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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190701133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-13
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BeznaS-Prcis für Leipzig und Boiorle. Ha brr Hanps» Ervedilion oder deren Ausqabeiirllen ad- ««holt monatlich: Ausgabe^ (l mal täglich) 70 Pf., ÄuSqabe 8 <2 mal täglich) 80 Pf* lei Zunellung in- hau- AuSaadr 80 Vf., Aiisqabe 8 l Mark. Durch anker« ous- wäritgrn Äosqodesiellen and durch di» Post lr^ogrn 1 mal läglich!inn,rdoibDrutichIand» inonatlich I Mark, für Oeurrreich-Ungarn ä L 45 b vierteljäbrtich, di» übrig»» Länder loui ZeitunaspreiSIiÜr. Tiefe Kummer loitet aoi --d allen Babndöfeo und bei I I» den Zeitunas-Berkilukern ÜV UcSalrton und vrpeoutoa: Hodannisgasfe 8, Televbon Rr. I5L Kr. 222, Rr. 117L. verltner Nevatttons-Bureau: Dalia dBV. 7. Prin^ Loui» Ferdinand- Llrahe l. Tekepdov i. Sir. 8275 Morgen-Ausgabe v. MMer TaMM Handelszeitung» Amtsblatt des Rates und des Volizeianrtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gefpatlenr Prtttzrilr für Geschäft»« tliserat» au» Leipzig und Umgebung 25 Pf., Famistea-^ Wohnung-« n. Stellen-Anzrtyea, sowie An« und Derkäutr 20 Ps„ finanzielle Anzeigen 30 Ps., für Iniaate von auswärts 30 Ps. Reklamen 75 Pf., auswärts l Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Taufend exkl. Postgebühr. GejchästSanzeigen an bevorzugter Ltelle im Preise erhöht Rabatt nach Tarii. FürInierale vom Auslande beionderer Taris. Anzeigtn-Annabme: Anguitnsplan 8, bei sämtlichen Filialen n. allenAnnonceu- Erpeditionen de" Fn- und Auslandes. Für da» Gricheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Hanpt-Filiale Berlin: CarlDnncker,Herzgl.BaqrHofbuchhandIs Lützown ratze 10 (Telephon VI, Nr. 4M3). Fifttl-8rl»edttion:DreS»en.Manenstr.3g Nr. 13. Sonntag 13. Januar 1907. 1V1. Jahrgang. oar lvicbtfgrte vom rage. * Heute vormittag um 11 Uhr spricht Herr JastizratTr. Jnuck im großen Saale de» ZestraliheaterS. Es haben nur Anhänger der bürgerlichen Parteien mit Eintritts, karten Zugang. * Dir beginnen heute mit der Veröffentlichung von Aus zügen aus der Broschüre des früheren Bezirks leiters vonTogo.Geo A. Schmidt, gegenden Reichstagsabgeordneten Roeren. Dir Broschüre ist betitelt „Ein Kamps um Recht und Ehre", und erschienen im Verlage von C. A. Schwetschke L Sohn in Berlin. lS. Leitartikel.) * DaS preußische Abgeordnetenhaus hat sich gestern nach der ersten Lesung des Etats bis zum 7. Februar vertagt. sS. DtschS. R.) * Der Antrag deS Braunschweiger Regent- schastSrateS an den DundeSrat wird bekannt ge geben. (S. DtschS. R. und Letzte Tep.) * DaS österreichische Abgeordnetenhaus nahm daS Gesetz zum Schutze der Wahlfreiheit in allen Lesungen a n. * Der französische Minifterrat hat die Ab schaffung der Kriegsgerichte in Jriedenszeiten beschlossen. lS. Ausl.) * Die Strafkammer zu Altona verurteilte den Gärtnergehilfen Thomas Rücker, welcher ,m November 1906 den Zahnarzt Claußen im Essen- bahnzuge ermordet und beraubt batte, dem An träge deS StaatSanwalls gemäß wegen Raubes und Mordes zu 15 Jahren Gefängnis. lS. GerichtSsaal.) * In der Angelegenheit deS RaubansallS gegen den Kammerherrn v. Zitzewrtz, der am 7. Mörz v. I. in dem Schnellzuge Stettin—Berlin beinahe daS Opfer eines Raubmorde? geworden wäre, ist. wie aus Berlin gemeldet wird, nunmehr die gerichtliche Vor- Untersuchung gegen den früheren Fürsorgezögling Albin Heine und den Klempner Otto Waltersdorf wegen vernichten Raubmordes bzw. Anstiftung vom Land- gericht Prenzlau eröffnet worden. lS. N. a. a. W.) „Heuchelei und Lläklerlängerei." Auch vor der Austreibung der „biederen Sechs", der „ethi'ch-ästhetischen" Redakteure ouS dem „Vorwärts", war «S keine Luft, daS „Zentrolorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands" zu leien. Aber es sanden sich doch hin und wieder in ihm Spuren eines ehrlichen Ringens nach einer Art gemäßigter Objektivität, die sich dann, luftig zu sehen, halb verschämt, halb gönnerhaft an die Oberfläche wagte. Nun sind auch sie dahin, diese Lichtblicke stolzerer Seelen. Das Dogma regiert im „Vorwärts" als absoluter König, und Stadthagen ist sein Prophet. Es bat also wirk lich keinen Zweck, auf Barthsch« Weise noch der Anerkennung deS „Vorwärts" zu trachten. Auch liegt es fern von uns, an diesem untauglichen Objekt Bekehrungsversuche anzu- stellen. Wohl aber reizt eS. einmal in aller Rude des Ge- mütS den handgreiflichen Nwoahrheiten eines einzelnen Arti- kels nachzugehen, vielleicht zum Nutzen mancher Wähler, denen die Marxschen Doktrinen nicht das Unterscheidungs vermögen zwilchen 'chwarz und weiß gestört haben. Am Freitag brachte der „Vorwärts" einen Leitartikel „Die Nationalliberalen". In ihm, der auch in Leipzig bis zum Ueberdrusle vorgetragen wurde, reiht sich Behauptung an Behauptung. Und soviel Behaup tungen, soviel Irrtümer, um höflich zu bleiben. Der „Vorwärts" geht gleich aissS Ganze: „Im Deutschen Reiche gibt es kein Gesetz und keine gesetzliche Maß regel, die nicht die Zustimmung der National liberalen gefunden hätte." Muß man solchen Unsinn erst noch widerlegen? Nun. es H. Haben die Nationalliberalen die 1er Heinze mit zu Fall gebracht oder nicht? Also das wäre erledigt. Tann schilt der „Vorwärts", die National liberalen hätten sowohl den Freihandel, die Verkehrssreibeit. die Gewerbesreibeit skrupellos vreisgegeben. Wieder muh mit einer Frage geantwortet werden. Gibt es heute überhaupt noch einen zurecknnnasiäbigen Politiker, die Sozialdemo kraten eingeschlossen, der den absoluten Freihandel einzu- fübren wagen würde? Wer würde die Millionen Arbeits losen speisen? Gibt eS überbaust ein Land der Welt, daS sich zum absoluten Freihandel bekennt? Und noch einS. Sind nicht die Sozialdemokraten die heftigsten Gegner deS Ersatzes heimischer Arbeitskräfte durch Ausländer? WaS wollen sie anders damit, als eine Beschränkung der Ver- kehrSsreibeit, der Gewerbekreiheit? Auch nach unserer eigenen Ueberzeugung ist dieser Ersatz überaus gefährlich. Aber hat die Sozialdemokratie ein Recht, nationale Schran ken zu fordern? Indessen, man steht, die Redaktionsgenosten deS „Vorwärts" reklamieren ftir sich daS Recht, unlogisch za sein. Dann soll Herr Ballermann „würdelos" handeln, weil er in einem bisher konservativ vertretenen Wahlkreise kandidiert und sich eventuell konservative Stimmen gefallen läßt. Daß die Sozialdemokraten aber mit dem Zentrum Wahlbündnisse schließen, ist nicht etwa „würdelos", sondern ganz in der Ordnung. Nun kommt ein geradezu grotesker Katz: „Die Nativ »«llibera len sind für «Ul« Fehler unserer inneren wie äußeren Politik verantwortlich.^ Wer könnte das lesen und ernst beiden! Nach dieser Probe politischer Komik kommt freilich ein Absatz, zu dessen Charakterisierung das Wort bewußte Un wahrheit nicht zu umgehen ist. Er lautet: «Die Nationalliberalen sind daher auch nächst den Konservativen die grimmigsten Gegner der politischen Gleichberechtigung der Arbeiter und ärmeren Volksschich ten mit der sogenannten „höheren Klasse" der Gesellschaft. Sie sind Feinde deS allgemeinen, gleichen, direkten und geh im en Wahlrechts. Ihre gegenteiligen Versicherungen, die ste jetzt im Wahlkampfe durch ihre Kandidaten abaeben lasten, haben nur den Zweck, Einfältige einzusangen und die Wähler nicht vor den Kopf zu stoßen." Wir dürfen es dem Urteil jedes anständigen Menschen überlassen, ob eS gegen die guten Sitten verstößt oder nicht, eine ganze Partei der blanken Lüge zu bezichtigen, nicht nur ohne jeden Beweis, ohne »ie Möglichkeit eineS Beweises, sogar gegenüber offenkundigen Tatsachen. Die National liberale» haben sich zuletzt noch in GoSlar für die Unan tastbarkeit des Reichstagswahlrechts ausgesprochen. Sie haben überdies erst vor zwei Jahren ein Fraktionsmitglied, das gegen das Reichstaqswahlrecht geredet hatte, zum Aus tritt genötigt. Das weiß der „vorwärts". Also . . . Die Nationalliberalen haben auch für indirekte Steuern und Zölle gestimmt. Das -nag im Geiste des „Vorwärts" Sünde sein. Leider gibt das 'luge Zentralorgan nicht an, wie man den Etat balancieren kann, ohne solche Mittel, die auch von den Nationalliberalen ost genug als notwendige Uebel angesehen und. Aber noch mehr, die Nationalliberalen sollen sich im Reichstage g,.oühmt baden, mit der Reichs finanzreform eine nationale Tat vollbracht zu haben. Wir sind gern bereit, trotz unserer Gegnerschaft gegen einzelne der bewilligten Steuern, auch unser Gewissen mit dem Be kenntnis zu belasten. Und -»bei möchten wir denn doch auch einmal festftesten, daß auch 'n« deftigste Gegnerschaft g»<-»n die jüngsten DerkehrSsteucrn sick. absolut nicht auf Nüa- sichten gegen die Lohnarbeiter stützen konnte. Die vierte Eisenbahnklosse ist von jeder Fahrkartensteuer sreigeblieben. Von der Erhöhung des OrtSvortoS wird die Arbeiterdevöl- kerung am allerwenigsten betroffen. Den Frachturkunden- stempel zahlt sie wohl auch nicht. Und den Vorwurf, die „Zigarette des armen ManneS" verteuert zu haben, mag der „Vorwärts" ruhig erheben. Den nehmen seine eigenen Leser nicht ernst. Der ruft doch zu sehr die Erinnerung rn den „Sekt der armen Wöchnerin" wach, den die Sozialdemo kraten im Reichstag haben knallen lassen. Zum Schluß hält der „Vorwärts" noch eine recht hand feste Verdächtigung für notwendig und schreibt: „Wenn der Nationailiberalismus tut. als wolle er jetzt wirklich liberal werden, ja wenn einzelne seiner Kandi daten so weit gehen, anzukündigen, sie wollten für ^e Trennung der Kirche und Staat eintreten so ist dies eitel Heuchelei und Wählersängerei." Soll man sich entrüsten ob solcher unwürdigen Ge sinnung? Oder soll man nicht doch lieber Mitleid haben mit solcher krankhaften Verleumdungsiucht? Sind die National liberalen nicht liberal genug, so sind sie Erzschelme — sind sie aber gut liberal, so sind sie Heuchler. In Bausch und Bogen Heuchler. Gerade für uns in Leipzig ist dieser Passus sehr interessant. Auch Herr ^lunck hat sich für die Trennung von Staat und Kirche ausgesprochen. Die Sozialdemokratie, die Verfechterin der guten Wahlsitten, schimpft ihn deshalb Heuchler. Dem Mann Hot auch der schärfste politische Gegner bisher nicht Mangel an Ueberzeugungstreue nachsagen können. Ganz Leipzig kennt ihn als vorurteilslosen, ehren- haften Mann. Einerlei, «r ist ein Heuchler. Weil er für die Trennung von Kirche und Staat eintritt. Der „Vorwärts" möge verzeihen, wenn wir solche KampfeSweise mit aller Ueberlegnng als eine Niederträchtigkeit bezeichnen. Wir finden nämlich kein anderes Wort dafür. Und dabei hat der sozialdemokratische Parteivorstand einen so schönen Wahlaufruf erlassen, worin den Genossen empfohlen wird, den Wahlkampf sachlich zu führen. Und die Sozialdemokratie in Leipzig wünscht, verlangt respektvolle Behandlung auf dem Boden sozialer und politischer Gleich berechtigung. Nur freilich behält sich der „Vorwärts" das Recht vor, alle Nichtgenossen zu beschimpfen. Warum sagt der „Vorwärts" nicht gleich: „Alle nichtsozialdemokratischen Kandidaten haben silberne Lössel gestohlen?" Das wäre nicht schlimmer als der Vorwurf der Heuchelei. In der Be urteilung dieser Leistung deS sozialdemokratischen Zentral organs wissen wir uns «iS auch mit allen chrenhcss n Arbeitern. Gerade deshalb aber ist es gut, wenn diesen einmal vorgesübrt wirb, wessen sie sich mitschuldig machen, wenn sie sozialdemokratisch wählen. Sie können an diesem Beispiel auch wunderschön stben. welchen moralischen Tief stand der „Vorwärts" bei ihnen voranssetzt, daß er ihrer Zustimmung zur groben Beschimpfung eines Mannes wie Ar. Iunck sicher zu sein glaubt. Demgegenüber ist es doch wohl nützlich, auch daran zu erinnern, wie Herr Iunck seine Gexner behandelt, und wie er sich über sie ausgesprochen hat. Zwei Tatsachen mögen genügen. In der Leipziger Stadt verordnetenversammlung ist Dr. Iunck für die lleberlastuna eineS städtischen Platzes an einen sozialdemokratischen Turn verein eingetreten. Und in seiner Programmrede sand er die schönen Worte: „Sozial« Arbeit ist nötig, und wir dürfen nie ver gessen, daß es sich in diese« Kamps« um Genossen unseres Volkes handelt. Und wenn es zur Stund« d«r Gefahr kommen sollte, dann will ich derjenige sein, der noch bis zum letzten Augenblick die Bruderhand ausgcstreckt hält." Ein Vergleich dieser Haltung Dr. Juncks und der des „Vorwärts" mag ja wohl ruch einem Blinden zeigen, auf wessen Seite die höhere Würde und die größere Toleranz sind. vernburg vor arm veutrchen ljamleinag. Exzellenz Dernburg hat vor der großen Versammlung im Mozarisaal zu Berlin, in welcher der deutsche Hanvel unv Vie Industrie so außerordentlich zahlreich vertreten war, nicht nur rednerisch gui abgetcbnitten und als erster unter den Rcssoricheis der Reichsbehörten vor einer n'cktparlamcn- tarrscben Körperschaft eine Programmrede gehalten, wie das in Engtanv und Frankreich längst ein nützlicher Brauch ist. Wir gönnen eS dem mutigen Kolonialeirelior, der zuerst gegen die schwarze Kohorte unerlchi ocken dieLauze fällte, daß ihm brausender, langerBeijallenrzegeniwallt», daßselbuwägende unv prüfende Kaufleute in Viesen einstimmten, die selbst bekannten, noch vor kurzem Skeptiker oder gar Gegner unserer Kolonial politik gewesen zu sein. Wir freuen uns ekrlich, daß von nah und sern die Vertreter des deutschen Handels gekommen waren, um zu hören, waS em so allgemein als Kaufmann und Finanzgenie geschätz'er Kollege von ehemals ihnen nun als hoher Beamter des Reiches zu sagen halte. Dem w.rklicken Kolonialpolitiler sagte Herr Dernburg ja nicht viel Neues, er wußte auch vordem, daß in un'eren Kolonien große, ungebobene Werte stecken, daß viele Kauf leute, die in den Schutzgebieten ihr gutes Geichäfl machen, absichllich nickt in die Pomune des Lobes stoßen, um nicht andere Schlauberger als Konkurrenten aus den Hals zu be kommen; daß es viele unv blühende Anlagen dort gibt, von Venen sich der Laie im Reich nichts träumen läßt. Die systematische Verelendung unserer Kolomalpslitik, daS Hervor- -eiren der schmutzigen W'ftchr, die Verhunzung aller guten Bestrebungen, wie sie von den Prato: aneru des roten Augustus gewohnheitsgemäß betrieben wird, batte auch manchem, der sonst das Gute Wohl von dem Böseir zu unterscheiden vermag, den klaren Blick getrübt. Ec sah durch di« sozialdemokrakische Brille. Südwestasrika war eine öde Sandwüste, nicht wert, daß man auch nur einen einzigen Sckuß darum tue. Kamerun unv Togo waren schauderhafte Fieberlöcher voll unbotmäßiger Neger und blühenden Tropen kollers. Ostafrika war Plunder, den man baldigst verhökern müsse, unv in der Südsee lagen so ein paar Bröckchen Erve, um die sich zu kümmern ganz nutzlos sei. So ungefähr dachte sich die große Wählermenge unfern überseeischen Reichsbesitz. Hier griff Dernburg mit glücklicher Hand eia. Warm wurden die Herzen, als er an das deutsche Blut mahnte, das in Afrika für Deutschlands Ehre geflossen. Das ver- lckweigen die „Genossen" natürlich, daß gerade auö dem Volke, den Arbeitern und Bauern, die Freiwilligen stammen, die gern für unsere nationale Ehre ihr Blut gaben, daß heute schon der südwestasrikanische Feldzug größere OssizierSoerluste ausweist als der Krieg gegen Dänemark 1864. Um GolteS- willen — das Vock könnte ja wirklich von der Begeisterung für Deutschland über See erfaßt werden, und dann wäre eS vorbei mir Holtentottenverhimmlung, Anpöbelung unseres Militärs, Tuckerbriesen und anderen sauberen Leistungen der Obergenossen! Ader auch durch ruhige Sachlichkeit wirkte Herr Dern burg. Er machte ein rein kaufmännische Bilanz auf, in welcher er gewissermaßen die Posten gut schrieb, wckche daS Reich in di« neue Acra unserer Kolonialpolitik ein bringt. Vordem hat man ost gelächelt über die „Werte", die in den Schutzgebieten stecken sollen. „Schlösser, die im Monde liegen". Aber es mußte schön aussallen, daß alte Afrikaner, die doch aus allereigenster Erfahrung daS Land kennen, sich gern darin einen Besitz sichern: sie glauben eben an die Zukunft des Lande-, unv nach dem, WaS Herr Dern burg vor dem Deutschen HandelSiaz gesprochen, ist dieser Glaube durchaus berechtigt. Der Hinweis ans die immer bedrohlicher werdende Konkurrenz Nordamerikas, aus die Gefahr sür unsere Industrie, ihre Robmaterialien immer teurer zu bezahlen, immer mehr von den Corners und Trusts New AorkS abhängig zu werden, auf die betrübliche Aussicht sür unser Volk, rem Willen der amerikanischen Börsenspeku lanten Millionen unv aber Millionen zu opfern, war ein ernste», aber ein wabreS Wort. Aber diese dunkle Per spektive hellte sich tosort wieder auf, als Herr Dernburg die Aussichten aufzüblte, die wir selbst haben. Alle Robmaterialien, vom Kautschuk bis zum Kupfer, können wir ielbst bauen. Daumwollboden, für den in Aegypten und TrxaS horrende Preise gezahlt werden, haben wir ia vielen Tausend Hektaren in unseren Schutzgebieten, besonders die großen Flächen am Tschad sind Baumwollfelder bester Sorte; Kupfer, das so kolossal im Preise gestiegen >st m unserem Zeitalter der Technik, liegt in gewaltigen Mengen ia der „Sandbüchse" Südwestasrika, Kautschuk, der mit Gold aus gewogen wird, können wir pflanzen, so viel wir wollen, Petroleum — kurz, viele Materialien, die wir bei den Nacs ' bar« kaufen gehen, können auf dem eigenen Acker gedeihen, wenn wir nur wollen. DaS war daS Gruodthema der Dernburgschen Rede, «ine Beruhigung für unser Volk, daS einmal aus berufenem Munde ein wabreS Wort, frei von Schwärmerei und Phantasterei, hören wollte. Unsere Kolonien sind kein Plunder, sondern ein wertvoller Be sitz. Alle Arbeit, die ia ihnen und sür sie geschieht, ist nicht verlor«», sonders eia aas gute Ziasea angelegte« Kapital. Wir haben in falscher Mißachtung lange einen Besitz Univ liegen lassen, der, richtig beleuchtet und gesäubert von allerlei Staub, sich nun als ein Kleinod erweist, nm daS sich unser Volk nicht betrügen lassen wirb und will. Dieser Nachweis ist das große Verdienst DernburgS. Er hat den Verhetzern unv Verelendungsfanatikern endlich den Wind aus den Segeln genommen, und es kann sür unser Volk kein Zweifel mehr walten, ob es Herrn Bebel und Genossen, die schon so oft wilde Behauptungen ohne Grund in die Welt setzten und hinterdrein nicht den Mut hatten, die Wahrheit zu bekennen, glauben will oder einem ruhig und sachlich urteilenden Manu, der in seinem Leben bisher bewiesen hat, daß er die Dinge mit dem ansetzt, WaS sie wirklich werl sind. Herr Dernburg ist vielleicht der Mann, ver unicr Volk lehrt, sich nicht nur der Heimat zu srenen, sondern auch der schönen und großen Länder, die kühne und wagemutige Männer ihm geschenkt, auf dem das B'.at seiner Söhne geflossen und um daS vaterlaurslose Gesellen es be trügen möchten! Zchmittt gegen sioeren. „Einen Kampf um Recht und Ehre" nennt Geo. A. Schmidt, vormals Bezirksleiter in Togo und Be- zirksamtniann in Kamerun, der von Herrn Roeren, dem Protektor von Ehren-Wistuba, so schmählich im Reichstage Verleumdete, seine im Verlage C. A. Schwetschke und Sohn in Berlin erscheinende Broschüre. Wenn die sehr sachlich vorgebrachten An klagen des Verfassers auch nur zur Hälfte wahr wären — und man hat beim Lesen den Eindruck, daß Schmidt die Wahrheit spricht — so wäre dieses Büchlein ein historisches Dokument ersten Ranges, aus dem hervor geht, mit welchen Mitteln die Schützlinge des Herrn Roeren gegen unsere Reichsbeamten in Togo arbeiteten, und wie die Nebenregierung des Zentrums, die Herr Erzberger so scharf abstrciten möchte, in der Wilhelm- straße gewirtschaftet bat. Unsere Meinung über Herrn Roeren haben wir bereits zur Genüge dargelegt. Heute treten die Kronzeugen des Zentrumskomuvandeurs in sehr hübscher Beleuchtung auf. Zunäclsst sagt Herr Schmidt etwa« zur faktischen Richtigstellung. Der Reichstagsabgeordnete Oberlandestzerichtsrat Roeren hat in der 132. Sitzun« des Reichstages eine Reihe von schweren Beschuldigungen gegen eine Anzahl von Kolonial beamten, insbesondere gegen Beamte von Togo erhoben. Unter anderen hat er auch mich unter dem Schutze d«r Immunität schwer angegriffen und auf die zweimalige «christliche Amforderuna seine Beschuldigungen vor der Oesfcntlichkeit zu wiederholen, dies nicht getan. Hätte Herr Roeren selbst auch nur den geringsten Glau ben an die Wahrheit seiner Beschuldigung gehabt, hätte er doch auch den Mit besessen, sie vor der Oefsentlichkeit zu wiederholen. Die Behauptung des Herrn Roeren, daß ich aus dem Dienst entlassen sei, ist unwahr: wie der Herr Kolonial direktor schon ausgeführr hat. bin ich auf eigenen Wunsch ausgeschieden, da mein Gesuch uni Genugtuung sür die durch Einwirken politischer Persönlichkeiten erlittene Unbill ab schlägig beichieden worden, und ich, um mir selbst Genug tuung schaffen zu können, nicht die Genehmigung erhielt, mich mit den Tatsachen und meinem ganzen Material an die Oefsentlichkeit zu wenden. Ich behaupte auch, daß der Abgeordnete Roeren, wenn er gewußt hätte, daß ich noch in Deutschland sei, es nicht gewagt hätte, die Beschuldigungen zu erheben. Die katholische Mission in Togo, die Sncieta.« verbi stiviui in Stehl, scheint eigenrrrtige Ansichten vom Deut- Mn Reiche und seinem Ansehen in den Kolonien zu habe». Es wirkt recht hübsch, was von ihrem Patriotis mus berichtet wird. Das Stammhaus der Laalatas verbi äivini ist in Stehl, also eigentlich ist sie überhaupt keine deutsche Mis sion. Es ist übrigens dieselbe, der man nachsagt, die chinesischen Wirren verursacht zu haben. Als die große Kirche in Lome in der deutschen Kolonie eingeweiht wurde, ist englisch gepredigt worden von einem Bischofdeutscher Abstammung, der sehr gut deutsch sprechen konnte. Als die Kirche in Atakpame einqewciht wurde, habe ich eine große An,zahl Flaggen aller Farben gesehen, aber nicht eine einzige deutsche Flagge dabei. Ich stehe mit meiner Ansicht, daß diese Mission nickt national gesinnt sei, durchaus nicht allein da, denn inder Adresse sämtlicher Kaufleute und Pflanzer aus Togo an mich heißt es: „wir hoffen zu versichtlich, daß die maßgebende Behörde ihre Konsequenzen ziehen und danach ihre zukünftige Stellungnahme gegen diese Mission einrichten wird, die, wie allgemein begannt, mehr in fremdländischem als in deutschem Sinne wirkt. Wir schlichen uns dieser Hoffnung crgebenst an. Die Vorgeschichte des Missionsftreites in Togo. Die Station bzw. der Bezirk Atakpame liegt etwa 170 Kilometer von der Küste ab und wurde erst im Juni 1899 gegründet. Die Entwickelung des Bezirks ging gut vorwärts und schon im August 1900 erschien die Stcyler Mission in Atak pame, um dort eine Missionsftation zu errichten. Ich unterstützte dies Unternehmen soweit ich konnte, weil ich annahm, daß die Mission als Kulturträger Hand in Hand mit der Regierung arbeiten würde. Manchen Wünschen der Missionare konnte ich aber als Beamter nicht Folge geben. So verlangten sie z. B. von mir, daß ich auf die Eingeborenen einen Zwang ausüben sollte, damit diese Schüler stellten, oder daß ick die F e t i s ch e der Eingeborenen zerstören ließe, oder daß ich ihnen nicht genehme, aber relativ brauchbare Häuptlinge absetzle. Trotzdem habe ich stets tn guteni Einvernehmen dienstlich und außerdienstlich mit der Mission zu leben gesucht. . Oft haben die Missionare an me-'nem Tisch gesessen, auch manche Flasche mit m»r «leert, Kommerslieder «sän ge» M. Sie aoihme» Dekölusteile» vo» mir t» Anspruch,
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