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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190701204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-20
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Bezi»qS.Prer- fir Leipzig »»d «oiorlr. Io der Haudd» Erpeditto» oder bereu «»»«adrsirlltn »p. -»hott »onalttch: «»»gab» /I l» «al t-gltw- 70 Pf, »udgade tt l8 »al tünltch- 80 Pf, bei Zukiellu»g tos La»S A»-«ad< L 80 Pf, Vlu-aob« v 1 P<ar«. Durch aal«» aus. würltg,» Ausgabe»»!!»» and durch die PoK bezogen ll mal lSglichitaaerdalb Deultchlands monatlich 1 Maik, für O»Ü»rr»ich-Ungar» üL 4Ll» viekteljSdrllch^ dl» übrig», Läade» loai Hsikunaevretslisl«. Ttrfe Pommer loüer am - se alleo BadadSteo »ad bet III TWr a beo Ietlonas-Berkaosern ArsaMan «uv Er»edUt«»r Iohaooisgasf, 8b Telephon «r. lüSi «r. «A -k. N7L. verltaer Hie»attia»s-Vurra«r Berit» b>1V. 7, Prin^ Louis Ferdtaaod« Srrase 1. Trlrpdoo l. Nr. UL78 Morgen-AudFabe 8. MMtrIllMM Handelszeitung. Ämtsvlatt -es Rates und -es Rotizeiamteo -er Lla-t Leipzig. An^eiqenaPreis »i« ggespallrne P«tUz»tte für Geschiss« taserote aos Leipzig und Umgebung W Pf., tzamiltro-, Wohoungs-». tzlellea-Aazetgeo. sowie Aa- «d PerUof« 20 Pf, -uauzielle «»zetgr, »0 Vk, fiir Iolerak« von aasivärts SO Pf. Reklame» ?ü Pf, aaswLris l Mark. Beilage« arbübr 4 Mart w Laasen» »xkl. Postgrdütir. »e!chLfr«a»zetqen ao beoorzogler Stelle im Pletfe erdSht Rabatt nach Larii. Air Ialerate vom Ausland» besonderer Tarif. Uaz«tge».Aaoadmr. Angttftnsplakr 8. bet lsmtlicbea Htliale» ». aller»Annoncen- Lxpedtttoar» „d Auslandes. ür das Erichelnrn a» denimmtra Lage« o. illly« onr» lrüre GaraotU tberoommen. -a»pt»-tlt«lr verltnr TarlDn ««k» r, H»rzgi.BayrUdosbuchh«»blg, Lüdowiirabr 10 <T»ltvho» VI. Pr. 4803). RNial-ik»edttian Dresd,« Marieniir Nr. 20. Sonnta^ 20. Januar 1007. 101. IMgang. MKIer, geüenket kurer Pflicht am rr. Januar! Aädll nur nalisnal! var lvicdtigrke vsm cagr. * König Friedrich August hielt gestern bei einem Festabend der beiden Dresdener Schützengesellschasten eine Ansprache. (S. Letzte Dtp.) * Am gestrigen Abend kielt der Reichskanzler Fürst Bülow im kolonialpolimchen Aktionskomitee eine Rede Aber die NeichStagSauslösuag uuo dl« kommeudea Wahlen. (S. Artikel.) * Gestern fand die Trauerfeier für die verstorkeoe Königin Marie von Hannover in Gmunden statt. (S. DtschS. R.) * Die .Kölnische Zeitung* veröffentlicht 800 Namen angesehener Katholiken, die bisher den gegen die Polnit des Zentrums gerichteten Auirus rheinischer Katholiken vom 10. Januar unlerschriebea habe«. * Nach einer Meldung des Korrespondenten der New Aorker »Associated Preß* aus KingSion vom 17. d. M iit der deatichePostdampfer »PrinzEitelFrievrich* der Hamburg-Amerika-Lioie, mit dem eine giöß re Anzahl von Ameritauern die In'el verlassen wollte, in der Nacht vom 18. gut deo 17. v. M. in der Nähe des Wracks der »Prinzessin Biltoria Luise* ebenfalls aus Grund geraten. * Die Krönung des Schahs bat gestern staltgesundeu. ES wird eia Mi nist er wechsel erwartet. * Zum englischen UoterrichtSminister ist Mac ¬ ken na ernannt. (S. Ausland.) Line lvadlrear Ser -ürrten Stils«. Telegraphischer Bericht. Bei dem gestern im Palastbotel vom kolonialpolitischen Aktionskomitee veranstalteten, von zahlreichen Vertretern der Wissenschaft, Literatur und Technik auS ganz Deutsch land besuchten Esten hielt der Vorsitzende des Komitees Professor Schmoller eine Ansprache, in der er folgendes aussührte: Die in dem koloninlpolitischen Komitee vereinigten Führer der literalen Berufe wollen in einem groben Moment unserer vaterländischen Geschichte ihre Stimme in die Wag schale werfen. DaS Komitee wolle die organisierten Par teien und die hinter ihnen stehenden sozialen Klanen und die materiellen Interessen nicht verdrängen, wohl oder be einflussen. Hinter dem Komitee stehe die Masse der literalen Berufe, die gegen zwei Millionen Wähler umfassen. Tie führenden Kräfte des geistigen Lebens suchen auch die Art der materiellen Interessenbetätigung zu beeinflussen, aul klärend zu wirken und die Geister von den kleinen zu großen Gesichtspunkte« hinzusühren. Der Redner erinnert daran, daß die Universitätslehrer dank der Freiheit der Wissen schaften und dank der politischen Unabhängigkeit, welche ihnen die aufgeklärten deutschen Regierungen seit hundert Fahren stetS einräumtcn, schon ost in die groben öffentlichen Kämpfe eingegriffen haben, so beim Zedlitzschen Schulgesetzentwurf und bei der Frage der Flottenvermehrung. Das Komitee wolle mit allen Gesinnungsgenossen ouS den literalen Be rufen für die Erhaltung unserer Kolonien, der Macht und der Ehre Deutschlands eintreten und helfen, eine Reichs- tagSmorität zu schaffen, welche uit dem Reichskanzler und den Bundesregierungen für dies« Ziele «intritt. Es wolle der Nation Heine sagen, sie solle das Vaterland über die Partei stellen und nicht kleinlich und philisterhaft die Fragen der Macht, der Ehre und der auswärtigen Politik behandeln. Deutschland stehe auch beute noch unter dem Einflüsse seiner Denker und Dichter, seiner Schriftsteller, Gelehrten und Künstler. Der Redner begrüßte dann den Reichskanzler, der durch sein Erscheinen gezeigt hab«, daß er die geistigen Kräfte neben den materiellen richtig einschätze. Man habe unter der berauschenden Einwirkung deß neuen Reichtums und der neuen Macht Deutschland» seit 1870 wohl Liter diese Geisteskräfte unterschätzt und nur zu ost dal Dort deS Dichters vergessen: «ES ist der Geist, der sich den Körper baut* Lr bat alSdau» den Reichskanzler, daS Dort zu er greife». Die Rede BülovS. »Meine HerrenI Ter Anregmrg, unter Ihnen za er scheinen. bin ich gern und dankbar gefolgt. Ich befinde mich hier unter Vertretern der Wissenschaft, der schönen Künste, in einem Krrile hoher Bildung und hohen Streben-. Sie alle kennen da? Goethesche Wort: «Da» ist deine Pflicht- Die Fordern», des Lir-eS*. Sie, die geistigen Führer der Nation, haben e- al- eine Forderung de« Tage- erkannt, aufklärend mitzuwirken an dem politischen Geschick der Nation, und Sie wollen hören, wa- einer der obersten Beamten de- Reich- am Vorabend de« Tage- noch zu sagen bat, der über die künftige Zusammen, setzung bet deutschen Parlamente- entscheideu soll. Ter Streit zwischen den verbündeten Negierungen und der Mehrheit vom Zentrum und Sozialdemokraten im Reichs tage ist ausgebrvchen bei einer Frage, bei der e» sich um die Beendigung deS Krieges in Südwestakrika, überhaupt um da« Masi von Einsicht und Energie bei unseren kolonisato-' riichen Bestrebungen handelte. Ich bi» froh, sage» ,» können, dasi au der Spitze der K»lonialabteil»u» Eine UMsirrgewShulich tüchtige und ,m- sichtig« Kraft tätig Ist. E» ist Herrn Derndur, m kurzer Zeit gelungen, das erschütterte Vertrauen in die Ver waltung unserer Kolonien neu zu beleben. Ich hege die Zuversicht, daß mit zähem Fleiß aus unseren Kolonien ein Besitz zu wachen ist, der die dafür gebrachten Spser reichlich lohnen, für unseren Wohlstand und für die Erhaltung unserer Volkskräfte von großem Nutzen sein wird, und den keiner unserer Söhne und Enkel mehr missen möchte. Tie Kolonien lind nicht nur ein Prüfstein für unsere nationale Tatkraft, sie können auch ein Bindemittel sein für uniere in ein Dutzend Fraktionen ge spaltene politische Betätigung im Innern. Zu ihrer Entwickelung ist die Paarung konservativen Geistes mit liberalem Geiste erforderlich, und es ist hoffentlich nicht zu ovrim stiich, wenn ich es als einen gewissen Wendepunkt in unserem Partei leben betrach:«, daß am 18. Dezember i-" Reichstage '"n- seroalioe und liberale Parteien mit den Verbündeten Re gierungen zn'gmmengingen. Ich möchte, daß diese Verstän digung vorbildlich wirkte für die Behandlung anderer großer nationaler Fragen und daß so von dem . <rsee. en Ben«» »in günstiger Einfluß ausginge zur nq b-r Parteigegensätze namentlich gegenüber dem Auslande. In Aufrufen und Artikeln der Zenrrumsparlei be^ßt es fetzt, ich hätte nach einem Vorwande für die Auslösung gesucht. Das Zentrum hätte so gut wie alles bewilligt, die Aufföiling sei unnötig gewesen. Nun, meine Herren, hat das Zentrum nicht schon im Früljahr 1V06 — ich ich: ganz ob von der Verweigerung des Ncichskolonialamtes — die Forderung des Bahnbaues im Kriegsgebiece zu Falle ge bracht? Hat nicht dieser Beschluß dem Reiche viele Millio- i nen gekostet? Denn die hohen Kricgskosten sind zu mehr als einem Drittel durch die außerordentliche Schwierigkeit des Transportes verursacht worden. Hat nicht daL Z^u- ! trum vor iünf Wochen gemeinsam mit der Toz-rldeinokratie! oi« Regierung zwingen wollen, die Truppenstärke auf dem Ke.egö chaap'atz. oor aöl'igcr Einsiel'uug der »"^rrationcr von einem bestimmten Termine ad aus hc.un r zu setzen? In der Frage, wieviel Truppen zur Nieder werfung deS Ausstandes und zur Pazifizierung der Kolonien nötig wären, konnte ich mich nur nach dem Urteil der Trup- pensührer und des Generalstabes richten. Gegenüber dem klaren und bestimmten Verlangen der sachkundigen und verantwortlichen Stellen gab es für die verbündeten Regierungen kein Schwanken und keine Zweifel. Blieb die Mehrheit auf ihrem Standpunkt stehen, so mußten wir an daS Volk appellieren. Man Kat vielfach den Standpunkt der Mehrheit damit motivieren wollen, haß dann --er Reichs tag der Truppenleitung und den verbünden Regierungen die Verantwortlichkeit mir tragen Helse und daß er, wenn nötig, die Trupoenzahl wieder herauffetzen könne. Ja, meine Herren, das heißt Hofkriegsrat spielen. Einen solchen Eingriff in die Krieqsleitung einer solchen Ermuriaung aller feindlichen Elemente d-r Welt dursten und konnten die verbündeten Regierungen sich nicht unterwerfen. Man hat mir auch dos in der Hitze der Debatte ge sprochene Wort vorgeworfrn, ^aß nicht die Parteien, sondern di« Regierung die Verantwortung trüge für die Sicherheit und dns An'eh.'n des Landes. Meine Herren! Ich halte dieses Wort bei ruhigem Blut voll ständig aufrecht. Leranlwortlichke't ist zunächst eine kochst persönliche Sache. Mögen sich nun auch Parteien tür ihr Verhalten moralisch verantwortlich füllen — und je mehr, desto besser — io >st doch die Negierung keine Partei: ihre Verantwortlichkeit reicht viel weiter. Sie hat, insbesondere nach außen, alle Parte-en zu >-:rtre,en und sie trägt allein die moralische und politische Verantwortlichkeit in großen nationalen Fragen. DaS ist auch so in rein parlamentarisch regier:«» Ländern. Wenn da die Mehrheit der Negierung die Verantwortung für Mehrheits beschluss« nicht tragen will, io löst sie dos Parlament auf oder sie tritt ab. In dem Ansprüche der ZentrumSpartel, den verbündeten Regierungen, ebenso wie die Kricgsleitung einen Teil der Verantwortlichkeit aözunehmen, sehe ich einen weder in der Verfassung, noch in dem tatsächlichen Schwanken der MedrheitSbildung im Reichstage begründeten AuSffutz deS Machtgessihls einer Fraktion. Was würden Sie, meine Herren, von einem Reichskanzler sagen, der, w.nn e? schief geht, »der eine Katastrophe cintritt, Deckung suchen will hinter den Parteien. In der Regel sind di« Parteien um gekehrt geneigt, nach kritischen Entscheidungen di« Verant wortlichkeit von sich ab und die Schuld auf die Negierung -n wälzen. Ich erinnere an die Aufhebung de» 8 2 des Jesuitengesetzcs, wo Parteien, die vorher für die Aufhebung ein^etrelen wa-en, dintk'-her die R fr-«!- Serien, -sehnliches hat sich nach der NsschS'inanzresorm er eignet. Ich <.-Ioube, daß da- deutsche Volk eine solche Ver schiebung der Verantwortlichkeit zugunsten der Parteien nicht gewohnt ist und nicht will. Nun wetteifern Zentrumsstimmen und Sozialdemokratie in der Behauptung, da- Budgetrecht deS Reichstage- sei ver letzt, volk-rechte feie» in Gefahr. Ich kann auch darin nur eine Ausrede für den Mehrheits beschluß vom 13. Dezember, eine Irreführung der Wähler über die Gründe der Reich-tag-auf- lösung sehen. Tie Lpvvsition sucht daS tsiom« praban- ckum von einem unbequemen nationalen auf ein von ihr willkürlich konstruierte-, konstitutionelles Gebiet dinnberzuspielen. Tie verbündeten Negie rungen denken nicht daran, die in der Ver fassung gewährleisteten Rechte und Befug nisse de» Reich-tage- Irgendwie ein,«- schränke» oderzu verletzen. Sie wahre» sich aber das ihnen zustehende Recht, bei Differenzen mit dem Reichstage an das Volk zu appellieren. Die verbündeten Negierungen ^vollen weder ein absolutes, noch ein Parterregiment. Sie treten ein für den verfassungsmäßigen Staat und ^ür ver- wssungsmäßiges Recht. Sie wollen keinen Kampf gegen unsere katholischen Landsleute und dieta- tkolische Religion, sondern religiösen Frieden, religiöse Dul dung und volle religiöse Gleichberechtigung, volle Ge wi s s e n s s r e > b e i t, zu der ich mich immer bekannt habe, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Pra?'-. Sie wollen nicht den ioziaiistiiRen Zwangs- und Zuchthaus staat, keine Gefährdung unseres Friedens und unserer Stellung in der Welt, ionvern Schup und Schirm 'ür Kaiser und Reich nach außen und stetigen Fortschritt oller tüchtigen nationalen Kräfte im Innern. Meine Herren, es bandelte sich gar nicht um da» Budget recht des Reichstages, es handelte sich um kein anderes VolkSrecbt, olS um das. vertreten zu sein durch eine Mehr heit, die den verbündeten Regierungen das deutsche Ansehen wahren hilft und brave deutsche Soldaten nicht vor dem Feinde im Stiche läßt. Eine Macht frage hat nicht die Regierung oufgerollt, sondern das Zentrum im Reichstage mit Hilfe der Sozialdemokratie. Endlich heißt es, es gelte, das persönliche Regiment zu bekämpfen und der Geiahr des Absolutismus vorzu beugen. Meine Herren, eine solche Gefahr besteht nicht und kann nach der bundesstaatlichen Verfassung des Reiches auch gar nicht bestehen. Unser Kaiser denkt nicht daran. Rechte in Anspruch zu nehmen, die ihni nach der Relchsoeriakiung nicht zu kommen. Auch bei der Auslösung des Reichstages hat er nichts anderes getan, als daß er den Rat des Reichskanzlers und den Vorschlag des Bundesrates gutgeheißen dot, von einem verfassungsmäßigen Rechte Gebrauch zu machen. Wir leben nicht mehr in der Zeit des Großen Kurfürsten und RS Großen Königs, dt» von ihrem Kabinette auS die Mon archie re-ne^"-. Fürst BiSncarck hat es einmal für emen All n'..orlgi.ec Feigheit crklä-'k, wenn ,,n'Minister sein« Verantwortlichkeit decken wollte mit der Geraütwortlichkelt des Königs. Seit dem ersten Tage meiner AmtSt-ütiqknt haben mrr diese Worte vor der Seele gestanden. Tie Aufrechterpatturg der vollen Verantwortlichkeit and damit die Autoriräi d.s Reichskanzlers und in Preußen der Minister, die zwar Organe der Krone sind, aber darum doch io befugt wie ver pflichtet zu eigener Initiatioe, liegt im Interesse der Krone ebenso wie im Interesse des Lande?. WoS zur Auflösung dc- Ncichstages geführt hat, h:t nicht? mit per-önlichem Regi ment, nichts mit Absolutismus zu tun: nein, meine Herren, cs ist vielmehr wieder einmal ein Kampf gegen den schlimmen Fraktions- und Part ixeist, der Deutschland in der Vergangenheit schon so schwere Wunden geschlagen hat, Sonderaeist der Stämme, an dem Oitonen, Salier und Stani-er zugrunde piniea, konfessioneller Sondergeist, der Deutschland durch den Dreißigjährigen Krieg schleisse und es politisch und wirischasslick um Jahrhunderte zurückworf, parti kular! st ischer Sondergeist, der vor hunber! Jahren dotz alle Reich ganz aus den Fugen trieb. Von diesem Geist in allen seinen Abarten ist noch ein böser Rest geblieben. Wir oss bekomme ich zu hören, wenn dir Re gierung nicht dies und das tut, so machen wir nicht mehr mit. Einerseits beißt es immer, die Regierung soll führen, anderseits will sich keiner führen lanen. Prin iv geh! in Deutschland zu oss vor Gemeinsinn, Doktrin vor Erkenntnis des vrakti'ch Möglichen. Ich bade das wieder erfahren be ! der Ausnahme meiner Antwort an den General v. L eoert Je mehr ein Blatt einge^chworcn ist au? irgend eine b- stimmte Parteidpktri«, um so krili'cher war «S. Je wenige: ein Blatt von Fraktionsinteretzen obbänit, um so un- brsang.-ner war lein Urteil. Von r-chtS wurdc mir «ni- geaeng.'halten, daß der Brief das 'rüber von ru r selbst o t gebrauchte Wort von Heimatpslit'k nicht enthält. Für die Heimatpolitik, namentlich soweit sie deutsche Landwirffchnt betrittst, glaub« ich einiges getan zu haben, und ich diu stolz: aber Heimatpolitik und Kosoniolvolitik sind ke ne Geaeniätze. Tie Kolonien entwickeln, hr.ßt auch Heimat politik treiben, da Heimar und Mutterland ein und das selbe sind. Von liberaler Seite wurden Zulagen vermißt, d'e man von mir namentlich in bezug aus Verwüstung und Schule erwartete. Nun bin ich zwar — und nicht erst teil gestern oder vorgestern — der Ansicht, daß die Vorbildung unstier Beamten und die Struktur unseres Beamtenorga- nismus verbesserungssähig sind und daß wir in der geistigen und materiellen Vrriorounq der Schule und der Lehrer weiter forlichreiten muffen, aber gas g«bt zumeist die Landesgesetzgebung an, wo manches unter denselben Par teien streitig und trennend ist, deren P'lickst r- mir zu in« scheint, im Reich« vereint zu schlagen. Am Vorabenv «ner Schlackt paßt kein Streit unter Bundesgenossen. '4)a»,ecdc gilt auch von einem neuen politischen Programm, da» man von mir verlangt hat. Programm« sind ZukunMmank Zur Musik gehören Musikanten Nun leben Sie sich. mr,nc Herren, da- Lrchester im Ncich-tape an! Wie viele Toa- orten da durcheinander klinaen! Möse» die Mind rbei:»- parteien vom 13. Dezember jetzt zeigen, wo- sie vermög n, nicht nur an Zahl in der Kapelle, sondern auch im Fühlen für Rhythmu- und Harmonie. Nächste» Ziel ist eine Mehrheit v»u K«ns»rv»tiveu »uh Llher«1e« zu schaffen und dem Zentrum dir Möglichkeit zu nehmen, a» der Seite der grundsätzlich auf Dissonanzen bedachten 40» zialdemokratie zum Schaden deS deutschen Vaterlandes Machtpolitik zu treiben gegen die verbündeten Regie: u gen und gegen alle anderen Parteien. E l n Reichs lag, dessen Mehrheit in nationalen Fragen nicht versagt, das ist die Forderung des TageS. Wer dieser Ueberzeugung ist, der folge ldr nach und ivarte nicht aus Anerkennung und Versprechungen 'ür die Zukunft, son-dern sei Manns genug, sich selber Geltung zu verschaffen. Das Zentrum ist auch zur Zeil seiner aus schlaggebenden Stellung im Reichstage geblieben, wa- e- immer war: eine unberechenbare Partei. Es vertritt aristokrati'che u ld demokratisch«, reaktionäre und liberale, ultramontane und nationale Forderungen: nur eine politische Richtung iss nicht vertreten, die sozialistische. Um so auffälliger ist es daß das Zentrum bei den Wahlen der religions- und staatsfeindlichen Partei, der Sozialdemo kratie, Vorschub leistet Wie patriotische Katholiken darüber denken, beweist der Düsseldorfer Nu'ruf. Die deutsche Politik darf nicht zum Spiel d r Interessen einer Fraktion gemacht werden, hie von ihren reliqiö'en und kon fessionellen Standpunkt aus die Sozialdemokratie bekämpfen müßte, ihr aber gleichwohl aus taktischen Gründen »u Ein fluß in Lebensfragen der Nation verhilft. Die sozialdemokratische Bartel hat positiv nichts geleistet, selbst die großen sozialpolitischen Neichsgssetze sind ohne ihre Zustimmung zustande gekommen. Wo sich in ihren Reihen Neigung zur Mitarbeit an positiven Reformen zeig', iuchr sie der DespaliSmus, der revolutionäre Uebermut der Führer zu ersticken. Wie lange wird diese Knechtschaft von Millio nen deutscher Arbeiter noch dauern? ES ist «iu roßeS Glück, wenn endlich dieser Dann sich lockert, wenn die ».eut'chen Arbeiter mehr und mehr einschen, daß die Sozial demokratie die Interessen der Arbeit schlecht vertritt, weil sie selbst keine positive Arbeit leisset. Denn namentlich diearoße Zahl der Mitläufer sich klar macht, daß der gegenwärtige Zustand der L'rdnuna, deS gesetz- und ver- f.-ssongsmäßiqen Vorgehens L-ß wach'-ndeu Wohlstandes und der Fürsorge für die Armen und Bedrängten ieven-all» besser ist, als her rohe Zwang, ohne den die Verwirklichung und der Bestand kommunisiricber Zukun'tsutopien überhaupt nicht denkbar ist. Die Bestrebungen sür BolkLwohIsahrr er achte ich als staatliche Pflicht. Tic Sozialresorm wird hoffentlich trotz der nichts als Verh-hnna schaffenden Gegnerschaft der wzialdemolrassscben Partei nicht stillstehen. Meine Herren! Sie werden nicht ohne Anreiz zum Nach denken beobachtet heben, welche Hoffnungen der Deutschland übelgesinnte Teil der ausländischen Presse aus dem deutschen Wablkamp'e ichöp'k. Der deutsche Kaiser und die verbündeten Regierungen sollen in Lie>n Wahlen einen Denkzettel erhalten: c lle anten Wüiffche teg.'eiten die Sozialdemokratie und das Zentrum iu den Daksikeinot. Er ist, als ob mau den Rückfall des Volkes der Denker und Dich:er in die früheren Zeiten voliiiicher Zerrissenheit und Lhnmachl für mögl-ch hielt. Jedenfalls bericht die Ueber zeugung,daß jeder Sieg der Opposition oom 18. Dezember die Enffglt"»q der not.analen Kräne de? deurichen Boltes, deutschen Untcruehmunajssnues und oeur'chen Geisse? kom men und hindern werde. Solch« Stimmen kling'» auS Ländern und Völk-rn zu uuS herüber, die selbst bewun derungswürdige Beispiele von stoffchern Gleichmut und heroi- schem Spsermut im Turchhalten großer Kolonialkriege ae- geb«n haben. Es ist auch k'g'-. daß in per Tat die vsm Ä is- lande erhoffte Entscheidung der deunchen Wähler zugunsten dir internationalen Lcizialdemolroti- and des FraknoaS- egoiSmus deS Zentrums eine Schädigung des Ansehen- und eine Gefährdung des Frieden ¬ des deutschen Volkes bedeuten würde. Und nun, meine Herren, will ich Ihnen auch ssgen, warum es mir ein« besondere Freude war, Ihrer Einladung zu folgen. Gerao« Sir, die Vertreter von Älssrnichass und Kunst. Lenker und Forscher, Dichter und Bildner, sind am besten berufen, im Dienste der politischen Forderung des TageS dem alten deutschen Schicksal deS Parteigeffres und Fraktion-Haders entgegenzuwirken »no den Glauben zer stören zu Helsen, daß nur wieder bloß ein Volk von Denkern und Dichtern und Träumern wären und nicht auch eine große, friedlich strebende, in schweren Zeiten einige und laplere Nation bleiben könnten. Mögen io wie nur, meine Herren, olle naiionalen Elemente von r-r tonseroativc« Richtung bis zur fortschrittlichen Linken ohne Ansehen der Religion bei den Wahlen ihr« S'andesintercsscn zurücksiellcn hinrer dze nationale Pflicht und Schul digkeit. .« - Tie Rede de» Reichskanzler- fand ungeteilte Zu stimmung. Fürst Bülow wurre von häufigem Beifall unterbrochen, der nawenllich am Schlüsse sehr stark »ar. Vie UadWM ä.'s srr«. Von seiner» Feinde toll der kluge Mann die Kniffe und Pfiffe lernen, sie unschädlich machen oder, wenn es nützlich ist, ihm ui»t dreien heimzadlcn. aor»»ir» «»»»»»rv «t «temU Aus eiuen Schelm andcndalbeu! Ta- Zentrum bat seine Wähler >ut i« Kommando: der »Glaube" tut Wunder, und wenn der Mann ncb no« sträubt, den Zentrumszeitel >n dir Urne zu Wersen, weil sich in ,b» d,e Liebe zum Vater land und das Gewissen regt, io wirb der Fra« ost die Hölle aenSaeud heiß gemacht, daß sie wirklich glaubt, ibr Mann begehe eine Todsünde, wenn er tür den nationalen Kandi dat««, statt siir den internationateu schwarzen Her - Kimme, uud m» de- liebe» Frieden- willen läuft der Man», mit offenen Angen »n die Garn« des Zentrum». Ta- ist »ich« zu bestreite«.
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