach am Freitag, den 22. November. Professor Ldaar Meyer in einer von der Leivziaec Freien Stubentenichaft einberufeuru Versammlung. Prosesior Meyer, der bekannte Vor- kömpker jür das Deut'chium in Tirol uuv speziell in Süd'irol hatte wie noch er innerlich kein wird, in diesem Jahre al» Fübrer deutscher Turner in Callao leoen austeherrrrregrnden Zo'arnmrustoß mit den Irredentisten. Im erst«» Teile seines Bortrages lvraw der Referent über dieAamvfarbeit und das nationale Schaffen dr» Tiroler BolkSbundeS. Vorher beiprach »r tu Worleu waimer Arier- kennung die Hilf-leistuog der deuischen Schul- und Eüutzvereiae um die Er- haltuna des Deutschtums in Südtirol. Weiter ausgreifend schilderte er darauf die Berwelschuug deS ursprünglich echt deuischen Lances durch deutschfeindliche I stelligrnzen, den Einfluß, den italienisch gesinnte Advokaten, Aerzie und nor allem Geistlichedabeih ibeu unddie laxe Haltung berRegirruna drin anmaßendenBeuedmeu der Italiener gegenüber. Jene Italiener, die einstmals als Flüchtlinge in Tirol eingewnndert leien hätten nach und nach die bodenständiicke Bevölkerung zu Fremden im eigenen Lande gemocht. H.u>e dürsten e» die Weilchen wage«, die Deut chen ihrer Sprache und ihres Deut chtums wegen zu veriolgen. Tirol müsse man deute schon zu den genfticht prachigen Ländern rechnen. Der Deutsche in Tirol dürfe es deute kaum wagen, einen Prozeß gegen einen Wellctrn zu führen: in den meisten Fällen bekäme er Unrecht. In ihrer Phantasie sehen die Italiener Südtirol schon als eine ihrer Provirnen an, sprechen von Treniinv als einem zu Jta'.ien gehörenden Stück Erde. Dieser anmaßenden V rmelichung ent gegen cutrelen. sei der Tiroler BolkSbund gegründet Worten. Und ieine Arbeit sei er folgreich. In einem zweijährigen Bestehen dabe er in IMOrtsarupuen 25 OX) Mit glieder um si h geschart und versüae über verhältnismäßig reiche fEanielleHilsSrnttel. Wenn die Bewegung ko wie sie eingesetzt habe, weiter gebe sei iu abiehl arer Zeit eine Znrückentmickeiung der urständischen Bevölkerung zum Deutschtum zn erhoffen. Der Bolksbund bilde eine heilsame Gegenwirkung zu den irreden- tikiichen Bestrebungen, wie sie z. B der Dante Alighieri-Verein venolge, der einen Druck nicht nur auf die Offiziere, sonkern sogar auf die Gemeinen aus- dehne und seine Fangarme herein zu den deuischen Südtirolern strecke. In der Gründung deutscher Schulen und Wirischajlsveieinigunaen müsse diesen An strengungen emgeaengetreten werden. Mit einem warmen Apvell an die Er schienenen: die Sache der deutschen Südftroler zu unterstützen, schloß Pros. Meyer unter lebbailem Beifall den ersten Te l seines Vortrages. Während der Pause wurden Sammeltisten ausgelegt für die deutsche Schule in Eichholz. E? wurden 250 .Xk gezeichnet. Im zweiten Teil seines Re erates lvrach Prof. Meyer ü.er die seiner.eiligen Temonstrat-on-n und die Besch mpsungen, denen die l7 deutschen Aueflügler und b.sonderS ter Re-rrrr selbst aus dem Wege zum Bobodof Calino und am Bahnhöfe selbst von den Irredentist'n ausgesetzt gewesen seien. Wi.er- wärtige Bilder waren es, die er davon entrollte. L. ^eiclwaov. * Ter Streik der Arbeiter »er Teutsch-amerikani ch n Petrnlrum- Kksellschaft zu Leipzig beichäOigte eine am Fieitag abgehnlune Versammlung von »ton umenten und Interessenten. Die Versammelten ernannten aus den anwesnden Ladeninhabern eine Kommission rmt dem Auftrage, bei der G.sell- ichast unter Hinweis auf einen etwaigen Boykott wegen Anerkennung der Aibeiiersorderungen vorstellig zu weraen und das Ergebnis sofort dem Streik komitee mitzuteilen, damit dieses etwaige Maßnahmen treffen kann. Jugendliche Taschendiebe. Verhaftet wurde ein 17 Jabre aller Kürschner- lehrling aus Galizien, der anr Köuigsvlotz einer Frau ein Portemonnaie mit Inhalt aus der Kteidtaiche gestoulen halte. lÄesährltche Mtetgeldschwiadleriu. Noch immer treibt ibr Unwe'rn jene Mietgeteschwinblerin, die sich unter verschiedenen Namen als Marie Borchen. Margarethe Hiller, Rosa Müller und Elsa Magott bei Herrschaften vermietet, den üblichen Mieltaler annimmt, dann aber den Di-nst nicht anlritt. Sie gibt in der Regel au, daß sie zuletzt in Bödlitz-Ebrenberg in Stellung gemein i't. Die Betrügerin, vor der eindringlich gewarnt wird, ist etwa 21 Jahie alt, groß und kräftig, hat runde» geiundfarbiges Gesicht, dunkelblondes Haor trägt grau grünen Man el. blauen Kleikerrock. schwarze Boa und lchwarzen Hut. Vin alter Gaunertrick. Aufmerksam gemacht wiid auf einen unbekannten Burschen, der in den Westvororten Probenummeru einer illustrierten Zeitschrift an Bewohner von Grundstücken al gibt unter der unwahren Angabe, daß da» Blatt von einem andern Mitbewohner, der nicht anwesend sei, bestellt sek. Dabei erhebt der Bursche Geldbeträge. Rücksichtsloser R idfahrer. Am 20. d. M. vormittags 11 Uhr wurde Ecke der Brau- und Dusourstraße e>n sjähriger Knabe von einem Radfal rer umgefahren und am Kopse erheblich verletzt. Der Radsadrer. etwa 45 Jabre alt, der giaurS Jackett und graue Müye trug, fuhr in rücksichlSioser Wei e davon. Mitteilungen über seine Persönlichkeit sind bei der Krtminalabtetlung an- znbrft gen. Diebstähle. Eiugebrochen wurde in ein Gel'chästslokal in der Goelhestraße und dabei riu Geldbetrag sowie »ine Standuhr in Form eines Steigbügels, in dem die Ubr angebracht ist, gestohlen. — Gestohlen wurde ferner: auswärls ein Objelliv eines linemathographischen ApvaraieS, gez. Ruderus, Hannover, Numm-r 872, im Werte von 650 ^l; 'kn rer Windmühlrasiraße rin ahr- rad; au» einer Wohnung in der Haydnstraße zwei qolkene Tamen-Brillant- ringe, ein goldener Damen,ing mit blauem Stein, der mit 12—14 lleiueu Brillanten oter Perlen umgeben ist, sowie ein Geinbelrag von 200 von einem Handwagen in der Windmüblenstraße ein Sack mit 15 ktz unge branntem Kaffee und von einem Magen in der Markthalle ein Männerpelz, schwarzes Schaffell mit hellgrauem Ueberzug; aus einer Wobnnng in der Kleinen Fleischergasse zwei goltene Damenringe, einer mit einer weißen Perle besetzt, die von Granaten umgeben ist und einer mit fünf weißen P rien verziert, sowie ein goldener Herrenring mit blauem Stein. * Unfälle. Auf dem Berliner Bahnhofe starb gestern ein »Ojähriger Lokomoliviührer plötzlich an einem Blutsturze. — Beim Verlassen einer Gast wirtschaft in GohUsfiel ges.etn oberd «in oncienurilener S. aruer n lxre Trevrensiuirn hinab und zog sich Verletzungen am K nn zu.- Em unbedeutendes Schadenfeuer brach gestern in einer Wohrrcng del Bornatschen Straße in Connewitz au». DaS Feuer wurde bald wieder umerdrückt. Tie Entuebungs- uriacbe ist unbekannt. — Weiter kam aus einem »am» der Kronprinz st raße ein Garbinenbrand zur Meldung. Er wurde gleichfalls schnell wieder gelöicbt. — Zusammenstöße zw schen Motorwagen und Lastgeschirren fanden gestern in der Bayerilchen uns Tauchaer Straße statt. Eruere wurden erheblich beschädigt. londcrc Interpretierung Kants für Ellen Key charakteristisch, weil sie ein Beweis dafür ist, daß sie selbst fremde Meinungen mit ihrer starken Eigenart zu durchsetzen bestrebt ist. Ellen Keys Glücksmoral endigt trotzdem in keiner glatten, rein egoistischen Spitze. Sie zieht vielmehr an dere Schlüsse und formuliert sie in zwei Geboten des Lebensglaubens: Is .Durch sein eigenes Glück wird der Mensch ein Teil des Glückes anderer" und 2s „Ter Mensch macht das Glück anderer zu einem ^erl 'eincZ eigenen". Die Wahrheit dieser Gebote ist wohl einleuchtend und unvertennbar. Beide Sätze gehen letzten Endes ineinander auf. Weitere 'lussührungen muß ich mir hier versagen, ebensowenia kann ich auf Ellen Keys Sittengeietz der Schönheit eingehen, obgleich auch das von einer grogcn und freien Auffassung der Kunst zeugt. Die törichten Vor schriften einer veralteten Aesthetik verwirft sie mit Recht. Schönheits gesetze lassen sich nicht allgemein aufstellen. Viel wichtiger ist es, die Ent- ftehungsaeietze der Kunst kennen zu lernen,' die Kunst als eine Form der menschlichen Kraftentwicklung, die Schönheit als ein Ziel menschlichen Strebens, als ein Mittel für das menschliche Glück, das ist der neue Gesichtspunkt, der sich für die Erforschung der Art des Schönheits- 'innes, wie die Eigenart der Kunstwerke außerordentlich fruchtbar ge zeigt hat. Dem braucht man nichts mehr hinzuzufügen. Ellen Key Weitz wie keine zweite in die Künstlerseele einzudringen und sie mit seinem psychologischen Verständnis zu durchforschen. Sie besitzt selbst eine solche Künstlerseele und man int gut, das niemals außer Acht zu lassen. Or. V. Llillsisiarckt. * * Berliner Theater. (Neues Königs. Operntheater: Gastspiel Jane Hading. 21. November 1907.» Auch in Deutschland ist Fcau Jane Hading nicht mehr nn ekannt. In Frankreich war sie früh berühmt, früh gefeiert, schon die Eiitfeßlerin Goncourt'chen Entzückens. Ihr Keller Ruhm strahlt in die achtziger Jahre zurück. Seither kam sie ab und zu über den Rhein, noch öfter hörte man von ibr. Ihrer Kunst batte sie ihre blonde Schönheit betgegeben, die europäisch wurde, die alle Rivalinnen im Dunkel ließ, ihre Schönheit, die vielle'cht noch eindringli der siegte, al» ihre Kunst. Und noch Henle ist si« imvosant, noch beute kann daS volle rötliche Haar lockend schimmern, kann sie blenden und entzücken, wenn Helle Leibe iie umrauscht Sie spielte die Heldin in DumaS ..Le D wi-monde", wo die Puppen mit Theatrrworlen abgemessen durchrinanterwirbeln, inan sab sie — „La Nasale" — vom Siurmwindraifine- inent be» Herrn Bernstein inspiriert, dann zeigte sie die Duchesse d» Lbaillrtz. die der iromme Herr Lavecan — „Le Tuet" — begehrenswert zwischen den Doktor Morey uns einen Abbö. ein feindliches Brüdrrpaar, stellt. „Le Tuel" ist in Deutichland noch nicht gehört worben, aber auch die ein« hübsche Figur Monieigneur Bolöre», de» Erzbftchof» von Pi-Tichi-King, ter durch un denkliche Güte, Klugheit Liebenswürdigkeit selbst die LirbeSglut de» AbbS« und dr» Do lor» zu goitversöhnterMildheit bämvft, wiid den Schmerz nicht bedeutend genug machen können raß wir La» Stück de» Akademiker» auch weiterhin aus unseren Buhnen missen dürften. Selten trug Frau Jane Hading inmitten all die er Tiraden und elbischen Wortgeiechte ihr bessere» Temperament out ra» Gerne nplatzichlachftrld, selten halte sie die leis«, verhaltene, vor ionerer Nervosität »itternoe, kalt iorigehehtr Art. durch die sie sonst den Hörer anshorchen laßt, spannt, fast ängstigt Sie batte uur die schönen, meisterlichen Poseu, di« herrlichen tzandgeiien und G-bärden, dir eine Tradition »nt- l'mlriern, sie wieste dir große Dame, die da« frauzösische Tbeater feit Dezennien erzog, Herrinnen der großen Welt, die nicht» im Salon überrascht, die vornehm und voll Fassung sind, wenn Leideoschast, Haß und Intrige deutlicher nur in Mienen, Blicken spielen. Und sie hat da» großartige Schreiten über die Bühne, die pompöse Haltung, wenn sie den Mantel nimmt, wenn ste die Kleiter raff«, pomvüs ist sie und großaitig, wenn sie die Hänee ringt, eine Fürstin, wenn sie in einstürmendrr Verwirrung Vie schmalen Hände tastend und reibend an die Stirne führt, eine Fürstin, gleichviel, ob sie an« Halbwelt oder Welt enlnammt. Air ist bann ein Zuviel, rin Zuwenig an all dielen Bewegungen zu irden: nie ist die Tradition iranzösischrr Heldinnen des SalonS vergessen. Oft hilft ein kühle» Raffinement: wenn dic Bliae wie in die Ferne gehen und einer immer deftiger aus iie einipricht, wenn sie dann den Sprecher nie zu sehen scheint, ihn selbst nie anblickt, aber die Augen in merkwürdig starrem Glänzen alle» verraten. . . Ihre Stimme ist weich, lalb verloren, fast stets von Nachdenklichkeit oder Trauer, lächelnder frauenhafter Träumerei umschattet, dann wühlt sie Stifte« wohlbevacht'N Affekts, der leise begmnt, gewaltsam in T efen zurnckgebalten wild, bis er dann rasend alles umw'rbelnd, verzweifelnd und fassungslos hrrvorbricht. So wittt sie dann: allmählich, stufenweise. Um Frau Hading stand eine Sckar geschulter, tüchiiger. HSclst brauchbarer Darsteller, die viel Brriroutdrit mit eiuancer im Ensemble haben. Man muß die» betonen, da sonst an Trupps von Mimen, die einen Star ge leiten. die Folie meist allzu peinlich fühlbar in. Herr Arnauo hatte seine Fähigkeiten, ieine Beweglichkeit, seine scharf pointierende S'cherbrit und viel Sarkasmus schon in DumaS Komödie am ersten Abend b, w esen; er fügte edle Vornehmheit hinzu, als er das weiße BischoiSllrid in Herrn LawdauS Zuschnitt trug. Eine stille, feine, chrvalrrrske Art hafte bei Dumas Herr Luguet, Herr Hanterive schien ein wenig sachlich, rann allzu leicht draufgängerisch in beiden Stücken. Durch lein klingende», klares Organ wird Herr Revel manche ersreut haben: man dankte allen, ost spontan stet» warm, ehrlich. L. h'. A. * Dr. Ttei«» FnrschnngSrrife »urcst Zentralasien. Gegen Ende Februar unternahm der Forichrr, der in der Gegend des Lob-Nor überwintert batte, einen Vorstoß nach der Oase Lba Chon ob«r Tunhuang, on der westlichen Grenze von Kausu. Der durch die Wüne ringejchlagene Weg war die gleiche Route, die schon Marco Polo genommen, und sechs Jahrhunderte vor dem Beartiamr der Buddhistrnpilgrim Hiuentsang. In alten Zeiten, al» die Cvinrsrn zurrst in Turkrnan eindrangen, war r» «in Karawanenweg; dann blieb die Rout, jahrhundertelang vergess n, und erst mit dem Vordringen der Händler von Kdoian und Ka'chgar waro si« vom Verkehr wiederrntceckt. Mancher eng lisch« Warenballen, der von Kaschmir her den langen Weg mit PonyS zurückg-legt batte, begegnet« der Expedition in jenen abgelegenen Einöden Nach einem sünstSgia-n Marsch von brr Laie stieß man auf die Ruinen von Waci ttürmen; die Ueberrrsie einer gewaltigen alten Mauer verbanden die Ruinen und nach kurier Unter suchung konnte man feststen,n daß es sich hier um die Rest« eine» Grenz, schntz'vstem» handelte, da» im wesrntlichra sich mit der Anlageart der „großen Mauer" drckt. Nach ein,r kurzen Rast in Tunhuang wurde mit der eingehen- den Ersorichuug der Ruinen begonnen. Sie ergaben eine Fülle vor interessanten Funden; bald konnte auch srstgest.llt werden, daß die Anlage im zweiten Jahr- hundert v. Ehr. entstanden und vierhundert Jabre regelmäßig mir Truppen belegt gewesen. Jniolae der gingen Feuchiiakrit und der tiostlosen Ab elraen- heft de» Orte» hatten sich alle Dokumente, die von den Lbinrirn hintei lassen worden, ausgezeichnet erhalten. Hnnrnrte von beschiiebrnen Bam> usstücken, Holzteilrn und Seiden wurden fast völlig unversehrt aufaeivnden. Selbst dort, wo nur eine könne Trümmerschicht die Altrrmmer b>. deckte, war von einer Beschädigung im Lauf, der Jahrhunderte kaum etwa» zu bemerken. Mehr al» 2000 altchiuesischr Schriftstücke wurden arsllndeir; di« meisten bandeln von militärisch»» Dingen, über S'ärk,, Bewegung der Truppen, Befehle und dergleichen. E» gelang Dr. Stein, di« einstige Lage der Mauer auf eine Strecke von 140 engl. Merlen festzustellen. Diese Forschungen waieu mit großen Schwierigkeiten verbunden. Bis Mitie 'April strichen eisige Wmde über bas Land, die aller Pelze uns Umhüllungen svofteten. Dann kam der läbe W tlerungsumichlag, der für jene »entialaiiatischen Lano- striche charalteristisch ist: ebe der April zu Ende ging, hotten die Teilnehmer der Expedition furchtbar unter der Hitze zu leiden und eine Wolke von Moskitos überzog das Land. Die Salzigleit des Wassers bereitete immer neue Schwierig- keilen. Außer den Dokumenien gelang eS Dr. Stein in der Umgegend eine An zahl höchst interessanter bubdbistiicher Den'mäler aufzufinden, u. a. sehr schöne Fresken und Siuckikulpiure», denen von Kbotan nade ve>wandt. Sie bezeugen die höbe Blüte, die der von Indien eindringeude BuddhokultuS schon in irühriter Zeit auf rein chinesischem Gebiete erreicht bat; denn sie ipirchen eine beredte Spruche von fernen Zeit n. da in diesen Einöden unter günstigerem Klima eine zahlreiche Bevü kerung lebte. * Hochschulnachrichten. Man schreibt uns: -ö- Am 19 November dieses Jahres starb in He drlbeig ein ganz ausgezeichnetes Mitglied der diesigen Juristenfakultät, Geheimer Hoirat Prosesior Dr. Oskar Bülow, nachdem er kurz zuvor ka» 70. Lebensjahr vollendet hotte. In Breslau geboren, in Heidel- berg Anfang der sechziger Jahre al» Privatdozrnt habilitiert bekleidete er später die Lekrstül ie dr» Römischen Recht» und des ZivilproziffeS in G eben und in Tübingen, bis er im Frühjahr 1885 al» Lehrer beider Pro,»sie nach Leipzig berrften wurde. Bülow war ein durchaus freier Geist, einer der allerer««!, lebenden Zivil-Prozrsiualisten — ieio klassisches Weik: .Dir Ledre von den Prozeßrinreden uno Prozeßvorau-irtzungen', Gießen 1868, hat geradezu Epoche gemachtl — ein eifriger Verteidiger brr RechiSschöpfung und Rrchtsw'ftrrbftduug durch die Praxis eia trefft chrr Lehrer rin Schriftsteller — mustervast durch die T>ese ieiner Gedanken und die Klarheit seiner Sprache —, endlich eine PersSn- lichkeit — liebeuswürdig und durch und durch lauter. Leiber Hai er in Leipzig nur bi» zum Heibit 1v92 wirken lönuru. Seine schwaulende Gesundheit zwang ibn den Ruhestand aufzusucheo. Er bat sich dann in Heidelberg ein neu » Heim gegründet. Nicht nur die hiesige Joristeufakuität wird dem vernorben,» so be- deuiendrn Gelehrten ein dankbare» Anbeuten bewahren. — Adalbert Todcttd wurden bei seinem 80. Gebu Istag besondere Ehrungen zuteil. Vom Kai'er traf au» England ein Sonderiur er hier ein uud überbrachte rin Glückwun'chschreiben, in dem der Monarch miitrilte, daß er Tobold den erblichen Adel verfteben Hobe. Ferner sandle die Kaiserin au- Potsdam ein Glückwunschtelegramm ebenso der Kultusminister Holle sowie Vie medizinische Fakultät rer Berliner Universität. * Kleine lkdrnnik. Die „Münchener Allg. Ztg." schreibt: „Wie wir au» guter Quelle erfahren, ist man in Dresden im Begriff. Geb. Rroierungtrat Professor Dr. Max Lehr» zum Generaldirektor der köuigl. Musern zu ernennen". — Die Expedition de» Professor» Neisser geht nach mehr ai» dreivierleliäbriqer Dauer in diesen Tagen zu Ente; der Forscher reist am Sonnabend mit seiner Gattin die ibn begleitet hatte, von Batavia ab. Die Exprdi ion war mit einer ReichSsubvention bedacht und erfreute sich auch einer finanziellen Unteruützung von seften Holland». Gebeimrat Neiffer bat sehr wichtige Fragen über die AnstcckungtsSbigkel« der tertiären Syp' ili», sowie die Vereidung der Svphili» durch Lxveriment, an Affen geklärt. Ver uche, die iu Europa gar nicht zu machen waiea. weil daru eia gewaltige« Tirrmalerial erforderlich war. — Eine rctrwedische Au«lanb«z»itung „SvenSka UttandSIiduingen", deren erste Probenummer ioebrn zur Au-gobe g-langt, wird mit dem neue» Jahr regelmäßig einmal wöchentlich iu Berlin rrs'kriirn. Die Zeitung ist nicht nur für die in Deutschland, sondern in der ganzen Welt über haupt wobnenden Schweden vorgr eben. Herausgeber ist der Schriftsteller Siosteru. Di« Rrdaktlon befindet sich in Berlin IV. 15, Fasanenstraße 43.
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