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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071125029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907112502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907112502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-25
- Monat1907-11
- Jahr1907
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Ausland. * Teuerung in Oesterreich. Au- Brünn meldet eine Depesche: Etwa vier- dis fünftausend Personen hielten gestern wegen der hoben Lebensmittelpreise eine Protestversammlung ab, in der sozialdemokratische «rubrer Ansprachen hielten. Hieran schloß sich ein Umzug durch die Ätraßen der Siadt. * Radetzky - Feier. An- Wien wird gemeldet: Aus Anlaß des 50. ToveSlazeS deS Feldmarschalls Grafen Radetzky fand gestern eine Feier statt, au der u. a. Erzherzog Franz Ferdinand als Vertreter des Kaisers, mehrere Minister, die Generalität, sowie Radetzky-Veteranen teilnahmen. * Lesterrcichische Pretznotij. AuS Wien wird uns mitgeteilt: Die „Christlich-soziale Zeitung" ist gestern zum letzten Male er- schienen; sie wird mit der „Reichspost" verschmolzen. * Tie Rasi-Angelegenheit nimmt nach einer römischen Meldung einen ungewöhnlichen Charakter an insolge deS Verlangens der Ä;i inner, Rasi in Freiheit zu setzen und ihn von der Kammer al« Gerichtshof aburteilen zu lassen. Zn Trapani sauv gestern ein Me- eiiua statt, an welchem 10 00» Personen te>lnahmen. DaS Nasi-Komitee ,u Palermo hat ein Rundschreiben an alle sizilianischen Bürgermeister gerichtet, worin eS ersucht, auf die siziliani'chen Abgeordneten dahin zu ivirkcn, daß diele sich in der Kammer für die Freilassung Nasis ver wenden. — Die Regierung trifft umfassende Maßnahmen gegen d>e in der Nasi-Angelegenheit zu erwartenden Unruhen auf Sizilien. Auch in Rom wurden derartige Maßnahmen getroffen. Die Wohnung Nasis wirv durch Doppelposten bewacht, da sich Nasi, Gerüchten zufolge, mit Flucktgevanken trägt. streik in Italien. Der Ausstand der Straßenbahnarbeiter in Mailand dauert an. Die Straßenbabngesellschaft droht, alle Arbeiter endgültig zu cm lassen, vie nicht die Arbeit bis morgen wieder ausge nommen haben. Man befürchtet ernste Zwischenfälle. * Dynamit im Konservatorium. Wie die Untersuchung ergab, waren d>e gestern im Petersburger Konservatorium ausgefundenen lO KZ Dynamit von kleinen Beamten dortbin geschafft worden, die bereits die Frucht ergriffen haben. Verschiedene Schüler sollen beteiligt sein. Der Fund wurde während der Generalprobe entdeckt. Der Saal war vollständig ausverkauft und die Folgen einer Explosion wären fürchterlich gewesen. * Tas griechische KönigSpaar. Ein Telegramm aus Wien meldet: Der König und die Königin der Hellenen sind gestern abend wieder nach Athen abgereist. * Trwfil Pascha. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Amtlich wird Vie Ernennung des türkischen Botschafter« in Berlin Tewfik Pascha zum Marschall bekanntgegeben. * Aus Marokko. Ein Funkentelegramm meldet aus Mazagan, raß vie dort gelandeten sckeiifüchen Truppen, die die Stadt wegen eines Zwischenfalles besetzten, von der Stadt lebhaft begrüßt wurden. Auch die von Muley Hasid eingesetzten Beamten nahmen an der Be grüßung teil. AnUdyuastischc Bewegung in China. In der Provinz Tscke- Kiang ist, wie aus Schanghai gemeldet wird, eine aut «dynastische Bewegung ausgebrochen, die auf eine sorgsam vorbereitete Agitation zurück,usühren ist. Bisher machte sich eine feindselige Haltung gegen die Fremden nicht bemerkbar; welche Bedeutung man jedoch dem Auf stande in Peking beimißt, zeigt der Umstand, daß die Regierung sofort Truppen nach Hangtschon entsandt hat. leipziger und Sächsische Angelegenheiten. rvetterbericht königl. sächs. »neteor. Inftitirtr z« Dvesdvn. . Voraussage kur Sen 26. November. Zunehmende Bewölkung, nachher Regen- oder Schneefälle, böige nordwest liche Winde, Temperatur dem Gefrierpunkt nahe. * Der Erbprinz von Renß f- L. traf heute vormittag im Automobil aus Thallwitz bei Wurzen hier ein und fuhr mit der Thüringer Bahn alsbald weiter nach Gera. Schenkungen für das Museum für Völkerkunde. Dem Museum für Länderkunde sind von Herrn Dr. Feddersen ein wertvolles Werk: „Tauck- wertb, Neue Landesbeschreibung der zwey Hertzogtümer Schleswig und Holstein" vom Jahre 1652, ferner von Herrn Prof. Dr. Felix ein Oelgemäide, einen „Dorstypus" bei der Hauptstadt Mexiko darstellend und von Herrn Prof. Dr. Hans Meyer eine größere Anzahl Öelgemälde, Zeichnungen und Photographien von feinen Reisen in Attika und Ecuador, sowie 4 Rabmen getrockneter alpiner Pflanzen des Hochlandes von Ecuador als Geschenke überwiesen worden. Ter Rat hat diese Schenkungen mit wärmsten Dank angenommen. Bauplätze am Eingang zum Rosental. Der Rat hat sämtliche Gebote aus die jüngst verweigerten Bauplätze am Eingang zum Rosental als zu niedrig abgelehnt, dagegen unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten genehmigt: den Verkauf von 1060 qm Bauland an der Bitterfelder Straße, den Austausch von Land im Nordwesten von Leipzig-Lindenau zwischen dem Johanni-Hospital und der Westendbaugesellschast und die Herstellung eines Schlammabtadeplatzes für die Kläranlage auf deu Möckernschen Wiese». Fuhrlristuugeu. Vergeben wurden die Fubrleiii ungen für die Straßen, reiniaung, die Schlenienbanarbeiteu iu der Straße 2b zu Leivzig-Eutritzfch zwsichen der nördlichen Rteyschke und dem Marktplätze, die Lieferung deS Bedarfs an Steinzeugmaterialien und Mauei steinen auf da- Jahr 1908 und die Erd-, Pflaster-, Maurer- uud VerlegungSarbeitrn bei der Verlegung von Kabeln in der Querstraße und den angrenzenden Straßen. O Max Hesse 's. Mitten aus einem arbeitsvollen und an Erfolgen reichen Leben ist der Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer Max Hesse zur Ewigkeit abberufen worden. Am Anfang der vergangenen Woche hat Max Hesse noch als Vorsitzender die Vorstandssitzungen des Deutschen Buchdruckervereins geleitet, da, am Bußtag, mußte er wegen Unwohlseins die Arbeit niederlegen und sich nach Haus« begeben, um — nicht wieder zu seiner Tätigkeit zurückzukehren. Eine Lungenentzün- düng hat den starken Mann niedergeworfen, am Toten'onntag ist Max Hesse, der erst im 50. Lebensjahre stand, gestorben. Mit ihm betrauert die deutsche Verlegerwclt und auch die deutsche Buchdruckerwelt eins ihrer tüchtigsten Mitglieder. Am 7. Dezember 1880 gründete Max Hesse, der aus Sondershausen stammte, seinen Verlag, im Jahre 1883 mit Alwin Becker zusammen die Druckerei Hesse L Becker, die heute unter den Leipziger Buchdruckereien einen hervorragenden Platz einnimmt. In seinem Verlag ist Max Hesse nicht nur als Mnsikverleger, sondern auch als Herausgeber der Klassiker unserer Literatur bekannt geworden. Er war langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins Leipziger Buch- druckereibesitzer, langjähriger bewährter Vorsitzender des Tariflchieds- aerichts uud seit drei Jahren auch Vorsitzender des über ganz Deutsch land verbreiteten Deutschen Buchdrucker-Vereins. In allen diesen Aemtern hat er mit Umsicht und Energie gearbeitet, ebenso aber auch noch in einer Menge von Ebrenämtern. Er war ein angesehenes tätiges Mitglied in der Loge, ein Führer und Berater bei den von der Loge Balduin eingerichteten beliebten Volksunterhaltungsabenden und nicht zuletzt auch, durch königliches Vertrauen berufen, Jahrelang als Frie densrichter tätig. — Dem Verstorbenen zu Ehren wird am Mittwoch vormittag um 11 Ubr in der Gutenberghalle des Buchyewerbehauses eine Trauerfeier abgehalten werden. Daran schließt sich dann die Bei- setzunZ. Raubanfall auf einen Bäckerlehrling. Bon einem Bäckerlehrling, der Frühstück austrug, verlangten 2 Unbekannte uneu»geltlich Semmeln. Als sie sie nicht erhielten, versuchten sie sich gewaltsam res Gebäckes zu beinäcbtigen unv schlugeu gemeinschaftlich auf den Lehrling ein, um dann die Flucht zu ergreifen. Die rohen Burschen waren etwa 25 unv 28 Zabre alt. Ltttlichkcitsverbrecheu. In einem Grundstück der Schenkendorf- st raße verging siet, ein 61 Jaüre alter Kontorist, der wegen LitUichtntS- verbrrchen schon vorbeßrast ist, in unsittlicher Webe an zwei Kindern. Die Mutter des eine» Kindes kam dazu und transportierte den Unhold nach der Polizeiwache. Endlich e» wischt! Endlich ist die Mietgelvfchwinvlerin erwischt. Sie ließ sich, wie wie mehrere Male gemeldet haben, stets den MietS- taler geben, trat aber nickt ihren Dienst an. Sie rst eine wegen Betrugs schon oft vorbestrafte 19 Zahre alle Arbeiterin. Soweit jestgestellt wuide, führte sie in 12 verschiedenen Fällen ihr Manöver auS und legte sich dabei die Namen Müller, Zfchenverlern, Winiler, Hiller, Margott bei. Sie gab stets au, vaß sie zuletzt in Böhlltz-Ehrenberg in Stellung gewesen sei. Vermutlich sinv noch mehrere Peisouen geschädigt, die noch keine Anzeige erstattet haben. Es wäre erwünschi, wenn dieses noch geschähe. Schlecht belohnt. Zwei hier wohnhafte Männer begleiteten nachts aus Mitleid einen anlcheiuend betrunkenen Mann «ine Strecke Weges. Als an der Ecke ver Pari- und Höllischen Straße der Plan» ins Schmante» kam, wollte ibn einer der Begleiter halten. Das schien oder dec Betrunlene fatsch zu ver- stehen, denn er zog sein Messer und brachte dem Helfenden mehrere Verletzungen bei. Währens der Verletzte sich in ter Sanstäiswache verbinden ließ, war der Unbekannte, der in Neu-Mockau wohnhaft sein wollte, verschwunden. Er war 35—40 Jabre alt, mittelgroß und hatte starken blonden Schnurrbait. * Marcell Salzers Protest. Wir meldeten vor kurzem, daß in Prag Marcell Salzers „Lustiger Abend" verboten worden fei. Wes halb? fragte man. Wir deuteten die Gründe an. Jetzt^ersähren wir auch, was alles Salzer hatte vortragen wollen. Lauter Sachen, die er hier im Kristallpalast vvrgetragen hat. Nun hat Salzer gegen das Ver- oct Protest eingelegt. Die „Bohemia" schreibt: ,,Wir erhalten aus Wilmersdorf von dem Rezitator Marcell Salzer eine Depesche, in der er gegen das Verbot seiner Vorlesung im deutschen Landestheater durch den Landesausschuß Stellung nimmt und daraus hinweist, daß er Mcisterschöpsungen von Liliencron, Eyth, Rosegger, Lud wig Thoma, Wilhelm Busch, Friedrich Theodor Vischer, Karl Schönherr und anderen bedeutenden zeitgenössischen deutschen Auioren zum Vortrage bringen wollte. Er protestiert gegen die Moti vierung des Verbotes des Intendanten Dr. Eppinger und nennt sie „leichtfertig und unwahr". Die unbedeutende, für unser künstlerisches Leben belanglose Verbotsaffäre scheint sich also zu einem kleinen, literarischen Skandälchen auswachsen zu wollen, dem man all.'rdings die künstliche Aufbauschung anmcrkt. Marcell Salzer hat nicht Unrecht, wenn er sich für künstlerisch voll nimmt und die aufgezählten Dichter verteidigt, trotzdem wir glauben, daß es dem Intendanten nicht im Traume einfiel, die Bedeutung unserer deutschen Humoristen zu leugnen. Und der Intendant braucht nicht weiter in Schutz genommen zu werden, weil er eine, in den Rabmen eines Theaters nicht herein passende Veranstaltung verhindert hat. Man trinkt Tokayer nicht aus einer Suppenschüssel, und man dekoriert nicht einen Vorleser mit der Nachbarschaft von Kulissen, Schnürboden und Souffleurkasten. Im übrigen wäre es zu dem peinlichen Vorfälle überhaupt nicht gekommen, wenn zwischen Tbeaterdirektion und Intendanz nicht ein bedauer'iches Mißverhältnis bestehen würde, das auf die Dauer unhaltbar ist. Denn schließlich gibt es viel ernstere Dinge in unserem Theaterlebcn, die einer dringenden Diskussion zwischen dem Direktor und dem Inten danten bedürftig wären. Herr Salzer kann ja auch auf dem Vortrags- Podium, wohin er schließlich gehört, beweisen, daß seine lustigen Bor träge ernst zu nehmen sind." Mission-Vortrag. Dienstag, den 26. November, wird abends ^',9 Uhr in der Sübkapelle der Peterskcrche (Eingang durch Portal Ü von der Schlett,» straße) ein Mifsionsvortrag über Alexander Duff gehalten werde». Dieser berübmte Schotte war der bedeutend»« Vertreter derjenige» Ricktuog, welche die Missionierung Indiens durch die Schule annrebt. Sein Lebensbild wird also G-legenbeit geben, zugleich über da« Verhältnis von Schule und Kirche auf dem Missionsfeld zu sprechen. * Ei» Bubenstreich. In der vergangenen Nacht wurde an einem öffentlichen Feuermelder in der Tauchaer Straße die Glasscheibe nnbe- fuglerweise zertrümmert. Der Täter, ein 25jähriger Buchbinder, wurde ermittelt. Diebstähle. In einem Grundstücke der Nitterstraße wurde ein 40 Jadre alter Arbeiter von vier beobachtet, wie er eine Kiste mit Spiet- und Galanterie waren entwendete und sich damit entfernte. Der Dieb wurde verfolgt und jchl eßlick der Polizei übergeben. — Bei Ausführung eine« Diebstahl« in einer diesigen Badeanstalt wurde ein 23 Jahre aller Steindrucker von hier abgesaßt uns veibasiet. — Taschendiebe machten sich in der Markthalle bemeikbar und entwendeten mehreren Frauen Poitemonnaies mit Geldbeträgen. — D ebe ent wendeten aus einer Wohnung in der Sidoniennrahe 100 ^l und am Stüuzer Weg in Sellerhausen eine goldene Damenuhr mit langer goldener Kette, einen goldenen Herrenring mit lilaem Stein, einen goldenen Trauring, graviert >1. L. 28. 4. 88, und eine goldene Brosche — Kreuz, Herz und Anker darstellend — mit einem Oval. In letzterem Falle sind zwei Unbekannte bew achtet worden, etwa 20 Jahre alt, von mittlerer, jchlanker Gestalt, die mit dunklen Jackcttanzügen bekleidet waren. — Aus Lokalen am Roßplatz und im Böltchergäßchen wurden geklohlen zwei Winterüberzieher von schwarzem Stoss. In einer Talche des einen Ueberziehers befand sich eine goldene Brille mit Futteral. — Geflöhten wurde ferner aus der Vorhalle einer Villa in der Karl Tauchnitz- straße ein Heireupelz mit lchwarzem Tuchbezug und mit auffallend dunkel farbigem Futter von Zobelfellen, Kragen von Seeotter — Kamtjcbatkabiber —, ein neuer Winlerüberzieber von dunklen, Stoß und ein Spazier cock mit silbernem Äiisf, in den chinesische Buchstaben getrieben sind, im Gelamtwerte von 14ttO^t; aus einer Wohnung in der Tauchaer Straße ein alter Tater mit Frauenkopf und der Auifchriit Ä. v. Normann, ein ManSselder Taler und ein Zweiuiark- stück mit dem Bildnis des Kaiserpaares; voin Dache eines Grün siücks in der Ferdinana Rhode--1raße etwa 1b m Kupjeidraht der Blitzableitungs anlage; von einem Wagen in der Markthalle ein Pelz, zwei Pferdedecken und inedrere graue Leinwanc stücke; aus der Hauedienerstube eines Hotels b Paar Herrenscknürschuhe im Werte von 75 -6; aus einem Grundstück ia der Ltebig- siraße ein Fahrrad Marie „Brennabor"; von einem Güterboben eine Kiste mit Wurstwaren. Dresden, 25. November. * Hofbericht. Der König besuchte heute vormitag den Gottesdienst in der katholischen Hofkirchc. Nachmittags fand bei dem König Familientafel statt^ an der die Prinzessin Mathilde teilnahm. Im An schluß hieran erfolgte eine Wagemahrt nach Langebrück. — Prrnz Johann Georg, der icit fünf Tagen in London an Influenza erkrank« ist, wird daselost von seiner Gemahlin gepflegt. Es ist eine Besserung zu verzeichnen. Der Tag der Rückkehr nach Dresden steht noch nicht fest. —e. Im Beisein des Königs und der königlichen Prinzen werden am Montag, oeu 2. Dezember, dem Ruhmesiage der sächsischen Arm:e, vormittags !410 Uhr die R ek rnten dcrDresdner Garnison aus dem Alaunplatze vereidigt. Wie alljährlich wird dort ein Feld altar errichtet und die Feier in der bisher üblichen Weise abgehaltcn werden. st.. König Friedrich August als Beklagter. Vor einigen Tagen spielte sich am Sächsischen Oberlandesgericht die letzte Phase eines Rechtsstreites mit König Friedrich August von Sachien als Beklagten ab. 'Die Dresdner Kgl. Theater unterstehen bekanntlich der Oberhoheit des sächsischen Königs. Ein in den Beleuchtungsanlagen beschäftigter Angestellter namens Mieth verunglückte vor längerer Zeiten Opern hanfe: er siel in eine offene Versenkung und zog sich Verletzungen zu, infolge deren er dienstunfähig wurde. Er beanspruchte vom König Friedrich Ailgust als Herrn der Kgl. Hoftbeater eine größere Ent- schätinung. Der Prozeß ging durch alle Instanzen, bis er jetzt vor dem Oberlandesgericht zum Äustrag kam. Schon einige Tage vorher war an der Ankündigungstafel u. a. zu lesen: „Urteilsverkündigung in Sachen Mieth kontra Se. Majestät König Friedrich August von Sachsen!" Mieth hat seinen Prozeß verloren, auch das Oberlandes gericht wies die Klage ab und übertrug die Kosten des Verfahrens dem Kläger. Die Geschäfte des königlichen Beklagten führte der bekannte Dresdner Jurist Justizrat Dr. Windisch. — Die ihm zukommende Pension erhält der ehemalige Theaterbeamte natürlich. Klage gegen die Königin-Witwe und den Herzog von Cumberland. Tie Erben der Gräfin Civry haben beim Braunschweiger Landgericht einen neuen Prozeß gegen den Herzog von Cumber land und die Königin-Witwe Carola von Sachsen als die Erben des in Genf verstorbenen Herzogs Karl von Braunschweig angestrengt. Dessen Erbschaft anzutreten, sei die Gräfin Civrv als durch fürstliches Dekret des Herzogs Karl anerkannte Tochter berechtigt Die erste Zivilkammer des Landgerichts Braunschweig hat heure die neue Klage abgewiesen. kann man ausweichen, eingeborenen Ideen aber entrinnt man nicht. Die große Trauer senkte sich immer tiefer auf sein Leben herab. * Eine neue künftlersttftung. Der am 2. Juni 1901 in Rom ver- siorbene deutsche Maler Professor Gustav Müller bat testamentarisch das Deutsche Reich zu seinem Erben eingesetzt. Der Reichskanzler bat vie Erb- Ichait namens des Reiches angenommen und die kaiserliche Genehmigung ist erteilt worden. DaS Nähere ergibt sich aus dem dem Reichstage zugegangenen Gesetzentwurf, der lautet: 6 1. Ter Reichskanzler wird ermächtigt, den Betrag von 106 392.28 .6, welcher der Reichskasse im Rechnungsjahr 1902 aus dem Nachlaße des am 2. Juni 1901 kN Rom gestorbenen Professors Gustav Müller und aus Er- lrägen dieses Nachlasses mit einer im Testamenie des Erblassers angeordneten Auslage zugeflossen ist, und die aus diesem Nachlasse dem Reiche mit der gleichen Auslage zugefallenen Stücke der italienischen konsolidierten, zu 5 vom Hundert verzinslichen Rente im Nennbeträge von 160000 Lire auf eine Stif- iun, zu übertragen, die vom Reichskanzler zu dem vom Erblasser bei der Auslage bestimmten Zwecke des Ankaufs von Kunstwerken zu begründen ist und als entstanden gilt mit dem Beginne des 4. Juli 1902 als des Tages, an dem der erste Teil dieser Zuwendung dem Reiche zugekommen ist. H 2. Der Reichskanzler wird ferner ermächtigt, den Betrag von 228 080.10.6. welcher der ReichSkasie im Rechnungsjahr 1902 aus dem Nach- lasse des im 8 1 bezeichneten Eiblasters und aus Erträgen diese- Nachlasses zugeflossen ist, auf eine Stillung zu übertragen, die vom Reichskanzler zu dein vom Erblasser bei der Auslage bestimmten Zwecke der Verwendung der Erträge zugunsten Le- deutschen Hoipilals in Rom zu begründen ist und als «ntstanben gilt mit dem Beginne des 25. Juli 1902 als des Tages, an dem der erste Teil dieier Zuwendung dem Reiche zugekommen ist. 8 3. Tie Verwaltung der Stiftungen und die Verwendung von deren Erträgen erfolgt durch den Reichskanzler lAu-wärtiges Amt) gemäß Len vom Reichskanzler zu errichtenden Stiflnngsurkunden. ' Ein neues Pergamon? Dir Ortschaft Dad-Bey in Kleinasien, die eine Stunde nördlich von Eusenich im Velwaltungsvezirk Aidin liegt, soll, wie berichtet wird, ebensoviel antike Monumente und Statuen enthalien wie Per- namon; täglich, so wird der Fachzeitschrift „La Terre Sainte" berichtet, fördern die Bauern beim Bearbeiten der Felder neue Schätze zutage.* Es Ist unverständlich, daß d'e Archäologen, die Pergamon. Sokia. Aloin und andere Orticbaslen der Gegend fortgesetzt nach neuen Schätzen durchstöbern, diese antike Stadt un beachtet lassen, obwohl sie eine fall nnerschöptllche Fundgrube von Altertümern sein soll. Dad-Bey liegt auf dem Abhang eine« Ausläufer« der Bozdaghkette und «st zum Teil aus dem Platz einer Stadt erbaut, die dort zur Zeit der Blüte von sattes stand. In ihrer Umgebung liegen Olivenpflanzungrn: mittendurch sie hindurch fließt ein Bergwasser. Unter der Fülle der Monumente ist be sonders der „Dio« Heiron" ein Jupiteriempel, bemerkenswert, der sich durch einen Lvierallor und eia Orakelheiligtum auszeichnet. Die Stadt scheint irüder be-estigt ge nesen zu fein, wir die Rene der Bastionen noch setzt erkennen lassen. Beim Eintritt in die Siavt fallen einem besonder« die vielen Marmorplattrn a»i. ti« die Winde der Häuirr bedecken und zum großen Teil prachtvolle Lkulviurea zeigen. Eins der Häuser ist auf einem alten riesigen Gebäude erbaut, do« ein öffentlich«« Bad gewesen zu sein scheint. Ter Fluß wirb von zwei Steinbrücken gelreuzt, von denen besonder« die rin» seh'« große- Alter haben soll. Im Norden der Ortschaft gehen von einer Quelle ans verschiedene Wege auseinander, die zum Gipfel eines Hügels führen, auf dem man Statuen und tempelartige Gebäude sieht, die von Erde bedeckt sind. Vor einem Jahr hat man einen prachtvollen Sarkophag im Osten der Stadt gefunden, dessen Flächen mit Skulpturen und In schriften bedeckt waren. Man bat ihn. um ibn vor der Zerstörung und auch vor Dieben zu bewahren, wieder mit Eide zndecken müßen. Nordwestlich von Dad-Bey liegt eine Höhle, die sehr große Ausdehnung zu haben scheint, und an deren Eingang sich binlereinander viele Tore befinden. Etwas AehnlicheS trifft man im Südosten: eine Oeffnung an einem steilen Hügel, von dem die Bauein behaupten, daß es der Anfang eines WegeS nach den Bädern von Salihli sei. Dies ist nicht grme unwahrscheinlicd, denn in den Hügeln scheinen unterirdische Gänge zu sein; zwischen Dao-Bey und Sardes trifft man an vielen Stellen Löcher im Boden, in die hinein sich kleine Flußläufe verlieren. Hier darren noch viele ungebobene Schätze der Archäologen; ob die Angabe, daß vor zwanzig Jahren schon jemand hier Au-grabungen gemacht habe und seine Funde dem lästerlichen Muieum überwiesen habe, richtig ist, ist nicht sicher zu ermitteln; es ist aber nicht sehr wahrscheinlich, La sonst dieser Ort wohl in der Folge nicht unberührt und bis beute unbekannt geblieben wäre. * Vom Musikalienmartt. Wenn man erwägt, daß im verfloßenen Monat Oktober 1068 neue Musikalien (gegen 733 im September), dazu noch 21 Bücher uud Schriften über Musik, 2 musikalische Zeitschriften und 9 Text bücher eisch enen find, so wäre man versucht, aiyu-iehmen, im Musikalienverlags- geschäst herrsche eitel Lust und Freude. Wenn man aber einen näheren Einblick tut in das soeben erschienene Oktobrrbest de- „Musikalisch-ttterarilchen Monats berichts über neue Musikalien, musikalisch« Schriften und Abbildungen" (Leipzig, Friedrich Hofmeister), so zeigt sich offensichtlich, daß gerade die großen, maß- gebenden Verlagsfirmen ungemein zurückhaltend und vorsichtig in der Herausgabe neuer Werke sind und daß di« verhältnismäßig hohe Zahl der Oktober-Nova hauptiächlich dadurch zustande gekommen ist, daß eine Menge von Firmen, die für das VerlaaSgeschäst wenig oder gar nicht in Betracht kommen, eine große Anzahl Keiner uu» un bedeutender Kompositionen und Bearbeitungen aus den Markt gebracht haben. Tie Zurückhaltung der großen Verlagsficmen mußte natürlich mit sich bringen, daß das Gewerbe der Notenstecher uud -Trucker «ugenblicklich einen Tiefstand erreicht hat, wie er seit etwa einem Viert,ljadrhundert nicht »weder zu verzeichnen gewesen ist. Wie sehr diese ungünstig« Lage eines so bedeutsamen Teiles des graphischen Gewerbes Las wirtschaftliche Leben vieler auf da- empfindlichste berührt, braucht wohl nicht besonder- dervorgedoben zu werden. Der Rückschlag ist lediglich die Folge der Ueberproduktion der letzten Jahre. — So ist auch die Ausbeute der in Rede siebenden Oktober-Nova qualitativ nur bescheiden DaS Hauptkontingent stellen die NeuauSgabeu (Bearbeitungen, Arrangement» usw.l deS l»währten Alten, während kaum der vierte Teil der neu erschienenen Originalkompositionen Anspruch auf Beachtung erheben dürfte. Da gerade in der Musik jeder Stümper, dessen harmonische Kenntnisse Tonika und Dominant nicht überschreiten, die Emanationen seines Geistes crsoto: Basel; der Mitwelt nicht vorenthalten zu dürfen vermeint, so erklärt sich die unselige Massenproduktion ohne weiteres. In der Dichtkunst, Malerei und Bildhauerei wird dem Pinscher die Tür gewiesen, in der Tonkunst leider nicht. Gott besser'-1 — Wenn wir die 1068 neuer» Werk« auf die ein- zelnen Gruppen verteilen, so entfallen 627 auf die Instrumentalmusik, und zwar folgendermaßen: für Orchester 38, Salonorchester 50, Streich. orchester 1, Militär-(Harmonie)musik 13, Blechmusik 3 und Konzertanten mit Harmonie, und Blechmusik 1; sür Streichinstrumente 16, Blasinstrumentes, Schlaginstrumente 2, Mandoline 1, Harfe 6 und Zitker 45; sür Klavier ins gesamt 402 (darunter allein 289 Werke zu zwei Händen); sür Orgel 17 und Harmonium 27. Unter den 441 Werken für Vokalmusik sind 60 geistliche Ge- sänge. 11 mehrstimmige Gesänge mit Orchester und mehreren Instrumenten, 172 mehrstimmige Gesänge mit und ohne Pianosorte, 2 einstimmige Chöre, 36 Werke der theatralischen Musik, 5 Melodramen und mehrstimmige Gelänge mit ver bindender Deklamation, 2 einstimmige Gelänge inst Klavier und enem anderen Instrument, 135 Lieder, Couplets und humoristische Soloszenen sür eine Ling- stimme mit Klavier, 2 Gesänge mit Orgel, 8 mit Harmonium und 4 mit Gitarre und Laute; endlich gehören hierher noch 4 Lehrbücher und Uebungcn für Gesang. — Die Leipziger Tonietzerschatt war im Oktober vertreten durch die Namen Carl Reinecke, Hugo Riemann, Max Reger, Hans Sitt, Bernhard E. Muller, Paul Klengel, F. Th. Lur'ch-Bühren, Theodor Hagedorn, Woldemar Sacks, Carl Uuglaub nnb Wilhelm Barge. 6.-8. * Jena und Weimar. Unler diesem Titel läßt der Verlag Eugen DiederichS iu Jena leinen Almanach auf 1908 erscheinen, aus den wir des halb Hinweisen, weil er von dem herkömmlichen Verleg»ralmanach mit Kalen darium und Bücherverzttchnis sich am weitenen entfernt uns eher eine sehr deutliche BekenntniSschiist darstellt: alle Werke stehen unter dem einen Gesichts punkt einer vertieften Lebensauffassung im Anschluß an unsere Klassik, alles ist geschloffene und bewußte Auswahl. Tie Aussätze dieles Almanachs sind: Weimar von Frau von Stael, Briefwechsel zwischen Schiller und Goeche, von G. St. Cdamberlatn, Zu Schiller» und Lottes Trauung, Zu Schillers Tod, Schillers Brieie über ästhetische Erziehung von Frdr. v. Gleicben-Rußwurm, Deuische Bitdungsideale vor 1>c0 Jahren. Ueber die Liebe von Hegel, Roman- licche und klassische Gedanken über die Frau, Goethrspiegelungen von I. Fränlel, Fichte von L. Ziegler u. a. m. Willkommen sind die beigegebenen Illustrationen, Kupfer, Bildnisse, und vor allem die interessantesten tzanozeichnungen Goethes. * Kleine Chronik. In Wiener Künstlerkreisen macht eine Affäre Auf. sehen, in deren Mittelpunkt der Bildhauer Marschalk siebt. In Kundgebungen deS Wiener Künstleroerbandes wirs Marichalk lve Eignung abqesvrochen, selbst ständig zu schaffen. Es sei eiwiesen, daß Marschalk in wiederholten Fällen andere Künstler mit den Entwürfen und der Ausführung von Bttthanerwerken betraut bade und dann mit seinem Namen signierte. — Ein neu entdeckte- Bild Rembrandts ist »oeben für das Brüsseler Museum erworben worden. Es war vor einiger Zeit als Werk eines unbekannten Meisters aut eine Auktion in Brüssel gekommen. Der Preis des Stilledens, das sich augenblicklich zur Ausbesserung bei Kouieivmor Bros. Hamer iu Berlin befindet, betrug 16»> slronc«. — Nach der mfiziellen Statistik des soeben veröffentlichten „Jrwish Aeor Book" beträgt die Zahl der über den Erdball verstreuten J-raeliten un gefähr 1108100». Bon dieser Ziffer entfallen aus Europa 8 748 000, auf Amerika 1556000, auf Afrika 354 000, out Asien 342 000 und auf Australien 17 0«0. In Europa verteilen sich d e Joden: 5100000 auf Rußland, 2 100000 auf Oesterreich. Ungarn, 600000 aus Deutschland, 400 060 auf die Balkan- Inseln, auf Belgien INS 000 und Holland, 80OOO aus Frankreich, 40< 00 nui Italien. Die am stärksten von Jude» bevölkerten Städte sind: New Hork mir 700000 Jude«, Wien mit 130000, Berlin mit 95 000, London mit 80 oM und Jerusalem mit 30000.
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